eine Nachbetrachtung zur Veranstaltung am 25. Mai 2018
Es passte wieder einmal alles zusammen, das wundervolle Sommerwetter, das erwartungsfrohe Publikum, der einmalig schöne Ort und die freundlichen Gastgeber, die Familie Dr. Cramer, die das Grundstück seit 1997 besitzen und seitdem umfassend saniert haben. Bei der verheißungsvollen Adresse Paradiesstraße hatte sich jeder schon so seine Gedanken gemacht, aber dass es hinter den hohen Mauern wirklich so paradiesisch ist, konnte man sich kaum vorstellen.
Öffnet man das kleine halbrunde Tor in der hohen Bruchsteinmauer, verstellen zunächst Büsche und Bäume den Blick zum Innenhof und zu den Gebäuden. Nach wenigen Schritten liegen die im Lößnitzgelb (Farbe nach Paul Wilhelms Bildern) gestrichenen herrschaftlichen Gebäude, die den „Grundhof“ bilden, vor einem: zuerst das 1801 im klassizistischen Stil gebaute Turmhaus, das ursprünglich noch einen Gartensaal aufgenommen hatte, dann rechts das 1696 erbaute barocke Herrenhaus mit dem hohen Walmdach, daneben weitere Wohn- und die Wirtschaftsgebäude. Verbunden und akzentuiert werden die Bauten durch zwei weiße Pavillons mit barocken Zeltdächern, die den romantischen Eindruck der Gesamtanlage noch erhöhen und 1980 durch den persönlichen Einsatz von fünf Radebeuler Architekten, den Herren Aust, Kunze, Lohse, Meier-Doberenz und Röhricht, vor dem Verfall gerettet wurden.
Einst reichte das hier beschriebene Grundstück bis hinauf zu den Bergen, bis zur ehemaligen „Sängerhöhe“ und hatte schon früh die Blicke von Liebhabern und reichen Dresdner Bürgern auf sich gezogen. Es hieß bis 1906 wohl nicht umsonst „Heiterer Blick“. Von der Heiterkeit der Gegend, dem Licht und der natürlichen Anmut ließen sich nicht nur alle Besitzer, sondern auch viele Künstler betören. Besonders die bildenden Künstler kamen gern hierher, um hier zu leben und zu arbeiten, wie z.B. der aus Breslau stammende, sehr begabte, aber leider in Paris zu früh verstorbene Impressionist Wilhelm Claus (1898- 1932), der aus Thüringen kommende und spätere Professor an der Dresdner Kunstakademie Paul Wilhelm (1886-1965) und der in Zschopau geborene Karl Kröner (1887-1972). Vor allem Kröner malte, trotz seiner schlimmen Erlebnisse in beiden Weltkriegen und mit dem Erlebnis Stalingrad, bis ins hohe Alter immer wieder die mediterrane Radebeuler Landschaft mit ihren Weinbergen, den blumenreichen Gärten und den schönen Anwesen mit ihren hohen Mauern. Seinen inneren Frieden fand er aber auch in seinen Räumlichkeiten, die an ein intimes Museum erinnerten und in denen er auch die benötigte Ruhe und Geborgenheit fand. Eine große Zahl von Künstlern kannte Kröner persönlich, wie z.B. Schmidt-Rottluff, Kokoschka, Hegenbarth, Griebel, Otto Müller etc. und viele kamen in sein Atelier. Er selbst hatte in Dresden bei Gotthard Kühl studiert und sich immer für die Entwicklung des künstlerischen Nachwuchses eingesetzt. So engagiert konnte ich ihn noch im Jahr 1967 persönlich erleben.
Die Künstlerfamilie Gunter Herrmann und seine Frau Christiane übernahmen nach Kröners Tod die Wohnung und das Atelier. Mit großer Freundlichkeit öffneten sie für uns an diesem Abend ihre Räume, in denen man noch immer die Spuren der Vergangenheit spüren kann und gaben uns Einblicke in ihr Werk und ihre Art zu leben. Das war sehr liebenswürdig. So vielen Menschen seine privaten Räume zu öffnen, ist nicht jedermanns Sache. Aber auch Herr Dr. Cramer führte uns ganz selbstverständlich durch das privat bewohnte Herrenhaus mit seinen Besonderheiten, dem großen Weinkeller und dem eindrucksvollen Gartensaal, der teils klassizistisch und teils biedermeierlich ausgemalt ist (Restaurierung: Thilo Kempe und Gunter Herrmann). Als wir unseren Rundgang durch den Garten und den Park beendeten, stießen wir noch auf das Wasser der Quelle, die einst von den Wahnsdorfer Bauern für die Bewässerung des Grundstückes gekauft wurde und die noch immer fließt und es erwartete uns ein besonders stimmungsvoller Abendhimmel, zu dem die Beschreibung Kröners, als er über die Malerei von Paul Wilhelm resümierte, passt: „Ein seltsamer Himmel – ein die Dinge verzauberndes Licht“. Damit bin ich mit der Betrachtung dieser Veranstaltung am Ende, die ein Besucher ganz lapidar zusammenfasste: „Schöner gehts nicht!“
Gudrun Täubert