Editorial Februarheft 2011

Nicht genug damit, dass den Radebeulern vor Jahren ihre »Vier Jahreszeiten« abhanden gekommen sind, diesmal fällt auch die »fünfte« aus. Während bei unseren westlichen Nachbarn wenigstens immer mal »Narrenkriege« toben, nach denen man sich wieder vertragen kann, und die Karnevalsbegeisterung in Radeburg sowieso nur einen Feind hat, das mitunter schlechte Wetter, scheint dem Westimport Karneval in Radebeul endgültig die Luft ausgegangen zu sein. Die letzte Nachricht, die der Radebeuler Karneval Verein 2003 e.V. ins Internet stellte, lautete: »Das gesamte finanzielle Vermögen des RKV wurde leider in so grober Weise veruntreut, dass eine Weiterarbeit des Vereines nicht mehr möglich ist.«

Helau?! Eigentlich geht es beim Karneval oder, wie man in Sachsen zu sagen pflegte, beim Fasching (von Fastschank) ja darum, vor einer langen Durststrecke (der Fastenzeit) noch einmal ausgelassen zu feiern. Lebensfreude sollte dabei wichtiger sein als Geld, und die nächste Durststrecke kommt bestimmt.

Fasching in der Kolbevilla, Rosenmontag 1926

Das nebenstehende Foto, aufgenommen am 15. Februar 1926, Rosenmontag vor 85 Jahren, belegt, dass das Faschingfeiern auch in Radebeul eine lange Tradition hat. Erkennen Sie die Treppe, auf der die illustre Gesellschaft damals Aufstellung nahm? Wer mal in der »Kolbe-Villa«, Zinzendorfstraße 16, beim Arzt war, könnte sie erkennen. Zum Arzt geht man dort nun schon lange nicht mehr. Dass eine der prächtigsten Villen unserer Stadt so verkommen durfte, ist eine Schande! Jetzt scheint es da wieder Hoffnung zu geben…

Auch der Fasching ist nicht ganz tot, am Faschingsdienstag, den 8. März, lädt z. B. der Rosenhof Kinder und Jugendliche gegen kleinen Eintritt zum Feiern ein. Kostümschneider an die Arbeit!

Frank Andert

[V&R 2/2011, S. 1]

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2 Kommentare

  1. jens bergner
    Veröffentlicht am Do, 23. Jun. 2011 um 17:57 | Permanenter Link

    Hallo Herr Andert,

    in den Kötzschenbrodaer Geschichten 15 schreibt Gottfried Thiele, dass er etwa 300 Radebeuler Hausnamen zusammengefunden hat. Da sie ja die Geschichten weiterschreiben, würde mich interessieren, ob sie diese Liste kennen und eventuell Zugriff drauf haben.

    Viele Grüße,

    Jens Bergner.

  2. Frank Andert
    Veröffentlicht am Do, 30. Jun. 2011 um 20:24 | Permanenter Link

    Ich kenn die Liste von Herrn Thiele nicht, habe aber selbst entsprechende Recherchen angestellt und mittlerweile ebenfalls an die 300 Radebeuler Häusernamen zusammen. Ein Beitrag dazu ist in Arbeit.
    Frank Andert

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