Relevant oder alles erledigt?

verein für denkmalpflege und neues bauen

Denkmalschutz und Neues Bauen 2017

Der Verein wird 24 Jahre alt, Anfang 2018 werden wir unser 25jähriges Jubiläum feiern. Damit rückt auch langsam der Zeitpunkt heran, wo man sich nicht nur selbst fragt sondern auch gefragt wird: Alles richtig? Noch wichtig? Ehrenvoll aufhören? Mal was Neues oder wenigstens vieles anders machen?

Unser Ziel war und ist es „Die Erhaltung des besonderen Charakters der Stadt Radebeul zu fördern“. Eine Definition des „besonderen Charakters“ haben wir auch nach 24 Jahren nicht, aber auch nicht ernsthaft versucht. Eine Stadt, oder Kommune allgemein, ist ein lebendiger Organismus, der von seinen Einwohnern getragen und gestaltet wird. Somit verändert sich natürlich auch der Charakter der Stadt, ihr Erscheinungsbild, ihre Funktionen und ihr Image, was wiederum sich auf Zuzug oder Wegzug auswirkt. Starres Festhalten an einem imaginären historischen Erscheinungsbild darf nicht der Anspruch sein, wohl aber das beständige Ausloten, was baulich der Stadt entspricht (dazu gehören auch Neubauten, die sich in die Umgebung einfügen ohne sie dominieren zu wollen) und was ihr dauerhaft zuwiderläuft (wie die Anfangsplanungen zum Glasinvestgelände). Wir werfen diese Frage, was tut gut und was stört erheblich, regelmäßig auf wenn sie andere vergessen und wir bringen Bürger der Stadt dazu, über dies Frage, gewollt oder ungewollt, nachzudenken. Beispiele sind die Einreichungen zum Bauherrenpreis wie auch die Platzgestaltungen, wo wir den Willen der dortigen Anlieger bündeln, gegenüber der Verwaltung einbringen und gestaltend mitwirken.

Dank unserer relativ unveränderten Mitgliederzahl von über 100 und ihrem Engagement sind wir auch regelmäßig aufgefordert, im Rahmen von größeren Bauvorhaben auf dem Gebiet unserer Stadt als Träger öffentlicher Belange mitzuwirken. Da doch einige Stadträte auch Mitglied des Vereins sind, gelingt es so oftmals, unsere fachlichen Überlegungen zur Diskussion zu stellen und für wichtige Punkte auch Mehrheiten zu finden – so als es um die Bebauungen auf der Dr. Rudolf-Friedrichs-Straße, der Maxim-Gorki-Straße oder um die Erreichung einer Gestaltungssatzung für Altkötzschenbroda (wenn nicht dort wo dann) ging. Dies ist gerade in einer Zeit wichtig, wo sich die Vorstellung von „Stadtentwicklung“ zu verändern beginnt. Stadtentwicklung kann heute nicht mehr ein Wachsen in den Rändern sein, Stadtentwicklung stößt vielmehr immer öfter auf eine „fertige“ Stadt, die kaum Lücken bietet (und wenn, wo sich alle fragen sollten: sind Lücken, kleine Freiräume nicht auch schön und eine Errungenschaft an sich?), deren Straßen sich nicht verbreitern lassen, und wo jeder Neubau, jede neue infrastrukturelle Planung sofort Nutzungskonflikte auf den Plan ruft, die eben immer weniger in einer Gleichverteilung lösbar sind für Sport, Kultur, ÖPNV, LKW, Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger allgemein und unter Beachtung, dass wir immer älter und damit auch langsamer werden, auf Hilfen zur Fortbewegung angewiesen sind, Behinderte usw. usf. Das Moment Rücksicht dürfte immer wichtiger werden … jeder der eine Forderung aufstellt, muss sich zuallererst fragen, ob er bereit ist, diese woanders ebenso zu erfüllen: Fordere ich Tempo 30 bei mir, fahre ich es dann auch in den anderen Zonen? Will ich den Durchgangsverkehr wegbekommen, bin ich dann ebenso bereit, keine Schleichwege durch Wohngebiete woanders zu fahren? Will ich sichere Schulwege, darf ich dann doch im Halteverbot auf der Pestalozzistraße am Rathaus halten (anstelle die eine Minute auf den Parkplatz nebenan zu fahren; gleiches gilt für den Augustusweg, wo auch nur das Ankommen des eigenen Kindes und eben nicht das aller Kinder zählt) um mein Kind sicher in die Schule zu bekommen aber xandere radfahrende Kinder zugleich zu behindern? Lösungen müssen wir zunehmend nicht im Neubau und technischen Normen, die nur scheinbar von persönlicher Verantwortung entlasten, suchen, sondern sie bestehen viel eher im mehrseitigen Verzicht.

In diesem Sinne wird der Verein auch 2017 wirken, und dies wird auch das Thema des dritten Forums Was macht Radebeul aus im September/Oktober sein. Fertige Lösungen und einseitige Forderungen haben wir nicht. Unsere Stärke ist das Zusammenführen und das Angebot einer Plattform. Sie sind gern gebeten, bereits vorab uns ihre Überlegungen zuzusenden (vv@denkmalneuanradebeul.de), weil wir dann gezielt die Veranstaltung mit Themengruppen vorbereiten können, es soll ja nicht nur dabei bleiben, dass sich jeder seines Unmutes über die Zustände entledigen kann.

Ein weiteres zentrales Vereinsthema ist natürlich der Bismarckturm, für den über 1000 Menschen gespendet haben und wo nun der Treppeneinbau, beginnend ab dem 1. April (Geburtstag von Bismarck) und möglichst beendet am 2. September (110 Jahre Bismarckturm in Radebeul), erfolgen wird. Gleichfalls werden wir im Juni, am 16. oder 23., des 175 . Geburtstages von Eduard Bilz gedenken und den Bilzplatz mit der schon angelieferten Statue (finanziert durch die Anwohner; ein vergleichbares Projekt wie der Brunnen auf der Schmincke-Allee) und dem Brunnen einweihen.

Weitere Themen, mit denen sich der Verein in 2017 befassen möchte, sind am 24. Februar „40 Jahre Restaurierungen der Hoflößnitz und Zwingerbaumeister Ulrich Aust“ sowie am 7. März anläßlich des 100. Todestages von Julius Gräbner der Abend „Zwischen Villenkolonie Altfriedstein und Lutherkirche“, während wir uns dann am 20. Oktober der „Lutherkirche und Neues Gemeindehaus“ widmen.

Gegebenenfalls wird es auch möglich sein, die literarischen Führungen durch den Hohenhauspark wieder auf zu nehmen. Die Besitzer, Familie Schmidt, haben mit der Dachsanierung dem Hohenhaus nunmehr einen langen Bestand gewährt und sich leise, aber großartig um ein zentrales Kulturdenkmal der Stadt, welches bis nach Schlesien hin ausstrahlt, verdient gemacht.

Wie der geneigte Leser sieht, bleibt genug zu tun, auch wenn schon viel erreicht wurde. Die Stimme bei der Stadtentwicklung wird von zunehmender Bedeutung sein. Deshalb: Bleiben Sie uns treu oder ziehen Sie doch mit. Und nicht vergessen: Am 20. Januar 2017, 19.30 Uhr, laden wir wieder herzlich zu unserem mittlerweile traditionellen Neujahrsempfang alle Freunde des Vereins in den Kulturbahnhof Radebeul Ost ein.

Dr. Jens Baumann

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