Der Jacobstein ein Wahrzeichen Radebeuls

Seit 250 Jahren grüßt dieses kleine, weithin sichtbare Bauwerk die Einwohner und Gäste unserer Stadt. Der Erbauer – der Hofböttchermeister und Ratseichmeister Jacob Krause zu Dresden ließ es wohl mehr als Unterkunft bei Schlechtwetter für die von ihm beschäftigten Winzer und zu seinem eigenen Vergnügen errichten.
Jacob Krause hatte bereits 1734 zwei Weinberge erworben, die Graf von Wackerbarth kurz vor seinem Tode verkaufte. 1737 erwarb er zwei weitere Weinberge in Kötzschenbrodaer Flur, die Frau verw. von Hohberg geborene von Schrenkendorf bisher besaß. Dazu gehörte auch eine große Baumpresse samt Zubehör an Preßgeräten. Er zahlte dafür 1 800 Thaler. 1738 verkaufte ihm schließlich Frau Johanna Charitas Lingke geborene Rothe, die sich an den Hammerwerksbesitzer Friedrich Christian Lingke in Rothenthal verheiratet hatte, ihre zwei Weinberge „Fliegenwedel“ und „Bischoff“, wozu auch das Weinberghaus gehörte, das sie bisher mit ihrer Schwägerin Eleonore Horn geborene Lingke gemeinsam besessen hatte. Durch einige weitere Käufe kleinerer Bergteile von Naundorfer Einwohnern brachte er bis 1740 einen stattlichen Besitz zusammen. Als Krönung des selben war dann wohl der Bau des „Lusthäuschens“ gedacht, wie es zur Zeit auch auf anderen Berghöhen geschah.
Die Form läßt den Gedanken an ein „Faß“ zu, was ja seinem Handwerk entsprechen würde. Es steht auf einem vorspringenden Stein, direkt auf dem Felsengrund. Drei Fenster nach der Talseite gestatteten ihm den Überblick über seinen ganzen Weinberg, Aber auch die Winzer, die während der Reife- und Lesezeit Wache halten mußten, konnten vielleicht hier bei Regen Schutz finden, Über dem Eingang soll eine doppelte Kartusche die Jahreszahl 1743 getragen haben. Ob sie noch vorhanden ist? Der einzige Raum ist unterkellert und nach oben mit einem kuppelartigen Gewölbe ab geschlossen. Dieses trägt den Bachusknaben (nicht den heiligen Jacob, wie manche meinen), Er trägtin der linken Hand den Bachantenstab mit einem Pinienzapfen. Diese sollen einst bei der Weinbereitung verwendet worden sein. Um den Turm herum zieht sich eine Mauer, die sich verjüngende Schlitze hat, hinter denen tatsächlich wahrend der Reifezeit der Trauben kleine Böller standen, mit denen Herr Krause Spatzen und sonstige Diebe verjagen konnte. – Über die Inneneinrichtung erfährt man erst etwas, als die Erben Krauses – die Witwe Erdmuthe Sophie geborene Roos und ihre Kinder – den Besitz verkaufen. Käufer war Samuel Bauer, Weinhändler in Dresden, der Krauses Tochter Erdmuthe Dorothee geheiratet hatte. Für 2940 Thaler erwarb er Grundstück, Gebäude und Inventar. In diesem ist am Ende einer langen Liste aufgeführt: „Im Lusthaus“: 1 gemalet Faß mit einer runden Tischplatte, 8 eiserne Mortiers (die Böller oder kleinen Kanonen), 1 Keu|e zum Laden der Böller, 2 Lehnstühle mit grauer Leinwand bezogen, 1 Hammer, 1 Karsch, 1 Keulhaue, 1 Weinhaue, Häckchen und Trommel. Sonst fand man noch etwas Schießpulver incl. leere Flaschen. Bei dieser Ausstattung haben hier wohl kaum große „Lustbarkeiten“ stattgefunden, doch vielleicht zog sich Herr Krause zu einem kleinen Gelage mit einem guten Freund hierher zurück. Die Familie Bauer hatte den „Fliegenwedel-Besitz“ bis 1797, verkaufte ihn dann an Carl Friedrich Clauß auf Kohlsdorf, der ihn aber schon zwei Jahre später an den Freiherrn Christian Friedrich von Gregory, derzeit Besitzer von Wackerbarths Ruhe, weitergab. Damit gehörte auch der „Jacobstein“ zu Wackerbarths Ruhe, und er blieb dabei, als Herr von Gregory „Fliegenwedel“ an seinen Sohn Albert von Gregory verkaufte. Das Gelände um den „Jacobstein“ wurde von diesem abgetrennt und „Wackerbarths Ruhe” zugeschlagen. Dafür mußten alle späteren Besitzer 1 Steuerschock und 1 Pfg. Quatembergeld an den jeweiligen Besitzer des „Fliegenwedel“ zahlen, das legte ein Königliches Rescript fest. » So blieb es, der „Jacobstein“, wie er übrigens seit frühester Zeit genannt wurde, wechselte seine Besitzer zusammen mit „Wackerbarths Ruhe“ mehrmals. Chronisten wie Schubert, Schruth und Reuter beschäftigten sich mit seiner Geschichte, und auch die Denkmalpflege war bemüht um seine Erhaltung. Doch trotz verschiedener Maßnahmen, haben Sonne, Wind und Kälte, mitunter wohl auch mutwillige Zerstörungen, immer wieder Schäden verursacht. Es wäre an der Zeit, dieses Wahrzeichen einmal gründlich zu restaurieren – doch wer hat soviel Geld?

Lieselotte Schließer

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