Eine Radebeuler Straße feierte 1. Geburtstag – der Werner-Wittig-Weg

Am 13. Dezember 2022 berichtete unsere Tageszeitung, dass die Stadtverwaltung Radebeul, vertreten durch den OB Bert Wendsche, den öffentlichen Weg Nr. 31 jetzt mit dem Straßenschild „Werner-Wittig-Weg“ versehen hatte. Man beabsichtigte damit, den bekannten Radebeuler Maler und Grafiker Werner Wittig (1930 – 2013) zu ehren.

Nun handelt es sich aber um einen eher bescheidenen Weg, ob sich der Maler darüber gefreut hätte? Ich glaube schon, denn der Weg befindet sich ganz nahe seiner langjährigen Wohn- und Atelieradresse Obere Bergstraße 90a und Werner Wittig war trotz seiner Berühmtheit eher ein recht bescheidener Mensch geblieben. Er liebte die Stille und dieser Weg ist still!

Bild: D. Lohse

Am Neujahrstag 2024 habe ich diesen Weg, wo sich zwei Personen gerade so begegnen können, abgeschritten und bin auf 76 Schritte gekommen, das sind etwa 61m Länge. Den Weg in Niederlößnitz oberhalb des Grundstücks der ehemaligen Bussard- Sektkellerei gibt es eigentlich schon lange, nur war er bisher namenlos. Er stellt die fußläufige Verbindung von der Oberen Bergstraße zur Moritzburger Straße her. Bis etwa 2010 stand an dem Weg der frühere Ausschankpavillon der Sektkellerei, heute befindet sich an der Stelle eine Bellavista-Villa.

Eigentlich wollte Werner Wittig einen klassischen Beruf erlernen – 1948 fing er in Chemnitz eine Bäckerlehre an -, musste diesen Beruf aber infolge eines schweren Unfalls aufgeben. Nach Abendkursen im Zeichnen konnte Wittig dann von 1952-57 ein Studium an der HfBK Dresden absolvieren und sich dann in Radebeul niederlassen. Zunächst waren Landschaften in Holzrisstechnik sein prägendes Gebiet, später noch Drucke als Zinkografie und auch Ölbilder. Ich sah von ihm stille, kristalline, z.T. symbolische Bilder mit Gebäuden und manchmal auch mit einem Apfel kombiniert. Menschen fand ich in seinen Bildern aber nicht. Ute Wittig, seine Ehefrau, kam über den Lehrerberuf ebenfalls zur Kunst. Eine letzte Ausstellung von Wittigs Grafiken konnte ich in Vitte auf Hiddensee bewundern, ich meine das war 2011.

Ein Portrait des Künstlers habe ich nicht zur Hand, weshalb ich eine schlichte Landschaftsgrafik „Dorf im Schnee“, die vom Radebeuler Grafikmarkt 1980 stammt und die ich sehr schätze, hier stellvertretend einfügen möchte. Das Straßenschild am Werner-Wittig-Weg ist auf eine Art auch lustig, da es sich um einen Stabreim, genauer eine Alliteration, handelt – Zufall oder Absicht? Einen ganz kleinen Schubs zu dem Thema erhielt ich bei einem zufälligen Treffen beim Einkaufen von Bärbel Kuntsche, einer guten Freundin und Künstlerkollegin von Werner Wittig.

Dietrich Lohse

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