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Mit Michael Wüstefeld poetisch durch das Jahr
Mo., 1. Dez.. 2025 – 00:15
Zur Titelbildserie
Mo., 1. Dez.. 2025 – 00:14
Winzerhäuser Dezember 2025
Wir kommen zum letzten Beispiel der Reihe von Radebeuler Winzerhäusern, dem Haus Breitig, Maxim-Gorki-Straße 22 in Oberlößnitz. Es ist ein großer, zweigeschossiger Fachwerkbau mit hohem Walmdach, der wohl um 1650, also nach dem Dreißigjährigen Krieg errichtet wurde. Ob es einen Vorgängerbau gab, läßt sich zZ. Nicht schlüssig nachweisen.
Der Name Haus Breitig erinnert an die Besitzerfamilie Breitig, die es von 1897 bis 1952 besaß. In den 70er Jahren des 20. Jh. stand es lange leer und war dem Verfall nahe, als es Familie Jäger 1984 kaufte. Der Familie von Prof. Dr. Wolfram Jäger ist es zu verdanken, dass dieses charakteristische Winzerhaus bis 1990 unter denkmalpflegerischen Auflagen saniert und damit gerettet werden konnte. Nach ausführlicher Diskussion wurde der westliche Stallanbau abgerissen und statt der vorgefundenen Fledermausgaupen neue Schleppgaupen, die für das 17. Jh. typischer waren, hergestellt.
Südlich des Hauses stehen wieder Reben, die daran erinnern, dass es vor dem Reblausbefall nördlich des Anwesens viel mehr Weinzeilen auch im Steilhang gab. Ich danke auch Familie Lukas in der Maxim-Gorki-Straße gegenüber, die mir zu einem erhöhten Fotostandort verhalf. Wer mehr zu diesem Gebäude wissen möchte, schlage bitte in Vorschau & Rückblick 05 / 2024 und 06 / 2024 nach.
Damit ist die diesjährige Reihe zu Winzerhäusern abgeschlossen. 2026 werden im gewohnten Wechsel unsere Titelbilder wieder mit Grafiken versehen sein. Wir freuen uns auf die Arbeiten des Radebeuler Künstlers und Grafikdesigner Mathhias Kratschmer.
Dietrich Lohse
Nachlese – Zur Autorenlesung mit Michael Wüstefeld
Mo., 1. Dez.. 2025 – 00:14
Es ist nunmehr eine schöne Tradition geworden, mit unserem „Jahrespoeten“ über das gedruckte Wort hinaus eine Veranstaltung zu organisieren.
Nachdem wir schon zu unserer „35 Jahr-Feier“ im Mai eine kleine literarische Kostprobe hören durften, bot sich nun am 7.11. die Gelegenheit zur ausführlichen Autorenlesung mit dem Schriftsteller Michael Wüstefeld im stimmungsvollen Kellergewölbe des Familienzentrums in Altötzschenbroda.
Im gut gefüllten Saal versammelte sich eine Schar interessierter Bürgerinnen und Bürger, um älteren und jüngeren Geschichten und Gedichten zu lauschen. Dabei entführte er die Zuhörer u.a. zu einem Aufenthalt in Paris noch vor dem Mauerfall oder in die längst verschwundene, einst verzweigte Kinoszene in Dresden. Aus den Erzählungen heraus entspann sich im Anschluss an die Lesung ein lebhaftes Gespräch, in dem Erinnerungen und Gedanken ausgetauscht wurden.
Mit unserem Dezemberheft verabschieden wir uns nun mit einem großen Dank an Michael Wüstefeld!
2026 setzen wir unsere Lyrikreihe fort – mit wem? – bleiben Sie gespannt!
Sascha Graedtke
Radebeuler Miniaturen
Mo., 1. Dez.. 2025 – 00:13
Fortgesetzter Versuch
Beleidigt und mit dem Rücken zum Tagesgeschehen sitzt der Kater unter dem Tisch. Er hat noch nie – wirklich: noch nie! – etwas von einer gedeckten Kaffeetafel gehört, und er hat natürlich auch keine Ahnung, was ein Milchkännchen ist. Das aber ist umgekippt, mitten auf dem Tisch einfach umgefallen, als er gerade allein im Zimmer war.
Typisch Mann, lacht Susanna, dem ist der Schriftzug „war ich nicht“ von Geburt an gut lesbar auf die Stirn geschrieben, wie übrigens euch Zweibeinigen auch …
Ihr habt doch, fährt sie nach einer Weile fort, den Zeigefinger nur, um von euch weg auf den „wahren“ Schuldigen zu weisen.
Leider hast du recht, entgegne ich, da muß bei der Schöpfung etwas völlig danebengegangen sein.
Siehst du, lacht Susanna aufs Neue, statt dir die Kraft zu wünschen, dich zu bessern, gehst du aufs Ganze und schiebst die Schöpfung selber vors Loch – wenn die schief ging, kann Mann natürlich nichts machen …
Laß mich bitte einmal ausreden, sage ich, du weißt doch, was geschrieben steht: Der alte Adam hat sich – was übrigens so schwer nicht war – von Eva überreden lassen. Na und danach bemerken sie, daß sie nackt sind und verstecken sich. Aber der Schöpfer findet sie natürlich, weil das in seinem Plan so vorgesehen ist. Und er stellt die peinliche Frage, hast du etwa …??
Na, und was sagt dieser Tropf?!
Ja, ruft er, ja, ich habe! und es hat geschmeckt und ich wills immer wieder haben –
Hätte er jedenfalls rufen können. Stattdessen fährt er den Zeigefinger aus: Das Weib, das Du mir zugesellst hast …
Auf die Weise hat er gleich zwei Instanzen vor sich, die die Verantwortung übernehmen sollen. Kurioser Weise nennt er an erster Stelle „das Weib“, das beherrschen zu können er sich ja sonst anmaßt (hat „es“ mit der „Verführung“ also nur seinen eigenen Willen erfüllt?).
Gott aber schickte die beiden zum Arbeiten nach draußen, schloß die Türe zu und hatte endlich wieder seine Ruhe. Zufrieden schlenderte er durch seinen Garten und sah, daß es sehr gut war.
Ja – und seither haben wir das Problem mit dem Zeigefinger.
Susanna staunt. Schön gesagt – aber nun kommts drauf an, was du draus machst. Zum tausend und was weiß ich wievielten Mal gibt der Advent Gelegenheit zu einem Neuanfang.
Ich wage einen Scherz: Tausend und wieviel?? – der da oben muß eine Geduld haben …!
Abermals behält Susanna lachend das letzte Wort: Er?? fragt sie spitz – Sie!!!
Vom nahen Kirchturm klingt Glockengeläut herüber – und das erste Lichtlein brennt …
Thomas Gerlach
Baumpflanzungen in Radebeul
Mo., 1. Dez.. 2025 – 00:12
Am 15. November 2025 fand der Pflanztag der Radebeuler Gruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) statt. In Zusammenarbeit mit dem Sachgebiet Stadtgrün wurden dieses Jahr zwei Obstbäume für den Schillerhort mit tatkräftiger Hilfe von Kindern in die Erde gesetzt. Auch für den Baumschnitt an den bereits vorhandenen Bäumen sorgte ein Mitglied der Naturschutzgruppe. Die Ortsgruppe spendete sechs Apfelbäume für die Streuobstwiese am Löma-Center an der Radebeuler Stadtgrenze und zwei für die Selbstpflückerwiese am Robert-Werner-Platz. Eine bedeutende Pflanzung ist eine Birne im Innenhof des Weingutes Hoflößnitz. Dort befand sich einst eine Gärtnerei und allgemein Lebensraum für viele Menschen. Der markanteste Obstbaum im Grundstück war eine Birne, die vor Jahren durch einen Sturm zerbrach. Denkmalpflegerische Zielstellung ist die Neupflanzung einer Hochstamm Birne, welche nun durch den BUND ihre Erfüllung fand. Auch im nächsten Jahr wird es wieder einen Pflanztag geben.
Sylvia Preißler
Korrespondenz aus einer Nachbargemeinde
Mo., 1. Dez.. 2025 – 00:11
Den RB 50 lässt unsere liebe Deutsche Bahn wieder in Radebeul-Ost halten, das sogar mit Ansage: Umstieg zur Schmalspurbahn, Karl-May-Museum. Seit Dresden-Hauptbahnhof flitze ich nach Leipzig; und als ich ein paar Stunden später rücks der ältesten Fernbahnstrecke Deutschlands durch Radebeul streife, habe ich eine innere Zeitreise von sechs Jahrzehnten hinter mir, deren Protagonist aber wäre bereits gut im 7. Jahrzehnt angekommen: aller Liebling, Wendegewinner und noch bis zum 22.02.2026 Gegenstand einer Ausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig.
UNSER SANDMÄNNCHEN IN LEIPZIG ist die überschrieben. Und ja, da ist er, der Star des Deutschen Fernsehfunks/DFF/DDR-TV, dies in allerlei Modellen, Plastiken, nachgebauten Szenen, Fotos und Videos. Er ist Weltraumpilot, Lokführer, trifft Rapunzel, Werktätige aus Stadt und Land, Kinder aus der ganzen Welt. Eine Welt im Frieden. Seine Freunde Herr Fuchs, Frau Elster, Onkel Uhu und der Koboldphilosoph Pittiplatsch sind höchstselbst da, andere Schnatterinchens & Co. im Bild. Für Momente werde ich sentimental, sehe mich, bereits im Schlafanzug, als kleiner Junge die Treppe im Radebeuler Haus zu Frau Klippstein hinauflaufen. Die hatte einen Fernseher und ich war für den Abendgruß immer „ihr Gast derweil“.
Puppentrickfilm handgemacht bedeutete, 25 Fotos für eine Sekunde Film. Nach jedem Klick mussten aus Idee, Geduld und Feingefühl allen Puppen neue Bewegung gegeben werden. 20 Sekunden Film an einem Arbeitstag. Die Motivation, die es dafür braucht, mag ich jetzt mal „positiv verrückt“ nennen. Auf jeden Fall schlüge dazu ein gutes Herz. Und sowas überlebt dann eben Verbeugung und DANKE.
Tobias Märksch
Stich ins Wespennest
Mo., 1. Dez.. 2025 – 00:10
Ergänzende Korrektur zum Beitrag „Sascha Schneider…“
Im Septemberheft von V&R hat Volker Rönsch es sich zur Aufgabe gemacht, mit Sascha Schneider (vielleicht gerade noch rechtzeitig) einen Künstler und „Visionär“ würdigend in Erinnerung zu rufen. Als Freund und Verehrer Karl Mays war Schneider kurzzeitig auch in Radebeul tätig.
In einem Nebensatz erwähnt der Autor mehr nur der Vollständigkeit wegen, „2024 restaurierte das Karl-May-Museum … mehrere seiner Monumentalgemälde“. Ohne es zu ahnen, geschweige denn, zu wollen, hat er dabei in ein Wespennest gestochen.
So sei mir an dieser Stelle eine kleine ergänzende Korrektur erlaubt: bereits in den Jahren 1994/95 war es der Künstler und Restaurator Enrico Scotta, der auf dringende Bitte hin des damaligen Museumsleiters Rene Wagner neben kleineren Bildern Schneiders Monumentalwerk „Das Gewissen“ (der Chodem)1 und das große Gemälde von der Custer-Schlacht2 in monatelanger Arbeit ehrenamtlich und auf eigene Kosten restaurierte. Er hat also den Gesamtaufwand dem Museum gespendet.
Hat René Wagner dieses Wissen mitgenommen, als er aus dem Amte schied? In seiner Nachfolge wurde jedenfalls eine Tafel angebracht, die den Eindruck erweckt, die Restaurierung sei aus einer anderen namhaften Spende finanziert worden.
In einem (mir vorliegenden) Schreiben hat der zwischenzeitliche Leiter Dr. Wacker Herrn Scotta zugesagt, eine Tafel mit dem genauen Sachzusammenhang anbringen zu wollen. Doch auch Wackers Amtszeit reichte dazu nicht aus.
Es ist hier nicht der Ort für Schuldzuweisungen. Mein Anliegen ist es lediglich, den Sachverhalt darzustellen und dem Künstler Enrico Scotta wenigstens nach dreißig Jahren einmal Dank zu sagen.
Zudem bewegt mich die fröhliche Hoffnung, daß die Bilder, ihr Schöpfer und der Restaurator im bald neugestalteten Museum ins richtige Licht gerückt werden.
Thomas Gerlach
Meine Schulwege in Radebeul
Mo., 1. Dez.. 2025 – 00:09
Gelegentlich waren hier kurze Schilderungen von Schülern und Schülerinnen über ihren aktuellen Schulweg zu lesen gewesen, ich kann mich daran erinnern. Aber wenn ich mein Langzeitgedächtnis bemühe, habe auch ich Erinnerungen an meine Schulwege und die Schulen in den 50er und 60er Jahren – wie war das damals?
Lang, lang ist es her, dass ich mit dem Ranzen auf dem Rücken durch die Straßen von Radebeul nacheinander zu drei Schulen gelaufen und später auch gefahren bin. Ich wohnte in der Zeit mit meinen Eltern und meinen Brüdern in der Einsteinstraße, nahe bei der Gaststätte „Zu den Linden“ in Radebeul Ost. Im September 1951 wurde ich in die Oberlößnitzer Grundschule, die später, als dann die Plattenbauschule stand, die „kleine Oberlößnitzer“ hieß, aufgenommen. Von Zuhause war es ein kurzer Weg beim Bäcker Bär (heißt heute Heinze) vorbei in die August-Bebel-Straße und da weiter bis zur Marienstraße, da ein Stück die Hausnummern abwärts bis zur Ernst-Thälmann-Straße (heute Hauptstraße) und diese aufwärts. Läden spielten beim Schulweg damals kaum eine Rolle, man hatte ja wenig Taschengeld. Hier hinderte mich dann bald ein hoher, grüner Bretterzaun, der die Russenkaserne weiträumig eingrenzte, die eigentlich aus besetzten Villen bestand, weiter bis zum Augustusweg zu gelangen – hier durften Deutsche nicht rein. Ich musste also auf der Maxim-Gorki-Straße und der Eduard-Bilz-Straße das Sperrgebiet umgehen. Das Sperrgebiet bestand etwa bis Anfang der 60er Jahre. Am Rondell, einem kaputten Springbrunnen, stieß ich dann endlich auf den Augustusweg und ging da noch ein kleines Stück in westlicher Richtung bis zur Bennostraße, wo die Schule steht. Die Wegstrecke von knapp zwei Km verlief in einem Zickzack-Kurs, war aber für einen Erstklässler gut zu bewältigen. Später, als ich ein paar Freunde in der Klasse gefunden hatte, trafen wir uns in der Goethestraße, was zwei Ecken mehr Weg bedeutete. Einige Namen von Schülern fallen mir noch ein: Carola L., Fritz B. und Dieter M.. Die „kleine Oberlößnitzer“ empfand ich als eine gemütliche Schule, sofern meine Erinnerung stimmt. Der Schule stand Herr Schliedermann als Direktor vor – aus meiner Sicht eine geachtete Persönlichkeit! Unsere Klassenlehrerin für etwa 30 Schüler war Frau Senning gewesen, eine ganz junge Lehrerin. An diese Lehrerin konnten wir uns alle gut gewöhnen, sie hatte fast eine mütterliche Ausstrahlung. Verheiratet hieß sie dann Reichert und sie verließ die Schule. Mathe lehrte Herr Ramm, Erd- und Heimatkunde Herr Olschock. Letzterer war eigentlich Pfarrer gewesen, hatte aber eine Umschulung als Neulehrer durchlaufen. Sein Unterricht war locker und unterhaltsam. Wer Lust hatte, konnte nachmittags in seine AG (Arbeitsgemeinschaft) Heimatgeschichte kommen. Die Teilnahme erstreckte sich über mehrere Altersgruppen und Klassenstufen. Da wurde wohl der Grundstock für meine spätere Tätigkeit gelegt. In diesem Rahmen fanden einmal im Jahr Exkursionen statt – mir fallen gerade noch die Ziele Moritzburg, Großsedlitz und Rochsburg ein. Eine tolle Zeit, kann sich vielleicht außer mir noch jemand an die AG erinnern?
In einem sehr strengen Winter, es könnte 1952/ 53 gewesen sein, hatten wir Unterricht in einem Ausweichsquartier auf der Gysaestraße (heute Bergblick) und auch im ehem. Bilz-Sanatorium auf der Eduard-Bilz-Straße. War die Heizung der Schule ausgefallen oder fehlte Heizmaterial? Ich weiß es heute nicht mehr. Bis zum Bergblick zu laufen, bedeutete aber eine Verdopplung meines Schulwegs. Beim Abschied morgens hatte Mutter immer betont: geh stets auf dem Fußweg! Aber gegenüber heute war der Verkehr sehr überschaubar, alle Stunden kam mal ein Auto (vielleicht eines mit „Holzvergaser“), ein Pferdefuhrwerk oder jemand mit Handwagen, das war`s. Dann, es war wohl 1955, kam ein amtlicher Brief an die Eltern, der für mich Folgen hatte. Wegen einer offiziellen Schulbezirks-Neueinteilung mussten ein paar Schüler meiner Klasse ab sofort in die Schillerschule Radebeul, Ernst-Thälmann-Straße (heute Hauptstraße) gehen. Da halfen auch die Proteste der Eltern nichts. Der neue Schulweg war mit etwa 1 km zwar kürzer, aber ich konnte mich schwer an die neuen Gesichter und den „großen, grauen Kasten“ gewöhnen und vermisste die „kleine Oberlößnitzer“ mit der Mehrzahl meiner Freunde. Langsam lernte ich die neuen Schüler und auch die Lehrer kennen und konnte mich dann an die Situation gewöhnen. Wenigstens gehörte ich noch eine Zeit lang der AG Heimatgeschichte bei Herrn Olschock an – tröstlich! Der kürzere Schulweg hatte nur eine Tücke, man musste die zunehmend stärker befahrene Stalinstraße, später Wilhelm-Pieck-Straße (heute Meißner Straße) mit Straßenbahnverkehr queren – Ampeln oder Zebrastreifen gab’s damals ja noch nicht. Wenn ich also über die Meißner Straße gegangen war, kam dann die ruhigere Rathenaustraße, der ich bis zur Wichernstraße folgte, dann nach rechts bis zur Hauptstraße und ich hatte die Schule fast erreicht. Von meinen neuen Schulkameraden habe ich mir noch die Namen Eckehard H., Günter Th. und Regine K. gemerkt, sie waren auch ganz nett. Der Direx hier war Herr Streubel, der stolz darauf war, ein Altkommunist zu sein. Er hat aber für einen normalen Betrieb an der Schule gesorgt, an Probleme erinnere ich mich nicht. Mathe gab hier Herr Teubert, der ein Bein etwas nachzog, wohl eine Kriegsverletzung. Sein Unterricht ist mir gut erinnerlich, weil er ein toller Pädagoge war, einen interessanten Unterricht bot und alle in der Klasse erreichte. Anders war es bei Herrn Walter, bei dem wir wohl Geschichte (?) lernen sollten. Er flocht immer mal wieder Kriegserlebnisse ein und hieß heimlich der „Panzerschreck“. Das Kriegsende lag etwa 13 Jahre zurück, da litten einige Menschen noch unter einem Kriegstrauma. Der Biologielehrer, Herr Richter, hatte für uns eine andere Spezialität: die „Pflanze der Woche“. Das war schon auch eine Wissenserweiterung.
Das bis dahin Gelernte reichte 1959 für den Übergang zur Erweiterten Oberschule, dem heutigen Gymnasium. Das ehemals kirchliche Luisenstift in der Straße der Jugend war seit 1870 eine reine Mädchenschule gewesen, bis in den 30er Jahren in der dann staatlichen Schule auch Jungen aufgenommen wurden. Das altehrwürdige Gebäude flößte den Neulingen der 9. Klassen schon etwas Respekt ein. Aber das Schöne war, dass ich hier ein paar alte Bekannte aus der Oberlößnitzer Schule wieder traf, u.a. Gunter St.. Ja, der Schulweg war mit ca. 3 km etwas länger geworden, aber kein Problem für 14- bis 15- jährige Schüler. Von Frühjahr bis Herbst konnte ich die Strecke immer mit dem Rad fahren – wenn`s schnell gehen musste fuhr man die Wilhelm-Pieck-Straße und dann die Paradiesstraße hoch bis an die Schule in Niederlößnitz. Etwas gemütlicher war die alternative Strecke über August-Bebel-Straße, Maxim-Gorki-Straße, Nizzastraße und noch ein Stück die Paradiesstraße bergauf. Wenn der Winter strenger ausfiel, lohnte sich eine Monatskarte und die Fahrt mit der Straßenbahn (ich glaube, es war damals die Linie 15) und einen halben Kilometer laufen bis zur Schule. Meine Klasse hieß 9 B1, was bedeutete, dass wir kein Latein, sondern Englisch als 2. Fremdsprache hatten. Russisch war die Pflicht-Fremdsprache. Und wir hatten einmal im Monat UTP (= Unterrichtstag in der Produktion). Was für uns hieß, dass wir zur LPG Gohlis über die Elbe fahren durften. Das Spannende dabei war die Überfahrt auf der Fähre an der Gohliser Windmühle, die längst den Betrieb eingestellt hat – schade! Mal war das anstrengend, mal interessant und mal langweilig, aber es musste sein. Nartürlich hatte auch diese Schule einen Direktor, das war die ganze Zeit über Herr Tonn – ein meist gestrenger Herrscher mit gelegentlich menschlichen Zügen. Später hatte ich Deutsch bei ihm. Das Fach Chemie lehrte uns Frau Dr. Reimann – noch „alte Schule“! Wenn eine Klassenarbeit geschrieben wurde, kam es schon mal vor, dass sie auch als ältere Lehrerin ihren Stuhl auf’s Katheter hob, um da sitzend aufzupassen, dass keiner spickt. Auch Fritz Thönen blieb mir als prima Lehrer im Fach Musik in Erinnerung, obwohl ich da nicht so glänzte.
1960 wurde ich plötzlich schwer krank und musste an der Schilddrüse operiert werden, was fast ein halbes Jahr Schulausfall bedeutete. Die Folge war, dass ich in die nachfolgende Klasse 10 B1 einstieg und schon wieder neue Schüler kennen lernte. Der Schulweg blieb aber der Gleiche. Ein Bekannter, ein „Schrauber“, hatte ein Dreiertandem gebaut und wir – Christian H., Claus M. und ich – hatten es geborgt, um als Gaudi damit einmal in die Schule zu fahren. Aber das Gaudi kam anders als wir dachten. Auf der Nizzastraße (alles voller Schlaglöcher) fuhren wir rüber auf den Fußweg, der besser war. Die Länge des Rades und der Schwenk von der Straße her bewirkten, dass alle Drei mit der rechten Schulter schmerzhaft einen Holzzaun berührten, der dann umfiel. Am Nachmittag waren wir so zu einer Sonderschicht verpflichtet, bis der Zaun wieder stand. Heute unvorstellbar, weil die Nizzastraße inzwischen in besserem Zustand ist.
Als unsere Klassenlehrerin fungierte Fräulein Schiel, bei der wir Geografie und z.T. Sport hatten. Komisch, damals galt der Begriff „Fräulein“ für’s ganze Leben, wenn man nicht verheiratet war. Wir hatten erfahren, dass sie vor 1945 verlobt gewesen war, der Bräutigam aber aus dem Krieg nicht heim gekommen war, damals leider kein Einzelfall. Wir mochten sie gern und hatten sie auch nach dem Abi immer mal getroffen oder eingeladen. In dieser für mich neuen Klasse hatte ich auch meine Tanzstunden-Dame Renate T. gefunden, man kennt sich heute noch! Unsere 12 B1 erreichte 1964 das Abitur, für viele, auch für mich, die Grundlage für ein Hochschulstudium. Damit wurden die Schulwege gleich viel, viel weiter, was aber hier das Thema meines Artikels sprengen würde.
Dietrich Lohse
PS.: Da ich nicht alle hier erwähnten Schüler fragen konnte, ob deren voller Name genannt werden darf, habe ich jeweils nur ein Kürzel verwendet, auch um eventuellen juristischen Komplikationen aus dem Wege zu gehen.
Weißes Roß – Geschichten aus der Kindheit – (12/12 Schluss)
Mo., 1. Dez.. 2025 – 00:08
Der Juli
Dieser Monat war geprägt von Muttels Geburtstag am 28. Juli. Vaterns Geburtstag habe ich nicht so in Erinnerung, er konnte ja von 1939 bis 1948 nicht bei uns sein. Aber Muttels Geburtstag war ein großer Tag. Alle Angestellten feierten die Chefin und wir bastelten und malten, was das Zeug hielt. Bei schönem Wetter wurde die Kaffeetafel im Grasgarten vor der Laube gedeckt, für uns Kinder auch etwas Besonderes. Einmal war auch die Dresdner Oma, begleitet von Tante Rosel mit dabei. Die Dresdner Oma verloren wir aber auch bald.
Im Juli fuhr Tante Emma mit uns für einige Wochen nach Oberbärenburg, ein Kinderparadies, zu dem es mich immer wieder hinzieht. An der Stelle, wo am Waldrand die Bank stand, auf der wir abends gerne saßen, steht jetzt der schöne Aussichtsturm, der einem Göpel aus dem Bergwerk nachempfunden wurde. Bei sehr klarem Wetter überblickt man das Elbtal von Meißen bis in die Sächsisch-Böhmische Schweiz. Als wir einmal auf der Bank saßen, sprach Tante Emma die unvergänglichen Worte: „Alles, alles ist vergänglich, nur der Kuhschwanz, der bleibt länglich.“ Doch hatten wir als Kinder noch keinen Begriff von der Zeit. Jeder Tag war lang, von morgens bis zum Abend. Das ist das Schöne und Einmalige an der Kindheit.
Neben der Pension Elise der beiden lieben Fräulein Spahn, wo wir unser Zimmerchen unterm Dach hatten, wohnte Tante Emma und Omas Schwester, die Tante Liesel, die ich auch sehr lieb hatte. Jeden Morgen musste ich zu ihr hinübergehen zum Haarkämmen. Tante Emma wurde mit meinem Schopf und den langen Zöpfen nicht fertig.
Obwohl Oberbärenburg inmitten seines Waldgürtels recht geschützt liegt, war doch einmal ein sehr heftiger Sturm, der mich auf dem Weg zu Tante Liesel voll erfasste und mich Dürrling ein Stückchen aushob. Zu Tode erschrocken rannte ich zu Tante Liesel, denn in mir lebte die Vorstellung vom fliegenden Robert im Struwwelpeter. Vom Winde davongetragen, wohin auch immer, getrennt von den Meinen ud hauptsächlich von Muttel, etwas Schlimmeres konnte es nicht geben. Aber Gottlob habe ich Oberbärenburg hauptsächlich bei Sonnenschein, der auf den bunten Gebirgswiesen lag, in Erinnerung. Für Wolfgang war die reine Gebirgsluft besonders dienlich, denn er hatte durch unsere dicke Elbluft asthmatische Beschwerden. Am Beginn unseres Aufenthaltes wurden wir gewogen und wir hatten bei der Heimreise immer zugenommen. Der Luftwechsel tat uns Kindern gut. Auch in Oberbärenburg waren wir immer beschäftigt und ließen Tante Emma in Ruhe. Vor allem bauten wir gerne Waldgärten. Material gab es ringsum genug. Fichtenzapfen, Borkenrinde, herrlich grünes Moos, Ästchen aller Art und helle Kieselsteine. Von Menschenhand wurde nichts davon zerstört, wir behoben im nächsten Jahr lediglich die Winterschäden.
Einmal brachte uns Vater mir dem Auto nach Oberbärenburg und wir aßen unterwegs an der Talsperre Malter zu Mittag. Das Mittagessen beeindruckte mich sehr, ich bekam ein kleines Schnitzel mit Spaghetti. Diese Zusammenstellung kannte ich nicht. Zu Hause gab es zu Schnitzel Rotkraut oder Gemüse mit Kartoffeln. Mit Spaghetti schmeckt es mir auch heute noch gut.
Mein Geburtstag fiel auch in den Juli und es waren noch richtige Geburtstage mit allen Nachbarskindern. Wir spielten „Bäumchen, Bäumchen wechsle dich“, denn der Grasgarten stand ja voller Obstbäume. Und dann „Wer will die goldene Brücke bau’n“. Dazu fassten sich gegenüberstehend zwei größere Kinder an den Händen und bildeten die Brücke. Die anderen bildeten eine Reihe und zogen unter Gesang „´wer will die goldene Brücke bau´n, wer hat sie denn zerbrochen…“ und: „der Letzte soll gefangen sein mit Spießen und mit Stangen“ hindurch. Das Kind, das zwischen die zwei Großen geraten war, wurde von ihnen mit den Armen umschlossen und musste sich dann hinten anstellen.
Den Schluss bildete dann Tauziehen, bis die Großen losließen und alles ins Gras purzelte.
Geturnt wurde auch viel, Purzelbäume vor- und rückwärts, Radschlagen und Handstand. Wolfs Hansel wurde sehr bewundert, denn er brachte einen perfekten Kopfstand zuwege.
Auf dem Geburtstagstisch stand der bunte Holzkranz mit den Geburtstagslichtern, jedes Jahr eines mehr, in der Mitte das große Lebenslicht. Tante Rosel erfüllte mir auch immer meine Wünsche. Einmal war es zum Beispiel ein langersehntes silbernes Armbändchen mit Glücksanhängern. Zum anderen Male ging mein Lieblingswunsch – und ich glaube, auch der von Wolfgang – nach einem Gartenzwerg in Erfüllung. Von Gartenzwergen wollte Muttel absolut nichts wissen. Für sie waren die Zwerge schlicht und einfach Kitsch. Tante Rosel hatte sie aber doch herumgekriegt, denn an einem Geburtstag – ich weiß nicht mehr an welchem – brachte sie zu unserem Entzücken drei Gartenzwerge mit. Ich weiß nur noch genau, dass Juttel ihrer auf einer Schnecke mit Haus thronte. Die beiden anderen waren glaube ich mit Spaten und Gießkanne bewaffnet.
So ähnlich spielte sich jeder Juli in meiner Kindheit ab.
Christa Stenzel/ Christian Grün
„Nacht der Chöre“ in 5. Auflage
Mo., 1. Dez.. 2025 – 00:07
Als außergewöhnliches Kulturereignis gestaltete sich am 30. Oktober die Nacht der Radebeuler Chöre in der Lutherkirche. Es präsentierten sich der Radebeuler Männerchor „Liederkranz 1844“ e.V. unter Leitung von Cornelia Matthes, der „Lößnitzchor“ unter Eric Weisheit, gleich drei Chöre dirigierte Chorleiter Seidel – die „Chorgemeinschaft Radebeul-Lindenau 1895“, „Sing My Soul“ der Lutherkirchgemeinde Radebeul und – wo gibt es so etwas noch? – den „Kneipenchor Radebeul“. Musikalische Begleiter waren das Orchester des Lößnitzgymnasiums, das speziell zu diesem Anlass zusammengestellt worden war und der Posaunenchor der Lutherkirchgemeinde.
Erste „Gänsehaut – Gefühle“ beim Gesang der Priester aus der „Zauberflöte“, zelebriert von allen Männern der beteiligten Chöre unter einfühlsamer Begleitung des Orchesters vom Lößnitzgymnasium. Festlich, geradezu hymnisch traf der Massenchor der Chorsänger den Nerv der Zuhörerschaft. Was auch das Verdienst des begleitenden Orchesters war.
Moderator Thomas Töpfer stellte die einzelnen Chöre vor, nicht ohne die Werbung zum Mitsingen für jedermann zu vergessen. Der traditionsreiche Männerchor Radebeul unter Leitung von Cornelia Matthes erfreute mit klassischem Männerchorgesang u.a. „Die Nacht“ von Abt und das „Türmerlied“ nach einem Goethe-Text. Mit Beifall quittierte das Publikum den im Quartett vorgetragenen Silcher- Satz „In einem kühlen Grunde“ mit Worten von Joseph von Eichendorf.
Die Liedfolge der „Chorgemeinschaft Radebeul – Lindenau“ zeigte auf, dass auch moderne Arrangements von Schlagerklassikern im Repertoire der Chöre zu finden sind, „Über sieben Brücken musst du gehen“ und „Du hast den Farbfilm vergessen“ waren ein besonderer Farbtupfer im Programm.
Unter Leitung von Robert Seidel konnte auch die Gruppe junger Leute „Sing my Soul“, die ihre Lieder im Gospelstil vortrugen, ihre Freude am Chorgesang nachweisen.
Klangvolles Intermezzo zwischen den Chorauftritten bot der Posaunenchor der Lutherkirche, die Musiker brachten den Kirchenraum zum Beben, auch mit Titeln nicht nur aus der Kirchenmusik.
Der traditionsreiche Lößnitzchor glänzte vor dem großen Finale mit seinen Liedvorträgen u.a. mit Franz Schuberts Komposition „Die Nacht“, Händels „Glücklich befreit“ und im modernen Stil „I will follow him“. Auch der Lößnitzchor pflegt den Gesang in der kleinen Vokalgruppe, FEINklang war dabei mit „Jay of hearts“.
Absoluter Höhepunkt des dreistündigen Konzerts waren erneut zwei Massenchöre, diesmal mit allen 150 Sängerinnen und Sängern und den Solisten Clara Först Sopran, Johannes Mittrach Tenor, und Constantin Haufe Bass. “ Lean on me“ von Bill Withers und „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ aus Joseph Haydns „Schöpfung“ waren für Mitwirkende und Zuhörer ein Erlebnis.
Viel Beifall und Standing Ovations waren der Lohn für alle Mitwirkenden, die sich mit dem Lößnitzlied verabschiedeten. Die Radebeuler Nacht der Chöre erwies sich als ein klingender Edelstein im Kulturkalender der Stadt und darf auf Fortsetzung hoffen.
Jochen Hiebel

