Ein Nachruf auf zwei Weinfreunde

Während draußen der historisch nachgestaltete Winzerzug durch die Straßen zur Hoflößnitz zog, feierten wir bei ihm seinen 70. Geburtstag. Wir, das waren die Hobbywinzer von der Niederlößnitz, die Bläser vom Posaunenchor und die vielen Freunde, die Hartmut Haude sonst noch hatte. Auch Eckart Bürkner war mit dabei. Wer hätte an diesem 9. Oktober im vorigen Jahre gedacht, dass es das letzte Treffen in fröhlicher Runde mit den beiden war? Eckart Bürkner als Pilzberater würdigte Dieter Beirich bereits in seinem Nachruf im Februarheft. Hier soll seiner als Winzer gedacht werden. Eckart wurde über Nacht aus dem tätigen Leben gerissen. Hartmut hatte es schwerer, viele Wochen dauerte es, ehe er den Kampf gegen den Krebs verlor. Sie hatten viele Gemeinsamkeiten: beide stammten aus Schlesien, lebten in christlicher Tradition, waren kunstverständig und besonders der Musik zugetan. Während Hartmut frohen Herzens immer einen flotten Spruch auf Lager hatte, war Eckart von etwas ernsterer Natur. Mit ihrer Aufgeschlossenheit, ihrem freundlichen Wesen hatten sie die Zuneigung Ihrer Mitmenschen schnell gewonnen. Sie waren unsere kreativsten Winzer.

Eckart Bürkner

Hartmut Haude


So mancher Gartenbesitzer der dem üppigen Wachstum des Rebstocks an seiner Laube nicht zu begegnen wusste, konnte sich auf der Rennerbergstraße bei Hartmut Haude fachlichen Rat holen und selbst an der Spalierwand den richtigen Schnitt erproben. Und weil so viele Schüler kamen, half Eckart dem Hartmut, denn pädagogisches Gespür hatten beide. Hartmut auf seine humorvolle Art, Eckart methodisch und exakt.

Hartmut Haude war schon immer bemüht, seine Erfahrungen im Weinbau an andere weiter zu geben. Auch die Kleinsten wusste er an den Weinbau heranzuführen. Mit Hilfe seiner zeichnerischen Begabung gestaltete er die vom Verlag der Sächsischen Zeitung für Kinder herausgegebene „Weinfibel“ mit kindgerechten Bildern. Damit interessierte er die Jüngsten bereits für sein Hobby – den Weinbau. Zu Beginn der Auflage wurde jedem Kind eine Topfrebe zum Buch mit geliefert. Sein Engagement für den Winzernachwuchs setzte sich fort mit der Einrichtung eines kleinen Weingartens und der Anleitung der Schüler in der Niederlößnitzer Schule. Selbsterzeugter Traubenmost, das war eine ganz neue Erfahrung für die Schüler.

Entscheidend prägte Hartmut Haude das Vereinsleben der Weinbaugemeinschaft Radebeul-Niederlößnitz. Unter seiner Ägide wandelte sich der Verein von einem Zweckbündnis der Traubenerzeugung zu einer Gemeinschaft von Hobbywinzern, die mit ihrer Arbeit im Weinberg unsere Kulturlandschaft hegen und pflegen, aber auch getreu dem Goethe-Wort: „Saure Wochen, frohe Feste“ kulturvoll miteinander zu feiern verstehen. Hartmut war ein Mensch voller Ideen, die er stets in die Tat umzusetzen wusste. So gehen auch die Weinbergsgottesdienste am Minckwitzschen Weinberg auf seine Initiative zurück. Gemeinsam mit Bläsern der Posaunenchöre von Luther- und Friedenskirche, gab er so mancher festlichen Veranstaltung im Weinberg auch den würdigen musikalischen Rahmen. Weinbergsarbeit und Gottesdienst waren ihm immer eine Einheit. Diese Verbindung ist für Generationen hörbar und für die, die den Turm der Lutherkirche besteigen, auch sichtbar mit der Stadt- und Winzerglocke, an deren Entstehen Hartmut Haude durch die Werbung zu Spenden und bei der Ornamentgestaltung mitwirkte. Viele Radebeuler werden sich noch an die Glockenweihe am Reformationstag im Jahre 2009 erinnern.

Musik liebten die beiden nicht nur, sie musizierten auch selbst. Wie sie ihre Vereinsmitglieder zum Chorgesang brachten soll kurz erzählt werden: Wir waren auf der Fahrt nach Melnik. Um die lange Busreisezeit zu verkürzen, hatte Hartmut nach dem Text der „Melniker Polka“ gesucht, ihn im Bus verteilt und mit uns geübt. Als wir dann mit den böhmischen Winzern im Keller des Schlosses saßen und ihre Weine probierten, rollte die Melniker Polka von ganz allein von unseren Lippen. Auf einer Fahrt ins Frankenland überraschte uns Eckart mit einem von ihm selbst in Text und Melodie verfassten Winzerlied der Lößnitz. Eckart hatte seine Geige mitgebracht und probte mit uns im Bus. Zum Vortrag bei den fränkischen Winzern war es aber noch zu früh. Die Melodie wurde von einem professionellen Musiker arrangiert und das Lied sollte zur Jahresabschlussfeier im November vorigen Jahres von uns Winzern gesungen werden. Wenige Tage vor der Feier verstarb plötzlich der Eckart. In der Feier gedachten wir unseres lieben Winzerfreundes. Während wir sein Lied sangen rollte manche Träne.

Traurige Analogie: Am Morgen des 17. Juni, unserem Wandertag in diesem Jahre, musste ich unseren Winzern die Nachricht vom Tod unseres ehemaligen Vereinsvorsitzenden Hartmut Haude überbringen. Er starb am 14. Juni. Hartmut hatte diese Wanderung samt Termin selbst noch konzipiert. So wurde auch diese Wanderung zu einer Gedenkveranstaltung.

In der kurzen Zeit von einem halben Jahr wurden zwei liebe sehr sympathische Menschen aus unserer Mitte gerissen. Sie bleiben uns Vorbild. Ihr Andenken werden wir bewahren.

Jochen Zschaler

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