Editorial 9-24

Mit dem nahenden Herbst nimmt die Radebeuler Festkultur wie in jedem Jahr wieder richtig Fahrt auf!
Stellvertretend seien hier genannt das formidable „Radebeuler Musikfestival“, Kammerkonzerte in Hoflößnitz oder die vielfältigen Bands im Rahmen der Veranstaltungen von „Weinberg Kultour“.
Höhepunkt wird schließlich am letzten Septemberwochende wieder das nunmehr 32. Herbst- und Weinfest sein, welches in bewährter Vermählung mit dem immerhin 27. Wandertheaterfestival unter dem diesjährigen Motto „Mimen, Masken, Musenküsse“ die Menschen verzaubern wird.
Der Monat August mit seiner Sommerglut ist mit kulturellen Veranstaltungen seit jeher etwas flauer, fast wie ein Innehalten vor dem herbstlichen Kultur-Rausch.
Doch nicht überall war es ruhig! Der Ortskern Altnaundorf feierte mit Frohsinn am 10. August sein 880-jähriges Bestehen. Und in der Tat ist es immer wieder erstaunlich, was der 1993 gegründete Dorf- und Schulverein dort immer wieder auf die Beine stellt. Seit 20 Jahren findet regelmäßig ein weit über die Grenzen von Radebeul bekanntes Dorffest statt und die überaus rege Dorfgemeinschaft kann auf eine Vielzahl von Aktivitäten verweisen. Insbesondere auf der westlichen Seite des Angers waren zahlreiche Höfe geöffnet und luden zum Schauen und Verweilen ein. Beispielhaft sei das vorbildlich sanierte Gebäudeensemble mit Kunstscheune in Altnaundorf 6 erwähnt, was immer wieder mit seiner Gastfreundlichkeit und Kunstausstellungen einlädt.
Respekt allen Beteiligten und Initiatoren! Einfach vorbildhaft – vielleicht auch für andere Stadtteile?

Sascha Graedtke

 

Albtraum vom Untergang

Ahoi, du rasselnde blinkende Wunderkammer! Deine SOS-Rufe verhallten ungehört. Die Lichter sind erloschen, das Rasseln ist verstummt. Wir stehen am sicheren Ufer und schauen der Mannschaft beim Ertrinken zu. Die (Kultur)Leichen sind diesmal echt. Aber was solls, wir sind ja nicht betroffen! Wir zücken unsere Taschentücher. Wir weinen große Tränen. Und zum Abschied singen wir den Refrain vom neuen Lößnitzlied.

Radebeuler, stimmt fröhlich ein:
Karl May und Wein… Karl May und Wein…
was kann schöner sein
Karl May und Wein… Karl May und Wein…
der Gasthof Serkowitz ist besenrein!

Nein, wir sind weder zynisch noch verbittert. Wir werden uns auch weiterhin in unserer Heimatstadt Radebeul für Kunst und Kultur engagieren und im kulturellen Monatsheft „Vorschau & Rückblick“ kritisch bis optimistisch kommentieren, auch wenn das nicht alle verstehen wollen.
Karin (Gerhardt) Baum

Zum Titelbild (August)

Selbstvergessen dem Leben hingegeben und dem Element, spielen die Elfen ihr Spiel mit dem Fluß. Jauchzend und prustend feiern sie den Sommertag: „Elbidyll mit Schwan“. Haben sie den Spanner bemerkt, den Faun mit der Maske, der unterm Schwanenhut seine Absicht mehr aufdeckt, als verbirgt?

Uralte Überlieferung spricht von „elf Quellen“, die der Elbe (böhmisch Labe, lateinisch albis fluvius) nicht nur ihre Wasser spenden, sondern auch den Namen gegeben haben sollen. Schon rein klanglich sind so die „elbischen Wesen“, die „Naturgeister“ von den Quellen bis zur Mündung überall dabei. An den Hängen des Riesengebirges ist also nicht nur der Rübezahl am Werke.

Mit Klemkeschem Augenzwinkern und voll hintergründigem Humor holt der Grafiker Michael Hofmann die Elfen als Badende in heimische Gefilde. Besser als mit dem die Weinberge majestätisch krönenden Minckwitzschen Weinberghaus läßt sich die Szene gar nicht in der Lößnitz verorten.

Es hat sich ja einiges getan mit dem Fluß in den letzten Jahren. Es gibt Fische, die sich in der Elbe wohlfühlen, und es soll Menschen geben, die sie gerne essen. Und auch des Baden ist hier nicht mehr gesundheitsgefährdend. Freilich sind wir vom „weißen Fluß“ (so eine mögliche Übertragung des lateinischen Namens) noch ein Stück entfernt. Die Freude jedoch ist zurück, und der Grafiker wendet seine Kunst darauf, sie gebührend zu feiern. Damit kommt er dem Sinn des Holzschnittes in Erinnerung an die „Bilderbögen“ einmal mehr entgegen.

Übrigens: Ein Mann mit Schwanenkappe aber ohne Badehose ist heute nicht mehr wirklich gefährlich…

Thomas Gerlach

Radebeuler Miniaturen

Kluge Tiere?

„Glühwürmchen lassen sich nicht fotografieren …“

Es ist gegen Mitternacht, als mich der Satz erreicht. Eine Freundin hat ihn mit flinker Hand der Tastatur anvertraut. Gleich sehe ich sie vor mir, die grünlich fluoreszierend schwirrenden Punkte, die in dunkler Nacht von Leben künden – so hat mich das Bild auf Umwegen doch erreicht.

Der Satz freilich erinnert mich an ein Erlebnis, das nun einige Jahre zurückliegt.

Mit einem der Enkel besuchen wir den Tierpark in E. Es soll dort ein Gehege geben, in dem sich die Besucher frei zwischen (relativ) frei lebenden Affen bewegen dürfen. Die Attraktion wollen wir uns nicht entgehen lassen. Auf dem Weg dort hin überlegte ich, wer wohl den größeren Spaß dabei hätte, die Tiere oder wir?

Das flache hölzerne Einlaßhäuschen mit seiner Torgasse erinnert durch seinen zentralen Turmaufbau fatal an ein Lagertor. Aber das fällt wohl nur mir auf. Schon von draußen jedenfalls mahnen uns große Schilder, unsere Bratwurst aufzuessen und alle bewegliche Habe vor dem Betreten der Anlage gut zu verstauen. Am Gittertor aber erwartet uns das enttäuschende Schild „heute geschlossen“.

Gemeinsam mit einigen anderen Besuchern versuchen wir, durch die Gitterstäbe hindurch einige der Insassen wenigstens aus der Ferne zu Gesicht zu bekommen. Aber sieh! Gleich hinterm Eingang sitzt einer auf einem Pfahl und mustert interessiert die Leute vor der Tür. Staunt er, daß sie nicht eintreten? Seine Blicke gleiten mit überlegener Neugier über uns hinweg, bis – ja, bis mein Nachbar die Kamera vors Auge hebt. Betont langsam dreht uns der andere den Rücken zu. Da sitzt er nun und blickt offenbar in das gleiche Grün wie wir, wo er seine Kameraden weiß, deren Anwesenheit wir bestenfalls ahnen können. Zwei, vielleicht drei Minuten hält mein Nachbar durch, dann läßt er die Kamera sinken und geht mit einem gebrabbelten, „dann eben nicht“ seiner Wege. Und siehe, kaum ist er weg, nimmt der Affe auf dem Pfahl seine bisherige Stellung wieder ein und tut, als wäre nichts gewesen. Wer freilich will kann den Schalk in seinen Augen blitzen sehen.

Affen brauchen keine Datenschutzverordnung, kluge Tiere lassen sich nicht fotografieren…

Thomas Gerlach

Glosse

Kräht der Hahn…

Das sind die Dinge, die den Menschen seit Gedenken umtreiben: wie wird morgen das Wetter? Er, von mir aus auch sie, tritt aus der Höhle, schaut nach dem Himmel – damals noch ohne höhere Gedanken – und will einfach nur wissen, ob es regnet und ob das Elefantenohr Marke Riesen-Taro mitgenommen werden muss oder nicht. Freilich kannten sie damals das technische Wunderding „Regenschirm“ und auch den weisen Spruch „Kräht der Hahn auf dem Mist…“ noch nicht, sonst hätten sie sich den Gang vor die Höhle gleich sparen können. Fairerweise muss aber zugestanden werden, dass der Hahn zu dieser Zeit noch nicht erfunden war!

Aber eigentlich ist das alles von niederer Bedeutung, denn seit tausenden von Jahren hat sich einfach nichts geändert. Zugegeben, statt dem Elefantenohr nehmen wir heute den vollautomatisch öffnen- und schließenden DAVEK SOLO UMBRELLA von davek New York für günstige 135,95 Euro mit. Nur an der nächsten deutschen Eiche sollten wir ihn nicht stehen lassen…

Wir laufen nicht mehr, fahren lieber mit dem eigenen Wagen und lassen uns dafür von unserem Physiotherapeuten des Vertrauens beibringen, wie wir den Fersensporn doch noch wieder wegbekommen können. Sonst aber hat sich wirklich nichts geändert. Wir hauen uns immer noch gegenseitig die Jutebeutel oder eben die Taschen Marke BALENCIAGA für schlappe 3.233,20 Euro von Monnier Paris voll. Man gönnt sich ja sonst nichts! Aber selbst in dieser Klasse werden die Dinge schon verramscht, denn das gute Stück hatte unlängst noch 17 Prozent mehr gekostet.

Wo man hinschaut herrscht Titanic-Stimmung, da will ich jetzt gar nicht erst in die große Politik einsteigen. Es reicht vollkommen, wenn ich mich in Radebeul einmal im Kreis drehe. Schon 1893 war bekannt, wenn man an der richtige Stelle angekommen ist, kann man das ganze Elbtal von Böhmen bis Meißen übersehen, vorausgesetzt, man schaut in alle Richtungen. Aber aktuell habe ich immer mehr den Eindruck, dass nicht wenige Zeitgenossen vor sich hinstarren und nur ihre Fußspitzen im Blick haben. Man sieht mehr, wenn man in die Ferne schaut. Wirklich!

Ob die Leute in der Lößnitzregion vor etwa 150 Jahren schlauer waren, kann ich wirklich nicht mit Sicherheit behaupten, zumindest wussten sie, was im Nachbardorf los war. Die Jugend aber war damals genauso beschäppert und unbelehrbar wie heute. Die Beispiele schenk mich mir. Und die Taschen hat man uns damals wie heute vollgehauen. Erst neulich sah ich ein Gemälde aus dem 18. Jahrhundert von der Loschwitzer Kirche in Dresden, die sich in den Wassern der Elbe spiegelte. Dabei ist der Bau über 500 Meter vom Ufer weg! Darüber habe ich lange nachgegrübelt.

Auch wenn man Sachse ist, muss man nicht gleich alles glauben, was in der Zeitung steht. Danach soll in Radebeul in Sachen Kultur ja alles paletti sein, nur mit dem Klo hätte es nach der Zeitung anfangs nicht so geklappt. Das habe sich aber auch erledigt. Warum nun daraus Nachteile erwachsen sind, steht für mich in den Sternen. Aber ich muss ja nicht alles verstehen. Entwicklung jedenfalls ist für die nächste Zeit nicht vorgesehen. Wir sollen froh sein, wenn wir behalten, was wir haben. Es ist zwar viel vom Geld und steigenden Ausgaben in dem SZ-Beitrag vom 3 Juli die Rede. Doch in der Hauptsache betrifft das die großen Dampfer. Was aber beim kleinen Verein ankommt, kann der Bürger selbst aus dem Haushalt der Stadt nicht herauslesen. Da kann einem im Festjahr schon das Jubilieren im Hals steckenbleiben, auch wenn die Kulturamtsleiterin liebend gern ein Lied für alle anstimmen würde. Mir klingt das mehr nach Flötentöne. Und wenn dann noch der geliebte Lößnitzdackel als „graue Maus“ durch die Landschaft zuckelt, ist auch dem letzten gutwilligen Radebeuler die Petersilie oder wohl eher der Lößnitzwein gehörig verhagelt, etwa so wie am 3. September 1884, als auf die Region Haselnuss große Hagelkörner niederging und die ganze Obst- und Weinernte versauten, meint

Euer Motzi.

Herzliche Einladung an Radebeuler Künstlerinnen und Künstler und die lokale Kunstszene

Die neue Internetplattform atelierluft.de macht die lokale Kunstszene noch sichtbarer und Kunstworkshops ganz einfach buchbar.

Alles begann vor zwei Jahren mit der Idee, die Tourismus- und die Kreativwirtschaft noch stärker miteinander zu verknüpfen, Kunstschaffenden eine neue Art der Sichtbarkeit zu ermöglichen und kreative „Hotspots“ in Sachsens Regionen zu präsentieren. Die Idee wurde beim sachsenweiten Tourismuswettbewerb „Sachsen geht weiter“ 2022 eingereicht und gewann den Innovationspreis für Tourismus. Mit dem Preisgeld konnte die Internetplattform www.atelierluft.de umgesetzt werden, die seit wenigen Wochen online ist. Gerade während und nach Corona hatten es Kunstschaffende schwer, ihren Lebensunterhalt mit eigenen Kunst- und Kulturangeboten zu bestreiten. Sachsen ist reich an bekannten kulturellen Schätzen und besitzt darüber hinaus eine einmalige Kunstszene, die oft im Verborgenen schlummert. Dies möchte ich mit der neuen Plattform sichtbarer machen, um den Künstlerinnen und Künstlern bei der Vermarktung ihrer Kreativangebote zu helfen. Als Radebeuler Unternehmer betreibe ich seit 5 Jahren eine Marketing- und Eventagentur, bin mit der Konzertreihe „Klassik Deluxe“ in den Kirchen der Region unterwegs und als Mitglied im Radebeuler Kultur e.V. engagiert. Mit atelierluft.de möchte ich mein kulturelles Engagement weiter ausbauen.

Die Funktion von atelierluft ist einfach: Künstlerinnen und Künstler werden mit eigenen Profilen über eine Landkarte sichtbar und geben außerdem Insider-Tipps für ihre Region. Das Einstellen des Profils ist kostenfrei. Zusätzlich können eigene Workshop- und Kreativangebote eingestellt werden, die auf atelierluft.de über ein integriertes Buchungssystem unkompliziert buchbar werden. Das Besondere: Kunst da erleben, entdecken und gestalten, wo Sie entsteht, bei den Künstlerinnen und Künstlern in deren Ateliers. Außerdem werden Regionen vorgestellt und Kunstspots wie Galerien und Museen. Um das Projekt weiter mit Leben zu füllen, möchte ich die lokale Kunstszene einladen, mit eigenen Profilen die Webseite zu bereichern und so noch sichtbarer für ein überregionalen kunst- und kulturinteressiertes Publikum zu werden.

Steffen Schuster
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Wenn Sie mehr wissen möchten oder Interesse an dem Projekt haben, schreiben Sie mir: info@atelierluft.de oder rufen mich an: 0179 2409 744. Ich freue mich darauf, Sie persönlich kennenzurlernen.

Leserbrief

Sabine Krauss aus Dresden hatte den Artikel „Der Waldhof auf Dresdner Flur“ (V&R 05/23) erst dieser Tage im Internet entdeckt und mir ihre persönlichen Erinnerungen an eine frühe Zeit im Kinderheim Waldhof geschildert. Da die Erinnerungen einen anderen, freundlicheren Eindruck wiedergeben, als Darstellungen der 60er und 70er Jahre als „geschlossene Anstalt“, möchten wir, trotz des zeitlichen Abstands von über einem Jahr den Brief auszugsweise abdrucken. So kommt zum Ausdruck, dass das Kinderheim während seines Bestehens unter anderen Leitern verschiedene pädagogische Konzepte verfolgt hatte:

… über den Waldhof kann ich Folgendes sagen, ich war mit meiner Schwester 1946 und 1947 jeweils von Januar bis Mai im Waldhof in Obhut der Leiterin Frau Waldeck. Meine Eltern brauchten für uns ein sicheres Zuhause, da sie mit ihrem politisch – satirischen Kabarett in Sachsen unterwegs waren und Frau Waldeck war bereit, uns aufzunehmen. Zu dieser Zeit war der Waldhof ein Auffanglager für Kinder, die ihre Eltern in Zeiten der Flucht verloren hatten. Es kam so auch zur glücklichen Zusammenführung von drei Geschwistern mit ihren Eltern, die ich miterlebte. Der Waldhof hat mir eine sehr glückliche Zeit beschert mit seinem wunderschönen Gelände, in dem man sich als Kind frei und sicher bewegen konnte, mit lieben Erzieherinnen, ordentlichem Essen und interessanten Freizeitunternehmungen – ich liebte es! … (Frau Krauss v. 28.6. 2024)

Wir bedanken uns sehr herzlich bei Frau Krauss, die auch mal in Radebeul gewohnt hatte, für ihren Brief zum Waldhof.

Dietrich Lohse

12. Thematischer Filmclubabend

Die Filmauswahl des Wanderkinos „Film Club Mobil“ korrespondiert im Radebeuler Jubiläumsjahr mit städtisch relevanten Themen. Gezeigt wird am 15. August 2024 um 19 Uhr in der Kunstscheune Naundorf der DEFA-Film „Bürgschaft für ein Jahr“. Die Vorlage für den Film bot der gleichnamige Roman von der Radebeuler Schriftstellerin Tine Schulze-Gerlach. Für ihr umfangreiches Lebenswerk wurde sie 1999 mit dem Kunstpreis der Großen Kreisstadt Radebeul geehrt.

Die Autorin Tine Schulze-Gerlach (1920-2011) verbrachte Ihre Kindheit und Jugend in Dresden-Hellerau. Der Vater, Kurt Gerlach, war Lehrer und Schriftsteller (1889 – 1976). Nach Radebeul-Niederlößnitz zog Tine Schulze-Gerlach mit ihrer Familie 1954. Als Mutter von vier Kindern, fing sie relativ spät mit dem Schreiben an. Ihr erster Roman erschien 1963. Obwohl sie als Schriftstellerin schon längst Anerkennung gefunden hatte, arbeite sie zusätzlich als Sprechstundenhilfe in der Mütterberatung. Das lokale Umfeld und die nicht immer unkomplizierte eigene Lebenssituation spiegeln sich in ihren zahlreichen Veröffentlichungen. Der Roman „Bürgschaft für ein Jahr“ erschien 1978 im Union-Verlag. Die Lektüre des empfindsam geschriebenen Buches ist empfehlenswert.

Wie es zu der Romanverfilmung kam, ließ sich leider nicht ermitteln. Dass sich der Drehbuchautor und Regisseur Herrmann Zschoche (geb. 1934) mit dem Stoff befasste, ist zweifellos ein Glücksfall. Bemerkenswert sind zahlreiche seiner Kinder- und Jugendfilme sowie gesellschaftskritische Spielfilme.

„Bürgschaft für ein Jahr“ hatte 1981 Premiere und erhielt mehrere Auszeichnungen. Der Film ist unbequem und bietet keine fertigen Lösungen. Dessen Protagonisten kollidieren nicht selten mit den Idealvorstellungen vom „sozialistischen Menschenbild“. Wie es im Umschlagtext zu Tine Schulze Gerlachs Roman heißt: „Das Leben bleibt voller Widersprüche – wie eintönig wäre es auch ohne sie!“. Nach dem gesellschaftlichen Umbruch wirkte Zschoche u.a. bei der Fernsehreihe Tatort mit, stellte aber seine Regietätigkeit ab 1997 ein.

Die Schauspielerin Katrin Sass (geb. 1956) hatte ihr Filmdebüt bereits mit 23 Jahren in „Bis das der Tod Euch scheidet“. Der Durchbruch gelang ihr mit dem Spielfilm „Bürgschaft für ein Jahr“. Für die Darstellung der jungen alleinerziehenden Mutter Nina Kern erhielt sie auf der Berlinale 1982 in West-Berlin den Silbernen Bären. Neben Katrin Sass ist der Film mit weiteren hochkarätigen Schauspielern besetzt.

Bürgschaft für ein Jahr
1981, Spielfilm, DDR, DEFA, Studio für Spielfilme, 93 Minuten
Regie und Drehbuch: Herrmann Zschoche; Musik: Günther Fischer; Besetzung (Auswahl): Katrin Sass, Monika Lennartz, Jacki Schwarz, Jan Spitzer, Christian Steyer, Barbara Dittus, Ursula Werner, Angelika Mann

Seit ihrer Scheidung kommt Nina Kern mit ihrem Leben nicht mehr klar. Sie geht keiner geregelten Arbeit nach, verbringt die Nächte mit Feiern und Trinken. Sie vernachlässigt ihre drei Kinder. Obwohl sie ihnen eigentlich eine gute Mutter sein will, schafft sie es nicht, den Alltag zu strukturieren. Als die Kinder bereits Verhaltensstörungen zeigen, ihr das Sorgerecht entzogen, die Kinder in einem Heim untergebracht und zur Adoption freigegeben werden sollen, beginnt die junge Mutter um ihre Kinder zu kämpfen. Zwei Schöffen werden ihr als Bürgen für ein Jahr zur Seite gestellt. Das Schicksal hat drei unterschiedliche Menschen zusammengebracht und was ursprünglich als einseitige Hilfsleistung geplant war, entwickelt sich zur Lehr- und Lernzeit für alle. Schließlich darf das jüngste Kind auf Probe bei der Mutter wohnen. Alles scheint auf einem guten Weg zu sein. Doch eine gescheiterte Liebesbeziehung wirft sie wieder aus der Bahn. Einer der beiden Schöffen fühlt sich überfordert und zieht sich zurück. Obwohl die Verantwortung jetzt nur noch bei einer Person liegt, gibt diese nicht auf und steht der jungen Frau bei. Der Film endet mit einem Kompromiss. Die zwei jüngeren Kinder sollen künftig bei der Mutter leben. Die älteste Tochter wird zur Adoption freigegeben. Vieles bleibt offen.

Karin Baum und Michael Heuser
Sprecher der Cineastengruppe „Film Club Mobil“ im Radebeuler Kultur e. V.
Anmerkung: unter Verwendung von verschiedenen Filmbegleitmaterialien und Wikipedia-Eintragungen.
Information und Reservierung unter: 0160-1038663.

Herr 2024

Ich hatte einen Traum:

Pünktlich zum 31. August im Jahre des Herrn 2024 stellte das Lügenmuseum seinen Dienst an den Menschen ein. Schon am Folgetag aber eröffnete der Herr 2024 an gleicher Stelle das „Schaudepot für alternative Wahrheiten“.

Wer das Pferd nicht ehrt, ist den Apfel nicht wert.

Wer aber nun ist dieser Herr 2024?

Indem er eine Zahlenkombination an Stelle des Namens als Identifikationsgröße benutzt, setzt Herr 2024 alias Richard von Gigantikoff endlich um, was George Orwell für 1984 vorgezeichnet hatte. Es ist der 2024ste Schritt in Richtung alternative Zukunft. Die anderen Schritte hatten junge und nicht mehr so junge Pioniere vor ihm schon getan, die ihre persönlichen Angelegenheiten vom Zähneputzen bis zum Abendbrot bereitwillig und unaufgefordert der künstlichen Intelligenz übertrugen. Sie achteten nicht auf den Trug beim Tragen, denn es kommt vor allem auf den Status an. Der ist, nämlich der Status, im Gegensatz zur Wahrheit alternativlos, wobei der Selbstoptimierungseffekt zu jeder Zeit garantiert ist.

Der Apfel hat seinen Namen nach dem Baum, von dem er apfelt; und auch die Titanic ist nicht untergangen. Sie ist im Überwasser gegendert. Die Sonne über Deck blieb unversehrt. Den Rest überdeckt alternatives Schweigen.

Als ich erwachte, war das Tauchboot implodiert. Inzwischen sind wir einen großen Schritt weiter gekommen.

Thomas Gerlach

FOTOMOSAIK „Bilder in dreieckigen Rahmen“

Hauptschmuck von Häusern um 1900 in Niederlößnitz und Kötzschenbroda waren Dreiecke mit Medaillons, Girlanden, Blattwerk, Fabeltieren und Engelsköpfen in Stuck. Schöne, vielfältige Motive verwendet von den Baumeistern Große.

Heinrichstraße 9 (= K.-Liebknecht-Str. 17)

Meißner Straße 241

Käthe-Kollwitz-Straße 16

Moritzburger Straße 19

Ledenweg 2

Heinrich-Zille-Straßé 68

Karl-Liebknecht-Straße 12

Meißner Straße 237

Ludwig-Richter-Straße 17

Dietrich Lohse

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