Erfolg durch kontrolliertes Nichtstun

10 Jahre Weingut „Drei Herren“ in Radebeul

Alles ist nicht so wie es scheint. Das fängt schon beim Namen an:
die drei Herren sind nämlich nur zwei: Neben dem Dresdner Kunsthistoriker Prof. Dr. Rainer Beck und dem Radebeuler Winzer Claus Höhne wird das Weingut seit September 2004 auch von Antje Wiedemann geführt – einer Betriebswirtin, die vor allem als Sächsische Weinkönigin 2003 hierzulande bekannt wurde.
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Das war nicht immer so. Das alte Weingut war stramm in Männerhand und hieß auch anders: Weingut Hermannsberg, benannt nach dem Anbaugebiet in der Radebeuler Oberlößnitz. Die Trauben kamen und kommen auch heute noch vom Hermannsberg sowie vom Ballberg und aus dem Meißner Spaargebirge vom Taubenheimer Berg – allesamt traditionelle Weinberge, die schon im 17. Jahrhundert urkundlich erwähnt wurden, aber sicherlich noch früher bewirtschaftet wurden.
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Überhaupt die Tradition: auf die wird im Weingut Drei Herren viel Wert gelegt – besonders beim Ausbau der Weine im historischen Kellergewölbe. Hier erfahren, so erfährt man im Hausprospekt, „unsere Weine eine schonendste Kellerbehandlung ohne manipulative Eingriffe, im Hausjargon als `kontrolliertes Nichtstun` bezeichnet.“
Das klingt bescheiden, erfordert aber viel Erfahrung und Geduld. Hohe Auszeichnungen sind die Folge: Fast jedes Jahr ging der Bundesehrenpreis der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) an das Weingut Drei Herren in Radebeul. Gut, es ist nicht der Gault Millau, bei dem Spitzenweine bis zu 100 Punkte bekommen können. Aber dafür vergibt die DLG jährlich eine Auszeichnung für Spitzen-Weingüter im führenden Qualitätswettbewerb für deutsche Weine und Sekte. Und somit für das gesamte Weingut, also auch die Betriebsführung – und den Wein. Die Zertifikate hängen an den schlichten, weißen Wänden der Vinothek rechts vom Eingang. Sie lädt zur spontanen Verkostung an nüchternen Stehtischen ein. Die Weinflaschen liegen zur Verkostung übersichtlich auf einem kargen Stahlrippen-Regal.

Festsaal im ersten Obergeschoss

Festsaal im ersten Obergeschoss


Über dem Eingangsbereich hängt ein filigranes hellblaues Schwebeobjekt aus der Kunstsammlung von Prof. Beck, das an Doppeldecker-Flugzeuge der 20er Jahre erinnert. Aber schon gleich daneben – links vom Eingang- kann man gemütlich an Holztischen sitzen, das historische Flair genießen und das Glas in Ruhe leeren. Im Hintergrund ein modernes Wandgemälde. Sehr kontrastreich!
„Dialog“ aus Tradition und Moderne nennen es die drei Herren bzw. die Dame.
Das setzt sich auch im Obergeschoss fort. Barocke Wandmalereien wechseln ab mit zeitgenössischen Kunstwerken, etwas gewöhnungsbedürftig, aber interessant. Im kleinen Festsaal werden Lesungen und Weinproben, 5-Gänge-Diners und Feierlichkeiten abgehalten.
Aber auch für einen spontanen Besuch ohne Voranmeldung kann man jetzt hier gut einkehren: Denn zum zehnjährigen Jubiläum wurde ein junger Koch engagiert: André Kühnke, und der bereitet passende Speisen zum Wein von Donnerstag bis Sonntag zu. Bei gutem Wetter kann man hinter dem Haus an der Weinbergstraße 34 abgeschirmt und ruhig, zu Füßen der Weinberge auf der Terrasse sitzen und das Leben mit Speis und Trank genießen. Geöffnet ist Donnerstag bis Samstag von 14 – 20 Uhr, am Sonntag schon ab 11 Uhr.

Karin Funke

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