»konsequent. minimal.«

Arbeiten von Fritz Peter Schulze in der Hoflößnitz

Foto: Stiftung Hoflößnitz

Die Kunst von Fritz Peter Schulze basiert auf einfachen Elementen, die durch händische Bearbeitung, serielle Kombination und Farbe zu vielfältigen Bildern und Objekten werden. Dieses Herangehen zeigt auch die noch bis zum 29. Mai laufende aktuelle Personalausstellung »konsequent. minimal.« im Weinbaumuseum Hoflößnitz in Radebeul.
Anders als andere Minimalisten verfolgt Schulze einen Ansatz, in dem Spielerisches und vom Material Verursachtes, Zufälliges, ihren Platz haben. Er beruft sich auch nicht auf den Konstruktivismus, wenngleich die elementaren »Bausteine« seiner Kunst auf der Geometrie basieren oder stereometrisch angelegt sind. Oft ist da diese oder jene Abweichung in seinen Werken – besonders gut sichtbar bei den Arbeiten aus Holz. Schulze folgt dem Material – Astlöcher und Krümmungen werden nicht unbedingt eliminiert, ebenso wie Bearbeitungsspuren der Kettensäge. Indem er aber elementare Mittel zur Basis für seine Kunst macht, sie teils seriell gestaltet und dabei geometrische Formen, wenn auch nicht in mathematischer Reinheit, zum Ausgangspunkt wählt, kann man ohne Bedenken von Minimalismus voller Konsequenz sprechen – einem ohne Dogma wohlgemerkt. Und gerade durch letzteres entfalten seine Arbeiten eine besondere Sinnlichkeit, ja Poesie, wozu nicht zuletzt die Farbe beiträgt.
Die Werkschau tippt verschiedene Schaffensbereiche und ­aspekte von Fritz Peter Schulze an. Für sein Interesse an zeitgenössischer Musik und die Zusammenarbeit mit deren Protagonisten steht die in einer Hörstation integrierte Stimmklangcollage von Agnes Ponizil zu Texten und Bildern des Künstlers, konkret dem hier gezeigten Künstlerbuch »wirf deine hand in meinen fuß« von 1996.

Foto: Stiftung Hoflößnitz

Das Material Japanpapier ist einer der Schlüssel für die Annäherung an die aktuelle Präsentation. In einer kleinen Auswahl thematisch unterschiedlicher Blätter wird hier auf eine bedeutsame Werkgruppe verwiesen. Schon früh, ab 1979, entstanden aus gleich großen viereckigen Modulen geometrisch

Foto: Stiftung Hoflößnitz

angelegte Assemblagen und Collagen aus und auf Japanpapier oder Bütten. Farblich waren die Serien zunächst vor allem von Naturtönen geprägt. Mittlerweile zeigen solche Arbeiten auch kräftigere Farbakzente, wenngleich das Naturhafte immer noch eine grundlegende Rolle spielt.
2001 hatte Fritz Peter Schulze die Idee zur Serie »Code«, hinter der eine besondere »farbige« Idee steht. In unterschiedlicher Kombination sind hier schmale Streifen leuchtender Farbigkeit auf den Modulgrund collagiert. Inspiriert wurde Fritz Peter Schulze zu diesen Kunst-Anordnungen von den Barcodes auf unseren Einkäufen. Hieran lässt sich schön nachvollziehen, welche Spuren der Alltag selbst in minimalistischer Kunst hinterlassen kann.
Das reiche plastische Schaffen des Künstlers ist aus Platzgründen nur in kleinen, handlichen Exponaten vertreten. Dazu gehört das Holzrelief »(Paar)Code« von 2010, das zeigt, dass Schulze nicht ohne Witz ist. Entsprechend der »Paarlage« kann man hier farbige Klötzer umstecken und damit neue Konstellationen erzeugen. Auch die beiden großen Schachfiguren »König und Bauer« (1995) unterstreichen das über die Arbeitsweise des gelernten Zimmerers und studierten Holzgestalters bereits Angedeutete.
Gewissermaßen »Auswuchs« des spielerisch-künstlerischen Hantierens mit dem Material sind die sieben ausgestellten Schachspiele aus den Jahren 2001 bis 2010. Auch sie beruhen auf Grundformen wie Kegel und Kubus, teilweise in Kombination miteinander. Dieses Prinzip, mit solchen Formen zu arbeiten, dabei das Material ganz sorgsam zu behandeln, den Dingen dadurch einen durchaus edlen Charakter zu verleihen, erinnert an Traditionen der Klassischen Moderne, etwa des Bauhauses. Mir besonders ans Herz gewachsen ist das aus Porzellan gefertigte Spiel, das Produkt einer 2002 noch möglichen Kooperation von Künstlern mit der Porzellanmanufaktur in Freital. Auch mit den im gleichen Raum gezeigten Papierarbeiten, so den Collagen unter dem Titel »SchemenSpiel« (2018, 2022), unterstreicht der Künstler, dass Spiel und Spielerisches in der Kunst, gerade beim seriellen Arbeiten, einen wichtigen Platz einnehmen.
Schließlich verwundert es nicht, dass die Präsentation eine Verbindung zu ihrem Ort, der Hoflößnitz, sucht. Eine gleichwohl nicht für diesen Rahmen geschaffene Collage von 2012 mit ganz zarten, zeichenhaften Elementen hat Fritz Peter Schulze »Im Weinberg« genannt. Alles in allem macht diese sehr gelungene Ausstellung, wie das Motto verspricht, eine große Stringenz/Konsequenz deutlich und ist zugleich alles andere als blutleer.

Ingrid Koch

(Aus der Rede von Dr. Ingrid Koch zur Ausstellungseröffnung am 26. März 2023)

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