Die vielen Zuschriften, die unter dieser Rubrik bereits erschienen sind, bewiesen, dass dieses Thema den Nerv vieler Leser trifft. Heute möchte auch ich etwas zu dieser Reihe beitragen.
Ich denke gern an meine Kindheit in den 70er und 80er Jahren zurück. Meine Familie wohnte auf der Hoflößnitzstraße. Das Geschäft, welches meinem Elternhaus am nächsten lag, war der sogenannte „Grundkonsum“ an der Ecke Lößnitzgrundstraße/Weinbergstraße. Ich erinnere mich noch gut an die beiden netten Verkäuferinnen Frau Neupert und Frau Harzer. Beide wohnten ganz in der Nähe. Sie hatten ihre Freude an mir kleinen Kundin, denn ich durfte schon als 5jährige allein dahin einkaufen gehen. Der Konsum war recht klein. An den beiden Fensterfronten standen halbhohe Regale, in der Mitte befand sich ein hohes Regal und ein ebensolches an der Wand gegenüber des Eingangs. An dieses schloss sich ein Durchgang an, der in den Warenannahme- und Leergutraum führte. Diesen Raum durfte man in der Regel als Kunde nicht betreten. Im Türrahmen war in ca. 1 m Höhe ein Brett angebracht, welches meist heruntergeklappt war, damit man dort sein Leergut abstellen konnte. Rechts daneben befand sich die Kasse, und dann war man auch schon wieder am Ein- bzw. Ausgang.
An der Rückseite des Hauses befand sich im Erdgeschoss die Wäschemangel von Frau Martin, die auch im Haus wohnte. Ich begleitete manchmal meine Mutter, wenn sie mit dem kleinen Handwagen die sogenannte Schrankwäsche dahin brachte und rollte (es war Selbstbedienung). Ich erinnere mich an eigenartige Holzgeräusche, wenn dieses seltsame Gerät mit dem noch seltsameren Namen in Betrieb genommen wurde.
Schräg gegenüber befand sich die Obstaufkaufstelle von Flacks. An diese kann ich mich jedoch nicht mehr erinnern, sondern kenne sie nur aus Erzählungen.
An der Ecke Lößnitzgrundstraße/Mühlweg ging es 3 Stufen runter zu Fährmanns, die einen Tante-Emma-Laden führten. Dieser hat zu der Zeit, als ich in den Grundkonsum einkaufen ging, aber längst nicht mehr existiert.
Auf der Nizzastraße gab es gab es die Bäckerei Göhler – vormals Lohse, wie ich erst jetzt durch diese Laden-Reihe mitbekam. Da der Verkaufsraum recht klein war, stand besonders am Samstagmorgen die sozialistische Wartegemeinschaft draußen die Stufen hinunter bis auf den Fußweg. Außer den Göhlers arbeitete Frau Grahl als angestellte Verkäuferin viele Jahre dort, auch noch lange als Rentnerin. Ein recht einschneidenes und peinliches Erlebnis hatte ich bei ihr mal als Teenager. Ich sollte Brot, Brötchen und Gebäck holen. Meine Mutter hatte mir das bereits abgezählte Geld dafür bereitgelegt, denn die Preise waren ja immer die selben. Als ich dann bezahlen wollte, stellte sich heraus, dass das Geld nicht reichte! Es fehlten vielleicht nur 20 Pfennige, aber ich wäre am liebsten in den Boden versunken. Der Laden war zwar nicht voll, aber 3, 4 Kunden waren bestimmt hinter mir. Da mich Frau Grahl kannte, durfte ich die Ware trotzdem mitnehmen und ich bezahlte meine Schulden beim nächsten Einkauf. Irgendwo hatte sich meine Mutter mit dem Geld also verrechnet. Seitdem hat sie es nicht mehr passend rausgelegt, sondern immer etwas reichlicher.
Auf der Ecke Nizzastraße/Augustusweg befand sich auch ein Konsum. In unserer Familie hieß er „Fischkonsum“. Ich weiß nicht, woher dieser Name stammt und ob ihn andere Leute vielleicht auch verwendeten. Dieser Konsum war größer als der Grundkonsum und es gab – zumindest in den 80ern – auch kleine Einkaufswagen (während der Grundkonsum nur Körbe führte).
An der Ecke gegenüber gab es die Klempnerei von Herrn Kostlan. Allerdings entsinne ich mich nicht mehr an diese. Eine seiner Töchter betrieb im selben Haus ein Kurzwarengeschäft und führte auch Schneiderarbeiten aus. Ich glaube, mehr als 2 Kunden passten nicht in den winzigen Raum.
Von der Rosenschänke und der Fleischerei Paul auf der Nizzastraße wurde schon einmal berichtet. Den Laden von Pauls habe ich noch gut in Erinnnerung mit seinen weißen Fliesen und der langen Theke. Im Laden standen die Kunden oft in U-Form (eine Reihe hin, die andere zurück). An das Eisengeländer draußen rechts entlang der Hauswand und vor dem Schaufenster erinnere ich mich gut, denn es war perfekt zum Fahrrad abstellen und anschließen. Herr und Frau Paul habe ich als kleine, stämmige Leute in Erinnerung, die auch recht schlagfertig waren. Kinder bekamen hin und wieder mal ein Wiener Würstchen geschenkt.
Soweit mein kleiner Streifzug durch einen Teil der Oberlößnitz.
Carola Schulze