Freundeskreis Käthe Kollwitz Moritzburg e.V.

„Kaffeeklatsch bei Käthe“ –
Geburtstagskaffee bei Käthe Kollwitz mit der Tänzerin Francesca Mommo und dem Dresdner Musiker Ulrich Thiem

Mit selbstgebackenem Kuchen und Kaffee wollen wir den Geburtstag von Käthe Kollwitz feiern, zwei Tag vor dem eigentlichen Geburtstag. Sie wurde am 8. Juli 1867 in Königsberg geboren.
Im Käthe Kollwitz Haus, dem letzten noch existierenden Wohnhaus der Künstlerin, in dem sie vor 80 Jahren am 22. April 1945 starb, feiert der Freundeskreis ihren Geburtstag. Natürlich lädt das Museum mit ihren Werken und der Sonderausstellung „Käthe und ich“, die der Freundeskreis zum 80. Todestag gestaltete, zur Besichtigung ein.

Foto: P. Grubitzsch

Musik und Tanz im Rüdenhof Moritzburg: Francesca Mommo (Rom/Dresden) gestaltet als Tänzerin eine Sommer-Performance gemeinsam mit Ulrich Thiem (Dresden), Cello/Gesang, selbst Mitglied des Freundeskreises, Peterle, das Wölfchen & mehr (S.Prokofjew/U.Thiem); Tanz-Musik-Dialoge (J.S.Bach, A.Vivaldi, Impro u.a.), Gospel, KammerJAZZmusik
Bei dem hochinteressanten Programm handelt es sich um einen Dialog zwischen klassischen Werken und sog. „KammerJAZZmusik“, dem auch einige vorgetragene Spirituals zuzurechnen sind. Der Hauptteil ist eine Bearbeitung des Prokofjewschen Märchens „Peter und der Wolf“, die für das Pfingstfestival 2023 im Schloss Batzdorf entstanden war.
Die tänzerische Ausgestaltung der unterschiedlichen Werke folgt den Traditionen des Ausdrucktanzes, der in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Gegenbewegung zum klassischen Ballett entstanden war. Zwei der damaligen Protagonistinnen, Mary Wigman und Gret Palucca, haben in Dresden durch ihre noch heute (z.T. wieder) existierenden Tanzschulen überaus deutliche Spuren hinterlassen, und das Programm der beiden Künstler ist von diesen Impulsen des modernen, des freien bzw. expressionistischen Tanzes wesentlich geprägt.
Dabei erklingt manche Komposition nicht ganz original, sondern in leicht individueller Bearbeitung – keinesfalls aber zur Unkenntlichkeit verändert, sondern lediglich verantwortungsvoll variiert für eine bestimmte Idee.

Foto: Freundeskreis Käthe Kollwitz Moritzburg e.V.

Francesca Mommo hat in Rom Tanz studiert und zahlreiche Tanzprogramme gestaltet, auch als Choreografin. Nun, in Dresden, hat sie eine Karriere als freischaffende Tänzerin und Tanzlehrerin begonnen und unterrichtet dabei sowohl Kinder als auch Erwachsene. Sie macht an der Palucca Hochschule für Tanz in Dresden ein Masterstudium in Choreografie und Pädagogik.
Ulrich Thiem studierte Cello in Dresden, anschließend spielte er in Orchestern in Pirna und Berlin. Es folgten die Gründung der Gruppe BACH & BLUES DRESDEN, internationale freischaffende Tätigkeiten in verschiedensten Besetzungen und Programmen (in Europa, USA, Kanada, Asien, Türkei) als Begegnung unterschiedlicher Stile und Zeiten.
Der Freundeskreis lädt die Moritzburger und ihre Gäste zu einem interessanten und spannenden Nachmittag ein.

Petra Grubitzsch


Sonntag, 6.7., ab 15 Uhr im Käthe Kollwitz Haus Moritzburg, Rüdenhof, Meißner Str. 7.

„Dem Witz auf der Spur – 150 Jahre Winnetou“

Mit Karikaturen und Cartoons zum Geburtstag des berühmten literarischen Häuptlings „Winnetou“ hat das Karl-May-Museum wieder eine Sonderausstellung (23.5.-19.10.2025) der besonderen Art in ihren Gemäuern. Bei Karl May wird Winnetou als „Brennendes Wasser“ aus dem Indianischen übersetzt.
Vor 150 Jahren erblickte Winnetou das Licht der literarischen Welt. Karl May erfand ihn in seiner Geschichte „Old Firehand“, die 1875 erstmals im „Deutsche Familienblatt – Wochenschrift für Geist und Gemüth zur Unterhaltung für Jedermann“ erschien.

Galerie komische Meister Dresden;

In der späteren und wohl viel bekannteren Romantrilogie erblickte Winnetou 1840 das Licht der Welt und starb spektakulär als „Christ“ am 2.9.1874. Der gute, edle Häuptling aus Karl Mays Wild-West-Geschichten gehört seither zu den bekanntesten Indianern der Welt – obwohl es ihn in der Wirklichkeit nie gab. Der runde Geburtstag im Jahr 2025 ist deshalb für die Karl-May-Stiftung mit ihrem Museum in Radebeul und für die Galerie Komische Meister Dresden Anlass für eine außergewöhnliche Karikaturen- und Cartoon-Ausstellung.

Galerie komische Meister Dresden;

Winnetou, seine Gefährten Old Shatterhand und Sam Hawkins sowie die legendäre Wild-West-Welt mit Cowboys und Indianern zeigen sich im Spiegel der satirischen Zeichnung. Mays Figuren tauchen im Hier und Jetzt auf oder kommentieren frech und frei das aktuelle Zeitgeschehen – egal, ob in Politik, Gesellschaft, im Privaten oder ganz im Intimen.
Das besondere an Winnetou ist, dass seine Heldentaten Generationen von Lesern begeisterten und noch begeistern. Er ist Symbolfigur Er wurde zur Symbolfigur des „edlen Wilden“, der allein schon moralisch allen Weißen eigentlich überlegen ist und als solcher für die Achtung der Würde des Menschen eintrat, er ist der Vermittler zwischen den Kulturen, Nationen und Völkern.
An der Wettbewerbsausschreibung beteiligten sich mehr als 50 Karikaturisten aus ganz Deutschland mit fast 300 Wettbewerbseinsendungen an dem außergewöhnlichen Projekt mit satirischen Zeichnungen, die heiter, leicht und mit Witz die Diskussion um das Winnetou-Werk Karl Mays und die aktuelle Interpretation aufnehmen. Nicht nur das vieldiskutierte Thema der kulturellen Aneignung, Abenteuer-Klischees oder Cowboy-und-Indianer-Stereotype spielen dabei eine Rolle. Auch die Erinnerungen an Spielfilme wie „Der Schatz im Silbersee” (1962) sowie „Winnetou und das Halbblut Apanatschi” (1966) oder die Parodie „Der Schuh des Manitu“ (2001) gaben Anregungen für Ideen der Karikaturistinnen und Karikaturisten aus dem deutschsprachigen Raum.

Galerie komische Meister Dresden;

Der Jury fiel es nicht leicht, darunter 100 Wertungsbeiträge auszuwählen. Der Jurypreis ging an den Köllner Karikaturisten Uli Döring für „Winnetou, Indianer, Social Media2“. Wer diese Sonderausstellung besucht ist aufgerufen, den Publikumspreis durch seine Wertungskarte mitzubestimmen.
Die Karikaturen sind in ganz unterschiedlichen Formaten sowohl in einer Open-Air-Exposition im Garten des Museums als auch in einem extra dafür renovierten Raum in der „Villa Bärenfett“ ausgestellt. Die Ursprungsidee für die Schau wurde im Juni 2024 von der Galerie Komische Meister entwickelt und anschließend in der Karl-May-Stiftung sowie im Beirat des Museums intensiv diskutiert.

Volkmar Kunze

Editorial

Nun geht es also tatsächlich los!
Der langersehnte Neubau des Radebeuler Karl-May-Museums wird unter Bauherrenschaft der Großen Kreisstadt Radebeul in den kommenden zwei Jahren endlich Gestalt annehmen. Bis hierhin war es zweifellos ein langer und steiniger Weg – reichen die Planungen doch fast 25 Jahre zurück. Inzwischen gab es mehrere Entwürfe, die aufgrund der hohen Baukosten jedoch wieder verworfen wurden. Mit einer Bausumme von 6,5 Millionen Euro bleibt der Neubau für die Stadt dennoch ein überaus ambitioniertes Vorhaben. Spannend wird sein, inwiefern sich das modernistische Gebäude in den Kreuzungsbereich einfügt. Ziel ist es, neben einem großen Vorplatz eine attraktive Eingangssituation zu schaffen, die den Zugang zu einem Sonderausstellungsraum freigibt.
Nach über 90 Jahren war es dringlich geboten, die Depotsituation spürbar zu verbessern und die wertvolle ethnografische Sammlung indigener Völker Nordamerikas – immerhin eine der bedeutendsten Europas – für künftige Generationen sicher und fachgerecht zu bewahren.
Am 14.6. erfolgte der erste Spatenstich an der seit Jahren etwas trostlosen Ecke. „Der Neubau ist ein Meilenstein für das Karl-May-Museum und eine Würdigung von Karl Mays Werk für die interkulturelle Verständigung“, sagte Oberbürgermeister Bert Wendsche bei der Zeremonie.
Dem Vorhaben ist nun viel Glück zu wünschen, ist doch besonders bei den aktuell brisanten politischen Verwerfungen die Botschaft von Toleranz, Völkerverständigung, Respekt und Friedensliebe wichtiger denn je.

Sascha Graedtke

 

 

Mit Michael Wüstefeld poetisch durch das Jahr

Radebeuler Miniaturen

Von der Köstlichkeit des Lebens
Zum 35. Geburtstag von Vorschau & Rückblick

Die Spatzen pfeifens von den Dächern: Vorschau & Rückblick ist 35 Jahre alt geworden. Wir feiern gleich ein halbes Menschenleben.

Halten wir uns nämlich an Luthers Bibelübersetzung, währt „ein Leben siebzig Jahre (…) und wenns köstlich war, ist es Mühe und Arbeit gewesen“. Wer, wie ich, das Alter hat, wird sicher gern bestätigen, sich schon fast ein halbes Leben lang Monat für Monat an den 32 Seiten zu erfreuen. (Für jüngere wird es prozentual immer mehr.) Jedenfalls können wir alle behaupten, mit dem Heft jung geblieben zu sein.

Sind wir allerdings ganz ehrlich (was manchmal durchaus von Nachteil ist), müssen wir zugeben, daß wir, anstatt jung geblieben zu sein, lediglich gemeinsam gereift sind. Das ist immerhin auch schon was. Aber: Wir sind nicht nur ge-reift, wir sind auch be-reift, denn der Graureif auf unseren Köpfen will selbst bei heißester Sommersonne einfach nicht mehr wegtauen.

Weil wir gerade von Reifen reden:

Noch einmal dreißig Jahre früher als V&R uns, brachte eine lustige Modeerscheinung ganze Gesellschaften in Bewegung: Hula-Reifen.

Erinnert euch: Das waren Plastereifen von etwa einem Meter Durchmesser, die durch stetige Hüftbewegung in der Körpermitte gehalten werden sollten. Mit der Bewegung wurden Träume wach, Träume von Südseestränden und sommerlich-freizügigen Hula-Mädchen – damals alles für uns auf ewig unerreichbar. Umso beweglicher und bewegter wurden die Träume.

Gereift (und versteift) wie ich nun inzwischen bin, stellt sich mir die Frage, ob dergleichen Gerätschaft heute noch ebenso im Einsatz ist wie damals. Immerhin konnte ich seither lernen, daß Hula-Tänze die spezielle Funktion haben, auf Hawaii die Fruchtbarkeit der Felder zu befördern. Ihre meist stümperhafte aber stets fröhliche Nachahmung durch gutgepolsterte Europäerhüften dürfte als „kulturelle Aneignung“ gelten, also wenigstens verpönt sein und schon deshalb als nicht mehr wünschenswert erscheinen.

Vorschau & Rückblick ist hingegen etwas durch und durch indigen Radebeulsches.

Wir tun also gut daran, uns auf unsere Kernkompetenz zu besinnen und alle freudige Erwartung auf den Erscheinungstermin des jeweils neuen Heftes zu richten. Denn auch wenn die einst jungen Leute, wie etwa unser verdienstvoller Redakteur Sascha Graedtke, sich der Tendenz zu ergrauen angeschlossen haben, besteht die berechtigte Hoffnung, noch weitere Jahrgänge von V&R erleben zu dürfen. Ob es noch einmal fünfunddreißig Jahrgänge werden, wird sich denen zeigen, deren von Luther zugemessene Höchstlebensdauer (…wenns hoch kommt, sinds achtzig Jahre…) das erlaubt. Wir älteren aber können damit rechnen, selbst unsere letzten Tage mit dem Heft in der Hand verbringen zu dürfen. Denn es gibt sie noch, die Unermüdlichen, die Mühe und Arbeit auf sich nehmen, zwölfmal im Jahr die 32 Seiten mit köstlichen Inhalten zu füllen – dafür ganz herzlichen Dank!

Anders als zur Lutherzeit zeigt sich die Köstlichkeit des Lebens für uns immer dann, wenn wir das neue Heft schwarz auf weiß besitzen, getrost nach Hause tragen, im Sessel genußvoll darin blättern und der Katze zurufen: Gestehe, daß ich glücklich bin…

Thomas Gerlach

Glosse

Es werde Licht

Nun ist sie vorbei, die angeblich „schönste Jahreszeit“. Eigentlich noch nicht ganz, einige Tage fehlen noch. Am 20./21. Juni aber hat sich das mit den Frühlingsgefühlen endgültig erledigt, da fängt der Sommer an und dann müsste es nach den Prognosen ziemlich heiß werden, mitunter auch schwül.

Wenn es aber nach dem 100-jährigen Kalender ginge, soll der Sommer allerdings verregnet werden. Der Sommer ist halt auch nicht mehr das, was er mal war. Früher war sowieso alles besser.

Und so ändert sich heutzutage das Wetter eben nicht nur, wenn der Hahn kräht. Man kann überhaupt nicht so schnell denken wie die Wetterlagen wechseln, vor allem die politischen. Das Gescheiteste wird sein, man macht sich nur noch Abendbrot und keine Gedanken – also, das geht auch mit jeder anderen Mahlzeit. Wie sagte da immer meine Mutter: „Überlasse das Denken den Elefanten, die haben einen größeren Kopf.“ Kann man machen, aber dann darf man sich hinterher nicht beschweren, wenn etwas ganz anderes herauskommt, als man sich eingebildet hat. Und meistens ist das so.

Da will ich nun jetzt nicht wieder von der Radebeuler Bahnhofstraße anfangen… Aber auffällig ist schon, dass man in der Stadt mit Entscheidungen, Begründungen und Sprüchen schnell zu Hand ist, sich aber die Dinge dann in der Wirklichkeit anders entwickeln als vorausgedacht. Da sei nur an die abgerissene Waldparkschule erinnert, wo die protestierenden Eltern mit der Auskunft beruhigt wurden, dass in einigen Jahren ein Neubau folgen würde. Was mit dem neuen Stadtzentrum Radebeul-Mitte werden könnte, will ich mir da gar nicht erst ausmalen. Ich ahne nur, dass wir mindestens 15 Jahre kein richtiges Stadtarchiv mehr in Radebeul haben werden. Schon jetzt ist es so, dass nicht mehr alles, was vor einigen Jahren noch registriert und gesammelt wurde, im Archiv ankommt. Neulich habe ich mir von der Harmoniestraße klammheimlich einen Ziegelstein mitgenommen. Nein, nicht fürs Archiv. Den kann man ja nicht abheften. Dort ist man in der Hauptsache nur an Flachware interessiert. Der Stein ist für meine eigene Sammlung bestimmt. Irgendwas, so dachte ich mir, sollte doch später von dem einst so völlig intakten Gebäude Zeugnis ablegen können.

Nun ist ja nicht alles schlecht, was in der Stadt geschieht. Beispielsweise die 1. Medien.Kultur.Kunst.Börse Ende April, eine private Initiative, für die die Landesbühnen nicht nur die Räume bereitstellten, war ja wirklich eine begrüßenswerte Nummer. Auch die Stadt hat hier kräftig unterstützt. Und ganz zu begrüßen ist, dass – anders als in so mancher Kommune – an der Kultur nicht gespart wurde. Oder die vermutlich stromsparende Straßenbeleuchtung, die in Radebeul-West installiert wurde und Licht ins Dunkle bringen wird.

Der liebe Leser möge entschuldigen, wenn das Stichwort „Licht“ meine Überlegungen wieder in die Bahnhofstraße lenkt, fand doch neulich dort eine musikalisch untermalte „Lichtshow“ statt. Udos Likörell sowie Arbeiten anderer Künstler, mit selbstleuchtenden Displays hinterlegt, schmücken nun die Unterführung. Das Panik-Orchester hat mächtig aufgedreht. Die „Lichtshow“ aber war eher verhalten und wirkt wie Touristenwerbung. Dumm nur, dass an dem zum Haltepunkt geschrumpften Bahnhof nur noch wenig Touristen ankommen. Da hoffen wir mal, dass die Installation das erste Jahr schadlos übersteht.

Überhaupt hat man sich die Gestaltung des Umfeldes um den Bahnhofsplatz einiges kosten lassen. Die 280.000 Euro kamen allerdings aus dem Vermögen von Parteien und Massenorganisationen der DDR. Ob sich davon nicht auch was für den Serkowitzer Gasthof abzweigen ließe, meint

Euer Motzi.

Das Stehaufmännchen bei Lindenau

Als Stehaufmännchen versteht man ein Spielzeug aus der vorelektronischen Zeit – also eine lustige Figur mit gerundetem Fuß, der mit Eisen oder Blei beschwert wurde. Wie wir diese Figur auch hinstellen oder wegwerfen, sie wird am Schluss immer gerade, d.h., lotrecht, stehen bleiben. Hinlegen geht nicht! Ich habe so eine Figur nicht zu Ostern geschenkt bekommen, ich dachte aber unwillkürlich an Stehaufmännchen, als ich vor einem knappen Jahr an der Wegesäule im oberen Rietzschkegrund vorbeikam und sie wieder mal umgefahren war. 2018 war dieser historische Sandstein-Wegweiser (um 1835) schon einmal durch private Initiative aufgerichtet worden – vergl. V&R 02/19.

Foto: D. Lohse


Diesen Standort bringt man auch als Radebeuler eher mit Lindenau in Verbindung, wenn ich in der Überschrift „bei“ schreibe, dann deshalb, weil der Wegweiserstein eigentlich auf der äußersten Ecke der Naundorfer Flur steht. Naundorf hat einen Geländestreifen, der bis auf die Höhe von Lindenau führt.

Hier nun wünschte man sich eine Wegesäule nach dem Stehaufmännchen-Prinzip. Da es das für solche Fälle leider nicht gibt, mussten wir – mein Freund Christian Lempe und ich – uns wieder mal was einfallen lassen, dass die Säule wieder „auf die Beine“ kommt. Die örtlichen Dienststellen im Radebeuler Rathaus und bei der Unteren Denkmalschutzbehörde in Großenhain waren an dem Thema weniger interessiert als wir erwartet hätten. Sie wurden aber informiert, dass wir die alte Wegesäule in Eigenregie wieder aufstellen wollten. Nach anfänglicher Unklarheit, wie die Wegesäule zum zweiten Mal zu Fall gekommen war, stellte sich dann heraus, dass ein Baggerfahrer von einer benachbarten Baustelle versehentlich die Säule während der Arbeit beschädigt und zu Fall gebracht hatte. Für eine Wiederaufrichtung wurden vorab verschiedene Varianten diskutiert: Sollte der Originalstandort nahe der Spitze einer abbiegenden Hauptstraße beibehalten werden oder sollte man den Wegweiserstein an einer anderen, weniger gefährdeten Ecke der Kreuzung Rietzschkegrund/ Kreyernweg aufrichten? Ein anderer Standort war abzulehnen, weil dann die eingemeißelten Orte und Richtungen nicht mehr stimmen würden. So entschieden wir uns schließlich für den Orginalstandort, jedoch ein wenig aus dem Straßenraum zurückgesetzt nahe an der Grundstücksmauer.

Foto: D. Lohse


Aber nun musste Freund Christian erst mal einen Krankenhaustermin wahrnehmen. Dann wurde der Stein durch einen Steinmetz bearbeitet, Fehlstellen mit Sandsteinpaste ausgebessert und die Schrift ein wenig vertieft, um eine bessere Lesbarkeit zu erzielen. Das Ergebnis ist etwas rau, aber zu glatt sollte es auch nicht sein. Damit verging wieder etwas Zeit. Die eigentliche Wiederaufrichtung des Steins erfolgte durch den Verursacher, der ein entsprechendes Hebezeug hatte. Die Abrechnung der Arbeiten erfolgte über den Verein für Denkmalpflege und neues Bauen. Am 17. April konnte Vollzug gemeldet werden.

Zu danken ist allen Beteiligten. Hoffen wir nun auf eine längere Standzeit!

Dietrich Lohse

Kunst geht in Gärten

28 Stationen, 100 Künstlerinnen und Künstler

28. und 29. Juni 2025
jeweils 13 bis 18 Uhr, Ausnahmen sind zu beachten

Nunmehr zum sechsten Male lädt die Radebeuler Veranstaltungsreihe „Kunst geht in Gärten“ kultursinnige Menschen dazu ein, sich auf eine Entdeckungsreise in Gärten und an besondere Orte der Lößnitzstadt zu begeben.

Maler, Grafiker, Fotografen und Kunsthandwerker präsentieren ihre Arbeiten im überraschenden Wechselspiel mit Natur, Kultur und Architektur. Wandernde Musiker sowie zahlreiche zusätzliche Begleitprogramme mit Kurzkonzerten, Puppenspiel, Lesungen, Performancedarbietungen, Schauvorführungen und Workshops bereichern das Angebot. Alle Mitwirkenden werden ihr Bestes geben und freuen sich auf interessierte Besucherinnen und Besucher.

Der Flyer mit dem vollständigen Programm, einem Orientierungsplan und zusätzlichen Hinweisenden ist in der Stadtverwaltung, in allen Kultureinrichtungen, Buchhandlungen und der Tourist-Information ab sofort erhältlich.

STATIONEN

1. Stadtgalerie Radebeul
Ausstellung FERMATA
10 Jahre Kunstspuren Radebeul
Im Garten:
SA 15 Uhr Actionpainting mit Klaus Liebscher
SA/SO 13-18 Uhr
Altkötzschenbroda 21

2. Kunsthof Altkötzschenbroda 23
Malerei, Glaskunst, Druckgrafik, Keramikobjekte
Simone Ghin, Markus Retzlaff, Sabine Herrmann
Schaudrucken, Hofcafé, Musik
SA/SO 13-18 Uhr
Altkötzschenbroda 23

3. Garten Gerlinde Queißer
Malerei, Grafik
Max Manfred Queißer
Ständig Kurzkonzerte
SA/SO 13-18 Uhr
Meißner Straße 247

4. KunstWerk Radebeul
Malerei, Zeichnung
Ausstellungen „Gegen das Vergessen“ und „Mein Garten“,
Workshop „Blumen die nie verblüh’n“
Bar, Musik, Liegewiese
Nur SA 13-18 Uhr!
Bahnhofstraße 18

5. Garten an der Naundorfer Heimatstube
Skulptur, Fotografie
Kai Nitzsche, Frank Damme 
Schauvorführungen Spinnen, Klöppeln u.v.m.
Patchworkgruppe Große
Naundorfer Heimatstube offen!
Kaffee, Kuchen, Snacks, Wein u.a.
SA/SO 13-18 Uhr
Fabrikstraße 60  
    

6. Kunstscheune Altnaundorf
In der Kunstscheune:
Malerei
„Himmel, Steine, Stroh und Wein“
Mechthild Mansel, Matthias Kistmacher
Im Kunststall:
Schüler der Malgruppe Mansel
Kunstautomat Atelier „FARBIG“
Musik, Schautöpfern, Snacks und Getränken
SA/SO 13-18 Uhr
Altnaundorf 6

7. Garten Fliesen Ehrlich
Malerei
Anna Ameno, Leonore Adler
SA/SO 13-18 Uhr
Meißner Straße 373

8. Garten „Jardin sans arrosage“
Malerei/Grafik, Illustration, Fotografie
Annette von Bodecker, Frank K. Richter-Hoffmann
SA/SO 13-18 Uhr
Mittlere Bergstraße 51

9. Besenwirtschaft Genussbutze
Malerei
Frank-Ole Haake, Edna Ressel
SA/SO 13-18 Uhr
Zechsteinweg

10. Garten Familie Schulze
Grafik, Skulpturen, Machwerke und Fotos
Petra Schulze, Horst Schulze
Rahmenprogramm mit Musik
Workshop „Jeder Mensch ist ein Künstler“
Kaffee, Kuchen, Getränke
SA/SO 13-18 Uhr
Am Talkenberger Hof

11. Garten Rosemarie Junker
Malerei, Keramik
Gruppe „Blaues Haus“:
Peter PIT Müller, Britta Berninger, Andrea Franke, Rosemarie Junker, Isabel Kopatz, Claudia Thieme
Rahmenprogramm mit Musik
Imbiss und Getränke
Prof. Wilhelm-Ring 28b

12. Kunsthaus Kötzschenbroda
Motto „Schattenspender, Lückenbüßer“
Bilder, Objekte, Installationen
Bernd Hanke, Matthias Kistmacher, Matthias Kratschmer, Christiane Latendorf, Anita Rempe, Gerald Risch, Heidrun Rueda, Gabriele Schindler, Moritz Jason Wippermann, Nele Wippermann
SA/SO 13-18 Uhr
Käthe-Kollwitz-Straße 9

13. Garten Emmerling
Druckgrafik
Sigrun Anderßen
SA/SO 13-18 Uhr
Karl-Liebknecht-Straße 2c

14. Garten Familie Alberich
Malerei, Skulptur, Fotografie
Silvia Ibach, Lucas Oertel, Jens Gebhardt, Sylvia Preißler
SA/SO 13-18 Uhr
Karl-Liebknecht-Straße 8b

15. Garten Johanna Mittag
Malerei, Objekte, Goldschmiedearbeiten
Johanna Mittag, Wieland Richter, Elena Mittag
Rahmenprogramm mit Musik
Kaffee, Kuchen, Wein und mehr
SA/SO 13-18 Uhr
Bodelschwinghstraße 1

16. Garten und Weingut JWD
Malerei, Fotografik
Friedrich Porsdorf, Bernd Hanke
Rahmenprogramm mit Musik und Lesung
SA/SO 13-18 Uhr
Obere Bergstraße 72

17. Weingut Förster
Malerei
Mandy Friedrich
SA/SO 13-18 Uhr
Obere Burgstraße 21

18. Garten Renate Kern
Malerei, Grafik, Aquarelle, Keramik
Anke Kern, Renate Winkler, Anne Klose,
Steffen Gröbner nur SA
Dorothee Kuhbandner nur SO
SA/SO 15.00 – 15.30 Uhr: Rakubrand
SA/SO 13-18 Uhr
Humboldtstraße 6

19. Garten Familie Schöne
Aquarelle, Emaillebilder auf Kupfer, Fotografie
Liselotte Finke-Poser, Günter Gläser, Gabriele Seitz
SA/SO 13-18 Uhr
Karl-Liebknecht-Str. 40

20. Garten Familie Miksch
Grafik, Malerei, Fotografie
Steffen Gröbner, Rita Stepanek, Michael Klose
Nur SO 13 – 18 Uhr!
Heinrich-Zille Straße 52

21. Garten Langer
Malerei
Sylvia Graumüller
Kuchen, Getränke
Nur SO 13 – 18 Uhr!
Dr. Külz-Straße 16

22. Sächsisches Weinbaumuseum Hoflößnitz
Fotografie
„Hörst du die Stille atmen?“
Gabriele Seitz
SA/SO 13-18 Uhr
Knohllweg 37

23. Garten Familie Scherf
Malerei
Jochen Rohde
Buchkunst
Heike Herzog (nur SA)
Kleines Imbissangebot, Wein
SA/SO 13-18 Uhr
Eduard-Bilz-Straße 51d

24. Hotel Villa Sorgenfrei
Malerei, Grafik, Keramik
Mechthild Mansel
Nur SO 13 – 18 Uhr!
Augustusweg 48

25. Garten Familie Nagy
Ölmalerei, Aquarelle, Bildhauerei
Ferenc Nagy, Marion Nagy, Peter Fiedler
Rahmenprogramm mit Lesungen und Musik,  
sowie Malen für Kinder,
Kaffee, Kuchen, kalte Getränke
SA/SO 13-18 Uhr
Augustusweg 103e

26. HellerKunstRaum
Malerei, Grafik, Skulpturen, Objekte
Beate Bilkenroth, Kai Robert Kluge, Rita Richter, Ines Westenhöfer.
Rahmenprogramm mit Musik
SA/SO 13-18 Uhr 
Hellerstraße 22

27. Garten Martina Beyer
Bildhauerei, Grafik
Martina Beyer
Kaffee, Kuchen, Wein
SA/SO 13-18 Uhr
Straße des Friedens 53a

28. Garten Ralf Uhlig
Ölarbeiten, Druckgrafik, Aquarelle
Ralf Uhlig
SA/SO 13-18 Uhr
Straße des Friedens 49

Hinweise
Bitte das eigene Glas und eventuell das eigene Picknickkörbchen mitbringen. Getränke sind vor Ort erhältlich. Bei starkem Regen können Ausstellungen und Aktionen ausfallen.

Eintritt frei. Änderungen vorbehalten!

Projektleitung, Kontakt & Info
Alexander Lange/Magdalena Piper
Stadtgalerie Radebeul
0351 8311-600, -625, -626, -627
E-Mail: galerie@radebeul.de
www.radebeul.de/stadtgalerie

8. Bauherrenpreiswanderung

Kötzschenbroda

Erstaunlich, dass Kötzschenbroda als Hauptort der Lößnitzgemeinden erst bei der Suche nach Zielen für die 8. Auflage der Bauherrenpreiswanderungen in den Fokus rückte. Verbindet man doch mit dem Dorfanger ein erfolgreiches Sanierungsgebiet, welches durch Erhaltung der gewachsenen Proportionen der dörflichen Bebauung einen Hauptanziehungspunkt von unserer Stadt bildet.

Durch diese Ursprungsgemeinde, die neben Radebeul zwischen 1924 und 1935 sogar eigenes Stadtrecht besaß, flanieren heute Einheimische und Gäste über die „Kneipenmeile“ über den „Markt“ oder beschwingt mit einem Glas Wein in der Hand durch das „Herbst- und Weinfest“. Die Friedenskirche liegt hier, die Fami, die Stadtgalerie, besondere Geschäfte … und welche Überraschung, Bauherrenpreisträger sind kaum zu finden. Woran liegt das? Hat sich niemand gefunden, prämierungswürde Vorhaben aus Kötzschenbroda vorzuschlagen oder waren andere Bauherren prämierungswürdiger?

An dieser Stelle möchte ich nochmals herausstellen, dass die Ambition des Radebeuler Bauherrenpreises im eigentlichen Sinne nicht zu „Gewinnern“ und „Verlierern“ führen soll. Aber was macht man, wenn man öffentliche Aufmerksamkeit erreichen möchte, wenn Bauvorhaben vorgeschlagen, verglichen, diskutiert und abgewogen werden sollen? Ein Wettbewerb hat da viele Elemente, um eine Diskussion über Baukultur anhand konkreter Objekte zu initiieren. Trotzdem ist es schade, dass es doch Bauherren gibt, denen das Nichtgewinnen die Freude an ihrer Beteiligung am Wettbewerb ein Stück verdarb. Dabei haben sie doch einen wichtigen bleibenden Beitrag zur Radebeuler Baukultur geleistet.

In diesem Jahr wird es die Verleihung des 20. Radebeuler (und vielleicht letzten) Bauherrenpreises geben. Bis 15. August 2025 ist die Einreichung von Vorschlägen bei der Stadt oder unserem Verein erbeten.

Der Aufruf erscheint im Amtsblatt. Haben Sie den Mut, Gebautes, was Sie mit Herz und Engagement in Radebeul errichtet oder mit Freude entdeckt haben, in die Diskussion der Öffentlichkeit einzubringen!

Die Wanderung durch Kötzschnbroda dieses Jahr ist ein Beispiel dafür, dass wir unseren Blick weniger auf Bauwerke lenken, deren Bauherrschaft prämiert wurde, sondern wir werden mit offenen Augen „durchs Dorf“ und Umgebung gehen und genießen, was hier alles mit oder ohne Preis erhalten wurde oder geschmackvoll neu entstanden ist.

Lassen Sie sich herzlich für Freitag den 27.Juni, 18 Uhr einladen.

Treffpunkt ist die stadtwärtige Straßenbahnhaltestelle Flemmingstraße.

Wie gewohnt wird bei der Einladung zur Wanderung in V&R noch nicht so viel über das Programm verraten. Die Wegstrecke wird wieder nicht besonders weit und nicht anspruchsvoll sein und an der Friedenskirche enden. Am Ende sind die, die es möchten, eingeladen, dort noch in gemütlicher Runde bei einem Glas Wein etwas zum Gedankenaustausch zusammen bleiben.

Nun möchte hier wieder die Gelegenheit genutzt werden, einen kleinen Rückblick auf unsere letzte Bauherrenpreiswanderung am 28.06.2024 zu halten – zur Erinnerung für die dabeigewesenen und vielleicht für Nichtdabeigewesene als Anregung für einen Spaziergang.

Zu unserer Überraschung nahmen reichlich 80 Interessierte an der Wanderung durch die Villenkolonie Altfriedstein teil.

Bild: Wikipedia

Treffpunkt war am ehemaligen Heiteren Blick, der noch vor 200 Jahren ein Ausschank auf einem Weinberg war. Nur wenige Häuser standen damals an der Hausgasse (Winzerstraße) u.a. der erste Bauherrenpreisträger der Wanderung, das Haus Lotter (Bauherrenpreis 1998 in der Kategorie Sanierung).

Nordwestlich davon begann das vom Dresdner Architekurbüro Schilling & Gräbner (s. V&R 12/2008) 1899 erworbene 12 ha große und auf ehemaligen Weinbergen entwickelte Baugebiet der „Villenkolonie Altfriedstein“.

Man stelle sich den damaligen Blick vor: Von der noch über große Strecken durch die Felder führenden „Allee“ Meißner Straße führte eine andere Allee (heute Ludwig-Richter-Allee) bergan durch Obstgärten und ehemalige Weinberge mittig auf den am Hang thronenden Herrensitz Altfriedstein zu. In erheblichem Abstand stand das Herrenhaus des Neufriedstein mit Berghaus auf der Höhe, die Sektkellerei Bussard im Nierenberg oder das Haus Liborius an der Kreuzung der Allee mit dem Weg Bornberg/ Am Jacobstein.

Zuerst wurden durch Schilling & Gräbner in dem hängigen Gelände Straßen mit Kanalisation angelegt und gewaltige Stützmauern gebaut. Welch ein gewaltiger Eingriff in das bestehende Erscheinungsbild der Landschaft! Sogar Nebengebäude und der Westflügel des symmetrisch gebauten Altfriedsteins wurde abgebrochen, um die 98 Bauparzellen zu erzielen.

Ob es damals dazu Widerstände gab, ist mir nicht überliefert. Bekannt ist, dass der Gemeinderat von Kötzschenbroda mit kurzen Genehmigungszeiten das Vorhaben wohlwollend begleitete.

Nun wurden bis zum 1. Weltkrieg durch das Architekturbüro im Auftrag von Bauherren oder in eigener Initiative für den späteren Verkauf Häuser gebaut. Man konnte auch erschlossene Parzellen erwerben und nach Entwürfen anderer Architekten bauen lassen. Die Bauwelt war gar nicht so anders als heute.

Wir spazierten mit Blick auf verschiedene Villentypen die Lindenaustraße zum Altfriedstein hinauf. Dort gab es viel Geschichtliches zu erzählen. Selbst Graf Brühl hatte den Herrensitz 1763 als „Mon Repos“ in seinem Besitz. Das Wasser für die Wasserspiele kam vom heutigen Schwarzes Teich….

Auch wenn die Giebelfassade zur Ludwig-Richter-Allee heiter mit Putzstuck verziert wurde, sieht man die dem Gebäude durch Abbruch des Westflügels zugefügte Verletzung.

Nun liefen wir den Prof.-Wilhelm-Ring bergab, vorbei an der Hausnummer 20, in der auch 1951/52 der Schriftsteller Martin Andersen Nexö wohnte. Dieses Gebäude bauten Schilling & Gräbner 1903 als Leitbau, konnten es aber erst 1916 verkaufen.

Ein weiteres Stück hinunter, in der Kurve mit der Hausnummer 26, steht die prächtige Villa Schwarze. Wir wurden vom Team des im EG befindlichen „Zahn Ateliers“ herzlich begrüßt und durften das Grundstück und die Praxisräume besichtigen. Nochmals herzlichen Dank dafür.

Villa Schwarze Foto: M. Mitzschke

Für den der Villa Schwarze gegenüberliegende öffentliche Park erhielt die Stadt Radebeul 2011 den Bauherrenpreis. Möglich wurde dessen Sanierung auch durch eine erhebliche Spende Erivan Haupts.

Am heutigen Pflegeheim Neufriedstein entdeckten wir den ehemals hinter dem Altfriedstein stehenden Delfinbrunnen. Auch versuchten wir uns zu erinnern, wie wohl die vormals hier gestandene, als Altenheim für Artisten genutzte Sarrasanivilla aussah. So richtig hatte keiner mehr konkrete Erinnerungen. Der in der Nachbarschaft liegende Garten der Familie Dr. Junker erhielt 1999 den Bauherrenpreis.

Ein kleiner Weg führte uns zur Straße Neufriedstein hinunter, wo wir in westlicher Richtung weitergingen und auf den ehemaligen Herrensitz Neufriedstein stießen. Dieses Ensemble hat im Erscheinungsbild ebenfalls verschiedene Entwicklungen durchlaufen. Als Veranschaulichung wurden hier alte Ansichtskarten herumgereicht. Interessant war es, den kleinen Platz vorm Hauptgebäude als ehemaligen Kutschenwendeplatz erläutert zu bekommen.

Bauherrenpreisträger sind aber hier die Besitzer des Nachbargebäudes Neufriedstein 3a. Sie erhielten den Preis im Jahr 2002 für die gelungene Altbausanierung.

Mit freundlicher Erlaubnis des Pächters stiegen wir nun die durch den Weinberg „Sandleite“ führende Weinbergstreppe zur Straße Am Jacobstein hinab. Nun war es nicht mehr weit zum Haus Fliegenwedel. Familie Hößelbarth, die 1998 in der Kategorie Sanierung den Bauherrenpreis erhielt, empfing uns herzlich. Fachkundig erläuterte uns Herr Hößelbarth als Architekt die Bau- und Sanierungsgeschichte und führte uns durch verschiedene Räume bis in den Keller. Dort wurde bereitwillig zur Herstellung des auf eigenem Berg gewachsenen Weins Auskunft gegeben. Bei Hößelbarthschem Wein klang an einem lauen Sommerabend mit guten Gesprächen diese Wanderung aus.

Haus Fliegenwedel Foto: M. Mitzschke

Michael Mitzschke

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Gedenkblatt für Friedrich-Wilhelm Junge

15. Juli 1938 – 20. Februar 2025

Foto: Thomas Adler

Respekt und Klarheit – Klarheit und Respekt

„Einfach nur hinsetzen und vorlesen bringt gar nichts“, sagte er. Jeder Text wollte durchdacht, wollte erarbeitet werden – das war er den Worten, deren Urheber, das war er auch sich, seinem Publikum schuldig.

So konsequent, wie er auf der Autonomie eines jeden Menschen bestand, nahm er zuerst sich selbst in die Verantwortung.

Als Gründungsmitglied des Courage-Preis-Vereins und natürlich vor allem als Kunstpreisträger der Stadt war seine Stimme auch in Radebeul gegenwärtig.

Je näher ich ihn kennenlernen durfte, umso mehr beeindruckten mich der Respekt und die Klarheit, mit denen Friedrich-Wilhelm Junge unterschiedslos allen Menschen gegenübertrat.

Respekt und Klarheit – darin liegt aus meiner Sicht das Vermächtnis, das er uns hinterlassen hat: Klarheit in Gedanken, Worten und Werken, getragen vom Respekt vor allem Leben als Ausdruck der Hoffnung, daß sich die Menschheit den Ehrentitel „homo sapiens“ irgendwann vielleicht doch noch verdient.

 

Gedenkblatt für Lieselotte Finke-Poser

29. Dezember 1925 – 10. April 2025

Foto: Thomas Adler

Frühjahrsputz – wo nur hin mit den alten Lexika? Immerhin finden sich dort noch ganzseitige Lebensbilder von Lieselotte Finke-Poser …

Lebensbilder –

Das Leben selbst war ihr Thema von allem Anfang an. Sie konnte es später mit Albert Schweitzers Wort von der „Ehrfurcht vor dem Leben“ für sich und ihre Arbeit vertiefen und lebenslang bewegen.
Tief verwurzelt im christlichen Glauben ist sie stets ihren eigenen Weg gegangen. Schon während ihres Studiums der Malerei und Grafik in Leipzig ließ sie sich von keinerlei Versprechungen korrumpieren und verließ die Hochschule ohne Diplom.

Aus eigener Kraft suchte und fand sie Zugang zu verschiedenen Verlagen und bekam Aufträge zu Illustrationen. Im Raum der Kirche fand sie für sich und ihre Kunst eine Heimstatt.

Die Stadt Radebeul, wohin sie ihrem Mann, dem Flötisten Willy Finke, 1953 gefolgt war, wurde für sie nach eigenem Bekenntnis „zur lieben Heimat“, um die sie sich freilich zunehmend Sorgen machte. Es war, sagte sie, ihr „vordringlichstes Anliegen, Radebeul als Gartenstadt darzustellen, bevor noch der letzte Baum gefällt, der letzte Garten zugebaut ist“.

Hervorzuheben in ihrer Kunst sind die Portraits insbesondere von Kindern und Senioren, Menschen also, die sich noch nicht oder nicht mehr verstellen, die keine „Rolle“ (mehr) spielen zu müssen glauben, sondern sich so zeigen, wie sie sind. In jedem Falle aber, so war sie überzeugt, verlangt ein Portrait, wenn es gut werden soll, viel Arbeit.

Lieselotte Finke-Poser wird fehlen in der Stadt – und das nicht nur während des Grafikmarktes, den sie mit aus der Taufe gehoben hatte und bei dem sie stets persönlich anwesend war.
Nun bleibt ihr Stuhl leer …

Thomas Gerlach

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