„Tag des offenen Denkmals 2018“ am 9. September

Der „Tag des offenen Denkmals“ feiert in diesem Jahr 25-jähriges Jubiläum in Deutschland. Seinen Ursprung hatte er in Frankreich, wo er 1984 erstmalig stattfand. Die Idee wurde bis heute von 50 europäischen Ländern aufgegriffen und wird seit 1993 in Deutschland durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz koordiniert.
In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto „Entdecken, was uns verbindet“. Das Motto regt wie immer zu verschiedenen Möglichkeiten der Annäherung und Schwerpunktsetzung an. Ziel ist stets „Bekanntes einmal anders zu sehen“ – so der Grundsatz der Initiatoren. Wir als Verein sind auf die Suche nach FREMDEN Einflüssen in Radebeuls Stadtlandschaft gegangen. Wo finden sich ortsUNtypische Materialien, Baustile oder Bauweisen?

»Villa Waldhof«, Paradiesstraße 46 (1920) Foto: Stadtarchiv

Radebeul bietet mit seinen Villenvierteln der Ober- und Niederlößnitz geradezu ein Feuerwerk von Erkundungs- und Entdeckungsmöglichkeiten. Griechische Stilelemente lassen sich an Villen wie z.B. auf der Nizzastraße Nr. 9, 11, 12, 13 finden. Vorbild für die Grabstädte Karl Mays war für Paul Ziller der Nike-Tempel auf der Akropolis. Den Bauerngarten der Bischofspresse – ein eher traditionelles Winzerhaus in Fachwerkbauweise – schmückt ein „griechischer“ Rundtempel. Gerne ließ man den Blick auch nach Italien schweifen. Baumeister und Bauherren griffen antik-römische, venezianische oder toskanische Stilelemente und Gebäudetypen auf, wie z.B. am Katholischen Pfarramt (Borstraße 11) oder Augustusweg Nr. 1 und 3 zu sehen ist. Am ehemaligen „Töchterheim Sallawa“ in der Ludwig-Richter-Allee sind mit der pagodenartigen Dachkonstruktion sogar fernöstliche Einflüsse zu entdecken.
Besonders oft ist in Radebeul jedoch der sogenannte “Schweizer Stil“ anzutreffen, der Anleihen an der alpenländischen Landhausarchitektur nimmt. Wir freuen uns sehr, Ihnen hierfür zwei Beispiele am „Tag des offenen Denkmales“ näherbringen zu können. Herzlicher Dank geht dafür an die Bauherren der aufwendig sanierten „Villa Waldhof“ (Paradiesstraße 46) und an die Bauherren der in Sanierung befindlichen „Villa Walter“, Bennostraße 23. Passend zum Thema war bereits im April 2018 ein Artikel von Dietrich Lohse in der „Vorschau und Rückblick“ zu finden, auf den ich gerne verweise.
Viele Male nahm bereits die Friedenskirchgemeinde am „Tag des offenen Denkmals“ teil. In diesem Jahr wird das Augenmerk insbesondere auf den Wiederaufbau der Kirche und des Kirchturms nach dem 30-jährigen Krieg durch Baumeister Ezechiel Eckhardt im Auftrag von Kurfürst Georg I. gelegt. Die Kirche war im Krieg 1637 durch schwedische Truppen zerstört worden. Das Motto des Tages wird damit als zeitliche Dimension erfasst – was verbindet uns heute mit Zeit und Geschehen vor 400 Jahren? Pfarrerin Annegret Fischer greift bereits im Rahmen des Gottesdienstes das Thema auf und lädt 9.30 Uhr in die Friedenskirche ein. Danach ist die Kirche offen. Kirchenhüter sind vor Ort und führen nach Bedarf durch das Objekt. Eine Turmbesichtigung ist derzeit leider aufgrund der Baumaßnahmen nicht möglich.

»Villa Walter«, Bennostraße 23 (2018) Foto: Verein f. Denkmalpflege u. neues Bauen

Kurfürst Johann Georg I. und Ezechiel Eckhardt sind aber vor allem mit der Hoflößnitz „in Verbindung zu bringen“. Sie hielten mit dem Bau des Lust- und Berghauses von 1648 bis 1650 die Geschicke für die erste größere höfische Baumaßnahme nach dem 30-jährigen Krieg in den Händen. Traditionell öffnet das Sächsische Weinbaumuseum Hoflößnitz am „Tag des offenen Denkmals“ kostenfrei seine Türen. Bereits am Samstag wird dort die neue Sonderausstellung „Hund und Wild. Die kurfürstliche Jagdlust im Spiegel von Tierporträts in der Hoflößnitz“ eröffnet.
Katja Leiteritz

Programm „Tag des offenen Denkmals“ 2018 am 9. September in Radebeul:

Friedenskirche
Radebeul-Altkötzschenbroda
9:30 Uhr Gottesdienst
11:00 Uhr – 16:30 Uhr
Offene Kirche – Führungen nach Bedarf

17:00 Uhr – Orgelsommer
Friedenskirche umgebaut 1884/85 im neogotischen Stil; Arch.: K. R. Weissbach
Ort der Unterzeichnung des „Waffenstillstandes von Kötzschenbroda“ von 1645 zwischen dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. und dem schwedischen General Lennart Torstensson
Musik für Flöte, Kontrabass und Orgel

„Villa Walter“
Landhaus Bennostraße 23
Baustellenbesichtigung
10:00 Uhr – 12:00 Uhr
Führungen durch Architekten hinte + beyer architektur nach Bedarf
Landhaus im Schweizer Stil, errichtet durch die Fa. Gebrüder Ziller 1873/74;
Sanierung Fassade 2007;
z. Zt. Komplett-Sanierung der Innenräume

„Villa Waldhof“
Paradiesstraße 46
14:00 Uhr – 16:00 Uhr
Vortrag – Dauer ca. 1 h
Zweigeschossige Villa im Schweizer Stil, als
Familienpension gebaut;
1862 Errichtung Wohnhaus; A: Moritz Ziller
1910/11 Aufstockung Nebengebäude; A: Paul Ziller

Hoflößnitz
Knohllweg 37
10:00 Uhr – 18:00 Uhr
Freier Eintritt

11:00 | 15:00 Uhr
Kuratorenführungen
Historische Weingutanlage mit Herren-, Press- und Verwalterhaus sowie Wirtschaftsgebäuden;
Weinbaumuseum; Sonderausstellung „Hund & Wild“
1648-50 Errichtung des Lust- und Berghauses für Johann Georg I.

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