Musikschule auf neuem Kurs

Editorial 09-25

Das Herbst-und Weinfest steht vor der Tür, diesmal eine Woche eher als sonst, und der Förderverein für das Wandertheaterfestival, welches ja parallel zum Weinfest stattfindet, fand sich wie gewohnt zum alljährlichen Etikettenkleben zusammen. Er unterstützt mindestens eine Inszenierung, indem er einen Wein aus der Umgebung für eine Weinedition auswählt und diesen dann zum Weinfest verkauft. Mit dem Erlös wird diesmal die Inszenierung Theater Anna Rampe „Einmal Schneewittchen, bitte“ im kleinen Hoftheater 1 gefördert.
Mit einem besonderen Etikett versehen, ist der Wein dann ein Highlight für Sammler und Genießer.
Der Radebeuler Künstler Ralf Uhlig kreierte unter dem Motto „Feuer, Wasser und Trompeten“ ein witziges Etikett und der Wein, ein Riesling, kommt vom Steilhang am „Goldenen Wagen“, welcher die drei Freunde vom ZiegenWein aus Wahnsdorf zur Verfügung stellten.
Die Aufgabe des Vereins ist es dann, die Etiketten auf die 350 Flaschen zu bringen. Dies geschah im Hof der kleinen handwerklichen Hofkäserei in Wahnsdorf, deren zweites Standbein der Anbau von Wein ist. Gekeltert werden sie im Weingut Jan Ulrich in Diesbar-Seußlitz.
Bei sonnigem Wetter fanden sich die Mitglieder des Vereins, unterstützt von den Radebeuler Wein- und Gästeführern
und zwei ehemaligen Weinhoheiten, zum gemeinsamen Etikettenkleben ein.
Schnell hatten wir uns eingearbeitet und so konnten wir nach zwei Stunden beim gemeinsamen Schmaus, jeder hat
etwas beigesteuert, den Abend genießen. Natürlich wurde auch eine Kostprobe des Weines ausgeschenkt!
Gäste des Herbst- und Weinfestes können sich am Stand des Wandertheaterfördervereins von der Güte des Rieslings
gern überzeugen.

Ilona Rau

 

Zur Titelbildserie

Winzerhäuser August 2025

Das frühere Winzerhaus Maxim-Gorki-Straße 18, seit 1853 Lindenhof genannt, wurde 1789 durch den Hofmaurerpolier Joh. Gottlieb Trobisch errichtet. Die seit langem bestehende Adresse für das Grundstück wurde nun durch Betreiben der Stadt entsprechend zweier Eigentümerfamilien aufgeteilt in Maxim-Gorki-Str. 18 / Emil-Hoegg-Str. 3.

Der zweigeschossige Mittelbau, EG massiv, OG Fachwerk verputzt, Fenster mit Klappläden, hat ein mit Biberschwänzen gedecktes Walmdach mit Gaupen. Die Besonderheit gegenüber anderen Winzerhäusern sind zwei, wohl ursprüngliche, eingeschossige Flügelbauten jeweils auf der Ost- u. Westseite, was die beachtliche Gebäudelänge von fast 40m ergibt.

Der Weinbau kam hier bereits ab 1850 zum Erliegen, an ihn erinnert aber noch der tonnenge-wölbte Weinkeller. In der Folge wurde ab 1900 unter der Eigentümerin Frau von Koenneritz ein bis 1945 bestehendes Kinderheim eingerichtet. 1947 plante Architekt Paul Löffler das Gebäude für fünf Wohnungen um, die Ausführung erfolgte durch Fa. Hörnig & Barth. Älteren Radebeulern ist bekannt, dass im Westflügel in den 70er u. 80er Jahren Atelier u. Werkstatt der Konsum Dekorateure seinen Sitz hatte. Ich war verwundert über den historischen Namen Lindenhof – der markanteste Baum war hier immer eine riesige Kastanie gewesen! Inzwischen ist das Grundstück weiter begrünt worden, u.a. auch mit drei Linden.

Die Sanierung von 1998 geht auf die Eigentümer-Familien Böhme u. Markert zurück, die heute noch darin wohnen.

Dietrich Lohse

Mit Michael Wüstefeld poetisch durch das Jahr

Mai 1945.

Aus den Aufzeichnungen des Altbauern Max Klotzsche, Teil 2

80 Jahre nach Kriegsende druckt die ›Vorschau‹ Auszüge aus zeitgenössischen privaten Aufzeichnungen des Ortschronisten Max Klotzsche über seine Eindrücke aus jenen Maitagen in Radebeul. In der ersten Folge hatten wir den Autor verlassen, als er am Montag, dem 7. Mai 1945 auf dem Weg vom Bauernhof seines Sohnes in Altserkowitz zu seiner Wohnung auf der heutigen Heinrich-Zille-Straße Ohrenzeuge der Erschießung von Stadtrat Forner durch die SS geworden war …

Nachdem ich an der Criegernstraße [= Str. des Friedens] die Eisenbahn überschritten hatte und am Bahndamm entlang, durch die Richard-Wagner-Straße, die Meißner Landstraße weiter ging, eröffneten gegen 11.45 Uhr die bei Serkowitz befindlichen deutschen Batterien das Feuer, mutmaßlich in Richtung auf die Lößnitz. Die Abschüsse drangen grell an meine Ohren und erreichte ich auf der menschenleeren Straße gegen 12 Uhr meine Wohnung. Die Geschäftsläden in Kötzschenbroda waren am Montag früh gar nicht geöffnet worden. Im Laufe des Vormittages aber verkauften die einschlägigen Geschäfte die vorhandenen Spirituosen, um dieselben nicht in die Hände der Russen fallen zu lassen. Auch auf dem Rückzuge befindliche deutsche Soldaten waren in den Besitz von Schnaps gekommen und belästigte ein total betrunkener Infanterist an der Moritzburger Straße und Franz-Seldte-Straße [Heinrich-Zille-Str.] stundenlang die Passanten und Bewohner durch Redensarten und Bedrohen mit seinem Gewehr. Auch deutsche Männer sah man betrunken auf der Straße wanken.

Wie schon an den vorhergegangenen Tagen war auch am 7. Mai warmes, sonniges Frühlingswetter, die Natur atmete Ruhe und Frieden und stand im schroffen Gegensatz zur rohen Kriegsgewalt. Gegen 1 Uhr mittags bemerkten wir an verschiedenen Hausgrundstücken der Franz-Seldte-Straße weiße Fahnen, auch ich entschloss mich eine solche am Tor unseres Landhauses aufzupflanzen. Doch nach kürzerer Zeit kam der nationalsozialistische Blockwart und forderte die weißen Fahnen sofort einzuziehen. Ich kam dem nach. Gegen 4 Uhr schlugen feindliche Granaten in unserer nächsten Nähe ein, z. B. erhielt der Gasthof »Heiterer Blick« [Moritzburger Str. 31 (2005 abgerissen)] einen Volltreffer, im Grundstück Moritzburger Straße 5 schlug eine Granate in die rückwärtige Front und tötete zwei in der Küche befindliche Frauen. Mitten auf der Moritzburger Straße bohrte sich ein Blindgänger in das Straßenpflaster. Am Gradsteg und in Altkötzschenbroda schlugen an verschiedenen Ställen [!] Granaten ein und töteten am Gradsteg zwei Pferde.

Die deutschen Batterien auf dem Sportplatz [heute Weinbergstadion] hinter der Kaiserbrauerei [Meißner Str. 318/320] und am Wasserturm neben der Friedensburg sowie bei Serkowitz antworteten kräftig und schossen in Richtung Coswig und besonders auf den Kreyernwald. Wir Hausbewohner mit unseren in Dresden ausgebombten Untermietern hielten uns tagsüber in den Wohnungen, teils im Keller und im Garten auf. Herr S. und ich beobachteten zufällig den Volltreffer in das W.sche Grundstück in der Moritzburger Straße und sahen die Staubwolke von Mörtel und Steinen auffliegen und spürten den Luftdruck der explodierenden Granate. Um 4 Uhr vernahm man auch ab und zu Gewehr- und Maschinengewehrfeuer aus der Richtung Oberort – Lindenau. Gegen halb 7 Uhr begab ich mich auf der fast menschenleeren Straße nach dem Heiteren Blick, um zu versuchen, ob die dort befindliche Fernsprechzelle ein Gespräch mit meinem Sohn in Altserkowitz ermöglichte. Dies war natürlich nicht mehr der Fall.

Als ich aus der Fernsprechzelle trat, kamen zwei deutsche Infanteristen aus Richtung der Champagnerfabrik [Moritzburger Str. 44], der eine, durch Granatsplitter an Kopf und Händen schwer verwundet und das Gesicht vor Blut kaum erkennbar, stützte sich auf seinen leichter verwundeten Kameraden, und baten mich dieselben auf den Verbandsplatz zu bringen. Der Leichtverwundete übergab mir den Schwerverwundeten und verschwand in ein Hausgrundstück. Ein Verbandsplatz war mir nicht bekannt, und so entschloss ich mich, den Schwerverwundeten zunächst in meine Wohnung zu bringen. Dort angekommen stärkten wir den vor Erschöpfung und Blutverlust stöhnenden Kämpfer durch ein Glas Wein. Herr S. und ich kamen überein, den Schwerverwundeten nach dem als Lazarett eingerichteten Siechenhaus Bethesda [heute H.-Zille-Str. 13] zu bringen. Auf dem Wege dahin holte uns der Leichtverwundete ein und übernahm nun dieser den Weitertransport in das Lazarett.

Nach und nach verebbte das Geschützfeuer, nach kurzem Abendbrot begaben wir uns nach dem Keller, wir wussten, dass die Nacht uns wahrscheinlich die Russen ins Haus bringen würde. Doch waren wir alle gefasst und in unser Schicksal ergeben in dem Bewusstsein, dass nur der Allmächtige uns stützen und beschirmen könne. Wegen Platzmangels begab ich mich gegen 10 Uhr nach meiner im Obergeschoss gelegenen Wohnung und legte mich angekleidet aufs Sofa. […] Gegen Mitternacht erfolgte eine schwere Detonation, die unser Haus erzittern ließ. Am anderen Tage erfuhren wir, dass diese von der Sprengung der Elbbrücke bei Niederwartha herrührte. Die Sprengung dieser Brücke war ganz überflüssiger Weise von den SS-Pionieren, unter Mithilfe der an dieser Stelle eingesetzten Radebeuler Polizeimannschaften durchgeführt worden.

In der Schlaftrunkenheit hörte ich, im Zimmer auf dem Sofa liegend, fernes Rollen und Dröhnen, manchmal kurz unterbrochen, dann wieder stark zunehmend, ab und zu auch einen einzelnen Geschützdonner. Etwa 4.50 Uhr morgens setzte plötzlich starkes Geschützfeuer ein und veranlasste mich das Ruhelager zu verlassen. Ich ging auf die Straße und bemerkte auf der Moritzburgerstraße zahlreiche mit Pferden bespannte Militärfuhrwerke sowie Kraftradfahrer, von Lindenau kommend in eiligem Tempo, in Richtung Meißner Landstraße fahrend. Ich hielt diese für zurückgehende deutsche Truppen. Auf der Straße vor unserem Grundstück lag ein Sack gefüllt mit Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken. Bei näherer Untersuchung ergab sich, dass diese Sachen einem Rittmeister L. aus Königsberg in Ostpreußen gehörten und wahrscheinlich von einem Kraftwagen heruntergefallen waren. Als ich diesen Sack in mein Grundstück bergen wollte, kamen plötzlich zwei Radfahrer, mit Maschinenpistolen bewaffnet, an mir vorüber und erkannte ich in denselben russische Soldaten. Hierdurch wurde mir und den noch im Keller befindlichen Hausbewohnern bewusst, dass im Laufe der Nacht, von etwa 12 Uhr bis 3 Uhr Kötzschenbroda von der russischen Militärmacht kampflos besetzt worden und das nächtliche Rollen und Dröhnen von den aus der Richtung Radeburg-Moritzburg, über Lindenau und den Lößnitzgrund vordringenden Panzerwagen, Geschützen und Fuhrpark herrührte.

Kurze Zeit später bemerkte ich, wie russische Soldaten in den Nachbargrundstücken die Einfriedungen und Tore überkletterten und in Wohnungen eindrangen. Auch meine Nachbarin Frau M. teilte mir kurz nach 6 Uhr mit, dass ihr Gatte seine Taschenuhr an eingedrungene Russen abgeben musste. Weiter bemerkte ich einen Russen, der auf einem Grundstück ein fast neues Fahrrad nahm und mit demselben davonfuhr, sein altes unbrauchbares ließ derselbe auf der Straße stehen und brachte ich dasselbe nach einigen Stunden in Gewahrsam. (Fortsetzung folgt.)

Elf Frauen, elf Pinsel, unzählige Blickwinkel – 20 Jahre LandArt

Ein erfülltes Leben braucht regelmäßige Zeiten der Besinnung, Entspannung und inneren Stärkung. Die Malerei bietet dabei eine gute Möglichkeit, Körper und Seele in Einklang zu bringen, den Alltag hinter sich zu lassen und Gefühle auszudrücken. Um Menschen einen kreativen Ausgleich zu ermöglichen, gründete die Radeburger Malerin Petra Schade im Jahr 2005 die Ateliergruppe „LandArt“. Wöchentlich treffen sich elf kunstbegeisterte Frauen, um zu malen, zu träumen, zu experimentieren, sich auszutauschen und Freude am schöpferischen Tun zu erleben. Unter Petra Schades inspirierender Leitung ist ein vielstimmiges farbenfrohes Miteinander entstanden.

Mal laut, mal leise, mal wild, mal still. Immer ehrlich, immer eigen, immer mit Herz.

Die entstandenen Werke erzählen, was Worte nicht auszudrücken vermögen. Neben diesem meditativen, etwas therapeutischen Ansatz kommt es den Frauen auch darauf an, verschiedene Techniken kennenzulernen und sich künstlerisch zu vervollkommnen. Der Spaß am gemeinsamen Tun, die Entdeckerfreude auf dem Weg zum ganz eigenen Bild stehen immer im Vordergrund. Die Malreisen auf die Insel Rügen, die Petra Schade ebenfalls seit 20 Jahren durchführt, sind legendär und gehören zu den schönsten künstlerischen Erlebnissen, die die Hobbymalerinnen- neben der Kursarbeit- in den vergangenen 20 Jahren erfahren haben.

Maren Dose

Eröffnung am 15.8., um 19 Uhr im Heimatmuseum Radeburg, Ausstellung bis 23. 9.2025

Es stellen aus: Nicola Berlin, Maren Jule Dose, Lydia Heyne, Marion Jahn, Jutta Krumbiegel, Martina Kruschel, Kathrin Leuschner, Brita Müller, Ute Roscher, Christiane Sachse, Heike Schilling

Radebeuler Miniaturen

Plansilvester dreiPunktnull

Sie beginnt immer früher, sagt er zu sich selbst, die Knallerei.

Gleich am Morgen war es losgegangen, was sag ich, am Abend vorher schon, erst nur vereinzelt, dann in schnellerer Folge, seit dem frühen Nachmittag ists wie ein Klangteppich, der über allem liegt, ein Grollen wie in einem fernen Krieg. (Das Wummern und Pfeifen erinnert ihn auf fatale Weise an eine besonders finstere und unerfreuliche Phase seiner Militärzeit, in der er an Übungen mit Attrappen taktischer Raketen zur Simulation von Atomschlägen teilnehmen mußte …)

Gegen elf in der Nacht wird das Gebelfer aber abebben, weiß er, da wird es fast ganz still werden, um dann zu Stundenschlag umso heftiger loszubrechen – na, ohne mich jedenfalls, sagt er sich. Ich nutze die Stunde zum Einschlafen und wenns losgeht schwelge ich längst in meinen eigenen Träumen…

Der Tag war vergangen wie jeder andere auch. Wie an jedem anderen Tag auch, hatte er sich ein Frühstück bereitet, es dann aber nicht gegessen, weils ihm zu spät dafür war. Stattdessen hat er sich ein frühes Mittag aufgewärmt, vorzüglich Makkaroni mit Jagdwurst und Käse, einfach aber primitiv, scherzt er mit sich selbst, jedoch immer wieder schmackhaft. Dann hat er ein Stündchen geschlafen, danach ein Stündchen Holz gehackt: Das macht ihn zufrieden. Danach wollte er, auch wie jeden Tag, sein Grübelstündchen einschieben, die Gedanken laufen lassen und nach Perlen suchen, selbst auf die Gefahr hin, daß die Horazschen Gebilde des Wahns das prächtige Weib in einem Fischschwanz enden lassen – es erfährt ja keiner. Aber selbst dafür wars zu laut draußen. Er konnte bei all dem Getöse grad noch an – na, an wen denn gleich – an Archimedes denken, der sich schützend vor die alten Leute stellte, als er sagte, Störe mir meine Kreise nicht …

Den weisen Mann hat danach nie wieder etwas gestört – mit ein paar Schwertstreichen hat der Soldat den Alten kurzerhand ausgelöscht, er hat damit zugleich das mathematische Problem beseitigt, über dem er gebrütet hatte. Generationen von Schulkindern hat er so vor noch größerem Ungemach bewahrt … letztlich wars das übliche Verfahren: Noch zwei Jahrtausende später mußte Wilhelm Busch feststellen, daß, … wer böse Streiche macht, gibt nicht auf den Lehrer acht …

Inzwischen ist der Moment herangereift, an dem er sich, wie jeden anderen Tag auch, ein Bierchen genehmigt. Manchmal geht er dazu in die Wirtschaft, bestellt sich gelegentlich sogar etwas Brot dazu, schön mit reichlich Knoblauchbutter (sonst muß ich das Bier ja trocken runterwürgen …). An Tagen wie diesen aber geht er nicht aus dem Haus.

Schon aber kündigt sich die erwartete Ruhephase an. Er will nur schnell noch die Kalender erneuern – da muß ich das morgen nicht machen – kann sie aber wiedermal nicht finden, na gut, dann eben doch morgen. –

Er schläft in einen sonnigen Morgen hinein. Ein vorsichtiger Blick aus dem Fenster zeigt eine erstaunlich saubere Straße. Verwundert tritt er vor die Türe. Im Vorbeigehen ruft er der Nachbarin einen frohen Neujahrsgruß zu. Die lacht nur – dazu isses noch bissel früh, ruft sie.

Wieso? noch mehr erstaunt bleibt er stehen – und das Feuerwerk gestern?

Ach, das war doch nurn Kindergeburtstag – Meiers Jüngster ist ausgerechnet drei geworden – und dann war ja auch noch Schuleinführung …

Thomas Gerlach, Jan 2025

Die Glosse

„… aber ich bleibe zuhaus.“

Das waren noch Zeiten, als in Kötzschenbroda alle Züge hielten und der Berliner Bully Buhlan den Ort in die Welt sang. Dabei hieß der Bahnhof damals längst Radebeul-West. Aber Bully kannte sich eben aus. Der Legende nach soll er ja eine Zeit in Kötzschenbroda gewohnt haben, nicht wie Udo, der viel später nur einen Platz unter der Brücke erhalten hat.

Jetzt freilich rauschen die meisten Züge glatt durch und es hält nur noch der „Regional-Express“. Wie hieß das so sinnig bei Bully Buhlan: „Der schöne Traum vom Reisen ist jetzt aus […] ich bleibe zuhaus.“.

Nun hat das sicher auch so richtig keinen Sinn, bei diesen Temperaturen die „Hütte“ überhaupt zu verlassen. Als gelernter DDR-Bürger kann ich mich immer noch mühelos ein halbes Jahr selber versorgen, und eine gute Wärmedämmung soll auch gegen die Hitze helfen. Aber das kennen wir noch von unseren „guten alten Freunden“. Eine Pelz-Schapka kann eben auch im Sommer nützlich sein.

Es ist schon eigenartig, man kann darauf Wetten, tritt eine besondere Situation ein, kommen gleich alle mit guten Ratschlägen um die Ecke. Es ist so ein richtiger Überbietungswettbewerb entstanden. Man gewinnt dabei häufig den Eindruck, dass die Redakteure glauben, die Nutzer ihrer Webseiten seien über die Einklassen-Dorfschule nicht hinausgekommen.

Gleich zu Beginn wartet die entsprechende Google-Seite mit acht kurzen Binsenweisheiten gegen die Hitze auf, die an Banalität kaum noch zu überbieten sind. Einer der sinnreichsten Hinweise ist: „Die Luft im Zimmer zu bewegen.“ Wenn ich halt keinen Ventilator habe, muss ich eben einige Runden um den Tisch rennen. Der NDR-Sender hat sich mit „Zehn Tipps gegen die Hitze“ schon sichtbar mehr Mühe gegeben, wobei man nicht so richtig feststellen kann, wer bei wem eigentlich abgeschrieben hat. Die „Techniker Krankenkasse“ schießt den Vogel gar mit 16 Hilfen gegen die heiße Luft ab. Da hängt freilich die AOK mit ihren 6 Tipps auf dem You-Tube-Kanal mächtig hinterher. Schlusslicht in der Reihe dieser schlauen Anbieter, die bei diesem „Rennen“ dabei sein wollen, ist wiedermal der MDR. Ihm sind schlappe fünf Ratschläge eingefallen.

Neue Erkenntnisse habe ich bei dieser Sichtung nicht gewonnen. Aber vielleicht bin ich hierfür einfach zu alt.

Erstaunlich auch, dass gewisse Kreise feststellen, dass gegen die so „plötzlich“ auftretende Hitze nicht genug Schutzmöglichkeiten vorhanden sind. Freilich kommen dafür nur bestimmte Bevölkerungsgruppen in Betracht, wie etwa Kinder oder Alte. Die 18- bis 67-Jährigen müssen sich schon selber kümmern, wie sie durch den Sommer kommen. Ob ihnen die tollen Ratschläge dabei helfen, sei mal dahingestellt. Hitzefrei kann es in Sachsen mit vielerlei Ausnahmen bestenfalls noch für Schüler der unteren Klassen geben. Die Lohnabhängigen dürfen ihre Arbeitsräume erst ab 35 Grad plus verlassen, gewissermaßen erst, wenn dir das Wasser im A… kocht. Das war früher auch mal anders.

In Italien geht z.B. aktuell die Siesta von 12:30 bis 16:00 Uhr. In Frankreich gibt es gar einen Hitzewellenplan und in der Bundesrepublik lauwarme Ratschläge. Mit gesetzlichen Regelungen sieht es hier eher mau aus. Die Unternehmen sollen für Abkühlung sorgen. Zumindest überlässt Sachsen wie auch einige andere Bundesländer, die Entscheidung darüber den Schulleitungen.

Wohin also in Radebeul, wenn die Hitze da ist? Keine Ahnung! Vielleicht ins Stammhaus der Landesbühnen. Das aber hat bereits Sommerpause. Schon 2022 hatte aber die Fraktion Bürgerforum/Grüne/SPD für Radebeul einen Hitzeaktionsplan gefordert, der abgeschmettert wurde, dabei leiden besonders Kinder unter den hohen Temperaturen. Ab 30 Grad Plus steigen nach einer Studie des DAK die behandlungsdedürftigen Hitzeschäden bei Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren um das 8-fache! Kein Handlungsbedarf? Spielplätze, wie der „Wüstenplatz“ am Karl-May-Hain sollten deshalb schleunigst umgestaltet werden, meint deshalb

Euer Motzi

Nachtrag zum Artikel „Betonwarenfabrik Plesch“ mit Foto im Heft 07/25

Dazu erhielt ich nach Erscheinen des Juliheftes drei voneinander unabhängige, mündliche Hinweise, die ich hier verkürzt wiedergeben möchte. Diese Infos runden das Bild der Firma Plesch ab. Ich danke allen Hinweisgebern herzlich.

1. Herr Jahr aus Serkowitz wies darauf hin, dass die Fa. Plesch um 1901 neben anderen Baufirmen Anteil an der 1. Kaditzer Kiesgrube hatte und einen Arbeiter dafür abstellen mußte. Die Quelle ist: „Typisch Kaditz – Geschichte u. Geschichten“, S. 277, 2002. So wird klar, woher die Fa. Plesch ihre Zuschlagstoffe bezog.

2. Am Anfang des 20. Jh. gab es noch eine Wohnadresse von Julius Heinrich (Guido) Plesch in Radebeul, nämlich in der Leipziger Str. 104, heutige Meißner Str. 62 als Mieter bei Herrn Wiedemann ( Adressbuch Radebeul). Des weiteren informierte mich Gerd Morzinek, dass „Guido“ kein Spitzname war, sondern eine damals übliche Bezeichnung für Chef, Leiter oder Führer eines Betriebes war.

3. Rolf Saupe, ein ehem. Kollege von mir aus dem Energiebau, stellte fest, dass die Firma Plesch im Adressbuch Radebeul 1931 nicht mehr erscheint und nimmt an, dass sie in der Firma Union Werke Radebeul von Rudolf Wolle (Beton, Eisenbeton, Tiefbau), Leipziger Straße 131, nahe der Stadtgrenze zu Dresden aufgegangen sei. Sicher ist diese Annahme aber nicht.

Dietrich Lohse

Projekt MitteOst im Radebeuler Kultur-Bahnhof

Foto: A. Menzel

Mittwochstreff der Junggebliebenen – Erinnerungen und Tipps gegen die Hitze

Volles Haus und lebendige Gespräche: die jüngste Senioren-Veranstaltung des Projektes Mitte Ost zeigte einmal mehr, wie wertvoll Austausch und Gemeinschaft im Alter sind.

Unter dem Motto „Sommer, Sonne, Hitzewelle“ tauschten sich Seniorinnen und Senioren bei Kaffee und Kuchen angeregt über den Umgang mit Hitze früher und heute aus. Wie hat man früher für Abkühlung gesorgt? Welche Tricks helfen heute? Die Gesprächsimpulse regten zu persönlichen Erinnerungen und praktischen Tipps an – mit viel Lachen und manchen Aha-Erlebnissen. Von Mutter’s kaltem Grießbrei bis zur selbstgemachten Johannisbeer-Schorle über Freibadbesuche und dem Abspritzen mit dem Gartenschlauch – viele Kindheitserinnerungen wurden lebendig. Besonders wichtig war der Hinweis, bei großer Hitze mit Nachbarn oder Angehörigen in Kontakt zu bleiben und einmal mehr nach dem Wohlbefinden zu fragen – das sorgte für angeregte Diskussionen und unterstrich den Wunsch nach mehr Miteinander in der Gesellschaft.

Kommen Sie doch auch mal vorbei!

Der Treff findet jeden letzten Mittwoch im Monat von 14.30 bis 16 Uhr im Kulturbahnhof Radebeul statt – mit wechselnden Themen, guter Gesellschaft und natürlich Kaffee und selbstgebackenem Kuchen. (27.8./29.10./26.11./17.12.)

Kosten: 5 Euro (inkl. 1 Tasse Kaffee & 1 Stück Kuchen)
Anmeldung:
Ines Franke, Familienzentrum Radebeul
0351 / 8397334
ines.franke@familienzentrum-radebeul.de

Mit dem Projekt MitteOst schafft das Familienzentrum im Radebeuler Kultur-Bahnhof ein Ort der Begegnung und des Miteinanders. Eingeladen sind alle, die die Gemeinschaft schätzen. Alle Veranstaltungen finden Sie unter http://www.familienzentrum-radebeul.de/zentrum/programm .

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