Lügenmuseum bleibt!

Nach etwa zwei Jahren des Kampfes wie auch des Bangens, Zweifelns, aber nie Aufgebens ist es geschafft, was viele Radebeuler und Gäste des Lügenmuseums inständig hofften: die außergewöhnliche und international agierende Einrichtung bleibt der Lößnitzstadt erhalten!

Skulpturen-Gruppe, Chris Wagner
Foto: K. (Gerhardt) Baum


Der Verkauf des ehemaligen Gasthofes Serkowitz an einen Investor ist nach drei Anläufen gescheitert! Nach langem Zögern seitens der Verwaltung und des Stadtrates hat sich nun doch die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine Nutzung der Immobilie als Gaststätte oder Wohnhaus unter heutigen Bedingungen schlicht unrealistisch ist. Ein Glück aber auch für alle, dass der Berliner Autor und Verleger Wilhelm Ruprecht Frieling die künstlerische wie kulturpolitische Bedeutung dieser Einrichtung erkannte und sein großzügiges Angebot bis zum Schluss aufrecht erhielt. Für 310.000 Euro wechselt nun der Gasthof den Besitzer und das Lügenmuseum kann in seinem Domizil bleiben. Die Gründung einer Stiftung ist geplant.

An dieser Stelle muss den vielen auch internationalen Unterstützern gedankt werden, die sich teils an einer Online-Petition beteiligten bzw. durch Zeichnung des vom Radebeuler Kultur e.V. initiierten Offenen Briefes für die Erhaltung des Lügenmuseums einsetzten. Dank gilt besonders auch Uwe Wittig und einigen anderen Radebeuler Stadträten, die zu dieser positiven Wende mit beigetragen haben.

Nach dieser freudigen Nachricht ging das kleine Kollektiv des Lügenmuseums, wie könnte es auch anders sein, gleich zur Tagesordnung über und führte am 25. Oktober den 2. Teil des Projektes „ALIENS WELCOME“ mit einer Ausstellungseröffnung fort. Dazu hatte das Museum den Plastiker Chris Wagner eingeladen, der futuristisch geformte Porträt-Köpfe auf Stahlsäulen vorstellte, die teils mit filigranen metallischen Accessoires ausgestattet waren. Zu der von Scotty Böttcher und Hartmut Dorschner produzierten „Klangcollagen aus Science-Fictionen“ tanzte Anna Barth eine zu dieser Thematik passende Abfolge.

In der im Rahmen dieses Projektes durchgeführten Werkstatt, an der sich zehn Künstler beteiligten, entstanden weitere Skulpturen, die ebenfalls im historischen Ballsaal des Serkowitzer Gasthofes zu sehen sind. Die Ausstellung ist mindestens noch bis Jahresende zu besichtigen (Sa. u. So. 13–18 Uhr).

Weitere Vorhaben wurden bereits mit der Stadt Halle sowie der St. Marienkirche in Frankfurt an der Oder vereinbart.

Karl Uwe Baum

BU Abb.
Skulpturen-Gruppe, Chris Wagner

Niemand ist so ehrlich wie Kinder

Menschen lügen. Tagein und tagaus. Unser heutiges soziales Zusammenleben scheint zunehmend von einem wohldurchdachten strategischen Spiel, bestehend aus Zügen und Gegenzügen, geprägt. Dabei wird mit Lügen nur so um sich geworfen. Mit welchem Ziel? Anerkennung und Macht um jeden Preis? Worte wie Ehrlichkeit, Vertrauen und Empathie scheint manch einer aus seinem Wortschatz gestrichen zu haben. Dabei sind die Inhalte, die hinter diesen Worten stecken, so unendlich wichtig. Besonders für die Persönlichkeitsentwicklung unserer Kinder, die alsbald bedeutsame Bausteine unserer Gesellschaft sein werden. Und genau diese Kinder erwischen uns, die Erwachsenen, die Großen, ihre Vorbilder, tagtäglich beim Lügen. So wie Benno, die Hauptfigur, die im Zentrum meines neuen Buches steht. Benno stellt fest: Sie tun es alle. Herr Peters von nebenan. Die blonde Kassiererin aus dem Supermarkt. Opa mit dem Bart von dort oben an der Ostsee. Mama und Papa und sogar seine allerliebste Lieblingsoma.

Buchcover Vor- und Rückseite
Foto: H. Herzog


Mit meiner emotionalen Geschichte schaue ich in die Seele der Kinder und werfe hierbei die Frage auf: Warum dürfen es nur die Großen, lügen, ohne dafür bestraft oder ausgeschimpft zu werden?

Foto: H. Herzog


Weshalb ich in meinem ersten Kinderbuch genau dieses Thema aufgreife? Bevor mich im Jahr 2016 ein heftiger Schlaganfall aus dem bisherigen Leben riss, arbeitete ich voller Freude in einem Radebeuler Kindergarten. „Während dieser Zeit spürte ich: Mit Kindern zu arbeiten, ihnen etwas beizubringen und sie zu begleiten, war genau mein Ding. Jene herzerwärmende und direkte Art, mit der Kinder ihr Gefühlsleben nach außen tragen, war ein weiterer Grund“ für meine Freude an der Arbeit (Auszug aus meinem im Jahr 2020 veröffentlichten Buch „Denn nach einem Schlag ist nichts mehr, wie es war“). In diesen zehn erfüllten Arbeitsjahren musste ich allerdings gar nicht so selten miterleben, wie Eltern ihren Kindern, ganz ohne rot zu werden, ins Gesicht logen. Zumeist aus Zeit- und Erklärungsnot, aber auch aufgrund von Verlegenheit oder Oberflächlichkeit. Doch Kinder spüren dank ihrer Emotionalität schon sehr früh, wenn sie mit oft völlig überflüssigen Unwahrheiten konfrontiert werden; sie leben anschließend ähnliche Muster und sind infolgedessen mehr als verwundert, wenn sie für genau diese vorgelebten Verhaltensweisen gemaßregelt, ausgeschimpft oder gar bestraft werden.

Foto: H. Herzog


Mit meinem Buch „Lügen dürfen nur die Großen“ zum Vor- und Selberlesen möchte ich Kinder wie Erwachsene zum Hinterfragen der eigenen Handlungen anregen.

Das Buch mit gefüllten 60 Seiten, verlegt im Engelsdorfer Verlag Leipzig, zu erwerben für 12 Euro, beinhaltet nicht nur die Geschichte rund um Benno, sondern auch zahlreiche kindgerechte Zeichnungen. An dieser Stelle gilt es, der viel zu früh verstorbenen Humormalerin Monika Giessler zu gedenken. Wie gern hätte ich mit dieser äußerst emotionalen Künstlerin gestalterisch zusammengearbeitet. Unterstützung zur Illustration meines Buches erhielt ich schließlich von Schülern des Kunstkurses am Lößnitzgymnasium Radebeul. Meinen tiefsten Dank hierfür. So entstanden Bilder, die den Inhalt des Kinderbuches würdig umrahmen und mittragen, gleichzeitig zum Schmunzeln, Mitfühlen und Entdecken anregen. Während der ersten Buchlesungen in der Radebeuler Kita „Knirpsenland“ sowie in der Grundschule „Friedrich Schiller“ reifte die Idee, das Buch mit einer herzerwärmenden Kindermundsammlung abzuschließen.

Inzwischen stehen weitere Lesungen als Themenelternabende sowie Weihnachtslesungen für Groß und Klein in Radebeuler und Dresdner Kitas an.

Eine wundervolle Weihnachtszeit, gefüllt mit kunterbunten emotionalen Glücksmomenten voller Ehrlichkeit, wünscht Ihnen herzlichst

Ihre Radebeulerin Heike Herzog
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Haben auch Sie Interesse an einer Lesung zum Kinderbuch „Lügen dürfen nur die Großen“ oder einem Leseexemplar, gern auch signiert? Dann kontaktieren Sie mich unter herz.heike68@gmail.com.

„Unter der Weite des Himmels”

Ein interessiertes Publikum füllte am Reformationstag die Lutherkirche zu Radebeul und erlebte ein Fest der Sangesfreunde und -freude.

Foto: G. Nordmann


Geladen war am 31. Oktober zur Nacht der Chöre, gefördert durch die Große Kreisstadt Radebeul.

Sieben Ensembles präsentierten eine Auswahl aus ihrem umfangreichen Repertoire und konnten sich im wahrsten Sinne des Wortes hören lassen.

Ein breites inhaltliches Spektrum und die musikalisch differenzierten Klangfarben der einzelnen Chöre boten dem Publikum ein besonderes Erlebnis und nahmen es mit auf eine Reise durch musikalische Genres und Epochen.

Klangvoll füllten die Stimmen den Raum, feierlich ertönte die Orgel.

Der musikalische Höhepunkt des Abends war sicherlich der gemeinsame Gesang „Ave verum corpus” von Wolfgang Amadeus Mozart und ,,Klinge, Lied, lange nach” von Klaus Ochs.

Ein gelungenes Konzert der Chöre endete letztlich im fulminanten Gesang der 170 Sängerinnen und Sänger mit dem Kanon ,,Dona nobis pacem“ – ,,Gib uns Frieden”.

Allen Mitwirkenden und Organisatoren sagen wir herzlichen Dank, so wie auch der Lutherkirchgemeinde und letztlich auch unserem Publikum, das uns mit viel Applaus belohnte.

Gisela Nordmann

Riesenstollen-Erfinder, Fox-Home-Gründer und Treppenstufen-Pate

Der Fremdenverkehrsverein Radebeul ist 30 geworden


Die 1990er Jahre waren für uns alle eine sehr interessante und intensive Zeit – voller Elan und Ideen, Tatendrang, Mitmachen und Anpacken, Neues ausprobieren. Die meisten verstanden sich als Gewinner. Natürlich gab es auch Verlierer; zumindest fühlten sich einige als solche. Im Großen und Ganzen war es jedoch ein zuversichtlicher und anspornender Aufbruch, der etwas bewegte und eine Menge Dinge und Prozesse in Gang brachte, auch im bürgerschaftlichen Engagement. Regionale Vereine „schossen regelrecht aus dem Boden“. Als solch einen Gewinner verstand sich damals auch der Fremdenverkehrsverein Radebeul e.V., der sich am 7. Juli 1993 nach mehreren vorbereitenden Treffen in der Radebeuler Jugendherberge gründete.

Weihnachtsfeier in der Stadtgalerie
Foto: K.U. Baum


„Radebeul sehenswert und seinen Gästen bekannt zu machen“, das war das Anliegen der damals knapp 20 Gründungsmitglieder. Dazu gehörten Gastronomen, Inhaber von Pensionen, kleine hiesige Unternehmen, Stadtführerin und Ortschronist, engagierte Radebeuler Bürger… und Karin Gerhardt (heute Baum), damals Leiterin der hiesigen Kultur- und Fremdenverkehrsförderung – später Stadtgaleristin. Sie hat die Vereinsgründung maßgeblich vorangetrieben. Schon bald kamen weitere touristische und Kultureinrichtungen hinzu, wie die Landesbühnen Sachsen, das Karl-May-Museum, das Staatsweingut Wackerbarth und der Weinkeller „Am Goldenen Wagen“, das Brauhaus Radebeul … auch das DDR-Museum war während seiner Radebeuler „Zeitreise“ mit dabei.

Vor allem in den Anfangsjahren war unsere inhaltliche Mitarbeit sehr gefragt, als es galt, Radebeul zu einer gastfreundlichen Stadt zu entwickeln, die mit ihren zahlreichen „Pfunden wuchern“ kann. Die da sind: Wein- und Gartenstadt, Heimat von Karl May und Eduard Bilz, Top-Lage zwischen Elbsandsteingebirge, Landeshauptstadt Dresden und „Sachsens Wiege“ Meißen, mildes Klima, interessante Bausubstanz sowie reichlich Kunst und Kultur.

Der erste öffentliche Auftritt des Fremdenverkehrsvereins fand noch im Gründungsjahr statt – beim 3. Herbst- und Weinfest in Altkötzschenbroda. Fortan standen die beiden großen Stadtfeste – Weinfest und Karl-May-Festtage – fest im Programm des Vereins. Und das sind nur zwei von zahlreichen Aktivitäten, die wir im Laufe von 30 Vereinsjahren „auf unserem Konto verbuchen“ können.

So arbeiteten wir an einem Stadtvideo mit, an mehreren touristischen Broschüren sowie an der Entwicklung eines innerstädtischen Wegeleitsystems. Mit „Radebeul erFahren” luden wir zu Erkundungstouren in die Lößnitz und ihre Umgebung per Fahrrad ein. Beim Weihnachtsmarkt 1994 vor der Lutherkirche haben wir den ersten Riesenstollen der Konditorei Dolze angeschnitten, was später zur Radebeuler Tradition wurde. Der Erlös ging damals an die Kinderkrebshilfe. Die erste Radebeuler Museumsnacht wurde von unserem Verein gemeinsam mit dem Karl-May-Museum aus der Taufe gehoben. Mit unserer finanziellen Unterstützung konnte der Wackerbarth-Grabstein auf dem Friedhof Radebeul-West saniert werden. Wir gründeten Fox Home und stellen jedes Jahr zu den Karl-May-Festtagen das friedliche Siedlerleben im Wilden Westen nach.

Und schließlich ist unser Verein auch Treppenstufen-Pate: Um uns an der Treppe zur Aussichtsplattform auf dem Bismarckturm beteiligen zu können, hatten wir eine eigene Weinedition aufgelegt und den gesamten Erlös von 3.500 Euro gespendet.

Unsere jüngste Aktivität war die Beteiligung an der diesjährigen Veranstaltung: „Der Lößnitzgrund ruft“. Die Landesbühnen Sachsen hat im September gemeinsam mit ihren Partnern zu einer Sternwanderung zur idyllisch gelegenen Lichtung „Kleine Feder“ eingeladen und gestaltete dort einen tollen Tag für Kinder und Eltern.

Nun, inzwischen sind wir alle etwas in die Jahre gekommen und einige Vereinsmitglieder können das Jubiläum leider nicht mehr mit uns feiern. Auch der Enthusiasmus hat sich gewandelt; an manchen Stellen ist er kleiner geworden, an anderen geht’s dafür mit frischem Elan an neue Aktivitäten.

Wir setzen vor allem auf mehr Vernetzung mit anderen Radebeuler Vereinen und Ehrenamtlichen. Da gibt es bereits gute Ansätze, und die wollen wir ausbauen.

Birgit Freund
Vors. Fremdenverkehrsverein Radebeul e.V.

Ein Schneemann im Juni

Seit 30 Jahren unterstützt der Radebeuler EINE WELT e.V. Kinder in El Salvador. Auch nach Schließung des Eine-Welt-Ladens zum Ende Dezember soll die Hilfe weiter gehen.

Der Weg von Mittelamerika nach Radebeul ist weit und so kann es schon mal vorkommen, dass ein Dankesbrief mit einem handgemalten Schneemann-Bild erst mit einigen Monaten Verspätung in Sachsen eintrifft. Mit Spenden und durch den ehrenamtlichen Verkauf fair gehandelter Waren unterstützt der Radebeuler EINE WELT e.V. Radebeul seit 30 Jahren die Partnergemeinde Octavio Ortiz in El Salvador. Dort wurden im Herbst 1992, kurz nach dem Ende des Bürgerkrieges, auf dem Gelände einer riesigen ehemaligen Baumwollplantage demobilisierte Kämpfer und zurückkehrende Flüchtlinge mit ihren Familien angesiedelt. So entstanden dort einige Dörfer, anfangs nur mit Häusern aus Wellblech und Plastikplanen. Inzwischen haben fast alle Familien Häuser aus Stein, es gibt die Schule, den Kindergarten, eine Gesundheitsstation und ein Gemeindezentrum.

Auch das pädagogische Konzept der Kinderzentren wurde von Jahr zu Jahr professioneller. Boten diese Einrichtungen vor 25 Jahren meist nur “Hängematte und Milch” / „hamaca y leche“ , so wird nun mit pädagogischen Konzepten gearbeitet, die den bei uns üblichen ähneln. Ziel ist, den Kindern eine angemessene Betreuung und Erziehung sowie eine fundierte Schulbildung bieten zu können. Weiterhin ist aber der Lebensalltag der Familien von Mangel in vielerlei Hinsicht bestimmt. Am Montag Reis und Bohnen, am Dienstag Bohnen mit Reis usw., dazu Maistortillas. So ähnlich sieht normalerweise der Speiseplan für die Kinder in der Partnergemeinde aus. Mit der Unterstützung des Radebeuler EINE WELT e.V. kann dieser karge Speiseplan mit frischem Gemüse und Obst , Eiern und Käse ergänzt werden und so eine ausgewogenere Ernährung ermöglicht werden.

Doch nicht nur das leibliche Wohl, auch die sozialen Belange werden gefördert. So kann der Betrieb des Kindergartens in der Partnergemeinde nur mit Unterstützung aus Radebeul gesichert werden. Ebenso wird das Gehalt einer Aushilfslehrerin und der Erzieherinnen ko-finanziert. Bei Reisen nach El Salvador konnten Vereinsmitglieder selbst direkte Einblicke in die Situation vor Ort gewinnen. Immer wieder waren auch Besucherinnen aus El Salvador in Radebeul zu Gast.

„Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht dieser Welt verändern“ – dieser Spruch gilt heute genauso wie bei der Gründung des Vereins vor 28 Jahren. Der Wunsch der Vereinsmitglieder, dass die Unterstützung bald nicht mehr notwendig sein würde, bleibt wohl nur ein Traum. Denn noch immer ist die politische und wirtschaftliche Lage in dem von Bandenkriminalität gezeichneten mittelamerikanischen Land instabil.

Auch wenn der Eine-Welt-Laden in Altkötzschenbroda zum Ende des Jahres seine Pforten schließt, soll die Unterstützung der Partnergemeinde in El Salvador weiter gehen. Anfang nächsten Jahres ist wieder eine Reise nach El Salvador geplant. Danach werden weitere Pläne für die künftige Form der Hilfe geschmiedet.

Frohe Weihnacht
Foto: EINE WELT e.V.


Der Eine-Welt-Laden Radebeul in Altkötzschenbroda 32 (gegenüber der Friedenskirche) hat noch bis Weihnachten regulär montags bis freitags 15 bis 18 Uhr und dienstags zusätzlich 10 bis 13 Uhr geöffnet. An den ersten drei Adventswochenenden gibt es Sonderöffnungszeiten während des Weihnachtsmarkts – eine gute Gelegenheit gleich dreifach Freude zu bereiten: durch Absatz für die Produzenten fair gehandelter Waren, durch Erlöse für die Partnergemeinde in El Salvador und nicht zuletzt durch originelle Geschenke auf dem Gabentisch.

Ulrike Schöbel
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Spendenkonto des EINE WELT e.V.: IBAN DE28 8505 5000 3000 0248 90
Kontakt: Astrid Kretzschmar kontakt@eine-welt-radebeul.de

Kultur-Kraftwerk in Kötzschenbroda

Eine Nachlese zum 45. Radebeuler Grafikmarkt

Gemeint ist mit Kraftwerk, kein Windrad und auch kein Solarmodul. Gemeint ist die eigene kreative Kraft, aus der kulturelle Energie entsteht, die sich auf andere überträgt, durch Reibung verstärkt und nachhaltig potenziert.

Maximilian Koch (Freiberg) Student an der Kunsthochschule Halle / Burg Giebichenstein
Foto: K. (Gerhardt) Baum

Wenngleich die Elbsporthalle am frühen Sonntagmorgen einem Taubenschlag glich und es recht turbulent zuging, hatte effizientes Handeln Priorität. Nachdem die Künstler per Los ihre Standnummer gezogen hatten, wurde schnell ausgepackt und aufgebaut. Punkt 9.30 Uhr erfolgte der Kontrollrundgang und um 10.00 Uhr standen die ersten erwartungsfrohen Besucher im Raum.

Am Stand von »Vorschau & Rückblick“ Karl Uwe Baum und Bertram Kazmirowski im Gespräch mit einem Interessenten
Foto: K. (Gerhardt) Baum

Die Atmosphäre war heiter und entspannt. Selbst die Erhöhung des Standgeldes auf 40 Euro wurde von den teilnehmenden Künstlern als moderat empfunden. Andererseits, das sollte man wissen, ist der zur Verfügung stehende Präsentationsbereich mehr als knapp: Eine Sperrholzplatte von 120 x 80 cm dient als Ablage und das Drittel eines Bauzaunes als Hängefläche. Doch wer beim Radebeuler Grafikmarkt mitmacht, weiß worauf er sich einlässt und dass Kompromisse notwendig sind.

Der unmittelbare Kontakt zwischen Künstlern und Publikum wurde beiderseits wieder als sehr anregend empfunden. Aber auch der Austausch mit den Kollegen bedeutet den Künstlern sehr viel. Und vielleicht ist es gerade diese ungezwungene Kommunikationsfreudigkeit, welche den Radebeuler Grafikmarkt so besonders macht.

Gudrun Trendafilov (Dresden), Ulrike Meyer-Clasen (Dresden), Biliana Vardjieva-Winkler (Dresden) und Uwe Beyer (Coswig) erwarten die Besucher Foto: K. (Gerhardt) Baum

Reger Betrieb im Künstlercafé, welches von der Gruppe »Kunstspuren« gestaltet wurde Foto: K. (Gerhardt) Baum

Über einhundert Künstler präsentierten Werke ihres aktuellen Schaffens. Die Handschriften, Themen, Techniken und Motive waren sehr vielfältig. Man konnte Kunst von guter bis herausragender Qualität entdecken, aber leider auch Arbeiten, die nicht auf einen Grafikmarkt gehören. Ein Problem, mit dem sich die Organisatoren unbedingt auseinandersetzen sollten.

Erfreulich ist, dass sich viele junge Künstler wieder verstärkt der Druckgrafik zugewendet haben. Die Zeit verging viel zu schnell und man hatte das Gefühl noch lange nicht alles gesehen zu haben. Schade eigentlich, dass der Grafikmarkt nur noch an einem Tag stattfindet, wenngleich es hierfür gute Gründe gibt.

Auch „Vorschau & Rückblick“ war mit einem Stand vertreten, der recht rege frequentiert wurde. Sogar neue Vereinsmitglieder konnten gewonnen werden. Sechs Redaktionsmitglieder wechselten sich im Schichtdienst ab, so dass sich die Zeit davor, danach und zwischendurch zum Schauen, Kaufen und Plaudern nutzen ließ.

Längst hat es sich herumgesprochen, dass der Radebeuler Grafikmarkt (nicht nur wegen des verführerischen Kuchenbuffetts vom Förderkreis der Stadtgalerie) als eine gute Adresse gilt. Die Stadt Radebeul wird als ein zuverlässiger Partner der Künstler und Kulturschaffenden wahrgenommen. Kontinuität schafft Vertrauen und bietet Sicherheit. Wie meinte doch der einstige Inspirator des Radebeuler Grafikmarktes Fritz Treu (1908 – 2009): „Was so lange Bestand hat, das muss doch gut sein.“ Spätestens hier sei allen gedankt, die seit vielen Jahren vor und hinter den Kulissen dazu beigetragen haben.

Karin (Gerhardt) Baum

Beitragsänderung 2024

Liebe Mitglieder des Vereins Radebeuler Monatsheft e.V. „Vorschau & Rückblick“,

ich möchte nochmals daran erinnern, dass wir in unserer Jahresmitgliederversammlung am 10. Februar 2023 nach einer Diskussion entschieden hatten, den Jahresmitgliedsbeitrag von 25 € auf 30 € zu erhöhen. Da wir diesen Punkt nicht in der Tagesordnung hatten, fiel kein Entschluss. Dieser soll nach ordentlicher Ankündigung dann am 9. Februar 2024 gefasst werden. Daher wird ab 2024 der Jahresbeitrag höchstwahrscheinlich 30 € betragen.

Alle Mitglieder warten deshalb bitte mit der Überweisung des Beitrags bis nach dem 9.2.2024.

Auf unserer Internetseite wird das Protokoll der Versammlung dann erscheinen, aus dem jedes Mitglied entnehmen kann, ob der Beschluss gefasst worden ist. Bitte warten Sie diesen Termin ab, um unnötige Nachzahlungen zu vermeiden.

Vielen Dank für Ihr Verständnis,
mit freundlichen Grüßen

Ilona Rau
Vereinsvorsitzende

Spendenaufruf

Liebe Leserinnen und Leser,

auch dieses Jahr wende ich mich an Sie mit der Bitte, die Herausgabe von „Vorschau & Rückblick“ durch Spenden mit absichern zu helfen. Wie Sie sich vielleicht erinnern, konnten wir das Jahr 2022 auch dank Ihrer Spenden von 2800 € mit schwarzen Zahlen abschließen. Für dieses Jahr liegt unser Spendenstand bisher bei 1300 € und der Jahresabschluss mit noch offenen Ausgaben steht bevor. Hilfe ist also sehr willkommen.

In der Hoffnung auf Ihre Unterstützung als treue Leserinnen und Leser verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen

Ilona Rau
Vereinsvorsitzende

400 Jahre Kirchenmusik auf Kötzschenbrodaer Flur

Foto: H. Kazmirowski

Im Januarheft 2023 hatte ich mich dem Erlebnis des Weihnachtsoratoriums in der Radebeuler Lutherkirche gewidmet, das am 12. Dezember 2022 nach coronabedingter Pause wieder in einer vollbesetzten Kirche stattfinden konnte. Gleichzeitig überdachte ich die für viele Radebeuler ungewohnte Situation, dass nach der Zusammenlegung der beiden Radebeuler und weiterer Umlandgemeinden zum „Evangelischen Kirchspiel in der Lößnitz“ die Friedenskirche ihren Rang als traditionsreiche, eigenständige Aufführungsstätte von Kirchenmusik eingebüßt hat, weil aufgrund der Größe des zahlenmäßig gewachsenen Chores dieser nun mit den großen Werken der Chorliteratur in der geräumigeren Lutherkirche auftritt. Über diese Veränderungen darf man nicht vergessen, dass im abgelaufenen Jahr die Kantorei Grund zum Feiern hatte, denn im Juli beging man ein besonderes Jubiläum: 400 Jahre Kantorei in der Friedenskirche Kötzschenbroda. Tenor Hans Stege hat zu diesem Anlass einen Artikel im Gemeindebrief vom Oktober veröffentlicht, den Vorschau & Rückblick im Folgenden mit seiner Genehmigung auszugsweise wiedergibt:

Was für eine große Geschichte! Auf der Chorempore lesen wir Namen von 21 Chorleitern und Kantoren. Sie stehen stellvertretend für die große Tradition der evangelisch-lutherischen Kirchenmusik in unserer Lößnitz-Region. Der Schulmeister und Organist David Ziegler gilt als der Gründer des Kirchenchores. Was für eine dramatische Zeit, damals! Mitten im 30-jährigen Krieg, in Not, Bedrängnis und Hoffnungslosigkeit finden sich Menschen zum gemeinsamen Gesang zusammen. Wie viel Trost, wie viel befreienden Lebensatem, wie viel Hoffnung und Gottvertrauen haben sie wohl damals gesucht und gefunden. 400 Jahre ist das her und bis auf den heutigen Tag ist es so geblieben. […] Ich wünsche mir von Herzen, dass wir gemeinsam diese große Tradition der Kirchenmusik und des Gesangs in unserer Region weiter hoch schätzen, nach besten Kräften befördern und bewahren. Wir haben einen kostbaren Schatz. Zu diesem Schatz gehören unsere Kurrendekinder, die jungen Erwachsenen in den vielfältigen Projektgruppen, die Posaunenchöre und Instrumentalgruppen, die Chöre in unseren Kirchspiel-Gemeinden und nicht zuletzt unsere Kantoren, Gemeindepädagogen, Ehrenamtsorganisten sowie die Musiker und Gesangsolisten der Region, mit denen wir zusammenarbeiten. Dazu gehört auch unser kulturell sensibles Publikum, das uns häufig volle Kirchen bei unseren Oratorienkonzerten und Vespern beschert. Der Bedarf ist ungebrochen. Zugleich beklagen wir die beschränkten Mittel angesichts schrumpfender Gemeinden. Auf unser eigenes Engagement wird es ankommen, wie vor 400 Jahren. Und 400 Jahre Friedenskirchkantorei kann und sollte uns Mut machen, auch zu neuen Wegen […] Nutzen wir doch den Schwung unserer beeindruckenden Geschichte, um Kraft und Hoffnung zu schöpfen. Darauf wird es auch in Zukunft ankommen, wie damals vor 400 Jahren.

Mit einem Festgottesdienst am 1. Advent um 10 Uhr in der Friedenskirche, zu dem Gäste aus dem öffentlichen Leben eingeladen sind, startet nun ein kirchspielweites Jubiläumsjahr unter dem Motto: „400 Jahre Kirchenmusiktradition in der Lößnitz“. Dazu setzte die Kantorei unter ihrem Leiter, KMD Peter Kubath, mit der gelungenen Aufführung von Mendelssohns Oratorium „Elias“ bereits im Oktober einen vielbeachteten Akzent. Dieses Werk, das zu den populärsten Chorwerken überhaupt gehört und auch früher schon unter Kubaths Vorgänger Karlheinz Kaiser 1995, 1998, 2003 und 2016 in Radebeul zu hören gewesen war, verfehlte auch bei der jüngsten Aufführung nicht seine Wirkung, was vor allem auch an der deutlich größeren Besetzung des Orchesters im Bereich der Bläser lag. Das Publikum in der vollbesetzten Kirche lauschte ergriffen der alttestamentarischen Geschichte um den Propheten Elias, der in der Auseinandersetzung mit den Israeliten die Hinwendung zu nur einem Gott, Jahwe, fordert und am Ende doch damit scheitert. Anders als in den letzten Jahren wird in diesem Advent in Radebeul das Bach’sche Weihnachtsoratorium nicht zu hören sein, sondern wird nur die 3. Kantate („Herrscher des Himmels“) am 2. Weihnachtstag um 10 Uhr im Rahmen eines Gottesdienstes erklingen. Deswegen möchte ich alle Leserinnen und Leser auf das Konzert am 3. Adventssonntag (17.12.) hinweisen, wenn in der Lutherkirche mit Camille Saint-Saëns „Weihnachtsoratorium“ von 1858 ein nicht ganz so oft aufgeführtes, gleichwohl wunderbares Stück der romantischen Chorliteratur dargeboten werden wird. Dieses Werk, das auch schon durch die Kantorei der Friedenskirche in der Vergangenheit aufgeführt wurde, läuft bei uns zu Hause seit Jahrzehnten neben Bachs WO und berührt in seiner lyrisch-kontemplativen Anlage gleichermaßen wie das barocke Vorbild. Das Frühwerk des Komponisten, er stellte es mit 23 Jahren fertig, ist allerdings deutlich kürzer als Bachs knapp dreistündiges Meisterwerk, weshalb an diesem Adventsnachmittag der Kammerchor ein weiteres weihnachtliches Stück zu Gehör bringen wird: Benjamin Brittens „A Ceremony of Carols“, ein Chorwerk aus dem Jahr 1942. In Brittens 11 Sätze umfassenden Werk werden mittelenglische Texte vertont und zu einem ganz besonderen Klangerlebnis verschmolzen. Mit diesen beiden Werken bereichert die Radebeuler Kantorei den umfangreichen Veranstaltungskalender in der Adventszeit, wofür ihr schon jetzt gedankt und eine aufmerksame Zuhörerschaft gewünscht sein soll.

Bertram Kazmirowski

Editorial 12-23

Schon wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. Mit wohl weit mehr Turbulenzen als wir uns alle wünschen könnten. In einer Zeit, wo es traditionell üblich ist Bilanz zu ziehen, gehen bange Gedanken zurück, noch bangere in die ungewisse Zukunft.

Nachdem die unsägliche und über Jahre währende Corona-Zeit endlich ihr vielleicht nur vorläufiges Ende nahm, bemächtigte sich in Europa wieder ein noch viel hartnäckigeres und scheinbar unausrottbares Virus des Menschengeschlechts – das des Krieges!

Nach fast zwei Jahren ist der Ausgang in der Ukraine noch völlig unabsehbar. Spielen hier weitgehend geopolitische Interessen eine Rolle, verfängt der weltpolitisch komplexere Krieg zwischen Isreal und dem Gaza-Steifen zusätzlich im religiösen Deutungswahn.

Nüchtern bleibt zu konstatieren, dass nur selten der Menschenverstand oder die Diplomatie obsiegte, sonderm allein das militärische Durchhaltevermögen. Es wäre wohl beschämend zu wissen, wieviel deutsche Rüstungsgüter neben anderen internationale Kriege heute buchstäblich befeuern.

Kurz vor Drucklegung verfügte die Bundesregierung nach ihrem desaströsen Scheitern vor dem Bundesverfassungsgericht über eine umfängliche Haushaltssperre. Am selben Tage wurden der Ukraine vom Verteidigungsminister nach bisher über 22, weitere 1,3 Milliarden Euro an Rüstungsgeldern zugesprochen. Überall fehlt es an Mitteln, aber wo ein Wille ist finden sich offenbar immer Wege.

Liebe Leserinnen und Leser, lassen Sie uns trotz allem mit einem unerschütterlichen Frohsinn in die Zukunft schauen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit.

Sascha Graedtke

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