Ausstellung „Spuren“

Aktuelle Werke von Petra Schade

Petra Schade »Im Abendlicht«, Öl auf Leinwand, 2023

In der neuen Sonderausstellung des Heimatmuseums Radeburg zeigt die Malerin und Grafikerin Petra Schade einen tiefen Einblick in ihr künstlerisches Schaffen.

Die gebürtige Dresdnerin ist Gründungsmitglied der Künstlergruppe „Farbfinder“ und lebt seit 2002 in Radeburg.

Mit ihrem 2021 in der Corona Pandemie ins Leben gerufenen Mail-Art-Projekt „Stimmen aus dem Lockdown“, erlangte sie zunächst einen großen Erfolg. Zusammen mit Anita Vogt und Burkhard Schade hatte sie deutschlandweit aufgerufen, die Erfahrungen der Pandemie und des Lockdowns im Postkartenformat künstlerisch festzuhalten und stieß dabei auf enorme Resonanz.

In ihrer derzeitigen Ausstellung „Spuren“ zeigt sie aktuelle Werke der letzten Jahre.

Künstlerisches Arbeiten bedeutet für sie Schöpfen aus der Unendlichkeit des Möglichen: eine Spur suchen, einer Spur folgen, eine Spur hinterlassen.
In ihren Kunstwerken verarbeitet die Künstlerin Eindrücke ihrer Umwelt und ihres Lebens, stets inspiriert und im Zusammenhang mit der Natur.

Die Gemälde lassen dem Betrachter genügend Freiraum, um es ihm zu ermöglichen, seine eigenen Interpretationen und Gedanken in die Kunstwerke zu legen und diese ganz individuell für sich wahrnehmen zu können.

Robert Rößler (Textauszug)
Repro: Archiv Schade

___________
Die aktuelle Ausstellung ist noch bis zum 24.8. im Heimatmuseum Radeburg zu sehen.
Weitere Infos: www.museum.radeburg.de

„Heute machen wir ein Fass auf!”

Zum 180-jährigen Jubiläum des „Männerchor Radebeul Liederkranz 1844 e.V.

So lautete das Motto am 26. Mai 2024 zu Beginn der Feierlichkeiten des 180-jährigen Jubiläums des „Männerchor Radebeul Liederkranz 1844 e.V.“
Unser Chor hat sich erstmals am 19. Mai 1844 in Kötzschenbroda konstituiert und existiert heute noch als einer der ältesten Männerchöre Sachsens.
Nach der Veröffentlichung des Jubiläums auf unserer Webseite, wurde der Männerchor Zeuthen e.V. 1891 auf uns aufmerksam und erkundigte sich, ob er uns mit einem Besuch erfreuen könne. Voller Begeisterung wurden im Voraus erste Pläne für ein gemeinsames Zusammentreffen ins Leben gerufen.

Unser ehemaliger Vorsitzender, Volkmar Kretschmar, ergriff mit dem Vorstand des Zeuthener Männerchores die Initiative und leitete die Vorbereitungen des Zusammenkommens ein.

Pünktlich um 10.45 Uhr bei wunderbarem Wetter erschien der Bus mit den Brandenburger Sängern.

Im Biergarten des Hotels „Goldener Anker“, unserem Vereinslokal, begann das offizielle und zugleich gesellige Treffen nach einleitenden Worten unseres Vorsitzenden Hartmut Ebert.

Den musikalischen Auftakt bildete unsere Hymne, der Sängerspruch „Lößnitzberge“, bevor dem Schirmherr der Veranstaltung, Herrn Landtagspräsidenten Dr. Rößler, welcher leider verhindert war, für seine Unterstützung gedankt wurde.

Anschließend begrüßten wir Herrn Lange, den Vertreter des Kulturamtes Radebeul.

Gemeinsam mit den Zeuthener Sängern sangen wir das „Bundeslied“.
Unter der Leitung von Cornelia Matthes, welche seit vergangenem Jahr sehr erfolgreich unseren Chor leitet, lieferten wir ein buntes Programm mit traditionsreichen Volksliedern und zeitgeistigen Stücken.

Unser Moderator, Pascal Meiß, präsentierte einen Längsschnitt unserer lebendigen Chorhistorie und wagte einen Blick in Richtung Zukunft.

Der Zeuthener Männerchor überraschte mit einem Medley „Berliner Gassenhauer” und weiteren beschwingenden Liedern.

Als Gastgeschenk übergaben die Zeuthener uns die Noten des Titels
„Zug nach Kötzschenbroda“ und sangen auch gleich ihre Version des Stückes.
Nachdem von allen gemeinsam „So ein Tag, so wunderschön wie heute….“ erklang, gab es – passend zum Motto – ein Fass Bier und für den kleinen Hunger Wurst, Brötchen und Gürkchen.

Lustige Erfahrungen, Geschichten und so mancher Schwank aus der Jugend sorgten für jede Menge Spaß.

Mit einer herzlichen Gegeneinladung verabschiedeten sich die“ Zeuthener“.
Einen herzlichen Dank richten wir an alle fleißigen Helfer für das Servieren von Speisen und Getränken.

Des Weiteren richtet sich ein großer Dank an das Team des „Goldene[n] Anker[s]“ für das Entgegenkommen und die Unterstützung.

Ganz besonders danken wir allen freundlichen Spendern, welche diese Veranstaltung überhaupt erst möglich gemacht haben.

Das war die Auftaktveranstaltung, im November feiern wir noch einmal mit allen unseren Fördermitgliedern und weiteren Gönnern unseres Chores.

Ein öffentliches Festkonzert findet am 16.11. um 16.00 Uhr in der Friedenskirche Radebeul statt. Hierzu sind alle Freunde des Chorgesanges herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei. Bis dahin haben wir noch einige Auftritte, vorwiegend in sozialen Einrichtungen aber auch zur Eröffnung des alljährlichen Herbst-und Weinfestes.

Der Text ist ein Gemeinschaftswerk des
Männerchor Radebeul e.V. „Liederkranz 1844“
______________
maennerchor-radebeul.de

37. Radebeuler Kasperiade

Kasper, Kasper du musst wandern…

Der Kasper ist ein umtriebiger und einfallsreicher Geselle. Kaum war er 1987 in Radebeul-Ost auf der Hauptstraße zur Freude von Groß und Klein mit seiner ersten Kasperiade erfolgreich gestartet, zog es ihn schon bald nach Zitzschewig ins „Hohe Haus“, wo sich bis 2002 die Puppentheatersammlung befand. Zwischen den Marionetten, Stab- und Handpuppen aus Sachsen und aller Welt fühlte er sich sehr wohl. Als diese jedoch in ihr neues Domizil nach Dresden entschwunden waren, blieb der Kasper allein zurück in Radebeul und die Kasperiade fiel 2003 aus. Doch rasch stieß er auf Verbündete. Ein kleiner Trupp von Kulturenthusiasten wollte sich nicht damit abfinden, dass es in der Lößnitzstadt nie mehr eine Kasperiade geben sollte. Und bereits 2004 ging es am neuen Ort in Altkötzschenbroda weiter mit dem beliebten Figurentheaterfest. Als es nach neun Kasperiaden plötzlich hieß, der Kasper muss wieder einmal seine Koffer packen, flossen nicht nur Freudentränen. Auf höhere Weisung zog er 2013 von West nach Ost, um das dortige Zentrum mit Kultur zu beglücken. Auch hier hatte er sich schnell eingelebt und viele neue Freunde gewonnen.

Ende gut, alles gut oder noch viel besser?

Wieder einmal wäre die Kasperiade fast ausgefallen – diesmal wegen Baumaßnahmen. Und wieder einmal tanzte der Kasper aus der Reihe, auf der Suche nach einem neuen Veranstaltungsort. Das großzügige Areal in, um und zwischen Lutherkirche und Karl-May-Museum bot Raum und Atmosphäre.

Kasper, Teufel, Polizist in »Kasper und das verteufelte Akkordeon«, Theater Fuchs, Spieler Christian Fuchs

An fünf Spielstätten konnte man am 15. und 16. Juni Figurentheater in verschiedenen Facetten von der Guck-Kasten-Bühne über das offene Spiel bis zum Tischtheater oder gar in einer Schubkarre erleben. Der Zuspruch übertraf die kühnsten Erwartungen der Organisatoren. Durch mehrfache Wiederholungen der Stücke, musste jedoch kein Besucher traurig nach Hause gehen. Der Eintritt war frei. Stattdessen füllten sich die Spendenhüte. Puppenspieler, Musiker, Mitarbeiter des Kulturamtes, Freunde des Karl-May-Museums, Gemeindemitglieder und viele Ehrenamtliche gaben ihr Bestes und sorgten gemeinsam für ein schönes Fest.

»Die Salzprinzessin« Theatermanufaktur Dresden, Spielerin Bianka Heuser

Entdecken konnte man eine Prinzessin im Küchenbüffee und Goldfische im Silbersee. Ob Indianer, Cowboy, Pinguin, Teufel, Riesenzwerg oder fliegende Luftgestalt – die Mischung war mehr als bunt und keinen hats gestört. Da wurde geflunkert, gezaubert, geliebt, gestritten, gelacht, gestaunt und geklatscht.

»Karl May in der Schubkarre« Kleines Salontheater Dresden, Spieler Karl H. Gündel und Michael Heuser

Cesar Olhagaray & Muriel Cornejo mit ihren fliegenden Figuren

Sommer, Sonne, Atmosphäre, Fotos 1-7 Karin Baum

Zwei Spielplätze, sonnige Wiesen, schattenspendende Bäume, eine sandreiche Wüste, Gartentische unter Sonnenschirmen, Bastelstände und eine Wasserrutsche. Die Kinder waren vergnügt – die Eltern und Großeltern waren entspannt. Selbst der Kasper war höchst zufrieden und würde recht gern am neuen Veranstaltungsort bleiben. Ob sich sein Wunsch erfüllt? Die Besucher, so hörte man von vielen Seiten, fänden das wohl auch ganz gut.

Karin (Gerhardt) Baum

100 Jahre Museum Hoflößnitz, Teil 8 [V&R August 2024]

»Als Heimatmuseum führte schon seit einer Reihe von Jahren dieser Bau aus fröhlichen Winzerzeiten ein bescheidenes, leider zu wenig beachtetes Dasein. Jetzt findet eine vollständige Renovierung und pietätvolle Umgestaltung seitens der Stadtgemeinde Radebeul statt, damit das Hoflößnitzschloß als Stadtmuseum nicht bloß ein Zugapfel für Fremde und Einheimische wird, sondern auch zu kulturellen Zwecken und öffentlichen Festsitzungen geeignet erscheint. Erst jetzt wird ein größerer Besucherkreis mit Freuden erkennen, was für ein Kleinod sich dort auf dem Hügel inmitten des wieder zu neuem Leben erwachten Lößnitzweinbaues birgt.« So kündigte die ›Elbtal-Abendpost‹ vom 27. März 1939 die für April anberaumte Wiedereröffnung des Museums Hoflößnitz an, und die ›Dresdner Neuesten Nachrichten‹ trugen am 4. Februar aus gleichem Anlass sogar noch ein bisschen dicker auf:

»Ein Diamant beginnt neu aufzustrahlen.«

In den krisenhaften Spätjahren der Weimarer Republik hatte das provisorisch eingerichtete Heimatmuseum der ihm zugedachten Rolle als Besuchermagnet für den Fremdenverkehr in die Lößnitz kaum gerecht werden können. Zwei mit hochklassigen Leihgaben aus privaten und öffentlichen Händen aufwartende Sonderausstellungen in der Frühzeit des »Tausendjährigen Reiches« – im Mai 1933 »August der Starke und seine Zeit« und zu Pfingsten 1934 »Der Friedewald« mit wertvollen Karten und Dokumenten aus dem Staatsarchiv – ließen dann trotz sehr kurzer Laufzeiten immerhin aufhorchen. Erstere konnte in einer Woche fast 2000 Besucher verbuchen; danach ebbte der Strom aber schnell wieder ab.

Blick ins Foyer, 1939


Festsaal mit »Führerbüste«, 1939


Seit der Eingemeindung von Oberlößnitz nach Radebeul 1934 in städtischem Besitz, setzten im Frühsommer 1935, – inzwischen hatte sich Radebeul auch Kötzschenbroda einverleibt, – auf Initiative des Radebeuler Oberbürgermeisters Heinrich Severit Überlegungen ein, wie sich das Potential der Hoflößnitz besser nutzen ließe. Als erstes wurde eine Erweiterung des Museums ins Auge gefasst, wofür die Hausmeisterwohnung im Erdgeschoss des Lusthauses und die Jugendherberge im Dachgeschoss, der es seit Eröffnung an geeigneten Sanitäranlagen fehlte, weichen mussten. 1937 erfolgten umfangreiche Sanierungsarbeiten am Schloss; die schon für den Herbst vorgesehene Neueröffnung verzögerte sich aber um anderthalb Jahre, während derer das Projekt immer größere Dimensionen annahm. 1937 wurde die Anlegung eines botanischen »Freilandmuseums« auf dem Schlossgrundstück angekündigt, und als die neu ausgestatteten Museumsräume Anfang 1939 zunächst der Presse vorgestellt wurden, machten der Bürgermeister und der bei der Neugestaltung federführende Landeskonservator Dr. Walter Bachmann laut DNN »mit einem weiteren Plan bekannt: in einem andern Haus des Grundstückes ein Stadtmuseum unterzubringen.«

Die Attraktivität der Ausstellungsräume im Erdgeschoss des Lusthauses war durch die Sanierung und leihweise Überlassung einiger wertvoller Kunstwerke aus den Staatlichen Sammlungen Dresden beträchtlich gesteigert worden. Der weinbauliche Teil wurde durch zwei als historische Winzerwohnung eingerichtete Räume erweitert. Die vier 1914 angefertigten Jahreszeit-Dioramen fanden, zusammen mit geologischen und archäologischen Objekten, im ausgebauten Dachgeschoss ihren Platz. Das »Herzstück des Hauses«, der historische Festsaal, sollte fortan auch für offizielle Empfänge der Stadt genutzt werden und hatte dafür eine bis heute vorhandene Bestuhlung erhalten, die wohl erstmals bei der Gründungsveranstaltung der Sächsischen Winzergenossenschaft am 4. Mai 1938 zum Einsatz kam. Dem Geist der Zeit entsprechend verschwanden zwei der Tugend-Allegorien – die Weisheit (Sapientia) und die Würde (Dignitas) – an der Südwand des Saales hinter einem Vorhang, vor dem unter dem hakenkreuztragenden Reichsadler eine »Führerbüste« des Dresdner Bildhauers Fritz Maskos einen Ehrenplatz erhielt.

Im Juni 1939 führte die Kunsthistorikerin Dr. Elfriede Schulze-Battmann (1910–2001), Mitarbeiterin des »Heimatwerks Sachsen«, eine Inventarisierung des bislang zusammengetragenen Museumsgutes durch, und im Sommer erhielt das auf Anweisung des Oberbürgermeisters nun als »Heimathaus Schloß Hoflößnitz« firmierende Museum mit dem Kunstarchivar Hans Bertling (1891–1955) einen ersten festangestellten und qualifizierten Verwalter. Der durch den deutschen Überfall auf Polen am 1. September vor 85 Jahren ausgelöste Zweite Weltkrieg setzte der planmäßigen Museumsentwicklung dann aber bis auf weiteres ein Ende. Auch die im Sommer 1940 mit vier Konzerten erstmals veranstalteten »Sonntags-Kammermusiken« im Festsaal, die sich sofort großer Beliebtheit erfreuten, mussten nach der zweiten Saison wieder aufgegeben werden, als Anfang 1942 ein Arbeitskommando aus sowjetischen Kriegsgefangenen im Grundstück untergebracht wurde. (Fortsetzung folgt.)

Frank Andert

Editorial

Aus unterschiedlichen Richtungen kommt nun Bewegung in das Radebeuler Museumswesen.

Leider nicht nur im positiven Sinne, muss doch das Lügenmuseum im ehemaligen Gasthof Serkowitz Ende August nach über 12 Jahren seine Pforten endgültig schließen. „Man sei in konzeptioneller Sicht nicht auf einen Nenner gekommen“, wird aus dem Rathaus verlautbart. Es bleibt also spannend, was aus dieser raum- und platztechnisch komplizierten Immobilie nach mehreren vergeblichen Ausschreibungen nun werden soll.

An anderer Stelle ist man hoffnungsvoller. Der Bund hat für das Karl-May-Museum die seit 2017 in Aussicht getellten Mittel zur Neuerrichtung eines Museumsbau freigegeben. Nun kann die bereits über 20 Jahre alte Idee endlich in die Tat umgesetzt werden. Der Bau fällt nun in eine Zeit, wo die teils unsäglichen Debatten über „kulturelle Aneignung“ wieder im Abklingen sind. Gleichwohl geben sie wohl nicht unwesentliche Impulse für die konzeptionelle Neuausrichtung und Präsentation der über 4000 Objekte, von denen derzeit lediglich 600 gezeigt werden konnten.

Wie sich der durchaus wuchtige Neubau an der Ecke Schilden-/Meißnerstraße ausnehmen wird, bleibt abzuwarten. Die gegenüberliegende „Villa Sarolta“ entkommt durch die derzeitige grundhafte Sanierung endlich ihrem jahrzehntelangen Schattendasein. Nun sollte auch für das ruinöse Gebäude an der Ecke Meißner-/Gutenbergstraße eine tragfähige Lösung gefunden werden.

Sascha Graedtke

Mit Stephan Krawczyk poetisch durch das Jahr

Zum Titelbild

„Sommerwind“ weht nicht nur Vögeln ins Gefieder.
Jenseits der Autobahnen, wo manchmal die Freiheit noch grenzenlos scheint, bläst er dem Tandem in die Speichen. Lustvoll greift er der Braut ins Haar, kichernd fährt bis er unter die kaum bedeckte Haut, und er geht ins Blut. „Sommerwind“ bläst den Staub der Werkhallen, Büros und Studierstuben aus den Köpfen. Furios wirbelt er den Alltag auf und bringt so das Leben wieder in Bewegung.
Abermals ist es dem Künstler Michael Hofmann gelungen, den Schwung frohen Aufbruchs Bild werden zu lassen, mehr noch: er versteht es erneut, das Lachen hörbar zu machen. Die kompositorischen Bildelemente des Flächenholzschnitts kommen dem entgegen: anders als etwa Werner Wittig oder Hans-Georg Anniés sucht Michael Hofmann hier nicht den Dialog mit dem Holz. Wo jene Maserung und Struktur des Materials in die Gestaltung einbeziehen, dient ihm die Platte lediglich als Mittel zum Zweck. Damit wird der Wille des Künstlers zum Bild alleiniges Gestaltungsargument und die Erzählung auf die handelnden Personen konzentriert.
In knappen Gesten wird angedeutet, wie der Mann weit vornübergebeugt in die Pedale tritt, als gelte es ein Rennen, während hinter ihm die Sozia sich noch frohem Jubel hingibt. Hurtig rollen die Räder über den knapp angedeuteten Boden. Der Speichenkranz sprüht vor gleißendem Licht: Hier geht das Auge spielend auf die Umkehr von Hell und Dunkel ein. Der Verzicht auf jeglichen Hintergrund verlegt die Szene in eine endlose Ebene, die fließend in den Himmel übergeht und den „Sommerwind“ zum alles bestimmenden Element macht, dem sich das Paar nur allzu gern überläßt.

Thomas Gerlach

Radebeuler Miniaturen

Ver-Such

Gerade hab ich mirs bequem gemacht am Faß, mit geschlossenen Augen den ersten Schluck genossen (wenn´s so richtig warm ist, also Sommer, und das Kondenswasser draußen am Glas herabläuft, schmeckts einfach am besten!), da plumpst Ulrike neben mir auf den Hocker.
Nanu? Wolltest du nicht zum Arzt?
Ja, ich wollte – ei-gent-lich – Ulrike faucht mich an, daß mir das Bier noch in der Kehle gefriert.
Nana, sag ich, nun mal langsam, eins nach dem andern …
Vor die Ärzte, sagt nun wieder sie, haben die Götter den Tresen gesetzt. Dort gibt’s keinen Oberkellner, der Bier ausschenkt, sondern eine Oberschwester, die Zugangsberechtigungen erteilt und die dafür sorgt, daß immer nur so viele Leute reinkommen, wie Stühle im Wartezimmer sind. Und im Ärztehaus hat jeder Arzt und jede Ärztin einen eigenen Tresen …
Ulrike greift nach meinem Glas, nimmt einen großen Schluck, prustet und stöhnt pfui Deibel, daß du das trinken kannst …
Lächelnd bringt ihr der Bernd in einem kleineren Gläschen was höher Prozentiges. Wenn ichs richtig in Erinnerung habe … sagt er dazu.
Ulrike trinkt in kleinen Schlucken, schüttelt sich nach jedem, aber sie lächelt zufrieden. Wenigstens einer, der mich versteht, sagt sie. Na bitte, sagt Bernd.
In einem Fall hab ichs ja sogar bis auf den Behandlungsstuhl geschafft, aber dann gings gleich wieder los: wie alt sind sie? So alt sind auch ihre Füße … Du meine Güte, ich kenne meine Füße seit Kindertagen, aber das tröstet mich weder, noch nimmt es mir den Schmerz!
Arztwechsel, sagt Ulrike, Zweitmeinung – steht in jeder Zeitung als verbrieftes Recht – aber am Tresen solltest du diese Vokabeln tunlichst vermeiden, sonst stehst du gleich wieder ganz hinten in der Reihe.
An der vierten Tür hätte ich dann sogar fast einen Termin bekommen: in vier Monaten. Ich hätte eben eher kommen müssen …
Noch einen bitte, sagt Ulrike zu Bernd.
Und dann bin ich noch zum Tischler gegangen.
Zum Tischler?
Ich hätte gern einen Sarg. Ja gern, sagt der, wie eilig ist es denn – also sie haben ja sicher noch Zeit. Kommen sie am nächsten Ersten und wir vereinbaren einen Termin …

Thomas Gerlach

100jähriges Bestehen des Weinbaumuseum Radebeul Hoflößnitz

 – der BUND RG Radebeul und Moritzburger Land war beim Museumsfest dabei!

Foto: S. Preißler

Vor rund sechs Jahren sprach unsere Regionalgruppe den Museumsleiter Frank Andert an, ob wir die Pflege des Schaugartens der Hoflößnitz übernehmen können. Seitdem nehmen wir und dieser Aufgabe an. Zum Museumsfest am Pfingstsonntag stellten wir den Schaugarten mit all seinen besonderen Pflanzen vor.
Neben Führungen im Garten lösten Interessierte allen Alters ein kniffeliges Quiz. Als Hilfestellung hatten die Teilnehmer dafür die Beschilderungen der Pflanzen sowie die Wildbienenschautafel. Die jüngsten Besucher malten viele bunte Schmetterlinge und Bienen aus und formten freudig mit matschigen Händen Samenbomben. Gern angenommen wurde auch die Pflanzenbörse. Gegen eine kleine Spende gaben wir z.B. Exemplare des Blut-Storchschnabel, des sehr seltenen Kicher-Tragant Nachtkerzen und Nachtkerzen ab.
Am Ende unseren Veranstaltungstages entdeckten wir noch etwas Besonderes: den Großen Knorpellatich. Er war aus den Beeten verschwunden. Die Natur ist eben immer wieder voller Wunder.
Sylvia Preißler

Die Glosse

Blatt im Wind

Durch die Idiotie mit der Sommerzeit benötige ich doch die Beleuchtung. Es war 6 Uhr und ein Halbdunkel bei verhangenem Himmel beherrschte die Welt, eingeschossen in mein Zimmer. Ohne Licht konnte ich nicht auskommen! Dabei soll die Umstellung der Zeit ja gerade beim Sparen helfen. Was soll also dieser Unsinn? Um 6.32 Uhr konnte ich dann wenigstens die große Lampe ausschalten. Wegen der Sommerzeit ändere ich doch nicht meine Gewohnheiten! Denn das ist es ja, was die Menschen meschugge macht. Jahrelang habe ich darunter gelitten. Dieser Albtraum ist endlich ausgeträumt: 5 Uhr aufstehen, Waschlappen ins Gesicht werfen, Frühstück reinquälen und im Bus beinah das Aussteigen verpennt!
So zeitig würge ich mir nicht mehr das Frühstück runter, schließlich muss ich nicht mehr zur Schicht! Jetzt kann ich in aller Ruhe um 7 Uhr meine warme Semmel und een Gännchen Bliemchengaffee genießen, um danach mit gelassenem Blick die Zeitung zu überfliegen. Ja, ich lese noch täglich mein Leib- und Magenblatt, gehöre gewissermaßen zu den seltenen Tieren, die noch ein Zeitungsabonnement haben. Aber was heißt schon lesen? Ich blättere sie durch. Ja, vielleicht den einen oder anderen Beitrag mal kurz quergelesen – die Überschriften. Meist brauche ich dazu keine fünf Minuten. Man muss nicht mehr alles wissen und auch nicht gleich. Man kennt ja eh schon alles. Die täglichen Wiederholungen: da ein Unfall, dort ein Mord, in X streiken die Beschäftigten, Herr Staatsminister empfängt… – es hängt mir zum Hals heraus! Was Gescheites steht da sowieso nicht mehr drin. Stammtisch in der Presse! Und ob die Butter teurer geworden ist, sehe ich im Kaufland am Regal. Vielleicht noch das Lokale. Aber eigentlich auch das nicht mehr. Alles schon erlebt, in x-facher Ausführung. Manchmal gibt‘s Geschichtliches oder Literarisches beziehungsweise unterhaltende Beiträge und einen klugen Satz wie: „Eine Atommacht kann man nicht besiegen.“. Liest man aber zu selten.
Doch wer hat denn heutzutage überhaupt noch eine Zeitung? Von der einst großen Leserschar in der Bundesrepublik ist nur noch ein Drittel übriggeblieben. Tendenz fallend! Der Zeitungswald hat sich gewaltig ausgedünnt. Neuste Meldungen verkünden, dass in den USA jede Woche zwei Zeitungen vom Markt verschwinden. Die DNN stand auch schon auf der Kippe. In der Bundesrepublik gibt es noch ganze acht überregionale Tageszeitungen! Auch hier werden Blätter zusammengelegt, Redaktionen „verschlankt“, gar Themen aus den sozialen Medien aufgegriffen. Da kann ich auch gleich bei Twitter, pardon bei X, bei You Tube, Tiktok oder bei den vielen anderen sozialen Plattformen nachschauen. Es geht eh nicht mehr um sachliche Informationen, als vielmehr um emotionales Hochschaukeln. Wer beständig nur die Reichweiten im Kopf hat, muss sich zwangsläufig vom soliden Journalismus verabschieden. Nun will ich ja nicht gleich alle über einen Kamm scheren. Da gibt es durchaus auch Journalisten, die sich ehrlich Mühe geben. Die aber werden die Entwicklung auch nicht aufhalten.
Treue Zeitungsleser sind nur noch die Alten. Junge Menschen haben kein Abo. Dabei behauptet der BDZV, dass die Hälfte der Bundesbürger täglich Zeitung lesen würden. Ob die Jongleure des Bundesverbandes das selber glauben sei dahingestellt, wo wir doch in der Bundesrepublik ca. 41,3 Millionen Haushalte haben – zwei Bürger ein Haushalt, das muss man sich mal reinziehen! Davon sollen knapp 60 Prozent eine Tageszeitung besitzen…?
Die Ostthüringer Zeitung hat letztes Jahr schon mal für den Ernstfall geprobt und die Zustellung der abonnierten Zeitungen im Landkreis Greiz eingestellt. Zu teuer, kann keiner bezahlen! Ist kein Einzelfall mehr. In Amerika sind komplette Regionen ohne Printmedien. Mittlerweilen haben wir auch im Landkreis solche weißen Flecken. Ganze Bevölkerungsgruppen fallen so aus dem demokratischen Diskurs heraus. Auch die Bundesregierung sieht das mit Unbehagen. Hier wird es aber schwierig, schließlich will man der leidlichen Debatte um die „Lügenpresse“ nicht noch weitere Nahrung verschaffen. Aber vielleicht ist das auch eine Chance für den Bürger, ich meine, für den „mündigen Bürger“. Soll er doch das Heft, oder besser noch, das Blatt selbst in die Hand nehmen. Man muss ja nicht gleich die Zeitungs- und Medienkonzerne komplett enteignen, aber vielleicht zum Beispiel mal die Süddeutsche in ein Bürgerblatt umwandeln? Etwa so wie bei der Treuhand neulich, nur andersherum. Vorschau & Rückblick jedenfalls hat mit den Zustellern keine Probleme. Das lässt sich auch straßenweise organisieren, meint

Euer Motzi

 

 

Copyright © 2007-2025 Vorschau und Rückblick. Alle Rechte vorbehalten.