Zwanzig Jahre Baarß + Löschner FREIE ARCHITEKTEN

Ein Grund zum Feiern

Drei Häuser stehn im Rietzschkegrund,
wer wohnt darinnen nur?
Viel liebenswerte Menschen und
Die Architektur –

Ab 1995, seit die Architekten Jörg Baarß und Dr. Klaus Löschner ihr Büro dort haben, ist der Rietzschkegrund mehr und mehr ein Grund zum Feiern geworden. Am 1. Juni gab es nun einen ganz besonderen Anlaß: das 20jährige Bestehen der GbR Baarß + Löschner FREIE ARCHITEKTEN.

Manchmal tut es in solchen Zusammenhängen gut, sich seiner Herkunft zu versichern:

Gleich nach seinem Machtantritt 1973 hatte Honecker ein Gesetz erlassen lassen, das Architekten und Ingenieuren die freie Berufsausübung untersagte. Dies mußte – mit Erstaunen zwar, aber zunächst ziemlich hilflos – auch Jörg Baarß zur Kenntnis nehmen, als er es zu Beginn der 1980iger Jahre nach erfolgreichem Abschluss des Studiums auf eine selbstständige Tätigkeit abgesehen hatte. Umso schneller ging es dann ein paar Jahre später: Gemeinsam mit dem bis dahin bei der HO (erinnert Euch: HO hieß Handelsorganisation und war alles, was nicht Konsum war und hatte keine Rabattmarken zu vertei-
len) unter Vertrag stehenden Dr. Klaus Löschner konnte er die Bürogemeinschaft Baarß + Löschner FREIE ARCHITEKTEN am 1. Juni 1991 aus der Taufe heben.

Wie groß die Erleichterung war, endlich richtig arbeiten zu können, ist schon an dem winzigen Detail zu erkennen, dass sie bei den Worten FREIE ARCHITEKTEN bis heute jeden einzelnen Buchstaben groß schreiben.

Die Euphorie jener Aufbruchsjahre trägt sie noch heute. Sie erinnern sich gern und inzwischen ein wenig wehmütig, wie einfach damals der Umgang mit der Bürokratie war. Ein paar Jahre lang gings wirklich nur um Architektur.

Architektur, höre ich sie sagen, muß funktionieren und schön aussehen. Dann macht sie auch Spaß. Diesen Spaß hatten sie sich in den Gesellschaftsvertrag geschrieben, denn wie es ausgeht, wenn die Lebensumwelt blutleer und lustlos einfach nur administriert wird, hatten sie erlebt. In ihren Häusern, so hatten sie sich vorgenommen, sollten Menschen gerne leben und arbeiten können. Ihre eigenen Häuser in der Rietzschke sind dafür exemplarisch. Trotz großer Baumassen wirken sie heiter und leicht. Es fasziniert immer wieder, wie es hier gelungen ist, die Gliederung des Hangs mit seinen Terrassenmauern in die Ar­chitektur einfließen zu lassen. Nicht umsonst konnte das Ensemble mit dem Bauherrenpreis ausgezeichnet werden, und der Festredner durfte zu Recht betonen, dass dort die Architektur selbst nicht nur wohnt, sondern auch zu Hause ist.

Wenn es gut geht, sagt Klaus Löschner, entsteht ein Bauwerk mit dem Bauherrn im Dialog. Für das eigene Haus muß der Architekt ein Selbstgespräch führen. Und: er ist ihm ausgeliefert, wie keinem Zweiten, denn er muß jeden Tag dahin zurückkehren, und er muß dies gern tun können, betont Jörg Baarß.

Auf die Frage hin, was sie gern noch bauen möchten, kamen Brücken zur Sprache, oder noch ein richtig schöner großer Neubau. Der dürfte nur nicht am Dresdner Neumarkt entstehen, dort glauben zu viele Leute, reinreden zu müssen. Aber sonst lieben sie dieses Eintauchen in historische Tiefen, wie sie das beim Rathaus in Meißen konnten oder auf Schloss Siebeneichen. Denn natürlich ist ihre Architektur immer eigen und heutig…

Dass es im Verlaufe der 20 Jahre auch Durststrecken für die Gemeinschaft gab, davon spürten die über hundert Jubiläumsgäste, Geschäftspartner, Bauherrn, Freunde allesamt, nur ganz zu An–fang etwas, als sie bis nach der Begrüßung aufs erste Bier warten mussten. Doch dann wurden sie von den beiden eigens aus Jena angereisten Musikern Gunnar Nilson und Josa, dem Radebeuler Publikum nicht zuletzt durch die Hoffeste der SCHMIEDE bestens bekannt, so stimmungsvoll unterhalten, dass die Kühle des Frühsommerabends weitgehend unbemerkt blieb.

Unter den Gratulanten war auch der Baubürgermeister Dr. Jörg Müller zu finden, der damit zeigte, dass die Stadt Radebeul durchaus zu schätzen weiß, wen sie mit Baarß + Löschner zu ihren Einwohnern zählen darf.

Schließlich bleibt müßig zu betonen, dass mit Bettina Löschner, die zugleich Mitarbeiterin ist, und Dr. Angelika Baarß die Ehefrauen im Mittelpunkt des Festes und der vergangenen zwanzig Jahre gestanden haben.

Thomas Gerlach

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