Bewahren von Fachwerk, Holzkonstruktionen u. Kunstwerken aus Holz

Der Fachwerkbau unterlag in seiner Geschichte einer wandelnden Wertschätzung. Gerade die letzten Jahrzehnte belegen, dass seine prägende Wirkung für Sachsen nicht unterschätzt werden darf. Eine Konsolidierung dieser Bauten setzt allerdings ein Spezialwissen voraus, das heute nicht mehr Allgemeingut ist und darum dringend in der handwerklichen Fortbildung vermittelt werden muss. Holzkonstruktionen sind durch Umweltfaktoren aber auch durch falsche Behandlungen gefährdet. Es zeigt sich, dass erfolgreiche Instandsetzungen für sich sprechen und beispielgebend wirken, was anhand des linkselbischen Naustadt (Gemeinde Klipphausen) – zugehörig zu „Sachsens Schönsten Dörfern“ ausgeführt wurde. Diese Initiative zur Bewahrung der Identität und dem Schutz der Baukultur zeigt erste Erfolge.
Die Holzkonservierung hat in Sachsen eine lange Geschichte. Bereits im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts begannen die nicht immer erfolgreichen Anstrengungen um das Kunstgut zu erhalten. Es waren jedoch gerade diese Bemühungen, denen wir heute in Sachsen ein reiches kulturelles Erbe zu verdanken haben. In alten Akten finden sich dazu interessante Hinweise. So gab es bereits um 1830 ernsthafte Bestrebungen, die Kunst authentisch zu bewahren und nicht durch Kopien zu ersetzen. Beispielsweise sollte der Augustusburger Cranach-Altar damals aufgrund eines starken Anobienbefalls anfänglich als Kopie neu geschaffen werden. Diverse restauratorische Maßnahmen zeigten in Folge nicht den gewünschten Erfolg oder führten zu schädigenden Nebenwirkungen. 1902 wurde darum in Dresden eine Versuchsanstalt für wurmkranke Hölzer gegründet. In sehr unterschiedlicher Weise schritt die Entwicklung von Konservierungsmitteln fort. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte der Holzbau einen gewaltigen Aufschwung. Industrieller Holzbau war ohne Holzschutz undenkbar. Nach dem ersten Weltkrieg wurde der sparsame und nachhaltige Umgang mit Bauholz sowie der vorbeugende Schutz der Bausubstanz propagiert. Der Faktor Zeit wurde im Bauwesen immer entscheidender. Gleichzeitig waren die Gefahren bekannt, die aus nassem Holz resultierten. Bereits im Ersten Weltkrieg wurden die Auswirkungen des Luftkriegs auf die Zivilbevölkerung deutlich. So kamen verstärkte Anstrengungen zum Flammschutz hinzu. Die Folge davon waren z.T. hochbelastete Denkmäler. Bekanntlich ist darum der chemische Holzschutz bereits vor gut 35 Jahren in Verruf geraten. Aufgerüttelt durch die Holzschutzmittelprozesse in der Bundesrepublik begann ein Umdenken. Auch hier waren es erst die Spätfolgen, die aufhorchen ließen. Als Konsequenz daraus versuchten wir andere Wege zu gehen. Es wurde beobachtet, dass verkieselte Hölzer beständiger gegen Pilze und Insekten sind. Zudem erfolgten Modifizierungen mit weiteren fungizid und insektizid wirkenden Zusätzen, wie u.a. Borsäure, Kupfer und Silber. Trotz der Erfolge gab es bislang keine Zulassung der von uns mitentwickelten Siliziumdioxid-Nano-Sole und eine großtechnische Realisierung.
Holzschutz kann nie eine fehlende Baupflege ersetzen. Gerade in Notzeiten führten nicht behobene Bauschäden in Verbindung mit fehlendem Holzschutz zu weiteren Verlusten. Doch auch Kunstwerke galt es zu schützen. Leider wurden da anfänglich kaum Unterschiede gemacht, bis die Schäden allzu deutlich wurden. Grundsätzliche Dinge sind zu beachten. Dazu zählt, die für ein Denkmal angemessenen Materialien zu wählen. Wir sind sehr froh darüber, dass es inzwischen eine Renaissance des Leinöls gibt. Der große Vorteil dieser Anstriche ist, dass sie natürlich altern und ohne größere Vorbehandlungen des Grundes überarbeitet werden können. Dennoch verfault das Holz nicht, es sei denn es herrscht stauende Nässe. Derzeit laufen Tests zu verschiedenen Anbietern. Zudem kann Bauholz thermisch modifiziert werden, um es dadurch haltbarer zu gestalten. Wir verwenden derartige Hölzer ebenfalls an Kunstobjekten, um diese gegen feuchte Bereiche abzuschirmen.
Eher am Rande sei auf die Stabilisierung geschwächter Holzkonstruktionen mit Kohlefaserlamellen hingewiesen. In Görlitz am Schönhof wurde auf diese Weise eine Deckenkonstruktion ertüchtigt. Auch die Rahmen des Wolgemutaltars in Zwickau wurden durch CFK-Lamellen freitragend. Zu den richtigen Materialien nicht nur im Denkmal zählt zudem der oft unterschätzte Lehm. Er gibt ein gutes Wohnklima und durch seine Feuchte ausgleichende Wirkung werden Holzkonstruktionen geschützt.
Ohne ein gutes Klima im Baudenkmal geht es nicht. Die Wechselwirkungen sind nicht trivial und werden oft unterschätzt. Wird eine Komponente verändert hat das oft Auswirkungen aufs ganze System. Ein gut durchlüftetes Kaltdach hat seine unbestrittenen Vorteile. In Rochlitz am Fürstenhaus wurden extra diese Schornsteinatrappen aufgesetzt, damit die Durchlüftung gewährleistet wird. Diese war nötig, um die Schadstoffkonzentration in ein tolerables Maß zu bringen, hilft aber auch zur Feuchteabfuhr. Das ist besonders bei sehr dichten Dachkonstruktionen erforderlich. Doch nicht nur Querlüftungen, sondern auch Vertikalentlüftungen sind nötig. Die wieder in Mode kommenden Kaminöfen tragen dazu bei. In diesem Zusammenhang wird auf die notwendige Fugenlüftung aufmerksam gemacht. Mit Hilfe von Verbundfenstern konnten angemessenere Lösungen musterhaft für das Kloster St. Marienthal entwickelt werden.
Der Klimawandel bereitet uns Sorgen. Wir sind natürlich auch in der Denkmalpflege bemüht das Nötige zu tun. Neben dem Wärmeschutz rein zugunsten der Heizkostenabrechnung, gilt es auch sich mit der Problematik des sommerlichen Wärmeschutzes auseinanderzusetzen. Hierbei wollen und müssen wir die Gebäude kühl halten, um den Einsatz von Klimaanlage zu vermeiden. Eine besondere Rolle spielt dabei der Lichtschutz, damit restaurierte Objekte nicht vorschnell altern.
Anhand von langjährigen wissenschaftlichen Voruntersuchungen konnte ein gutes Fundament für den Erhalt von Holzschindeln gelegt werden – in Sachsen inzwischen fast ein exotisches Bauteil. Vorteilhaft ist die Handlichkeit der Schindel. Was bei ihr grundsätzlich funktioniert geht auch am Fachwerk, an der Verbretterung und anderen Bauteilen. Wir hoffen sehr, dass ein entsprechendes, vielleicht sogar grenzüberschreitendes Projekt, zur Verbesserung der Nachhaltigkeit gelingt.
Seit gut zehn Jahren finden vor diesem Hintergrund am LfD-Sachsen die Holzfachgespräche statt. Aus einem Rundtischgespräch entwickelten sich Kolloquien und in Folge davon manches Forschungsprojekt. Mein letztes Fachgespräch wird am 10. Oktober 2019 stattfinden, bevor ich in den Ruhestand gehe. Es wird noch ein langer Weg sein bis wir einen effektiven und humantoxisch unbedenklichen Holzschutz haben. Dieser wird wohl erst gelingen, wenn die Wirkkomponenten direkt an die Holzfaser anbinden. Erste Gedanken gibt es dazu bereits. So gilt mein Dank allen, die sich auf vielfältige Weise um den Erhalt des Kulturgutes und der Denkmallandschaft mühen.
Manfried Eisbein
Sehr geneigte Leser, dies war ein Kurzabriss des hochinteressanten Vortrages von Manfried Eisbein am 22. März 2019 auf Einladung des Vereins. Es ist uns wichtig, dass wir weiterhin informative und anwendbare Vorträge zu bautechnischen Fragen anbieten.
Abschließend möchte ich noch auf die Eröffnung des Bismarckturmes am 19. Mai gegen 15.00 Uhr aufmerksam machen. Wir haben es – dank allen Unterstützern – geschafft; die unglaubliche Summe von 300.000 € ist zusammengekommen. Sie werden es sehen: die Aussicht ist ein Erlebnis. Weitere Informationen erfolgen in der Presse.
Jens Baumann

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