“Zwischen den Well(lt)en” – ein Projekt der Stadtgalerie Radebeul bis zum 13. Juni 2021


Wo befinden wir uns – räumlich und seelisch? Zwischen Wellen, zwischen Welten, in Zwischenwelten? Mit dem Körper wohl eher in der Umgebung, auf Spaziergängen. Immerhin – die Heimat wird neu oder wiederentdeckt und die Begrifflichkeiten bekommen wiederum ihren ursprünglichen Sinn. Wälder, Wiesen, blühende Gärten sind deshalb durchaus Thema.
Ursprünglich startete unser Frühlingsprojekt 2021 im Februar mit dem Arbeitstitel „Radebeul im Aufbruch“. Deshalb wurde die traditionelle multimediale Sommerausstellung vorverlegt. Thomas Gerlach schlug als Titel sogar „Vom Eise befreit“ vor, denn „das Eis, welches uns im Winter umgab, meinte nicht nur den unerwartet wieder mal plötzlich über uns hereingebrochenen Winter, sondern auch die Kälte der Vereinzelung usw.“. Die Fotografie einer zerspringenden Eisplatte von Luc Saalfeld aus Dresden verdeutlicht in der Ausstellung noch genau dieses Ansinnen.

Der Frühling mit seinem vielfältigen Zauber, der sich auf das Lebensgefühl der Menschen überträgt und das Virus eindämmen sollte, hätte Thema dieser Ausstellung sein können und als Eröffnungstermin wurde der 30. April gewählt, denn der April hat seinen Namen vom lateinischen Begriff „aperire“, das bedeutet „öffnen“. Im April öffnen sich nicht nur viele Knospen, sondern alle hofften auch auf geöffnete Galerien und Museen.

Die Ausstellung mit 56 Künstlerinnen und Künstlern präsentiert Malerei, Grafik, Fotografie, Karikatur, Plastik und Objekt. Es sind, wie gewohnt, viele bekannte Namen aus Radebeul und der weiteren Umgebung dabei, aber auch neue, wie z.B. Dirk Adams, der mit seine Video-Projekt „Heimat“ im Dresdner Zwinger letztes Jahr deutschlandweit Aufmerksamkeit erfuhr. Gewohnt, bedeutet jedoch nicht gewöhnlich oder belanglos. Denn die Entwicklung der Künstlerinnen und Künstler über viele Jahre hinweg, eben zu sehen auf den Gemeinschaftsprojekten, ist durchaus bemerkenswert und lohnt die Besichtigung.

Bei der Vielfalt der Handschriften und der sehr unterschiedlichen Herangehensweise an das Thema, war es in diesem Jahr besonders schwierig, eine stimmige Ausstellung zusammenzustellen und Brüche waren unvermeidlich. Bewusst begrenzt sie sich nicht auf benannte Wellen. Es geht ebenso um die Vielfalt der inneren Welten, denn da die äußere momentan nur sehr eingeschränkt erlebbar ist, ist sie es dafür aber vielleicht umso intensiver. Einige Arbeiten beschäftigen sich unmittelbar mit dem Thema des Lockdowns. Zu Enrico Scottas scheinbar endlosen „Viralen Spirale“ – man deshalb muss den Kopf heben. Andere zeigen eher Seelenzustände („Corona-Schrei“ von Gerold Schwenke). Die nächsten befinden sich bereits im Aufbruch in eine Nach-Corona-Zeit – ganz im Sinne des geplanten Frühlingsprojektes. Burghardt Schade begrüßt in der Galerie mit bekannten Gesichtern in einer Fotocollage den Besucher, der Besucherin mit einer, wie passend, „Geschlossenen Gesellschaft“, während die „Pandemie-Querdenker“ von Christian Uri Weber den Weg nach oben begleiten. Wasserwellen spielen in der Tat eine Rolle, zum Teil aus einer Zeit, in der das Reisen noch oder gerade wieder möglich war – zwischen Wellen anderer Art, wie für Anita Voigt in der Bretagne oder Gabriele Seitz. Dazu gehören Schiffe als Transportmittel für Sehnsüchte, statisch, wie bei Gabriele Reinemer, träumerisch wie bei Friederike Aust oder schwer in den Wellen wie bei Roland Gräfe. Bemerkenswerter Weise ist nur ein Selbstporträt dabei, denn es ist ja die Form der Selbstauskunft in schwierigen oder glücklichen Zeiten. Markus Retzlaff zeigt sich rauchend und in jeder Hinsicht in sich gekehrt.

Zu den mit Sehnsucht Suchenden gehören die Träumer. Sie zeigen sich in Arbeiten von Michael Hofmann und Peter Graf sowie ironisch auf die Spitze im Objekt „Gesänge eines toten Träumers“ von Stefan Voigt. Der „Wunschautomat“ von Matthias Kistmacher gehört wohl auch in diese Kategorie.

„Zwischen den Well(lt)en“ ist keine Bestands-, sondern nur die Momentaufnahme einer schwierigen Zeit, sowie der Artikel auch nur einen Blick auf die Vielfalt der Ausstellung werfen kann. Ein virtueller Rundgang mit den Werken aller beteiligter Künstlerinnen und Künstler von ……….. (bitte ergänzen) ist auf der Homepage der Stadt Radebeul zu besichtigen.

Willkommen in den Welten der Künstlerinnen und Künstler – wenn es denn die Wellen erlauben.

Ausstellung bis zum 13. Juni, Finissage mit Künstlerfest, begleitet von den „Elbhangzombies“., am 12. Juni ab 19.30 Uhr.

Zu den aktuellen Besuchsmöglichkeiten finden sich Informationen auf www.radebeul.de/stadtgalerie.

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