100 Jahre Erwerb der Hoflößnitz durch die Gemeinde Oberlößnitz

Einladung zur Veranstaltung „Bauliche Veränderungen in der Hoflößnitz – Planungs- und Baufortschritte mit Baustellenbesichtigung“
Mit der Versteigerung des „ehemaligen Staatsweinberggutes Hoflößnitz“ 1889, welches neben fast 24 ha Land u.a. auch das Spitzhaus umfasste, kam dieses in Teilen an drei private Erwerber. Die größte versteigerte Parzelle war die, die wir heute mit dem Gebäudeensemble der Hoflößnitz verbinden. Schon 1912 wurde aus dem großen Interesse der Bürger heraus ein „Verein zur Rettung der Hoflößnitz“ gegründet, da der Fortbestand der Anlage bedroht schien. Erfolgreich wurden Mittel eingeworben, und die Hoflößnitz konnte schon am 1. Juli 1912 durch den Verein erworben werden. Sofort wurde Prof. Emil Högg, der Mitglied des Vereins war, mit Instandsetzungen beauftragt, die sich als dringend nötig erwiesen. Außerdem wurden im „Schloss“ die Gemälde restauriert.
Aber es gab auch bauliche Veränderungen. So wandelte sich das Aussehen des Berghauses in der Ansicht stark, im Presshaus wurden zwei Wohnungen eingebaut. Auch die Wiederbelebung des Weinbaus war Vereinsziel, so dass ab 1.März 1913 ein im Weinbau ausgebildeter Gärtner angestellt wurde.

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Pressenhaus, Bestand Dachstuhl                               Foto: Seidel+Architekten Pirna

Der enorme Umfang der Aktivitäten in Verbindung mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges führte zu einer hoffnungslosen finanziellen Lage des Vereins. Im Zuge des Konkursverfahrens erwarb die Gemeinde Oberlößnitz am 4. Juni 1915 das Anwesen*.
Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums und anstehenden baulichen Veränderungen in der Hoflößnitz laden der Verein für Denkmalpflege und neues Bauen Radebeul e.V. und der Verein Kulturlandschaft Hoflößnitz e.V. am 4. Juni 2015, 19.30 Uhr zu einer gemeinsamen Veranstaltung in die Hoflößnitz ein.

Nach der nun erteilten Baugenehmigung für den Umbau des Pressenhauses werden in Kürze die Bauarbeiten beginnen. Auch nach 100 Jahren verfolgen glücklicherweise viele Radebeuler die Belange „ihrer Hoflößnitz“ mit großem Interesse. Es gibt ehrenamtliches, berufliches und kritisch begleitendes Engagement. Die Veranstaltung soll dazu beitragen, dass Informationen aus erster Hand erhältlich sind. Neben einem Statement des Stiftungsvorstandes zum Fortgang der Entwicklung der Hoflößnitz und einem kurzen historischen Exkurs wird im Hauptteil das Büro Seidel + Architekten Pirna die Planungen zum Pressenhaus vorstellen. Ein kurzer Baustellenrundgang soll die Veranstaltung abschließen und zu hoffentlich guten Gesprächen unter den Kastanien überleiten.

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Pressenhaus, Ansicht von Osten                           Foto: Seidel+Architekten Pirna

 

Vorab ein paar Informationen der Architekten zu Planung:
Die Sanierung bzw. der behutsame Umbau der Baulichkeiten der Hoflößnitz, bestehend aus dem kürfürstlichen Lust- und Berghaus, dem Kavaliershaus, dem Pressenhaus, dem Winzer- und Schoppenhaus, einschließlich Neugestaltung der Außenanlagen erfolgt schrittweise.
Dabei werden Museumsflächen geschaffen, die Verwaltung zentralisiert, es entstehen ein zentraler Eingangsbereich mit anschließender Vinothek sowie ein multifunktionaler Veranstaltungsraum.
Nach der Sanierung des alten Winzerhauses zum Gästehaus im Jahr 2010 und der Instandsetzung des Lusthauses im Jahre 2013 soll nunmehr das ehemalige Pressenhaus zu einem Besucher- und Informationszentrum der Sächsischen Wein- und Kulturlandschaft mit einem Veranstaltungsraum für bis zu 80 Personen umgebaut werden. Die Hoflößnitz wird damit zentraler Anlauf- und Informationspunkt für Touristen, Gäste und Weinliebhaber in Radebeul und dem sächsischen Weinanbaugebiet.
Das Pressenhaus wurde zuletzt als Produktions- und Lagergebäude des Weingutes genutzt. In der langen Historie hat das Gebäude zahlreiche Umbauten und Ausbauten erfahren. Speziell die letzten Ausbauten der 80-er Jahre haben den Charakter des Gebäudes beeinträchtigt.
In einem ersten Schritt wurden die Verkleidungen und Leichtbauwände im Dachgeschoss zurückgebaut und die tragenden Holzkonstruktionen freigelegt, um den Zustand der Bausubstanz bewerten zu können.
Im Kellergeschoss werden die südöstlichen Gewölbetonnen erhalten und auch zukünftig für Weinverkostungen genutzt. Das urige Ambiente aus Sandstein, verfugten Wänden und geringen Raumhöhen wird gestalterisch weiterentwickelt und mit neuem Mobiliar ausgestattet. Der große, mittig liegende Kellerraum wird wieder als Lagerraum sowie als Aufstellfläche für die neue Lüftungsanlage genutzt. Die zukünftige Heizzentrale wird ebenfalls im Keller untergebracht.
Das Erdgeschoss wird über den neuen giebelseitigen Haupteingang barrierefrei erschlossen. Die moderne Türanlage erhält äußere hölzerne Tore, analog des Bestandes, sodass sich die modernen gestalterischen Elemente zurückhaltend in das Gebäude integrieren. Im Eingangsbereich befindet sich die Tourist- und Ticketzentrale. Am Tresen stellt ein geschnitztes Relief den Winzerzug dar. Ausstellungsexponate, Sitzgelegenheiten und Informationstafeln unterstützen die Funktion dieses Raumes als erste Anlaufstelle für Touristen, Interessierte und Besucher.
Über eine zweiflügelige, gläserne Schiebetür wird der sog. Weinschauraum erschlossen. Der axiale Raum wird stirnseitig durch Fenster belichtet und ermöglicht so die Blickbeziehungen zur Hofanlage und zum Weinberg. Die Möblierung, sowie die technische Ausstattung mit Leinwand und Beamer unterstützen die Präsentation des sächsischen Anbaugebietes.
Im nordwestlichen Bereich erfolgen größere Eingriffe. Hier werden Wände zurückgebaut und eine neue Raumstruktur für den Sanitärtrakt mit Behinderten-WC geschaffen. Eine neue Treppenanlage entsteht und ein Aufzug erschließen das Dachgeschoss barrierefrei.
Dort wird der Dachstuhl denkmalgerecht saniert und bis zum First räumlich geöffnet. Zahlreiche Holzbauteile werden gezeigt und für den Besucher erlebbar. Erschlossen wird der großzügige Multifunktionsraum über einen Vorraum, welcher als Vermittler zwischen Aufzug, Treppe und Saal dient. Flankiert wird dieser Raum durch zwei Nebenräume für Garderobe und Vorbereitung/ Catering.
Im Veranstaltungssaal wird hangseitig eine neue Schleppdachgaupe mit moderner Verglasung eingebaut. Diese dient der Belichtung des Raumes. Eine filigrane Brücke aus Stahl schafft den notwendigen zweiten Rettungsweg vom Dachgeschoss zum Weinberg.
Die haustechnische Ausstattung mit einer maschinellen Belüftung, die raumakustischen Oberflächen sowie die moderne und zurückhaltende Innengestaltung mit einem Dielenfußboden und Wandoberflächen aus Kalkputz integrieren sich dezent.
Ziel der Sanierung ist die Herausarbeitung der Identität des Gebäudes entsprechend seines historischen Wertes und die denkmalgerechten Weiterentwicklung der Nutzung. Insgesamt soll der ursprüngliche Charakter der Gesamtanlage der Hoflößnitz mit seiner gemütlichen, freundlichen und familiären Atmosphäre erhalten werden.
Zum ersten gesamtdeutschen Winzerumzug Anfang Oktober 2015 soll die Gebäudehülle des Pressenhauses fertiggestellt sein.

Michael Mitzschke

* Quelle: Volker Helas: Der Hoflößnitzverein, Emil Högg und seine Wiederherstellung des Hoflößnitzweingutes. In: Heinrich Magirius (Hrsg.): 600 Jahre Hoflößnitz, Dresden 2001, S. 168-173

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