Die Glosse

Das kann ja lustig werden

Nun sind schon 31 Tage ins Radebeuler Land gegangen, aber viel war bisher nicht in dem glamourösen Festjahr los, sieht man mal von dieser bürgerlichen Selbstermächtigung am Grenzweg Kötzschenbroda-Niederlößnitz ab. Selbst im Januarheft von Vorschau & Rückblick wird im Terminteil noch keine einzige Veranstaltung angekündigt, die ausschließlich unter den Stern des Jubeljahres gestellt war.

Was ist nur los mit den Radebeulern? Haben sie den Start verschlafen? Oder wollen sie am Ende gar nicht?! Das wäre ja ein starker Tobak: die Stadtverwaltung ruft ein Festjahr aus und die Einwohner verschanzen sich in ihren Wohnungen und hinter hohen Mauern. Ja, Mauern sind überreichlich in Radebeul vorhanden – ums Grundstück und in den Köpfen! Das hat die jüngste Vergangenheit zur Genüge bewiesen. Da will ich jetzt nicht wieder die alten Geschichten aufwärmen. Oder klemmt da vielleicht gar noch der alte Geist von vor über 40 Jahren dazwischen, als angeblich alle nur auf Anweisung gehandelt haben? Das kann ich mir nicht vorstellen. Die Radebeuler sind doch sonst ganz pfiffig, wenn auch etwas hintergründig. Wenn die nicht rausgucken wollen, verschwinden sie einfach hinter ihren Mauern. Weg iss‘er, der Radebeuler!

Dabei hätte ich mir gleich zu Beginn so einen richtigen Paukenschlag gewünscht mit Tschingbum und Trara, der die Radebeuler aus ihren Behausungen und Mauern hervorlockt. Aber bei der kleinen Truppe am Grenzweg haben eben nur die Sektkorken geknallt und keine Böller. Wen wundert es da, dass keiner aufgewacht ist.

Aber vielleicht ist es tatsächlich noch immer so, dass die „Ost-Memmen“ nur auf Anweisung handeln. Und der offizielle Start, das muss man ehrlich einräumen, ist noch nicht erfolgt. Es wird gemunkelt, dass er am 26. Januar zum Neujahrsempfang vom Oberbürgermeister höchst persönlich verkündet wurde. Aber genaugenommen kann ich darüber noch überhaupt nichts wissen, da mein Text schon am 15. Januar in der Redaktion sein musste. Also liebe Leser, sehen sie es mir nach: Alle Angaben ohne „Gewehr“. – Ist vielleicht auch besser so in diesen besch… Zeiten.

Aber ganz kann meine Vermutung mit den „Ost-Memmen“ nun auch wieder nicht stimmen, denn so viele Ossis können wir in Radebeul wiederum gar nicht mehr haben bei dem großen Bevölkerungsaustausch seit 1990.

Wie es denn auch sei, werde ich mir wohl zum Fest so meinen eigenen Reim machen müssen. Der beste Spaß ist ohnehin der, den man sich selber macht. Und da könnte ich mir eine Menge vorstellen. Also, was uns zum Beispiel in Radebeul noch fehlt, sind schöne Blümchenwiesen. Vor einige Zeit war ich in einer Stadt, die hatte gefühlt mehr Blümchenwiesen als Häuser. So muss es ja für Radebeul nicht gleich werden. Aber eine schöne Blümchenwiese, wie die gegenüber den Landesbühnen, reicht halt nicht aus. Ich bin dafür, dass jeder Stadtteil eine Blümchenwiese erhalten sollte. Für Radebeul-West – oder sollte ich lieber Kötzschenbroda schreiben? – sehen die Chancen gar nicht so schlecht aus. In absehbarer Zeit wird eh der Bahnhof zusammenfallen, wenn es so weitergeht wie bisher. Na und, für die Niederlößnitz wird sich doch noch eine Villa finden lassen… Notfalls kann man ja die Bewohner umsiedeln. Und wenn das ehemalige Rathaus verkauft oder vermietet wird, ist das ja auch so gut wie abgerissen. Und stehen nicht noch in der Oberlößnitz irgendein alter Plattenbau rum…? Also, zu tun gibt es da noch viel.

Das Schöne daran ist auch, dass dann die Radebeuler in freiwilligen Aufbaustunden zu Ehren des 100. Jahrestages der Verleihung des Stadtrechtes an Kötzschenbroda und Radebeul eine Blümchenwiese anlegen könnten. Vielleicht finden sich noch andere brauchbare Flächen dafür. Das hätte dann auch den Vorteil, dass die Stadt und ihre Bewohner vor weiteren unschönen Neubauten verschont bleiben würden, wenn dem schon die Bausatzung keinen Einhalt gebieten kann.

Früher wurden bei solchen Festen von der Behörde Fahnen ausgegeben und Winkelemente. Später war das nicht mehr nötig, da jeder bewusste Staatsbürger sein eigenes Fahnenset hatte. Aber vielleicht enthält ja das Festprogramm, welches Ende Januar als Broschüre vorliegen soll, entsprechende Gestaltungshinweise für Wohnungen und Häuser. Wie heißt es doch immer zu solchen Anlässen: Die Stadt hat ihr Festkleid angelegt! Da bin ich nun mal gespannt, was sich das Festkomitee (?) hat einfallen lassen. Die Bürger jedenfalls sollten auf eigene Ideen nicht verzichten, meint,

Euer Motzi

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