Lügenmuseum bald obdachlos?

Keine Kulturkonzeption für Radebeul in Sicht

Wann, wenn nicht jetzt, sollte man die Programme der drei Radebeuler Oberbürgermeisterkandidaten Bert Wendsche, Oliver von Gregory und Jörg Hüsken gründlich studieren? Bei Freiherren von Gregory ist mir folgender Satz besonders aufgefallen: „Ich möchte, dass die Kultur Stoff für unsere Träume ist und der Kitt für unser Zusammenleben.“ Das klingt doch gut! Aber wer, so frage ich mich, hat nun eigentlich die Deutungshoheit über das „uns“, über den „Kitt“, über die „Kultur“ und besonders über die „Träume“?

Hatte zum Beispiel das Lügenmuseum den Museumsstatus in Brandenburg erhalten, so wurde dieser dem selbigen in Sachsen verweigert. Wohlwissend, dass die Folgen für die Einrichtung gravierend sind und sich diejenigen bestätigt sehen, die schon immer gewusst haben, was ein „richtiges“ Museum ist und es total unmöglich finden, den Begriff „Lüge“ mit dem Begriff „Museum“ zu verbinden.
Über den Spruch „Ist das Kunst, oder kann das weg?“ habe ich zugegebenermaßen auch schon gelacht, doch so lustig ist das mitunter gar nicht gemeint. In Bezug auf das Lügenmuseum finde ich die Bemerkung kulturlos und gefährlich. Bedeutet das nicht, dass all das, was man nicht sofort versteht, eliminiert werden müsste?

Es sollen hier weder die Landesbühnen Sachsen, das Karl-May-Museum, das Sächsische Weinbaumuseum, die Radebeuler Stadtgalerie oder das Lügenmuseum gegeneinander ausgespielt werden. Das wäre nicht fair und völlig kontraproduktiv. Jede dieser Einrichtungen hat ein spezielles Profil und spricht damit einen speziellen Besucherkreis an. Trotzdem sollte man auch einmal analysieren, unter welchen speziellen Bedingungen diese Einrichtungen arbeiten. Damit meine ich u. a. das Budget, das Personal, das Angebotsspektrum, die Besucherstatistik, die Raumsituation sowie mögliche Synergien, die sich aus einer partiellen Zusammenarbeit ergeben könnten.

Zweifellos scheiden sich beim Lügenmuseum die Geister und die Reaktionen reichen von Unverständnis bis Euphorie. Doch ein Blick in das Besucherbuch offenbart Erstaunliches. Selten habe ich bei Besuchern so ein ausgeprägtes Bedürfnis erlebt, Gefühle, Gedanken und Eindrücke derart phantasie- und wortreich mitzuteilen. Die Inspiration dieses heiteren Ortes mit seinem ganzheitlichen (nahezu philosophischen) Ansatz, mit den begehbaren Rauminstallationen, den bizarren Objekten, Bildern und Collagen, den vielfältigen Klängen und Lichteffekten, bereichert durch Filmsequenzen und Sprüche, entfaltet seine Wirkung bei denen, die hierfür offen und aufgeschlossen sind. Stoff zum Träumen fände sich reichlich, aber vermutlich haben die maßgeblichen Entscheidungsträger völlig andere Vorstellungen von der Kultur, die zum Träumen anregen soll.

Aber, wo lassen sich denn nun auf der Wichtigkeitsscala zwischen „Hoch- und Basiskultur“ die Abenteuerromane eines Karl May oder die Kunstwerke von Zabkas Kunst- und Dissidentenmuseum einordnen? Ist ein Sinfoniekonzert kulturell höher einzustufen als ein Jazzkonzert, eine Ballettaufführung höher als eine Performanceaktion, die Ernste höher als die Heitere Muse?

Wäre es nicht sinnvoller, wenn wir uns als menschliche Gemeinschaft solidarisch und unvoreingenommen zeigen, gegenüber denen, die unser Leben durch Kunst und Kultur bereichern, wovon wir doch letztlich alle profitieren? Aber halt – ist das nicht gestriges Denken? Liegen nicht Effizienz und Selbstoptimierung im Trend? Also jagt den letzten Dadaisten aus der Stadt! Der stört nur und rechnet sich nicht!

Der Immobilienwert des ehemaligen Gasthofes wird gegenwärtig auf 310.000 Euro geschätzt. Der Betrag sei bereits, laut SZ vom 4.4.2022, im städtischen Haushalt für 2023 als Einnahme geplant. Aber warum wissen wir als Bürger nichts davon? Was passiert da hinter verschlossenen Türen? Eigentlich ist das doch ganz klever: Als Stadt 10 Jahre mit einem Museum geworben. Dabei 10 Jahre Personal- und Betriebskosten gespart. Ersteigert für 10.000 Euro. Beim Verkauf voraussichtlich 300.000 Euro gutgemacht. Dachdeckung und Überputzelektrik sollten fairerweise gegengerechnet werden. Selbst schuld, wer sich so etwas antut und privat ein Museum betreibt!

Auch Hans-Joachim Stephan vom ehemaligen DDR-Zeitreisemuseum, welches jährlich zwischen 40.000 bis 60.000 Besucher anzog, musste die Suppe, die er sich privat eingebrockt hatte, privat auslöffeln. Wie war das doch gleich mit dem „uns“, mit dem „Kitt“, mit den „Träumen“ und mit der „Kultur“? Eine Stadt wie Radebeul als Konzern führen zu wollen, sollte zu denken geben.

In einem Schreiben vom 11. Januar 2022 teilte der amtierende Oberbürgermeister Bert Wendsche Reinhard Zabka u.a. Folgendes mit: „Die zuständigen Gremien des Stadtrates haben vor kurzem nochmals bekräftigt, dass wir als Stadt den Gasthof auch weiterhin nicht im eigenen Bestand halten wollen, da die dafür notwendigen Investitionen angesichts der sonstigen finanziellen Herausforderungen unsere Leistungsfähigkeit übersteigen. Auf dieser Grundlage bereiten wir als Verwaltung derzeit eine erneute Ausschreibung in steter Rückkopplung mit den Stadtratsgremien inhaltlich vor. An dieser können Sie sich natürlich dann jederzeit beteiligen. Einem Direktverkauf an Sie als Mieter ohne Ausschreibung sind die Gremien jedoch nicht näher getreten. Wir werden Sie als unserem Mieter nach Abschluss der internen Beratungen umgehend über das weitere Vorgehen in Kenntnis setzen und den weiteren Prozess soweit möglich und vertretbar mit Ihnen abstimmen.“

Dieser „Neujahrsgruß“ aus dem Rathaus hatte es in sich und fand schnelle Verbreitung. Also wann, wenn nicht jetzt, muss Klartext gesprochen werden. Das Lügenmuseum als Ort der Inspiration, der Kreativität und Vielfalt mit überregionaler Ausstrahlung und Anerkennung soll durch den Verkauf der Immobilie obdachlos werden und der Künstler Reinhard Zabka verlöre seine Wirkungs- und Arbeitsstätte, die gleichermaßen für viele Künstler eine zentrale Anlaufstelle bildet, wo künstlerische Gemeinschaftsprojekte ihre Konzipierung und Umsetzung erfahren.

Will denn wirklich niemand dem Lügenmuseum und dessen Betreiber in der Not beiseitestehen? Handelte es sich bei der Verleihung des Radebeuler Kunstpreises an Reinhard Zabka etwa nur um ein Versehen? Wurde die Vermietung der Immobilie seitens der Politik und Verwaltung immer nur als eine Zwischenlösung für deren Erhalt und Wertsteigerung angesehen?

Natürlich sind Straßen, Kindereinrichtungen, Schulen, Spielplätze, Sportstätten, Gewerbe- und Wohngebiete wichtig. Aber betrifft das nicht alle Kommunen? Warum spricht in Radebeul keiner darüber, was es für eine Stadt mit 34.000 Einwohnern bedeutet, wenn der Stadtgesellschaft leise und gleitend drei Kinos, sechs Kulturhäuser und fünf Museen (Heimatmuseum, Puppentheatersammlung, Zeitreisemuseum, Schmalspurbahnmuseum und Lügenmuseum) verloren gehen?

Eine öffentliche Diskussion in der selbsternannten Kunst- und Kulturstadt Radebeul hat es über diese Prozesse nie gegeben. Eine Kulturkonzeption wird seit Jahren angemahnt. Angebote daran mitzuwirken, wurden ausgeschlagen. Auf der einen Seite tagen Politiker hinter verschlossenen Türen, auf der anderen Seite schreiben Bürger Offene Briefe und starten Petitionen. Soll das so weitergehen in der Großen Kreisstadt Radebeul?

Circa 250 Bürger haben bereits den Offenen Brief des Radebeuler Kultur e.V. vom 29. März 2022 zur Situation des ehemaligen „Gasthof Serkowitz“ und des Lügenmuseums unterzeichnet. Außerdem wurde am 9. März 2022 eine Petition unter dem Motto „Das Lügenmuseum soll im Gasthof Serkowitz ein zu Hause finden“ eingereicht, welche noch 3 Monate läuft. Statt immer wieder zu argumentieren, warum etwas nicht funktionieren kann, sollten endlich alle Möglichkeiten geprüft werden, wie etwas funktionieren könnte!

Sich vorzustellen, was geschieht, wenn der Künstler Reinhard Zabka als Mieter des ehemaligen „Gasthof Serkowitz“ das Kündigungsschreiben von der Radebeuler Stadtverwaltung erhält, dazu braucht es nicht allzu viel Fantasie. Knapp kommentiert: Verwaltungstechnisch korrekt, finanziell ein schneller Gewinn, aber kulturpolitisch ein immenser und dauerhafter Schaden!

Wer sich hierzu eine eigene Meinung bilden will, der ist herzlich eingeladen zum Schauen und Diskutieren. Von 15 bis 20 Uhr werden am 2. Juni 2022 die Türen des Lügenmuseums geöffnet sein. Der Eintritt ist an diesem Tag frei. Ehrenamtliche „Kunsterklärer“ stehen als „Dolmetscher“ bereit. Und natürlich werden Reinhard Zabka alias Richard von Gigantikow und Sixtina von Güterfelde jeden Gast persönlich mit einem frisch gebrühten Lügentee willkommen heißen.

Karin (Gerhardt) Baum

Das kulturelle Monatsheft „Vorschau und Rückblick“ wird das weitere Geschehen rund um das Lügenmuseum sowie das allseitige Bemühen um eine praktikable und zukunftsorientierte Lösung redaktionell begleiten. Red.

 

EINLADUNG
Der Vorstand und die Redaktion des kulturellen Monatsheftes „Vorschau und Rückblick“ laden, wie in der Mitgliederversammlung beschlossen, für den 2. Juni alle Vereinsmitglieder und Leser herzlich ins Lügenmuseum ein, um vor Ort miteinander ins Gespräch zu kommen. Anwesend sein werden voraussichtlich auch Vertreter des Radebeuler Kultur e.V., des Radebeuler Fremdenverkehrsvereins sowie zahlreiche Künstler, Kunstfreunde und Kulturorganisatoren.

Mit Gerhard Schöne poetisch durch das Jahr

Glosse

Senf, mittelscharf

„Herzblut ist das Kostbarste, was ein Mensch besitzt“, meinte immer meine Oma. Und wo sie recht hatte, da hatte sie eben recht. Deshalb sollte man in Sachen Herzblut keine vorschnellen Versprechungen abgeben. Da verhält es sich mit einer Niere schon ganz anders. Gibt man sie weg, kann einem so manches nicht mehr „auf die Nieren gehen“, was in heutiger Zeit ja auch nicht ganz so verkehrt ist. Denn, es läuft so vieles in dieser Welt nicht so wie es sollte. Klug handelt deshalb, wer sich in schweren Zeiten zurück hält.

Einfacher gesagt als getan, auch weil einem die Zeiten oder doch wohl die vermeintlichen Zwänge nicht in Ruhe lassen wollen. Dann fühlt man sich verpflichtet, zu jeder Sache „seinen Senf dazugeben zu müssen“, wie mein Berliner Freund hier schmunzelnd einwerfen würde. Dabei aber hat der Schelm natürlich immer nur den „Bautz‘ner Senf, mittelscharf“ im Hinterkopf. Nicht so bei jenen, die sich gern an der vorderen Kante der Rampe sehen. Denen löckt da mitunter schon mal der Stachel und sie setzen noch einen obendrauf, wollen vermutlich hoch hinaus. Superlative werden dann bemüht, himmelschreienden Begriffe ausgedacht, etwa wie megagalaktisch oder auch Premiumsegment, nur um zu suggerieren, was man für ein toller Hecht sei und warum man bei ihm kaufen sollte.

Und wie rein zufällig tröpfeln diese Begriffe in alle „Segmente“ des täglichen Lebens. Irgendwann können wir uns vor lauter Premiumsegmenten nicht mehr retten und sind am Ende selber eins. Da will ich jetzt überhaupt nicht auf aktuelle Ereignisse anspielen. Der Leser (Es sei mir gestattet, hier das generische Maskulinum zu verwenden.) ist meiner Ansicht nach pfiffig genug, die Verbindungen selbst herzustellen. Da habe ich vollstes Vertrauen.

Manchmal frag ich mich aber, wo all diese Begriffe herkommen, die vorgeben, unsere Sprache verbessern, schöner und reicher machen zu wollen. Premium kommt zwar aus dem Lateinischen, trat aber zunächst im Englischen auf. Die Wirtschaft und besonders die Werbebranche hatte das Wort gekapert. Auch auf bundesdeutschen Straßen war der „Renaut Premium“, ein französischer Lastkraftwagen, unterwegs. Das Wort selber steht für eine „besondere“ oder gar „beste“ Qualität eines Erzeugnisses, was an sich ja schon ein Witz für sich ist. Denn, wenn es tatsächlich so wäre mit der Qualität, die sich nicht mehr steigern ließe, würden wir ja am Ende unserer Entwicklung stehen und der französische Lastwagen, der 2000 von den schwedischen Volvo Group übernommen wurde, würde immer noch in Saint-Priest bei Lyon aus den Werkhallen rollen. Ist aber nicht so, da die Produktion 2013 eingestellt wurde. Also, doch nicht „beste Qualität“?

Erhellend sind auch die Synonyme, die man für das schöne Modewort Premium einsetzen kann wie zum Beispiel exquisit – hochwertig – qualitätsvoll – exzellent – erste Wahl, um nur einige zu nennen. Natürlich würde ich niemals im Traum daran zweifeln, dass ich nicht die „erste Wahl“ für meine Gattin bin. Aber sonst…? Zu diesem Sachverhalt fallen mir gleich mehrere Sprüche meiner Frau Mutter ein, mit denen ich aber jetzt nicht langweilen will. Fakt ist, dass die Sache mit den Superlativen eben eine relative ist und wohl sehr stark vom Blickwinkel des Betrachters abhängt. Diesen Superlativen klebt ja auch der unangenehme Geruch des Selbstlobes an. Das wiederum ist kein Modewort, war zu allen Zeiten gang und gäbe und ist gegenwärtig wieder unheimlich in Mode gekommen. „Wenn mich schon keiner lobt, muss ich es halt selber tun!“ Hier sollte man aber aufpassen, dass man nicht abhebt. Immer schön auf dem Boden bleiben!

Wie sagt man wenn‘s genug ist?: „Aller guten Dinge sind drei.“ Das hatte offensichtlich der populäre Liedermacher Reinhard Mey schon 1988 erkannt. Damals brachte Mey das gleichnamige Lied von einem überforderten Mann heraus. Es schloss mit eben diesem Spruch und der Erkenntnis, dass es auf keinem Fall mehr sein sollten, meint auch

Euer Motzi

Radebeuler Miniaturen

Mai-Los

Stößt die Fledermaus durch den Fliederduft, kommt sie als Fliedermaus wieder raus.

Schlägt die Nachtigall ihren Liebesruf in die Maienluft, wächst Erinnerung in der Nacht – ach …

Schon biste wieder wach.

Singt die Nachtigall ihre Melodien, ist ihr gern verziehn in der Nacht. Und die Fledermaus wird zur Fliedermaus stößt sie im Fliederduft drüberhin – ach …

Mußte aufstehn und austreten.

Stößt die Fliedermaus durch die Maiennacht, ruft die Nachtigall durch den Fliederduft die Erinnerung an frühe Liebe wach – ach …

Aber später schläfste irgendwann doch noch ein.

Der Morgen danach ist voller Glanz. Die Sonne steht am Himmel, Wolken schwimmen im Blau – ach …

Sag mal, reißt mich Ulrike aus meinen tiefen Gedanken, ist das schon die Vorfreude auf den Schatten, oder das ernste Zeichen dafür, daß es Zeit wird für die Kur?

Weder noch, sag ich langsam.

Es ist nichts als der verzweifelte Versuch einmal nicht in militanten Kategorien an schwere Waffen zu denken, sondern die Gedanken in angenehmere Richtung zu lenken. Hin zu leichten Affen zum Beispiel, die, wie ihnen von jeher eigen, gern auf hohe Bäume steigen, in deren Kronen sie wohnen ohne Drohnen …

Affen – sagt Ulrike – ein bißchen haben wir uns aber schon weiterentwickelt, oder?!

Zwei Prozent, geb ich zurück, das ist nicht viel, damit kommste nicht mal in den Bundestag. Und außerdem: wenn die Menschheit sich wirklich „entwickelt“ hätte, wie du meinst, wenn wir – denn wir gehören ja dazu – so „verständig“ wären, uns des Ehrentitels „homo sapiens“ würdig zu erweisen, sähe die Erde heute anders aus. Zwei Weltkriege haben offensichtlich nicht ausgereicht, uns zur Vernunft zu bringen und tatsächlich „sapiens“ zu werden. Vielmehr stellen wir täglich neu unter Beweis, daß die zwei Prozent uns selbst nichts als überheblich machen und der alten Erde ausschließlich zum Nachteil gereichen…

Oi, oi, oi, da fährtse ja schwere Geschütze auf!

Jetzt fang du nicht auch noch an, militanten Quatsch zu faseln! Hier kommen keine Kanonen in die Küche!

Entschuldige, also lassen wir die Affen, aber Drohnen sind doch wenigstens für die Obsternte wichtig.

Ja, aber nur am Rande, und auch nur die jeweils eine, die (obwohl es ein DER ist) aus einer Prinzessin eine Königin macht, die dann die fleißigen Eier legt. Der Rest von ihnen ist nutzlos. Und wenn sie kamerabestückt über unseren Gärten schweben, sind sie sogar bedrohlich. Von deren militärischem Mißbrauch ganz abgesehn. Außerdem machen sie Krach. Da lob ich mir die Fliedermäuse, die riechen gut und sind ganz leise …

Thomas Gerlach

Meinungen zum Serkowitzer Gasthof und zum Lügenmuseum

Norbert Arendt – Radebeul
»…erst einmal danke für diese großartige Initiative, die ich mit meiner Unterschrift unterstütze.«

Prof. Bernd Guhr – Leipzig
»…ich bin selbst mehrfach mit kindern und enkelkindern in radebeul gewesen und war vom erhalt dieser einzigartigen und wohl einmaligen kultureinrichtung überzeugt.« (sic!)

Theresa Dietrich
– Dresden
»Das Lügenmuseum ist eine Quelle der Kreativität. Es gibt nur wenige Orte in Ostdeutschland, wo Mensch noch Mensch sein darf. In meinem Bundesfreiwilligendienst habe ich hier so viel lernen&lachen können. Dieser Ort bringt Kinder und Erwachsenen Augen zum strahlen und die Geschichten sind im historischen Gasthof einfach Zuhause. Für die Stadt wäre es beschämend diesen Ort aufzugeben.« (sic!)

Margitta Czura – Radebeul
»Mit großer Bestürzung haben wir gelesen, dass der ehemalige „Gasthof Serkowitz“ in Radebeul verkauft werden soll. Somit verliert unsere Stadt erneut ein historisches Objekt in seiner Ursprünglichkeit von unschätzbarem Wert. Dank Reinhard Zabkas  wurde das Gebäude mit seinem weit über die Grenzen hinaus beliebten „Lügenmuseum“ wieder neu zum Leben erweckt.«

Christian Mendt – Radebeul
»Das Museum hat sich in den letzten Jahren zu einem fantasievollen Ort entwickelt, der Märchenhaftes, Satire, Realisatire und Phantastisches miteinander unterhaltsam verbindet. Karl May hätte seine Freude daran.«

Sebastian Zumpe – Bautzen
»Diese Institutionen der kreativen Gedanken für jung und alt muss definitiv erhalten bleiben. Das Verständnis für diese Diskussion zum Erhalt oder Aufgabe fehlt mir vollständig…«

Anonym – Radebeul
»Das Kulturdenkmal muß weiterhin dem Publikum offenstehen, wie schon seit 1337. Museen als Publikumsmagneten haben wir zu wenige. Ein Abriss wie bei dem Gasthof Nauendorf von 1349 oder dem Gasthof Zitzschewig von 1479 wäre fatal.«

Torsten-Pieter Rösler – Dresden
»Das Radebeuler Lügenmuseum ist eine einmalige Kunstinstallation und über viele Jahre in den Räumen des Serkowitzer Gasthofes gewachsen. Es wäre ein Frevel, dies aus rein monetären Gründen seitens der Stadt zu zerstören!«

Wilfried Staufenbiel – Bernau
»Das Lügenmuseum ist ein einmaliges, vielfältiges und kreatives Museum. Es vermittelt Einstiege in die Vergangenheit, in andere Kulturen und in die eigene Kreativität. Durch provokante und humorvolle Hinterfragung der Wahrheit kann man sich dem Wesen der Dinge nähern, durch das Aufzeigen verschiedener Arten von Wahrheit und Schönheit, wie auch durch performatorische Veranstaltungen der besonderen Art entsteht Erkenntnis, Freude, Gesundheit und sozialer Zusammenhalt.

Wer strukturell und zur Erhaltung einer solchen Perle beiträgt, kann stolz und des Dankes eines breiten, Generationen übergreifenden Publikums gewiss sein.«

Ein Geschenk für die Stadt?

Kein Platz für das Lügenmuseum

Erinnern wir uns: Es war der 29. März dieses Jahres, als der Radebeuler Kultur e.V. in einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister Bert Wendsche und die Stadtverordneten Radebeuls seinen Sorgen um die kulturelle Entwicklung unserer Stadt Ausdruck verlieh (Vorschau & Rückblick informierte in 4/2011 darüber). Bis zum Redaktionsschluss des Heftes sind mittlerweile 46 Tage vergangen und eine Antwort liegt nicht vor, nicht einmal eine Bestätigung über den Eingang des Schreibens. Die Angeschriebenen hüllen sich in Schweigen.

Nun ist es ja nicht so, dass der Verein jede Wochen einen Offenen Brief verfassen würde. Ehe man sich zu so einem Schritt entschließt, muss die Verzweiflung, die Not groß sein und sich scheinbar kein anderer Weg aufzeigen. Der Verein, so zeugt der Brief, hat im Fall des Serkowitzer Gasthofes und des Verbleibs des Lügenmuseums in Radebeul die Hand ausgestreckt, um zum Wohle der Stadt und seiner Bewohner gemeinsam mit den Verantwortlichen der Gemeinde einen drohenden wirtschaftlichen, kulturellen wie ideellen Verlust abzuwenden. Das nun bisher vom Oberbürgermeister und aus dem Stadtrat beim Verein keine Reaktion eingegangen ist, befremdet schon etwas. Oder könnte dies etwa auch als eine klare Antwort gewertet werden?

Ganz anders die Reaktionen von vielen Radebeulern, Gästen und Bürgern aus nah und fern. Über 300 davon aus 33 Orten der Bundesrepublik haben mittlerweile allein den Offenen Brief unterzeichnet. Die Petition „Das Lügenmuseum soll im Gasthof Serkowitz ein zu Hause finden“ tragen schon über 500 Personen mit. Die soziale Bandbreite der Befürworter ist beeindruckend und zieht sich durch alle Schichten der Bevölkerung. Da steht die Künstlerin neben dem Klempner, der Schriftsteller neben der Erzieherin, der Philosoph neben dem Kommunalpolitiker, die Unternehmerin neben dem Architekten, der Museumsleiter neben der Schneiderin… Noch beeindruckender sind die vielen Kommentare, die sich zum Lügenmuseum und zum Verkauf des Objektes „Serkowitzer Gasthof“ äußern.

Objekt vor dem Lügenmuseum, entstanden im Rahmen des Projekts »Labypoli« 2020. Foto: R. Zabka

So sehen Bürger im Lügenmuseum eine „Perle“, eine „einzigartige Attraktion“, ein „Geschenk“ für die Stadt, und nahezu alle heben die Einmaligkeit dieser Einrichtung hervor, die damit auch für Radebeul ein Alleinstellungsmerkmal besonders gegenüber der an Kunst reichen Landeshauptstadt darstellt, was man doch nicht ohne Not einfach aufs Spiel setzen sollte. Nicht wenige schreiben im Zusammenhang mit dem geplanten Verkauf des Objektes von „Frevel“, erinnern daran, dass in der Vergangenheit mindestens zwei historische Gasthöfe in Radebeul abgerissen wurden und Reinhard Zabka das Gebäude durch seine Aktivitäten über zehn Jahre vor dem Verfall und vor Vandalismus bewahrt hat. Dessen „Installationen haben in Brandenburg und in Serkowitz funktioniert, warum nicht auch an einem anderen Ort? Sie sind nicht an das Haus gebunden.“, äußerte indessen der Radebeuler Oberbürgermeister Bert Wendsche in der Mai-Ausgaben des Dresdner Stadtmagazins SAX zu diesem Thema, so als können man leichten Herzens auf einen Zabka verzichten. Wer aber ist hier eigentlich „man“? Die Bürger der Stadt, die Touristen, die Künstler…?

Und so mag es nicht verwunderlich sein, wenn viele der Unterzeichner des Offenen Briefes und der Petition ihr Unverständnis über die Nicht-Wahrnehmung der enormen sozialen, kulturellen und künstlerischen Leistungen äußern, die der Künstler Reinhard Zabka in diesen zehn Jahren für Radebeul erbracht hat. Sie haben erkannt, dass Zabka Radebeul zu internationalem Ansehen verhilft, viele Touristen sowie Künstler in die Lößnitzstadt führt und das Lügenmuseum ein außergewöhnlicher Ort kultureller Bildung darstellt, an dem nicht nur die Stadtgesellschaft partizipiert. Besonders aber die Pensionsbesitzer sehen in dem möglichen Szenarium des Verkaufes des Serkowitzer Gasthofes eine essenzielle Beeinträchtigung ihres Gewerbes, besucht doch jeder zweite/dritte Tourist auch das Lügenmuseum.

Sein Anliegen mittels einer Petition durchzusetzen oder doch wenigstens recht unkompliziert in die Öffentlichkeit zu bringen, ist das verbriefte Recht eines jeden Bundesbürgers, was sogar im Grundgesetz verankert ist. Seit 2005 ist es auch möglich, Online-Petitionen über das Internet zu starten. Als Petition wird eine Bittschrift, Eingabe oder ein Gesuch bezeichnet, welche an Behörden oder Volksvertretungen gerichtet wird. Grundsätzlich ist aber Petition nicht gleich Petition. Während eine reguläre Petition innerhalb von 4 Wochen zu beantworten ist, haben zum Beispiel die nichtoffiziellen Online-Petitionen keine Rechtsverbindlichkeit. Sie sind eher ein demokratisches Mittel zur Willensbekundung.
In diesem Zusammenhang ist ein Blick in die jüngste Geschichte von Radebeul äußerst aufschlussreich. So wurden seit 2016 allein 11 Petitionen gestartet, die auch als ein Spiegel der Verfasstheit des Gemeinwesens betrachten werden können. Nicht alle waren von allgemein städtischem Interesse, nicht alle waren erfolgreich. Dennoch hatten die Mehrzahl wichtige Themen zum Inhalt, die soziale, städtebauliche wie denkmalpflegerische Fragestellungen aufwarfen. Die unlängst abgeschlossene Petition »Für eine städtebaulich passende Bebauung des „Wasaparks“ – kein zweites „Glasinvest“- Projekt« konnte das Quorum erreichen. Zwischen der Bürgerinitiative und den zuständigen Vertretern der Stadtverwaltungen haben bereits erste Gespräche stattgefunden. Aber auch Petitionen, die die vorgegebene Stimmzahl nicht erreichen, können erfolgreich sein, wie im Fall der denkmalgeschützten Einfriedung der ehemaligen Gärtnerei Hohenhaus ersichtlich war.

Das Lügenmuseum gehört mit den Landesbühnen Sachsen, dem Karl-May-Museum, Schloss Wackerbarth, dem Sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz sowie der Stadtgalerie Radebeul zu den herausragenden kulturellen Einrichtungen der Stadt. Deshalb wäre der Weggang dieses Museums ein nicht wieder gutzumachender Verlust für die Region.

Karl Uwe Baum

Unterzeichner Offener Brief des Radebeuler Kultur e.V.

Den offenen Brief zum Gasthof Serkowitz und zum Lügenmuseum haben weitere Bürgerinnen und Bürger aus Radebeul und andern Ortschaften der Bundesrepublik unterzeichnet.

Jürgen Stegmann, Kulturschaffender, Radebeul – Axel Richter, Regisseur, Rentner, ehem. Radebeuler, Leipzig – Bruno Horning, Angestellter, Mitglied Kulturverein, Dresden – Linda Inbaden, Studierende, Dresden – Edna Ressel, Projektleiterin Familienzentrum, Radebeul – Ole Sterz, Band Affen, Dresden – Marieluise Herrmann, Angestellte, freiberufliche Tätigkeit, Dresden – Georg Bergmann, Musiker, Berlin – Constanze Fröhlich, Angestellte, Radebeul – Heiko Fröhlich, Angestellter, Radebeul – Steffen Rau, Rentner, Radebeul – Gerd Schindler, Rentner, Radebeul – Heiko Bontrup, Stellv. Vorsitzender Else-Laske-Schüler-Gesellschaft, Neuss – Julia Jost Physiotherapeutin, Dresden – Tom Liebig, Bauingenieur, Dresden – Sabine Marhle, Studentin, Dresden – Elke Horn, Rentnerin, Radebeul, Harald Horn, Rentner, Radebeul – Kerstin Kühn, Mensch, Coswig/Sa. – Steffen Roye, Angestellter, Dresden – Marcel Lipfert, Erzieher, Dresden – Tina Schnasl , Angestellte, Dresden – Jörg Puschmann, Angestellter, Dresden – Claudia Römer, Angestellte, Dresden – Kerstin Rudloff, Sozialarbeiterin – Annette Bundy, Angestellte, Dresden – Berit Barz, Freischaffend, Dresden – Julien Seerig, Webentwickler, Dresden – Lara Timm, Studentin, Dresden – Catoin Seerig, Ruhepause, Eppendorf – Michael Thiele, Selbständig, Dresden – Annett Quast, Angestellte, Oberhermsdorf – Tanja Kirsten, Angestellte, Dresden – Claudia Leutemann, freischaffend, Dresden – Susanne Fuchs, freischaffend, Dresden – Anti Wild, Angestellter, Dresden – Antje Matthies, Angestellte, Dresden – Gerd Schwichtenberg, Angestellter, Freiberg – Claudia Knopf, Angestellte, Freiberg – Alina Schwichtenberg, Schülerin, Freiberg – Florian Hammer, Beamter, Bannewitz – Franziska Hammer, Angestellte, Bannewitz – Bernd Herfort, Vereinsvorstand, Oybin – Jochen Kastner, Rentner, Pesterwitz – Andrea Noack, Rentner, Dresden – Michael Mothes, Rentner, Dresden – Jens Lusch, Angestellter, Dresden – Susann Schreiber, Theaterpädagogik, Projektmanagement, Leipzig – Sybille Ziel, Mechanikerin, Bad Vilbel – Jutta Klemm, Rentnerin, Radebeul – Gritt Holomek, Angestellte, Radebeul – Yneke Meißner, Angestellte, Dresden – Sybille Wenzel, Physiotherapie, Radebeul – Susanne Teubert, Angestellte, Radebeul – Monika Barthe, Pensionsbesitzerin, Radebeul – Oskar Fichte – Schüler, Radebeul – Katja Grübler, Beamtin, Radebeul – Julia Drowatzky, Bürgerin, Radebeul – Susanne Winkler-Liebscher, Bürgerin, Radebeul – Frank Liebscher, Bürger, Radebeul – Doris Peters, Bürgerin, Radebeu. – Jürgen Peters, Bürger, Radebeul – Hartmut Stange, Bürger, Radebeul – Silko Mohn, Bürger, Radebeul – Thomas Groh, Bürger, Dresden – Gabriele Paul, Angestellte, Merseburg – Rüdiger Paul, Rentner, Merseburg – Holm Kirschgens, Bürger, Radebeul – Karen Koschnick, Künstlerin, Dresden – Ottokar Greif, Rentner, Coswig/Sa. – Rita Focke, Bürgerin, Radebeul – Siegmar Focke, Bürger, Radebeul – Ute Krüger, Erzieherin, Leipzig – Christine Sprotte, Floristin, Leipzig – Dagmar Friedel, Rentnerin, Leipzig – Kerstin Richter , Kulturmanagerin, Radebeul, Uwe Richter, Bürger, Radebeul – Detlef Bielke, Angestellter, Chemnitz – Anja Baum, Angestellte, Chemnitz – H.-Jochen Höher, Rentner, Dresden – Ingrid Höher, Rentnerin, Dresden – Rolf Kicinski, Beamter, Pessin – Jeannette Lill, Polizistin, Pessin – Ingeborg Lill, Rentnerin, Pessin – Martin Mager, Berater, Dresden – Esther M. Könitz, Elternzeit, Radebeul – Anette Greißler, Rentnerin, Radebeul – Corinna Geißler, Försterin, Erfurt – Steffen Stiller, Dienstleister, Weinböhla

Berichtigung Der in der Unterzeichnerliste in Vorschau & Rückblick Heft 5/2022 angegebene Name Derwinckel wurde falsch wiedergegeben. Der richtige Name lautet Vorwinckel. Wir bitten um Entschuldigung!

 

Das große Winzerhaus nahe der Baumwiese

Foto: D. Lohse

Das prächtige Fachwerkhaus könnte ich mir sehr gut in Radebeul vorstellen, aber es gehört nun mal nach Boxdorf (Moritzburg / OT Boxdorf, Weinbergstr. 7). Mit der Lößnitz gehören wir, Radebeul und Boxdorf, aber einer gemeinsamen Landschaft an und insofern bestehen auch gleiche oder ähnliche historische Bautypen bei den Winzerhäusern.

Man hört gelegentlich die Legende, daß Gräfin Cosel dieses Haus besessen habe, oder zumindest einmal hier übernachtet und sich vor der Verfolgung versteckt hätte. Einen Beweis dafür kann man m.E. nicht finden. Das Spitzhaus hat ihr eine Zeit lang gehört, das ist ca. 2,5 km entfernt und da hätte sie doch besser logieren können. Zunächst waren mir zu besagtem Haus nur zwei Quellen zugänglich (sh. Angaben am Schluß des Artikels), nicht mal bei Gurlitt oder im Dehio kann man es finden. In der einen Quelle wird es mit drei Sätzen, in der anderen gar nur mit einem Satz abgetan. Das wird diesem großen Winzerhaus keinesfalls gerecht und hat mich erst recht neugierig gemacht. Über die heutigen Eigentümer bekam ich inzwischen weitere schriftliche Quellen benannt. Und in V+R Heft 06/91 hatte ich mich bereits mit der Titelbildbeschreibung in einem Kurztext zu dem Haus geäußert.

Foto: D. Lohse

Es wundert mich aber schon, daß das Winzerhaus keinen feststehenden Eigennamen, der sich im Volk gehalten hat, besitzt. Aus der historischen Besitzerfolge würde sich vielleicht Trobisch-Gut anbieten, analog zu Radebeuler Winzerhäusern wie Haus Lotter, Haus Möbius oder Haus Breitig. Johann Georg Trobisch (1772-1838) kaufte das Anwesen 1806 von Frau Johanna Eleonore Lesche. Seitdem besitzt nun Familie Schmidt, bzw. deren Vorfahren Trobisch und Klotzsche, das Anwesen und war so immer in privater Hand.

Das Umfeld läßt sich als nahe einer Lichtung in der Jungen Heide beschreiben, mit einer dreieckigen Wiese (leider heute durch Teilung und Baumbewuchs gestört), einer Splittersiedlung mit Gasthaus, Forsthaus und Besenbinderei (alle drei als ehemalig zu bezeichnen) und einem Weinberg in Südsüdwestlage. Hier ist der Straßenname Augustusweg interessant, von dem die Weinbergstraße als Sackgasse abzweigt. Es handelt sich hierbei um die Fortsetzung des Radebeuler Augustusweges und verband vom 17. bis 19. Jh. die Hoflößnitz mit Pillnitz; eine Wegeverbindung, die früher von Kurfürsten, Königen und dem sächsischen Hofstaat benutzt worden war. Ein anderer historischer Weg zwischen der Dresdner Residenz und dem Jagdschloß Moritzburg, die heutige Großenhainer Straße, kreuzt hier den Augustusweg.

Nähern wir uns nun von Osten dem zweigeschossigen Fachwerkbau mit hohem Walmdach, mehreren Schleppgaupen und einer Fledermausgaupe nach Osten. Es wurde 1670 als Neubau errichtet – von einem Vorgängerbau (möglicherweise im Dreißgjährigen Krieg zerstört) ist nirgends die Rede. Nach diesem langen Krieg herrschte in den deutschen Ländern eine gewisse Aufbruchstimmung, Zerstörtes wurde repariert und daneben entstand aber auch viel Neues. Das Haus entspricht in der Kubatur dem etwa zur gleichen Zeit gebauten Haus Breitig in Oberlößnitz, hat aber ein paar Details mehr. Beim Trobisch-Gut finden wir einen Fachwerkerker am OG der Ostseite sowie eine Oberlaube. Solch aufwändige Details wären an einem einfachen Winzerhaus nicht zu erwarten, das Haus muß also für einen Weinbergbesitzer mit höheren Ansprüchen, möglicherweise einen Adligen, gebaut worden sein. Ein Mann mit solchen Ansprüchen konnte nun in Ratspräsident und Kammerherr Carl Freiherr von Friesen gefunden werden, der seit 1667 das Grundstück besaß und den Antrag stellte, „für seine Nothdurfft“ (so dückte man sich damals aus!) darauf ein Haus bauen zu dürfen. Der Bau selbst erfolgte dann 1669/70. Hinzu kommt, daß es bis vor Kurzem ein kleines Winzerhaus nördlich des Gasthofs Baumwiese gegeben hat, von dem nach Abbruch in den 90-er Jahren nur noch der Weinkeller existieren soll. Das Weingut an der Baumwiese (gelegentlich auch Bahnwiese genannt) bestand also ursprünglich aus einem Herrenhaus und einem kleineren Winzerhaus.

Foto: D. Lohse

Daneben gab es seit etwa 1660 den alten Gasthof, der in der 1. Hälfte des 19. Jh. durch neue Gebäude ersetzt wurde, nach 1990 erfolgte hier abermals ein Umbau so wie sich das Ensemble, das zZ. leer steht, heute noch zeigt. Im Laufe der Jahrhunderte, besonders nach der Reblauskatastrophe am Ende des 19. Jh., aber auch noch im 20. Jh. wurden das Gelände und der Weinberg parzelliert und mit Wohnhäusern, Wochenendhäusern und Obstbäumen bebaut bzw. bepflanzt. Uwe Schmidt, ein Miteigentümer, hat jetzt wieder einen kleinen Teil des Steilhanges mit Wein bestockt und so wieder ein wenig an die Tradition als Weingut erinnert. Nach der Dresdner Straße zu wird das Grundstück mit einer typischen Syenitmauer abgeschlossen, ebenso wie an der Hangkrone, wo aber von der Mauer nur noch Reste zu erkennen sind. Unter Otto Trobisch erfolgte eine im Jahr 1927 nachweisbare, äußere Instandsetzung, an der bereits der Denkmalschutz mitwirkte.

Foto: D. Lohse

Da hier die reiche Fachwerkausbildung den besonderen Reiz des Hauses ausmacht, sollten wir nun die Fassaden gesondert betrachten. Die Westseite (Wetterseite) hat eine massive EG-Wand und die Etage darüber Fachwerk unter einer Verbretterung. Die Fenster aller Seiten haben keine einheitlich durchgehenden Fensterachsen, was eher malerisch wirkt. Auf der Nordseite steht über einem Sandsteinsockel zweigeschossiges Fachwerk. Die Breite der Nordseite mißt mehr als die der Südseite, weil hier die Tiefe der Oberlaube hinzukommt. Bedingt durch die Dachschleppe über dem Vorbau der Ostseite, ist der N-O-Grat etwas verschoben. Die interessanteste Seite ist zweifellos die nach Osten gerichtete mit zweigeschossigem Fachwerk über einer Steinlage, mit einer Oberlaube und teilweise massivem Wandbereich (könnte eine spätere Zutat sein), dem Hauptzugang im EG und dem 3/6- Erker im OG. Das Fachwerk hat als Aussteifungen Eckverstrebungen und weitere Verstrebungen etwa in der Mitte der Ostseite, die im OG die Figur eines „Mannes“ – ein Ständer mit unten zwei Schrägen und zwei Kopfbändern oben – bilden. Beide auf der Ostseite vorspringenden Gebäudeteile werden durch unterschiedlich große Schleppen abgedeckt. Es besteht die Vermutung, daß das Haus nicht immer die jetzige Länge von Süd nach Nord hatte (die Fledermausgaupe dürfte früher mal die Mitte des Daches angezeigt haben). Man kann bei Betrachtung anderer Details von einer Erweiterung nach Norden ausgehen, ohne daß zZ. zu sagen ist, wann das geschehen ist. Hier wäre noch eine detailliertere Bauforschung erforderlich. Beim Erker erkennen wir im Fußbereich als Zier eine Reihe hölzerne „Diamantquaderausbildungen“ und zwei frei gespannte Kopfbänder zur Traufe hin. Bei Radebeuler Winzerhäusern kann man teilweise auch Oberlauben finden, jedoch keinen Erker. Das Fachwerk der Südseite steht ebenfalls auf einer Reihe von Sandsteinquadern und zeigt 6 Gefache in der Breite. Das Fachwerk wurde 2020 insgesamt von der Firma Trux teilerneuert, die Fassaden erhielten 2021 Putz und Anstrich. Bereits 1996 war das Dach neu gedeckt worden. Es kamen rote, leicht engobierte Biberschwanzziegel in Doppeldeckung zum Einsatz. Normale, nicht engobierte Biber wären vielleicht denkmalpflegerisch authentischer gewesen, aber die engobierten haben hinsichtlich geringerer Bemoosung und Verschmutzung wohl auch Vorteile. Die Gaupen wurden beibehalten und durch wenige Dachliegefenster ergänzt, was der Tatsache geschuldet war, daß das DG für eine Wohnung hergerichtet werden sollte – in jeder Etage existieren nun abgeschlossene Wohnungen.

Foto: Repro D. Lohse

Das Haus ist teilunterkellert und besitzt ein kleines Tonnengewölbe aus der Entstehungszeit. Dieses war früher nur durch eine Fußbodenluke aus der Küche erschlossen. Wann die Luke geschlossen wurde und der Einbau einer Treppe mit Zugang von außen erfolgte, ist zZ. nicht zu belegen. Die Größe dieses Kellers wäre für die Erträge aus dem alten Weinberg sicherlich zu klein gewesen, so daß sich auch hieraus erkennen läßt, daß das kleine Winzerhaus nahe der Baumwiese mit dem größeren Weinkeller und das Herrenhaus Trobischgut früher eine wirtschaftliche Einheit gebildet haben und in einer Hand waren. Das Nebengebäude mit Satteldach wurde 1936 errichtet und nach 1990 um zwei Garagen verlängert. Es fügt sich lagemäßig gut ein, ist aber baugeschichtlich kaum interessant.

Foto: D. Lohse

Inzwischen hatte ich auch Gelegenheit, mir ein paar Innenräume, die noch Baustelle sind, anzuschauen. Besonders interessant war das große Erkerzimmer im OG, hier kann man fast von Saal sprechen. Außen- und Innenwände bestehen in den Ausfachungen aus Lehmstaken mit Lehmverstrich. Ein gemauerter, mindestens zwei Räume berührender Bogen deutet auf eine frühere Heizungsart für mehrere Räume hin – ein historischer Ofen existiert aber nicht mehr. Besonders bemerkenswert ist hier die Decke über dem Raum, eine auf gefasten Holzbalken lagernde Kriecher-Decker-Einschubkonstruktion, die sicherlich noch aus der Entstehungszeit des Hauses stammt. Die gesamte Untersicht ist mit Weinranken und -trauben in einer Weise bemalt, die ansatzweise mit Ausmalungen im EG der Hoflößnitz vergleichbar ist, eine bäuerlich-barocke Malweise. Hier ist bisher nur ein sogen. „Fenster“ von jüngeren Anstrichen freigelegt worden. Da der Bauherrschaft eine weitere restauratorische Bearbeitung zZ. kaum zuzumuten sein dürfte, sollten diese Arbeiten ggf. in einer späteren Bauphase durch einen guten Restaurator ausgeführt werden. Auch die Verbretterung der inneren Wände haben ältere, zZ. verdeckte Bemalungen. Dagegen ist der Fußboden des Saales in jüngerer Zeit mit neuen, schmalen Brettern belegt worden und nicht mehr original. Im kleineren Nachbarraum des Saales gibt es eine zweite bemalte Decke, die ebenfalls Weintrauben zeigt und bereits fertiggestellt wurde. Ich vermute hier eine spätere Arbeit, die vielleicht aus dem 18. Jh. stammt. Das Treppengeländer zwischen OG und DG zeigt barocke Formen, ist aber eine handwerkliche Neuanfertigung von Siegfried Schmidt (1936-2017) nach einem älteren Belegstück. Die Treppe selbst ist eine moderne Konstruktion und steht kaum in Einklang zu dem barock gestalteten Geländer. Es ist erfreulich, daß jetzt wieder eine künstlerische Darstellung des Hauses (Aquarell von R. Quark, um 1920) zusammen mit Fotos von älteren Familienmitgliedern im Treppenhaus hängt. Man kann auch bei denkmalpflegerischen Wünschen nicht alle Details so durchhalten, irgendwo muß man leider auch Kompromisse machen. Den denkmalpflegerischen Wünschen steht dann das wirtschaftlich Machbare entgegen. Das soll keineswegs die bisherige Arbeit von Familie Schmidt schmälern. Dieses Denkmal zu erhalten ist eine sehr schwierige Aufgabe, die noch nicht fertig ist und ich wünsche weiterhin gutes Gelingen und Geduld. Danke an die Familien Schmidt für ihre Auskünfte und die Unterstützung bei meiner Arbeit.

Die Idee, mir das Herrenhaus einmal näher anzuschauen und vielleicht etwas zu schreiben, stammt übrigens von unserem Redakteur Sascha Graedtke. Diesem Vorschlag bin ich sehr gern nachgegangen.

Dietrich Lohse

Quellen:
1. Mitteilungen des Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Band XIII, Heft 5 bis 6, 1924
2. Werte unserer Heimat / Lößnitz und Moritzburger Teichlandschaft, Akademie-Verlag Berlin, 1973
3. „Lößnitz-Heimat“, Nr.1, 1928, Artikel Geschichte der Baumwiese, Rudolf Bierling
4. „Radebeuler Anzeiger“, Nr. 159, 1929, Artikel 250 Jahre Baumwiese

Schreibwerkstatt (4. Teil)

Mein Schulweg

Oh, Mist – ich komme zu spät, dachte ich. Ich streifte mir die Jacke über und stolperte los. Eine kühle Brise blies mir um die Ohren, und es war ein bisschen neblig. Doch trotz des schlechten Wetters war meine Laune recht gut – obwohl ich vielleicht zu spät kam – mal wieder! Doch das änderte sich, als ich an der roten Ampel, die über die Meißner Straße führt, stehen blieb. Komm schon! Grün, dachte ich voller Verzweiflung. Nach einer gefühlten Ewigkeit sprang die Ampel auf Grün und ich rannte los.

Ich beschloss, den Weg an den Landesbühnen vorbei zu nehmen, denn der war kürzer. Wenig später kam ich an der Villa Belle Rose vorbei. Mein Blick schweifte in den Garten der Villa. Ein kleiner Tannenbaum geschmückt mit Lichterketten leuchtete hell und am Eingang hing ein gelber Weihnachtsstern. Echt schade, dass nicht alle Menschen auf der Welt so Weihnachten feiern können wie wir. Bald schicken meine Eltern ja wieder einen Schuhkarton mit Spielzeug, das meine Schwester und ich nicht mehr brauchen, in Länder, wo es keine Weihnachtsgeschenke für Kinder gibt. „Weihnachten im Schulkarton“ heißt diese Aktion.

Völlig vertieft in meine Gedanken hatte ich fast die Zeit vergessen. Viel zu spät kam ich am Luisenstift an. Mist! 10 Minuten zu spät. Da gibt’s Ärger! Aber für diesen Schulweg hatte es sich echt gelohnt, dachte ich.

Lenny Feustel,
Klasse 6 – Luisenstift Radebeul

Mein Schulweg

Jeden Morgen, bevor ich zur Schule gehe, schnappe ich mir mein Fahrrad, befestige dort meine Fahrradtasche mit den Schulsachen und radele zur Straßenbahnhaltestelle. Jeden Tag der gleiche Ablauf, zumindest bei fahrradtauglichem Wetter. Doch bevor ich losfahre, kommt schon mein erstes Highlight des Tages: Meine Lucy erwartet mich bereits! Sie ist ein flauschiges Zwergkaninchen und unheimlich knuffig. Und sie möchte Frühstück! Also fülle ich ihren Futternapf auf und schaue, ob noch genug Heu und Wasser da sind. Nach einigen Streicheleinheiten, die Lucy sehr liebt und ich auch, mache ich mich auf den Weg zur Schule.

Auf dem Weg zur Haltestelle komme ich immer an einer alten Villa vorbei. Sie trägt eine besondere Inschrift am Hausgiebel :„ Wünsche mir jeder, was er will, dem gebe Gott dreimal so viel.“ Ein spannender Wunsch … Das heißt also, wenn ich den Hauseigentümern zum Beispiel tausend Euro wünsche, dann bekomme ich dreitausend Euro. Wenn ich ihnen hingegen drei Jahre Pech wünsche, dann werde ich neun Jahre Pech haben. Da wünsche ich dieser Familie lieber etwas ganz Tolles.

Ich fahre weiter bis zur Haltestelle und steige in die Bahn ein. Dann fahre ich fünf Stationen. Bei der dritten hält die Bahn, Leute steigen ein und aus, der Bahnfahrer will schon die Türen schließen, als noch jemand angerannt kommt. Der Fahrer wartet, bis das Mädchen da ist und lässt es einsteigen. Es lächelt ihm dankbar zu. Danach schließen sich die Türen und die Bahn fährt weiter. Das Mädchen lässt sich außer Atem auf einen Sitz plumpsen, holt ihre Fahrkarte heraus und knipst sie ab. Ich denke: Sie musste bestimmt so rennen, weil sie zuhause etwas verloren oder vergessen hatte. Vielleicht ihren Haustürschlüssel? Das ist mir letzte Woche ja auch passiert.

Wenn ich aussteige, fahre ich mit dem Fahrrad das letzte Stück den Berg zu meiner Schule hoch.

Doch dann … Was ist das? Etwas … Rotes ? Und auf einmal sehe ich das niedliche rote Eichhörnchen, das von einem anderen Flauschbällchen gejagt wird. Sie sausen beide den Baum hoch und runter und springen plötzlich auf einen anderen Baum. Vor einer Woche sah ich bereits ein Eichhörnchen auf der anderen Straßenseite, es kletterte eine Mauer hoch, hüpfte auf einen Baum und machte von dort aus einen riesigen Satz über die Straße, von einer Baumkrone zur gegenüberliegenden. Oh, wie süß, echte Akrobaten, denke ich auch diesmal wieder fasziniert. Nun ja, die Schule wartet, also fahre ich weiter.

Ein anderes Mal läuft eine ältere Frau vor mir. Ich klingele und denke: Hoffentlich lässt sie mich schnell vorbei. Doch dann überlege ich: Warum leiste ich der Frau nicht ein bisschen Gesellschaft? Ich steige von meinem türkisfarbenen Fahrrad ab und spreche die Frau an. Sie freut sich, dass ich mit ihr den Berg hochgehe und erzählt mir, wie es früher bei ihr war, als sie in die Schule gegangen ist. Einfach war diese Zeit nicht, weil sie viel auf dem Bauernhof ihrer Eltern mithelfen musste. Als wir uns trennen, sagt sie: „Es war sehr nett von dir, mich zu begleiten. Wenn du weiterhin so freundlich bleibst, dann hast du bestimmt viel Glück im Leben.“ „Tschüss!“, sage ich und brause auf meinem Drahtesel weiter in Richtung Schule. Die ältere Dame winkt mir hinterher.

Als ich ankomme, grüße ich meine Mitschüler sowie meine Lehrer und schließe mein Fahrrad an.

Schließlich gehe ich mit den anderen ins Schulgebäude. Ich nehme mir vor, im Biologieunterricht von den niedlichen Eichhörnchen zu erzählen.
So interessant kann der Schulweg sein!

Clara Josefin Schubert,
Klasse 6 – Luisenstift Radebeul

Das Problem sind die Sonntage

Ausstellung in der FAMI porträtiert jung Verwitwete und ihre Familien

Das Problem sind die Sonntage“ – das sagt eine junge Frau zur neuen Alltagswirklichkeit nach dem frühen Tod ihres Mannes. Die Aussage ist in der gleichnamigen Ausstellung zu lesen, die der Fotograf Jann Höfer innerhalb seines Studiums konzipiert hat. Unterstützt wurde er hierbei von der Texterin Paula Stille, den Grafikern Katrin und Jakob Göbel und den Vereinsverantwortlichen des bundesweiten Vereins „VIDU – Selbsthilfe für Verwitwete“. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Bilder und Zitate in eine Zeitung gepackt. Die einzelnen Druckbögen der Zeitung können als Ausstellung auseinandergenommen werden. Diese Zeitungsausstellung wurde seit 2021 bundesweit bereits an über 100 Orten in Hospizen, Kirchen, Cafés und anderen öffentlichen und privaten Räumen gezeigt. Auf einer eigenen Webseite kann die Ausstellung virtuell besucht werden: https://www.das-problem-sind-die-sonntage.de/

Foto: J. Höfer

Gut 35 Menschen kamen am 29.4.zur Eröffnung der Ausstellung „Das Problem sind die Sonntage“. FAMI-Gründungsmitglied Barbara Plänitz hatte die Ausstellung gemeinsam mit dem bundesweiten Verein „VIDU – Selbsthilfe für Verwitwete“ und dessen Vertreterin Susanne Hempel organisiert. Geschäftsführer Mathias Abraham begrüßte die Gäste. Vereinsmitglied Christiane Weisbach spielte ausgewählte Stücke auf ihrer Querflöte. Die Dresdner Trauerkünstlerin Anja Plechinger las Texte und Gedichte vor, die ihre eigene Betroffenheit schilderten.

Autor

Die Ausstellung ist noch bis zum 02.06. im Familien-Café des Familienzentrums Radebeul e.V., Altkötzschenbroda 20 Mo-Do, 9.00-17.00 Uhr, Fr, 9.00-14.00 Uhr zu besichtigen.

Chorfahrt des Lößnitzchors zum 35. Jubiläum

In diesem Jahr feiert der Lößnitzchor sein 35jähriges Bestehen. Da aufgrund von Corona keine Konzerte oder eine längere Reise stattfinden konnten, machten sich die Mitglieder des Chores sowie einige Gäste am 30.04.2022 auf den Weg zur Tausenderfahrt.

Lößnitzchor vor der Martin-Luther-Kirche in Oberwiesenthal
Foto: privat

Los ging es um 8.30 Uhr an der Forststraße in Radebeul. Der gemietete Bus fuhr Richtung Westen und es wurde über das Ziel spekuliert – dieses wurde im Vorfeld nicht verraten. Ein erster Zwischenstopp wurde in der Silberstadt Freiberg eingelegt. Diese Stadt ist allein schon eine Tagesreise wert. Aufgrund des eng gestrickten Zeitplanes war jedoch leider nur eine halbe Stunde möglich. Diese wurde genutzt, um die Petrikirche mit einer der vier Silbermannorgeln der Stadt zu besichtigen. Ein Gästeführer nahm sich die Zeit, etwas über die Geschichte der Kirche zu erzählen, war jedoch bedauerlicherweise schwer zu verstehen. Abschließend wurde die Akustik der Kirche mit einem Ständchen des Chores erprobt.

Nach dem Kurzbesuch in Freiberg ging es weiter Richtung Westen. Während der Fahrt wurde allen Mitreisenden die Historie des Chores noch einmal nähergebracht. Als Tagesziel hatte sich inzwischen der Fichtelberg herausgestellt. Wegen vieler Baustellen und Umleitungen konnte jedoch leider der Zeitplan nicht ganz eingehalten werden. Anstatt also die Aussicht vom Gipfel zu genießen, wurde sich mit der halben Höhe begnügt. Auf dieser gab es auch ein sehr leckeres Mittagessen im Restaurant von Jens Weißflog (welcher an diesem Tag leider nicht persönlich anwesend war). Nach dem Essen bedankte sich der Chor mit einem Lied beim Personal des Restaurants.

In Oberwiesenthal stand im Anschluss der Besuch der Martin-Luther-Kirche auf dem Tagesplan. In dieser erfreute der Chor seine mitgereisten Gäste mit einem kleinen Konzert aus drei Liedern. Diese wurden, wie alle Lieder an diesem Tag, vom Chorleiter Eric Weisheit dirigiert. Für einige Mitglieder war es der erste Auftritt mit dem Chor in einem Gotteshaus. Das kleine Ensemble des Chores, die Gruppe Feinklang, rührte danach mit dem Lied von der Rose viele zu Tränen.

Nach dem kleinen Privatkonzert begann dann schon der Rückfahrt. Auf dieser wurde noch ein Stopp im Berghotel auf dem Pöhlberg bei Annaberg-Buchholz eingelegt. Dort erwartete alle Mitreisenden ein Gedeck aus Kuchen und Kaffee. Nach dem Kaffeetrinken, wurden die anderen Gäste des Berghotels auf der Sonnenterasse mit zwei Liedern erfreut, bevor sich der Chor dann auf den Rückweg nach Radebeul machte. Gegen 18.15 Uhr war die Fahrt beendet und alle machten sich glücklich auf den jeweiligen Heimweg.

Es war ein wunderschöner und ereignisreicher Tag für alle Chormitglieder und Gäste. Es gab viele Gelegenheiten, auch einmal außerhalb der Chorproben ins Gespräch zu kommen. Alle freuten sich, nach zwei Jahren wieder etwas gemeinsam unternehmen zu können. Ein großer Dank geht an die beiden Organisatorinnen des Tages, Christel Kuhnert und Helga Schneider, beide Mitglieder im Lößnitzchor.

Wer Spaß am Singen hat und auch einmal so einen schönen Tag in Gemeinschaft mit anderen Sängerinnen und Sängern erleben möchte, ist herzlich eingeladen, Teil des Lößnitzchors zu werden. Proben finden immer montags von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr auf der Pestalozzistraße 3 in 01445 Radebeul statt.

Laura Hackeschmidt

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