Dresdner Geschichtsmarkt

Radebeul zweimal vertreten!

Vom Dresdner Geschichtsmarkt hat dieses Heft schon mehrfach berichtet, zuletzt im März-Heft 2017.

In der Zwischenzeit hat sich viel verändert. Diese interessante wie lobenswerte Veranstaltung drohte wegzubrechen, da der ausrichtende Verein kurz vor seiner Auflösung stand. Glücklicherweise konnte die Krise überwunden und für die Probleme eine Lösung gefunden werden, welche u. a. auch den Wechsel des Ausstellungsortes sowie die Minimierung des Aufwandes zur Folge hatte.

Die Ausstellung des 15. Marktes für Dresdner Geschichte und Geschichten im »Klemperer-Saal« der SLUB
Foto: K.-U. Baum


Der 15. Markt für Geschichte und Geschichten fand nun in der SLUB, der Sächsischen Landes- und Universitäts-Bibliothek, auf dem Zellschen Weg 18 in Dresden statt. Bereits der vorangegangene Markt konnte an selber Stellen durchgeführt werden. Der neue Standort, wenn auch kleiner als der bisherige, erwies sich als vorteilhaft, hatten doch die Zentralbibliothek und einige andere Bereiche der SLUB zum Zeitpunkt des Marktes geöffnet. Da diese Einrichtung nicht nur von Studenten genutzt wird, ergaben sich dabei durchaus Synergie-Effekte.

Auch diesmal stand die Veranstaltung unter einem Thema. Der Veranstalter forderte die Freizeitforscher und Vereine auf, mit ihren Beiträgen auf „Die Geschichte von Sport und Tourismus in Dresden und Umgebung“ einzugehen. Unabhängig davon waren wie immer auch andere Themen zugelassen. Insgesamt nahmen am 15. Dresdner Geschichtsmarkt 45 Aussteller teil. Darüber hinaus wurden noch eine Reihe interessanter Vorträge geboten. Der überaus gute Zuspruch von Besuchern erfreute die Aussteller wie auch den Veranstalter.

Erstmals war der Verein „Radebeuler Monatshefte“ auf dem Markt mit einem Stand vertreten. Auf einer gestalteten Tafel konnte das Monatsheft „Vorschau und Rückblick“ in Wort und Bild vorgestellt werden. Hefte verschiedener Jahrgänge lagen auf einem selbst gefertigten Ausstellungsmöbel bereit, welche die Besucher zahlreich an sich nahmen. In vielen Gesprächen konnte über die Hefte und den Verein informiert und so das Interesse an der Publikation geweckt werden. Der Vorsitzende des Vereins „Dresdner Geschichtsmarkt“ Klaus Brendler sprach sich lobend über die Teilnahme des kulturellen Monatsheftes aus, die er als Bereicherung empfand, umfasst doch der Markt auch die Präsentation geschichtlicher Erkenntnisse aus dem Dresdner Umland. Die zweitägige Betreuung des Standes der Radebeuler Monatshefte hatte das Redaktionsmitglied Karin Baum übernommen, welche viele Gespräche führen konnte, unter ihnen auch Besucher, welche „Vorschau und Rückblick“ bereits kannten. So galt u. a. das Interesse sowohl den Beiträgen zur Denkmalpflege, zu geschichtlichen Ereignissen und kulturellen Veranstaltungen als auch dem Verein selbst, seiner Verfasstheit, der thematischen Vielfalt sowie der organisatorischen und finanziellen Absicherung des kulturellen Monatsheftes. Erstaunlich groß war das Interesse an der Internetpräsenz des Heftes. Immer wieder äußerten sich Besucher erfreut, dass ein derartiges Druckerzeugnis existiert, welches sie als solide recherchiert und gut gestaltet empfanden. Wohl auch deshalb erkundigten sich viele Besucher danach, wie man das Heft beziehen kann.

Die Ausstellungstafeln zu »Vorschau und Rückblick« und zum Laientheater im 19. und 20. Jahrhundert in Dresden
Foto: K. Baum


Wieder mit dabei war auch Karl Uwe Baum – bereits das dritte Mal. Sein Thema befasse sich erneut mit dem nichtprofessionellen Theater in Dresden. Auf zwei Tafeln informierte er über die Laientheater der Stadt zwischen 1861 und 1933 sowie die zweitgrößte Vereinigung auf diesem Gebiet im Deutschen Reich jener Zeit, der „Volksspielkunst. Reichsverband für Volkskunst, Bildung und Jugendpflege e. V.“, die ihren Einfluss auf das gesamte Reichsgebiet ausdehnen konnte und Mitglieder von Bayern bis zur Nordseeküste, von Württemberg bis Böhmen in ihren Reihen hatte. Nach 1933 wurde die Volksspielkunst vom einzig verbliebenen derartigen Verband mit Sitz in Berlin geschluckt, welcher freiwillig die Gleichschaltung der Theatervereine im Dritten Reich übernommen hatte und davon profitierte. Heute ist er der größte Amateurtheaterverband in Europa.

Erstaunlich war, dass sich diesmal für das „Orchideen-Fach“ zahlreiche Besucher interessierten. Das mag vielleicht auch daran gelegen haben, dass das Thema geschickt mit den regionalen Besonderheiten der Stadt verknüpft wurde. Das nichtprofessionelle Theater ist erst seit 2015 auf dem Markt vertreten.

Die Tradition der Vereine in jener Blütezeit des Vereinswesens, in der jeder Sport-, Turn-, Tanz- und Gesangsverein, wie auch die Freiwillige Feuerwehr eine Theaterabteilung in ihren Reihen hatten, konnte für Dresden nicht nachgewiesen werden. Mit Sicherheit gab es auch dies. Belegt werden konnte hingegen die Existenz einiger Theatervereinigungen der Arbeiterschaft sowie Agitprop-Truppen, die in den 1930er Jahren so manche spektakuläre Aktion durchführten. Beliebte Auftrittsorte in Dresden waren neben dem Volkshaus am Schützenplatz das Albert-Theater, der Drei-Kaiser-Hof, das Eldorado, Hammers Hotel, die Kaufmannschaft und die Volkswohl.

Besonders anregend war der Austausch unter den Teilnehmern des Marktes. So konnten Karin und Karl Uwe Baum zahlreiche Kontakte in die Region knüpfen, wie z. B. nach Pesterwitz, zum Fernmeldemuseum oder dem Stadtteilarchiv Dresden-Neustadt.

Beide Aussteller wollen auf jeden Fall beim nächsten Geschichtsmarkt in einem Jahr wieder mit einem Stand vertreten sein.

Karl Uwe Baum

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