„… aber ich bleibe zuhaus.“
Das waren noch Zeiten, als in Kötzschenbroda alle Züge hielten und der Berliner Bully Buhlan den Ort in die Welt sang. Dabei hieß der Bahnhof damals längst Radebeul-West. Aber Bully kannte sich eben aus. Der Legende nach soll er ja eine Zeit in Kötzschenbroda gewohnt haben, nicht wie Udo, der viel später nur einen Platz unter der Brücke erhalten hat.
Jetzt freilich rauschen die meisten Züge glatt durch und es hält nur noch der „Regional-Express“. Wie hieß das so sinnig bei Bully Buhlan: „Der schöne Traum vom Reisen ist jetzt aus […] ich bleibe zuhaus.“.
Nun hat das sicher auch so richtig keinen Sinn, bei diesen Temperaturen die „Hütte“ überhaupt zu verlassen. Als gelernter DDR-Bürger kann ich mich immer noch mühelos ein halbes Jahr selber versorgen, und eine gute Wärmedämmung soll auch gegen die Hitze helfen. Aber das kennen wir noch von unseren „guten alten Freunden“. Eine Pelz-Schapka kann eben auch im Sommer nützlich sein.
Es ist schon eigenartig, man kann darauf Wetten, tritt eine besondere Situation ein, kommen gleich alle mit guten Ratschlägen um die Ecke. Es ist so ein richtiger Überbietungswettbewerb entstanden. Man gewinnt dabei häufig den Eindruck, dass die Redakteure glauben, die Nutzer ihrer Webseiten seien über die Einklassen-Dorfschule nicht hinausgekommen.
Gleich zu Beginn wartet die entsprechende Google-Seite mit acht kurzen Binsenweisheiten gegen die Hitze auf, die an Banalität kaum noch zu überbieten sind. Einer der sinnreichsten Hinweise ist: „Die Luft im Zimmer zu bewegen.“ Wenn ich halt keinen Ventilator habe, muss ich eben einige Runden um den Tisch rennen. Der NDR-Sender hat sich mit „Zehn Tipps gegen die Hitze“ schon sichtbar mehr Mühe gegeben, wobei man nicht so richtig feststellen kann, wer bei wem eigentlich abgeschrieben hat. Die „Techniker Krankenkasse“ schießt den Vogel gar mit 16 Hilfen gegen die heiße Luft ab. Da hängt freilich die AOK mit ihren 6 Tipps auf dem You-Tube-Kanal mächtig hinterher. Schlusslicht in der Reihe dieser schlauen Anbieter, die bei diesem „Rennen“ dabei sein wollen, ist wiedermal der MDR. Ihm sind schlappe fünf Ratschläge eingefallen.
Neue Erkenntnisse habe ich bei dieser Sichtung nicht gewonnen. Aber vielleicht bin ich hierfür einfach zu alt.
Erstaunlich auch, dass gewisse Kreise feststellen, dass gegen die so „plötzlich“ auftretende Hitze nicht genug Schutzmöglichkeiten vorhanden sind. Freilich kommen dafür nur bestimmte Bevölkerungsgruppen in Betracht, wie etwa Kinder oder Alte. Die 18- bis 67-Jährigen müssen sich schon selber kümmern, wie sie durch den Sommer kommen. Ob ihnen die tollen Ratschläge dabei helfen, sei mal dahingestellt. Hitzefrei kann es in Sachsen mit vielerlei Ausnahmen bestenfalls noch für Schüler der unteren Klassen geben. Die Lohnabhängigen dürfen ihre Arbeitsräume erst ab 35 Grad plus verlassen, gewissermaßen erst, wenn dir das Wasser im A… kocht. Das war früher auch mal anders.
In Italien geht z.B. aktuell die Siesta von 12:30 bis 16:00 Uhr. In Frankreich gibt es gar einen Hitzewellenplan und in der Bundesrepublik lauwarme Ratschläge. Mit gesetzlichen Regelungen sieht es hier eher mau aus. Die Unternehmen sollen für Abkühlung sorgen. Zumindest überlässt Sachsen wie auch einige andere Bundesländer, die Entscheidung darüber den Schulleitungen.
Wohin also in Radebeul, wenn die Hitze da ist? Keine Ahnung! Vielleicht ins Stammhaus der Landesbühnen. Das aber hat bereits Sommerpause. Schon 2022 hatte aber die Fraktion Bürgerforum/Grüne/SPD für Radebeul einen Hitzeaktionsplan gefordert, der abgeschmettert wurde, dabei leiden besonders Kinder unter den hohen Temperaturen. Ab 30 Grad Plus steigen nach einer Studie des DAK die behandlungsdedürftigen Hitzeschäden bei Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren um das 8-fache! Kein Handlungsbedarf? Spielplätze, wie der „Wüstenplatz“ am Karl-May-Hain sollten deshalb schleunigst umgestaltet werden, meint deshalb
Euer Motzi