Editorial

Editorial Juni 2021

Für Kenner ist das Käthe-Kollwitz-Haus in Moritzburg, der Rüdenhof, seit seiner Eröffnung vor über 25 Jahren ein kulturelles Kleinod am Rande Dresdens. Dort verbrachte die Künstlerin das letzte Jahr ihres Lebens, bevor sie 1945 kurz vor Ende des 2. Weltkriegs verstarb. Es ist der letzte Ort an dem sich ihrer Persönlichkeit noch authentisch erfahren lässt. Die hier verwahrte Sammlung gibt Einblick in das mehr als 50-jährige Schaffen der Grafikerin, Malerin und Bildhauerin, die zu den bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts zählt. Als stilbildend gelten ihre schonungslosen Lithografien, Radierungen, Kupferstichen, Holzschnitten und Plastiken, die von ihren persönlichen Lebensumständen und Erfahrungen geprägt sind.
Der Fortbestand des Hauses, das in all den Jahren in zahlreichen Ausstellungen auch anderen Künstlern eine Plattform bot, geriet vor über einem halben Jahr in Gefahr.
Die Hintergründe mögen vielgestaltig sein. Die Gedenkstätte sei zur Förderung durch den Kulturraum zu klein, zur Finanzierung der Gemeinde Moritzburg zu groß. Aufgrund von Änderungen der Förderkriterien durch den Kulturraum wurden die ohnehin nicht üppigen Mittel nun gar um zwei Drittel gekürzt. Nicht zuletzt mögen politisch intendierte Motive eine Rolle spielen.
In der ersten Jahreshälfte gab es ein breites mediales Echo, welches große Aufmerksamkeit hervorrief. Eine Petition zeichnete großen Zuspruch aus allen Teilen des Landes. Von der Landesregierung folgten daraufhin hoffnungsvolle Signale! Die Kuh ist – langfristig – aber noch längst nicht vom Eis.
Unterstützen auch Sie den Erhalt des Hauses mit einer Spende oder/ und einem Besuch, sofern dies wieder möglich ist.

Sascha Graedtke

 

Ein Traum vom Künstlerhaus auf dem Land

Historische Postkarte, Gasthof Serkowitz 1901 Foto: Archiv Lügenmuseum

Als ich aus meinem kleinen Dörfchen Görzig bei Großenhain in die Stadt gezogen bin, war ich sehr gespannt auf neue Eindrücke und Erfahrungen, denn als junger Mensch hat man das Dorf dann erstmal satt. Gleichzeitig ist die Infrastruktur in vielen sehr ländlichen Regionen in Ostdeutschland nach wie vor geprägt von Leerstand, Abwanderung und fehlenden Ärzten.
Zu meinem 18. Geburtstag zog ich gespannt nach Dresden. Heute lebe ich in der Neustadt.
Alles ist bunt, es gibt kulinarische Köstlichkeiten an jeder Ecke und man fühlt sich wohl in der Anonymität des Viertels. Hier gibt es Ateliers, Ausstellungen, moderne Kunst und viele Partys. Die verschiedensten Menschen treffen sich und kommen zusammen. Nur die Natur und die Ruhe kommen zu kurz. Warum kann man sowas eigentlich nicht auf dem Land etablieren? Eine kulturelle Begegnungsstätte für Freigeistern, ein Ort der Künstler Möglichkeiten gibt sich auszuprobieren und sie dabei unterstützt.
Seit November 2020 arbeite ich im Lügenmuseum, welches sich im alten Ortsteil Serkowitz in Radebeul befindet. Da gibt es nämlich einen alten Gasthof, welcher mich an unser altes Haus erinnert. Es ist ein altes denkmalgeschütztes Gebäude mit einem großen historischen Tanzsaal.
Er ist einer der ältesten Gasthöfe in Sachsen und befindet sich direkt am Elberadweg. Ein guter angebundener Ort für eine Kulturstätte.
2010 stand der alte Gasthof Serkowitz leer. Noch ein weiterer Leerstand im Osten? Nein! Denn hier wurde das alte Gemäuer von Künstlern belebt. Es zog ein Museum ein, ein Treffpunkt, ein Ort mit farbigem Charme. Es zog lokale, überregionale und internationale Besucherinnen an . Hinsichtlich der Alters-, Sozial- und Bildungskomponenten ist das Publikum sehr heterogen. Es lockt unter anderem Großeltern mit ihren Enkeln, Tagestouristen aus dem Erzgebirge und aus Brandenburg sowie Schulklassen und Studenten an.
Dahinter steht ein gemeinnütziger Verein der Kunst der Lüge e.V. dessen Ziel es ist eine kulturelle Begegnungsstätte zu entwickeln. Das Lügenmuseum funktioniert, die Projekte im öffentlichen Raum auch. Da kann man nur an das Labyrinth zum Weinfest erinnern. Darüber könnte ein Künstlerhaus existieren, so wie es in großen Städten zu finden ist. Doch wie kann das gehen, wie soll das realisiert werden?
Eine Möglichkeit wäre eine Bürgerstiftung von Radebeulern um die Immobile für die Kultur zu erhalten. Ideal wäre ein Mäzen, der die Zukunft des Kulturzentrums sichert. Es gibt das Nürnberger Mietshaussyndikat aber, die sind eher für Gemeinschaften, es gibt die Bodenstiftung, die Grundstücke im Stadtraum vor der Spekulation bewahren möchte. Die Stadträte sollten mal das Museum in Basel am Rhein ansehen, welches die Stadt dem Künstler Jean Tinguely gebaut hat. Der war ein Bürgerschreck und Provokant, der die Besucher in den Museen erschreckt hat. Heute ist dieses Museum ein Besuchermagnet. Auch das Museum von Salvador Dali in Figueras, welches der Bürgermeister mit dem Künstler aus dem Theater umfunktioniert hat wäre ein gutes Beispiel. Es liegt in der spanischen Provinz, und ist doch das Museum mit den meisten Besuchern im Land. Aus meiner Perspektive hat das Lügenmuseum auch solch ein Potential. Claudia Muntschik von „Kreatives Sachsen“ berät den Verein und hat vorgeschlagen ein Betreibermodell zu entwickeln. Es gäbe auch die Möglichkeit mit einem geeigneten Architekten nur das notwendigste zu reparieren. Fördermöglichkeiten gibt es, wenn die Perspektive geklärt wäre. Die Meißner Jugendbauhütte könnte die Sanierung des Gebäudes als Modellprojekt begleiten.

Lügenmuseum Serkowitz, Projektion: Claudia Reh Foto: Archiv Lügenmuseum

Die Künstler haben hier jedenfalls aus einer toten Ruine einen lebendigen Kulturtempel geschaffen und darüber würde ich mich gern mal mit den Stadträten unterhalten. Ein magischer Treffpunkt mitten im Dorf, in der Kulturstadt Radebeul im Elbtal mit zeitgenössischer Kunst und neuen Ideen. Radebeul aus Kulturstadt würde ein Künstlerhaus gut zu Gesicht stehen.
Die Skepsis ist bei vielen Menschen anfangs groß. Auch meine Eltern konnten sich nichts unter dem Lügenmuseum vorstellen und reagierten erst einmal ablehnend. Doch, nachdem sie bemerkten, wie viel Arbeit in dem Museum steckt wurden meine Eltern zu Fans und Unterstützern. Es sind die Gespräche und die Auseinandersetzungen, die eine wichtige Rolle spielen, um Vorurteile abzubauen.
Der Gasthof funktioniert als kulturelles Zentrum, als Museum. Das Künstlerhaus könnte ein weiterer Baustein sein, um eine Perspektive für den Gasthof zu entwickeln. Künstlerförderung und ein Atelier würden das Angebot abrunden: ein Stipendium für einen speziellen Künstler, so etwas wie der Stadtschreiber für Dresden, Werk- und Arbeitsstätten, eine Form der Künstlerförderung wäre gut für Radebeul.
Das Künstlerhaus würde ein neues Highlight für ein freies künstlerisches Schaffen in einem verantwortungsvollen, gemeinschaftlichen und solidarischen Umfeld sein. Diversität, Toleranz und Gleichberechtigung prägen unser Verständnis von freier Kunst und Gesellschaft. Hiermit schlage ich vor, den Stadtrat und Interessenten durch das Haus zu führen und das Potential und die Zukunftstauglichkeit auszuloten.

-Theresa Dietrich (Bundefreiwillige)
Bild 1: Historisches Postkarte, Gasthof Serkowitz 1901, Archiv Lügenmuseum
Bild 2: Lügenmuseum Serkowitz, Projektion: Claudia Reh, Foto: André Wirsig

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Bauernhäuser in Radebeul Mai 2021

Altnaundorf Ostseite

Zu den älteren Dörfern Altkötzschenbroda und Altzitzschewig sorbischen Ursprungs kam 1144 „das neue Dorf – Naundorf“, eine deutsche Gründung, hinzu. Über die Jahrhunderte ist das neue Dorf auch älter geworden und hat später die Vorsilbe „Alt“ dazu bekommen, also Altnaundorf.
Dieses Dorf hat eine deutlich ablesbare Struktur eines ovalen Rundlings, oder auch als Straßenangerdorf bezeichnet, mit zumeist Dreiseithöfen. Dadurch ist auf der Ostseite eine deutliche Reihung von giebelständigen, bäuerlichen Wohnhäusern, den größeren Bauernhäuser im Wechsel mit den kleineren Auszugshäusern zu erkennen. Dieses geschlossene Dorfbild mit einer gewissen Enge der Häuser ist in der Form selten geworden. Auf der einen Seite drückt es einen Zusammenhalt der früheren Dorfgemeinschaft aus; auf der anderen Seite bestand durch diese Enge sowie den früher üblichen Strohdächern aber auch die Gefahr, dass im Dorf Brände, ja oft auch Großbrände, entstehen konnten.
Da hier noch der früher übliche Dorfteich (u.a. zur Brandbekämpfung) vorhanden ist, war es für den Fotografen eine prima Möglichkeit, die Spiegelung der Häuser einzufangen.

Dietrich Lohse

Mit Bernhard Theilmann poetisch durch das Jahr

Radebeuler Miniaturen

Das Wunder
(für Sybille und Thomas W.)

Die März-Miniatur trug die Überschrift „Selbstversuch mit Überraschung“ und handelte von einem virtuellen Kneipenbesuch, der nicht so ganz das gewünschte Ergebnis zeigte: Der Gaumen blieb trocken. Wenige Tage später wuchs aus der Überraschung ein wahres Wunder:

Du weißt jedenfalls, wies geht, sagte Ulrike, als ich, noch immer ungläubig staunend und vor einer schönen Holzkiste in der Tür stand. Von dir können andere noch was lernen.
Laß gut sein, sagte ich, zum Lehrer mußt du geboren sein.
Ja und, knurrt sie zurück, bist du nicht geboren?
Natürlich bin ich geboren, aber doch nicht um Lehrer zu werden, außerdem wärs dazu jetzt ohnehin zu spät.
Ulrike sah mich spöttisch von der Seite an und flötete, für bestimmte Dinge ist es doch nie zu spät, oder? Aber sag mal, wie kommst du eigentlich ausgerechnet auf Lehrer?
Na, du hast behauptet, von mir könnten andere lernen –
Ehrlich mal, fiel sie mir ins Wort, MIR hat noch niemand Bier ins Haus getragen …

Ich glaube, an dieser Stelle muß ich etwas ausholen:
Es gibt in Radebeul ganz offensichtlich Menschen, die so glücklich sind, VORSCHAU & RÜCKBLICK aufmerksam zu lesen. Zu jener Spezies gehört offenbar auch jene, die das BRAUHAUS RADEBEUL betreiben.
Ihnen jedenfalls ist meine Enttäuschung, ein für mich virtuell gezapftes Bier in der Realität nicht trinken zu können (siehe oben V&R vom März), sehr zu Herzen gegangen.
Kurz: Eines (sehr) schönen Tages stand eine Frau vor meiner Tür und übergab mir mit den Worten, „wir können nicht verantworten, daß dem Herrn Gerlach fehlender Gastronomie wegen ständig die Zunge am Gaumen klebt“, einen sehr schönen Kasten mit einer Auswahl von KÖTZSCH- Bieren. Die Flaschen waren ganz reell – und sie waren voll (Betonung liegt hier auf „waren“, nichts ist ewig). Das heißt, sie übergab ihn mir nicht, sie stellte ihn mir vor die Füße und sagte: Bitte kühl stellen.
Und während ich stand und staunte und Mühe hatte, mir eine Träne der Rührung zu verdrücken, sagte Ulrike frech, du weißt jedenfalls, wies geht. Der Rest ist bekannt.
Nun nutze ich den Weg, auf dem mir das Bier zugeflossen ist, dazu, das Wunder zu würdigen und meinen Dank auszudrücken.
KÖTZSCH ist jede Empfehlung wert, das weiß jeder, der es je getrunken hat.
Fazit: Es gibt zwar (noch) keine Impfung gegen Durst, dennoch gibt es Weg, auf denen er besiegt werden kann – KÖTZSCH sei Dank!

Thomas Gerlach

„Keine Zeit!“

Dieser „geflügelte“ Spruch fliegt einem alleweil seit geraumer Zeit um die Ohren und ehe man sich versehen hat, ist der Absender schon aus dem Blickfeld verschwunden, hat das Telefon aufgelegt, antwortet auf keine Mails oder auf sonstigen Kanälen. Doch die so daher gesagte Floskel kann ja überhaupt nicht stimmen, denn jeder Tag, ob gestern, heute oder morgen, hat nun mal 24 Stunden und nicht weniger. Also, muss das mit der Zeit irgendwie anders zusammenhängen. Die Zeit ist jedenfalls nicht daran schuld, dass angeblich keine Zeit mehr da ist. Vor einigen Tagen hatte ich sogar mitten in der Woche Zeit für einen Ausflug nach Dresden. Menschen sah ich da kaum auf der Straße. Vermutlich hatten die alle auch keine Zeit, was mich in Corona-Zeiten allerdings schon etwas verwundert. Aber vielleicht standen sie alle am Testzentrum an. Man soll ja künftig nur noch mit einem negativen Testergebnis in einen Supermarkt reinkommen. Aber vermutlich ist in der heutigen schnelllebigen Zeit diese Information bei Erscheinen meiner Glosse schon längst Schnee von vorgestern. Wir leben ja gegenwärtig in einer Zeit, in der sich die Zeit selber überholen soll. Da gab es ja mal in der DDR so einen Spruch, manche Zeitgenossen werden sich bestimmt noch erinnern: „Überholen ohne einzuholen“. Das habe ich nie geschafft! Wie denn auch? Soll ich mich selber überholen? Mir kommt das vor, als wenn eine ständige Selbstoptimierung von einem gefordert wird. Der Neoliberalismus ist zählebiger als mancher vermutet. Dabei sollte der schon, nach Expertenmeinung, seit der letzten großen Finanzkrise das Zeitliche gesegnet haben. Aber vielleicht ist das in manchen Kreisen und Unternehmen noch nicht angekommen. Andererseits habe ich so das Gefühl, dass hier mit zweierlei Zeit gemessen wird. Wenn du was vom Finanzamt willst – das kann auch für die meisten anderen Behörden stehen –, dann haben die unendlich viel Zeit. Nur andersherum wird man mit einem knappen Termin belegt.

Aber vielleicht ist das mit der Zeit auch nur Einbildung. Fünf amerikanische Forscher haben jedenfalls herausgefunden, dass es völlig schnuppe ist, wie viel Zeit vergeht, die Hauptsache man hat dabei Spaß! Ein kleiner Trick ist aber schon dabei. Man muss den Menschen glauben lassen, dass er zehn Minuten Spaß hatte, obwohl nur fünf Minuten vergangen sind. Dann hat er fünf Minuten eingespart und genügend Zeit für eine andere sinnlose Arbeit, wie zum Beispiel für die Steigerung des Bruttosozialprodukts. Am Ende ist das mit der Zeit reiner Humbug. Nach den Vorstellungen der alten Philosophen aus der Aufklärung wie Fichte, Schlegel, Solger und Co. existiert das alle eh nur in unserem Bewusstsein und genau genommen existiert es gar nicht, zumindest nicht als materielle Substanz. Und für das Nicht-Materielle ist nach Novalis eh die Poesie zuständig, die sich in der Hauptsache mit der Darstellung des Gemüts beschäftigt. Über das Gemüt aber gab es zu allen Zeiten recht unterschiedliche Auffassungen. Heutzutage muss man den Eindruck gewinnen, dass überhaupt kein Platz für das Gemüt mehr da ist, so rammelt die Zeit.

Aber wir brauchen eigentlich nicht so durch die Zeit zu hetzen. Vermutlich ist, wie alles andere auch, die Zeit nicht endlos oder noch schlimmer, wir werden uns künftig ständig im Kreis drehen und kommen immer wieder dort raus, wo wir oder halt unsere Vorvorväter schon mal waren. Sie verstehen jetzt nur Bahnhof? Die EDV-Spezialisten werden vermutlich stumm mit den Köpfen nicken. Also, ich erkläre es gern. Im Jahre 2038 ist die Zeit zu Ende! Unsinn, werden viele jetzt denken. Keineswegs! Unsere Welt ist eine digitale Welt. Schalten wir oder irgendeine Kraft den Computer aus, gibt es uns nicht mehr. Über die digitalen Rechner wird heutzutage jeder Pups erfasst, auch die Zeit, Sekunde für Sekunde. Das Dumme aber ist, dass 2038 der Zeit-Rechner voll ist und keine Zeit mehr erfasst werden kann. Damit ist die Zeit zu Ende! Eine andere Lösung wäre, sie geht wieder von vorn los. Wir landen in gewisser Weise in einer Zeitschleife und kommen nach der Berechnung von Experten im Jahr 1901 heraus! Da wollen wir mal hoffen, dass dann nicht auch alle Annehmlichkeiten aus der heutigen Zeit verschwinden. Sollte sich aber der ganze Unsinn von damals wiederholen, sind wir ganz schön angeschmiert. Roosevelt, der Präsident der Vereinigten Staaten, hatte doch eine expansionistische Ader. Und die Deutschen haben damals bei der Niederschlagung des Boxeraufstands in China mitgemischt. Na gut, die Einführung des Frauenwahlrechtes in Norwegen, auf das die Deutschen noch 17 Jahre warten mussten, war ja keine schlechte Sache. Da hoffen wir mal lieber, dass die Spezialisten das Zeit-Problem besser als die Pandemie in den Griff bekommen, damit hier die Lichter nicht ausgehen und wir noch einige Zeit dranhängen können. Was sagte da immer meine Mutter: „Nimm dir Zeit und nicht da Leben.“.

Euer Motzi

Der Vogel des Jahres 2021 und seine besondere Beziehung zu Radebeul

Wie alljährlich bestimmt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) einen „Vogel des Jahres“, um auf die Schönheit unserer Tierwelt und Probleme des Vogelschutzes aufmerksam zu machen. Dieses Jahr verlief die Wahl das erste Mal „demokratisch“, d.h. alle Interessierten konnten per Internet einen Vogel selbst wählen. Gewonnen hat – wenig überraschend – einer der volkstümlichsten, zutraulichsten und niedlichsten Vögel – das Rotkehlchen, übrigens mit 59.267 von über 455.000 Stimmen.
Was aber hat Radebeul speziell mit dem Rotkehlchen zu tun? Zwar gehört das Rotkehlchen zu den stetigen Wintergästen in den größeren Gärten und zählt zur Brutzeit – also zwischen März und August – zu den zehn häufigsten Vogelarten in den Wäldern bei Radebeul. Das Besondere ist aber, dass im geschichtsträchtigen, 1783 bis 1789 erbauten „Haus Sorgenfrei“ in der Oberlößnitz der Singvogelspezialist Rudolf Pätzold die erste deutschsprachige Artmonografie zum Rotkehlchen schrieb, welche in der bekannten „Neue-Brehm-Bücherei“ vier Auflagen erlebte. Der Radebeuler Ornithologe Rudolf Pätzold, welcher in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, hatte sich vor allem der Erforschung der Lerchen, einer großen Familie aus der Ordnung der Singvogel, verschrieben. Kurz vor seinem Tode konnte er 2003 sein Lebenswerk „Kompendium der Lerchen – Alle Lerchen dieser Erde“ noch beenden. Zeitlebens grämte er sich immer wieder, teils auch belustigt, darüber, dass er mit dem einen Buch über das Rotkehlchen viel mehr Menschen erreichte als mit seinen langwierigen Ausarbeitungen über die schlichten, unauffälligen und daher den meisten Menschen viel weniger bekannten Feld-, Hauben-, Heide-, Ohren- und unzähligen anderen Lerchenarten. „Die meisten Menschen wissen nicht den Unterschied zwischen „einer Lerche“ und „einer Lärche“, von der eine sehr große und schöne meinen Garten beschattet“, meinte er dann.

Foto: M. Schimkat

In diesem Garten des „Hauses Sorgenfrei“ hielt Rudolf Pätzold in großen Käfigen immer wieder die Vogelarten, über die er schrieb, um deren Wesen und Biologie möglichst genau zu erkunden. Vor allem war er jedoch in der Natur unterwegs, um Vögel zu beobachten und zu fotografieren. Während er aber solchen exotischen Lerchenarten wie Balkanohrenlerche und Wüstenläuferlerche bis in die Gebirge Bulgariens und in die Sahara folgen musste, konnte er seine „wilden“ Rotkehlchen zu Hause und in den Wäldern der Umgebung beobachten: „Es gibt keinen europäischen Vogel, der dem Menschen ohne Gewöhnung oder Zähmung in freier Natur so nahe kommt und ihn dabei ansieht. … Nicht selten erlebt der Gartenfreund, dass er beim Umgraben ein Rotkehlchen vor den Spaten lockt, das sich für die freigelegten Gliedertiere interessiert. … Die Größen der Reviere liegen in Mitteleuropa bei 0,7 ha. Das kleinste Revier stellte ich in meinem Gartenland mit 0,24 ha fest, das größte in der Dresdner Heide bei 1,0 ha.“ Mit „Revier“ bezeichnet der Ornithologe den Raum, den ein Singvogelpaar zur Brutzeit benötigt, um seine Brut aufzuziehen und den es gegen andere Singvögel der gleichen Art verteidigt. Rudolf Pätzolds besonderes Interesse galt der Brutbiologie der Singvögel, vom Beginn der Gesangsperiode (zur Revierbildung) bis zur erfolgreichen Aufzucht der zweiten Brut. So wurden viele Fakten zur Brutbiologie des Rotkehlchens in Radebeul und Dresden von ihm erforscht. „Das Lied des Rotkehlchens ist viel weniger bekannt als der Vogel, wohl deshalb, weil tagsüber sein Gesang im Chor der übrigen Sänger untergeht. Obwohl er sehr speziell ist und im Original mit anderen Vogelgesängen nicht verwechselt werden kann, prägt er sich dem Anfänger in der Vogelstimmenkunde nicht so leicht ein. Die rhythmisch betonteren Strophen von Zilpzalp, Buchfink, Goldammer oder Singdrossel werden von den meisten Teilnehmern vogelkundlicher Exkursionen viel schneller aufgenommen“. Der Gesang des Rotkehlchens startet mit einer Reihe hoher, feiner Töne und endet in einer Folge „tröpfelnder“, „perlender“ Elemente. Das klingt zuweilen etwas traurig oder wehmütig und ist – wenn auch seltener als im Frühling – auch im Herbst, Winter sowie nachts zu hören. Rudolf Pätzold und andere Ornithologen meinen, dass Beethovens Pastorale in der „Szene am Bach“ ein Motiv enthält, das dem Rotkehlchenlied abgelauscht sein könnte. Rudolf Pätzold stellte des Weiteren fest, dass den stärksten Einfluss auf das Gesangsvolumen (= Intensität + Umfang) das Dämmerungslicht am Morgen und am Abend ausübt. Das Rotkehlchen gehört deshalb mit Amsel, Singdrossel, Haus- und Gartenrotschwanz zur Gruppe der frühen (morgens) bzw. späten Dämmerungssänger. „Stark beeindruckend wirkte der Gesang, als zur totalen Sonnenfinsternis am 30.6.1954 die Dämmerung plötzlich in Tagesmitte hereinbrach und gleichzeitig die Rotkehlchen des Pillnitzer Schlossparkes bei Dresden ihr Gesangsmaximum entfalteten, das anhielt, bis die Sonne wieder uneingeschränkt schien.“
Genau wie kaum ein zweiter deutscher Ornithologe beobachtete Rudolf Pätzold die alljährliche Bildung und den Zusammenhalt der Paare des eigentlich eher ungeselligen und einzelgängerischen Rotkehlchens. „Der Phase der Paarbildung folgt gewöhnlich eine auffällig ruhigere zweite Epoche, die bis zu drei Tagen anhält. In dieser Zeit macht sich das Weibchen (♀) mit den Reviergrenzen vertraut. Das Männchen (♂) folgt ihm dabei in Abständen von 2-10 m. Überfliegt das ♀ die Grenzen, so wird es vom ♂ ins Revier zurückgeholt. In dieser Zeit singt das ♂ immer nur leise, ein Beweis, dass der laute Gesang vor der Paarbildung dem ♀ anzeigen soll, wo noch ein unverpaartes ♂ zu finden ist. Einige Fälle sind registriert, in denen das ♀ unmittelbar nach der Paarbildung wieder verschwand. Es folgt eine „Verlobungszeit“, in der die Partner sich gegenseitig fast ignorieren und in der das ♂ allmählich wieder zum lauten Gesang übergeht. Dass sich die Vögel dennoch als Paar fühlen, wird nur durch die Verteidigung des gleichen Reviers deutlich und dadurch, dass sie sich gegenseitig nicht befehden.“ Jedoch verlassen während der „Verlobungszeit“ schon 10 bis 20 % der ♀ das Revier und damit ihr Männchen. Rotkehlchen paaren sich gewöhnlich nicht für das ganze Leben, sondern nur für eine Brutsaison. „Wenn das Buschwindröschen blüht, beginnt das Rotkehlchen bei uns mit dem Nestbau. Dieser Zeitpunkt liegt im Dresdner Raum je nach Witterung und Höhenlage zwischen dem 5. und 20. April, durchschnittlich um den 16. dieses Monats. … Im Dresdner Raum wird das erste Ei in normalen Jahren um den 21. April gelegt und das volle Gelege ist entsprechend etwa am 26. dieses Monats zu finden. Das früheste volle Gelege errechnete ich 1974 um den 16. April bei einem Nest an den Radebeuler Weinberghängen bei Dresden. Späte Gelege der ersten Brut infolge ungünstiger Witterung sind hier noch bis Mitte Mai zu beobachten. In normalen Jahren handelt es sich dabei um Nachgelege. … Das Schlüpfen erfolgt im Dresdner Raum um den 10. Mai, in günstigen Jahren am 1.5 und nach langen Wintern noch bin zum 25. dieses Monats. Normalerweise sind zu diesem Zeitpunkt die jungen Amseln gerade flugfähig und der Löwenzahn steht fast in voller Blüte. Wie die meisten Singvögel, so schlüpfen auch die Rotkehlchen in der Mehrzahl in den Morgenstunden, gewöhnlich zwischen 5 und 9 Uhr.… In der Regel werden 2 Gelege im Jahr erbrütet, wobei die Eiablage für die zweite Brut etwa 55 bis 70 Tage nach der ersten erfolgt; im Dresdner Raum also Ende Juni bis Anfang Juli. Doch sind Augustbruten nicht sehr selten. Oft brütet das ? bereits wieder, wenn das ? noch die Jungen der ersten Brut füttert.“ Ob diese phänologischen Daten und Beziehungen, die Rudolf Pätzold vor fast einem halben Jahrhundert zusammenstellte, in der heutigen Zeit noch zutreffen?
Rotkehlchen sind in Deutschland sogenannte Teilzieher. Einige Vögel bleiben das gesamte Jahr über in unseren Breiten, andere ziehen kurze Strecken in wärmere Gefilde, weitere überwintern im Mittelmeerraum. Von den in Mitteleuropa verbleibenden Rotkehlchen sterben in normalen Wintern fast die Hälfte, in strengen Wintern bis zu 80 % und in außergewöhnlich harten Winterperioden kommen sogar fast alle zu Tode. Doch auch für die Zugvögel unter den Rotkehlchen lauern im südeuropäischen Winterquartier viele Gefahren. Schätzungen für Europa reichen bis zu über 100 Millionen Vögeln, die in Netzen, Fallen oder Käfigen den Tod finden oder geschossen werden. Das Rotkehlchen zählt dabei zu den häufigsten Opfern. So werden allein in Italien jedes Jahr zehntausende Rotkehlchen für den Kochtopf gefangen. Singvögel sind im Mittelmeerraum, im Nahen Osten und Nordafrika die Hauptbeute von Jägern und Vogelfängern. Manche Arten sind dabei fast überall jagdbar, dazu zählen neben Staren und Feldlerchen vor allem Drosseln wie Amsel, Sing-, Rot- und Wacholderdrosseln. Drosseln und Lerchen werden auch illegal mit Netzen gefangen, um sie als lebende Lockvögel bei der Jagd einzusetzen. Das Geschäft der legalen Jäger und der Wilderer hat sich leider in den vergangenen Jahrzehnten verändert und kommerzialisiert. Während früher viele für eine Mahlzeit im eigenen Haus auf die Jagd gingen und dies eine „alte Tradition“ war, verkaufen viele ihren Fang jetzt an Restaurants und an Vogelhändler.
Was kann man nun für den Schutz des Rotkehlchens und anderer Singvogel tun? Eine gute Möglichkeit ist natürlich die Mitarbeit oder zumindest Mitgliedschaft in einem Vogel- bzw. Umweltschutzverband. Verzichten Sie, wenn irgendwie möglich, auf die Haltung von Katzen, denn ein Großteil der Beute von Hauskatzen besteht aus boden- oder buschbrütenden Singvögeln wie dem Rotkehlchen. Schlecht ist auch ein zu intensiv gepflegter Garten mit asphaltierten Wegen und dem Einsatz von Insektiziden. In einem etwas unaufgeräumten, strukturreichen Garten fühlen sich Rotkehlchen wohl. Pflanzen Sie dichte Hecken oder vogelfreundliche Gehölze und lassen Sie den Efeu an der Hauswand wachsen, um diese hübschen Singvögeln einen Brutplatz zu bieten.
Quellen:
Pätzold, R. (1979): Das Rotkehlchen Erithacus rubecula. Die Neue Brehm-Bücherei 520. – A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt
www.komitee.de
www.nabu.de

Dr. Jan Schimkat / Naturschutzbund Deutschland

Mitten am Waldrand

Brachlandgärtner im Waldpark Radebeul

Brachlandgärtner im Waldpark Radebeul, ca. 1949 Foto: Archiv KGV Am Waldrand

Die Umstände der Kleingartenanlage „Am Waldrand“ sind ein Stück exterritoriale Radebeuler Geschichte. Mit gegenwärtig 271 Parzellen auf einer Fläche von neun Hektar handelt es sich um die viertgrößte der 360 der im Stadtverband Dresdner Gartenfreunde organisierten Gartenanlagen. Der im Register eingetragene Vereinssitz liegt außerhalb der Anlage mitten in der Jungen Heide auf dem Sternweg. Postsendungen allerdings erreichen den Verein über die Radebeuler Adresse Anne-Frank-Straße 15. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhundert wurde die Fläche von einem Waldpark eingenommen, dessen wechselvolle Geschichte einmal ein eigenen Beitrag in diesem Heft verdiente.
Das Grundstück gehört seit der Eingemeindung der Dresdner Heide samt Junger Heide und Heller im Jahr 1949 zu Dresden. Zuvor war es Teil des königlichen bzw. Staatsforst. In den vierziger Jahren wurde der gesamten Park für einige Jahre der Stadt Radebeul zugeschlagen. Die größere Hälfte der Pächter der Gartenanlage ist spätestens seit Entstehung der ihr unmittelbar benachbarten Genossenschaftswohnhäuser auf der seit 1965 so bezeichneten Anne-Frank-Straße in Radebeul anzutreffen. Nach der Auflösung des DDR-Verbandes suchte der neu gegründete Verein Anschluss an den Kreisverband Dresden Land. Mit der Kreisreform entschied er sich 2001 Mitglied im Dresdner Stadtverband zu werden um dann gut zwanzig Jahre später im Juni 2020 vom Oberbürgermeister Dirk Hilbig den Preis der schönsten Anlage Dresdens zugesprochen zu bekommen.

Typische Wohnhauslaube in der Anlage aus den späten 50er Jahren Foto: S. Hennig

Die Pächter einer Dresdner Kleingartenanlage haben auf der Dresdner Seite nur Eichhörnchen und Buchfinken zu Gesellen, während ihre urbane Nachbarschaft hinter der Stadtgrenze durch Industriebetriebe und Wohnhausbau von Radebeul geprägt ist. Die Gärten am Waldrand sind dadurch ebenso oder vielmehr noch Gärten am Stadtrand.
Die Nähe zum Industrieviertel und die Gemeinschaftsfläche im Zentrum der Anlage lassen auf den ersten Blick vermuten, dass diese direkt aus den Reformwerk der Naturapostel Schreber und Hauschild während der ersten Industrialisierung des jungen Deutschen Reiches herrührt. Doch ist sie erst ein Halbjahrhundert nach dem Aufbruch zu Licht und Sonne aus dem Zusammenbruch dieses Reiches hervorgegangen. Ein alter Grieche bezeichnete den Krieg als Vater aller Dinge. Die Kleingartenanlage Am Waldrand wurde tatsächlich vom Krieg gezeugt und aus der Not geboren. Kälte, Hunger und der Mangel an Wohnraum standen an ihrer Wiege. Diese Umstände klingen an in der Aufforderung, die der Oberbürgermeister Rudolf Friedrichs am 30. Mai 1945 an die Dresdner richtete: „Wir müssen verhungern, wenn wir uns nicht selbst helfen. Alles verfügbares Land, einschließlich geeigneter Rasenflächen, ist sofort mit Kartoffeln, Kohl und Gemüse zu bebauen.“
Als eine geeigneten Fläche für die Trachauer und Radebeuler wurde damals der Waldpark angesehen. Unter den wenigen Dokumenten im Vereinsarchiv, die aus der Anfangszeit herrühren, ist das handschriftliche Abrechnungsbuch der Kleingartenstelle der Stadt Radebeul für die Ausgabe der Brachlandausweise auf dem Gebiet des Waldparks sicher das kostbarste. Während des Ringens um Selbstbehauptung der

Kassentagebuch der Kleingartenstelle Radebeul Foto: Archiv KGV Am Waldrand

Kleingärtner blieb wenig Zeit für Traditionspflege. Es ist dem vorigen Chronisten Gerhard Müller kaum genug zu danken, dass er vor über zwanzig Jahren eine Veteranin der Anlage zur Niederschrift ihrer persönlichen Erinnerung an die Anfangszeit bewegen konnte. Ruth Obst hat im August 2000 Folgendes für die Chronik festgehalten: „Noch 1945/46 war das ganze jetzige Gartengelände Wald. Wo heute der Kindergarten ist, die Häuser der Anne-Frank-Straße stehen. Bis zur Meißner- u. Forststraße war dichter Hochwald mit Spazierwegen und einer Schutzhütte für Regen. Zwischen Tennisplatz u. Diebsteig war es reiner Birkenwald. In den Nachkriegswintern diente dieser uns als Kohlenersatz. Nachts zogen wir, meine Mutter und ich mit dem Leiterwagen, Säge u. Axt und mit noch anderen Bürgern verschwanden nach und nach die Birken im Ofen. Anschließend rodeten wir die Stubben und bauten das erste Gemüse an. Das Land gehörte Radebeul. Es wurde später in Parzellen aufgeteilt. (…) Lauben gab es damals nicht, wir hatten eine lange Kiste zum Aufbewahren der Gartengeräte und meine Mutter benutzte einen alten Kleiderschrank. Wir bauten anfangs Kartoffeln, Möhren und Kohl an, letztere waren besonders groß. Nachdem der ganze Stadtwald über dem Diebsteig vom Forst gefällt war, setzte die rasche Gestaltung der Gartensparte ein. Gut dreißig Jahre diente uns der Garten, im wesentlichen unsere Ernährung zu sichern, während er uns jetzt mehr der Erholung und Freizeit dient.“ Neben den genannten Kulturen wurde vor allem Mohn als Ölfrucht, Getreide im Tiefpflanzverfahren, Tomaten und Tabak in den ersten Jahren nach dem Krieg angebaut. Es war nicht einfach der Heidesandterrasse nennenswerte Erträge abzuringen. Das Wasser mußte mit dem Handwagen Fassweise vom Brunnen an der Einsteinstraße und einem Wasserhahn an der Gleisschleife herbeigeschafft werden.
Während die meisten Brachland-Bewirtschaftungen später wieder anderen Nutzungen zugeführt wurden, erreichten die Gärtner am Waldrand die offizielle Sanktionierung ihrer Dauerkleingartenanlage. Zu Beginn des Jahres 1950 reisten zwei der Radebeuler Brachlandgärtner gemeinsam mit der Ehefrau eines dritten Gartenfreundes nach Berlin. Beim Zentralvorstand des FDGB erreichen sie die dauerhafte Anerkennung als Kleingartenanlage. Dieses Ergebnis fällt zusammen mit einem ersten Aufleben kleingärtnerischer Aktivitäten in der jungen DDR. Der zwischen Dichterviertel und Heiderand gelegene KGV „Clara Zetkin“ wurde nach Auskunft des Vereinsvorsitzenden ebenfalls damals genehmigt. Das Vereinsregister verzeichnet am 27. Februar 1951 die Eintragung der Kleingartenhilfe des FDGB, Kreis Dresden. Das schöne Radebeul wurde gleich zum Treffpunkt der wiedererstandenen sächsischen Kleingärtner. Im Lößnitzgrund feierten sie ihr Frühlingsfest. Es werden gemeinsame Dampferfahrten auf der Elbe unternommen. Die 1. Landesdelegiertenkonferenz des Landverbandes Sachsen fand am 1. April des Jahres in Dresden statt. Dabei wird die Absicht formuliert, sich für die „Errichtung von Dauerkleingartenanlagen“ einzusetzen. Am 5. Mai kommt der Vertrag mit dem Land Sachsen – Ministerium für Land- und Forstwirtschaft, HA Forstwirtschaft, Zweigstelle Kreisforstamt Dresden Abteilung 268 zustande. Darin werden zehn Hektar als Brachland rückwirkend ab 1. Oktober 1950 verpachtet an die Kleingartenhilfe e. V. „Am Waldrand“. Im September 1951 wurde in der Festhalle in Kötzschenbroda eine Kleingartenleistungsschau veranstaltet.

Verleihung der Auszeichnung »Schönste Kleingartenanlage Dresdens« an den Verein im Juni 2020, Vereinsvorsitzender Ronny Richter und OB Dirk Hilbert, rechts Frank Hoffmann Foto: S. Hennig

In Meißen gründeten sich am 26. Oktober 1952 die Bezirksverbände Leipzig, Chemnitz und Dresden der sächsischen Kleingärtner und Siedler. Mit einer fast gespenstischen Hellseherei gewährt das Kreisforstamt 1955 den Radebeuler Kleingärtnern eine Vertragsverlängerung bis in das Jahr 1989, also exakt bis zum Ende des SED-Staates. Die ersten Lauben entstehen 1957. Kleine Häuser mit Keller, Dachboden und Kamin werden als Hauptwohnsitz genutzt und von Postboten und mit Müllabfuhr bedient. Im Jahr darauf wird das Vereinsheim erbaut und im Laufe der Jahre immer wieder erweitert und umgebaut. Der Zentralverband VKSK (Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter) wird erst 1959 in Leipzig gegründet. Dies war bis dahin von ganz Oben immer wieder aufgehalten worden. Es beunruhigte die verantwortlichen Genossen zutiefst, auf einen Schlag einer unpolitische Massenorganisation gegenüberzustehen, die es an Mitgliederstärke mit der SED aufnehmen konnte. Erst die Erfahrung, dass die Kreisverbände sich mit Züchterkollegen und Gartenfreuden über die innerdeutsche Grenze austauschten und eingesetzte Funktionäre nicht durch Wahl bestätigt wurden, ließ sie die Zentralisierung des Kleingartenwesen endgültig in Angriff nehmen.
Tatsächlich aber lassen selbst Mitgliedschaften in den sozialistischen Massenorganisationen, wie sie hinter den Namen einiger Mitglieder im alten Pächterverzeichnis zu finden sind, kaum Rückschlüsse über die Haltung der Betreffenden zu. Die Kleingärtnerei rankte sich wie ein geheimer Orden durch alle Gesellschaftsgruppen. Vielleicht ist sie sogar der einzige Bereich des öffentlichen Lebens in dem jemals in neuerer Zeit ein Sozialismus verwirklicht wurde, der im Guten wie im Schlechten ein menschliches Antlitz trug. Nicht selten mag die Verbundenheit mit dem Gartennachbar größer gewesen sein als die Folgsamkeit gegenüber einer im fernen Berlin ausgegebenen Parteidoktrin. Anstatt ihre Laubenpieper politisch auf Linie zu bringen, hatten sie sich als Agenten der Kleingärtnerei in den Parteiapparat eingeschlichen, wo sie Materialbeschaffungen und Genehmigungen für ihre Anlagen organisierten. Die Wasserleitung, die vom Sportplatz der BSG Chemie gelegt wurde, hat ihre Entstehung solchem Wirken zu verdanken. Als in den sechziger Jahren das Filmtheater Union ein Freilichtkino am Vereinsplatz errichtet, ergibt sich die Möglichkeit eines Stromanschlusses für die Parzellen. Dafür musste es hingenommen werden, dass der Lärm der Filmhandlungen laue Sommernächte durchdringt. Sirenen heulten auf. Autos quietschten. Hubschrauber rauschten vorbei. Trockene Schüsse durchpeitschten die Stille. Erstickten Schreie waren zu vernehmen. Diese aufgezwungenen Hörspiele am Heiderand hatten durchaus surreale Qualitäten. Die Gärtner konnten aber auch gratis als Zaungäste von ihren mitgebrachten Klappstühlen auf dem angrenzenden Geierweg damals sehr attraktive Filme sehen wie: „Fleisch“ (BRD, 1979), „Ein Teufelskerl“(AUS, NZ, 1981) oder „Linie 1“ (BRD, 1988).

Sebastian Hennig

Hinweis:  Ergänzendes zum Freilichtkino auf dem Vereinsplatz im Beitrag „Von Stummfilmkino bis Kurzfilmnacht“, Heft 7/2020

Reif für die Insel?

Die talseitige Inselspitze Foto: D. Lohse

Ich weiß nicht, verehrte Damen und Herren, liebe Freunde, ob Sie gerade jetzt „reif für die Insel“ sind. Ich glaube vielmehr, alle haben nach der langen Stillhaltezeit Lust auf Urlaub und denken da vielleicht an eine der Inseln Hiddensee, Sylt oder Mallorca.
Aber man kann es auch viel näher haben zu einer Insel als Halbtagsausflug – ich meine die Gauernitzer Insel an der Elbe. Hier möchte ich erst mal klarstellen, dass der Begriff Insel nur zeitweise zutreffend ist, früher, also vor 1879, war es immer eine Insel gewesen. Von 1877 bis 79 wurde am rechten Elbufer und dem östlichen Ende der Insel ein Damm mit einer Abdeckung aus Sandsteinstücken gebaut, seit dem müsste man, mal abgesehen von Hochwasser, eigentlich von einer Halbinsel sprechen, was aber keiner tut. Der Damm diente sowohl zur Regulierung der Elbe aber auch zur früheren Bewirtschaftung der Insel. Die Gauernitzer Insel steht unter Naturschutz

Das Denkmal auf einem Foto um 1920, Foto: Otto Ehrhardt

Warum wurde diese Insel nahe am Dorf Kötitz (heute Ortsteil von Coswig) aber nicht Kötitzer Insel genannt, sondern mit Gauernitz ein Namensgeber vom linken Elbufer bemüht? Das hängt mit den historischen Besitzverhältnissen der Insel zusammen, denn die Insel gehörte seit alter Zeit dem Rittergut, bzw. dem Schloß Gauernitz, also den Herren und Damen von Ziegler, von Pflugk, von Miltitz und von Zinzendorf ua.
In diesem Elbabschnitt gab es früher sogar mal drei Inseln. Die beiden kleineren verschwanden im Rahmen der Flußregulierung von 1860, während die größte Insel, die Gauernitzer, bestehen blieb. Diese ist etwa 800m lang und hat eine Fläche von 6,5 ha. Sie ist zum überwiegenden Teil mit Hochwald (verwilderter Park) bestanden, im östlichen Teil dominiert dagegen eine Buschzone. Heute ist diese Insel, wie die Pillnitzer Elbinsel, als Naturschutzgebiet ausgewiesen; Ziel ist die Unterschutzstellung eines Auenwaldes; man könnte von Urwald sprechen, wo die Forstwirtschaft nicht regelnd eingreift. Wir finden hier Exemplare von Schwarzpappel, Winterlinde, Berg- und Spitzahorn, Flatter-, Berg- und Feldulme und Traubenkirsche. Zugleich spielt der Vogelschutz im Bereich der Insel eine Rolle. Ich sah viele Kormorane und ein paar Reiher. Es sollen auch schon Biber hier gesehen worden sein. Und ich weiß, dass eine Zunahme der Waschbären für die Insel ein Problem werden könnte.
Ich hatte immer gedacht, dass man die Insel gar nicht betreten darf und im Prinzip stimmt das auch. Ein gut informierter Bekannter aus Coswig erklärte mir aber, man könne die Gauernitzer Insel zu bestimmten Zeiten (außerhalb der Brutzeiten der Vögel) und wenn man sich in die Stille, die meist auf der Insel herrscht, einfügen kann, auch betreten. Im Allgemeinen darf man Naturschutzgebiete nur auf vorhandenen Wegen begehen, aber die Wege einer alten Parkgestaltung befinden sich auf der Kerninsel. Mich interessierte vor allem ein einsames Denkmal, das in der Inselmitte zu finden sei. In der Tagespresse hatte ich gelesen, dass dieser Sandsteinzylinder mit einer Inschrift aus dem 18. Jh. restauriert worden sei. Einen direkten Weg dahin gibt es nicht, die alten Schneisen sind durch Samenanflug zugewachsen. Ich weiß jetzt, dass feste

Heutiger Zustand des Denkmals und seines Umfelds Foto: D. Lohse

Wanderschuhe besser gewesen wären und dass ich die Sonntagsklamotten getrost hätte zuhause lassen können. Aber die Entdeckertour hat einen speziellen Reiz, ich fühlte mich ein bisschen so, wie sich Alexander von Humboldt auf seiner Südamerikareise bewegt haben muss! Dann kam ich schließlich am Denkstein an und hatte noch genug Licht, um ein paar Fotos zu machen. Aber wer kam eigentlich auf die Idee, hier einen Park anzulegen, wusste derjenige denn nicht, daß der Park jährlichen Überschwemmungen ausgesetzt sein würde? Durch Heirat mit Johanne Magdalene von Miltitz kam 1707 Graf Otto Christian von Zinzendorf (aus dem Herrnhuter Zinzendorfgeschlecht) nach Gauernitz. Sie gestalteten den Schlosspark um und das Rittergut widmete sich unter ihrer Regie verstärkt dem Obstanbau. Aber erst eine spätere Generation dieser Familie, Graf Friedrich August von Zinzendorf und seine Frau Luise Sophia Johanne, geb. von Bylandt nahmen sich vor, die zu ihrem Besitz gehörende Insel zu gestalten, denn sie war vom Schloss Gauernitz aus immer zu sehen. Die langgestreckte Insel erhielt 1781 acht vom Zentrum strahlenförmig ausgehende, unterschiedlich lange Alleen, die durch Lindenbäume gesäumt wurden. Jede der Alleen war so ausgerichtet, dass Blickbeziehungen zu Schlössern und Kirchen der Umgebung bestanden haben sollen – so außer zum Schloss Gauernitz zum Schloss Scharfenberg und angeblich sogar zum Schloss Wackerbarths Ruhe. Im Zentrum befand sich ein runder Platz mit dem Denkstein in der Mitte und rundum ein paar steinerne Bänke und Tische, letztere sind, durch Überschwemmungen und wohl auch durch Vandalismus, aber ganz verschwunden. Der Denkstein, der an die Verdienste der Luise Sophia Johanne von Zinzendorf

Die Gauernitzer Insel steht unter Naturschutz Foto: D. Lohse

erinnert, hat eine aufgesetzte Vase oder Urne, aber ein Grab hat es hier auf der Insel nie gegeben. Diese Situation war um 1920 noch komplett erhalten, wie eine Fotografie aus der Zeit verdeutlicht (Danke an das Stadtmuseum Coswig für die Erlaubnis das Bild in V&R verwenden zu dürfen). Die Idee dieser Gestaltung würde ich dem Zeitalter der Empfindsamkeit zurechnen und läßt m.E. Vergleiche zum Park im Seifersdorfer Tal zu. Zuerst war die Planung korrekt umgesetzt worden, aber man rechnete allmählich mit veränderten Bildern, weil man um die verändernde Kraft der Elbe wusste. Dass auf der Insel das Wachsen und Vergehen der Natur überlassen bleibt und die alte Parkgestaltung, also die alten Alleen, eben von dieser Natur zunehmend negiert wird, lässt den Naturschützern und den Denkmalschützern diverse Spielräume ihre unterschiedlichen Argumente auszutauschen, bzw. auch zu streiten.
Der heutige Zustand lässt aber kaum romantische Gedanken aufkommen, wenn man das von den letzten Überschwemmungen liegen gebliebene Schwemmgut – alte Bretter, halbe Zaunfelder, Glas- und Plasteflaschen und vieles mehr – sieht. Aber vielleicht würde ja eine Beräumungsaktion die Vogelwelt stören?
Mein Artikel soll mit ein paar Infos zum Wesen der Insel und ihrer Geschichte und zur besseren Kenntnis beitragen, weniger aber als Aufforderung verstanden werden, die Insel zu begehen!

Dietrich Lohse

Quellen: „Landkreis Meißen – seine Städte und Dörfer“, Günter Neumann,
Kreissparkasse Meißen, 1998
„Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen“, Jahrbuch 2013
Nora Kindermann, Schloß und Park Gauernitz

 

Galerie Himmlisch in Meißen

Blick in den Galerieraum Foto: C. Koenig

Vor 2 Jahren öffnete im Herzen von Meißen die Galerie Himmlisch ihre Pforten. Es ist eine Produzentengalerie der Künstlerin und Schriftstellerin Christina Koenig, in der Engel- und Gefäßunikate, Kinderbücher, Kunstkalender, Ikonen der Ikonenschreiberin Carola Mai, und eine feine Auswahl geschnitzter Repliken historischer Madonnen ausgestellt und zum Kauf angeboten werden. Koenig ist seit ihrer Kindheit beeindruckt von Madonnen. Faszinierend findet sie heutzutage vor allem, dass auch die vorchristlich verehrten Muttergöttinen in ihnen Ausdruck finden.
Es herrscht eine schöne und ruhige Atmosphäre in der Galerie Himmlisch, ein Ineinandergreifen von Formen und Farben, das zum Verweilen einlädt. Der pure gebrannte Ton der zum Teil großen Engel und die in alter Tradition mit natürlichen Pigmenten, Ei und Bier gemalten Ikonen lassen die Augen reisen und immer wieder innehalten. Beeindruckend sind auch die kunstvollen kalligraphischen Werke des Kalligraphen und Buchgestalters Heinz Hellmis (1935-2014), die Gedichte von Koenig schriftkünstlerisch umsetzen. Die Kalligraphien können, in Reaktion auf die vielen Anfragen, nun endlich auch als Kunstdruck erworben werden.

Ikonenmalerin Carola Mai ist über die Porzellanmalerei zum Malen (eigentlich heißt es ja Schreiben) von Ikonen gekommen. Ihre Ausbildung machte sie an der Porzellanmanufaktur Meißen, weitere LehrerInnen waren namhafte IkonenschreiberInnen im In- und Ausland. Die Symbolik der Ikonen fokussiert ihrer Meinung nach zentrale Aussagen des Christentums. Ikonen erschließen sich ohne Worte, strahlen Ruhe aus und ermöglichen dem Geist sich zu sammeln, so Mai.

Foto: C. Koenig

Christina Koenig hat Kommunikation und Film an der Hochschule der Künste Berlin und der UFF in Rio de Janeiro studiert, Drehbücher für das ZDF und die Sesamstraße geschrieben, (prämierte) Kurzfilme und Hörspiele realisiert und viele Kinderbücher veröffentlicht. Lesungen, Workshops und Weiterbildungen für Kinder und Erwachsene gehörten von Anfang an dazu. Vor etwa fünfzehn Jahren rückte eine andere Facette in den Mittelpunkt ihres Schaffens: Das Modellieren in Ton. Koenigs erstes Keramikatelier stand in Rheinsberg Mark, Brandenburg, wo sie über zwanzig Jahre lebte. Engel wurden ihr zentrales Thema und sind es heute noch. Kurz vor der Eröffnung ihrer Galerie konnte man Engelfiguren von Koenig zusammen mit Ikonen von Mai in einer großen Ausstellung in der Kreuzkirche zu Dresden betrachten. Der Transport der zum Teil großen Figuren ließ mich immer wieder bibbern, erinnert sich Koenig. Nun können sie auch unabhängig von Ausstellungen in der Galerie Himmlisch betrachtet werden. Mit ihren Engelfiguren möchte Koenig ausdrücken, dass wir Menschen eine Mischung aus Materie und Geist sind, und liebende „Engelkraft“ in uns allen wohnt. Daher auch ihr thematisches Dach: „Der Engel in Dir“. Koenig selbst gehört keiner Konfession mehr an. Die religiöse Essenz ist in ihren Augen eine spirituelle, die in allen Religionen und vielen philosophischen Systemen zu finden sei. Daher wird im September bereits zum dritten Mal ein Interreligiöses Treffen in der Galerie Himmlisch stattfinden, wo Menschen unterschiedlicher religiöser oder philosophischer Ausrichtungen auf Augenhöhe Fragen der Zeit reflektieren und gemeinsam nach Antworten suchen. Wer Interesse hat teilzunehmen, kann sich gerne melden.
Um die Galerie noch facettenreicher und lebendiger zu gestalten, möchte die Galeristin weitere KünstlerInnen einladen, auszustellen und/oder eigene Kurse anzubieten. Denn auch Kreativkurse finden in der Galerie statt. In entspannter freudvoller Atmosphäre finden Erwachsene wie Kinder Anregungen und Handwerkszeug für den eigenen kreativen Ausdruck, der ihren Alltag bereichert und dem eigenen Innenleben zuwenden lässt. Sobald die Ampeln wieder auf Grün schalten, starten neue Kurse Zeichnen und Aquarell-Malen und ein weiterer Schreibkurs für Erwachsene, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich:

Christina Koenig

Adresse: Galerie Himmlisch, Görnische Gasse Ecke Jüdenbergstraße (5 Min. Fußweg vom Bhf. Altstadt).
Öffnungszeiten Galerie: Mi., Fr., Sa., 13-18 Uhr (Febr. Bis Dez.), und nach Vereinbarung.
Weitere Infos und Kontakt: www.koenigin-christina.de, Christina.Koenig@t-online.de, T: 03521-4766776

 

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