Unvergessen – Erinnerungen an den Radebeuler Pfarrer Eberhard Gehrt

Eberhard Gehrt ging stets auf die Menschen zu. Und er fand auch immer die richtigen Worte. Er kannte ihre Sorgen, er wusste um ihre Nöte. In seiner so überaus lebendigen Art stellte er Fragen und gab Antworten. Er half! Mit Rat und mit Tat. Er besuchte auch unsere Familie. Und wir trafen ihn sehr oft unterwegs. Wenn es Not tat, suchten wir ihn und seine Frau Roswitha auch zu Hause auf. Mehr »

»Nun vergiss leises Flehen, süßes Kosen!«

Premiere von Mozarts Oper »Die Hochzeit des Figaro« an den Landesbühnen Sachsen

Manche Erinnerung an vormarktwirtschaftliche Zeiten lohnt durchaus. So hatte vor mehr als 25 Jahren bspw. jeder Produktionsbetrieb (inklusive auch die Theater, die Kulturhäuser und die Kinos) in der damaligen DDR die Stelle eines Sicherheitsinspektors aufzuweisen und auch entsprechend zu besetzen. Arbeitsunfälle sollten dadurch nicht nur vermieden, sondern deren Ursachen bereits im Keim erkannt werden. Mehr »

Bauherrenpreis 2013

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Fehlte es an wirksamer Werbung? Wars mangelndes Interesse? War am Ende doch die Pause zu lang? Für den 16. Bauherrenpreis liegen in zwei Kategorien insgesamt nur neun gültige Vorschläge vor. Diese haben es allerdings in sich und haben die Jury vor nicht geringe Probleme gestellt: Qualität ist nicht an Masse gebunden! In der Kategorie Neubau war zwischen der Siedlung Am Kuffenhaus und dem neu errichteten Einfamilienhaus Horst-Viedt-Straße 18 zu wählen. Größer war die Auswahl in der Kategorie Bauen im Bestand. Hier musste zwischen den Häusern bzw. Villen August-Bebel-Straße 51, Käthe- Kollwitz-Straße 25, Ludwig-Richter-Allee 6, Nizzastraße 6, Augustusweg 44, Bennostraße 27A und Wilhelm-Eichler-Straße 20 entschieden werden. Die Preisträger werden am 9. November 19.30 Uhr in der Sparkasse Radebeul-West in einer Feierstunde, zu der auch Herr Dipl. Ing. Alf Furkert, der Präsident der Architektenkammer Sachsen sprechen wird, öffentlich bekannt gegeben. Sie sind auf diesem Wege herzlich dazu eingeladen. Bereits ab 28. Oktober ist die Ausstellung mit allen Einreichungen im Service-Bereich der Sparkasse Radebeul-West zu besichtigen. Hier haben Sie die Möglichkeit, Ihren Kandidaten für den Publikumspreis auszuwählen. Sie können Ihre Stimme jederzeit bis einschließlich 9. November 18.30 Uhr abgeben. Bitte nutzen Sie diese Möglichkeit – zeigen Sie, dass das Interesse der Baukultur in Radebeul doch nicht so gering ist, wie die Zahl der Einreichungen vermuten lassen könnte! Ab 18. November wird die Ausstellung dann in der neuen Sparkassenfiliale in Radebeul-Ost zu sehen sein. Stadt und Verein danken der Sparkasse Meißen für ihr ungebrochenes Interesse und die damit verbundene Unterstützung!

Thomas Gerlach

Laudatio anlässlich der Verleihung des Kunstpreises der Großen Kreisstadt Radebeul an den Autor Jörg Bernig [gekürzte Fassung]

[…] Es geht um jenen Jörg Bernig aus Radebeul, um ganz genau zu sein: aus Kötzschenbroda, der, seit er hier lebt, also seit 1995, drei Bände Gedichte, zwei Essaybände und einen Band mit Erzählungen sowie drei Romane in renommierten Verlagen veröffentlicht hat. Mancher Text von ihm, vor allem aber sein erfolgreichster Roman wurde und wird in andere europäische Sprachen übertragen. Mehr »

35. Radebeuler Grafikmarkt

Am 2. und 3. November im Rathaus und gegenüberliegenden Gymnasium

Wenn die Tage merklich kürzer werden und die letzten Blätter durch die Straßen tanzen, dann ist es wieder soweit: die Freunde der Bildenden Kunst strömen mit großen Mappen unterm Arm ins Rathaus und das gegenüberliegende Gymnasium nach Radebeul Ost zum Grafikmarkt. Ihr Interesse hat nicht nachgelassen. Rund 4.000 Besucher sind es in jedem Jahr. Mehr »

Editorial

Vor kurzem besuchte ich Freunde in der Sächsischen Schweiz. Der Ort liegt nicht gerade im Umfeld von Radebeul, aber worüber ich gern erzählen möchte, trifft ebenso für Radebeul oder jeden anderen Ort dieses Landes zu. Der Ort ist nicht gerade ein Einkaufsparadies. Die 3500 Einwohner ziehen zum Einkauf Neustadt oder Sebnitz vor. Außer einem Bäcker, einem Blumenladen, einer Apotheke, einem Sportartikelgeschäft und einem Teegeschäft gibt es nicht viel mehr. Mehr »

RAD, RAD, RADebeul

Bilder, Grafiken, Fotografien, Objekte, Text- und Filmsequenzen in der Stadtgalerie

Eröffnung des Intermedialen Kunstprojektes "RAD RAD RADebeul“

Luftdruckmessung bei den Ankömmlingen zum Künstlerfest

Alles ist in Bewegung auf dem sonnigen Anger von Altkötzschenbroda. Das Leben pulsiert mit und ohne Rad. Guggen, Essen, Trinken, Schwatzen. Den Rest des Sommers genießen, Bewegung um der Bewegung willen – Luxus der Spätgeborenen.

 

Eröffnung des Intermedialen Kunstprojektes "RAD RAD RADebeul“

Die Künstlerin Sophie Cau mit einem Steuerrad fürs kalte Buffett

Doch hinter den bunten Fassaden in der 1., 2. und 3. Reihe hat Altkötzschenbroda wesentlich mehr zu bieten. Wer sehen will, der sieht. Und so lockt ein Banner überm Hoftor der Kulturschmiede mit einer Ausstellung unter dem Motto „RAD, RAD, RADebeul“. Die Tatsache, dass Radebeul als einzige Stadt am Elberadweg, auch das Rad in Namen und Wappen führt, bot Anlass zur künstlerischen Auseinandersetzung. Die Möglichkeiten, welche der Sächsischen Sprache innewohnen, trugen erheblich zur Bedeutungserweiterung bei.

Ein seltsames Gefährt, in der Sichtachse des Galeriehofes stehend, verkündet „Das Ende der Radlosigkeit“. Es ist ausgestattet mit den Insignien von Radebeul: dem alten Stadtwappen mit Rad und Beil als Symbole für Bewegung und Tat und dem neuen Stadtlogo mit dem sogenannten Doppelschwupps als Symbol für dynamischen Genuss. In unmittelbarer Nachbarschaft hängen am Nussbaum der Erkenntnis Räder in süßlich fahlem Licht. Sie haben Federn gelassen, eingedenk dessen, das schon so Mancher unters Rad gekommen ist. Künstler reagieren wie Seismografen. Sie spüren Stimmungen auf und können diese zum Ausdruck bringen. Nur besteht das Dilemma der heutigen Zeit wohl darin, dass es für Sender auch Empfänger geben muss.

Lieselotte Finke-Poser: RAD; RAD; RADebeul, Aquarell, 2013 (Detail)

Lieselotte Finke-Poser: RAD; RAD; RADebeul, Aquarell, 2013 (Detail)

Die Ausstellung ist gespickt mit humorvollen Anspielungen auf das muntere Treiben in der Lößnitzstadt und anderswo. Wer Lust am Schauen und Denken hat, der ist hier richtig. Dass sich die themenorientierten Gemeinschaftsausstellungen großer Beliebtheit erfreuen, zeigen sowohl die Mitwirkungsbereitschaft von 45 Künstlern als auch die gute Resonanz beim Publikum.

Wer meint, dass Radebeul eine Schlafstadt sei, der irrt. Die apokalyptische Troika „Einigkeit und Recht und Freiheit“ prescht durch die Stadt von West nach Ost und umgekehrt. Nichts bleibt unbemerkt. Selbst das Jo-Jo-Spiel der Macht wird zitiert und kommentiert. Kleine Steuerräder halten den Kurs.

Nichts ist ewig. Die Elbeflut kommt und geht, mit und ohne Verkehrsregeln. Kampfradler sehen nur ihre Vorderräder. Der Elberadweg mutiert zum Rennradweg. Der Familienradweg bleibt vorerst ein schöner Traum. Ein schlauer Fuchs nutzt den Radweg mit gestohlenem Wein und Trauben als Weg zur Flucht. Badende räkeln sich am Elbestrand und stellen sich zur Schau. Tiefrot erblüht des Radlers Lust am Wegesrand und das „Denkmal für eine Schnecke“ hinterfragt den Sinn all des hektischen Tuns.

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Horst Hille: RAD; RAD; RADebeul, Öl auf Hartfaser, 2013


Vielfalt statt Einfalt lautet die Devise. Stadträder, Musen und große Köpfe, Kunst-, Zahn- und Zeiträder, das Rad der Begegnung, Weltenlenker, Schatten- und Einradfahrer sind des Darstellens wert. Selbst ein Flut-Schutzengel rollt auf Rädern durch die Stadt. Total entschleunigte Gefährte haben ihren Frieden gefunden. Leiterwagen und Pferdekutschen sind aus der Mode gekommen. Autos, Motorräder, Fahrräder, Straßenbahnen, Schaufelraddampfer und Züge bestimmen das heutige Bild. Vom Fernverkehr der Deutschen Bahn abgekoppelt, bildet nunmehr der Elberadweg für Radebeul den heimlichen Zugang zur Welt.
Eine gebaute Kulturlandschaft aus Keramikquadern – garantiert wetterfest – wächst in den Himmel von Radebeul. Eine Flagge mit Steuerrad macht den Vögeln und Flugzeugen Konkurrenz. Der Wille überwindet Grenzen. Deutungsebenen fließen ineinander. Berge und Beulen frönen barocker Magie. Türme der Erleuchtung krönen die beschwingte Silhouette. Ballons steigen auf und grüßen die Schwesternstadt Radeburg und den Bruderberg Radobýl in Tschechien an der Elbe im Böhmischen Mittelgebirge, der auf deutsch als „Radebeule“ bezeichnet wird.

Thomas Gerlach, Gelegenheitsradfahrer, Verbündeter im Geiste, Vermessungsingenieur, Meister der kunstvollen Rede und Kunstpreisträger der Lößnitzstadt, gedachte zur Vernissage am 7. September der ersten Siedler, die ihre Habe auf Wagen mit hölzernen Rädern mühsam ins Elbtal karrten, weil sie sich hier ein besseres Leben erhofften. So wie Reinhard Zabka alias Richard von Gigantikow, der seine skurrilen Sammelstücke in einem der ältesten Gasthöfe von Radebeul arrangierte, den Besuchern des temporären Lügenmuseums zur Freude. Doch die schwäbische Hausfrau hat obsiegt. Mer gäbe nix, mer gäbe nix, hallt es durchs liebliche Tal. Denn Phantasie wird als Währung nicht anerkannt.

Radebeuler Dörfer – gebunden, gebogen, montiert – im lindenblattumwundenen Rad vereint. Wer sehen will, der sieht. Nicht jedes Rad ist ein Glücksrad und nicht jeder Pflasterstein bietet Anlass zur Freude. Denn die Entwicklung vom Roller zum Rollstuhl macht selbst vor Radebeul nicht halt. Das Glücksrad bekommt auch in der jüngsten Stadt des Landkreises Jahresringe. Inseln der Erinnerung treiben in trübem Gewässer. Doch bevor sich die düsteren Gedanken in einer Sackgasse verirren, gilt es rechtzeitig einen Knopf zu drücken. Das „Karubeuler Radussell“ springt an. Musik erklingt – laut und blechern. Schneller, schneller, höher, höher möchte man rufen. Bilder aus unbeschwerten Kindertagen werden lebendig. Und da ist sie wieder, die Heiterkeit, die der Lößnitzstadt innewohnt. Das Rad der Lebenslust wird größer und größer. Die kleine Galerie, seit über dreißig Jahren geduldet, belächelt und geliebt, ist und bleibt ein stiller Stachel im rosigen Fleisch der Lößnitzstadt. Die „ Kunst-Kampf-Frau“ zieht stoisch ihre Bahn. Und schon am 21. Oktober wird zur Künstlerfinissage das Thema fürs nächste Sommerprojekt bekanntgegeben.

Performance RADATOUILLE! von und mit dem Theater ANASAGES

Performance RADATOUILLE! von und mit dem Theater ANASAGES

Karin Gerhardt

Teilnehmer: Dieter Beirich, Sophie Cau, Lieselotte Finke-Poser, Thomas Gerlach, Karen Graf, Peter Graf, Roland Gräfe, Christiane Herrmann, Mandy Herrmann, Horst Hille, Michael Hofmann, Matthias Kratschmer, Thorsten Krüger, Dorothee Kuhbandner, Anna Kuntsche, Bärbel Kuntsche, Wolf-Eike Kuntsche, Klaus Liebscher, Roswitha Maul, Johanna Mittag, Christiane Otto, Gerd-Rüdiger Perschnick, Anne-Katrin Pinkert, Detlef Reinemer, Gabriele Reinemer, Gerald Risch, Luc Saalfeld, Petra Schade, Cordula Schild, Gabriele Schindler, Annerose Schulze, Fritz Peter Schulze, Gerold Schwenke, Gabriele Seitz, Karola Smy, Wolfgang Smy, SODA, André Uhlig, Bärbel Voigt, Stefan Voigt, Christian URI Weber, Claus Weidensdorfer, Irene Wieland, Renate Winkler, Reinhard Zabka

„Ich male eigentlich, was ich will!“

Coswig widmet dem Maler und Porzellangestalter Heinz Werner im Karrasburg-Museum eine Ausstellung

Es gibt so bemerkenswert viele Dinge in dieser Ausstellung, die deutlich machen, dass man es mit einem wahrhaften Maler zu tun hat. Das ist bspw. das Gespür für die Harmonie der Farben. Es ist auch die Fähigkeit, behutsam scheinbar Unsichtbares sichtbar zu machen. Im Reden, aber auch im Tun. Nicht zuletzt ist da auch das Talent, sich und seine Kunst auf irgendeine Weise unverwechselbar zu machen. Und zum guten Schluss kommt auch noch ein wahrhaftes Bekenntnis zur Heimat dazu, dass man bei vielen Menschen der bunten, lauten und schrillen Gegenwart so schmerzhaft vermisst.3_heinz-werner All diese aufgeführten Eigenschaften nun hat der Coswiger Maler Heinz Werner in seiner Seele gespeichert. Er vermag dadurch zu jeder Zeit die Ereignisse der Vergangenheit mit all ihren Unwägbarkeiten, ihren Schnörkeln und Problemen abzurufen. Denn er weiß heute noch sehr genau, wie holprig sein Weg einst in die Kunst verlief. Heinz Werner wurde am 27. August 1928 in Coswig geboren. Zu jener Zeit lag die Weimarer Republik schon am Boden und der Nationalsozialismus wuchs sachte aus dem Schatten hervor. Als das Hitlerreich unterging, war Heinz Werner 17 Jahre alt und hatte bereits seine ersten Schritte an der Meißner Porzellanmanufaktur getan. 1948 schloss er die Lehre als Porzellanmaler ab und begann schon mal, Dekore zu gestalten. Wieder einige Jahre später gründeten Peter Strang und Ludwig Zepner mit Heinz Werner die Gruppe „Künstlerische Entwicklung“, die über viele Jahre hinweg erfolgreich existierte. Heinz Werner schloss 1961 ein Studium an der HfBK ab, erhielt elf Jahre später den Kunstpreis der DDR und lehrte dann an der Hallenser Hochschule für angewandte Kunst. Und ganz nebenbei entwickelte sich sein unverwechselbares Sujet, entstanden jene Kunstwerke, die sich weit über die Porzellanmalerei erhoben. Daneben aber schuf er Bleistiftzeichnungen wie jene, die einen „Bauernhof im Erzgebirge“ zeigt. Später kamen Tuschezeichnungen dazu, dann entdeckte er die wunderbar zurückhaltende Sprache der Wasserfarben, mit denen er u.a. das berühmte Taj Mahal in Indien malte. Und letztendlich schwelgte er natürlich – wie viele andere Maler auch  – in der brillanten Kraft von Arylfarben.


Drei DamenDrei DamenDrei Damen

Taj Mahal in Indien

Taj Mahal in Indien (Aquarell)


Und gerade eben – am 27. August 2013 nämlich – feierte Heinz Werner seinen 85. Geburtstag.  Das Coswiger Museum Karrasburg widmete diesem gewichtigen Anlass eine Personalausstellung. In der man als Besucher nicht nur den künstlerischen Werdegang Heinz Werners ziemlich präzise verfolgen, sondern auch das große Spektrum seiner Kunst erleben kann. Da ist u.a. auch jenes Nähkästchen ausgestellt, dass er 1955 für seine Frau Elfriede bemalte.

Nähkästchen für Elfriede (1955)

Nähkästchen für Elfriede (1955)

Da ist ein Selbstporträt aus dem Jahre 1963 – Heinz Werner war gerade 35 geworden – zu sehen. Und es sind auch jene drei Grazien zu bewundern, denen er mittels der Farben die Aura von wunderschönen und engelsgleichen Nymphen verlieh. „Ich male eigentlich, was ich will!“ bekennt er im Gespräch. Und er tut einfach. Lange schon und immer noch. Und hoffentlich noch für sehr lange.
Bis zum 17. November 2013 kann man die Ausstellung im Museum Karrasburg besuchen. Zehn Tage vor deren Ende – am 7. November 2013 nämlich – kann, wer möchte, mit Heinz Werner am Ort der Ausstellung ins Gespräch kommen.
W. Zimmermann

Fotos (Zi)

150 Jahre Leibesübungen in der Lößnitz

Eine Ausstellung im Museumsdepot zur Radebeuler Sportgeschichte

Der Turnverein Kötzschenbroda, 1888

Der Turnverein Kötzschenbroda, 1888


»Radebeul ist eine Stadt, in der die Kultur in großem Ausmaß zu ihrem Recht kommt. Radebeul muss aber auch eine Sportstadt werden!« So lautete das Fazit eines kurzen Beitrags, in dem Redaktionsmitglied Hans Voigt im Juliheft der ›Vorschau‹ von 1959 die »Situation im Radebeuler Breiten- und Spitzensport« umriss. Kultur und Sport wurden also auch damals schon sauber getrennt und gegeneinander aufgewogen. Voigts Lageeinschätzung war düster. Obwohl sich verantwortliche Funktionäre seit langem »mit der Konzentration der leistungsfähigsten Sportler in einigen wenigen Gemeinschaften« – Chemie, Motor und Einheit – beschäftigten, gäbe es noch kaum Erfolge zu vermelden. »Wir erreichen weder eine Massenbasis, noch über den Rahmen Radebeuls hinausreichende Spitzenleistungen, wenn man von den Sportanglern absieht«. »Perspektivpläne« müssten her, um z.B. die Fußballer von Chemie und die Handballerinnen von Motor schnellstmöglich in die obersten DDR-Ligen zu führen.
Das mit Attributen – Reben-, Garten-, Industrie-, Karl-May-, »zum Genießen« – reich gesegnete Radebeul mag vielleicht keine »Sportstadt« gewesen sein, aber immerhin waren auch 1959 schon rund 2.500 Radebeulerinnen und Radebeuler in Sportgemeinschaften organisiert, über sechs Prozent der Einwohnerschaft (heute liegt der Anteil ungefähr doppelt so hoch). Und dass die von den Funktionären so geliebten zählbaren Erfolge bis dahin ausgeblieben waren, hatte nicht zuletzt mit dem wenig erfreulichen Zustand der verfügbaren Sportstätten zu tun, der sich allerdings schon zu bessern begann. Erst am 1. Mai jenes Jahres war der größte kommunale Sportplatz an der Steinbachstraße nach umfassenden Wiederherstellungsarbeiten als »Stadion der deutsch-sowjetischen Freundschaft« wieder für den Sportbetrieb freigegeben worden.2-2_andert-sport
Eingefleischte Sportmuffel waren die Radebeuler jedenfalls nicht, zuzeiten war es in der Lößnitz sogar ausgesprochen sportlich zugegangen, insbesondere zwischen den Weltkriegen, als die Körperkultur allerorten einen gewaltigen Aufschwung erlebte. Allein von 1920 bis 1932 entstanden im heutigen Stadtgebiet nicht weniger als sechs neue Sportplätze, vier davon angelegt durch die oder mit Unterstützung seitens der Gemeinden, die die Förderung der Leibesübungen nun auch als öffentliche Aufgabe wahrnahmen. (Auch das jüngst so umstrittene »Weinbergstadion« wurde schon im Sommer 1931 als von drei örtlichen Turnvereinen gemeinsam geschaffener erster ordentlicher Fußballplatz Kötzschenbrodas eingeweiht, ohne dass sich Anwohner beschwerten.) In jedem der damals noch selbständigen Lößnitzorte gab es wenigstens einen Turnverein, und in denen wurde längst nicht mehr nur geturnt; auch Vereine für Radsport und Kegeln, Tennis, Wandern und Schach existierten schon seit dem frühen 20. Jahrhundert. Der Radebeuler Ballspielclub, der 1933 sein 25-jähriges Bestehen feierte, war auch damals noch stolz darauf, dass seine Fußballer 1919 »Kreismeister der 1. Klasse« geworden waren; Wassersportler dreier Vereine trainierten seit den 20er Jahren auf der Elbe bei Kötzschenbroda, und in immer mehr der größeren Unternehmen wurden seit Anfang der 30er Jahre Betriebssport­vereinigungen gebildet.
Die zwei Zäsuren von 1933 und 1945, als zunächst die Arbeitersportvereine und nach Kriegsende dann die verbliebenen bürgerlichen Vereine zwangsweise aufgelöst wurden, haben der Sportbegeisterung der Radebeuler auf die Dauer nichts anhaben können. Schon 1945 gründeten sich in Radebeul-Ost und -West neue Gemeinschaften, die später als BSG Alcid bzw. Chemie und BSG Motor bzw. Planeta unter das Dach der jeweils größten Betriebe schlüpften, und mit den Jahren stellten sich auch die im eingangs angeführten Beitrag noch vermissten Erfolge in reicher Zahl ein. (Nur der Weg in die Fußball-Oberliga erwies sich als zu weit; und dass potentielle Kaderathleten in den von der Partei ausgewählten Fördersportarten – sofern sie keine Westverwandten hatten – zu den anderswo stationierten Sportclubs delegiert wurden, verstand sich in der planwirtschaftlich organisierten Medaillenfabrik DDR von selbst.)
Nach der politischen Wende von 1989 entstanden aus wenigen Betriebssport­gemeinschaften zahlreiche größere und kleinere Vereine. Auch ganz neue Disziplinen und Vereine kamen hinzu, sodass die Möglichkeiten für sportliche Betätigung in Radebeul heute vielfältiger sind als jemals zuvor. Und wer nicht den Wettkampf sucht, sondern einfach Freude an der Bewegung hat oder – für sich oder in der Gruppe – etwas für die Gesundheit oder gegen den inneren Schweinehund tun möchte, findet in Fitness-Studios und Bädern, beim Tanzen und natürlich in der freien Natur jede Menge Entfaltungsmöglichkeiten. Selbst den Mount Everest kann man inzwischen einmal jährlich am Spitzhaus ersteigen, und für passive Genießer bieten die Landesbühnen »Theatersport« an.
Dass der Sport in Radebeul ein »Stiefkind« sei, wie es 1965 einmal in der SZ zu lesen stand, kann man, wenn es denn jemals zugetroffen hat, heute im Ernst nicht mehr behaupten. Das heiß ersehnte dritte Stadion wird schon irgendwann kommen, und nachdem schon 1959 darüber diskutiert wurde, wie man den Boden der Elbhalle so erneuern könnte, dass ihn nicht mehr jedes Hochwasser zerstört, wird dies beim x-ten Versuch gewiss funktionieren. Was aber in Radebeul bislang tatsächlich etwas stiefmütterlich behandelt wurde, ist die örtliche Sportgeschichte, über die man aus der heimatkundlichen Literatur herzlich wenig erfährt.
Um diese Lücke im historischen Bewusstsein schließen zu helfen, hat sich die AG Stadtmuseum beim Kulturamt für ihre diesjährige Ausstellung im Museumsdepot des Themas »Leibesübungen in der Lößnitz« angenommen. Anlass ist das 150. Jubiläum der Gründung des Turnvereins zu Kötzschenbroda, mit dem 1863 die Geschichte des Vereinssports in der Lößnitz begann.
Die erste Hälfte der Ausstellung geht der weitgehend in Vergessenheit geratenen Frühgeschichte des Radebeuler Sports bis 1945 nach, in der zumindest bis zum I. Weltkrieg die Turnvereine den Ton angaben. Nicht »schneller, höher und weiter« lautete deren Motto, sondern »frisch, frei, fröhlich und fromm« bzw. – in der Variante der SPD-nahen Freien Turner, die seit 1893 in der Lößnitz präsent waren, – »frisch, frei, stark und treu«. Das Turnen war damals nicht allein Körperertüchtigung, sondern gleichzeitig Bekenntnis, bei den Deutschen Turnern zu Vaterland und Kaiser, bei den Freien zu Solidarität und dem Ziel einer Gesellschaft ohne Ausbeutung; Geselligkeit und Gesang wurden aber auf beiden Seiten groß geschrieben, und auch im öffentlichen und kulturellen Leben waren die Turner ein wichtiger Faktor. Wie es in der Zwischenkriegszeit weiterging, als der moderne Sport in den Vordergrund trat und die »englische Krankheit«, der Fußball, auch in der Lößnitz zu grassieren begann, wurde oben bereits kurz angedeutet und wird in der Ausstellung anhand von Dokumenten und Fotos aus dem Stadtarchiv sowie Leihgaben aus privaten Sammlungen vor Augen geführt.
Während dieser Ausstellungsteil zwangsläufig Lücken aufweist – bedingt durch die Traditionsbrüche des 20. Jahrhunderts sind die bekannten Zeugnisse dünn gesät, und von manchem der frühen Vereine ist kaum mehr überliefert als der Name –, war bei der Vorstellung der jüngeren Radebeuler Sportgeschichte aus Platzgründen eine Beschränkung auf ausgewählte Aspekte des sportlichen Lebens zu DDR-Zeiten nötig. Auch dieses Kapitel wartet mit einer Fülle von Informationen und Fotos sowie Trophäen, Sportgeräten und Zeugnissen von Vereinen, aus privater Hand und der Sammlung des DDR-Museums auf. Ein kurzer Dokumentarfilm von Christoph Leonhardt über den Trainings- und Wettkampfalltag junger Turnerinnen der BSG Chemie Radebeul Ende der 1970er Jahre, der mittlerweile ebenfalls schon historischen Wert besitzt, rundet die Präsentation ab.
Für sport- und geschichtsinteressierte Radebeuler hat die Schau, die am 9. Oktober um 19 Uhr im städtischen Museumsdepot, Wasastraße 21 (Hintergebäude, 2. Stock) eröffnet wird, mit Sicherheit allerhand Wissenswertes zu bieten, und vielleicht kann der eine oder andere Besucher ja noch persönliche oder Familienerinnerungen beisteuern, die den hier präsentierten Überblick über die Radebeuler Sportgeschichte ergänzen.
Frank Andert
Die Ausstellung »Leibesübungen in der Lößnitz – 150 Jahre Radebeuler Sportgeschichte« ist bis voraussichtlich Februar 2014 jeweils am letzten Mittwoch im Monat von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Zusätzliche Besichtigungstermine können gern vereinbart werden (Tel. 0351-8311605). Der Eintritt ist frei.
Frank Andert

Bitte bald wieder: Spielt uns den Hendrix!

Was für eine Überraschung: In Radebeul kann man neuerdings die unsterblichen Klänge von Jimy Hendrix nachhören! Dass Holger Uwe Thews so ziemlich alles spielen kann, was auf Bühnenbretter gehört, konnte man wissen. Aber das? Am 6. September kam es heraus. Die kleine Hufeisennase wurde vorgewarnt, Türen geschlossen und dann brach der rockige Klang los, den wir lange nicht so hören konnten: die liebgewordenen lauten, leisen, lyrischen und anklagenden Balladen des amerikanischen Gitarrenwunders Hendrix.
Holger Uwe Thews (git), Otto Bunzel (b) und Uwe Koch (dr) haben sich erst vor einem halben Jahr zu „Velvet Moon“ zusammengeschlossen – und schon rocken sie, was das Zeug hält. Ungläubiges Ohrenspitzen, dann Begeisterung im (noch) überschaubaren Publikum, und alle freuen sich. Die Band, dass sie jetzt „draußen“ sind, die Kolleg_innen von Holger Uwe Thews, dass sie ihn nun noch von dieser Seite kennen lernen, die anderen Gäste über das Wiederhören auf den Spuren eines vermissten Virtuosen.

Velvet Moon

Das erste Konzert der Reihe »Radebeul rockt« mit Holger Uwe Thews an der Gitarre, Otto Bunzel am Bass und verdeckt am Schlagzeug Uwe Koch

Unnötig zu erklären, warum es wenige Coverbands gibt, die Hendrix spielen. Es ist einfach zu schwer! Man muss Gitarre, Bass und Schlagzeug schon sehr oft und fleißig angefasst haben, um den typischen Jimi-Klang hervorzubringen. Die Jungs von Velvet Moon haben es phantastisch drauf, so die Meinung hier und da in der neuen Fangemeinde.
Einen besseren, überraschenderen Start der Veranstaltungsreihe „Radebeul rockt“ hätten sich die Landesbühnen nicht wünschen können. Doch nun wird es sich herumsprechen: Im Glasfoyer des Hauses wird es nun in Abständen gehörig rappeln!
Christine Ruby

Weitere Rocktermine:
5. Oktober, 20.00 Uhr, Studiobühne: HALLAM LONDON feat, SR & Company mit anschließender Party
17. Oktober 2013, 19.00 Uhr Große Bühne : „FAUST – DIE ROCKOPER“
19. Oktober 2013, 22.00 Uhr: „RAW ACOUSTIC“
20. Oktober, 11.00 Uhr im Foyer „The Black Rider“
26. Oktober 2013, Premiere 19.00 Uhr Premiere der Rockoper „The Black Rider“

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