-beul ist klar: Linie 4 (demnächst wohl 9, in meinen Erinnerungen die 14 und 15, samt 55 als Verstärkung bis Coswig, dazu gefühlte Äonen Schienenersatzverkehr ab/bis Radebeul-Ost). Karl May, Gebrüder Ziller und Athen, Nizza, Udos Sonderzug, eigentlich nach Kötzschenbroda. Ob ein gewisser Herr, der sich weiland E.H. unterzeichnete, in einer Lederjacke mal da war, ist nicht überliefert.
-berg ist auch klar wie das dortige Bier. Die ungefilterte Sorte schmeckt mir zwar besser, aber die gibt es nur da im Kaiserkeller oder in Dresden am Terrassenufer. ROBOTRON.
-burg, nun ja, ich sollte einer Kollegin von weit über dem Teich neulich erklären, was für mich Kindheit bedeutet. Childhood. Da habe ich ihr erzählt von der Kleinbahn, die -beul und -burg verbindet. Für den kleinen Jungen, der es mit seinem Roller bis zum Rangieren in den Bahnhof Radebeul-Ost geschafft hat und Stielaugen guckte, war das auch im späteren Leben noch die große weite Welt, als er unzählige Male in einem schnelleren Zug vor allem nach Berlin sauste, Hamburg, Frankfurt/M., Magdeburg, Köln…, linker Hand dann bald der Friedhof seiner Ahnen mütterlicherseits. Heute nennt man das wohl „Challenge“. Also, mein Wunsch war, an einem sonnigen Tag die gesamte Kindheitsstrecke von Radebeul-Ost bis Radeburg zu fahren, natürlich im offenen Wagen, dort im Deutschen Haus einzukehren, möglichst zur Spargelzeit und danach in das klein-liebevolle Museum. Stichwort Pinselheinrich. Der Berliner Szenemaler Heinrich Zille wurde 1858 in Radeburg geboren. Typischer Berliner also, aber die Spree kommt ja auch aus Sachsen. Zille starb 1929 in Berlin-Charlottenburg, Sophie-Charlotte-Straße 88. Es ist jene, die auf das Schloss gerade zuführt; und Zufall genug, dass der Autor dieser Zeilen mal genau in dem Haus eine Freundin hatte. Es ist schon … also wenn nicht noch länger her. Eine Gedenktafel für Heinrich klopft neben der Tür. Gegenüber war‘ n Bäcker. Der DEFA-Film „Zille und ick“ von 1983 mit Kurt Nolze (Sänger von „Der einfache Frieden“) befindet sich als DVD im Bestand der Dresdner Bibliotheken. Im klein-feinen Radeburger Museum liegt die V&R aus. Es hat nur Di. & Do. geöffnet, weiterhin an 1. und 3. Samstagen im Monat. „Kennse Radeburg? Da bin ick jeborn.“ Zille wird dort so zitiert.
Aktuell hat es noch bis zum 12. August eine Sonderausstellung „Vater und Sohn – Herzlichkeit in einer herzlosen Zeit“. Cartoons von Erich Ohser alias e.o. plauen aus Plauen/Vogtl.
Fazit: Das Gute liegt manchmal so nahe und wir sind im Elbtal verwöhnt. Und, naja, ich hatte dann zum Kaffee in Radeburg statt Kuchen einen Johannisbeerlikör. Eigentlich trinke ich ja nur stilles Wasser. So richtig weiß ich gar nicht, wie ich mit meinem kleinen Freund Tom Tagtraum (V&R I bis XII/2016) wieder in den Alltag gefahren bin.
Tobias Märksch
Beachten Sie bitte dazu auch den nachstehenden Beitrag zur Ausstellung im Zille-Museum in diesem Heft.