Mein Haus – Meine Stadt

Im Jubiläumsjahr 100 Jahre Stadtrecht Radebeul, 100 Jahre Stadtrecht Kötzschenbroda startet die Stadtgalerie im Februar mit einem ungewöhnlichen Projekt. Die Basis bilden Schülerarbeiten des GTA-Kunstunterrichtes an der Oberschule Mitte. Schülerinnen und Schüler formten im Keramikkurs unter der Leitung der Dresdner Künstlerin Roswitha Maul ihre Wohnhäuser. In einem Prozess werden diese durch weitere Schülerarbeiten auf Papier, mit Glas oder bemalten Kartons in Workshops unter der Leitung von Kunstschaffenden u.a. Mechthild Mansel, Roswitha Maul und Maja Nagel ergänzt. Schülerinnen und Schüler setzen sich mit ihrer Stadt, ihrem Umfeld und ihrer Lebenssituation auseinander. Die Galerie wird zum Labor, zur Werkstatt der Fantasie. Dazu sind Grund- und Mittelschülerinnen und -schüler Radebeul herzlich eingeladen.

Vom 27. Februar bis zum 10. März sind die Arbeiten in der Galerie während der üblichen Öffnungszeiten zu besichtigen. Bis dahin wird in den Räumen gearbeitet, denn alle Kunstwerke sollen vor Ort entstehen. Start ist der 6. Februar. Mit einer Finissage am 6. März, 17.00 Uhr wird die Projektarbeit feierlich beendet.

Alexander Lange

Editorial

Die Großbaustelle auf der Meißner Straße stellt für Autofahrer seit vielen Wochen eine große Herausforderung dar. Insbesondere die Anwohner der Goethe-, Freiligrath-, Marien- und oberen Hauptstraße haben mit den Belastungen des völlig überdurchschnittlichen Verkehrsaufkommens zu kämpfen.

An dieser Stelle sei lobend OB Bert Wendsche erwähnt, der im Neujahrsgruß des Amtsblatts den Anwohnern ausdrücklich Respekt zollte und sich für das Verständnis bedankte!

Keine Empathie zeigt hingegen, allen Widrigkeiten zum Trotz, das Ordnungsamt! Damit sei auf ein Ereignis in eigener Sache im Herbst verwiesen: Stellen Sie sich vor, es ist Freitag, Markttag. Da ist selbst für Anwohner vor der Haustür kein Parkplatz zu finden. Nach ergebnislosem Suchen hielt ich, aufgrund der beengten Straße, halb auf dem Gehweg vor der eigenen Tür!, um einige Sachen für eine anstehende Trauerfeier einzuladen. Wenig später prankte ein Strafzettel an der Windschutzscheibe (55€!). Dem Amtsleiter des Ordnungsamtes teilte ich schriftlich unverzüglich den Sachverhalt mit und bat um Verständnis aufgrund der schwierigen Verkehrslage und außerordentlichen Umstände. Doch die Antwort war von praxisfernen, wie wohlfeilen Maßregelungen geprägt und ließ keine Milde walten. Frei nach dem Motto: „Vom sichern Port lässt sichs gemächlich raten!“

Für die von mir eingesandten Bilder von geschädigten parkenden Autos, die von verzweifelten Autofahren an Laternen angebracht wurden, mit der Bitte um Kenntnisnahme, erhielt ich keinerlei Resonanz. Der Amtsleiter macht hier keine gute Figur, die behördliche Bürgerferne ist skandalös! Abkassieren allein reicht nicht!

Zudem ist es nunmehr geboten, den Zustand der beschriebenen Straßen von den verantwortlichen Instanzen unverzüglich in Augenschein zu nehmen! Sie haben durch den immensen Verkehr und Frost sehr gelitten. (hier besonders: Abzweig Haupt-, Goethestraße.)

Wer haftet hier eigentlich bei Fahrzeugschäden?

Sascha Graedtke

Mit Stephan Krawczyk poetisch durch das Jahr

Radebeuler Miniaturen

Feuerfest

Die Kellnerin, die Kathi, hat schon die Hand am Zapfhahn, wie ich pünktlich mit Glockenschlag in den Gastraum trete. Mit dem bezauberndsten Lächeln dessen sie fähig ist, stellt sie das Frischgezapfte vor mir auf den Tresen.

Danke, sag ich, das hab ich jetzt bitter nötig.

Mit gespielter Neugier schaut sie mich an. Im Ernst, sag ich, wir brauchen eine neue Heizung.

Ach du Sch…reck, entfährt es ihr, nun wirklich betroffen, da wirst du dir bald kein Bier mehr leisten können, jedenfalls nicht bei mir …

Naja, sag ich, so schlimm wird’s wohl nicht werden, die Versicherung könnte dabei sein, wenigstens anteilig, denke ich mir.

Ich nehme einen tiefen Zug aus dem Glas. Nur rede schon, wird die Kathi ungeduldig, jetzt will ich alles wissen!

Also dann hör zu: Eines schönen Tages erhalte ich einen Anruf, in dem mir eine fremde Stimme mitteilt, mein Geld sei in Gefahr. Ich weiß, hab ich gesagt, das ist es in diesen Tagen immer, besonders vor Weihnachten. Nein, sagt er, er wäre nicht der Weihnachtsmann, sondern von der Sparkasse, und ich solle ihm doch sicherheitshalber ein paar sensible Daten rüberreichen. Wozu, frag ich, ich hab mein Geld gar nicht bei der Kasse, sondern in einer feuerfesten Kiste im Brennraum meiner Gasheizung. Keine Ahnung, ob der am anderen Ende die Schnauze überhaupt wieder zubekommen hat. Jedenfalls war die Angelegenheit für mich erledigt.

Gestern waren wir dann im Kino, und heute früh sagt Ulrike, ich solle mal nachsehen, die Heizung wäre kalt, und das ist ja bei dem Wetter nicht der Sinn dieser Einrichtung. Ich geh also runter, und da haben wir die Bescherung: Alles kaputt: die komplette Verkleidung weg, abgeruppt, kannste sagen, alles verbogen und verdreht…

Und dein Geld? Die Kathi ist ganz aufgeregt.

War natürlich nicht im Brennraum, ich verrate denen doch nicht meine Verstecke – möchte nicht wissen, wie die geflucht haben …

Und wie nun weiter?

Naja, großer Bahnhof eben. Polizei, Versicherung, Protokolle … und jetzt muß ich sehen, wie ich zu einer neuen Heizung komme, und zwar schnell, denn es ist kalt, jedenfalls behauptet das Ulrike.

Dann zum Wohl, sagt die Kathi, und stellt mir ein frisches Glas hin.

Später reiche ich ihr zum Abschied einen Schein übern Tresen.

Wieso issn der so schwarz, will die Kathi wissen.

Ruß, sag ich, das ist Ruß. Ich habs doch im Schornstein verborgen, mein Geld, direkt neben der Heizung, da fliegt manchmal welcher drin rum – mußt’e einfach abwischen …

Thomas Gerlach

Die Glosse

Das kann ja lustig werden

Nun sind schon 31 Tage ins Radebeuler Land gegangen, aber viel war bisher nicht in dem glamourösen Festjahr los, sieht man mal von dieser bürgerlichen Selbstermächtigung am Grenzweg Kötzschenbroda-Niederlößnitz ab. Selbst im Januarheft von Vorschau & Rückblick wird im Terminteil noch keine einzige Veranstaltung angekündigt, die ausschließlich unter den Stern des Jubeljahres gestellt war.

Was ist nur los mit den Radebeulern? Haben sie den Start verschlafen? Oder wollen sie am Ende gar nicht?! Das wäre ja ein starker Tobak: die Stadtverwaltung ruft ein Festjahr aus und die Einwohner verschanzen sich in ihren Wohnungen und hinter hohen Mauern. Ja, Mauern sind überreichlich in Radebeul vorhanden – ums Grundstück und in den Köpfen! Das hat die jüngste Vergangenheit zur Genüge bewiesen. Da will ich jetzt nicht wieder die alten Geschichten aufwärmen. Oder klemmt da vielleicht gar noch der alte Geist von vor über 40 Jahren dazwischen, als angeblich alle nur auf Anweisung gehandelt haben? Das kann ich mir nicht vorstellen. Die Radebeuler sind doch sonst ganz pfiffig, wenn auch etwas hintergründig. Wenn die nicht rausgucken wollen, verschwinden sie einfach hinter ihren Mauern. Weg iss‘er, der Radebeuler!

Dabei hätte ich mir gleich zu Beginn so einen richtigen Paukenschlag gewünscht mit Tschingbum und Trara, der die Radebeuler aus ihren Behausungen und Mauern hervorlockt. Aber bei der kleinen Truppe am Grenzweg haben eben nur die Sektkorken geknallt und keine Böller. Wen wundert es da, dass keiner aufgewacht ist.

Aber vielleicht ist es tatsächlich noch immer so, dass die „Ost-Memmen“ nur auf Anweisung handeln. Und der offizielle Start, das muss man ehrlich einräumen, ist noch nicht erfolgt. Es wird gemunkelt, dass er am 26. Januar zum Neujahrsempfang vom Oberbürgermeister höchst persönlich verkündet wurde. Aber genaugenommen kann ich darüber noch überhaupt nichts wissen, da mein Text schon am 15. Januar in der Redaktion sein musste. Also liebe Leser, sehen sie es mir nach: Alle Angaben ohne „Gewehr“. – Ist vielleicht auch besser so in diesen besch… Zeiten.

Aber ganz kann meine Vermutung mit den „Ost-Memmen“ nun auch wieder nicht stimmen, denn so viele Ossis können wir in Radebeul wiederum gar nicht mehr haben bei dem großen Bevölkerungsaustausch seit 1990.

Wie es denn auch sei, werde ich mir wohl zum Fest so meinen eigenen Reim machen müssen. Der beste Spaß ist ohnehin der, den man sich selber macht. Und da könnte ich mir eine Menge vorstellen. Also, was uns zum Beispiel in Radebeul noch fehlt, sind schöne Blümchenwiesen. Vor einige Zeit war ich in einer Stadt, die hatte gefühlt mehr Blümchenwiesen als Häuser. So muss es ja für Radebeul nicht gleich werden. Aber eine schöne Blümchenwiese, wie die gegenüber den Landesbühnen, reicht halt nicht aus. Ich bin dafür, dass jeder Stadtteil eine Blümchenwiese erhalten sollte. Für Radebeul-West – oder sollte ich lieber Kötzschenbroda schreiben? – sehen die Chancen gar nicht so schlecht aus. In absehbarer Zeit wird eh der Bahnhof zusammenfallen, wenn es so weitergeht wie bisher. Na und, für die Niederlößnitz wird sich doch noch eine Villa finden lassen… Notfalls kann man ja die Bewohner umsiedeln. Und wenn das ehemalige Rathaus verkauft oder vermietet wird, ist das ja auch so gut wie abgerissen. Und stehen nicht noch in der Oberlößnitz irgendein alter Plattenbau rum…? Also, zu tun gibt es da noch viel.

Das Schöne daran ist auch, dass dann die Radebeuler in freiwilligen Aufbaustunden zu Ehren des 100. Jahrestages der Verleihung des Stadtrechtes an Kötzschenbroda und Radebeul eine Blümchenwiese anlegen könnten. Vielleicht finden sich noch andere brauchbare Flächen dafür. Das hätte dann auch den Vorteil, dass die Stadt und ihre Bewohner vor weiteren unschönen Neubauten verschont bleiben würden, wenn dem schon die Bausatzung keinen Einhalt gebieten kann.

Früher wurden bei solchen Festen von der Behörde Fahnen ausgegeben und Winkelemente. Später war das nicht mehr nötig, da jeder bewusste Staatsbürger sein eigenes Fahnenset hatte. Aber vielleicht enthält ja das Festprogramm, welches Ende Januar als Broschüre vorliegen soll, entsprechende Gestaltungshinweise für Wohnungen und Häuser. Wie heißt es doch immer zu solchen Anlässen: Die Stadt hat ihr Festkleid angelegt! Da bin ich nun mal gespannt, was sich das Festkomitee (?) hat einfallen lassen. Die Bürger jedenfalls sollten auf eigene Ideen nicht verzichten, meint,

Euer Motzi

Leserzuschrift

In der Dezemberausgabe 23 hat mir der Beitrag von Karin Baum – Kultur-Kraftwerk – sehr gut gefallen. Dazu meine Anmerkung.

Der erste Absatz beginnt mit:“ Gemeint ist mit Kraftwerk, kein Windrad und auch kein Solarmodul. Gemeint ist die eigene, kreative Kraft ……“ In diesem kleinen Absatz steckt für mich viel Lebensweisheit, welche ich anderswo vermisse. Nicht unser Verstand, unsere Kraft, die eigene Meinung, die uns angeborene Kreativität, unser Improvisationstalent, unser Zusammenhalt sind gefragt, nein, einige Mitglieder einer gut versorgten Generation, möchte uns vorschreiben, wie wir unser Leben und das unserer Kinder und Enkel ab jetzt und in Zukunft zu gestalten haben und das möglichst bis ins kleinste Detail mit gleichzeitiger Androhung von Sanktionen.

Ich denke, mit Druck kann man keine gemeinsame, nachhaltige Zukunft gestalten. Der Lebensschatz älterer Generationen und wissenschaftliche Erkenntnisse sollten offen kommuniziert und erklärt werden, Ehrlichkeit und Vertrauen wieder ihren Stellenwert erhalten.

Frank Michael

Aus der Serie schreibender Senioren

Stammtischgeflüster

Was sind Sie von Beruf?
Tischler
Bau- oder Möbel?
Stamm.

Zugegeben, ein uralter Witz, aber was für das Recycling von Papier, also gelesenen V&R-Exemplaren gilt, funktioniert vielleicht auch bei Witzen. Wer neuere hören will, gehe zum Stammtisch. Nur, zu welchem? Ich kenne in unserem Karl May-Dorf keinen. Auf dem richtigen Dorf gab es früher in jedem Gasthaus, in einer der Zapfanlage nächstgelegenen Ecke, einen solchen. Unter der spärlich beleuchteten Tischplatte hing ein Brett aus deutscher Eiche mit dem unverständlichen Spruch: „Dosi zende deo iwe idosi zen“, gesehen im Bayrischen Wald. Übersetzung: Da sitzen die, die immer da sitzen. Mit dem zweiten oder bereits fünften Glas Bier in der Hand, schwadronieren die Stamm-Tischler über die Dorf- und Weltlage im Allgemeinen sowie im Speziellen und ab dem siebten Glas verliert Konrad seine Schüchternheit und gibt zotige Witze zum Besten.

„Brauchen wir nicht. Wozu haben wir das Internet und die Echokammern der sozialen Medien!“ Ich habe es mal auf Facebook versucht, schon um mit den damals minderjährigen Kindern mithalten zu können. Doch bald hatte ich die Fotos von Katzen und Essenstellern satt und ließ meinen Account sanft entschlafen. Als seit einem halben Jahrhundert quer Glotzender finde ich das Bildangebot von Instagram und TikTok, nach einem Hinein-Schnuppern, irgendwie, wie soll ich sagen? Arm, das trifft es für mich am besten. „Ben Hur“ oder „Paul und Paula“ kann ich mir nur 16:9 vorstellen, lieber noch in Cinemascope, aber niemals im Hochformat.

Das Fotografier- und Filmverhalten, ich sah es in den jüngsten Urläuben, hat sich komplett gewandelt. Noch vor zehn Jahren passte ich an touristischen Hotspots auf wie ein Schießhund, damit ich keinem anderen Urlauber in die bildgebende Schusslinie laufe. Der Fauxpas kann mir heute nicht mehr unterlaufen, denn 98 Prozent fotografieren sich nur noch selbst. Andererseits, das muss ich an der Stelle einräumen, habe ich unlängst einige tausend geerbter Dias entsorgt: Landschaftsbilder! Aufhebenswert erschienen mir nur jene Hinterglas-Positive mit Personen darauf. „Tante Hilde beim Eis-Essen; die ist auch schon wieder 33 Jahre tot.“ Insofern liegt die Insta-Generation vielleicht gar nicht so falsch. Aber wieso hat uns der Schöpfer die Augen nebeneinander angeordnet? Der muss sich doch etwas dabei gedacht haben!

So etwas würde ich gerne an einem Stammtisch diskutieren. Wobei, mehr als zwei Biere schaffe ich nicht mehr. Das hätte immerhin den Vorteil, dass ich mir von irgend-einem Konrad nach dessen Siebtem keine zotigen Witze anhören müsste.

Burkhard Zscheischler

Eine Radebeuler Straße feierte 1. Geburtstag – der Werner-Wittig-Weg

Am 13. Dezember 2022 berichtete unsere Tageszeitung, dass die Stadtverwaltung Radebeul, vertreten durch den OB Bert Wendsche, den öffentlichen Weg Nr. 31 jetzt mit dem Straßenschild „Werner-Wittig-Weg“ versehen hatte. Man beabsichtigte damit, den bekannten Radebeuler Maler und Grafiker Werner Wittig (1930 – 2013) zu ehren.

Nun handelt es sich aber um einen eher bescheidenen Weg, ob sich der Maler darüber gefreut hätte? Ich glaube schon, denn der Weg befindet sich ganz nahe seiner langjährigen Wohn- und Atelieradresse Obere Bergstraße 90a und Werner Wittig war trotz seiner Berühmtheit eher ein recht bescheidener Mensch geblieben. Er liebte die Stille und dieser Weg ist still!

Bild: D. Lohse

Am Neujahrstag 2024 habe ich diesen Weg, wo sich zwei Personen gerade so begegnen können, abgeschritten und bin auf 76 Schritte gekommen, das sind etwa 61m Länge. Den Weg in Niederlößnitz oberhalb des Grundstücks der ehemaligen Bussard- Sektkellerei gibt es eigentlich schon lange, nur war er bisher namenlos. Er stellt die fußläufige Verbindung von der Oberen Bergstraße zur Moritzburger Straße her. Bis etwa 2010 stand an dem Weg der frühere Ausschankpavillon der Sektkellerei, heute befindet sich an der Stelle eine Bellavista-Villa.

Eigentlich wollte Werner Wittig einen klassischen Beruf erlernen – 1948 fing er in Chemnitz eine Bäckerlehre an -, musste diesen Beruf aber infolge eines schweren Unfalls aufgeben. Nach Abendkursen im Zeichnen konnte Wittig dann von 1952-57 ein Studium an der HfBK Dresden absolvieren und sich dann in Radebeul niederlassen. Zunächst waren Landschaften in Holzrisstechnik sein prägendes Gebiet, später noch Drucke als Zinkografie und auch Ölbilder. Ich sah von ihm stille, kristalline, z.T. symbolische Bilder mit Gebäuden und manchmal auch mit einem Apfel kombiniert. Menschen fand ich in seinen Bildern aber nicht. Ute Wittig, seine Ehefrau, kam über den Lehrerberuf ebenfalls zur Kunst. Eine letzte Ausstellung von Wittigs Grafiken konnte ich in Vitte auf Hiddensee bewundern, ich meine das war 2011.

Ein Portrait des Künstlers habe ich nicht zur Hand, weshalb ich eine schlichte Landschaftsgrafik „Dorf im Schnee“, die vom Radebeuler Grafikmarkt 1980 stammt und die ich sehr schätze, hier stellvertretend einfügen möchte. Das Straßenschild am Werner-Wittig-Weg ist auf eine Art auch lustig, da es sich um einen Stabreim, genauer eine Alliteration, handelt – Zufall oder Absicht? Einen ganz kleinen Schubs zu dem Thema erhielt ich bei einem zufälligen Treffen beim Einkaufen von Bärbel Kuntsche, einer guten Freundin und Künstlerkollegin von Werner Wittig.

Dietrich Lohse

Als die Läden noch den Namen von Leuten trugen

Kindheitserinnerungen in Radebeul

Angeregt durch den sehr berührenden Artikel von Tobias Märksch in der Septemberausgabe stellen sich bei mir gleiche Erinnerungen ein.

Ich bin Jahrgang 1951, groß geworden in der heutigen Villa Lindeberg, Hölderlinstr.11, heute Karl- May- Str. 1. Dieses Haus hat mein Großvater um 1898 gebaut bzw. bauen lassen. Das nur nebenbei.

Zur Schule bin ich von 1958 bis 1969 in die Schillerschule gegangen.

An die im Artikel erwähnten Geschäfte kann ich mich sehr gut erinnern, auch an einige, welche nicht erwähnt sind.

Beim Gemischtwarenhändler Heide, Bäckerei Pinkert, Fleischer Fischer und Milch- Burkandt kaufte meine Mutter oft ein und ich musste meistens mit. Burkadt´s hatten auch im Sommer Sonntags zwei Stunden auf, da noch nicht viele Menschen einen Kühlschrank hatten und die kleinen Kinder mit Milch versorgt werden mussten. Vor Milch- Burkardt war noch eine Fleischerei (Bayer?), dort kauften wir nicht.

Neben Heide befand sich der Schreibwarenladen Lätzer. Dort herrschte eine besonders interessante Atmosphäre. Es gab auch Spielzeug und später Schulbedarf.

Gegenüber, neben der Tankstelle war auch ein Geschäft, hier kann ich mich nicht mehr an die Branche erinnern.

Rechts daneben, der Kirchpark mit dem Kriegerdenkmal. Dort spielen wir oft Fußball, was von Pfarrer Schulze nicht gern gesehen wurde!

An der Haltestelle der Straßenbahn landwärts, befand sich im Eckhaus eine Drogerie, deren Name mir entfallen ist. (Biedermann?) Direkt an der Haltestelle war ein Zigaretten- und Lottoladen, den meine Mutter (leider- bezogen auf die Zigaretten) oft aufsuchte. Unmittelbar daneben befand sich eine Samenhandlung.

Nach Fleischer Fischer kam eine Schuhreparatur und daneben das Modelleisenbahngeschäft Dohmann (nicht Tomann). Den Namen habe ich so in Erinnerung. Von dort bezog ich meine Spielzeugeisenbahn Spur S und alle weiteren Teile im Laufe der Zeit. Das Schaufenster war wirklich immer sehr schön und für Kinder aufregend gestaltet.

Über das Spielzuggeschäft Stiller geht es weiter Richtung Hst. E.- Thälmann- Str., vorbei an Blumen Thomas und dem Lebensmittelgeschäft Prokopp. Hier kaufte meine Mutter nie ein. Warum, weiß ich nicht, aber meine Tante und mein Onkel, welche Hausmeisterehepaar in der Oberlößnitzer Schule waren, waren hier Stammkunden. Dann kam noch ein Lederwarengeschäft und an der Ecke ein Haushaltwarengeschäft, das weiß ich aber nicht mehr genau.

Gegenüber, im Saal der Vier Jahreszeiten wurde ein 1000 kleine Dinge Verkauf eingerichtet.

Auf der Thälmann- Str. sind mir auch viele Geschäfte in Erinnerung.

Allen voran die beiden Einkleidungshäuser, eines davon mit einem Oberrang und knarrender Holztreppe.

Messer und Scheren ließ man bei Hoppe schleifen, daneben war der Lampenladen Löffler.

Auf der Eduard- Bilz- Str. war ein Fischgeschäft.

Bei Fleischer Lehnert hat man oft angestanden, um etwas besonderes zu ergattern.

Dann gab es zwei Kunstgewerbeläden, einer davon wurde von einer etwas unnahbaren Dame geführt. Kühnitzer war ihr Name. Mit guten Beziehungen gab es dort hin und wieder einen Musikengel von Wendt & Kühn. Meine Mutter hatte allerdings nie das Glück einen zu bekommen, was nicht schlimm war. Sie hatte noch Vorkriegsengel, die ich heute noch habe und aufstelle. Sie vertragen sich gut mit den Nachwendeengeln.

Gegenüber unserer Schule befand sich ein kleiner, in meiner Erinnerung sehr dunkler, Süßwarenladen, geführt von eine alten Dame. Dort kaufte ich für 10 Pfg. öfters eine Karamellstange.

Dazwischen, glaube ich, noch ein Uhrengeschäft und dann kam Eis-Neumann und an der Ecke Eisen- Lindner. Da konnte man auch 2 Schrauben oder 5 Nägel kaufen. Anschließend Möbel- Andrich und daneben Schnaps- Andrich. Hier kaufte ich meine ersten Pullis, um die Wirkung das Alkohols zu testen. Getrunken meistens im Karl-May-Park, ganz unten am Herzteich.

Neben der Flohkiste befand sich noch ein Geschäft, leider weiß ich nicht mehr, was dort verkauft wurde, dann folgte ein Fleischer an der Ecke (Name?), gegenüber ein Bäcker, dann ein Blumenladen und dann eine Radebeuler Institution, das Fotoatelier Nagel im ersten Stock. Dort sind mehrere Generationen fotografiert worden.

In der Pestalozzistraße war noch ein Fahrradgeschäft, hier kaufte mein Mutter mir mein erstes Diamant-Fahrrad.

Am Bahnübergang der Kleinbahn war noch ein Lebensmittelladen mit extrem vielen Stufen nach oben.

Sicher fehlt hier das eine oder andere Geschäft. An ein Schuhgeschäft kann ich mich z.B. nicht erinnern.

Da meine Mutter mit mir gern essen ging, sind mir auch einige Gaststätten in guter Erinnerung.

Zuerst das Bahnhofshotel mit zwei großen Kachelöfen, die im Winter eine wohlige Wärme erzeugten und vom Bedienungspersonal nebenbei mit „betreut“ wurden.

Oft sind wir auch in die Vier Jahreszeiten gegangen, auch das Carolaschlößchen haben wir oft besucht, lag es doch in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserem Zuhause. Hier gab es eine Besonderheit. Der Zugang war über das Treppenhaus und im ersten Absatz gab es eine Durchreiche in die Küche. Dort wurde Essen und sicher auch Bier über die Straße verkauft. Man klopfte stark, und eine Luke wurde geöffnet, eine Köchin guckte raus und man sagte seine Wünsche.

In den Linden, im Römer und im Russen waren wir nie!

Dafür gingen wir gern in die Goldene Weintraube. An Geschäfte in Mitte kann ich mich nur an Café Schiller erinnern. Hier war die Besonderheit, dass eine Café-Stube angeschlossen war. Das war damals eine Ausnahme und nur noch in Radebeul-West in der Konditorei Dolze vorhanden. Dort gibt es übrigens heute noch die beste Mohnrolle weltweit. Ansonsten gab es noch eine Post an der Weintraube, die dritte in Radebeul, neben den schönen Postgebäuden in Ost und in West.

Da Radebeul ja bekanntlich zwei Zentren hat, gab es auch manche Läden doppelt. In Ost wie in West waren Eis- Neumann mit ihren Eisdielen vertreten, Blumen- Thomas, und Eisenwaren- Lindner mit ihren Geschäften und natürlich Apotheken, mit der am Weißen Roß gleich dreimal. Ich glaube, auf der Moritzburger Str. in West gab es auch noch eine!? Auch Reformhäuser gab es zwei, wobei ich hier nicht weiß, ob sie vom gleichen Betreiber geführt wurden. In West hieß der Besitzer Backhaus und im Geschäft befand sich eine Milchbar mit Barhockern. Dort bekam ich oft ein Milchmixgetränk.

Da meine Mutter in Radebeul-West arbeitete sind mir die Lößnitzperle, das Kuffenhaus, das Stadtcafé und die Bahnhofsgaststätte auch in Erinnerung. Auch im Dampfschiff waren wir, allerdings selten. Großes Weinstuben haben wir nie besucht.

An die Lößnitzperle war noch ein Schnellimbiss angeschlossen. Dort habe ich so manche Bockwurst bekommen und sie an Stehtischen auf halber Höhe verspeist.
Auch besuchten wir seltener Café Haupt, hier weiß ich nicht mehr wo es war.

Auch kann ich mich noch dunkel an den Gasthof Serkowitz erinnern.

Ausflugsgaststätten waren hauptsächlich die Meierei im Lößnitzgrund, das Spitzhaus und die Friedensburg, die Sängerhöhe mit dem Wirt Herrn Ryssel und das Paradies, dort aber selten, sowie die Gohliser Windmühle. Die Überfahrt mit der Fähre war immer ein Erlebnis, zumal wir einmal miterlebt hatten, wie das Seil gerissen war. „Leider“ nur vom Ufer aus, ich wäre zu gern auf der Fähre gewesen.

Auch die Geschäfte in Radebeul-West auf der Str. der Befreiung sind mir in guter Erinnerung.

Herausragend natürlich die beiden Kinos, das Palasttheater und die Freundschaft.

Neben der Freundschaft das große Papiergeschäft Pitius, die Fleischerei Ochsenkopf und gegenüber der Tempo- Konsum. Meines Wissens, der erste Selbstbedienungsladen.

Interessant auch, die Senffabrik Friedrich, gegenüber vom Palastkino. Außerdem gab es noch Stempel-Sattler. Daneben Zigaretten Stamm, hier brannte eine „Ewige Flamme“. An einer kleinen Gasflamme konnten die Raucher sofort eine Zigarette anzünden.

Daneben eine Drogerie und über der Harmoniestr. ein kleiner Gemüseladen. Sehr eng, aber es gab oft was Besonderes. Der Spielzeugladen, der sich anschloss, war für Kinder auch interessant und auch hier fuhr im Schaufenster oft eine Eisenbahn.

Mir sind noch einige Läden in Erinnerung, z.B. Pönitz und Kaminski, die Lebensmittelläden, Fleischerei Wirthgen, Mode- Marx und das Fischgeschäft kurz vor der Post.

Ein Fahrradgeschäft sowie ein Schallplattenladen. Gegenüber die legendäre Buchhandlung Sauermann. Da meine Mutter dort privat und dienstlich Kunde war, bezog ich von Sauermann´s auch immer die raren Olympia- und Fußballbücher.

Soweit meine Erinnerungen, hervorgerufen durch o.g. Artikel.

Harald Wennerlund

Eingeläutet

Festjahr eröffnet

Der Aufruf der Stadtverwaltung Anfang November letzten Jahres an die Bevölkerung von Radebeul, sich mit vielerlei Aktivitäten am großen Radebeuler Jubiläumsjahr 2024 zu beteiligen, hat bisher Vieles und Viele in Bewegung gebracht. So wie zu erfahren war, sind bereits zahlreiche Meldungen in der Stadtverwaltung eingegangen, und die Ideen wollen nicht ausgehen. Man kann sicher sein, wenn der Aufruf schon im vergangen Mai erfolgt wäre, könnte man schon jetzt auf ein überfülltes Programm schauen, etwa sowie damals im Jahre 2010 zum 75. Geburtstag von Radebeul, als aus einer spontanen Laune heraus viele Initiativen ein ganzes Festjahr prägten. So ist zu hoffen, dass auch diesmal der Funke überspringen möge und die Bewohner unserer schönen Lößnitzstadt sich und allen Besuchern auf vielfältige Art und Weise zeigen, dass es sich hier gut leben lässt, dass sie ihre Stadt lieben und dass sie im Grunde ihres Herzens eng mit ihrer Heimatstadt verbunden sind.

Einwohner aus Kötzschenbroda und Niederlößnitz erinnern an der Stadtgebietsgrenze zum Jahreswechsel an Jens Bergner und den Ehrenbürger Hellmuth Rauner
Bild: K.U. Baum

Auch wenn nun der offizielle Start zu den zweimal 100 Jahren Verleihung des Stadtrechtes, ein weiteres 100-jähriges Jubiläum, das der Hoflößnitz, dazugekommen ist, noch nicht erfolgt war, haben Bewohner der Käthe-Kollwitz-Straße es sich nicht nehmen lassen, den Beginn des Jubiläumsjahres mit einem Treffen an der Stadtteilgrenze Kötzschenbroda / Niederlößnitz gewissermaßen einzuläuten.

Nun ist es kein Geheimnis, dass die Niederlößnitzer mit den Kötzschenbrodaren von altersher immer mal wieder „über Kreuz“ lagen. Nicht so am 1. Januar 2024! Der provisorisch errichtete Schlagbaum, der ja auch immer eine Zollschranke war, wurde um 0.00 Uhr fröhlich geöffnet. Als Tribut war gute Laune gefordert, die alle Beteiligten reichlich mitgebracht hatten. Und so strömten die Bürger von beiden Seiten auf einander zu. Mit Sekt und Heiß-Getränken wurde auf das Neue Jahr mit seinen großen Jubiläen angestoßen und Passanten herzlich zum Mitfeiern eingeladen. Aber auch einige Gedenkminuten für zwei Wahl-Radebeuler legte die fröhliche Schar ein. Sie erinnerte sich an den Ehrenbürger und Kulturpolitiker Hellmuth Rauner, einst wohnhaft in der Käthe-Kollwitz-Straße 14, dem die Radebeuler viel zu verdanken haben. Und einige Häuser weiter, gewissermaßen auf dem Grenzpfad, war „Mister Wikipedia“, Jens Bergner zu Hause, der letztes Jahr so unerwartet aus unserer Mitte gerissen wurde. Hauptsächlich ihm haben wir Radebeuler die umfangreichen Wikipedia-Eintragungen über unsere Stadt zu verdanken.

Möge also das Jubeljahr gelingen, denn zu feiern gibt es 2024 reichlich und nicht nur 3×100! Man kann all die kleinen und großen Jubiläen gar nicht aufzählen, so viele sind es. Dass sie nicht untergehen, dafür werden die Bürger der Stadt mit ihren Vereinen und Einrichtungen gewiss sorgen.

Karl Uwe Baum

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