Und die Moral von der Geschicht…?
Es gibt ja immer welche, die wissen „wie was geht“, die „gleich gesagt haben“… und was der Sprüche alle noch so sind. Erst neulich hat ein Intendant auf solche Verkünder hingewiesen. Aber wie eben das Leben lehrt, kommt man mit diesen Volksweisheiten nicht sehr weit, auch wenn man dazu den Friedrich Schiller bemüht. Denn, ein halber Schiller ganz oder halt ein ganzer Schiller halb, ist eben beides nichts Ganzes. Da weiß man noch lange nicht, was die Glocke geschlagen hat, mal abgesehen davon, dass heutzutage fast jeder glaubt, die Selbige schlagen zu können. Da herrscht ja auch kein Mangel …weder an Händen und noch an Glocken. Ein sehr guter Bekannter hat sich für diesen Fall folgende Richtschnur zurechtgelegt: „Erhalte ich für einen Tag mehrere Einladungen für irgendeine Sache, so bleibe ich zu Hause.“ Recht hat er! Schließlich leidet er an keiner Persönlichkeitsspaltung.
Heutzutage meinen ja auch alle zu wissen, was die Glocke geschlagen hat. Ich weiß nur, dass drei Pfund Fleisch…, aber lassen wir das. Das ist schon wieder eine andere Glocken-Geschichte.
Ein Blick in die Geschichte kann ja mitunter auch erhellend wirken. Da klingen einem in gewisser Weise regelrecht die Ohren vor Erkenntnis. Oder vor Einfalt…? Egal! Jedenfalls soll es im beginnenden 20. Jahrhundert an Verkündern und Propheten nicht gemangelt haben. Mit dem Ausrufen neuer Weisheiten, Lebensphilosophien und Weltuntergangsphantasien ist es damals zugegangen wie auf einem Basar. Etwa wie heute mit den Corona-Verschwörungstheorien, Moralappellen oder allgemeinen Aufrufen zur Freude und sonstigen Erscheinungen.
Natürlich sind Krisenzeiten immer belämmert. Und wer freut sich schon über eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten, geschlossene Geschäfte und Kulturtempel? Nur die Fabrikhallen und Büros stehen allen offen, na und die Krankenhäuser – Gesunden wie Kranken. Ob die Altersheime jetzt noch Neuzugänge aufnehmen entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Obwohl…? Die Spekulationen schießen ja gegenwärtig derart ins ins Kraut, dass man mit Richtigstellungen überhaupt nicht mehr hinterherkommt. Hier kann eigentlich nur eine Rückbesinnung auf Nietzsche helfen. Freilich auch nur auf die Gefahr hin, bei irgendwelchen Propheten anzuecken.
Aber mal ehrlich, bei so manchen Äußerungen könnte man glauben, die Leute haben nicht alle… Nein, ich werde, was mir gerade auf der Zunge lag, jetzt nicht zu Papier bringen. Man würde ja sonst von mir denken, ich hätte meine Contenance verloren.
Klar, Familie ist wichtig. Wie uns aber die Statistik zeigt, ist sie nicht das einzig Seligmachende. Rund 42 Prozent der Haushalte sind Singlehaushalte und es werden immer mehr. Weitere Überlegungen will ich hier nicht anstellen. Da sollten wir mal die Kirche im Ort lassen. Denn, auch eine ganze Kirche ist eben nur eine halbe Bevölkerung.
In schwierigen Zeiten könnte sich deshalb der Blick ruhig einmal weiten und das eigene Ego etwas zurückgestellt werden. Auch Schiller hat ja nicht nur mit Glocken gehandelt, sondern vielmehr Tacheles geredet, mehr noch geschrieben. Dabei waren seine Räuber keineswegs ein jugendlicher Fehltritt. Vielmehr folgte Schiller einer Grundüberzeugung, die bis in sein Spätwerk aufzufinden ist, auch wenn nachfolgende Kreise seine Werke für eigene Zwecke und Ziele vereinnahmten.
Das kennt man ja seit Ewigkeiten: Auf anderen Feuern die eigene Suppe kochen. Diese immer wieder nachwachsenden „Denkmalstürzer“ sind ermüdend, aber nicht ungefährlich, streuen sie doch Hass und Zwietracht. Nun soll der Mohr vom „Sockel“ geholt werden, dabei wurde er in europäischen Landen bereits im 16. Jahrhundert hoch verehrt. Andere wieder wollen vermeintliche Größen auf Selbigen stellen, wo sie nicht hingehören. Hier heißt es in Redaktionsstuben wachsam sein, auch das lehrt die Geschichte.
Wer jetzt nur noch Bahnhof versteht, kann getrost auch mal einen Blick auf die Webseite der Stadt Radebeul werfen.
Und die Moral von der Geschicht…? Man sollte immer wissen, was die Glocke geschlagen hat!
Euer Motzi