Zum 80. Geburtstag von Prof. Ursula Sax

Ein Beitrag von Uwe Wittig, Radebeul

Im Frühjahr 2008 zeigte die Stadtgalerie des Kulturamtes Radebeul in einer Ausstellung „Fasten-und andere Tücher“ von Ursula Sax. Freilich waren es in erster Linie die berühmten Zittauer Fastentücher, von denen sie sich zu den farbenfrohen Arbeiten, vornehmlich aus Packpapier, inspirieren ließ. Auch überdimensionale mehrere Meter hohe Segel, scheinbar vom Sturm zerrissen, bei denen man in diesem Kontext durchaus an die Arche Noah denken konnte,waren zu sehen. Dass es also möglich ist, auch mit einfachsten Materialien ein so komplexes Thema wie Religion künstlerisch zum Ganzen zu bringen, davon konnte sich in den Wochen der Ausstellung auch ein breites Radebeuler Publikum überzeugen.
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Ein Jahr zuvor waren in der Dresdner Galerie Friesen übrigens auch Arbeiten von ihr zu sehen. „Numen“- also „Wink Gottes“- hieß die Ausstellung, in der auch eine kleine anrührende Arbeit zu sehen war-Christus am Kreuz- aus Packpapier. Später sollte sie noch viele Jahre in ihrem Radebeuler Atelierhaus zu sehen sein.

Nur ein Jahr später wurde in Radebeul der Skulpturenpark eingeweiht und war damit ein klares Bekenntnis von Stadtrat sowie Stadtverantwortlichen zu „Kunst im öffentliche Raum“ auch in der Stadt Radebeul.

Gestaltet wurde das Quintett bekannterweise von Radebeuler Kunstschaffenden entsprechend ihren eigenen künstlerischen Handschriften. Fast wie aus der anfangs genannten Ausstellung herausgenommen, dreht sich seitdem fünf Meter über dem Erdboden und an prominenter Stelle, Ursula Sax Beitrag: Ein großes „Sax- Gelbes“ Segel. Vielleicht kann dieser Beitrag animieren, dem Ensemble wieder einmal mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Einer großen Einzelausstellung in der Berlinischen Galerie 2010 folgt in Dresden ein weiteres großes Projekt: Sie bekommt 2012 das Angebot, für den neu entstandenen und nun überdachten Innenhof des Albertinums eine Plastik zu schaffen. Es entsteht „Raummesser UX 35“eine imposante, fein auf den besonderen Raum abgestimmte Installation. (V&R 07/2012)

Support erhielt sie im übrigen von Prof. Ulrich Eissner, seines Zeichens Dozent.für Theaterplastik an der HfBK Dresden und im übrigen der Schöpfer der herrlichen neuen Tier- Plastiken südwestlich des Robert- Werner Platzes in Radebeul-Ost.

Sicher war es kein Zufall, dass sich im April 2012 Hartwig Fischer in einem Beitrag der Wochenzeitung DIE ZEIT , der seine Ernennung zum neuen Generaldirektor der SKD beinhaltete, genau vor dem „Raummesser“ ablichten ließ.

„Gott und die Welt,- Werke von Ursula Sax für Zittau“ waren zu Beginn dieses Jahres in den Städtischen Museen Zittau zu sehen. Ein umfangreicher Werkblock, welcher wieder einmal mehr auch Themen wie „Glauben“ und „Verhüllen“ zum Inhalt hatte.

Arbeiten von ihr finden sich in privatem und öffentlichem Besitz, so z.B. in der Berlinischen Galerie,den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und nun auch Zittau. Die Städtischen Museen Zittau haben einige Werke der vielbeachteten Ausstellung erworben und an dieser Stelle schließt sich der Kreis, Fasten-und andere Tücher. Selbstredend finden sich auch im Depot der Städtischen Kunstsammlungen Radebeul Arbeiten von der Künstlerin.

Ursula Sax, einst Meisterschülerin bei keinem geringeren als Hans Uhlmann einem der bedeutendsten Bildhauer im Nachkriegs-Westdeutschland, gelangte nach dem Studium der Bildhauerei in Stuttgart und Berlin, nach vielen Jahren des freischaffenden Arbeitens und Gastprofessuren in Berlin und Braunschweig nach Dresden, wo sie 1993 als Professorin für Bildhauerei an die HfBK in Dresden berufen wurde. Auch nach ihrer Emeritierung im Jahre 2000 arbeitete sie wieder freischaffend.

Im Sommer konnte Ursula Sax ihren 80.Geburtstag feiern. Gesundheit ist ihr zu wünschen, Inspiration und Schaffenskraft. Die besitzt Ursula Sax allemal: Ihre erste Ausstellung im neuen Lebensjahrzehnt „Ursula Sax: Modell & Wirklichkeit/ Realisierte und nicht realisierte Projekte“ war vom 11.September 2015 bis zum 21. November 2015 in der Berliner Galerie Semjon Contemporary zu sehen.

Auch weniger reisefreudige werden die Gelegenheit haben die Ausstellung, zu der übrigens ein umfangreicher Katalog erschien, zu sehen: Vom 2.Dezember an bis zum 26.Februar 2016 im Gebäudeensemble der Deutschen Werkstätten Hellerau.

Die Arbeiten aus einem Zeitraum von 1950 bis 2015 stellen Zeugnisse einer Künstlerin dar, die uns in berührender Art und Weise unermüdlich und stetig zugleich teilhaben lässt, einen nun schon Jahrzehnte andauernden Schaffensprozess zu untersuchen.

„Eines meiner Charakteristika ist die Veränderlichkeit, diese Freiheit nehme ich mir“, sagte sie einmal. In jedem Fall ist dies auf die Fülle der verschiedensten Materialien zu beziehen, mit denen die Künstlerin Zeit ihres Lebens gustierte und arbeitete und so ein mannigfaltiges OEuvre schuf. Zur Vertiefung sei für den interessierten Leser an dieser Stelle auf das erst kürzlich im renommierten Kerber-Verlag erschiene Buch “SAX- Arbeiten 1956-2012“ verwiesen.

Aber auch Orts-Veränderungen sind für sie nichts Unpassendes: Genau neun Jahre hatte Ursula Sax in Radebeul ihr Schaffens-und Lebenszentrum, bis sie zu Beginn 2013 (wieder) nach Berlin ging.

In Radebeuls Mitte jedoch, hat Sie uns ein Souvenir dagelassen und ist doch gerade dadurch immer auch ein bisschen bei uns und wenn der Wind ihr großes Segel bewegt und es sich einem Spielzeug gleich „um sich selber dreht“, denkt sie vielleicht gerade in diesem Augenblick an ihre Schaffenszeit im sächsischen Radebeul.

Radebeul, im Oktober 2015

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