Buchempfehlung: Lesetipps im Bücherfrühling 2019!

Der Preis der Leipziger Buchmesse wurde in diesem Jahr zum 15. Mal verliehen. Nominiert waren Kenah Cusanit mit dem Roman „Babel“, Matthias Nawrat mit „Der traurige Gast“, Jaroslav Rudis mit „Winterbergs letzte Reise“. Die ebenfalls nominierte Anke Stelling mit ihrem Roman „Schäfchen im Trockenen“ ging als Preisträgerin hervor.

Anke Stelling, 1971 im schwäbischen Ulm geboren, lebt seit Anfang der 90er Jahre in Berlin nach einem Studium am Literaturinstitut in Leipzig. Der neue Roman „Schäfchen im Trocknen“ ist eine schonungslose Milieu-Beschreibung, die im Prenzlauer Berg spielt. Die Autorin erzählt von der Mitvierzigerin Resi, die mit der Freundesclique nicht mithalten kann und sich angesichts einer Wohnungskündigung mit der harten und enttäuschenden Wirklichkeit konfrontiert sieht. Tatsächlich hält die Autorin ihrer eigenen Generation radikal den Spiegel vor. Es geht um verwirklichte Träume, um Ankommen, um Scheitern und sich selbst in die Tasche lügen, um Unabhängigkeit und eingebunden sein, um Beziehungslosigkeit und involviert sein. Anke Stelling beschreibt unsere Klassengesellschaft in diesem Roman härter denn je, sie schreibt über die tiefen Gräben und darüber, dass immer weniger Menschen darüber entscheiden, wer zu Wort kommt und wer nicht.

Matthias Nawrat, 1979 in Polen geboren, seit 1989 in Deutschland und der Schweiz, lebt heute ebenfalls als Autor in Berlin. Drei Romanen, die mit Förderpreisen geehrt wurden, folgt nun „Der traurige Gast“, ein philosophischer und zutiefst menschlicher Roman, der zeigt, was Verlieren, Verdrängen, Neuankommen bedeuten. Höchst intensiv erzählt das Buch vom Überleben – in aller Schönheit, trotz aller Schrecken. Es ist der Winter des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche. Menschen, die sich begegnen, erzählen aus ihrem Leben, aber nicht nur. In eindringlichen Bildern fragt Der traurige Gast nach dem Sinn unseres Daseins.

„Winterbergs letzte Reise“ ist eine abenteuerliche Eisenbahnreise des Altenpflegers Jan Kraus mit dem alten und kranken Wenzel Winterberg. Winterberg ist ein gesprächiger 99-jähriger Deutscher, der nach dem Krieg aus der Tschechoslowakei vertrieben wurde. Jan, der Ich-Erzähler ist sein Pfleger und Sterbegleiter. Winterberg will mit ihm eine letzte Reise antreten auf der Suche nach seiner verlorenen Liebe. Von Berlin nach Sarajevo über Reichenberg, Königgrätz, Prag, Wien und Budapest. Winterberg: “Die Schlacht von Königgrätz geht durch mein Herz … sie war der Anfang von all unseren Katastrophen“. Ein meisterlicher, so noch nie gehörter Roman zur Geschichte Mitteleuropas!

Die genannten Romane können neben vielen anderen Neuerscheinungen in der Stadtbibliothek entliehen werden.

Martina Kunath

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