Editorial

„Kultur muss man sich leisten können“, sagen die einen. Die anderen können davon nicht genug bekommen. Was nun ist richtig? Wie entscheiden?

Brecht lässt dazu in seiner Dreigroschenoper lakonisch äußern: „Erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral.“ Den Ausweg aus dieser Misere scheint der Kompromiss zu weisen. Der aber ist bekanntlich häufig weder Fisch noch Fleisch. Drei Ziegelsteine ergeben eben auch keine Scheune.

Dabei kann sich der Radebeuler wahrlich nicht beschweren. Wo er hinschaut stößt er auf Kultur. Die Stadt ist gewissermaßen eine einzige Kulturlandschaft, eine historische dazu. Aber das muss ja keinem Radebeuler erklärt werden, oder…? Manchmal allerdings beschleicht einen ein ungutes Gefühl. Beispielsweise, wenn man sich einige bauliche Neuschöpfungen anschaut. Andererseits ist Radebeul vermutlich die Gemeinde im Landkreis mit der höchsten Denkmaldichte. Auf rund 26 Einwohner kommt hier ein Baudenkmal! Wenn das keinen Satz in der neusten Imagebroschüre der Stadt wert ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Aber man kann halt nicht alles haben.

Von der Kultur scheinen die Radebeuler jedenfalls viel zu haben, ob sie auch genug davon haben, sollte diskutiert werden. Zum Beispiel wenn es um die Kulturkonzeption der Stadt geht. Die geht schließlich alle etwas an. Da ruhen die Hoffnungen auf den neuen Amtsleiter. Ob der aber die Stadt kennt, wissen wir noch nicht. Was man sich leisten will, ist halt auch immer eine Frage des Standpunkts.

Wir leisten uns jedenfalls die „Vorschau & Rückblick“, welche 12 Mal im Jahr von den kulturellen Leistungen nicht nur der Radebeuler von einst und jetzt berichtet. Dieses Jahr wagen wir mit dem Titelbild wieder einen Blick in die nähere Umgebung, um auf architektonische Schönheiten und deren Geschichte zu verweisen.

Karl Uwe Baum

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