Ergänzung zum Artikel „Beetziegel“ in V&R 08/23, S. 12-14

Nach Erscheinen des Artikels über ein Detail einer gartengestalterischen Modeerscheinung des 19. Jh. kamen zwei unabhängige Meldungen von ähnlichen Funden von Beetziegeln in Niederlößnitz herein. Über dieses Echo freut sich der Verfasser des Artikels natürlich – das Thema hat also die Leser interessiert. Weil sich durch diese Informationen (die erste erhielt ich als Anruf, die zweite in knapper Briefform) die gestalterische Vielfalt der Beetziegel dokumentieren lässt und weil sich dadurch auch neue Erkenntnisse ergeben, habe ich mich zu der Ergänzung entschlossen.

Foto: D. Lohse

Die erste Info zu einem weiteren Beetziegel erhielt ich von Herrn Karlfried Müller zur Borstraße 7, der da einen Teil des Gartens bewirtschaftet. Der hier schon vor Jahren gefundene Beetziegel mit verschlungenem Astwerk ist leicht beschädigt und wird an der Wand eines Nebengebäudes präsentiert. Das Vorhandensein eines früheren Rundbeetes mit Beetziegeln im großen Grundstück der Villa aus dem 19. Jh. kann angenommen werden, ist aber z.Z. nicht nachweisbar.

Foto: D. Lohse

Die zweite Meldung von Funden mehrerer, leicht beschädigter Beetziegel im Grundstück Käthe-Kollwitz-Str. 26 stammt von Familie Richter. Hier können wir zwei verschiedene Gestaltungen von Beetziegeln, solche mit hellgrauem Ton und durchbrochenem Kopfteil (Schlingenornament) und solche aus rötlichem Ton mit an Jugendstil erinnerndem Kopfteil erkennen. Interessant ist, dass einer der zuletzt genannten eine Prägemarke hat, die mit Eduard Lehmann eine Kötzschenbrodaer Herstellerfirma ausweist. Die Beetziegel dürften hier aber nur ein Nebensegment der Produktion gewesen sein. Die baulichen Reste des Betriebes in der Neuen Straße wurden nach der Wende entfernt. Heute stehen neue Wohnhäuser auf dem Gelände. Dass in der Käthe-Kollwitz-Str. 26 im Grundstück des von August Große um 1880 errichteten Landhauses ein mit Beetziegeln gestaltetes Prachtbeet vorhanden war, bezeugen kleinere Bruchstücke (Schlingenornament) im Erdreich des Vorgartens.

Foto: D. Lohse

Foto: D. Lohse

Durch die ergänzenden Funde von Beetziegeln können wir ein paar Schlussfolgerungen herausarbeiten:

  • 1.      Nachweise an drei Standorten in Niederlößnitz sagen uns, dass es solche Prachtbeete im 19. Jh. doch öfter gab, als beim Erstfund (palmettenartiges Kopfteil) zu vermuten war.
  • 2.      Es fällt auf, dass für den ähnlich strukturierten und etwa zur gleichen Zeit wie Niederlößnitz entstandenen Ortsteil Oberlößnitz z.Z. keine Nachweise vorliegen. Mit dem Nachweis von Beetziegeln in Oberlößnitz kann aber noch gerechnet werden.
  • 3.      Durch die Tatsache, dass Eduard Lehmann, Neue Straße 17, Kötzschenbroda, neben Blumentöpfen und Ofenkacheln auch Beetziegel hergestellt hatte, ist anzunehmen, dass diese auf kurzem Weg in Kötzschenbroda und Niederlößnitz verbreitet wurden – der Weg nach Oberlößnitz war da schon weiter.
  • 4.      Schäden an fast allen Fundstücken legen die Annahme nahe, dass sich die Mode Beete mit Beetziegeln anzulegen nicht lange gehalten hat – zerbrechliches Material und filigrane Formen aus gebranntem Ton sowie Frostschäden, wenn die Beetziegel vorm Winter nicht ausgegraben wurden, wie einzelne Hersteller angaben, unterstreichen die Annahme einer kurzen Modeerscheinung.

Ich danke allen Personen, die durch ihre Hinweise zum Zustandekommen dieser Ergänzung zum Thema Beetziegel beigetragen haben und hoffe, dass die jeweiligen Fundstücke weiterhin aufbewahrt werden können.

Dietrich Lohse

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