Radebeuler Miniaturen

1623 – 2023: 400 Jahre Haus Möbius
IV
Haus und Herrschaft

Viel hat sich nicht geändert in den ganzen Jahren, sag ich in das beredte Schweigen hinein und stelle mein Glas ab. Ein Haus in der Lößnitz muß sich eins leisten können und wollen.

Während Ulrike hörbar seufzt, ziehe ich ein dicht beschriebenes und schon etwas gelbes Papier aus einem Stapel Unterlagen. Hier, sag ich, und schlage mit dem Handrücken auf die Buchstaben, erinnere dich, das hat uns Frau Schließer damals verehrt. (Die sehr verdienstvolle Radebeuer Stadt-Archivarin Lieselotte Schließer hat damals noch in der Lößnitzgrundstraße residiert und sehr lebhaft Anteil genommen, als wir die Wohnung hier im Haus bezogen.)

Foto: T. Gerlach

Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein, lese ich nun, sind Häuser und Weinberge im Besitz der Strauch’schen Erben geblieben – offenbar war nähere Kenntnis der Heiligen Schrift manchmal auch ein einträgliches Geschäft (siehe Heft 1).

Für das Jahr 1715 ist dann Johanna Gertraude Küffner als Besitzerin überliefert. Sie war ebenfalls eine geborene Strauch und hatte noch vor der Jahrhundertwende den Dresdner Ratsbaumeister Johann Siegmund Küffner geehelicht, der unter anderem am Bau der von George Bähr geplanten Loschwitzer Kirche beteiligt war. Küffner hatte den Besitz um 1700 aus einer anderen Linie der Familie Strauch erworben und mit seinem Tod 1709 seiner Witwe hinterlassen.

Möglicherweise ist mit dem Jahr 1715 ein größerer Erweiterungsbau verbunden. Jedenfalls hat sich ein Johann Christian Große, Maurermeister in Kötzschenbroda unterm Dach verewigt. Um 1990 war die Signatur noch deutlich zu erkennen. Das damals entstandene Foto zeigt noch eine ferne Erinnerung daran. Leider ist sie aber, wie ich jetzt erst entsetzt feststellte, 1994 anstehenden Dacharbeiten offenbar unbemerkt zum Opfer gefallen.

Es spricht viel dafür, daß die Witwe Küffner sich mit diesem Anbau – wie es damals üblich war, denk nur an Wackerbarths Ruhe – einen Alterssitz geschaffen hat. Ob sie wirklich dauerhaft hier wohnte, ist nicht überliefert.

Schade, sagt Ulrike, ich stelle mir grade vor, wie das war, so als Witwe in den Weinbergen zu leben …

Ohne weiter auf diese Bemerkung einzugehen, fahre ich fort: Die Küffnerin stirbt 1729, sie hinterläßt das Gut ihrem Vetter, dem Senator Carl August Strauch. Der Wert des Ganzen wird dabei auf rund 770 Thaler geschätzt, der Ratsbaumeister hatte es noch für 500 Gulden (1 Gulden entsprach etwa 2/3 Thaler) erworben. Diese „Wertsteigerung“ hing ganz sicher nicht ausschließlich mit dem Neubau zusammen. Die Teuerung dürfte auch den nicht enden wollenden Kriegen geschuldet gewesen sein – es ist eben immer das Gleiche…

Im Jahr 1762 wird der Name Strauch zum letzten Mal genannt.

Ich halte inne, blicke auf und schenke uns nach.

Thomas Gerlach

Eine Glosse

Qualität…?

„Qualität liegt im Auge des Beschauers?“ Oder so ähnlich…? Oder war es die Schönheit…? Kann auch sein! Aber ist eigentlich nicht so wichtig. Letztendlich bestimmt jeder selbst, was er unter Qualität, Schönheit und solcherlei Dingen verstehen will. Gott sei‘s gelobt und ge…! Wo kämen wir denn da hin, wenn mir einer sagen würde, was ich unter Dies oder Das zu verstehen hätte! Dem würde ich aber…!

Bekanntermaßen gehen hier die Meinungen extrem auseinander. Früher, ja früher, zu Kaisers Zeiten oder in der Diktatur, war das natürlich eine ganz andere Sache. Da gab es ein strenges Regime und gedacht wurde nur in offiziellen Memoranden. Die sollten einen erinnern ordentlich zu arbeiten, ordentlich zu leben und nie unordentlich aus der Reihe zu tanzen. Da waren die Regeln ein für allemal festgelegt und hatten für alle Zeit zu gelten. So war das im Kaiserreich Deutscher Nation, im Tausendjährigen Reich und im Reich „Immer scheine die Sonne“.

Da kann ich mich noch gut an die Normer und Gütekontrolleure erinnern, wie die immer um meine Bohrmaschine herumgeschlichen sind. Oh Gott, was man mit denen für Ärger hatte! Aber freilich ist das alles Schnee von gestern.

Heute kann sich jeder alles selber denken und auch machen wie er‘s will. Bist du allerdings in der dummen Lage ein lumpiger Arbeitnehmer zu sein, kann es vorkommen, dass du eines schönen Tages einfach vor die Tür gesetzt wirst. Pech gehabt! Früher, da wäre dann der Meister gekommen oder der BGeller und hätten mit dir ellenlange Gespräche geführt und die Konfliktkommission hätte tröstende Worte gesäuselt. Das selbständige Denken fällt ja noch heute so manchem Bürger schwer.

Natürlich ist das so eine Sache mit der Qualität. Keiner will doch mehr, dass sich beim Suppeauslöffeln der Alu-Löffel verbiegt. Also aufpassen beim „Pferdekauf“ – eben selber denken! Zugegeben so einfach ist das nun auch wieder nicht. Der Handel mit Waren ist schon seit Alters her ein windiges Geschäft. Da will ich jetzt nicht auf den Schacher mit Wundersteinen und Glücksamuletts verweisen. Auch an der sogenannten Wertpapierbörse soll es ja so manche faulen Papiere geben. Aber wie gesagt, für Träumer ist in der heutigen Zeit kein Platz, weder im harten Alltagsgeschäft noch in der Wirtschaft. Minderwertige Ware muss man ja nicht kaufen. Es gibt schließlich genug Anderes. Und langt das Geld nicht, muss man sich halt anstrengen…

Die Träumer sollten sich lieber in den weichen Sektoren des gesellschaftlichen Lebens austoben. Und wie ich erst unlängst gesehen habe, nutzen sie ihre Chance reichlich. Aber bedenken sollten sie, dass das Grundprinzip „Jeden Seins“, auch auf dieser „Spielwiese“ gilt. Erst neulich hatte mir so ein Träumer erklärt, dass man eine Theatervorstellung nicht beurteilen sollte, da es hier ja um Geschmacksfragen gehe. Nun verstehe ich vom Theater eigentlich nichts. Wann habe ich denn das letzte Mal ein Stück auf der Bühne gesehen…? Kann mich nicht erinnern. Aber das sich hier was verschoben haben muss, sollte wohl auch dem Dümmsten aufgefallen sein, wenn die Zuschauer immer weniger werden. Vielleicht hat das doch was mit Qualität zu tun? Und um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Mit einem Schauspieler ist noch kein Theater zu machen.

Und überhaupt, was man heutzutage so alles als Kunst vorgesetzt bekommt! Ehrlich gesagt, da komme ich nicht mehr ganz mit. Da meine ich nicht mal die Bilder, bei denen man nicht weiß, wie rum man sie aufhängen soll. Nicht, dass ich was gegen Volkskunst hätte, aber wie sagte schon meine Mutter: „Schuster bleib bei deinem Leisten.“. Immer schön bescheiden bleiben. Ich muss nicht bei Allem und Jedem mitreden können. Das ist wie bei der Erziehung, da sollte auch nicht jeder X-Beliebige seinen Senf dazugeben. Denn man weiß ja, am Ende sind es die Lehrerkinder, die am meisten verzogen sind.

Nun ja, das Feld ist weit. Und Sprüche gibt’s mehr als genug… Einer meiner ehemaligen Kollegen erklärte mir einst im felsenfesten Brustton seiner Überzeugung: „Kunst ist nur das, was ich verstehe!“. Ein allzu wahrer Spruch, meint

Euer Motzi

Ein Amerikaner in Radebeul

Wieder so eine schräge Idee von Herrn Lohse? Hat er jetzt vielleicht vor, den Donald T. einzuladen? Nein, das ist nicht zu befürchten und kaum zu glauben, dass wir Freunde werden könnten. Aber ein klein wenig hat mein heutiges Thema doch mit dem amerikanischen Kontinent und dem, was da wächst zu tun.

Es geht um Weinbau und die Amerikaner-Rebe. Sie hat u.a. der Lößnitz nach der Reblauskatastrophe im letzten Viertel des 19. Jh. später wieder zu einem Neuanfang im Weinbau verholfen. Die Amerikaner-Rebe (in Sachsen Aramon x Vitis Riparia) erwies sich als reblausresistent, auf diese konnten die hier üblichen Sorten – zB. Müller-Thurgau, Weißburgunder und Riesling – aufgepfropft werden. Das klingt hier so einfach, aber dafür war ein längerer Prozeß von Versuchsreihen erforderlich, an dem Carl Pfeiffer schon 10 Jahre in Oppenheim mitgewirkt hatte, ehe er 1912 über Meißen nach Radebeul kam. Während der Zeit lagen in Radebeul die Weinberge brach, bzw. wurden mit Obstbäumen oder auch Erdbeeren bepflanzt. Durch den 1. Weltkrieg wurde das Wiederaufreben nochmals verzögert, ehe dann in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jh. die ersten Weinberge der Lößnitz neu bestockt und etappenweise bis zum heutigen Stand fortgeführt.

Und wo ist mir nun so ein Amerikaner in Radebeul begegnet? Er begleitet uns seit 1997, seitdem wir in der Borstraße wohnen. Der Baumeister Franz Jörissen muß die Amerikaner-Propf-Rebe 1934 gesetzt haben, als er das Grundstück erworben und sich hier eingerichtet hatte. Der Plan war, ein hölzernes Spalier am Ostgiebel seines Hauses mit Wein beranken zu lassen. Ich war nicht dabei gewesen, aber aus Gesprächen mit Jörissen weiß ich, daß der aufgepfropfte Gutedel Ende der 30-er Jahre einen harten Frost abgekriegt hatte und deshalb eingegangen war. Da die Wurzeln des Amerikaners stark waren, trieb er nach dem Winter wieder aus, wuchs kräftig und hatte auch wieder Früchte. Nur sahen die jetzt blau aus und hatten etwa die Größe von Heidelbeeren. Sie waren sauer und bitter, also eigentlich nicht genießbar. Dieser Stock, sozusagen ein Wildling, wuchs über die Jahrzehnte unabhängig von seltenen Kältespitzen und heißen und trockenen Sommern zu einem Weinbaum mit einem Stammdurchmesser von 24cm (gemessen am Erdboden) und inzwischen den ca. 8m hohen Hausgiebel bedeckend. O.g. Holzspalier überragt „unser Amerikaner“ längst und hat mit seinen starken Ästen an drei Stellen das Lattenwerk zerstört. Der Amerikaner braucht erstaunlicherweise kaum Pflege – keine Erdarbeiten, keinen Dünger und auch keine Schädlingsbekämpfung. Ein Schnitt ist nur da erforderlich, wo er nicht wachsen soll, an der Fernsehantenne und vor den Fenstern. Alle Versuche durch verschiedene Personen und über die Jahre führten zu keinem befriedigenden Ergebnis, es wurde nie ein trinkbarer Wein! Wir ernten etwa die Hälfte der Früchte bis dahin, wo die Leiter reicht und stellen mit Zucker einen Gelee und auch leicht herben Traubensaft her. Die zu hoch hängenden Trauben überlassen wir den Staren, die im September dann zahlreich einfliegen und sich den Rest schmecken lassen. Wenn wir den Zeitpunkt der Ernte verpassen sollten, gehen die Stare als Sieger vom Platz.

Der Stareneinfall in den Amerikaner ist ein Naturereignis, nicht selten kommen 30 bis 40 Vögel auf einmal und fallen laut zwitschernd ein, aber beim Fressen herrscht dann Stille. Wenn sie durch eine Person im Garten gestört werden, wechseln sie den Sitzplatz und warten auf einer nahen Tanne oder der hohen Linde am Hoftor bis „die Luft rein“ ist. Wir akzeptieren diese Art von Arbeitsteilung, wohl wissend, daß im Herbst bald der Vogelzug beginnt und die Stare vorher noch eine Stärkung brauchen können. Bedingt durch den Klimawechsel sollen aber wohl nicht mehr alle Stare auf die weite Reise gehen. Dumm nur, wenn der Stareneinflug auf einen Tag mit großer Wäsche fällt. Vor allem Weißwäsche kann dann durch die Ausscheidungen der Vögel schon mal verdorben werden, denn die Kacker sind kräftig lilablau.

Ich weiß gerade nicht, wie viele Amerikaner es in Radebeul noch gibt. Wahrscheinlich würde ein echter Winzer diesen Wildling auch schon gerodet haben, denn er hat kaum wirtschaftlichen Nutzen. Wir jedenfalls haben uns an diese Nachbarschaft mit „unserem Amerikaner“ gewöhnt! Warum ich diese Worte in Anführungsstriche setze? Unser ist ein besitzanzeigendes Fürwort und wir besitzen als Mieter nicht, auch den Wildling nicht.

Dietrich Lohse

Wie bunt ist Coswig wirklich?

Ein Spaziergang mit Carl Sigismund Romer durch die Große Kreisstadt Coswig (1. Teil)

 

Büste Romers. Einst auf dem Gelände seiner
Gärtnerei, jetzt in den Grünanlagen vor
der Karrasburg, dem Stadtmuseum Coswigs
Foto: I. Rau

Unlängst, als ich aus dem Rathaus kam, beschäftigt mit den aktuellen Problemen um Coswig, führten mich meine Schritte an der Grünanlage vor der Karrasburg vorbei. Dort stieß ich auf die Stele mit der Büste von Carl Romer. Er winkte und stieg von der Stele. Was wird das nun, dachte ich. Darauf begann er mir zu erzählen, wer er war und was er für Coswig geleistet hat. Also machten wir uns gemeinsam auf die Suche, seine Spuren zu finden bzw wie sein Erbe in Coswig geachtet wird. Zunächst zog er mich in die Dauerausstellung des Museums Karrasburg und verwies auf die Gedanken von Petra Hamann in ihrem Buch- Coswig hat Geschichte/1/. Daraus erfuhr ich, dass Carl Romer von 1872-1949 lebte. Er war ein Gartenunternehmer der ersten Stunde und Stadtverordneter von 1902-1932 sowie erster Ehrenbürger der Stadt (1932). Er hatte seine Gärtnerei in der heutigen Romerstraße. Dort spendete er auch die noch heute die Straße säumenden prächtigen Linden. Er legte den Grundstein für die Produktion von Moorbeetkulturen, errichtete Gewächshäuser incl. eines speziellen Pflanzenüberwinterungshauses in “seiner” Straße. Die Produktion von Azaleen, Kamelien Eriken gingen seitdem auf die Reise in die kleine und große Welt und machten Coswig bekannt. Dazu erwähnte ich ihm, dass z.B. die heutigen Gartenbaubetriebe Risse und Türke an der Dresdner Straße und Rudolph an der Grenzstraße sein Erbe als Groß- bzw. Einzelhändler wirtschaftlich fortführen. Daneben hat Coswig mit seinen Ortsteilen diverse weitere kleinere Gartenbaubetriebe und Verkaufsstätten für Gemüse, Pflanzen und Blumen. Coswig sollte damit einen guten Namen als grüner Standort haben. Ob das jedoch stimmt, das wollten wir beide nun wissen und ich spazierte mit wachen Augen von Kötitz bis in den Spitzgrund und auch durch die Ortsteile Sörnewitz, Brockwitz und Neusörnewitz, immer Herrn Romer im Nacken.Ich erläuterte ihm dabei, dass der Bauhof der Stadt heute sehr bemüht ist, mit jahreszeitlich abgestimmten Bepflanzungen der Stadt ein buntes Aussehen zu geben und zu den Festen um Ostern und Weihnachten das Auge zu erfreuen, ob z.B.um den Wettinplatz, dem Kreisverkehr oder am Bahnhof. Übrigens war auf dem Vorplatz des Bahnhofes mal ein Gemüsegarten, meinte spontan Herr Romer dazu/1/. Viel Engagement investiert man heute auch in die strassenbegleitenden Bepflanzungen in der Industriestraße, der Dresdner- oder der Hauptstraße. Soweit so gut, sagte er, aber wie stehen die Bürger der Stadt heute zu ihrem grünen Erbe? Überrascht war er schon, dass die Coswiger Bürger sich in 18 Kleingartensparten organisiert haben und somit ihrer Freizeit eine sinnvolle Beschäftigung geben und ihren grünen Daumen ausleben können. Dabei berichtete ich ihm über die z.T. harten Auseinandersetzungen um den neuen Flächennutzungsplan und der Absicht, dazu ggf. Garten- in Bauland zu wandeln. Hut ab vor den Bürgern, die dazu ihre Stimme erhoben und diese Absicht, egal wem der Boden gehörte, verhinderten, stimmte er mir zu. Sein spontanes Motto: “Coswiger, gärtnert dort weiter wie bisher und sichert Coswig auch im Zentrum weiter die grüne Luft und die Bindung von CO2!” Wie kam er aber jetzt auf CO2? Naja, ich flüsterte ihm zuvor Neuigkeiten aus der Jetztzeit zu, wie z.B., dass da noch die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens auch über Coswig und das mit einem Superschnellzug durch die Bundesregierung umgesetzte Klimaschutzgesetz vor uns stehen. Ah, meinte er, ähnliches gab es zu meiner Zeit auch schon im Stadtrat. “Ich begreife”, sagte er, “nun geht auch den letzten Politikern ein Licht auf, aber wir sind in Coswig, hat man hier dieses Zeichen noch rechtzeitig verstanden?” “Ja”, rief ich ihm sehr laut zu, “2020 hat der Rat einen Beschluß zur Erarbeitung eines “Integrierten Klimaschutzkonzeptes” gefasst und mit finanzieller Förderung die Stelle eines Klimabeauftragten eingerichet”. Diesen Gedanken nahm ich ohnehin aus dem Rathaus bzw. dem Stadtrat mit, als ich zur Büste von Herrn Romer ging. Vom Umweg über den Klimabezug lenkte ich seine Schritte zunächst weiter in den Interkulturellen Garten Coswig e.V. in der Jaspisstr., wo Stadträtin Cornelia Obst die Harke schwingt. Als Geschenk an die Stadt hat sie dazu 3 Pflanzen-/Blumenbänke hinter der Mauer des neuen Festplatzes gestaltet. “Donnerwetter, man ist also auch heute bemüht, ausserhalb der Hauptwege, Farbe in die Stadt zu bringen”. Dabei staunte er dort auf der Wiese auch über die neu gepflanzten Bäume und das Schild mit den dazu gehörenden Erläuterungen. Ich verwies ihn dabei auf eine Aktion des Stadtrates, auf Initiative der Fraktionen BnC (Bündnis für ein nachhaltiges Coswig) und der damaligen CDU- Fraktion, zunächst 150 Begrüßungsbäume für ehrenvolle Bürger und Neugeboren an verschiedenen Standorten der Stadt zu pflanzen. “Kann man sich mit eigenem Geld auch an der Finanzierung beteiligen?” wollte er wissen. “Natürlich, das ist sogar gewollt und kostet 50 €/Baum ohne Namensschild”. Leider war es ihm aber nicht vergönnt, Euros bei sich zu haben, sonst hätte er sich neben seinen Linden auf der Romerstraße auch hier beteiligt.

Carl Sigismund Romer

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1 Coswig hat Geschichte von Petra Hamann
Wissenswertes und Amüsantes aus dem Stadtarchiv
NOTschriften Verlag

Herausgegeben von der Großen Kreisstadt Coswig
1. Auflage 2012 ISBN 978-3-940200-82-2

„Lößi“ lebt (Fortsetzung)

Vermutlich hatte man dort einst ein tiefes, großes Loch gegraben, um das zu gewinnen, was die Eiszeit als Endmoräne zurückgelassen, den Kies, dieses fein zerriebene, glatt geschliffene Gestein in allen Korngrößen, vom winzigen Sandkörnchen bis zum Kieselstein, mitunter bis zum Findling.

Im Loch hatten sich Niederschläge gesammelt und die nahe, vorbeifließende Elbe Grundwasser hineingedrückt.

So war ein Gewässerchen entstanden: ein Tümpel, ein Teich, ein kleiner See, je nach Auge des Betrachters.

Anliegende Gärtner und Landwirte nutzten nun die schöne Naturgabe zur Befeuchtung ihrer Böden, eine nimmermüde Elbe sorgte für Wassernachschub, das klarste, weil durch den Kies gereinigte Grundwasser, das sich denken lässt.

Irgendwann entstand das Lößnitz- Schwimmbad, ein Naturbad.

Nachts im Flammengeflacker aus einer hoch lodernden Feuerschale erfuhr ich das alles direkt neben dem „Lößi“ auf der Terrasse dieser gemütlichen Gaststätte mit dem putzigen Namen „Kuchenbude“. Eigentlich waren wir doch Fremdlinge, aber keinen störte das, wir wurden gleich ans Feuer, ins Gespräch gezogen durch eine Gestalt, die ich für den Musiker Helge Schneider hielt, klein, schlank, langhaarig. Brille, saloppe Kleidung. Allerdings die ersten Wörter in so einem sächsischen Singsang :“Na dann wärmt euch nur erstmal schön auf und dann sacht irr mier, was irr dringen wollt.“
Das Holz in der Schale knackte laut und stieß einen ganzen Schwall glühender Funken in den blanken Sternenhimmel.

„Sind Sie vielleicht mit Helge Schneider verwandt?“ fragten wir . “Nu ja, das iss mei Urgroßvader!“

Meine wunderbare Frau und ich, ihr Fitzknödel von Mann, wir lieben diese Art sächsischer Selbstironie. Hier am Feuer wärmte dieser fröhliche, unaufgeregte Ton…

So waren wir miteinander bekannt geworden und wir verliebten uns in diesen ein bisschen heruntergekommenen Ort. Irgendwie war er uns ins Gemüt gekrochen und so entstand schrittweise die Idee zu seiner Veredelung zum Nutzen einer großen Öffentlichkeit, der Radebeuler und darüber hinaus einiger weniger besonders Bedürftiger.

Bei den besonders Bedürftigen hatten wir an Eltern gedacht, mit Kindern, denen Einzelfallhilfe zusteht. Sie sollten hier Urlaub machen können. Ihre Kinder von Zeit zu Zeit fachkundig betreut werden, so dass sie auch mal Erholung fänden.

Die Unterbringung in Wohncontainern. Vielleicht zwei Stück, behindertengerecht. Ihre Kulinarische Versorgung durch die Gaststätte,die dafür neuen Schliff erhalten müsste im Selbsthilfeverfahren des gegenwärtigen Wirts. Das wäre der „selbsternannte Helge-Schneider -Urenkel“, der gegenwärtige „ Leibspeiserei“- Inhaber.

Und die Hauptsache : Die Renaturierung des Elbegrundwasserseeleins als mögliches Masterprojekt der Fachrichtung Umwelt an der TU Dresden, um ein gut funktionierendes Schwimmbad, ohne Blaualgenbefall zu bekommen.

Natürlich sind ideenreiche Gespräche am Feuer, bei einem Glas Schieler wunderbare Augenblicke, Träume in eine rosarote Zukunft. Aber da hämmert mir so ein Zitat im Gedächtnis, auch wenn es von Leuten gebraucht wurde mit denen ich lieber nichts zu tun haben möchte. Es lautet sinngemäß, dass die Idee sich in die Wirklichkeit umsetzen lässt, wenn sie von vielen Menschen getragen wird.

Also liebe Leser der „Vorschau & Rückblick“ kann euch ( Sie ) unsere Absicht ein bisschen anregen, vielleicht sich mit Ideen einzubringen, hier mitzumachen?

Die Redaktion nimmt hinfort alle zugesandten Ideen zur Kenntnis und wird regelmäßig auch solche veröffentlichen.

Erste Gespräche gab es bereits mit der
Abteilung Sozialwesen beim Rat der Stadt,
SB Freizeitanlagen ,
Familien Initiative e.V., Altkötzchenbroda ,
Mohrenhaus : Jugendtreff
BUND Bund, Chemnitz,
Schülervertreter der OS Radebeul Mitte
Kuturbahnhof, Rdbl.-Bibliothek,
Dem Wirt der „Kuchenbude“.
Überall stießen wie auf Interesse und Bereitschaft über das Projekt nachzudenken.
Über den Fortgang soll regelmäßig berichtet werden.

Caijm Grosser

Museum der Zukunft in Radebeul?

Aus einer Gesprächsrunde im Lügenmuseum

„Das Museum of the Future an der bekannten Schnellstraße der Stadt, der Sheikh Zayed Road, ist eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten von Dubai. Das von der Dubai Future Foundation gegründete Museum, das am 22. Februar 2022 eröffnet wurde, erforscht, wie die Gesellschaft sich mithilfe von Wissenschaft und Technologie in den kommenden Jahrzehnten entwickeln könnte.“

Mit diesem Text und dem Abbild einer riesigen stählernen Plastik mit arabischen Schriftzeichen inmitten einer von Hochhäusern geprägten Stadtlandschaft lockt eine Webseite die Nutzer an, sich auf ihr und natürlich besonders vor Ort in der Stadt und im Museum umzusehen. Den Aufenthalt in Dubai kann man da gleich mit buchen. Und wie selbstverständlich ist auch der Text der Seite natürlich in Deutsch verfasst.

Die Plastik entpuppt sich schließlich als das eigentliche Museum, in welchen der Besucher erfährt, wie unserer Leben in 50 Jahren aussehen könnte. In der Hauptsache geht es um Themen wie Raumfahrt, Lebensstil, Klimawandel, Umweltschutz, Gesundheit und Spiritualität. Wer dieses Museum betritt, wähnt sich, bereits in der Zukunft angekommen zu sein. Die Karte ist schon ab 35 Euro zu haben.
 
So spektakulär freilich und so teuer ging es am 1. März dieses Jahres in Radebeul nicht zu. Auch das Gebäude, in das zu der Diskussion um das „Museum der Zukunft“ eingeladen wurde, wirkt nicht gerade zukunftsweisend. Die Einladung, auch wenn sie vom Lügenmuseum ausgesprochen wurde, war aber durchaus ernst gemeint, was man schon an den zahlreichen Teilnehmern und deren Zusammensetzung erkennen konnte. Unter den Besuchern aus Radebeul und dem Umland befand sich auch eine ganze Reihe mit einschlägigen fachlichen Kenntnissen zur Thematik ausgestatteten Persönlichkeiten. Unter anderem Prof. Dr. Oliver Rump von der Berliner Hochschule für Technik und Wissenschaft, wo er in den Studiengängen Museumskunde / Museologie sowie Museumsmanagement und -kommunikation lehrt.

Auch die Redaktion von Vorschau & Rückblick war mit einer ansehnlichen Delegation vertreten.
 
Für manchen Teilnehmer der Diskussionsrunde mag freilich das Thema wie aus „heiteren Himmel“ gefallen sein. In der Museumslandschaft nicht nur der Bundesrepublik jedenfalls geht es mindestens seit 2019 in der Angelegenheit heftig zur Sache. Diese kontroverse Debatte wird nicht nur im musealen Kreisen ausgetragen, sondern in öffentlichen Streitgesprächen, wie beispielsweise am 30. Januar 2020 im Lichthof des Jüdischen Museums Berlin vor 500 Zuhörern. Ausgerechnet dort trafen mit Léontine Meijer-van Mensch, Direktorin der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsens sowie Mitglied des ICOM Executive Boards und Markus Walz, Professor für Theoretische und Historische Museologie an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) sowie Mitglied des Vorstandes von ICOM Deutschland, zwei Experten aufeinander, die gegensätzlicher nicht hätten sein können. Zur Erläuterung: ICOM steht für Internationaler Rat von Museen. Auf die gesamte Problematik und die Kontroversen soll hier aber nicht weiter eingegangen werden. Wer will kann sich zu dieser Thematik ausreichend im Internet informieren.
 
Anlass zu den zahlreichen Debatten bot die vom Internationalen Rat von Museen in die Diskussion gebrachte Neubestimmung der Definition des Begriffs „Museum“, die mittlerweile in abgeänderter Form Ende des Jahres 2022 beschlossen wurde. Die Notwendigkeit dafür ergebe sich, so eine weit verbreitete Auffassung, aus den Veränderungen der Gesellschaft und den neuen Formen der Kommunikation. Auf diese Situation müsse auch das Museum reagieren, wenn es eine Zukunft haben wolle. Ob nun aber der Slogan „Hauptsache Publikum!“ des Deutschen Museumsbundes hierfür der richtige Ansatz ist, möge dahingestellt bleiben, fragwürdig scheint der allemal zu sein. Haftet ihm doch die allzu bekannte „Tonnen-Ideologie“ und die Verwertbarkeit dieser Einrichtungen an. Und so spiegelte sich das dann auch, wenngleich nicht so heftig, in der regen Diskussion zu dieser Thematik im ehemaligen Serkowitzer Gasthof wider.
 
Das Museum, so Prof. Oliver Rump, solle mehr an die Menschen herangetragen werden, denn mit der ständig voranschreitenden Digitalisierung verändert sich auch deren Wahrnehmung. Sowohl die Besucher als auch die Museen müssten deshalb stärker mit einander interagieren. Und wie zur Bestätigung des gerade Gesagten unterbrach der Musiker Gabriel Jagieniak die Redner, um mit seinem Akkordeon eine musikalische Zusammenfassung der bisherigen Diskussion den Gästen zu bieten.
 
Schnell gelangten die Gespräche allerdings auf das Praktisch-Machbare, und so beschrieb die Leiterin des Dresdner Kunsthauses Raskolnikow Iduna Böhning ihre Erfahrungen bezüglich der Sicherung des Objektes, bei der auch außergewöhnliche und schmerzhafte Wege beschritten werden mussten. Reinhard Zabka, der die Diskussion recht unkonventionell führte, informierte die Gäste unter anderem über die produktive Zusammenarbeit des Lügenmuseums mit der Stadt Riesa.
 
Museen „sammeln, erhalten, erforschen, interpretieren, stellen aus und erweitern das Verständnis der Welt, mit dem Ziel zur Würde des Menschen, sozialer Gerechtigkeit, globaler Gleichheit und dem Wohlbefinden des Planeten beizutragen“, so ein Auszug aus der neuen Definition. Museum aber ist auch ein gemeinnütziger Ort, eine „der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung im Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die zu Studien-, Bildungs- und Unterhaltungszwecken“ dient, meint Claudia Thom von der Stadtverwaltung Kreuzlingen. Und schaut man in das Besucherbuch des Lügenmuseums, so kann man förmlich das Wohlsein der Gäste herauslesen, die aus aller Herren Länder kommen.
 
Gewissermaßen als Quintessenz des Abends konnte deshalb der Professor Rump zusammenfassend feststellen, dass das Lügenmuseum aus fachwissenschaftlicher Sicht erhalten bleiben muss, weil es schon heute erfüllt, was die neue Definition des Internationalem Rates von Museen fordert, das interaktive Museum.                                                          

Karin und Karl Uwe Baum
 
 
 

Zauberhaft

Die 25. Ausstellung in der Galerie mit Weitblick zeigt
Besondere Figuren von Rita Goldschmidt

Der Himmel hatte es gut gemeint mit der Galeristin Doro Kuhbandner und ihren Gästen zur Eröffnung der Ausstellung mit Arbeiten der Radeburger Künstlerin Rita Goldschmidt am 19. Februar.

Foto: R. Goldschmidt

Der Hof vor dem schmucklosen Nebengebäude in der Oberen Bergstraße war trocken, hin und wieder zeigte sich eine blasse Sonne und die Temperaturen waren – dem Klimawandel sei Dank – für Februar ausgesprochen mild. So konnten sich die zahlreichen Besucherinnen und Besucher Zeit nehmen und bei Gesprächen und dem einen oder anderen Glas Wein im Freien auf eine Gelegenheit warten, den „zauberhaften“ keramischen Wesen der Künstlerin persönlich entgegen zu treten.

Foto: R. Goldschmidt

Wohl in Form gebracht atmen die Figuren ihrerseits selbstbewusst und mit Schalk im Nacken den Lebensmut und -willen ihrer Schöpferin.

Foto: R. Goldschmidt

Foto: R. Goldschmidt

Die studierte Betriebswirtschaftlerin Rita Goldschmidt hat lange Jahre als Projektmanagerin und Ausstellungsgestalterin an der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen engsten Kontakt zur „AG Künstlerische Entwicklung“ um Prof. Heinz Werner pflegen können. Hier hatte sie die Aufgabe, die Unikate der Meister zu beschreiben und ins rechte Licht zu rücken. So konnte sie tief in die künstlerische Welt der „Olympier“ eindringen. Noch heute sieht sie darin weitere Studienjahre: Farbenlehre, Formenkunde, Materialtechnik erlebte sie aus erster Hand. Diesen Fundus konnte sie schließlich neben ihrer eigenen Kreativität einbringen ins eigene Atelier, als eine der für unvermeidlich gehaltenen Umstrukturierungswellen auch sie ins Freie spülte. Hier nun, wo sie selbstbestimmt agieren kann, drückt sie ihre weltweit gewonnenen Reiseeindrücke, ihre vielen Freuden und ja, sicher auch so manchen Kummer in den weichen Ton. In ihrem Ofen erwachen die Figuren dann zu eigenem Leben, und sie wollen ihrerseits in die Welt hinaus. Spontan beteiligte sich die Künstlerin 2019 am ersten Karikaturenwettbewerb ihrer Heimatstadt. Ihre Betrachtungen zum Thema Hunger und deren Umsetzung brachten ihr gleich einen Sonderpreis ein. Wenn sie darin für das „Jahr 2110“ eine künstliche Intelligenz „Hunger“ als „Energiemangel im analogen Körper“ erklären lässt, offenbart sie zugleich ein gerüttelt Maß an sarkastischem Realismus.

Foto: R. Goldschmidt

Foto: R. Goldschmidt

Im Ganzen aber erweist sich Rita Goldschmidt mit ihren Arbeiten als heitere Spielerin, die das Leben und seine durchaus (noch) vorhandenen schönen Seiten zu genießen und zu nutzen versteht.

Der Galerie mit Weitblick sei im elften Jahr ihres Bestehens weiter viel Erfolg bei größtmöglicher Heiterkeit gewünscht. Rita Goldschmidt hat das Ihre dazu beigetragen.

Im Rahmen der Ausstellung findet am 16. April 17 Uhr eine Lesung statt. Thomas Gerlach liest aus dem gemeinsam mit Rita Goldschmidt gestalteten Buch „Im Licht der Blauen Sonne“ Geschichten aus und über Island. Herzliche Einladung auch dazu.

Thomas Gerlach

Jubiläumskonzert des Lößnitzchor Radebeul e.V.

Eine Reise quer durch unser Repertoire

Der Lößnitzchor e.V. Radebeul lädt herzlich zu seinem Jubiläumskonzert anlässlich des 35jährigen Bestehens des Chores ein. Dieses findet am 15.4.2023 um 16 Uhr in der Lutherkirche in Radebeul statt. Aus unserem umfangreichen Repertoire werden unter der Leitung von Eric Weisheit Lieder verschiedenster Epochen und Stilrichtungen erklingen, teilweise instrumental begleitet. Auch unser kleiner Chor, die Gruppe „fEinklang“, wird ihr Können präsentieren. Als besonderes Highlight werden wir Teile der Messe D-Dur von Antonin Dvo?ák mit Orgel darbieten. Dabei unterstützt uns der Kammerchor des Friedrich-Wolf-Chores Dresden, die „Zwischentöne“, der unser Programm als Gast mit einigen eigenen Beiträgen bereichern wird.

Tagesfahrt am 30.4.22
Foto: W. Papke

1987 als Betriebschor der LPG Frühgemüsezentrum gegründet, erhielt der Lößnitzchor 1990 seinen heutigen Namen. Sechs Chorleiter haben sich bisher unseres Chores angenommen, und jeder brachte neue Lieder und Stilrichtungen in unser Repertoire ein. So ist dieses in den letzten 35 Jahren auf inzwischen fast 600 Lieder angewachsen. Seit 2013 ist Eric Weisheit unser Chorleiter. Unsere langjährige Chorleiterin Frau Lore Weise steht uns weiterhin treu zur Seite.

Im letzten Jahr konnten wir unser Jubiläum aufgrund von Corona leider nicht gebührend begehen. Es fand eine gemeinsame Tagesfahrt statt, aber das war vielen nicht genug. Der Wunsch nach einem Konzert zum Jubiläum war groß, weshalb wir uns entschlossen haben, dieses einfach 2023 nachzuholen. Danke an die Lutherkirche Radebeul!

Wir freuen uns auf viele interessierte Zuhörer, die uns auf der Reise quer durch unser Repertoire begleiten.

Laura Hackeschmidt
Lößnitzchor e.V. Radebeul

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http://www.loessnitzchor.de

30 Jahre !

Das Ziel des „vereins für denkmalpflege und neues bauen radebeul e.V.“, gegründet am 25.Februar 1993 war es, die Erhaltung des besonderen Charakters unserer Stadt zu fördern.

Waffenstillstandstafel, Radebeul
Foto: J. Bergner

Welchen Charakter? Das individuelle Gepräge unserer Umgebung, die über Jahrhunderte, Jahrzehnte, Jahre entwickelten Eigenschaften, Besonderheiten, Eigenarten unserer, durch die Elbe, die Elbaue, die Weinberghänge, die Hochflächen geprägten Stadt-Landschaft. Laut Lexikon würde man bei einem Menschen von ererbten und erworbenen Eigenschaften sprechen, die in seinem Wollen und Handeln zum Ausdruck kommen, zu einem guten oder schwierigen Charakter führen. Trifft das bei einer Stadt ebenso zu? Die „ererbten“ und „erworbenen“ Eigenschaften umgeben uns täglich, lassen uns genießen, gleichgültig sein oder auch erschaudern. Ein guter oder ein schwieriger Charakter? Auch hier gibt es die vielen berühmten Grautöne. Das Schöne ist nicht nur die Abwesenheit des Hässlichen. Das Schöne ist Geborgenheit, Stimmigkeit, Vertrautheit, Heimat, das Weiterführen von Traditionslinien, ohne diese nur zu kopieren, auch das behutsame Einfügen des Neuen. Und das wollen wir auch noch immer fördern.

„Verblüffen Sie die Pessimisten“ lautete der Slogan im Gründungsaufruf, unterzeichnet von Thomas Gerlach, Jens Baumann und dem leider viel zu früh verstorbenen Tilo Kempe. Und es kamen (und blieben) die Optimisten. Die Verblüffung ist nun auf unserer Seite, sind wirklich schon 30 Jahre vergangen?

Begonnen hat es in den 90er Jahren im Haus Lotter, unserem Domizil, mit Vorträgen zu Denkmalschutz und Denkmalförderung, Archäologie, Restaurierung. Begleitet von Exkursionen und Ausstellungen, von der Mitgestaltung des Tages des offenen Denkmals und immer auch von kulturellen Höhepunkten, ging es um Orientierung, Horizonterweiterung, Wissensaneignung, Schärfung des eigenen Blicks und des Urteilsvermögens, um Diskussionsbereitschaft und –fähigkeit und letztlich auch den kritischen Umgang mit Stadtplanung und Bau. Baustellenbesuche und Weiterbildungen aus und für den Mitgliederkreis und Gäste rundeten das Programm ab.

1995 dann die erste Vereinsspendenaktion: die Stiftung und Enthüllung einer Tafel anlässlich der 350- Jahr-Feier des Waffenstillstandes von Kötzschenbroda, bedeutsam, wie die Zeit lehrt.

Es begann die intensive Beschäftigung mit der Planung von Radebeul mit der Vorstellung und Diskussion zur Stadtentwicklungskonzeption (1996). Es wurde über die Notwendigkeiten und Möglichkeiten von Erhaltungssatzungen informiert und diskutiert, 25 Jahre bevor diese nun beschlossen ist. Die erste Ausstellung zum „Neuen Bauen in Radebeul“ wurde eröffnet, neben der permanenten Einbindung der Arbeit der Denkmalpflege vor Ort. Der Auftakt zur Reihe „Kunst im öffentlichen Raum“ war gelungen, der erste Fotowettbewerb zu „Stadtansichten“ wurde ins Leben gerufen und der erste „Parkeinsatz“ im Hohenhaus-Park startete. 1997 begann die Verleihung des Bauherrenpreises gemeinsam mit der Stadtverwaltung. Die vom Verein erneuerte Gedenktafel am Hohenhaus wurde enthüllt.

Radebeul, Heimkehrerstein
Foto: X-Weinzar

In den ersten fünf vielfältigen Jahren hatte der Verein schon umfangreiche Fähigkeiten erworben und konnte sich zunehmend in der Stadt einbringen und die Stadt profitierte durch das erlebbare Erinnern an die „ererbte“ Eigenart.

Der Bauherrenpreis wurde nun jährlich vergeben. Vorträge, Exkursionen, Wanderungen, Atelier- und Werkstattbesuche sowie Ausstellungen setzten sich fort, literarische Programme ergänzten das Vereinsleben. Die Figurengruppe „Chronos und die Trauernde“ rückte 1999 in den Blickpunkt, ebenso der Schutz der Weinberge durch eine Hangsatzung.

Das Jahr 2000 war besonders intensiv mit durchschnittlich monatlich zwei Veranstaltungen, u.a. mit der ersten Veranstaltung zum Bismarckturm, unserem späteren „Großprojekt“. Private Spenden ermöglichten unserem Verein, gemeinsam mit dem Denkmalschutzamt, eine neue sichere Aufstellung des über Jahre anderweitig gelagerten Heimkehrersteins (Dreimännerstein) am ursprünglichen Standort an der Kaditzer Straße.

Auch 2001 und 2002 ging es intensiv weiter, bis uns und andere 2002 die Flut ausbremste. Geplante Wanderungen und Vorträge fielen aus und wurden durch operative Arbeitseinsätze ersetzt.

Ab dem 10. Jahr des Bestehens war der Verein nun auch online vertreten. Zu unserem Jubiläum startete der Spendenaufruf für das Projekt „Chronos und die Trauernde“, verbunden mit Vorträgen und Veröffentlichungen. 2005 war es dann soweit, die Figurengruppe konnte mit unserer Unterstützung feierlich eingeweiht werden. Ab Frühjahr 2005 gestalteten Mitglieder unseres Vereins einen kleinen Platz um den 1989 sanierten Wettin- bzw. Weiberstein an der ehemaligen Poststraße in Serkowitz. Die Sanierung des Muschelpavillons am oberen Ende der Spitzhaustreppe wurde durch den Verein koordiniert und unterstützt.

Seit 2006 wurde der Tag des offenen Denkmals durch den Tag der offenen Aussicht ergänzt und vom Verein mitbestritten. Bei der Anerkennung der Bauherren ist nach zehn Jahren der 50. Preis erreicht. Der Fontainenplatz in der Dr. Schmincke- Allee wird 2007 Gegenstand eines Vortrages und der Planung durch den Verein. Gleichzeitig, anlässlich des 100 jährigen Jubiläums der Einweihung des Bismarckturms, weitete ein Vortrag über Bismarcktürme unseren Blick. Ganz konkret wurde für sechs Wochen eine mobile Stahltreppe im Inneren des Turms aufgebaut, um eine Nutzung als Aussichtsturm zu testen.

Das 15. Jahr im Vereinsleben begann mit der Anbringung der Gedenktafel für Richard Steche. Eine Baustellenführung auf der Niederwarthaer Brücke rückte die Weite des Elbtales und den Zusammenklang der Elbtalgemeinden in den Blick. Das Projekt Fontainenplatz nahm Gestalt an, das Brunnenbecken wurde freigelegt, die Fontaine aktiviert, am 30. Mai die Informationstafel installiert und am 16. November der mit Vereinsunterstützung fertiggestellte Schmuckplatz durch den Oberbürgermeister eingeweiht. Die 2009 komplettierte Bepflanzung nach historischem Vorbild mit Eibenkegeln, Berberitzen-Hecken und Rosen, war einem vom Verein organisierten „Pflanzeinsatz“ zu verdanken.

Radebeul, Fontainenplatz 5
Foto: X-Weinzar

Das Pro und Kontra von Gestaltungsregeln wurde 2010 diskutiert. Als Beitrag unseres Vereines zum 75-jährigen Stadtjubiläum konnte der Grabstein von Graf von Wackerbarth aufgestellt werden. Der Tag des offenen Gartens wurde ins Leben gerufen unter reger Teilnahme der Bewohner der mittleren Eduard-Bilz-Straße. Zum Bilzplatz wurde eine Bachelorarbeit betreut als Auftakt einer bürgerschaftlichen Planung. Der Platanenplatz wurde zum Pflanztag aufgewertet.

Der Vortrag „Radebeuler Häuser und ihre Bewohner“ und Besuch der Villa Sommer im Jahr 2011 war Auftakt der gleichnamigen Veranstaltungsreihe. Seit 2011 wirken wir beim Moritz-Ziller-Preis für Stadtgestaltung mit, dafür wurde der Bauherrenpreis nun nicht mehr jährlich ausgelobt.

2012 stand der Bismarckturm im Fokus, im März mit der Eröffnung Ausstellung Bismarckturmideen, im April mit der Präsentation der ersten Ideen, im November mit der Vorstellung des Zwischenstandes „Bismarck“. Gleichzeitig erfolgte die Aufstellung der zwei Schautafeln zur Villenkolonie Altfriedstein. Der Schlussstein des Weinbergtors zur Lage „Goldener Wagen“ und die Toranlage wurde von Schloss Wackerbarth saniert. Unser Beitrag war die anschließende Vergoldung des Schlusssteins.

Das 20. Vereinjubiläumsjahr war wieder ein sehr intensives, es startete im März mit unserer Festveranstaltung und es folgten neben vielen Fachvorträgen nun schon etablierte Veranstaltungsreihen (Pflanztag, Gartentag, Tag der offenen Aussicht, Tag des offenen Denkmals, Radebeuler Häuser). Am Pflanztag im Frühjahr unterstützte der Verein die Verschönerungsaktionen der kleinen Fußgängerinsel gegenüber der Ziegeninsel von Kötzschenbroda. Hervorzuheben ist das, über das Jahr laufende, Schülerprojekt „Putzschnitte“, dessen Ergebnisse im Oktober vorgestellt wurden. Am 29.5.2013 erhielt unser Verein eine einstimmige Genehmigung durch den Stadtrat, den Bismarckturm für seine neuen Ideen nutzen zu dürfen. Daraufhin startete unsere große Spendenaktion.

Am 01.04. 2014 bot der Vortrag „Bismarck und die deutsche Kultur“ im Rahmen eines Spendenessens die Gelegenheit um Unterstützung für unser Treppenbauvorhaben zu werben. Der „stürmische“ erste Spatenstich erfolgte am 1. April 2015, verbunden mit der Festveranstaltung anlässlich des 200. Geburtstages Bismarcks. Acht Wochen später erreichte das Spendenaufkommen bereits 100.000 Euro. Ein trauriger Einschnitt in jenem Jahr: Tilo Kempe, einer unserer Mitbegründer, verstarb im Herbst. Seine klaren Worte fehlen uns noch immer. Von unserem geliebten, stilvollen Domizil im Winzerhaus „Haus Lotter“ mussten wir uns verabschieden und zogen in unseren neuen, ebenso kulturvollen Vereinssitz im „Haus Helmich“.

Das Jahr 2016 begann mit Sanierungsgebieten und städtischen Bauaktivitäten sowie den Planungen zu den Hochwasserschutzmaßnahmen in Radebeul. Unser Bismarckturmprojekt wurde nun neben der planerischen Tätigkeit jährlich mit einem Bismarck-Herings-Essen aktiviert. Der 1. April 2017: die Spendenzusagen erreichen 247.000 €. Am 16.Juni 2017 weihten wir Brunnen, Skulptur und Freiflächen am Bilzplatz ein, ein Vorhaben, das Stadtplanung, Bewohner und Verein förderten und gemeinsam realisierten.

Laut Kalkulation waren für den Bismarckturm- Gesamtprojekt inkl. Aussichtsplattform ca. 280.000 € erforderlich. Es fehlten noch ca. 20.000 €. Erneute Spendenaufrufe zur Akquirierung der fehlenden Gelder waren erfolgreich. Im August 2017 erreicht der Spendenstand 268.309 €. Im Herbst war die Vergabe der Bauarbeiten abgeschlossen, im September 2018 begann das Einbringen der Treppenspirale, ein Erfolg im 25. Jahr des Vereins. Der Spendenstandanzeiger hatte die Summe von 295.000,- € erreicht. Am Sonntag, den 8.September 2019 wurde die Treppenspirale und Aussichtsplattform im Bismarckturm eingeweiht. Geschafft! Der Turm hat mehr als 100 Jahre nach seinem Bau, nun eine Treppe und eine Plattform, von der die Radebeuler und ihre Gäste sich im Rundumblick, Weitblick und Überblick üben können. Wieder ein großer Schritt zum „guten Charakter“ unserer Stadt.

2020 sollten die Erhaltungssatzungen Ober- und Nieder-Lößnitz eine Rolle spielen und vieles mehr, bedingt durch Corona-Pandemie mussten zahlreiche Veranstaltungen abgesagt werden, nur unsere 2018 begonnenen Bauherrenpreis-Wanderungen fanden jährlich statt. Und wir konnten unseren Beitrag zur Aufstellung des Wendesteins vor den Landesbühnen leisten.

Im „beruhigten“ Jahr 2021 verlegten wir unseren Vereinssitz in die Villa Walter. 2022 konnten wir aufatmen. Seitdem steht die Untere Denkmalschutzbehörde vor Ort im Familienzentrum in Altkötzschenbroda gemeinsam mit Vereinsmitgliedern zur Beratung Radebeuler Bürger zur Verfügung. Und mit einem Arbeitseinsatz im Pavillon Mohrenhaus begann inhaltlich unser neues Spendenprojekt.

Nicht alles kann hier berücksichtigt werden. All die vielen engagierten Mitglieder und Unterstützer aufzuzählen, sprengt den Rahmen des Beitrages. Über Vieles kann und muss mehr berichtet werden, z.B. die Spielgruppe Hohenhaus, die aktive Mitarbeit/ Auseinandersetzung mit dem ersten Flächennutzungsplan 2006, die umfangreichen Stellungnahmen seit 2007, die wir als Mitglied im „Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V.“ verfassten, der als TöB (Träger öffentlicher Belange) gilt. Die vergriffenen Veröffentlichungen der Beiträge zur Stadtkultur (Loseblattsammlung) von 2001 bis 2011 sind zu erwähnen, ebenso das Bauherren-Doppel als Merk- und Ratespiel über 10 Jahre Bauherrenpreis Radebeul. Unvergesslich sind die zahlreichen Exkursionen und auch die jährlichen Weihnachtsfeiern im Haus Lotter, Haus Sorgenfrei, in Schwarzes Tonne, im Haus Lorenz, in der Hoflößnitz, in der Grünen Linde, immer wieder in der Diakonie und in der Familieninitiative. Auch diese Aufzählung zeigt unsere Vernetzungen im Stadtgefüge.

Über 100 Bauherrenpreise wurden inzwischen vergeben, 2025 steht das nächste Jubiläum, die 20. Bauherrenpreisverleihung an. Die Berufung in das Gestaltungsforum der Stadt Radebeul seit 2022 und unsere „30 Jahre Festveranstaltung“ am 26.03.2023 hat das Interesse an und die Wertschätzung unserer Arbeit bestätigt. Und oft sind es neben den großen gerade die vielen kleinen Aktivitäten, die den Kitt einer Stadtgemeinschaft ausmachen.

Unsere neue frische Website lädt ein: Erkunden Sie unseren Verein, verblüffen Sie die Pessimisten, treten Sie ein und fördern auch Sie die Erhaltung des tatsächlich besonderen Charakters unserer Stadt Radebeul.

Ganz konkret bietet auch unser Spendenaufruf zur Wiederherstellung des Pavillons am Mohrenhaus dazu Gelegenheit. Der Verein will das Bemühen der Stadtverwaltung, den Pavillon in seiner alten Pracht wieder herzustellen, nach Kräften unterstützen. Dafür werben wir Spendenmittel ein. Näheres erfahren Sie auf unserer Website www.denkmalneuanradebeul.de und in der kommenden Ausgabe.

Dr. Grit Heinrich, erste Stellvertreterin des vereins für denkmalpflege und neues bauen radebeul e.V

Editorial

Frühlingserwachen in Radebeul!

Stellen Sie sich vor, es ist Frühling und alle machen wieder mit.

Stellen Sie sich vor, die Menschen können sich begegnen ohne Masken, Tests und jeglicher Beschränkungen.

Undenkbar für ganze drei Jahre. Und nun ist das eigentlich Normale wieder möglich, was fast unmöglich, ja utopisch schien. So wandeln sich die Zeiten. Doch Vorsicht, wir wurden wiederholt belehrt, wie fragil das Selbstverständlichste ist.

Und schon sind wir bei der nächsten Frage: Was ist so selbstverständlich in diesen Tagen? Das ist an dieser Stelle nicht zu diskutieren.

Immerhin, Kultur, in all seinen Facetten, bleibt immer eine gute Antwort gegen den Wahnsinn der weltlichen Realität.

Und Kultur befindet sich endlich wieder im Aufwind, hier in Radebeul und im Umland!

Als Redakteur war es eine Freude all die kreativen Ideen und Projekte hier zusammenzuführen zu dürfen. Stöbern Sie und nutzen Sie die zahlreichen dargebotenen Angebote!

Ein besonderes Ereignis in diesem Monat ist das 30-jährige Bestehen des „verein für denkmalpflege und neues bauen e.V.“, das in diesem Heft in der Überschau über die letzten Jahrzehnte mit einem zweiteiligen Beitrag aufwartet. Der Verein wurde in all den Jahren mit zahlreichen Beiträgen intensiv von uns begleitet. Auch für die folgenden Hefte sind themenspezifische Beiträge angekündigt. Darauf freuen wir uns.

Liebe Leserinnen und Leser, leben Sie den kulturellen Reichtum der uns – noch – umgibt!

Wie kürzlich den Gazetten zu entnehmen, steht das traditionsreiche Elbhangfest in Dresden kurz vor dem Aus, da bisher zu wenige Karten verkauft wurden! Dies sollte uns eine Warnung sein!

Also Frühling, und alle machen mit!

Sascha Graedtke

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