Landschaftsmalerei von Klaus Henker

Eine neue Ausstellung im Rathaus Coswig

Foto: privat

Die Stadtverwaltung Coswig nimmt den in diesem Jahr noch zu begehenden 85. Geburtstag des Malers Klaus Henker zum Anlass, die coronabedingte Kulturpause zu beenden und im Rathaus eine neue Ausstellung zu präsentieren. Dazu sei beiden, der Stadt und dem Maler, herzlich gratuliert.
Mit seinen neuen Bildern verfolgt Klaus Henker erklärtermaßen die Absicht, seine Stadt Coswig als das darzustellen, was sie für ihn ist: lebendig, voller Optimismus und positiver Energie. So jedenfalls sieht er sie, wenn er sich mit dem Skizzenblock in der Hand hineinbegibt, wenn er auf Spurensuche geht, sich nach Motiven umschaut. Da sehen wir den Maler sich drehen zwischen Rathaus und Karrasburg, die beiden für die Stadt tragenden Gebäude in eine beziehungsreiche Spannung zu setzen. Da sehen wir ihn den solitären Baum betrachten, der dann in zwei Variationen fast gläsern in Erscheinung tritt. Schließlich sehen wir ihn zum Wochenmarkt schlendern, nicht um Einkäufe zu machen, sondern um Menschen zu sehen. „Menschen gehören nun mal in eine lebendige, fröhliche Stadt“, sagt er.
Klaus Henker ist nämlich keiner, der mit dem Zufall spielt. Mit der ihm eigenen Zähigkeit, die ihn das Leben bis auf den heutigen Tag bestehen ließ, verfolgt er jeden Gedanken bis in tiefste Tiefen. Der tiefste Gedanke, dem er auf der Suche nach seinen Bildern folgt, heißt „Freude“ – was ihn bis heute als den Träumer erweist, der er seit Kindertagen ist.
Schon dann, wenn er vor Ort mit schnellem Stift seine Motive notiert, beginnt die gedankliche Auseinandersetzung. Getreu dem Merksatz Goethes „Das Was bedenke, mehr bedenke das Wie“, entsteht das Bild zunächst im Kopf. Die eigentliche Arbeit erfolgt dann zu Haus in seinem kleinen Atelier. In erinnerndem Betrachten rückt er da Linien und Flächen zu- und gegeneinander, testet Formen, experimentiert mit Farben, um die dem Motiv innewohnende Kraft lebensvoll in Szene setzen zu können. Klaus Henker baut seine Bilder als Kompositionen, als Sinfonien aus Farben, Linien und Flächen, woran sich Gedanken und Empfindungen entzünden. Das Motiv wird, wie er sagt, „zum Medium“, es bleibt aber bei allem, auch das ist dem Maler wichtig, im Untergrund erkennbar.
Noch immer ist der Traum in ihm wach, nach dem er als junger Mensch gerne Musik studiert hätte. Als Erzgebirger – Klaus ist in Freiberg zur Welt gekommen und aufgewachsen – stand ihm allerdings ein Brotberuf zu Gebote. Sein früh erkanntes Zeichentalent wurde durch den Freiberger Porzellanmaler Odrich geformt. Insgesamt 35 Jahre hat er dann der Meißner Porzellanmanufaktur gedient, als Indischmaler, als Zeichenlehrer, als Dekorentwickler, bevor er schließlich 1996 in den Vorruhestand verabschiedet wurde. An der Begeisterung für die Musik hat er festgehalten. Auch seine Kunst ist musikalisch dominiert: Wenn ihn ein bestimmtes Motiv besonders tief bewegt, probiert er unterschiedliche Abstraktionsgrade, wechselt er von runden zu mehr geraden von linearen zu mehr flächigen Formen. Variationsreich spielt er so mit Farben und Formen, wie Beethoven vor zweihundert Jahren mit Tönen und Klängen spielte.

Coswig, »Wochenmarkt auf dem Wettiner Platz«, Acryl, 2019 Foto: K. Henker

Die Art des Umgangs mit dem Motiv ist neu für den Maler. Vielleicht wird eines Tages von einem Spätwerk gesprochen. Wer das Wirken des Malers verfolgt hat, wird sich an die Experimente mit der Heidelbeere erinnern, an die Kompositionen mit den Flaschenmenschen. Auch wird in Erinnerung sein, dass wir schon mehrfach Gelegenheit hatten, jede einzelne seiner Arbeiten als philosophische Dissertation zu betrachten. Die Bilder atmen bei aller Tiefe eine Fröhlichkeit, der nicht anzumerken ist, wie schwer sie errungen wurde. Als ein Mensch, der die größere Hälfte seines Lebens nun wahrlich hinter sich hat, weiß Klaus Henker zu gut, dass das Leben nicht nur, wie Goethe meinte, „zu kurz ist, schlechten Wein zu trinken“. Es ist auch zu schade, in all den täglichen Misshelligkeiten zu versinken und, wie es heute leider üblich ist, vor lauter Zank und Wutbürgertum die Sonne nicht mehr zu sehen. Dieser Tendenz entgegen malt der Künstler seine Bilder. Und es gelingt ihm auf bemerkenswerte Weise, die positive Energie des Motivs voll augenzwinkernder Heiterkeit in der Balance von Abstraktion und Realität in voller Farbigkeit an die Betrachter heranzutragen.
Denn immer geht es um das Leben, das aus den Bildern atmen soll, ein Leben, das den Namen wert ist und nicht nur aus Coswig einen Ort voller Optimismus und positiver Energie machen kann.
Thomas Gerlach

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Die Ausstellung ist noch bis 30.12.2020 zu sehen.

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