Von Kunst und Gunst im Ehrenamt

25 Jahre Förderkreis der Stadtgalerie Radebeul

Es war schon beeindruckend, zur Jubiläumsveranstaltung am 25. Oktober 2024 einmal die wunderbaren Bilder von Gussy Hippold, Paul Wilhelm, Heinz Drache, Kurt Thoenes, Günter Schmitz, Peter Graf, Eckhard Kempin und Friedrich Porsdorf, welche vom Förderkreis der Stadtgalerie für die Städtische Kunstsammlung angekauft bzw. bezuschusst wurden, in einem Ausstellungsraum versammelt zu sehen.

v.l.n.r.: Alexander Lange, Margitta Czura, Karin Baum, Gudrun Wittig, Dirk Kloppisch, Hans-Jochen Müller
Foto: N. Millauer


Das offizielle Programm des Festaktes war straff gebaut. Acht Redner reflektierten in jeweils drei Minuten ihre Beziehung zum Förderkreis aus individueller Sicht. Der Saxophonist Hartmut Dorschner hatte sich der Herausforderung gestellt, zwischen all den kontroversen Geistesblitzen eine sinnstiftende Verbindung zu schaffen. Unter den über 60 Gästen befanden sich Kunstinteressierte, Künstler, vier Stadträte und der Oberbürgermeister, welcher auch eine, der acht kurzen Reden hielt.

Es war ein heiterer Abend, der keinen Anspruch auf Perfektion erhob. Dort, wo sich die Mitglieder des Förderkreises mit Festrednern, Ehrengästen und dem Musiker zum Gruppenbild für die Vereinschronik hätten formieren können, blieb ein weißer Fleck. Die Feier war sooo schööön, dass man erst wieder daran dachte, als sich alle auf den Heimweg begeben hatten. Auch in der Tagespresse ist bis jetzt noch nichts erschienen, weder zum langjährigen Wirken noch zum runden Jubiläum des rührigen Vereins. Wie gut also, dass es „Vorschau & Rückblick“ gibt. Und auch der Fotograf Norbert Millauer half die dokumentarische Leerstelle zu füllen.

Bei Karen Graf im Atelier


Nun, lässt es sich nicht leugnen, „25 Jahre“, das ist schon eine sehr lange Zeit! Doch manche Geschichten liegen noch viel weiter zurück. War es nun Zufall oder vorausschauende Absicht, dass mir meine Klassenkameradin Gudrun Nebel vor 56 Jahren zu meinem 15. Geburtstag einen Katalog des Radebeuler Malers Karl Kröner schenkte? Gudrun Nebel heißt heute Gudrun Wittig und ist die Vorsitzende des Fördekreises der Stadtgalerie. Ich selbst schrieb viele Jahre später meine Diplomarbeit über Malerei und Grafik in Radebeul und leitete von 1984 bis 2019 die Radebeuler Stadtgalerie. Alles hängt eben immer wieder irgendwie mit allem zusammen.

Im Depot der Städtischen Kunstsammlung Freital


Diese nachhaltige Schenkung also erfolgte in jener Zeit, als sich die Schulen „Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule“ nannten und sehr viele Läden die Namen von Leuten trugen. So wie die legendäre Buchhandlung Sauermann, welche Gottfried Sauermann von seiner Mutter, der Witwe von Heinrich Sauermann übernommen hatte. Dort arbeitete auch Manfred Artur Fellisch als Buchhändler und Antiquar, der die Bücher nicht einfach nur verkaufte, sondern zelebrierte. Die älteren Radebeuler werden sich daran vielleicht noch erinnern können. Dass sich sowohl Gottfried Sauermann als auch Manfred Artur Fellisch, der dann schon eine leitende Stellung im Dresdner Kulturamt innehatte, überzeugen ließen, an der Gründung eines Fördervereins für die Stadtgalerie mitzuwirken, war großes Glück.

In der Alten Molkerei, Plastik von Manuel Frolik


Zu den Gründungsmitgliedern des Förderkreises gehörte auch Lars Hahn. Obwohl er als Elektriker arbeitete, hatte er ein gutes Gespür für Kunst und moderierte bereits die Versteigerungen in der Kleinen Galerie in Radebeul Ost. Ein Foto aus den 1980er Jahren, das den jugendlichen Auktionator Lars Hahn in Aktion zeigt, stammt von dem Amateurfotografen Hans Fischer, so wie auch jenes Foto, welches damals zur Versteigerung angeboten wurde. Das symbolbeladene Bildmotiv mit der weißen Taube auf einer historischen Kanone ist aktueller denn je.

Die Auktionatoren Lars Hahn und Manfred Artur Fellisch


Nicht zuletzt auf Drängen der Radebeuler Künstlerschaft wurde die „Kleine Galerie Radebeul“ am 16. Dezember1982 in einem ehemaligen Tapetenladen auf der Ernst-Thälmann-Straße 20 (heute Hauptstraße) eröffnet. Nach der Kündigung des Mietvertrages per 1. Juli 1995 setzte die Galerie ihre Ausstellungstätigkeit ohne Unterbrechung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern fort. Nach zweijährigem Exil erfolgte die Wiedereröffnung der Stadtgalerie am neuen Ort, im Dreiseithof Altkötzschenbroda 21.

Auktion »Kunst & Kuriositäten«


Personelle Unterstützung erfuhr die Galerie durch den im Jahr 1996 gegründeten Radebeuler Kunstverein. Dessen Vorsitzende wiederum war Ingeborg Bielmeier, die schon vor 1990 im Galeriebeirat der „Kleinen Galerie Radebeul“ mitgearbeitet hatte. Dass sich nun ein weiterer Verein speziell zur Unterstützung der Städtischen Galerie gründen sollte, löste zunächst etwas Unverständnis aus. Manfred Artur Fellisch hatte die Notwendigkeit für die Gründung eines Förderkreises sehr treffend formuliert: „…dem städtischen Kunstleben wollen wir einen kleinen Zweig hinzufügen. Für unsere Stadtgalerie möge es ein starker Ast werden, an dem sie sich in schlechten Zeiten halten und in guten Zeiten freuen kann.“

Nach dem ersten Treffen zur Gründung des Fördervereins am 26. Mai 1999 in der Stadtgalerie, folgte am 25. Oktober 1999 die konstituierende Gründungsversammlung und im Jahr 2000 die Eintragung ins Vereinsregister unter der präzisen Bezeichnung „Förderkreis der Stadtgalerie Radebeul e.V.“. Den Vereinsvorsitz hatte Manfred Artur Fellisch inne. Im Jahr 2007 übernahm Gudrun Wittig diese Funktion.

Aus Anlass des runden Jubiläums wurde auch eine chronologische Bild- und Textdokumentation zusammengestellt, welche veranschaulicht, was in den letzten 25 Jahren vom Förderkreis geleistet wurde. Vieles hätten die Mitarbeiter der Stadtgalerie ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer gar nicht bewältigen können. Seien es Veranstaltungen wie der traditionsreiche „Radebeuler Grafikmarkt“, das originelle „Radebeuler Künstlerfest“ oder die in Coronazeiten konzipierte Veranstaltungsreihe „Kunst geht in Gärten“. Die Auktion „Kunst & Kuriositäten“, welche in Eigenregie des Förderkreises erfolgt, ist wiederum ein sehr schönes Beispiel dafür, dass man auch auf bewährte Projekte zurückgreifen kann, um diese dann mit neuen Ideen weiterzuentwickeln. Auch zur zuverlässigen Gewährleistung der Öffnungszeiten leisten die Mitglieder des Förderkreises einen nicht zu unterschätzenden Beitrag.

Wenn ein Verein so lange existiert, ist das natürlich auch mit Höhen und Tiefen verbunden. Unmerklich setzt die Überalterung ein und frische Ideen werden zu Mangelware. Der Beitritt von sieben neuen Mitgliedern aus dem ehemaligen Radebeuler Kunstverein, der sich 2018 aufgelöst hatte, trug zur Stabilisierung bei, war aber noch längst nicht die Lösung des Problems. Mit der Feststellung „Wenn wir so weitermachen, wird es den Verein schon bald nicht mehr geben“, hielt man sich jedoch nicht allzu lange auf. Der Vorstand wurde personell verstärkt und die Mitglieder brachten sich fortan aktiver in die Vereinsarbeit ein. Es wurden Arbeitsgruppen gebildet und Verantwortliche benannt u. a. für die Bereiche „Allgemeine Vereinsorganisation“, „Fachspezifik Kunst“, „Künstlercafé“, „Kunst & Kuriositäten“, „Druckerzeugnisse“, „Homepage“…

Alle Aktivitäten des Förderkreises sind im unmittelbaren Sinne auf den Erhalt der Stadtgalerie und der Städtischen Kunstsammlung ausgerichtet. Entscheidend ist, dass die Ehrenamtler des Förderkreises und die Hauptamtler der Stadtgalerie miteinander und nicht gegeneinander arbeiten, dass die kontinuierliche und offene Kommunikation
reibungslos funktioniert.

Ein ausführlicher Beitrag über die Geschichte und das Wirken des Förderkreises war bereits 2017 in „Vorschau & Rückblick“ erschienen und steht im Netz. Ansonsten hielt sich der Verein über all die Jahre recht bescheiden im Hintergrund. Aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums wurde erstmals ein Flyer gedruckt. Die Homepage ist allerdings noch immer in Arbeit. Aber was lange währt, wird hoffentlich besonders gut!

Zum Radebeuler Grafikmarkt war der Verein mit seiner Pop-Up-Jubiläumsausstellung präsent und hat sehr anschaulich gezeigt, dass die Vereinsmitglieder nicht nur Kuchen backen können.

Und wie steht es nun um das vielzitierte Ehrenamt? Thomas Gerlach, „Meister der festlichen Rede“, brachte es zur Jubiläumsveranstaltung mit einem Vergleich sehr schön auf den Punkt: „Heinzelmännchen, wir erinnern uns, sind geheimnisvolle Wesen, die wie selbstverständlich zupacken und tun, was getan werden muss, ohne selbst in Erscheinung zu treten. Im modernen Sprachgebrauch werden sie meist Ehrenamtler genannt.“ Und um die Ambivalenz seiner Worte zu unterstreichen, endeten seine Ausführungen abrupt mit der mahnenden Warnung „Wer der Stadt Bestes sucht, hüte sich vor Erbsen auf der Treppe…“

Die heutigen „Heinzelmännchen“ sind stark gefordert. Sie stehen zum Teil noch voll im Berufsleben und müssen sich die ihnen verbleibende Zeit gut einteilen. Aber auch die sogenannten Ruheständler sind oftmals multiaktiv und alles andere als verträumt. Was die achtzehn agilen Vereinsmitglieder verbindet, ist die Liebe zur Kunst und zu Radebeul.

Die Exkursionen in Museen und Sammlungen bieten Anregung und weiten den Blick. Vor allem die unmittelbaren Kontakte zu den Künstlern in ihren Ateliers, dort wo die Kunst entsteht, befördern das Verständnis auch für die Situation der freischaffenden Künstler enorm. Besucht wurden u.a. Annerose und Fritz Peter Schulze, Irene Wieland, Sophie Cau, Karen und Peter Graf, Gabriele und Detlef Reinemer sowie die junge Künstlergemeinschaft in der „Alten Molkerei“, kurz bevor diese ihre Radebeuler Atelierräume verlassen musste.

Im kommenden Jahr wird es wieder die beliebte Auktion „Kunst & Kuriositäten“ geben und eine Exkursion ins Depot des Meißner Stadtmuseums steht auch schon auf dem Plan. Die Umsetzung der Städtischen Kunstsammlung bis Ende 2025 an einen geeigneten Depotstandort bildet die größte Herausforderung. Viele mitdenkende Köpfe und helfende Hände sind hierfür erforderlich. Die Mitglieder des Förderkreises beabsichtigen den Vorgang sowohl ideell als auch praktisch zu begleiten. Auch die Redaktion von “Vorschau & Rückblick“ wird fortlaufend darüber berichten.

Explizit gefragt sind dabei allerdings Politik und Verwaltung. Ob den Entscheidungsträgern die Förderung von Kunst, Kultur und Ehrenamt tatsächlich wichtig ist, das wird sich zeigen. Wie heiß es doch: „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!“. Die Mitglieder des Förderkreises sind zwar so hilfsbereit wie die „Heinzelmännchen“, wollen aber von der Stadtgesellschaft ernst- und wahrgenommen werden. Das Streuen von Erbsen sollte man deshalb tunlichst unterlassen!

Karin (Gerhardt) Baum

Flyer, Aufnahmeanträge und Satzungen des Förderkreises der Stadtgalerie sind in der Galerie erhältlich. Der direkte Kontakt zum Förderkreis ist über die Vereinsvorsitzende Gudrun Wittig möglich unter: 0351-8307555, foerderkreis.radebeul@gmx.de

Fotos: K. (Gerhardt) Baum, S. Preißler

100 Jahre Museum Hoflößnitz, Teil 12

Im Oktober waren wir in unserer kleinen Museumsgeschichte bis in die spannende Zeit um die deutsche Wiedervereinigung gekommen. Das verbleibende letzte Drittel der ersten 100 Jahre dieser Geschichte haben viele von Ihnen, verehrte Lesende, selbst mitverfolgt, wenn nicht sogar mitgestaltet. Deshalb sei hier nur noch an einige wesentliche Weichenstellungen erinnert auf dem Weg zum Sächsischen Weinbaumuseum.

Bleistiftzeichnung von 1850 mit der ältesten bekannten Darstellung des neuen Bergverwalterhauses
Bild: Archiv S. Andert


Im Übergangsjahr 1990 bekannte sich die Stadt Radebeul in ihrer Kulturkonzeption klar zu ihrer Verantwortung für die Hoflößnitz und stellte, unterstützt durch eine Empfehlung des Instituts für Denkmalpflege, bei der Treuhandanstalt den Antrag, die 1949 zwangsweise verstaatlichten Teile der historischen Anlage wieder in ihr Eigentum zurückzuführen. Dies erfolgte im August 1992. Anderthalb Jahre später beschloss die Stadtverordnetenversammlung eine inzwischen erarbeitete »Satzung für die historische Weingutanlage Hoflößnitz«, die in ihren Kernpunkten die Unveräußerlichkeit des Ensembles, seine Pflege, Erhaltung und Gestaltung nach denkmalpflegerischen Grundsätzen sowie seine Nutzung als Weinbaumuseum mit einem vielseitigen kulturellen Angebot festschrieb.

In welcher Rechts- und Betriebsform dies geschehen solle, war in der Folge Gegenstand intensiver Beratungen eines von der Stadt eingerichteten projektbegleitenden Arbeitskreises, der auch Fragen der wirtschaftlichen Nutzung der zum Grundstück gehörenden Weinbauflächen behandelte. Parallel wurde der bauliche Zustand der Anlage untersucht, um den Investitionsbedarf für eine denkmalgerechte Sanierung abschätzen zu können. Die Ergebnisse flossen in die von der Stadtverwaltung beauftragte und von Dr. Werner Hartung, Hannover, im August 1995 vorgelegte »Gesamtkonzeption zur Sicherung und Entwicklung der historischen Weingutsanlage Hoflößnitz« ein, die vom Stadtrat einstimmig zur verbindlichen Arbeitsgrundlage für das weitere Handeln erklärt wurde. Die komplexe Struktur der Hoflößnitz aus gemeinnützigen ideellen (Museum, Kultur) und wirtschaftlichen Geschäftsbetrieben (Weinbau, Gastronomie) wurde danach 1996/97 neu geordnet, indem erstere in die Trägerschaft einer Stiftung und letztere in die Betriebsform einer GmbH überführt wurden. Die Satzung der Stiftung Hoflößnitz, der die Stadt im Stiftungsgeschäft die Liegenschaften und weinbaubezogenen Sammlungen übertrug, fußt, was Zweck und Aufgaben anlangt, auf den 1994 getroffenen Festlegungen. Das Weingut schlug den bereits vorgezeichneten Weg zum ökologischen Weinbau ein, als erstes in den Neuen Bundesländern. Bindeglied war und ist ein funktionales Miteinander von Stiftung und Weingut.

Dass die in dem von Dr. Hartung 1995 skizzierten Kosten- und Finanzierungsplan allein für Baumaßnahmen kalkulierten gut acht Millionen DM in dem ursprünglich ins Auge gefassten Zeithorizont bis 1999 nicht aufzubringen waren, wird niemanden überraschen, der diese an dringenden Aufgaben reichen und wirtschaftlich schwierigen Jahre bewusst erlebt hat. Verlässlich gewährte jährliche Zuwendungen seitens der Großen Kreisstadt Radebeul und des Kulturraums Meißen, Sächsische Schweiz, Osterzgebirge, Pachteinnahmen von der Weingut Hoflößnitz GmbH und erfolgreich eingeworbene Fördermittel etwa der Denkmalpflege, der Landesstelle für Museumswesen oder der Sparkassenstiftung, vielfältige ehrenamtliche Unterstützung durch den Förderverein »Kulturlandschaft Hoflößnitz« und andere sowie der sprichwörtliche lange Atem ihrer Gremien und Mitarbeiter setzen die Stiftung aber in die Lage, ihre Kernaufgaben im ideellen Bereich zu erfüllen. Verwiesen sei nur auf das u. a. mit mehreren großen Sonderausstellungen begangene Doppeljubiläum »350 Jahre Lust- und Berghaus« und »600 Jahre Hoflößnitz« 2000/01 oder die seit 1993 in ununterbrochener Folge veranstaltete hochklassige Reihe »Kammermusik in der Hoflößnitz«.

Die wesentliche Voraussetzung dafür, den aufgelaufenen Sanierungsstau zu überwinden, schuf der im Juni 2008 einstimmig gefällte Stadtratsbeschluss zur Fortschreibung des materiellen Konzeptes für den Gesamtkomplex Hoflößnitz. Eine großzügige Zustiftung in Höhe von 1,75 Mio. Euro, mit der sich die Stadt einmal mehr zu »ihrer« Hoflößnitz bekannte, ermöglichte die seitdem erfolgten und beim Pressenhaus durch Fördermittel des Freistaates unterstützen Sanierungsarbeiten, durch die die Anlage zur Freude aller heute schöner dasteht als je. Dass das Museum mehr Platz benötigt, um seine Sammlungen und damit die Geschichte des sächsischen Weinbaues umfassend und attraktiv präsentieren zu können, ist seit langem klar. 2012 rückte deshalb das Bergverwalterhaus (Kavalierhaus) ins Zentrum der musealen Entwicklungskonzeption. Nach umfassenden Planungen, die u. a. die Einbeziehung des gesamten Erdgeschosses dieses Gebäudes in den Dauerausstellungsbereich unseres Museums vorsehen, stellte die Stiftung Anfang dieses Jahres den Bauantrag, der am 22. Oktober genehmigt wurde. Auch wenn unsere kleine Jubiläumsserie hier endet, bleibt also eines gewiss: Eine Fortsetzung folgt.

Frank Andert

Editorial 12-24

Liebe Leserinnen und Leser,

mit dem Dezemberheft schließt, so unglaublich es auch klingen mag, das nunmehr 34. Jahr von „Vorschau & Rückblick“. Tatsächlich steht im kommenden Wonnemonat Mai mit der 35. schon wieder ein kleines Jubiläum an. Das wird gefeiert werden – das ist schon mal klar!

Was ist bisher geblieben? Vielfältigste Rückblicke auf über mehrere Jahrzehnte, und wie immer, die magere, so doch hoffnungsvolle Vorschau auf das Ungewisse.

Die „Vorschau“ gibt es immer noch – immerhin. Sogar einige Gründungsmitglieder sind nach wie vor beherzt und engagiert dabei. Selbst die Dazugekommenen Redakteure rühren teils seit Jahrzehnten mit. Unsere Kernrubriken wie Themen zu Stadt und Kultur oder Denkmalpflege sind noch immer beispielhaft vertreten.

Eine besondere Bereicherung erfahren wir über Ihre Zuschriften, die mit ihren ganz eigenen Geschichten und Themen besondere Akzente setzen. Die Reihe „Als die Läden noch die Namen von Leuten trugen“ entwickelte sich zu einem veritablen Klassiker. Leider harren noch immer einige Texte der Veröffentlichung, allein das begrenzte Seitenvolumen verhinderte bisher ein zeitnahes Erscheinen.

Apropos „Seitenvolumen“: unser Heft liegt üblicherweise bei 32 Seiten. Nun, da Weihnachten naht, haben wir sprichwörtlich keine Mühen und Kosten gescheut und möchten Ihnen mit vorliegendem Heft von 40! Seiten ein kleines Geschenk machen.

Wir wünschen allen eine geruhsame, friedvolle Advents- und Weihnachtszeit!

Bleiben Sie uns gewogen und tragen Sie weiterhin zum Erhalt unseres kleinen wie wertvollen Heftes bei!

Sascha Graedtke

Zum Titelbild

Titelbild: M. Hofmann

Im tiefsten Dunkel ihrer Wälder genießt Diana, die mächtige Göttin der Jagd und der Wildnis, inmitten ihrer Geschöpfe einen Moment der Ruhe. Locker mit der Rechten umfaßt sie den Speer, doch mit der Linken kost sie hingebungsvoll die Nase eines ihrer heiligen Hirsche. Schon im nächsten Augenblick aber mag es geschehen, daß sie wieder aufspringt, in wildem Halali die Herden auseinanderzutreiben und die die Böcke zu hetzen über Stock und Stein, daß es schaurig von den Bergen widerhallt.
Wohl bevorzugt der Grafiker Michael Hofmann die stillen Momente, wenn Ruhe und vor allem Frieden die Szene beherrschen. Er ist sich der Brisanz und der Ambivalenz bewußt, wenn er sich mit dem für November geschaffenen Blatt „Schonzeit“ dem Thema „Jagd“ zuwendet. Denn er weiß natürlich, daß die neue Saison längst begonnen hat, und daß – mit Ausnahme vielleicht der Rehböcke – der Tierwelt keine Schonung mehr gegönnt wird.
Die Jagd ist ein Urphänomen. Über Jahrzehntausende hinweg stellte sie eine Hauptnahrungsquelle dar. Und die Gesellschaft schuf Regeln, die der Tierwelt wenigstens ein Überleben sicherten. Im Gegensatz dazu ist der Krieg, der schonungslos über die Völker herfällt, eine „moderne“ Erscheinung, die niemanden wirklich nährt.
So wird das Blatt, auf dem scheinbar das Schwarz dominiert, im Sinne Dürers zum „Flugblatt“, das die Raserei der Menschheit gegen die Natur und sich selbst bloßstellt.
Indem er auch während der „Schonzeit“ die Spitze des Speeres selbst über die höchsten Wipfel hinausragen läßt, macht der Künstler den Blick auf einen Holzschnitt zum Gang durch die Weltgeschichte.

Thomas Gerlach

Mit Stephan Krawczyk poetisch durch das Jahr

Radebeuler Miniaturen

Barfußschuhe

Da hab ich mirs eben bequem gemacht am Tresen (fürs Faß ists zu kalt inzwischen), freue mich am Anblick des schönen Frischgezapften und auf den ersten Schluck, da steht auch schon Klotz neben mir. Mit einer heftigen Bewegung zieht er einen Hocker heran und sagt, jetzt brauch ich erstmal ein Bier!
Da warte ich höflich, bis er seins hat und trinke ihm schließlich zu. Er setzt das volle Glas an und das leere wieder ab. Alle Achtung, sag ich, das könnte ich nicht mehr. Wenn du in meiner Situation wärst, sagt er könntest dus auch.
Nun erzähl schon, ermuntere ich ihn, ist jemand gestorben? So wie du aussiehst …
Gestorben ist niemand, sagt er und wendet sich dem zweiten Glas zu, aber wenns so weitergeht, steig ich bald selber in die Kiste. Wir haben die Enkelin zu Gast, Herbstferien, sagt er dann, ist ein liebes Mädel, vierzehn … wenn du dich erinnerst, was das bedeutet… gleich am ersten Tag hat sie uns, bei dem Versuch, ihren Schlüpper zu trocken, beinahe das Haus abgefackelt.
Wie das?
Na, sie hat einfach den Fön auf den Teppich gelegt und das Höschen drübergedeckt …
Ach du Schreck – und ?
Alles hin, Schlüpper hin, Fön hin, Haus steht noch, hätte dumm ausgehen können, aber sag das mal so`ner Göre …
Am Montag war dann Heidrun mit ihr in Meißen. Angeblich haben sie sich an den schönen alten Häusern erfreut, und Eis gegessen, – na gut. Und Schuhe haben sie gekauft, da sind sie ja alle gleich … Barfußschuhe!
Würden mir auch gefallen, behauptet Heidrun, werden nämlich nicht geputzt, kommen in die Waschmaschine. Also, wir sind ja früher den ganzen Sommer barfuß rumgerannt. Nach `ner Woche hatten wir Hornhaut an den Füßen, da brauchten wir nichts weiter drumrum, schon gar keine Polyester. War absolut ressourcenschonend, keinerlei Materialverbrauch, außer manchmal bissel Seife … Aber das geht im Kapitalismus natürlich nicht mehr. Wo soll denn da das Wachstum herkommen, wenn alle nur noch sparen, und selbst wir die baren Füße nicht mal mehr einpacken?!
Und nun stell dir vor, vorhin will ich den Geschirrspüler ausräumen – ja, ich beteilige mich hin und wieder auch am Haushalt – was sehe ich: Barfußschuhe zwischen Biergläsern und Kaffeetassen – hats nicht ausgehalten, bis die Waschmaschine angeworfen wurde … Na, ich hab nüscht gesagt, hab wortlos meine festen (!) Schuhe angezogen und bin gegangen. Ich meine, die Spülmaschine, sie hatte die höchste Stufe eingestellt und das ist deutlich mehr als dreißig Grad …

Typisch Klotz, sagt Ulrike beim Abendbrot, wie ich mit dem Erzählen fertig bin. Hat vergessen, daß er auch mal jung war. Übrigens, was ich dir schon länger sagen wollte, ich hab mir auch Barfußschuhe gekauft …
Aha, aber Spülmaschine willste hoffentlich noch keine?

Thomas Gerlach

Glosse?

Da geht er…

Als vor einigen Jahren in Radebeul der Spruch „Abschied ist ein scharfes Schwert.“ die Runde machte, schien die Welt noch halbwegs in Ordnung zu sein. Obwohl, schaut man genauer zurück, klapperte es schon damals gewaltig. Die Eröffnung des Großflughafens in Berlin wurde zum vierten Mal verschoben. Edward Snowden hatte sich ausgerechnet in Russland in Sicherheit gebracht und das Afghanistan-Abenteuer ging endgültig in die Hose. Hoeneß hatte sich selber angezeigt, weil ihm Zweifel an seiner Person hochkamen – so einen Fall habe ich bisher hier noch nicht erlebt. Radebeuler Größen fuchtelten mit besagtem Schwert herum und mit nur acht Metern Hochwasser war die Stadt 2013 eigentlich ganz gut weggekommen.
So ist halt das Leben. Es wird vom Werden und Untergehen bestimmt und selbst der Tod partizipiert davon. Hätten wir das ewige Leben, würde der Gevatter ganz schön alt aussehen. Andererseits wären uns vielleicht all die unsinnigen Kriege erspart geblieben. Die Franken sollen ja im 7. Jahrhundert friedlich in unsere Region eingezogen sein, die sich damals noch Elbgermanien nannte. Und, man will es nicht glauben, das Zusammenleben funktionierte einigermaßen. Überhaupt hatte ja die große Völkerwanderung die Menschheit in Europa ganz schön durcheinandergewirbelt. Da ist die seit 1990 durch Zuwanderung um ca. 250.000 Personen pro Jahr gestiegene Bevölkerung der Bundesrepublik eine geradezu lächerliche Größe. Pro Stadt und Landgemeinde sind das durchschnittlich nicht mal 60 Personen jährlich! Da kann ich das ganze Geheule nun wirklich nicht verstehen.
Warum fällt mir gerade jetzt Roger Whittaker ein? Weil er vor einem reichlichen Jahr von uns „gegangen“ ist – wohin eigentlich? Er wurde ja in Nairobi geboren, der Hauptstadt des einstigen deutschen Protektorats. Seine Sängerkarriere begann 1967. Freilich hat er in seinem Schlager mit dem Schwert nicht vom Tod gesungen, sondern von der Liebe, einer Liebe, die eben gerade zu Ende gegangen war und der, so weiß er zu singen, eine neue Liebe folgen wird. Woher hatte dieser Mann das Wissen? War er mit Fünfzig schon so weise, dass er sich in den Wechselfällen des Lebens auskannte? Dabei war er doch seit 1964 mit ein und derselben Frau verheiratet. Manch einer ist auch mit Sechzig noch nicht so schlau und gelassen wie „Die Stimme des Herzens“, wie ihn seine deutschen Fans in Ost und West nannten.
Aber die letzten 80er Jahre sind eben nicht die heutigen 20er. Jetzt hat keiner mehr Geduld und schon gar nicht Zeit. Und zuhören kann auch keiner mehr. Da muss man sich nicht wundern, wenn das mit der Verständigung nicht mehr klappen will in dieser Welt, mal von den vielen englischen Brocken in unserem Säch‘sch abgesehen. Nicht richtig deutsch sprechen können, aber englisch quatschen! Roger hat zwar auf Deutsch gesungen, aber sprechen und schreiben in dieser Sprache konnte er nie so richtig. Schwamm drüber – wer kann das schon?
Das ist ein Kommen und Gehen! Man kennt das ja, bei manchen ist man froh, dass er gegangen ist. „Geh mit Gott – aber geh endlich!“, komplementierte meine Mutter des Öfteren Besuch aus der Wohnung, die es sich gar zu gemütlich bei uns eingerichtet hatten. Verlässt aber einer seinen Posten, werden zumeist alle Brücken abgebrochen. Der Neue glaubt wie selbstverständlich, gleich alles anders machen zu müssen, und wenn nur die Fassade gestrichen oder das Logo getauscht wird. Warum kann nicht mal etwas so bleiben, wie es ist? Wieso glauben alle, sich immer beweisen zu müssen? Wer treibt sie eigentlich? Sie selbst…?
Sicher, mitunter ist eine Trennung mit Schmerz verbunden. Man verliert einen liebgewordenen Menschen, ein angenehmes Ereignis geht zu Ende. So aber ist des Lebens natürlicher Gang. Das Schwert ist dafür ein unbrauchbares Instrument. Die Brücken sind das Wertvolle, was wir haben, die sollten erhalten und sorgfältig gepflegt werden, meint

Euer Motzi

 

 

Identität als Existenzgrundlage

Detlef Reinemer zum 80.Geburtstag
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Detlef Reinemers Werk gleicht einer existentialistischen Temperamentenlehre, voller Unversöhnlichkeit gegenüber dem Schicksal der Sterblichen. In einer Mischung aus expressiv vorgetragenem prometheischen Trotzgestus und schonungslos konstatierendem Realismus sieht er dem Tod ins Auge.

I.
Hinter dieser prometheischen Widerstandshaltung trotz Aussichtslosigkeit steckt die Überzeugung, dass in der Existenz des Menschen mehr steckt als nur die Summe seiner historischen Seinsweisen. Der Philosoph Otto Friedrich Bollnow hat dies, wie folgt, auf den Punkt gebracht: „Die Existenz bedeutet jenen innersten Kern des Menschen, der auch dann noch übrig

Drei keramische Objekte im Garten des Künstlers, Foto: Gabriele Reinemer

bleibt, ja dann erst richtig erfahrbar wird, wenn alles, was der Mensch in dieser Welt besitzen und an das er zugleich sein Herz hängen kann, ihm verlorengeht oder sich als trügerisch erweist.“ (1953). Reinemer demonstriert diesen Sachverhalt durch Sockel- und Ständerkonstruktionen, die er für seine Skulpturen und Plastiken anfertigt. Vordergründig zum Zwecke ihrer Präsentation und Rahmung konzipiert, in gewisser Weise also Behausung, bewirken sie tatsächlich das genaue Gegenteil. Sie wirken fragil und instabil, durch den Zahn der Zeit angegriffen, in ihrer Materialität und Maßstäblichkeit zu den präsentierten Kunstwerken dissonant, dazuhin disproportioniert.

Detlef Reinemer beim Ausstellungsaufbau in der Stadtgalerie Radebeul, Foto: Thomas Adler

II.
Entsprechend wirken Reinemers Geschöpfe in einer bewußt feindlichen’
Präsentation auf sich allein gestellt, unbekleidet, nackt. Und auf einmal wird ihr innerster Kern, ihre Identität offenbar. Die Podeste, Sockel und Ständer werden zu Altären, auf denen die Opfer erst sichtbar werden. Reinemers Ketzer, Außenseiter und Narren, seine Panzerköpfe und Totenschädel bewahren so ihre Würde, die man ihnen zu nehmen suchte. Diese generiert sich nicht unerheblich auch durch die Wahl der künstlerischen Mittel. Reinemer entwickelt die Identität seiner Kunstwerke stets über die Wirkung der Materialien, mit denen er arbeitet. Sie sind Teil seiner gesetzten Inhalte. So hat er zum Beispiel den noch in sich ruhenden, fromm ergebenen Hiob I in die große, ruhige Form eines abgerundeten Steins gebunden, den kranken Hiob II hingegen aus verschiedenfarbigen Keramikteilen reliefartig geschichtet, porös und zerbrechlich, für den wütenden, zum Protestschrei ansetzenden Hiob III dagegen scharfkantiges Porzellan verwendet.

III.
Im szenischen Geschehen von Reinemers Kunst verbinden sich drei Raumqualitäten: der lastende Außenraum in seiner bedrückenden Unendlichkeit, das sich in diesem und gegen diesen formierende Volumen der Skulpturen und Plastiken und schließlich die Strahlung des Materials als vorgefundene qualitative Binnenkomponente, gleichsam inhaltlich aufgeladener, materialer seelischer Innenraum. Dies alles verbindet sich für Detlef Reinemer zur „geheimen Botschaft“, so der Titel einer seiner jüngeren Objektsituationen, zur geheimen, hermetisch verschlossenen Botschaft, die er über das schöpferische Spiel seiner Kunst transportiert.

IV.
Nun feierte auch Detlef Reinemer seinen 80. Geburtstag. Von seinen ehemaligen Schülerinnen und Schülern an der HfBK Dresden hoch geachtet, den Radebeulern besser bekannt als Schöpfer des „Schnecks“, einer monumentalen Kopfplastik, die als einer der Höhepunkte des Wein- und Kunstwanderwegs am Radebeuler Hermannsberg die historische „Steinerne Schnecke“ krönt. So, wie der „Schneck“ mit ruhiger Gelassenheit über das Elbtal blickt, hat auch Detlef Reinemer im Alter zu asiatisch anmutender Ruhe gefunden, zu einer Art energetischen Offenheit: Ziel und Ankunft ungewiss.

Rainer Beck

25 Jahre Weingut Schabehorn in Meißen

Steffen Schabehorn im Weingut Foto: D. Lohse

Steffen Schabehorn, ein Meißner Winzer mittleren Alters, hatte immer schon ein bißchen mit Weinbau zu tun, auch wenn er eine andere Berufsausbildung gehabt hatte. Bereits 1983 gab es erste Versuche, Wein im Radebeuler Grundstück seines Großvaters anzubauen. Sein Ururgroßvater, Carl Arendts, königlicher Hofgärtner, betreute die Weinanlage unterhalb der ehem. Bussard-Sektkelterei in Niederlößnitz. Er wurde 1. Vorsitzender des Obst- und Weinbauverbandes der Lößnitz, hatte nach 1885 Verdienste als Reblausinspektor und kümmerte sich um pilzresistente Reben für die Wiederaufrebung, was ihm im Volke den ehrenden Namen „Vater Arendts“ einbrachte. Der Urgroßvater Karl Leopold Arendts wurde Architekt und arbeitete zeitweise bei den Baumeistern Gebr. Große in Kötzschenbroda und später in Dresden. Mit diesen Verbindungen zu Radebeul, kann auch mal ein Meißner Weingut in der Vorschau vorgestellt werden, dachte ich mir.

Ehemaliges Herrenhaus von 1748 des Deutschenboraer Weinguts Foto: D. Lohse

1994 fing Steffen Schabehorn, ein gelernter Schlosser, mit dem Kauf eines Weinbergs in Meißen als Quereinsteiger in diesem Fach an. Das Weingut wurde in einem Sörnewitzer Dreiseithof unterhalb des Boselfelsens eingerichtet, wo auch Winzer- und Keltereibedarf angeboten wurde. Noch bis 1998 wurde der Einhektarbetrieb als Nebenerwerb betrieben. bewirtschaftet. Dieses Weingut wurde u.a. infolge des Hochwassers 2002 aufgegeben.

Barocke Putte am Herrenhaus Foto: D. Lohse

Nach einer Vergrößerung der Anbaufläche auf 2,4 ha konnte dann 1999 das Weingut Schabehorn eröffnet werden – darauf bezieht sich das o.g. Jubiläum. Von den Elbhochwassern 2002 und 2013 war es sehr stark betroffen und erholte sich davon nur schwer. 2006 /07 erwarb er einen der ältesten Weinberge (erste Erwähnung 1161!) am „Proschwitzer Katzensprung“ in Zadel und hatte damit eine bewirtschaftete Fläche von 3 ha erreicht. Hier stellte sich aber heraus, dass diese Lage deutlich von Trockenheit betroffen war, vielleicht weil unterhalb einer der alten Syenitsteinbrüche liegt. 2008 schließlich erwarb Schabehorn noch eine Weinfläche in Kötitz an der Elbe, womit die Gesamtfläche auf 3,5 ha stieg. Mit einer flachen Weinfläche bei Kleinzadel erhöhte sich seine Fläche für den Weinanbau nochmals auf 4,8 ha und erreichte damit ein vorläufiges Ende. Er hat somit Anbauflächen in der Steillage, im Hochland und in Elbnähe. Etwa drei Viertel machen verschiedene Weißweinsorten und ein Viertel der Rotwein aus – die Mischung macht`s, sowohl der Lagen, als auch der Sorten. Es ist Steffen Schabehorns Erfahrung, was sich wo am besten anbauen lässt und wie sich das auf die Ernte und letztlich auf seinen Gewinn auswirkt.
2013 kam das Herrenhaus des ehem. Weingutes Deutschenbora, Dresdner Straße 72, in Meißen in seinen Besitz. Hier ist später eine Nutzung als Verkaufsbüro und vielleicht auch ein Ausschank geplant. Auf dem Plateau des Spaargebirges ergab sich dann schließlich mit dem Kauf eines Teils (der Teil von Anfang des 20.Jh.) des Wasserhochbehälters der Stadt Meißen, Boselweg 49, die Möglichkeit hochwassersichere Keller einzurichten. Daneben besteht aber der neuere Teil des Hochbehälters weiter im Sinne der Wasserwirtschaft. Am alten Behälter müssen schon noch ein paar Umbau- und Gestaltungsaufgaben gelöst werden. So sollte das etwas nüchterne Funktionsgebäude über den vier tunnelartigen Kellern wieder ein Mansarddach nach altem Vorbild erhalten und die Eingangssituation einladender gestaltet werden.

»Bacchus« – ein Wein von Schabehorn Foto: D. Lohse

Es gibt bei Herrn Schabehorn derzeit viele Ideen, zunächst muss aber die Gütertrennung nach persönlichen Problemen noch vollständig abgewickelt werden – sicherlich keine leichte Aufgabe. Ursprünglich sollten auch die erwachsenen Kinder eine Stelle im Weingut erhalten – der Sohn hatte eine Winzerlehre und die Tochter nach einer Küferlehre noch ein Studium für Önologie und Weinbau absolviert – was was nun noch unklar ist. Diese Ideen und Probleme müssen erst mal durch gute Ernten von den Anbauflächen abgesichert werden, ehe das eine oder andere eine bauliche oder funktionelle Lösung finden wird.
Selbstverständlich hatte das Weingut Schaberhorn auch unter dem Aprilnachtfrost in diesem Jahr oder unter Hagel, Starkregen oder langer Trockenheit in anderen Jahren zu leiden gehabt. Davon waren aber andere Elbtalwinzer gleichermaßen betroffen gewesen. Insgesamt sieht es mit dem Wein recht gut aus, wenn man oben auf dem Wasserbehälter stehend in die Runde schaut – man blickt nach drei Seiten auf geordnete Rebzeilen des ehem. Domprobstberges fast bis zum Horizont. Mit etwas Fantasie glaubt man hier mitten in der Toskana zu stehen, wo es ja auch Wein geben soll!
Der Wein wird im Weingut Schabehorn sowohl in Holzfässern, als auch in Stahltanks ausgebaut. Dann kommt er in die Flaschen, wird mit Naturkork verschlossen, etikettiert und geht in den Verkauf. So z.B. im Schabehorn-Verkaufsstand auf dem Herbst- und Weinfest 2024 in Radebeul.

Das Weingut am Boselweg im Bau Foto: D. Lohse

Im persönlichen Gespräch am 2. Oktober 2024 erfuhr ich, dass er da neben vielen anderen Winzern wieder einen guten Umsatz machen konnte. Inzwischen habe ich Zuhause mit einem 19er Bacchus vom Weingut Schabehorn eine Weinprobe durchgeführt: ein sehr guter Tropfen.
Zum Wohl und auf die nächsten 25 Jahre, ich wünsche gutes Gelingen!

Dietrich Lohse

PS: Als das Weingut Schabehorn noch unter der Bosel lag, war dieses das Titelbild für die Vorschau im Juli 2008 gewesen mit einem Kurztext von Sascha Graedtke.

Lust auf Tanzen – Ein Verein stellt sich vor:

Die Tanzsportabteilung des Moritzburger Sportvereins 1990 e.V.

Wer ahnt denn als Nichtinsider, wenn er am Ortseingang Moritzburg die Gleise der Kleinbahn auf der Schlossallee kreuzt, dass hinter den in die Jahre gekommenen Mauern des ehemaligen Gasthofs Lindengarten vielfältiges kulturelles Leben stattfindet?
Neben Musikschu|e, Karnevalsverein und seit 2024 sogar einem Jugendclub beheimatet der Saal des Gebäudes u.a. die Trainingsstätte der Tanzsportabteilung (TSA). Wie das Logo schon ahnen lässt, handelt es sich hier um Gesellschaftstanz. Viele von uns haben in der Tanzstunde oder in aufbauenden Kursen Tango, Jive, Cha-Cha-Cha und Wiener Walzer getanzt und diese Zeit in guter Erinnerung.
Die TSA wurde im Februar 2000 von einigen Tanzbegeisterten aus der Taufe gehoben. Die ldee war, Tänzer aus Moritzburg und Umgebung zur gemeinsamen Pflege dieses Hobbies zu vereinen. Mittlerweile kommen die Mitglieder der TSA auch aus Radebeul, Coswig und Dresden.
Der Unterschied zu einer Tanzschule ist, dass man hier keinen Kurs bucht, sondern Mitglied wird und damit die gebotenen Trainingsmöglichkeiten nutzen kann. Es gibt Angebote mit Trainer, aber auch freies Training, wo man das Gelernte für sich ausprobieren und festigen kann. Alles kann – nichts muss, aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass man schnell Feuer fängt. Höhepunkte des Trainings sind Tanzsport – Wochenenden, meist im Sportpark Rabenberg im Erzgebirge, wo sich besondere Trainingserfolge und ein schönes Miteinander einstellen.

Foto: E. Tierfelder

Der Verein wird seit Jahren von den exzellenten Tänzern Madeleine und Boris Rohne aus Leipzig trainiert. Diese widmen sich sowohl dem Breitensport als auch den Turniertanzpaaren. Nun lesen Sie immer wieder den Begriff „Sport“.
Ja, das ist sicher ein gewisser Unterschied zum Tanzen an einer Tanzschule. Für die Tänzer hier steht je nach persönlichem Anspruch schon das Trainieren im Vordergrund. Und das nutzen die Breitensportler für ihre Freude und Fitness, die Turnierpaare bereiten sich damit auch auf Wettbewerbe und Meisterschaften vor. Das Turniergeschehen ist wieder eine eigene Welt mit Leistungsstufen und Altersklassen. Wer darauf Lust hat, wird von den erfahrenen Mitgliedern und dem Sportwart des Vereins unterstützt.
Und die Mehrzahl unserer Mitglieder hat darauf Lust. Gerade bei der im September 2024 stattgefundenen Sächsischen Landesmeisterschaft in Weinböhla wurden gute Plätze belegt und in zwei Klassen sogar der Titel des Landesmeisters errungen. Welches Tänzer- oder Publikumsherz schlägt nicht höher, wenn die Musik erklingt und die Paare in eleganter Kleidung und souveränen Bewegungen ihr Können zeigen. Aber wie gesagt, alles kann – nichts muss.
Der Verein möchte hiermit auch die Gelegenheit nutzen, bekannt zu machen, dass gerade im Breitensport noch freie Kapazitäten vorhanden sind. Wer als Erwachsener mit Lust schon den einen oder anderen Medaillenkurs an der Tanzschule belegt hat, hätte hier Gelegenheit, daran sportlich anzuknüpfen. Im Breitensport wird sowohl Standard als auch Latein getanzt. Das Training des Turniersports ist auf die Standardtänze beschränkt.
Tanzen ist ein schönes Hobby im Paar und mancher hat schon mal gedacht „man müsste mal wieder …“. Wo lassen sich im Paar in einem gemeinsamen Hobby schöne Bewegung, Sport, Geselligkeit und tolle Veranstaltungen vereinen? Und für die, die vielleicht Lust haben, sich mal anzuschauen, ob das für sie etwas wäre, besteht die Möglichkeit der kostenfreien „Schnupperstunde“. Das dazu geeignete Training wäre montags. Die Turnierpaare beginnen 19 Uhr, die Breitensportpaare 20.30 Uhr. Sie denken „so spät“? Ich verrate Ihnen meine Erfahrung: vorher kommt einem dieser Gedanke, danach freuen sich Körper und Geist über diesen schönen Tagesabschluss.
Übrigens, da Sie jetzt Insider sind: wenn Sie am Ortseingang Moritzburg die Gleise der Kleinbahn auf der Schlossallee kreuzen, wissen Sie nun, dass hinter den in die Jahre gekommenen Mauern des Lindengartens im Saal getanzt wird. Vielleicht trauen Sie sich, das dort mal anzuschauen und eventuell sogar mitzutanzen.
Im Namen des Vereins Michael Mitzschke


Die TSA hat auch eine Internetseite, wo weitere Informationen und die Ansprechpartner ersichtlich sind:

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