Es werde Licht
Nun ist sie vorbei, die angeblich „schönste Jahreszeit“. Eigentlich noch nicht ganz, einige Tage fehlen noch. Am 20./21. Juni aber hat sich das mit den Frühlingsgefühlen endgültig erledigt, da fängt der Sommer an und dann müsste es nach den Prognosen ziemlich heiß werden, mitunter auch schwül.
Wenn es aber nach dem 100-jährigen Kalender ginge, soll der Sommer allerdings verregnet werden. Der Sommer ist halt auch nicht mehr das, was er mal war. Früher war sowieso alles besser.
Und so ändert sich heutzutage das Wetter eben nicht nur, wenn der Hahn kräht. Man kann überhaupt nicht so schnell denken wie die Wetterlagen wechseln, vor allem die politischen. Das Gescheiteste wird sein, man macht sich nur noch Abendbrot und keine Gedanken – also, das geht auch mit jeder anderen Mahlzeit. Wie sagte da immer meine Mutter: „Überlasse das Denken den Elefanten, die haben einen größeren Kopf.“ Kann man machen, aber dann darf man sich hinterher nicht beschweren, wenn etwas ganz anderes herauskommt, als man sich eingebildet hat. Und meistens ist das so.
Da will ich nun jetzt nicht wieder von der Radebeuler Bahnhofstraße anfangen… Aber auffällig ist schon, dass man in der Stadt mit Entscheidungen, Begründungen und Sprüchen schnell zu Hand ist, sich aber die Dinge dann in der Wirklichkeit anders entwickeln als vorausgedacht. Da sei nur an die abgerissene Waldparkschule erinnert, wo die protestierenden Eltern mit der Auskunft beruhigt wurden, dass in einigen Jahren ein Neubau folgen würde. Was mit dem neuen Stadtzentrum Radebeul-Mitte werden könnte, will ich mir da gar nicht erst ausmalen. Ich ahne nur, dass wir mindestens 15 Jahre kein richtiges Stadtarchiv mehr in Radebeul haben werden. Schon jetzt ist es so, dass nicht mehr alles, was vor einigen Jahren noch registriert und gesammelt wurde, im Archiv ankommt. Neulich habe ich mir von der Harmoniestraße klammheimlich einen Ziegelstein mitgenommen. Nein, nicht fürs Archiv. Den kann man ja nicht abheften. Dort ist man in der Hauptsache nur an Flachware interessiert. Der Stein ist für meine eigene Sammlung bestimmt. Irgendwas, so dachte ich mir, sollte doch später von dem einst so völlig intakten Gebäude Zeugnis ablegen können.
Nun ist ja nicht alles schlecht, was in der Stadt geschieht. Beispielsweise die 1. Medien.Kultur.Kunst.Börse Ende April, eine private Initiative, für die die Landesbühnen nicht nur die Räume bereitstellten, war ja wirklich eine begrüßenswerte Nummer. Auch die Stadt hat hier kräftig unterstützt. Und ganz zu begrüßen ist, dass – anders als in so mancher Kommune – an der Kultur nicht gespart wurde. Oder die vermutlich stromsparende Straßenbeleuchtung, die in Radebeul-West installiert wurde und Licht ins Dunkle bringen wird.
Der liebe Leser möge entschuldigen, wenn das Stichwort „Licht“ meine Überlegungen wieder in die Bahnhofstraße lenkt, fand doch neulich dort eine musikalisch untermalte „Lichtshow“ statt. Udos Likörell sowie Arbeiten anderer Künstler, mit selbstleuchtenden Displays hinterlegt, schmücken nun die Unterführung. Das Panik-Orchester hat mächtig aufgedreht. Die „Lichtshow“ aber war eher verhalten und wirkt wie Touristenwerbung. Dumm nur, dass an dem zum Haltepunkt geschrumpften Bahnhof nur noch wenig Touristen ankommen. Da hoffen wir mal, dass die Installation das erste Jahr schadlos übersteht.
Überhaupt hat man sich die Gestaltung des Umfeldes um den Bahnhofsplatz einiges kosten lassen. Die 280.000 Euro kamen allerdings aus dem Vermögen von Parteien und Massenorganisationen der DDR. Ob sich davon nicht auch was für den Serkowitzer Gasthof abzweigen ließe, meint
Euer Motzi.