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Angler im Morgenlicht. In aller Ruhe träumt er an der Rute entlang, denn diese Stunde gehört erst ihm und dann den Fischen. Und während er träumt, werden seine Arme länger und länger und die Hände werden größer und größer, mit denen er abends am Stammtisch von seinem Fang erzählen wird…

Mit diesem gern gebrauchten, liebevoll-spöttischen Bild vom „Anglerlatein“ begrüßt der Künstler Michael Hofmann den Juni.

Still ruht der See. Der ferne Horizont liegt noch im Dunkel. Geduldige Ruten warten auf Fang, während die Sonne schon zum Aufbruch mahnt. Noch steigt Kühle auf, doch der Tag verspricht heiß zu werden.

Michael Hofmann versteht es, Atmosphäre zu verbreiten. Über Jahre hat er den Farbholzschnitt aus der „verlorenen Form“ zu einer eigenen Marke entwickelt. Hier zeigt er sich dankbar, sich einmal ganz auf die Form konzentrieren zu können. Das gelingt ihm so perfekt, daß die Betrachter, wie ich glaube, keine Mühe haben werden, die Farben selbst zu finden. So reiht sich der Künstler auf seine Weise in den Reigen der Holzschneider ein.

Da hatte HAP Grieshaber in der Nachfolge der Expressionisten den Holzschnitt noch weiter vereinfacht, indem er in spontanem Zugriff dekorative Stilisierung zu anschaulichen Symbolen verband. Hier bleibt Michel Hofmann doch eher der Erzähler, der seinem Schalk gerade in diesem Blatt mit Freude freien Lauf läßt.

Auf dem Heimweg aber wird unser Angler noch an der Fischtheke vorbeischauen, um den versprochenen Mittagsbraten doch noch auf den Tisch legen zu können.

Thomas Gerlach

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