Wie bunt ist Coswig wirklich?

Ein Spaziergang mit Carl Sigismund Romer durch die Große Kreisstadt Coswig (1. Teil)

 

Büste Romers. Einst auf dem Gelände seiner
Gärtnerei, jetzt in den Grünanlagen vor
der Karrasburg, dem Stadtmuseum Coswigs
Foto: I. Rau

Unlängst, als ich aus dem Rathaus kam, beschäftigt mit den aktuellen Problemen um Coswig, führten mich meine Schritte an der Grünanlage vor der Karrasburg vorbei. Dort stieß ich auf die Stele mit der Büste von Carl Romer. Er winkte und stieg von der Stele. Was wird das nun, dachte ich. Darauf begann er mir zu erzählen, wer er war und was er für Coswig geleistet hat. Also machten wir uns gemeinsam auf die Suche, seine Spuren zu finden bzw wie sein Erbe in Coswig geachtet wird. Zunächst zog er mich in die Dauerausstellung des Museums Karrasburg und verwies auf die Gedanken von Petra Hamann in ihrem Buch- Coswig hat Geschichte/1/. Daraus erfuhr ich, dass Carl Romer von 1872-1949 lebte. Er war ein Gartenunternehmer der ersten Stunde und Stadtverordneter von 1902-1932 sowie erster Ehrenbürger der Stadt (1932). Er hatte seine Gärtnerei in der heutigen Romerstraße. Dort spendete er auch die noch heute die Straße säumenden prächtigen Linden. Er legte den Grundstein für die Produktion von Moorbeetkulturen, errichtete Gewächshäuser incl. eines speziellen Pflanzenüberwinterungshauses in “seiner” Straße. Die Produktion von Azaleen, Kamelien Eriken gingen seitdem auf die Reise in die kleine und große Welt und machten Coswig bekannt. Dazu erwähnte ich ihm, dass z.B. die heutigen Gartenbaubetriebe Risse und Türke an der Dresdner Straße und Rudolph an der Grenzstraße sein Erbe als Groß- bzw. Einzelhändler wirtschaftlich fortführen. Daneben hat Coswig mit seinen Ortsteilen diverse weitere kleinere Gartenbaubetriebe und Verkaufsstätten für Gemüse, Pflanzen und Blumen. Coswig sollte damit einen guten Namen als grüner Standort haben. Ob das jedoch stimmt, das wollten wir beide nun wissen und ich spazierte mit wachen Augen von Kötitz bis in den Spitzgrund und auch durch die Ortsteile Sörnewitz, Brockwitz und Neusörnewitz, immer Herrn Romer im Nacken.Ich erläuterte ihm dabei, dass der Bauhof der Stadt heute sehr bemüht ist, mit jahreszeitlich abgestimmten Bepflanzungen der Stadt ein buntes Aussehen zu geben und zu den Festen um Ostern und Weihnachten das Auge zu erfreuen, ob z.B.um den Wettinplatz, dem Kreisverkehr oder am Bahnhof. Übrigens war auf dem Vorplatz des Bahnhofes mal ein Gemüsegarten, meinte spontan Herr Romer dazu/1/. Viel Engagement investiert man heute auch in die strassenbegleitenden Bepflanzungen in der Industriestraße, der Dresdner- oder der Hauptstraße. Soweit so gut, sagte er, aber wie stehen die Bürger der Stadt heute zu ihrem grünen Erbe? Überrascht war er schon, dass die Coswiger Bürger sich in 18 Kleingartensparten organisiert haben und somit ihrer Freizeit eine sinnvolle Beschäftigung geben und ihren grünen Daumen ausleben können. Dabei berichtete ich ihm über die z.T. harten Auseinandersetzungen um den neuen Flächennutzungsplan und der Absicht, dazu ggf. Garten- in Bauland zu wandeln. Hut ab vor den Bürgern, die dazu ihre Stimme erhoben und diese Absicht, egal wem der Boden gehörte, verhinderten, stimmte er mir zu. Sein spontanes Motto: “Coswiger, gärtnert dort weiter wie bisher und sichert Coswig auch im Zentrum weiter die grüne Luft und die Bindung von CO2!” Wie kam er aber jetzt auf CO2? Naja, ich flüsterte ihm zuvor Neuigkeiten aus der Jetztzeit zu, wie z.B., dass da noch die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens auch über Coswig und das mit einem Superschnellzug durch die Bundesregierung umgesetzte Klimaschutzgesetz vor uns stehen. Ah, meinte er, ähnliches gab es zu meiner Zeit auch schon im Stadtrat. “Ich begreife”, sagte er, “nun geht auch den letzten Politikern ein Licht auf, aber wir sind in Coswig, hat man hier dieses Zeichen noch rechtzeitig verstanden?” “Ja”, rief ich ihm sehr laut zu, “2020 hat der Rat einen Beschluß zur Erarbeitung eines “Integrierten Klimaschutzkonzeptes” gefasst und mit finanzieller Förderung die Stelle eines Klimabeauftragten eingerichet”. Diesen Gedanken nahm ich ohnehin aus dem Rathaus bzw. dem Stadtrat mit, als ich zur Büste von Herrn Romer ging. Vom Umweg über den Klimabezug lenkte ich seine Schritte zunächst weiter in den Interkulturellen Garten Coswig e.V. in der Jaspisstr., wo Stadträtin Cornelia Obst die Harke schwingt. Als Geschenk an die Stadt hat sie dazu 3 Pflanzen-/Blumenbänke hinter der Mauer des neuen Festplatzes gestaltet. “Donnerwetter, man ist also auch heute bemüht, ausserhalb der Hauptwege, Farbe in die Stadt zu bringen”. Dabei staunte er dort auf der Wiese auch über die neu gepflanzten Bäume und das Schild mit den dazu gehörenden Erläuterungen. Ich verwies ihn dabei auf eine Aktion des Stadtrates, auf Initiative der Fraktionen BnC (Bündnis für ein nachhaltiges Coswig) und der damaligen CDU- Fraktion, zunächst 150 Begrüßungsbäume für ehrenvolle Bürger und Neugeboren an verschiedenen Standorten der Stadt zu pflanzen. “Kann man sich mit eigenem Geld auch an der Finanzierung beteiligen?” wollte er wissen. “Natürlich, das ist sogar gewollt und kostet 50 €/Baum ohne Namensschild”. Leider war es ihm aber nicht vergönnt, Euros bei sich zu haben, sonst hätte er sich neben seinen Linden auf der Romerstraße auch hier beteiligt.

Carl Sigismund Romer

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1 Coswig hat Geschichte von Petra Hamann
Wissenswertes und Amüsantes aus dem Stadtarchiv
NOTschriften Verlag

Herausgegeben von der Großen Kreisstadt Coswig
1. Auflage 2012 ISBN 978-3-940200-82-2

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