15. Thematischer Filmclubabend


Es ist nun schon eine schöne Tradition, dass wir unsere Veranstaltungsreihe Film Club Mobil zum Jahresauftakt in der Heimatstube Naundorf eröffnen. Das lodernde Kaminfeuer, Harmoniumklänge, Gänsefettschnittchen und ein sich immer wieder aufs Neue, mit köstlichem Wein füllender Zauberbecher in urgemütlichem Ambiente nostalgisch anmutender Ausstellungsstücke stimmen auf den Filmclubabend ein. Gezeigt wird der Märchenfilm „Die Geschichte von der Gänseprinzessin und ihrem treuen Pferd Falada“. Die Vorlage für den Film bildete das Märchen „Die Gänsemagd“ der Gebrüder Grimm, welches recht grausame Passagen enthält. Der Film hingegen bietet eine menschenfreundlichere Interpretation. Themen wie Krieg und Frieden, Recht und Unrecht, Vertrauen und Missgunst werden nicht ausgespart und erfahren eine feine Nuancierung.

Bei unseren Recherchen stießen wir auch wieder auf einige überraschende Zusammenhänge. So ist der Regisseur Konrad Petzold (1930–1999) ein gebürtiger Radebeuler. Im Radebeuler Stadtlexikon steht, dass er (um 1948) Organisator der Jugendbühne Radebeul gewesen ist. 1952 wurde er zum Regiestudium an die Filmhochschule Prag delegiert. Regie führte er u.a. in Filmen wie „Das Kleid“ (1961) und „Alfons Zitterbacke“ (1965). Auch war er als Drehbuchautor und Schauspieler tätig. Nach dem gesellschaftlichen Umbruch kam seine Regiearbeit gänzlich zum Erliegen. In diesem Jahr würde Konrad Petzold seinen 95. Geburtstag begehen.

Die Geschichte von der Gänseprinzessin…“ hatte am 29. Januar 1989 im Berliner Colosseum Premiere. Es war der letzte Spielfilm des Regisseurs Konrad Petzold. Für den Schauspieler Alexander Höchst, in der Rolle des Prinzen, war es das Filmdebüt.

Während die zwei tschechischen Hauptdarstellerinnen Dana Moravková (Aurinia) und Michaela Kuklová (Liesa) sowie Alexander Höchst (Ivo) noch am Anfang ihrer filmischen Karriere standen, gehörten Gerry Wolff (1920 –2005) und Eberhard Mellis (1929–2019) in der DDR zu den bekannten künstlerischen Schwergewichten. Beide waren sehr vielseitig und mit ihren markanten Stimmen als Synchronsprecher gefragt.

Die Geschichte von der Gänseprinzessin
und ihrem treuen Pferd Falada

1988, DDR, DEFA-Studio für Spielfilme, 80 Minuten, FSK 6

Regie: Konrad Petzold; Drehbuch: Angelika Mihan; Kamera: Hans Heinrich
Musik: Zdének John; Besetzung: Dana Moravková (Aurinia), Michaela Kuklová (Liesa), Eberhard Mellis (König), Regina Beyer (Königin), Gerry Wolff (Soldat), Alexander Höchst (Ivo)

Auf dem Berg überm Tal lebte ein junges Königspaar mit seinem neugeborenen Töchterlein Aurinia. „… Frieden war und Sommerzeit. Das Korn auf den Feldern stand in goldener Reife und versprach eine reiche Ernte…“ Bis ein wildes Reitervolk das Land überfiel. Die Menschen folgten dem Ruf des Königs und verteidigten ihr Land. Auch König Ewald aus dem Nachbarreich eilte zur Hilfe. Gemeinsam besiegten sie das Reitervolk. Der Reiterkönig aber erschlug in blinder Wut seine Frau. Auch seine neugeborene Tochter Liesa wollte er töten, doch Aurinias Vater rettet den Säugling und wird dabei von einem Pfeil getroffen. Im Sterben verspricht er seine Tochter König Ewalds Sohn Ivo. Liesa wiederum, die zusammen mit Aurinia aufwächst ist von Missgunst geplagt.

Als Aurinia im heiratsfähigen Alter ist, schickt sie die Mutter auf die Reise zu Prinz Ivo, um das Versprechen des Vaters einzulösen. Begleitet wird sie von ihrer Ziehschwester Liesa, die sich als Magd angeboten hat, einem alten Soldaten und dem treuen Pferd Falada. Mit auf den Weg gibt ihr die Mutter ein Tuch mit 3 Tropfen Mutter-Blut und einen Zauberpokal, der sich von selbst mit Wein füllt.
Doch Liesa ist hinterlistig und es gelingt ihr, das Tuch, den Kelch und das Pferd an sich zu bringen. Dem Kleidertausch folgt der Rollentausch. Fortan gibt sich Liesa als Prinzessin aus. Die gutgläubige Aurelia wiederum wird gezwungen, sich als Magd auszugeben und hütet fortan mit dem Hütejungen Kurdchen die Gänse. Dem treuen Pferd Fallada wird der Kopf abgeschlagen und über ein Tor genagelt. Immer wenn Aurelia hindurchgeht, vertraut sie dem sprechenden Pferdekopf ihren Kummer an. König Ewald und Prinz Iwo werden allmählig misstrauisch, denn Liesa ist kalt und hartherzig. Zu Aurelia hingegen fühlt sich der junge Prinz seit der ersten Begegnung hingezogen.

Vorm Happy End gilt es jedoch noch einige Proben zu bestehen. Durch die Kraft des Zaubertuches, welches König Ewald der falschen Prinzessin entrissen hat, erscheint Aurinias Mutter und überführt Liesa der Lüge. Schließlich wird auch das Pferd Falada wieder lebendig. Liesa lässt man großmütig vom Hofe reiten und der König meint dazu, “Lasst sie, sie straft sich selbst mit Einsamkeit“

Karin Baum und Michael Heuser
Sprecher der Cineastengruppe „Film Club Mobil“ im Radebeuler Kultur e.V.
Anmerkung: unter Verwendung von verschiedenen Filmbegleitmaterialien und Wikipedia-Eintragungen
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Termin: 6.2.2025, Einlass: 19 Uhr, Reservierungen unter: 0160-1038663, Veranstaltungsort: Heimatstube Naundorf, Fabrikstraße 60, 01445 Radebeul

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