Als Stehaufmännchen versteht man ein Spielzeug aus der vorelektronischen Zeit – also eine lustige Figur mit gerundetem Fuß, der mit Eisen oder Blei beschwert wurde. Wie wir diese Figur auch hinstellen oder wegwerfen, sie wird am Schluss immer gerade, d.h., lotrecht, stehen bleiben. Hinlegen geht nicht! Ich habe so eine Figur nicht zu Ostern geschenkt bekommen, ich dachte aber unwillkürlich an Stehaufmännchen, als ich vor einem knappen Jahr an der Wegesäule im oberen Rietzschkegrund vorbeikam und sie wieder mal umgefahren war. 2018 war dieser historische Sandstein-Wegweiser (um 1835) schon einmal durch private Initiative aufgerichtet worden – vergl. V&R 02/19.
Diesen Standort bringt man auch als Radebeuler eher mit Lindenau in Verbindung, wenn ich in der Überschrift „bei“ schreibe, dann deshalb, weil der Wegweiserstein eigentlich auf der äußersten Ecke der Naundorfer Flur steht. Naundorf hat einen Geländestreifen, der bis auf die Höhe von Lindenau führt.
Hier nun wünschte man sich eine Wegesäule nach dem Stehaufmännchen-Prinzip. Da es das für solche Fälle leider nicht gibt, mussten wir – mein Freund Christian Lempe und ich – uns wieder mal was einfallen lassen, dass die Säule wieder „auf die Beine“ kommt. Die örtlichen Dienststellen im Radebeuler Rathaus und bei der Unteren Denkmalschutzbehörde in Großenhain waren an dem Thema weniger interessiert als wir erwartet hätten. Sie wurden aber informiert, dass wir die alte Wegesäule in Eigenregie wieder aufstellen wollten. Nach anfänglicher Unklarheit, wie die Wegesäule zum zweiten Mal zu Fall gekommen war, stellte sich dann heraus, dass ein Baggerfahrer von einer benachbarten Baustelle versehentlich die Säule während der Arbeit beschädigt und zu Fall gebracht hatte. Für eine Wiederaufrichtung wurden vorab verschiedene Varianten diskutiert: Sollte der Originalstandort nahe der Spitze einer abbiegenden Hauptstraße beibehalten werden oder sollte man den Wegweiserstein an einer anderen, weniger gefährdeten Ecke der Kreuzung Rietzschkegrund/ Kreyernweg aufrichten? Ein anderer Standort war abzulehnen, weil dann die eingemeißelten Orte und Richtungen nicht mehr stimmen würden. So entschieden wir uns schließlich für den Orginalstandort, jedoch ein wenig aus dem Straßenraum zurückgesetzt nahe an der Grundstücksmauer.
Aber nun musste Freund Christian erst mal einen Krankenhaustermin wahrnehmen. Dann wurde der Stein durch einen Steinmetz bearbeitet, Fehlstellen mit Sandsteinpaste ausgebessert und die Schrift ein wenig vertieft, um eine bessere Lesbarkeit zu erzielen. Das Ergebnis ist etwas rau, aber zu glatt sollte es auch nicht sein. Damit verging wieder etwas Zeit. Die eigentliche Wiederaufrichtung des Steins erfolgte durch den Verursacher, der ein entsprechendes Hebezeug hatte. Die Abrechnung der Arbeiten erfolgte über den Verein für Denkmalpflege und neues Bauen. Am 17. April konnte Vollzug gemeldet werden.
Zu danken ist allen Beteiligten. Hoffen wir nun auf eine längere Standzeit!
Dietrich Lohse