Entdeckerlust im Grenzgebiet

Oder: Rasselköppe feiern Straßenfest

Foto: Karin Baum

Die Käthe-Kollwitz-Straße, von einigen Anwohnern auch liebevoll KKS oder Kolli genannt, befindet sich in Radebeul-West. Sie beginnt an der Meißner Straße und endet an der Winzerstraße. Die nicht vorhandenen Straßenbäume lassen sie etwas steril erscheinen. Mauern wechseln sich mit Zäunen ab und schaffen Distanz zu den Häusern und ihren Bewohnern. Das Süd-Entree bildet linksseitig ein leerstehendes Geschäftshaus, gefolgt von einer unter Denkmalschutz stehenden Villa, die schon bessere Zeiten gesehen haben muss.
Das erste Haus auf der rechten Seite mit der gefühlten „Nr. 1“ ist das älteste Haus. Es wurde 1869 erbaut. Allerdings gehört es offiziell zur Meißner Straße, der die Hauptansicht des Gebäudes zugewandt ist. Der Eingang des Grundstücks befindet sich jedoch auf der Käthe-Kollwitz-Straße. Von der Bürokratie unbeeindruckt, wurde es auf Beschluss der Kolli-Anwohner liebevoll adoptiert. Als Dank für die Integration sponserten die Hausbewohner für das beabsichtigte Straßenfest eine Grenzanlage und lieferten den Schrankenwärter gleich mit. Doch dazu später im Text.

Eröffnungszeremonie an der Grenze zwischen Kötzschenbroda und Niederlößnitz
Video-Standbild: Privatarchiv Starke

Die Bebauung der Käthe-Kollwitz-Straße erfolgte in einer relativ kurzen Zeitspanne mit freistehenden Landhäusern und Villen. Die Hausnummern beginnen mit der Nr. 2 und enden mit der Nr. 26. Die Hausnummern 1 und 5 sucht man vergebens. Die Senke im Grundstück der Nr. 3 lässt den ursprünglichen Verlauf eines Elb-Armes erkennen.

Unter Denkmalschutz stehen acht Gebäude, davon befinden sich sieben im unteren Straßenabschnitt. Zahlen und Fakten findet man über diese Gebäude in der Denkmaltopographie. Zu bieten hat die Straße aber einiges mehr. Zum Beispiel ein selbsternanntes Kunsthaus, einen Aussichtsturm, eine Gartenbühne, gut platzierte „Neugierden“, eine Tiefgarage, geheimnisvolle Schatzgruben, drei Trampolins, Echt- und Kunstrasen, zwei Dachterrassen, gepflegte Zier- und Nutzgärten sowie Hunde, Katzen, Vögel, Igel, Schnecken, Marder usw., usf. …

Die Hausgemeinschaften als Selbstversorger im Kolli-Straßencafé  Foto: Privatarchiv Herrmann

Die Hausgemeinschaften als Selbstversorger im Kolli-Straßencafé  Foto: Privatarchiv Herrmann

Jan Mixsa und sein Blechtheater mit Rasselköppen auf der Gartenbühne Foto: K. Baum

Kinder der Straße hüpfen in Säcken um die Wette Video-Standbild: Privatarchiv Starke

Recht paradox ist der Umstand, dass sich die Käthe-Kollwitz-Straße in einer innerstädtischen Grenzzone befindet und durch die Straße „Am Bornberg“ eine Teilung erfährt. Der nördliche Teil gehörte zur Niederlößnitzer Flur, wurde 1874 angelegt und hieß Augustusstraße. Der südliche Teil gehörte zur Kötzschenbrodaer Flur, wurde 1880 angelegt und hieß Albertstraße. Nach der Zusammenlegung beider Straßen erfolgte 1934 die Umbenennung in Graf-von-Spee-Straße und 1945 in Käthe-Kollwitz-Straße.

Ein Panoramabild zeigt Kötzschenbroda mit Teilen der Niederlößnitz im Jahr 1867. Weite Bereiche sind da im Elbtal noch unbebaut. Erst ab 1870 setzte in der Lößnitz ein rasanter Bauboom ein. Ehemals landwirtschaftlich genutzte Flächen (Weinanbau-, Weide- und Ackerland) wurden zur Bebauung freigegeben und parzelliert. Aus alten Hausunterlagen ist ersichtlich, dass hier fast ausschließlich die Baumeister bzw. Architekten Moritz Große, August Große, Adolf Neumann und Felix Sommer ihre Handschriften hinterlassen haben.
Einstmals waren es wohlhabende Bürger, die sich vor und nach 1900 in der Lößnitz ein Landhaus oder eine Villa leisteten. Der Wohnraum war großzügig bemessen. Da gab es Räume, die man als Vorsaal, Empfangssalon, Herrenzimmer, Ankleideraum oder Speisekammer genutzt hat. Mit „Abtritt“ war die Trockentoilette gemeint, scherzhaft auch „Plumpsklo“ genannt. Toiletten mit Wasserspülung und Bäder waren damals noch rar. Das Dienstpersonal lebte in kleinen, sehr sparsam ausgestatteten Räumen. Die Herrschaften hingegen genossen das Leben im „Sächsischen Nizza“ mit Balkon, Veranda, Laube und Gartenteich.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden auch in die Villen und Landhäuser der Käthe-Kollwitz-Straße zunehmend Vertriebene und Ausgebombte „einquartiert“. Erst mit der Schaffung von neuem Wohnraum begann sich die Situation allmählig zu entspannen.
Zu den bekanntesten Bewohnern der Käthe-Kollwitz-Straße gehörten in der Nummer 24 (damals Augustusstraße 7) der Landschaftsmaler und Reiseschriftsteller Wilhelm Heine (1827 – 1885) sowie in der Nummer 15 der Radebeuler Ehrenbürger Hellmuth Rauner (1895 – 1975). Eine Beschäftigung mit deren lebensprallen Biografien ist durchaus lohnenswert.
Soweit – so gut. Aber wer sind nun die Menschen, die heute auf dieser Straße wohnen? Auffällig ist, dass in den letzten Jahren viele junge Familien mit Kindern zugezogen sind, die sich aber untereinander kaum kennen. So lag die Frage förmlich auf der Hand: „Wie wäre es, wenn wir die KKS einfach mal für einen Tag sperren und zur Kultur- und Spielstraße erklären?“ Gedacht, gesagt, getan.

Spannende Lektüre über einen bedeutenden
Bewohner unserer Straße Repro: Privatarchiv Rudolf

Die Resonanz der Anwohner war durchweg positiv, was ein wenig überraschte, hatte man doch bisher nur wenig Kontakt gepflegt. Aber warum sollte in einem Radebeuler Villengebiet nicht gelingen, was in den Dorfkernen schon lange praktiziert wird? Mit dem Stadtteilbudget, welches zur Belebung der Radebeuler Stadtteile vorgesehen ist, bot sich die Möglichkeit, eine derartige Kennenlern- und Mitmachaktion finanziell abzufedern. Die Beantragung der Fördermittel bei der Stadtverwaltung war erfreulich unkompliziert. Allerdings beanspruchte schon allein die Straßensperrung ein Drittel des ausgereichten Betrages. Zwei Drittel standen als Honorar für die auftretenden Künstler zur Verfügung, welche straßentauglich, allwetterresistent und improvisationsfreudig sein sollten. Alles Weitere bestritt die Anwohnergemeinschaft selbst.
Die Kolli wurde zur konsequent kommerzfreien Zone erklärt. Fantasie und Engagement standen hoch im Kurs. Ab Juni traf man sich im Garten des Kunsthauses mehrfach zu vorbereitenden Besprechungen. Und siehe da: Kreativität steckt an. Die Ideen sprudelten reichlich und die Protokolle wurden auch immer länger. Schließlich einigte man sich auf einen Veranstaltungstermin und das Programm. Es wurden verschiedene Arbeitsgruppen gebildet. Jeder machte, was er am besten kann. Bei der ORG-Leitung (Kulturpraktiker im Ruhestand) liefen alle Fäden zusammen. Die Straße war das verbindende Element. Im Mittelpunkt allen Geschehens sollten die Kinder stehen. Altbekannte Spiele wie Sackhüpfen, Eierlaufen, Büchsenwerfen, Tauziehen wurden favorisiert. Papier, Kreide, Scheren, Schminke und Buntstifte genügten für den Kreativbereich. Um das bewusste Sehen zu schärfen, wurde ein Fotoquiz initiiert. Fürs festliche Outfit hatte man sich beim städtischen Kulturamt 375 Meter Wimpelketten ausgeliehen.
Am 26. September war es dann endlich soweit. Bereits am Vormittag wurde die Mitte-Süd-Kolli möbiliert. Von allen Seiten trugen die Hausgemeinschaften Tische, Bänke und Stühle herbei. Auf dem grauen Asphalt wuchs ein wildbuntes Straßencafé – mit und ohne Blumenvasen, Deckchen oder Kissenplatten.

Zaungalerie mit Bauzeichnung von der Villa auf der Käthe-Kollwitz-Straße 6 Foto: Privatarchiv Wilhelm

Punkt 14 Uhr sollte die Grenzzeremonie starten. Der Festredner schwang die Glocke und rief: „Hopp, hopp, hopp, lauft mal etwas schneller, jetzt geht’s los. Und jeder auf die richtige Seite!“ Eine Gießkanne wurde zum eindringlichen Signalhorn umfunktioniert. Doch kaum hatte der Redner die ersten Worte gesprochen, erfolgte der Zwischenruf: „Moment mal, die Kamera läuft noch nicht!“ Fehlstart. Alles retour. Zweiter Versuch. Zuerst die amtliche Mitteilung: „Abstand, Abstand, Abstand!“ Was folgte waren Namen, Zahlen, Fakten und historische Finessen. Dann der erlösende Moment. Der Schrankenwärter waltete seines Amtes. Der Schlagbaum hob sich. Die Niederlößnitzer und Kötzschenbrodaer begannen sich zu mischen – natürlich mit Abstand. Eingeladen waren als Ehrengäste auch ehemalige Bewohner der Käthe-Kollwitz-Straße, Bewohner von Nachbarstraßen, Radebeuls „Mister Wikipedia“, Vertreter des Dorf- und Schulvereins Naundorf sowie verdienstvolle Bürger aus Dresden und Zentral-Niederlößnitz.

Zaungalerie vor der landhausartigen Villa, Käthe-Kollwitz-Straße 26 Foto: K. Baum

Unmittelbar nach der Eröffnung erfolgte ein Rundgang mit Besichtigung der temporären Zaungalerien. An fast allen Grundstücken hingen Schilder mit dem Entstehungsjahr des Hauses. Zu sehen waren Fotos von Kaffeekränzchen und Familienfeiern, Fassadenentwürfe, Grundrisse, Besitzurkunden, Handwerkerrechnungen, Dokumentationen verschiedener Bauzustände und der Schriftwechsel mit Behörden. Aber auch Kopien von Resten alter Zeitungen, die man unter Dielenbrettern gefunden hatte bzw. Fotos von originalen baulichen Elementen, die bis heute noch funktionstüchtig sind, wurden voller Stolz gezeigt. Schade, fürs Schauen und Lesen war die Zeit eigentlich viel zu kurz.
Verlockende Akkordeonklänge wehten über die Straße. Auf der Gartenbühne tönte es rassel, rassel, rassel. Das interaktive Blechtheater sorgte mit Gießkannen, Kochtöpfen, Trichtern, Eimern und einer Badewanne für Aufmerksamkeit. Und es dauerte nicht lange, bis sich die Zuschauer in bekennende Rasselköppe verwandelt hatten. Danach ging es weiter mit Kaffee, Kuchen, Keksen, Limonade und Musik. Kein Auto störte die Straßen-, Wett- und Wiesenspiele der ausgelassenen Kinderschar. Den offiziellen Abschluss bildete die Preisauslosung vom Fotoquizz. Und weil die Erwachsenen einfach noch nicht nach Hause gehen wollten, bildeten sie auf „ihrer Straße“ einen nächtlichen Stuhlkreis und redeten und redeten und redeten…
Auch zur gemeinsamen 3G-Open-Air-Nachlese am 11. Oktober waren noch einmal viele Anwohner in den Garten des Kunsthauses gekommen, um sich bei Glühwein und Zwiebelkuchen auf einer Großleinwand stehende und lebende Bilder von der gemeinsamen Straßenaktion anzuschauen. Und immer wieder hieß es: „Ach, war das ein schönes Fest!“ Ob es eine Fortsetzung geben wird, bleibt vorerst offen. Rasselköppe rasseln halt spontan.
PS: Für die finanzielle und logistische Unterstützung sei der Radebeuler Stadtverwaltung an dieser Stelle herzlich gedankt.

Karin (Gerhardt) Baum

Editorial 11-21

Ordnung muss sein!
Es geschah am 17.9. gegen 15 Uhr auf der Hauptstraße in Radebeul-Ost. Da tat ich aus ordnungsamtlicher Sicht etwas Ungeheuerliches. Was geschah? Es war wie jeden Freitag Markttag, jedoch zu dieser vorgerückten Stunde war von den Händlern allerdings fast gar nichts mehr zu sehen. Trotz der gähnenden Leere verhinderte meine Weiterfahrt in Höhe Buchhandlung die tagesübliche Absperrung in Form der rotweißen Kegel.
In Abwägung der Gesamtsituation und in Hinblick auf die Interessen der ortsansässigen Händler, erlaubte ich mir kühn, einen Kegel etwas zur Seite zu rücken, um mich dann direkt hinter einem Fahrzeug der Radebeuler Stadtverwaltung im offiziellen Parkbereich vor der Buchhandlung, vorbildlich mit Parkuhr, zu stellen.
Kaum waren meine Mutter, die an jenem Tag ihren Geburtstag feierte, und ich bei „Wein & fein“ zu Tisch gekommen, gab mir rufend eine Draußensitzende zu verstehen, dass das Ordnungsamt sich meines Autos annahm. Ich suchte sofort freundlichen Kontakt zu Frau M., die von behördlicher Gewissenhaftigkeit beseelt und Kraft Ihres Amtes den Vorgang bereits fotografisch festhielt. „Wie es denn sein könne hier zu stehen, weil ich doch den Abbau des Marktes behindere u.s.w.“, waren ihre vorgebrachten Argumente. Für das Auto der Stadtverwaltung an gleicher Stelle traf das seltsamerweise nicht zu. Mein Intervenieren blieb vergeblich und ein Knöllchen prangte bereits an meiner Windschutzscheibe.
Kurz darauf waren jedoch Kegel wie auch Frau M. plötzlich verschwunden. Denn es frohlockte ihr pünktlicher Feierabend und so hatte sie ihre Requisiten alsbald eingesammelt.
Nun denn, das Bußgeld wurde längst entrichtet.
Aber eines weiß ich, wenn es mit dem Klein-Klein so weitergeht, dann wird das mit den anstehenden gesellschaftlichen Herausforderungen wohl eher nüscht.

Sascha Graedtke

Mit Bernhard Theilmann poetisch durch das Jahr

Radebeuler Miniaturen

Hoffnung 2.1

Ulrike weint.

Patenkind Tobias hat zur Schuleinführung einen lange gehegten Wunsch erfüllt bekommen: Er hält nun eine dieser nervigen grellbunten Kalaschnikows aus Kunststoff in seinen immer noch zarten Händen, die bezeichnender Weise auf den schönen Namen „nerv“ (was, damits nicht so auffällt, „nörf“ gesprochen wird) hören und für die seelische Gesundheit der Heranwachsenden angeblich so unerläßlich sind.

Wie bitte? frage ich staunend, was hat denn ein Schießeisen mit „seelischer“ Gesundheit zu tun?!

Der Besitz eines solchen Gerätes, erklärt die plötzlich geduldige Ulrike und wischt sich die Tränen aus den Augen, schützt vor psychischen Schäden. Hast du noch nichts davon gelesen? Die Zeitungen – sie wühlt im Altpapier – sind voll von tiefgründigen Forschungsergebnissen profunder Kinderpsychologen, die eindeutig nachweisen, daß die Verweigerung derartiger Dinge durch „Erziehungsberechtigte“ zu bleibenden und schwerwiegenden seelischen Beeinträchtigungen führt. Die Hochrüstung in unseren Kinderzimmern dient demnach der Persönlichkeitsbildung!

Sind auch Frauen unter den „Experten“? frage ich lachend.

Experten sind immer Männer, sagt sie schnippisch, aber bestimmt gibt’s auch infizierte Expertinnen. Es gibt ja auch Soldatinnen – manchmal sind eben Frauen auch nur Männer, fügt sie lachend hinzu.

Zurück zu dir, wende ich ein, worin siehst du nun den konkreten Grund für deine Tränen, wenn das alles so gesund ist?

Tränen brauchen keinen Grund, sie drängen von selbst ans Licht, wenns an der Zeit ist. Bis jetzt ist das alles ja tatsächlich noch harmlos: Er schießt nur seine bisher so heißgeliebten Playmobilmänneln vom Fensterbrett, wobei er glücklicherweise meistens nicht mal trifft. Ich stelle mir nur vor, wie das weitergeht … ich sehe da schon Blutspuren im Kinderzimmer…

Ich weiß schon, sage ich solidarisch, wenn eins erstmal in die Fänge der Waffenlobby geraten ist, ist der Weg zum Amoklauf nur noch kurz – Amerika läßt grüßen.

Ulrike blickt mich dankbar an: Es ist so selten, daß wir in einem Feindbild übereinstimmen. Dennoch wage ich einen Einwand: Siehs doch einfach mal so: Wenn der Junge auf die Weise seelisch gestärkt und tatsächlich erwachsen werden kann, ist er später vielleicht erhaben über die infantilen Waffenspielereien der Uniformträger. Wer sein Mütchen am Spielzeug kühlt, braucht dann (was freilich eine wirtschaftspolitische Katastrophe wäre) möglicherweise keine Rüstungsindustrie mehr…

Ulrike schließt die Augen und läßt die langersehnte Septembersonne auf sich wirken. Das klingt viel zu schön, um wahr werden zu können, sagt sie dann …

Thomas Gerlach

Titelbilder Bauernhäuser in Radebeul Oktober 2021

Altwahnsdorf 62

Heute möchte ich einen der größeren Wahnsdorfer Bauernhöfe, den Behrischhof, vorstellen. Eine Sandsteintafel an der Scheune verrät uns, daß Ernst Herman Kuntzsch zumindest die Scheune 1811 errichtet hat, seitdem ist der Hof in derselben Familie auch wenn sich der Name geändert hat. Ich schätze aber ein, daß die Gebäude großes Wohnhaus und Stall sowie Auszugshaus mit Stallanbau ebenfalls in der ersten Hälfte des 19. Jh. gebaut worden sind. Der Dreiseithof ist zwar kein Denkmal, gibt mir aber die Gelegenheit, hier auf ein paar selten gewordene technische Dinge aufmerksam zu machen, die die Arbeit auf dem Bauernhof erleichterten. Da finden wir zwei Lukarnen, das sind große, in der Trauffront stehende Gaupen mit Türen und Seilzugvorrichtungen, die sich auf der Hofseite des Wohnhaus- und Stalldaches befinden. Damit konnten zB. Heuballen zur Bevorratung eingelagert werden. Mitten auf dem zT. terrassierten Hof steht ein eher moderner Mistkran mit dem der schwere Mist aus den Ställen zu Haufen aufgesetzt und dann später auf die Felder gefahren werden konnte. Interessant ist eine rundbogige Tür mit kleinem Dach neben dem Scheunentor. Durch diese Tür gelangt man in den großen Keller unter der Scheune, wo ganz früher der Wein und heute die Kartoffeln eingelagert werden. All diese Elemente haben sich hier erhalten, weil Familie Behrisch noch Landwirtschaft im Nebenerwerb betreibt und wir seit Jahren unsere Einkellerungskartoffeln von hier beziehen.

Dietrich Lohse

Die Glosse

Toll im Trend?

Neulich ist mir doch wieder mal das peinliche Wort aus der Jugendsprache der 1980er Jahre „mega-super-galaktisch“ eingefallen. Es stammte aus jener Zeit, in der es anfing, dass jeder jeden auch sprachlich übertreffen wollte. Also, nicht mit klugen Worten, sondern eher mit einer überzogenen sprachlichen Ausgestaltung der beschriebenen Ereignisse. Da war es üblich, wenn einem etwas ganz besonders gut gelungen schien, dafür dann immer das Wort „mega-super-galaktisch“ anzufügen. Bei diesem Wort sträubte sich mir regelmäßig das „Gefieder“. Diese Bezeichnung war so albern, dass sie sich schon nach kurzer Zeit wieder erledigt hatte.

Wie ich darauf komme? Bei einer Bekannten erlebte ich unlängst, wie sie in jedem zweiten Satz das Wort „toll“ einfügte, um ihr Entzücken über einen Vorgang zu beschreiben. – Na toll!

Nun sind Modeworte natürlich nichts Außergewöhnliches. Derartiges hat es vermutlich zu allen Zeiten gegeben. Früher waren solche Worte wahrscheinlich keine Neologismen (Wortneuschöpfungen), sondern Begriffe, die zu einem bestimmten Zeitpunkt häufiger gebraucht wurden. Im Barock benutzte man beispielsweise besonders das Wort „Empfindsamkeit“, was für eine Zeit, die von Dekadenz, moralischer Krise und Krieg gekennzeichnet war, einigermaßen verblüfft, aber andererseits möglicherweise gerade deswegen auch erklärlich erscheint. Natürlich ist auch „toll“ keine Neuschöpfung, erhält aber aktuell eine bestimmte umgangssprachliche Ausdeutung.

An umgangssprachliche Floskeln wie „geil“, „ups!“ oder etwa „echt mal“ kann ich mich noch gut erinnern. Jeder kennt vermutlich noch weitere solche Begriffe, und wenn man mal in sich hinein hört, findet man bestimmte Wörter, die man gerne und öfters benutzt, als es notwendig wäre. Zugegeben, auch ich bin davor nicht ganz gefeit. Wer kann schon ständig auf sich selber aufpassen? Meine Bekannte findet eben immer alles „toll“. Damit liegt sie ja auch voll im Trend, wird doch gerade „Der große Neustart“ (The Great Reset) in der Gesellschaft und besonders der Wirtschaft beschworen, der vermutlich aber nur für einige wenige günstig ausfällt.

Gern auch wird statt des Begriffs „Modewörter“ die Bezeichnung „Trendwörter“ verwendet. Damit möchte der Benutzer suggerieren, mit der neusten Entwicklung Schritt halten zu können, im Trend zu liegen oder einfach dazuzugehören. Und wer will sich denn schon selbst ins Abseits stellen? Schließlich wollen wir doch alle geliebt werden. Aber Vorsicht mit den neuen „Sternen“! Die meisten sind nach kurzer Zeit schon wieder verglüht. Wer erinnert sich noch an das Modewort „Kids“ oder „Slow-Food“? Ist ja auch schon eine Ewigkeit her, glatte sechs Jahre! Die „Moden“ wechseln halt heutzutage schneller. Da lohnt es sich nicht, jeden Gaul hinterher zu rennen und mag er noch so „toll“ aussehen.

Mit diesem Wort „toll“ verbinden sich aber auch eine ganze Reihe von Begriffen wie „einfältig“, „töricht“ oder gar „tollwütig“. Hier stand sicher das verrückte Nachtschattengewächs „Tollkirsche“ Pate, welches nach dem Genuss seiner Früchte delirante, halluzinogene Effekte hervorbringt. Bekanntermaßen aber liegen Wahnsinn und Genie dicht beieinander. Umgangssprachlich wird das Wort „toll“ auch gern mit „cool“, „großartig“, „klasse“ oder „spitzenmäßig“ assoziiert. „Toll aussehen“ oder eben ein „toller Hecht sein“, ist in heutigen Zeiten für viele erstrebenswert. Schon weil sich Modewörter in gefährlicher Nähe zu Imponierwörtern befinden, muss ich höllisch aufpassen, nicht am Ende als aufgeblasener Gockel in irgendeiner „literarischen Pfanne“ zu landen. Eh man sich ja versehen hat, schleichen sich die Modewörter in den eigenen Sprachgebrauch ein. So habe ich bei mir beobachtet, dass ich das Wort „geil“ öfters benutzte, was natürlich die ältere Generation verstört hat. Vor der Benutzung solcher unspezifischen Zeitwörter muss ich mich natürlich künftig in acht nehmen, könnten mir doch schnell fachliche Unkenntnisse untergeschoben werden, wenn mir zu dem Vorgang außer „toll“ keine andere Beschreibung einfallen will. Modewörter sind halt auch ein Spiegel vom Geist und Ungeist einer Zeit. Sprachforscher stehen der Sache sowieso kritisch gegenüber. Aber wer hört schon auf die? Meint

Euer Motzi

Seit Mitte des Jahres ist die Sgraffitoarbeit Glöckners im Turnerweg 1 wieder zu sehen



Wir berichten darüber im Novemberheft.

Dietrich Lohse

Der OB hat Wort gehalten!

Vielleicht erinnern sich die werten Leser an unsere Ausgaben vom September und Dezember letzten Jahres. In zwei Beiträgen hatten wir den traurigen Zustand der Stahlplastik des Radebeuler Künstlers Wolf-Eike Kuntsche in Wort und Bild zugewendet, da diese vollkommen von wilden Wein überwuchert war.

Stehle „Weintraube“
Stehle mit Stahlplastik Weintraube im Außengelände des Gymnasiums Luisenstift. Aufnahmen vom 14. September 2021.
Foto: Karin Baum


Auf unsere Kritik hin und einer Anfrage des Abgeordneten Uwe Wittig im Bildungs-, Kultur- und Sozialausschuss des Stadtrates in dieser Sache, erfolgte eine Antwort des Oberbürgermeisters Bert Wendsche, welche die Sächsische Zeitung im Oktober veröffentlichte. Darin versprach er, den Freischnitt der Plastik und versicherte aber gleichzeitig: „Im nächsten Jahr werden dann wieder die Weinranken die Stahlplastik in Besitz nehmen.“ Dies erzürnte den Herrn Kuntsche sehr.

Wie beigefügtes Foto belegt, hat der OB Wort gehalten. Ob man Künstlern aber empfehlen kann, der Stadt ein Kunstwerk zu anzuvertrauen, scheint bei dieser Behandlung eher zweifelhaft.

Karin (Gerhardt) Baum

Texträtsel gelöst

Der aufmerksame Leser hat es natürlich schon längst herausgefunden, dass der Gründer des weltberühmten Zirkus „Sarrasani“ im letzten Heft auf der Seite 16 nicht Ernst, sondern Hans Stoch-Sarrasani war, der 1873 in Lomnitz/Provinz Posen (heute Polen) geboren wurde und 1901 auf der Gartenstraße in Radebeul eine Wohnung bezog hatte. Von dort aus startete er mit seinem Zirkus über Meißen und Dresden in die Welt. Am 2. April 1934 verstarb er in Sao Paulo, Brasilien.

Ein entsprechender Hinweis über den „Fehler“ im letzten Heft ist allerdings bis Redaktionsschluss nicht in der Redaktion von Vorschau & Rückblick nicht eingegangen.

Von der Idee zur Tat

Wie weiter mit dem Lügenmuseum?

»Hilla-Tanz«


Das Lügenmuseum ist seit 2012 im historischen Gasthof Serkowitz zu Gast. Von Anfang an fand es begeisterte Aufnahme beim Publikum; es hat sich im Laufe der Jahre zu einem stabilen Besuchermagneten entwickelt.

Der Ideenmillionär Reinhard Zabka hatte das Museum in einem verfallenden Gutshof bei Kyritz aus der Taufe gehoben. Die Kyritzer Knatter verfrachtete er mit nach Radebeul, wo er das Museum zur Blüte gebracht hat.

Allerdings blieb sein Status fragil.

Einmal wurde das Haus sogar zum Verkauf ausgeschrieben. Zabka bewarb sich, eine Entscheidung blieb aber aus. Der Plan, dort Wohnungen einzubauen, wurde abgelehnt.

Inzwischen sind die Preise gestiegen.

Zabka hat nun Gelegenheit, das Bauwerk zu einem mittleren sechsstelligen Betrag zu erwerben.

Nun weiß auch der Ideenmillionär, dass Ideen allein noch nichts zählen. Da erinnerte er sich des „Klassikers“: „Die Idee wird zur materiellen Gewalt, wenn sie die Massen ergreift.“

Warum, fragt er sich, sollen nicht viele können, was einer allein nicht kann??

Und so begibt er sich gemeinsam mit Frau Dorota und dem Verein Kunst der Lüge auf die Suche:

„Wir suchen entweder 4.000 Kunstliebhaber, die 100 € spenden für eine Museumsbox, oder 400 Bürger, die einen Quadratmeter Kunst mit einem Quadratmeter Grundstück tauschen. Mit 400 Eigentümern wird der Boden dann der Spekulation entzogen, und die Sache wäre vom Tisch. Wir haben bereits einen Ablassbrief zur Sicherung des historischen Gasthofes entwickelt. Erst mal wünschen wir uns Interessenbekundungen und ein Feedback. Wir werden eine Kampagne entwickeln.

Spendenkonto für ethisches Investment:
IBAN: DE48850550000500117250, BIC: SOLADES1MEI
Vereinsregister: VR 5684 DD

Thomas Gerlach

Museum für alle

Heimatmuseen an der Spitze

Thomas Kliemann schwärmte neulich in der Aachener Zeitung davon, dass Nordrhein-Westfalen „das Land mit der größten Museumsdichte Europas, vielleicht sogar der Welt“, sei. Allein diese Sicht muss Wunschgedanke bleiben. Baden-Württemberg und Bayern führen die Tabelle der Museen in der Bundesrepublik an, in der Sachsen einen beachtlichen 7. Platz einnimmt. Immerhin kommt auf knapp 10.300 Einwohner im Freistaat ein Museum! Diese Zahl liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt und ist damit weit besser als Nordrhein-Westfalen, wo sich immerhin etwa 26.400 Einwohner ein Museum teilen müssen.

Radeburg – 3190
Heimatmuseum Radeburg, Straßenansicht.
Foto: Karl Uwe Baum


Sieht man sich in der näheren Region von Radebeul um, so kommt man aus dem Staunen, ob der Vielzahl von großen und kleinen musealen Einrichtungen, nicht heraus. Schon im Umkreis von 10 Kilometern kann man Ausstellungen von ca. 30 Museen, Heimatstuben und technischen Schauanlagen bewundern, von den großen „Dampfern“ in Dresden, Meißen und Moritzburg mal ganz abgesehen. Und zählt man die kleineren Einheiten in der Landeshauptstadt noch dazu, beläuft sich die Zahl gut und gerne um die 100 Museen. Wird der Radius gar um 10 Kilometer erweitert, gestaltet sich die Lage schier unübersichtlich. Ein Jahr würde dann kaum ausreichen, um allen Einrichtungen einen Besuch abzustatten. Im Freistaat Sachsen gibt es offiziell mehr Museen, als das Jahr Tage hat. Die nicht offiziell anerkannten einmal beiseitegelassen!

Und gegen alle zeitweiligen Befürchtungen steigen sogar die Besucherzahlen kontinuierlich an, um über vier Prozent (Stand 2019) gegenüber 2009. „Museum“ aber darf sich nur die Einrichtung nennen, welche die „Standards für Museen“ erfüllt. Auch wenn es keine festgelegte Definition für Museen gibt, nützt das den Betreibern wenig, denn jedes Bundesland verfährt nach eigenen Vorstellungen. Was im Bundesland Brandenburg ein Museum ist, braucht in Sachsen noch lange nicht auf diesen Status zu hoffen. Während der Internationale Museumsrat (ICOM) auch die Unterhaltung als eine legitime Aufgabe von Museen ansieht, fehlt dieser Zweck in den Empfehlungen des Deutschen Museumsbundes. Die Präambel zu den Standards für Museen formuliert ganz im Bildungsverständnis der Deutschen, dass „Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen/ Vermitteln“ die Hauptaufgaben der Museen zu sein habe. Bildung und Spaß gehören nun mal nicht zusammen. Folgerichtig erwarten die meisten Besucher von einem Museumsbesuch die Erweiterung ihres Wissens. Dies habe natürlich auf altbekannten pädagogischen Wegen zu erfolgen, sicher nicht mehr mit Rohrstock, immer aber mehr oder weniger didaktisch. Darüber hat sich schon vor nahezu 200 Jahre Herrmann Fürst von Pückler-Muskau echauffiert, der partout nicht einsehen wollte, „weshalb man das Schöne vom Nützlichen ausschließen sollte“. Hoffen allerdings sollte man nicht darauf, dass dem Radebeuler „Lügenmuseum“ eines Tages doch noch der offizielle Status als „Museum“ in Sachsen zuerkannt wird.

Radeburg – 3192
Werbeausleger des Heimatmuseums Radeburg mit dem stilisierten Maler Heinrich Zill.
Foto: Karin Baum


Auch wenn historische und archäologische Einrichtungen und Kunstmuseen stärker von der positiven Besucherentwicklung profitieren, wird die Museumslandschaft der Bundesrepublik von den orts- und regionalgeschichtlich sowie den volks- und heimatkundlich ausgerichteten Häusern dominiert. Ihr Anteil beträgt 44 Prozent in einer neun Punkte umfassenden Klassifizierung. Von den 27 bei Wikipedia in der Kategorie „Heimatmuseen in Sachsens“ registrierten Einrichtungen liegen immerhin 30 Prozent in unmittelbarer Nachbarschaft zu Radebeul. Unter ihnen befindet sich als einzige Einrichtung der Lößnitzstadt auch die „Heimatstube Kötzschenbroda“. Dabei hätte die Stadt mit dem Bilzmuseum und der Heimatstube Naundorf durchaus weiteres zu bieten.

So klar, wie sich die Museumslandschaft auf den ersten Blick im Internet darbietet, ist sie in Wirklichkeit natürlich nicht. Da ist es schon sinnvoll, sich ein eigenes Bild zu verschaffen. Zugegeben, das ist mit ein wenig Aufwand verbunden. Viele Museen, die in ihren Sammlungen regionale und örtliche Geschichte zeigen, sind nicht als reine Heimatmuseen ausgewiesen, andere wiederum als Heimatmuseum nicht anerkannt und die Heimatstuben sind zumeist nicht erfasst.


Velocium-1
Titelblatt des Imageflyers der „Sächsischen Fahrrad-Erlebniswelt“ in Weinböhla.


Viele dieser Einrichtungen befinden sich in öffentlicher Hand (62,7 %), ein reichliches Drittel (35,3 %) hat private Träger und der Rest existiert in einer sogenannten Mischform. So kann beispielsweise die Gemeinde Besitzer der Räumlichkeiten bzw. das Sammelgutes sein, aber das Museum von einem Förderverein oder einem Heimatkreis betreut werden, wie etwa die Heimatstube in Kesselsdorf. Als private Träger treten nicht nur Personen auf, wie zum Beispiel beim Automuseum Hertrampf in Nossen oder dem Schloss Lauterbach, welches man nur zu Veranstaltungen besichtigen kann. Als private Träger gelten auch Vereine. So unterhält der Heimatverein Großerkmannsdorf die dortige Heimatstube und das Schmalspurbahnmuseum Löthain wird vom Heimatverein Käbschütztal e. V. gemanagt.

Auch das DDR-Museum in Pirna arbeitet auf rein privater Basis, was sich natürlich in den relativ hohen Eintrittspreisen niederschlägt. Die Stadtverwaltung soll laut der Internetseite des Museums wiederholt eine Unterstützung abgelehnt und in einem Schreiben an den Betreiber formuliert haben, dass man „doch froh sein sollte[n], dass die DDR Vergangenheit ist“. Dabei erfährt das Museum von Besuchern aus dem gesamten Bundesgebiet viel lobenden Zuspruch.

Dass auch in Zeiten knapper Kassen die Verwaltungen der Gemeinden und Kommunen anders reagieren können, ist in der Nachbargemeinde Weinböhla zu beobachten. In der gerademal knapp 10.400 Einwohner zählenden Kleinstadt eröffnete im vergangenen Jahr mit der „Sächsischen Fahrrad-Erlebniswelt“ eine neue kulturelle Einrichtung ihre Pforten. Sie musste zwar wegen der Pandemie sofort wieder schließen, zeigte aber zum diesjährigen Stadtfest den Besuchern ihre Schätze.

Als im Zuge des Ausbaus des Stadtzentrums von Weinböhla für die historische Scheune am Kirchplatz ein neuer Verwendungszweck gesucht wurde, fragte man den Radfahrerverein Weinböhle, ob er nicht Lust hätte…? Und der Verein hatte Lust, betreibt er doch seit über hundert Jahren das Fahrradfahren mit großer Inbrunst und widmete sich auch der Geschichte des Fahrrades. So entstand eine fruchtbare Partnerschaft zwischen der Stadt, dem Verein und weiteren Akteuren, und die Idee zur Errichtung eines Museums war geboren. Als das Vorhaben aber wegen fehlender Fördermittel zu scheitern drohte, schrieb man die Konzeption um. Aus dem geplanten Museum wurde die Fahrrad-Erlebniswelt „Velocium Weinböhla“, in der man alles über das Fahrrad erfahren und sogar so manches ausprobieren kann. Die Stadtverwaltung machte noch „Nägel mit Köpfen“ und stellte eine Planstelle zur Verfügung. Und so findet der Besucher heute eine Einrichtung vor, die einen professionell aufgebauten Ausstellungsbereich vorweist und an vier zusammenhängenden Wochentagen geöffnet hat.

Teilansicht der Ausstellung im „VELOCIUM Weinböhla“.
Foto: Karl Uwe Baum


In der Ausstellung erfährt der Besucher etwas zur Geschichte der Radfahrervereine in Weinböhla und der Fahrradindustrie in Sachsen sowie des Weinböhlaer Fahrradsports nach 1945. Bewundern kann man Laufräder, Tretkurbelräder, Hochräder aber auch neuere Produkte. Die Mitglieder des Radfahrervereins stellten zahlreiche Leihgaben für die Ausstellung zur Verfügung.

Auch anderenorts kann man solch ein Hand-in-Hand-gehen bei identifikationsstiftenden Aktivitäten beobachten, so zum Beispiel in der Gemeinde Goppeln, als bei der denkmalregerechten Sanierung der „Alten Schule“ im Ort gleich die Einrichtung einer Heimatstube mit eingeplant wurde und in Großerkmannsdorf baute man an das Dorfgemeinschaftshaus einen Fahrstuhl an, um auch Behinderten den Besuch der Heimatstube zu ermöglichen.

Es lohnt sich also, eine „Reise“ ins Umland von Radebeul zu wagen, bei der man sicher nicht nur so manche musealen Schätze entdecken kann, sondern auch erfährt, wie andere Gemeinden damit umgehen.

Karl Uwe Baum

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