Zum Titelbild


Holzschnitte von Michael Hofmann

Der 4. Monat im Jahreskreis wurde wegen seiner oft und rasch wechselnden Wettererscheinungen lange Zeit auch „Wandelmond“ genannt. Mit dem Blatt „Aprilstürme“ zeigt ihn der Künstler von seiner heftigen Seite: Der Regen kommt, wohin du auch gehst, immer von vorn, dem Sturm, der seine Kraft auf Böen konzentriert, ist kein Schirm wirklich gewachsen. Gleich darauf aber strahlt die Sonne voller Unschuld vom Himmel, allerdings nicht ohne höchstselbst dann und wann lächelnd ein paar „ohnmächtige Schauer körnigen Eises in Streifen über die grünende Flur“ zu streuen.
Einmal mehr beeindruckt Michael Hofmann durch die Einfachheit der Form: Dem Wirrwarr aus Wind und Wetter gibt er durch die strenge Ordnung sich überkreuzender Diagonalen einen festen Rahmen. Indem er die stürzenden und sich stemmenden Figuren und sogar den berstenden Regenschirm in diese Ordnung einfügt, lässt er die Starre lebendig werden.

Die Holzschnitttechnik lebt von äußerster Verknappung der Formen. Seit dem 16. Jh. durch Tiefdrucktechniken als Mittel der Buchillustration weitgehend abgelöst, blieben ihr zunächst lediglich die populären, Kuriositäten verbreitenden Bilderbögen. Auch Flugblätter und volkstümliche Gebetszettel wurden per Holzschnitt vervielfältigt. Ein letzter Höhepunkt der Dürerzeit wird in den Totentanzdarstellungen von Hans Holbein d.J. gesehen. Erst später entwickelte sich der Holzschnitt zu einer eigenen Kunstform, die schließlich im Farbholzschnitt ihre Krönung erfuhr, in dem es Michael Hofmann in den letzten fast fünfzig Jahren zu eigener Meisterschaft gebracht hat.

Thomas Gerlach

 

 

Mit Stephan Krawczyk poetisch durch das Jahr

125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Radebeul-Wahnsdorf

Am 1. April 1899 wurde in der damals selbstständigen Gemeinde Wahnsdorf die Freiwillige Feuerwehr gegründet. 23 rüstige, mutige Männer stellten sich in den Dienst zum Schutz der Gemeinschaft, heißt es in der Chronik. Das damalige Motto: Ständige Bereitschaft zur Hilfeleistung, Schutz des Geschaffenen vor Bränden und anderen Gefahren sowie immer ein kameradschaftlicher Zusammenhalt auf freiwilliger Basis. Trotz der vielen Veränderungen in der 125-jährigen Geschichte, ist es das für die derzeit 24 aktiven Mitglieder auch heute noch. Diese werden tatkräftig von der Jugendfeuerwehr und der Alters- und Ehrenabteilung unterstützt. Nicht nur für die 1.110 Einwohner Wahnsdorfs, sondern auch für die gesamte Stadt Radebeul und die umliegenden Orte der Gemeinde Moritzburg, wird auf ehrenamtlicher Basis ein wichtiger Teil zum Schutz der Bevölkerung geleistet.

Das 125-jährige Jubiläum möchten wir mit allen Bürgerinnen und Bürgern und Feuerwehr-Interessierten mit einem Festwochenende vom 26. bis 28. April 2024 am Gerätehaus in Wahnsdorf in der Schulstraße feiern.

Bereits im Vorfeld möchten wir uns bei denjenigen bedanken, die zum Gelingen des Festes beitragen:
– den Kameradinnen und Kameraden für ihren unermüdlichen Einsatz
– unseren Familien, die uns für die zahlreichen Einsätze und Aktivitäten den Rücken freihalten
– bei den Sponsoren, Fördermitgliedern und Helfern
– allen Gästen

Festprogramm

Freitag, 26.4.
– Festveranstaltung für geladene Gäste
Samstag, 27.4.
– 14:00 Uhr Historischer Festumzug
– 15:30 Uhr Fahrzeugschau, Kuchenbasar der Jugendfeuerwehr, Spiel und Spaß für Groß und Klein am Gerätehaus
– 17:00 Uhr Feierliche Übergabe Jugendfeuerwehranhänger
– 20:00 Uhr Disco im Festzelt mit dem Hütten-DJ-Team und DJ S-Bone
Sonntag, 28.4.
– 10:00 Uhr Zeltgottesdienst
– 11:30 Uhr Schauübung
– danach Frühschoppen im Festzelt
Eintritt frei

Kontakt & Information:
Freiwillige Feuerwehr Radebeul-Wahnsdorf
Schulstraße 2a, 01445 Radebeul

Die Redaktion lädt ein

Freitag, 12. April, ab 19 Uhr

Lesung „Radebeuler StadtGeschichte(n)“

Wir Menschen schauen gern zurück
Auf das was war und was gewesen.
Seit Jahren gibt es, welch ein Glück,
ein Heft dafür. Zum Selberlesen.

Auf „Vorschau“ wurde es getauft,
Ab vierundfünfzig rausgebracht,
für kleines Geld recht gern gekauft
und dreiundsechzig dichtgemacht.

Warum nur diese irre Posse?
Bestand für jemanden Gefahr?
Es gab wohl manche heikle Glosse,
wohl manchen spitzen Kommentar,

wohl manches flotte Dichterwort –
doch nie und nimmer, glaubt es nur,
ging es um Raub, Betrug und Mord!
Egal, es siegte die Zensur.

Doch nicht für immer! Nein! Es kam
Die „Wende“ und ein Neubeginn!
„Die Vorschau“ wurde ohne Scham
Mit „Rückblick“ jetzt zum Hauptgewinn.

Man durfte schreiben, wenn es drängte,
Man konnte sagen, wie es war.
Kein Niemand mehr die Themen lenkte –
„Oh Freiheit, du bist wunderbar!“

Kultur, Geschichte, Politik,
Vereine, Künstler und Natur,
Porträts und Glossen und Kritik –
Die „Vorschau“ war auf jeder Spur.

Aus Archiven, übers Bauen,
Berichte, Reden, Reflexionen,
Mit Liebe auf den Weinbau schauen,
Texte schreiben, die sich lohnen.

Die Texte, ach, wer kennt sie noch?
Wer liest aus Heften, die vergilben?
Wer holt „Die Vorschau“ wieder hoch
Und widmet sich den alten Silben?

WIR tun das, liebe Leserschaft,
Und laden ein mit uns zu hören,
wie alter Texte frische Kraft
Auch zur Gegenwart gehören!

Liebe Leserinnen und Leser, wir würden uns sehr freuen, wenn Sie zusammen mit uns am

Freitag, 12. April, ab 19 Uhr

in den Räumen des Familienzentrums in Altkötzschenbroda 20 auf Schatzsuche in alten Heften der „Vorschau“ und von „Vorschau & Rückblick“ gehen! Lassen Sie sich überraschen, was wir aus den Tiefen der Vergangenheit ans Licht der Gegenwart fördern werden…

Damit wir besser planen können, bitten wir um eine Anmeldung auf einem der beiden Wege:

Email: vorschau100@t-online.de
SMS: 0175 4622441

Bitte geben Sie jeweils Ihren Vor- und Zunamen an und ggf. die Anzahl weiterer Personen.
Vielen Dank!

Für die Redaktion
Bertram Kazmirowski

Radebeul liest …

Bücherkisten und allerhand Lesungen an ungewöhnlichen Orten

Die Radebeuler Gewerbetreibenden, Händler und Gastronomen gestalten den April zum bunten Frühlingsevent: Überall in Radebeul-Ost und in Radebeul-West / Kötzschenbroda laden Bücherkisten und Lesebänke zum Verweilen und Stöbern ein. Gern können Bücher auch ausgeliehen und mit nach Hause genommen werden.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe kleiner, feiner Lesungen sowohl für große als auch kleine Leute. Das Besondere daran: Die Lesungen finden an ungewöhnlichen Orten statt, quasi gleich um die Ecke. Fast an jedem Tag im April lädt ein anders Geschäft, eine Galerie, ein Studio oder eine Gaststätte zu sich ein. Hiesige Buchautoren, Schauspieler oder gar die Ladeninhaber selbst nehmen die Zuhörer mit auf kleine Lesereisen. Zu hören sind Radebeuler und Kötzschenbrodaer Geschichte(n), was gut in unser Jubiläumsjahr passt.

Den Auftakt macht am 3. April die Galerie Gisbert, wo aus einem Buch von Tine Schulze-Gerlach gelesen wird, welches – wie sollte es anders sein – in Radebeul spielt. Kinder können sich unter anderem auf „Felix, die kleine Wildsau“ und „Das wunderbare Wollparadies“ freuen. Das Publikum trifft mehrmals auf Karl May, erfährt Sinniges und Unsinniges zum Thema Gesundheit und erlebt, wie es am „Haltepunkt Kötzschenbroda“ zugeht… Am 28. April beschließt die Stadtgalerie die umfangreiche Lese-Runde mit Texten von Thomas Gerlach.

Das vollständige Programm:

– 3. April, 19 Uhr, Galerie Gisbert, Bahnhofstr. 19c
Jens Kuhbandner liest aus „Erinnerung an Maurice“ von Tine Schulze Gerlach

Eine Wohngegend in Radebeul, Ende der 1960er Jahre. Verschiedenste Leute sind dort zu Hause: Ärzte und Schwestern, Betonbauer und Chemielaborantinnen, Lehrausbilder, Schriftsteller und Maler… Ein Spiegel nicht nur jener Zeit.

– 5.April, 18 Uhr, Münch´s Backstube, Meißner Str. 250
Jürgen Stegmann liest „Geschichten aus dem Weinberg“ von Reiner Roßberg
, Winzermeister aus Radebeul

– 9. April, 17 Uhr, Brillenoutlett, Hauptstr. 12
Jürgen Stegmann liest „Wie brate ich eine Maus oder die Lebenskerben des kleinen Roaul Habenichts“

– 10. April, 16.30 Uhr, Lesung für Kinder, Kinderhaus, Altkötzschenbroda 53a Annette Richter liest aus ihrem Buch „Felix, die kleine Wildsau“ Felix ist ein richtiges Wildschwein und lebt nicht im Wald oder im Wildgehege, sondern bei Familie Mückenbein, in einem Dorf, im Haus am Ende einer Huckelstraße. Ein Leben voller Abenteuer, bis etwas passiert…

– 12. April, 15 Uhr, Vika Lädchen, Meißner Str. 81
Lustige Kindergeschichten gelesen von Gabriele Namiß

– 12. April, 19 Uhr, Familienzentrum, Altkötzschenbroda 20
Radebeuler StadtGeschichte(n)
Die Redaktion des kulturellen Monatsheftes „Vorschau & Rückblick“ präsentiert eine Auswahl „bemerkenswürdiger“ Texte aus fünf Jahrzehnten

– 16. April, 18 Uhr, Thalia, Hauptstr. 17
Eine junge Dresdner Autorin/Poetry Slammerin liest aus ihren Büchern

– 17. April, 17 Uhr, Formel Gesundheit, Sidonienstr. 4a
So kommt man in die Jahre…
Älterwerden mit Wilhelm Busch

– 17. April, 19 Uhr, Notschriften-Verlagsladen, Bahnhofstr. 19a
Jens Kuhbandner liest aus seiner Erzählung „Tandaradei“
Meißen 1211: Der Minnesänger Walther von der Vogelweide ist Dienstmann beim Markgrafen. Auf einem Botengang lernt er die Schäferin Anna, eine junge Witwe aus Kötzschenbroda, kennen. Inspiration für eines seiner berühmtesten Lieder…

– 19. April, 19 Uhr, Sonnenhof, Altkötzschenbroda 26
Mandy Hähnel liest als Klara May aus den Werken von Karl May
und verrät dabei so manches Geheimnis. Sie lässt ihn als Helden, Ehemann und vielleicht ein wenig göttlich erscheinen. Mit Witz und Charme erzählt sie von ihren Reisen und erwähnt so manche Episode mit einem Augenzwinkern zwischen Wahrheit und Phantasie.

– 19. April, 19 Uhr, Miss Sporty, Meißner Str. 79
Schon aufgeklärt? Bewusster Leben, bewusster essen

Sinniges und Unsinniges rund um das Thema Gesundheit

– 20. April, 10 Uhr, Osteopathie K. Eulitz, Gartenstr. 13
Finde ein bisschen Glück für jeden Tag

Anregendes zum Nachmachen

– 22. April, 19 Uhr, Reformhaus Schreckenbach, Hauptstr. 13
“Mama, wo warst du?” gelesen von der Autorin Gitte Herzog

18 Jahre im Kinderheim – ganz anders als erwartet erzählt Gitte Herzog, wie positiv sie aus dieser Zeit hervorging.

– 24. April, 17 Uhr, Fotoatelier Meissner, Meißner Str. 108
Laubengeschichten von Thomas Gerlach gelesen von Jürgen Stegmann
Die kleinen Häuschen prägen das Stadtbild von Radebeul und sind hier und da in unterschiedlichem Zustand anzutreffen. Sie erzählen auf ihre Art interessante Geschichten aus der Lößnitz.

– 24. April, 18 Uhr, SZ-Treffpunkt, Bahnhofstr. 18
Anja Hellfritzsch liest aus ihrem Roman „Haltepunkt Kötzschenbroda“
Die Ruhe in Kötzschenbroda, Ende des 19. Jahrhunderts, täuscht. Eine verschlafene Dorfgemeinschaft im Spannungsfeld der Moderne: Es gibt Aufstieg und Niedergang. Über allem schwebt die verhängnisvolle Liebesgeschichte des Gemeindevorstandes.

– 25.April, 19 Uhr, Restaurant Brummtopf, Eduard-Bilz-Str. 6
“Nach einem Schlag ist nichts mehr wie es war” von und mit Heike Herzog
Ein Schlaganfall hat der Autorin einen langen Kampf gegen körperliche Leiden und abgrundtiefe Ängste abverlangt. Wie sie ihn gewinnt, erzählt sie in ihrem Buch.

– 26.April, 18 Uhr, Wolldepot, Hauptstr. 23
“Das wunderbare Wollparadies” von Manuela Inusa
Susann verbringt ihre Zeit am liebsten in ihrem kleinen Wolle-Laden, und mit ihren Freunden erlebt sie so manches Abenteuer. Für große und kleine Woll-Depot-Fans.

– 26.April, 19 Uhr, Restaurant Brummtopf, Eduard-Bilz-Str. 6
Old Shatterhand und der Fluch des Erfolges, Live-Hörspiel mit dem Theater Heiterer Blick nach Karl Mays „Freuden und Leiden eines Vielgelesenen“
Karl May beschreibt einen angeblich ganz normalen Wochentag in der „Villa Shatterhand“. Wie in seinen Erzählungen vermengen sich dabei Dichtung und Wahrheit. Ein Tag des Jahres 1896 als heiteres Hörspiel.

– 28. April, 15 Uhr, Stadtgalerie, Altkötzschenbroda 21
Jürgen Stegmann liest Texte des Radebeuler Schriftstellers Thomas Gerlach,
Kunstpreisträger der Stadt Radebeul. – Gute Gelegenheit, sich die Ausstellung “Voll das Leben”, Fotografien von Harald Hauswald, in der Stadtgalerie anzuschauen.

Eine vorherige Anmeldung sichert die besten Plätze
lesen@radebeul-gemeinsam.de
Spontane Gäste sind ebenfalls immer willkommen.

Radebeuler Miniaturen

Nachhall-tig

Wie ich in die Küche trete, zieht Ulrike mißliebig die rechte Augenbraue nach oben. Du kommst spät, sagt sie, ich hab schon angefangen. Damit legt sie, ihre Abendmahlzeit beendend, ihr Messer auf den Teller.

Ich weiß, sag ich, heute war Hajo da, das dauert immer – immerhin … der denkt ja, ich warte auf ihn, wenn ich dort sitze, aber heute hat er was zu erzählen gehabt.

Kommt also rein, der Hajo, läßt eine sauschwere Tasche fallen, hockt sich neben mich an die Theke und sagt erstmal lange nichts.

Wohnst du noch in der alten Bude da oben? fragt er dann. Hab da was für dich. Er klopft auf die Tasche, es klirrt: altes Eisen, Beschläge von Türen, Fenstern, alten Truhen und so weiter. Ist alles, was übrig ist, sagt er dann – kannste haben.

Ich hatte doch auch so‘ne alte Hütte da draußen. Hatte mirs schön zurechtgemacht, war nicht groß, aber für mich genug. Für stille Zeiten, dachte ich mir – dann kam Silvester. Vorsorglich hatte ich ein Schild angebracht: Raketenfreier Garten – ich mag die Dinger nicht, hab mal beim Militär damit rumspielen müssen, wird mir heute noch übel bei dem Gedanken – und dachte, meine Ruhe zu haben. Aber weit gefehlt: Das Schild hat die Knaller geradezu angezogen. Na, und einer hats dann geschafft, als ichs bemerkte, brannte schon das ganze Dach. War natürlich keiner mehr da von den Brüdern …

Jedenfalls schlafe ich jetzt im Spritzenhaus, zwischen nassen Schläuchen ist Platz genug für Tisch und Bett. Und manchmal stöbere ich zwischen den Resten. Alles Brauchbare ist in der Tasche hier …

Ulrike schluckt. Du verstehst, sag ich, nach so‘ner Rede kann ich nicht einfach aufstehn und gehen – die Tasche steht übrigens im Flur …

Und dann kommt auch noch Ebbs. Prost sagt der und pflanzt sich neben uns auf. Komme grade vom Gericht. Zwei Jahre auf Bewährung …

Pflichtbewußt zeigen wir erstaunt fragende Mienen und er fährt fort: Ich stelle doch am Silvestertag immer `ne Schale Wasser in den Briefkasten, damit die Burschen mir den nicht schon wieder zersprengen. Diesmal aber wollte einer noch schlauer sein und wartet mit dem Einwerfen des Knallers. Aber er wartet zu lange: Zwei Finger werden wohl steif bleiben.

Und wieso wirst du da verurteilt?

Fahrlässige Körperverletzung, sagen sie, ich hätte das voraussehen müssen, sagen sie …

Unglaublich, stöhnt Ulrike – hoffentlich bekommt Hajo wenigstens was von der Versicherung.

Wahrscheinlich auch nicht, er hats ja provoziert …

Ulrike schenkt sich selbst einen Whisky ein. Das zeugt von außergewöhnlicher Erregung. Einfach furchtbar, was du hier erzählst, sagt sie dann – und nach einer Weile: Wenn ich nicht wüßte, daß heute erster April ist hätte ich das glatt geglaubt.

Das, sag ich, ist das eigentlich Schlimme …

Thomas Gerlach

Glosse?

Ab geht die Post!

Rathäuser, Schulbauten, Bahnhöfe und Postämter zählten einst zu den herausragenden, stadtbildprägenden Gebäuden eigentlich nahezu jeder halbwegs größeren Stadt. An deren Architektur konnte man sich erfreuen, wenngleich sie auch Ehrfurcht einflößte. Heute ist nicht nur die Bundespost bemüht, die meisten ihrer einstigen Postgebäude zu verscherbeln, und in vielen Fällen sind sie eh schon zu Schandflecken verkommen, als dass sie zur Zierde der Stadt gehören würden. Dabei habe ich mich noch nicht einmal zum eigentlichen Zweck solcher Einrichtungen geäußert und schon gar nicht zu deren Bediensteten.

Der Postbeamte beispielsweise galt einst als Respektsperson! Das machte schon seine „Tracht“ deutlich. Unser „starker August“ hatte das beizeiten erkannt und die Bediensteten der ersten „sächsischen Hofpost“ 1563 in Uniformen gesteckt. Beizeiten hatte also der Staat die Finger in diesem Geschäft. In Sachsen schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts! Bei dem gegenwärtigen Zustand des Postwesens fragt man sich allerdings verwirrt, ob unsere Vorfahren allesamt schlauer waren, als die heutigen Herrscher?

In Radebeul-Ost gucken die Bewohner was die Post anbelangt nun erst mal in die Röhre – also nicht in die Rohrpost, wie etwa der Kanzler. Der ist zumindest so schlau, sich nicht auf die Post zu verlassen. Dabei hatten die Radebeul-Ostler so ein schönes Postgebäude! Stilisierte Deutscher Renaissance-Stil! Vermutlich beherbergt es deshalb seit 2007 das Standesamt der Stadt mit dem hübschen Hochzeitsgarten. Bei der Rekonstruktion des historischen Gebäudes ist man allerdings großzügig zu Werke gegangen. Wer kein Alt-Radebeuler ist, kommt nicht auf die Idee, dass sich hinter dessen Mauern einstmals die Post befand. Auch der Namenszug an der Fassade ist bei der „Ertüchtigung“ des Gebäudes geopfert worden.

Die Geschichte der Postgebäude zeichnet überhaupt eine tragische Entwicklung auf. Einst stolze Repräsentanten einer aufstrebenden „Zunft“, fristen sie heute bestenfalls ein trauriges Dasein in zweckfremder Bestimmung.

Aber vielleicht sollte man aus der Geschichte der Post lernen und wie einst zu Beginn der Neuzeit Poststationen wieder in Gasthöfen einrichten. Hierfür gibt es ja in Radebeul durchaus gute Beispiele. Die „Schwarze Seele“ in Altkötzschenbroda oder der Serkowitzer Gasthofn habe einschlägige Erfahrungen damit. Sie könnten doch ihre alte Tradition wieder aufnehmen. Und wenn dann auch noch auf den „reitenden Postboten“ zurückgegriffen wird, kommen die Liebesbriefe oder Mahnschreiben vom Internethändler direkt bis ins Haus und müssen nicht aus irgendeiner Metallkiste am Wegesrand abgeholt werden. Man hätte darüber hinaus noch eine nette Begegnung mit einem menschlichen Wesen, wenn an der Gartenpforte der Postreiter schellt.

Einst transportierte die Post ja nicht nur Briefe, sondern auch Menschen. Ob die aber mit Briefmarken beklebt werden mussten, ist nicht überliefert. Postgebühren waren spätestens zu Beginn des 16. Jahrhunderts üblich. Dieses Thema will ich jetzt nicht auch noch aufgreifen, sonst schwillt vermutlich den Lesern der Kamm. Heutzutage kann man ja schon von einem Halb-Jahres-Rhythmus bei der Erhöhung der Gebühren ausgehen. Da werde ich mir wohl in Kürze einige Brieftauben zulegen müssen. Die sind auf alle Fälle billiger und vor allem nachhaltiger, denn die Briefmarke kann ich ja nur einmal verwenden.

Auch wenn im Radebeuler Osten die Mini-Post abgängig ist, so kann man dem einerseits unschönen Vorgang doch auch eine gute Seite abgewinnen. Zu mindestens zeitweilig lernten die Ostler so auch mal Radebeul-West kennen und erfahren, dass hier auch nicht alles Gold, ist was in der Bahnhofstraße glänzt. Mittlerweile, so hört man, hat der Postdienst im Konsum auf der Meißner Straße Unterschlupf gefunden. Da muss sicherlich erst ausprobiert werden, wie sich die Briefe und Pakete mit der fetten Mettwurst vertragen, meint

Euer Motzi

Vor 200 Jahren: Einweihung des ersten Schulhauses in Moritzburg

Am 1. Dezember 1823 wurde das erste eigenständige Schulhaus in der damaligen Gemeinde Eisenberg/Moritzburg feierlich eröffnet. Damit fanden die bisherigen unwürdigen Unterrichtsbedingungen auf dem Dachboden des Hirtenhauses (siehe Abbildung, heute Kötzschenbrodaer Straße 13) das schon länger beabsichtigte Ende.

Bereits im Jahre 1820 setzte sich der Pfarrer Carl Gottlob Dittrich gegenüber der „wohllöblichen Schulinspektion“ für eine grundsätzliche Änderung der unzumutbaren Lernbedingungen ein. Hier ein Auszug aus seiner Beschreibung dieser Verhältnisse: „Der zum Unterricht der schulfähigen Kinder von der Gemeinde seither bestimmte Aufenthaltsort ist das dasige Hirtenhauß, in deßen Parterre die Wohnung des Hirten nebst mehreren angebauten Ställen befindlich ist, aus welcher man auf einer abgetretenen Stiege, die man füglich nicht als eine Treppe nennen kann, in die obere Etage gelangt, wo die Schulstube ist.“ Der damalige Lehrer Klare und der seinerzeitige Magister Hofmann werden noch deutlicher: “Das jetzige Schulhaus gleicht einem Gefängniße, droht Alters halber dem Einsturz, und ein Unglück ist dahero unvermeidlich, nicht zu gedenken, daß in der Schulstube kaum die Hälfte der Kinder schreiben können und meine Gesundheit als die der Kinder in der engen Stube wegen der allzu starken Ausdünstung und der großen Hitze schrecklich leidet. … Es ist auch die Schulstube von der Beschaffenheit, daß eine Abänderung gar sehr zu wünschen seyn mögte, in dem der Platz so enge ist, daß man insonderheit im Sommer für Dunst und Hitze kaum bleiben kann und dann bisweilen der Fall eintritt, daß Kinder in der Schule umfallen und ohnmächtig werden(!).“

Obwohl Pfarrer, Schulinspektion und Justizamt ununterbrochen zum Bau drängten, vergingen noch drei Jahre, bis man in der Gemeinde zu einem Entschluss kam. Inzwischen verfiel das Hirtenhaus immer mehr, und ein Bericht vom 25. Februar 1823 erklärt, „daß das selbst in polizeylicher Hinsicht alte ruinöse Gebäude nicht füglich länger gelitten werden kann.“ Derartige missliche Lernbedingungen dürften zumindest in ländlichen Regionen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts keine Seltenheit gewesen sein. Der deutsche Schriftsteller Wilhelm Raabe (1831 – 1910) schildert in seinem Roman „Der Hungerpastor“ (1864) ähnliche Zustände: „In einem dunklen Sackgäßchen, in einem einstöckigen Gebäude, das einst als Spritzenhaus diente, hatte die Kommune die Schule für ihre Armen eingerichtet, nachdem sie sich so lange wie möglich geweigert hatte, überhaupt ein Lokal zu so überflüssigem Zweck herzugeben. Es war ein feuchtes Loch… Klebrignaß waren die Tische und Bänke, die während der Ferien stets mit einem leichte Schimmelanflug überzogen wurden. Von den Fenstern wollen wir lieber nicht reden; es war kein Wunder, wenn sich auch in ihrer Nähe die interessantesten Schwammformationen bildeten. Ein Wunder war es auch nicht, wenn sich in den Händen und Füßen des Lehrers die allerschönsten Gichtknoten und in seiner Lunge die prachtvollsten Tuberkeln bildeten. Es war kein Wunder, wenn zeitweise die halbe Schule am Fieber krank lag.“

Zunächst gab es aber in der Gemeinde Eisenberg/Moritzburg einen sich länger hinziehendem Streit über den Standort des Schulgebäudes. Über den Bauplan einigte man sich indessen schneller. Er legte fest, „daß das neue Schulhaus 20 Ellen in der Länge mit Einschluß der Mauer und 12 Ellen Breite erhalten, unten gemauert, die Schulstube ins Parterre gelegt, oben unter dem Dache aber eine Stube, eine Kammer, Holzplatz und Vorhaus für den Schullehrer, zwey Abtritte an schicklichen Orten angebracht, die Eße von Ziegeln errichtet, das Haus mit Ziegeln gedeckt und die Giebel von Mauerziegeln ausgeführt werden sollten.“ Mit dem Bauanschlag und dem Bauplan wurden die ansässigen Baumeister Adam und Portmann beauftragt und von diesen bereits Anfang März 1823 vorgelegt. Rasch wurde der Bau vollendet. Mit Stolz und Freude wurde er am 1. Dezember 1823 feierlich eingeweiht.

Das „Großenhayner Unterhaltungs- und Intelligenzblatt“ vom 13. Dezember 1823 berichtet darüber eingehend: „Der Montag nach dem ersten Adventssonntage, der Tag Longini, der erste Schul- und Werktag des neuen Kalenderjahres 1824 (1. Dezember 1823) war dazu und zur ersten Schulprüfung bestimmt. Früh um 9 Uhr wurde die im alten Schulhause unter Aufsicht ihres Lehrers versammelte, aus 120 Seelen bestehende, festlich gekleidete Schuljugend, von der Schulinspektion, als Herrn Pastor Mag. Raschig zu Reichenberg … und des Königl. Beamten Herrn Kommissionsrath Dietrich, abgeholt und verließ den alten Ort ihres Unterrichts unter frommem Gesang. … Unten ordnete sich der Zug unter Vortritt eines ländlichen Musikchors. Erst der Lehrer Herr K. Dittrich, dann die Knaben, dann die Mädchen von ihrer Rednerin Demoiselle Franke geführt. Hierauf folgten die Schulinspektoren, das Personal des Königl. Amtes, mehrere Honoratioren des Ortes, die Land- und Amtsgerichten, die Gewerken, mehrere nachbarliche Schullehrer und dann die Eltern Paar und Paar. … Am neuen in der Mitte des Ortes gelegenen Schulhause waren Thüren, Fenster und Vorhaus durch Ehrenpforten, Kränze und Festons recht sinnig geziert; das Innere der Schulstube zeichnete sich durch seine freundliche Geräumigkeit, durch amphitheatralische Sitze für die Kinder und ein recht elegant gebautes und mit frischen Kränzen geziertes Katheder aus. … Die Worte des Lehrers, Herrn Dittrich, enthielten so manche treffende Wahrheit und bezeichneten den Mann von Charakter, der den geraden Weg seiner Pflicht zu gehen weiß. Der Gesang „Nun danket alle Gott“ schloß die Feier der Einweihung und die angestellte Schulprüfung gab die erfreulichen Beweise der Fortschritte der Jugend beiderlei Geschlechts, vorzüglich in gutem Gesange, Kopfrechnen und Katechisieren. Obrigkeiten und Eltern gaben den fleißigen Kleinen neue Ermunterungen und mit dem Festlied endete eine Feier, die ohne Prunk ihren Zweck erfüllte und der Jugend unvergeßlich sein wird.“ Wie die erste Moritzburger Schule damals aussah, zeigt die historische Abbildung. Das Gebäude existiert noch heute, allerdings in stark veränderter Form und mit starkem Bewuchs, wie es eine weitere Abbildung verdeutlicht (Kötzschenbrodaer Str. 20).

Die erste Moritzburger Schule wurde für eine Kapazität von 100 Schülern gebaut. Da schon zur Eröffnung 120 Schülerinnen und Schüler einzogen, war es absehbar, dass dieses Gebäude als Schulhaus nicht lange nutzbar sein würde. Schon im Jahre 1855 – also nach 32 Jahren – musste es wegen der unaufhörlich wachsenden Zahl schulpflichtiger Kinder durch ein wesentlich größeres Schulhaus in unmittelbarer Nähe ersetzt werden. Am 30. Juli 1855 wurde der zweite Schulbau feierlich eingeweiht. Er ist neben dem dahinter liegenden später gebauten dritten Schulgebäude(1890 – 1899) und dem in den Jahren 2005 bis 2008 errichteten modernen Erweiterungsbau auch heute noch Bestandteil der Moritzburger Grundschule. Und schon wieder wird an der weiteren Vergrößerung dieser traditionsreichen Bildungseinrichtung als der nunmehr fünften Baumaßnahme für die Moritzburger Grundschule bei der neu entstehenden Feuerwache gearbeitet. Damit haben die Kinder unserer Gemeinde in den ersten vier Schuljahren von der baulichen Seite her die erforderlichen guten Lernbedingungen.

Die Gruppe Ortschronik Moritzburg
(unter teilweiser Verwendung der Schulchronik von Arno Bader aus dem Jahre 1930)

Türoberlicht-Leuchten in Radebeul

Na, geht Ihnen, lieber Leser, liebe Leserin, schon ein Licht auf, wohin uns die Überschrift führt? Wenn nicht, dann bitte dranbleiben!

Körnerweg 5

Diesem Detail, es klingt in der Überschrift wie ein Exot der Architektur, in Radebeul nachzugehen, war für mich mit Entdeckerfreuden verbunden, ein interessantes Detail mit praktischem Nutzen. Nach Stand meiner Recherchen kann ich z.Z. an sechs Standorten derartige Leuchten nachweisen. Ist es ein Radebeuler Phänomen – ich glaube nicht, kann aber gerade kein Beispiel aus Dresden, Meißen, Görlitz oder Freiberg benennen. Sie sind in der Regel an größere, bzw. repräsentativere Gebäude gebunden, z.B. Schulen, öffentliche Bauten oder große Villen. Die gefundenen Oberlichtleuchten entstanden im Zeitraum zwischen 1910 und 1930, eine Zeitspanne mit rascher Folge von Baustilen und Bauepochen: Jugendstil, deutscher Werkbund, Reformbaukunst, Heimatstil und Bauhaus, hauptsächlich aber Reformbaukunst und Heimatstil. Da es sich um repräsentative Bauten handelt, lassen sich die zugehörigen Architekten leichter ermitteln als bei unbedeutenderen Bauten. Es sind das hier: Prof. Emil Högg, Felix Sommer (Büronachfolger von Adolf Neumann), Otto Rometsch, und die Gebr. Kießling. Denkbar auch bei Arbeiten von Max Steinmetz (Nachfolger im Büro Gebr. Ziller), Oskar Menzel sowie Schilling & Gräbner, die aber keine solchen Leuchten in Radebeul hinterlassen haben.

Altkötzschenbroda 40

Marienstr. 12a

Altkötzschenbroda 40Das bewusst gestaltete Detail einer Oberlicht-Leuchte hatte seine Wurzeln sicherlich in historischen Laternen oder Lampions – als Leuchtmittel dienten dann u.a. Wachskerzen. In einer größeren Glasfläche, dem Oberlicht einer ein- oder zweiflügligen Eingangstür, sitzt, besser gesagt schwebt, ein gläserner Kubus, der sich nach außen und innen wölbt und so den Raum für eine elektrische Lampe ergibt. Die Rippen dieses Kubus stehen in einem mehr oder weniger spannungsreichen Verhältnis zu den Sprossen des Oberlichtes. Die

Meißner Str. 64

Ledenweg 2

Straße des Friedens 58

Gesamtgestaltung ist besser, wenn es im Bereich von Oberlicht und Leuchte nicht zu eng zugeht, also anders als beim Beispiel Meißner Str. 64. Die elektrische Zuleitung sollte geschickt plaziert sein, um die Gesamtgestaltung nicht zu stören. Für einen Wechsel des Leuchtmittels ist es erforderlich, dass ein Teil des Kubus abnehmbar ist. Oft wurde die Beleuchtung einer repräsentativen Eingangstür mit einer oder zwei seitlichen, im Mauerwerk verankerten Leuchten organisiert, das dürfte auch heute noch üblich sein. Die hier beschriebenen Oberlichtleuchten können den Eingangsbereich einer Villa ebenfalls ausreichend belichten haben aber den Vorteil, dass Licht nach außen und innen abgestrahlt wird. Ein Dresdner Denkmal-Kollege hätte, vor so einer Leuchte stehend, sicherlich gesagt: das sieht aber putzig aus, typisch Radebeul! Betrachten wir nun die betreffenden Radebeuler Häuser in zeitlich geordneter Folge, da steht an erster Stelle die Villa von Emil Högg, Marienstr 12a, der 1910 von Bremen kommend an die TH Dresden berufen wurde. Der neue Wohnsitz von Högg in Radebeul stellt sich als ausklingender Jugendstil dar. Er verwendete da über der einflügligen, hohen Eingangstür eine solche Oberlichtleuchte. Im Ledenweg 2 finden wir die stattliche, 1915/ 16 erbaute Fabrikantenvilla von J. W. Hofmann. Man wundert sich, dass eine solche Bauleistung mitten im 1. Weltkrieg möglich war. Sie wurde von Architekt Felix Sommer entworfen, der Hauptzugang befindet sich hier auf der Westseite. Das zweiflüglige Portal ist so aufwändig gestaltet, dass man die besagte Leuchte erst auf den zweiten Blick wahrnimmt. Die Berufsschule auf der Straße des Friedens 58, für Radebeuler Verhältnisse ein monumentaler Bau, wurde 1921 vom Entwurfsbüro der Gebr. Kießling bearbeitet. In der gestalterischen Betonung der Eingangssituation über 3 Etagen finden wir über der zweiflügligen Tür auch eine solche Oberlichtleuchte. Der Gestalter von zwei Wohnhäusern am Grundhof war Otto Rometsch. 1924/ 25 wurde ihm mit dem Bau des Verwaltungssitzes der Gröbawerke (regionale Elektroversorgung) im Körnerweg 5 ein Großauftrag angetragen. In der Mittelachse über der Eingangstür des symmetrischen Neubaus wurde ebenfalls als Lichtquelle und Blickfang eine Oberlichtleuchte eingefügt. Hier bestehen die Teile des Oberlichtes aus gemustertem Glas. Nach einem Brand im Jahr 1934 wurde der Dachreiterturm nicht wieder aufgebaut. Die Gebr. Kießling hatten dann beim Bau des Gemeindehauses der Friedenskirche, Altkötzschenbroda 40, noch mal eine Gelegenheit, eine Oberlichtleuchte über dem Eingang einzubauen. Interessant ist hier der Saal im OG (zugleich Winterkirche) mit einer gewölbten Holzdecke nach Zollinger Art. Etwas abweichend von den vorgenannten Beispielen ist es bei einer weiteren Oberlichtleuchte beim Zugang zur Gaststätte „Zu den Linden“, Meißner Str. 64. Über einer einflügligen Tür hat das Oberlicht einen Leuchtkasten mit einer Figur – die Gestaltung wirkt hier aber eng und gedrückt. Diese Eingangstür zur Gaststätte dürfte von einer Umgestaltung von um 1930 stammen, genauere Daten liegen nicht vor.

Außer der Gaststätte sind alle o.g. Gebäude Kulturdenkmale. Somit erscheint der weitere Erhalt dieser Art von Leuchten in Radebeul nicht gefährdet. Damit hat der Verfasser wieder ein schillerndes Nischenthema gefunden – zum „Welt retten“ taugt es leider nicht!

Dietrich Lohse

Fotos: D. Lohse

Rückblick auf ein ungewöhnliches Projekt

Langzeitworkshop „Mein Haus – Meine Stadt“ in der Stadtgalerie Radebeul

Wie in „Vorschau & Rückblick“ angekündigt, wurden am 6. März die Ergebnisse der Langzeitworkshops „Mein Haus – Meine Stadt“ in der Stadtgalerie Radebeul präsentiert. Der Start erfolgte am 6. Februar. Über einen längeren Zeitraum arbeiteten mehrere bildende Künstler mit Kindern und Jugendlichen an der Thematik mit unterschiedlichen Materialien und Techniken. Zur Abschlusspräsentation mit zahlreichen Gästen, unter ihnen die Teilnehmer der Werkstatt und deren Angehörigen, sprach Roswitha Maul über die Entwicklung der Idee und besonders über die vielen, dabei entstandenen fruchtbringenden Kooperationen. Nachfolgend ein Auszug aus der Laudatio:

„Seit 8 Jahren mache ich das Ganztagsangebot Keramik in der Oberschule Radebeul-Mitte und nun ist es das erste Mal, dass ein Projekt, was ganz klein, in unserer Keramikwerkstatt im Keller der Schule begonnen hat, in einer so großen Ausstellung gezeigt wird. Wir hatten angefangen, die Häuser, in denen wir leben, aus dem Gedächtnis nachzubauen. So fing alles an. Manche konnten sich schwer zwischen den zwei verschiedenen Häusern, bei Mama oder Papa entscheiden. Manche haben vielleicht auch ein Traumhaus gebaut. Es entwickelte sich schnell die Idee, dass wir mit den Werken mal was anderes machen wollten, als es nur mit nach Hause zu nehmen.
Parallel entwickelte sich auch in der Stadtgalerie Radebeul bei den MitarbeiterInnen Alexander Lange und Magdalena Piper, der Wunsch vom herkömmlichen Ausstellungskalender mal auszuscheren und etwas Neues auszuprobieren. … aus den gewohnten Strukturen auszubrechen und sich auf neue Kooperationen einzulassen. …Vom erfolgreichen Ergebnis können Sie sich überzeugen … Große Kohlezeichnungen in denen 3 bis 5 Namen draufstehen, in denen Stadtansichten entwickelt wurden, wo Gebetshäuser verschiedener Religionen nebeneinanderstehen, wo der Wunsch nach grünen Spielplätzen neben Pferdeställen, touristischen Ausflugzielen von Radebeul neben Graffittikunst und Pfefferkuchenhäusern steht und freundlich leuchtende Fenster eine Einladung ausstrahlen.
Die Zusammenschau von städtischen Impressionen, die wir in Radebeul heute finden oder wir vielleicht in Zukunft finden werden, zeigen uns die Arbeiten, die in den Ferienworkshops entstanden sind. Ich danke Magdalena Piper für die Organisation und Suche nach Kooperationspartnern, Kommunikation mit Schulen und Schulhorten und den Künstlerkolleginnen Maja Nagel, Maria Haberjahn und Mechthild Mansel für die Durchführung der Workshops. Rasant wurde hier in den Räumen in den Ferien gearbeitet. Magdalena Piper und ich konnten gar nicht alles hängen, was entstanden ist. So Viele Ideen, habt Ihr, liebe TeilnehmerInnen umgesetzt.“(sic!)

Die Bildhauerin Roswitha Maul gehörte zu jener Künstlergruppe, die bis zur Kündigung der Räume durch den neuen Besitzer in der „Alten Molkerei“ auf der Fabrikstraße in Radebeul-West ihr Domizil gefunden hatte. Obwohl sie jetzt in Dresden lebt, ist die Verbindung zu Radebeul nicht abgerissen. Bereits vor einigen Jahren hatte sie sich an den themenorientierten Gemeinschaftsausstellungen der Stadtgalerie Radebeul beteiligt. Gegenwärtig leitet sie im Rahmen der Ganztagsangebote einen Keramikkurs an der Oberschule Radebeul-Mitte.

Roswitha Maul

Repros: K. (Gerhardt) Baum

Copyright © 2007-2024 Vorschau und Rückblick. Alle Rechte vorbehalten.