„Naundorf im Wandel der Zeit“

so heißt das Motto des 10. Dorf- und Schulfestes, das vom 19.- 21. Juni 2015 in Radebeul-Naundorf gefeiert wird. Auf diesen Höhepunkt im 80. Jahr der Radebeuler Stadtgeschichte wollen wir Sie, verehrte Leser, schon heute hinweisen. Wie Sie auf dem Foto sehen, wandelt sich gerade das Schulgebäude auf der Bertheltstraße in Naundorf. Ein neuer und moderner Anbau ist fertig geworden, den die Kinder und Lehrer schon im Herbst des vergangenen Jahres in Besitz nehmen konnten. Im Moment bekommt auch das alte Schulhaus mit der weithin sichtbaren Uhr eine helle attraktive Außenhaut. Mehr »

Ein Künstler aus dem Volke

Zur Erinnerung an den Radebeuler Maler und Grafiker Horst Hille (1941-2015)

»Meine Bilder sind meine eigene
nicht endende Geschichte
und diese ist voller Menschen.«

Horst Hille, Tagebuchaufzeichnungen
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Editorial

Woran denken Sie bei der Farbe Rot?

An den Ohrwurm von Chris de Burgh „The Lady in Red“? Rot ist die Farbe der Liebe. Gerade war Valentinstag, da werden gern rote Rosen geschenkt, als Ausdruck für größte Zuneigung.

Rot ist anregend, aufregend auch in Verbindung mit Schwarz. Eine Flamencotänzerin in Rot und Schwarz ist – toll! „Rot und Schwarz“ mit Gerard Philipe? Morgenrot und Abendrot? – Blut, der „Saft des Lebens“ ist rot. Mehr »

Titelbild Februar 2015

Unter den vielen in Deutschland noch erhaltenen Bismarcktürmen nimmt der Cossebauder Turm schon eine Sonderstellung ein: er stammt nicht aus der Feder von Architekt Wilhelm Kreis (sein Modell „Götterdämmerung“ wurde vielfach variiert und gebaut), er ist eher klein und hat nicht so eine Silhouettenwirkung wie der Radebeuler Turm.
Nach Plänen des Loschwitzer Architekten Richard Kolbe wurde der Turm – oder sollte man besser von Kubus sprechen – auf der Cossebauder Herrenkuppe im Jahr 1913 errichtet. Er hat einen quadratischen Grundriss (3,2m x 3,2m), eine Höhe von nur 4,5m, besteht aus Syenit und Kunststein und trug eine Feuerschale. Die Westseite zierte ein vom Radebeuler Bildhauer Richard König bearbeitetes Bismarck-Porträt. Insgesamt eine bescheidenere und stillere Reminiszenz an den ehemaligen deutschen Reichskanzler als an den meisten anderen Orten!
Nach 1945 erlebte der Turm Zerstörungen von ein paar Details, teils politisch gewollt, teils durch gewöhnlichen Vandalismus – nach 1989 konnten diese Details (Porträt, Schrifttafel) jedoch wieder ergänzt und der Kubus saniert werden. Auch das Umfeld macht heute einen gepflegten und einladenden Eindruck. Ein Spaziergang dahin lohnt sich auch für jene, die keine Bismarckverehrer sind, man hat eine lohnende Aussicht über einen Teil des Elbtals.
Dietrich Lohse

Titelbild Januar 2015

Am linkselbischen Ufer stand nahe dem Dorf Gohlis schon sehr lange eine hölzerne Bockwindmühle, die jedoch 1828 ein Sturm zerstörte. Nach vier Jahren Bauzeit drehten sich 1832 dann die Flügel einer neuen Holländermühle, die größer und sicherer war als die Bockwindmühle. 1914 stellte der Müller Max Heide jedoch den Mahlbetrieb ein. Fortan war die Mühle nur noch als Publikumsmagnet für die Gaststätte nebenan da. Mit der Elbfähre (inzwischen längst eingestellt) kamen auch viele Gäste aus Radebeul zur Mühle und zur Gaststätte. Der Krieg hatte der Windmühle 1945 selbst nicht schaden können, doch setzten nun allgemeiner Verfall und Vandalismus ein.
1954 verhalf der Radebeuler Baumeister Franz Jörissen zusammen mit Spezialisten der Gohliser Windmühle wieder zu Flügeln und einem authentischen Aussehen – sie hätte sogar Getreide mahlen können, wenn Bedarf bestanden hätte. Sie war zu allen Zeiten auch ein beliebtes Motiv für Künstler, so erinnere ich mich an Aquarelle von Günter Schmitz mit Elbe und Mühle (V+R 04 u. 06/93). Interessant war 1982 die Herausgabe einer Briefmarke zu 25 Pfennig mit der Gohliser Windmühle – da der Bauzustand aber schon wieder schlecht war, benutzte man eine Bildvorlage von 1977! In den 80er Jahren versuchten dann VEB Denkmalpflege Dresden, VEB (K) Bau Radebeul und LPG Frühgemüsezentrum einzeln oder auch gemeinsam den Verfall der Mühle aufzuhalten. Bis 1989 waren bei der schlechten Wirtschaftslage aber nur Teilerfolge möglich. Am vollständigen Bild der Holländermühle am Elbradweg konnten wir uns erst wieder nach der Wende erfreuen.
Dietrich Lohse

Ich hab´s getan

Eine Teilnahme am 26. Winterschwimmen im Lößnitzbad

Den Termin 17. Januar 2015, 14.00 Uhr, hatte ich schon seit Tagen im Hinterkopf, doch ehrlich gesagt, meinen guten, alten „inneren Schweinehund“ auch, und das noch bis zum Morgen des besagten Tages. War nicht Regen prognostiziert? Dann auf keinen Fall! Und würden die starken Sturmböen der letzten Tage wirklich vorbei sein?
Doch schließlich war ich pünktlich da, und nach fast 42 Jahren, damals an einem Wandertag vor den „Großen Ferien“ als Schüler der Klasse 3a der POS Oberlößnitz, Klassenleiter Helmut Ramm, wieder im Lößnitzbad. (Sorry, liebes Radebeul, meine a l t e  Heimat bleibst du immer!) Und nun ging es los. Eintrag in eine Liste, 2 Euro Startgebühr (incl. eines Heißgetränkes und Urkunde). Es wäre völlig überflüssig gewesen, mich jetzt als Greenhorn zu outen, die Teilnehmer kannten sich von zig Treffen, samt der Winterschwimmervereine, die aus der Umgebung angereist waren. Ulkige, karnevalsähnliche Kostümierung war angesagt. Zum Glück war es aber kein Problem, dass ich nur die Badehose dabei hatte. Lustig – lebendig – unkompliziert, so die Stimmung bei den gut 50 waghalsigen Schwimmern, vielen Schaulustigen und lokalen Medienvertretern.9_urkunde
Zur Einstimmung gab es, von Frank Langosch, einem der Organisatoren, geleitet, eine poppige Aufwärmgymnastik nach Musik und schließlich ging es ab ins Wasser, immer schön nach Vereinen geordnet. Schwimmer aus Pirna-Copitz bekamen den Vorzug, sie wollten gleich danach weiterreisen zu einem Nachtschwimmen in Oederan. Ich selbst, keinem Verein zugehörig, fand mich schließlich in der „Gruppe aus Dresden“ wieder, außer mir noch drei junge Leute, die, wie sich später  herausstellte, schon mehrfache Erfahrungen, z.B. beim Elbe-Neujahrsschwimmen, gemacht hatten. Respekt. Na, immerhin tauchte ich nicht ganz zum ersten Mal in eiskaltes Wasser.
Einen Streckenrekord aufgestellt habe ich sicher nicht, das wird hier aber auch nicht erwartet.
Laut meiner namentlichen Teilnehmerurkunde, unterschrieben von OB Bert Wendsche, sowie von je einem Vertreter der einladenden BSV Chemie und dem Kneippverein Radebeul, hatte die Luft 5 Grad und das Wasser 2 Grad. Ältere Teilnehmer beklagten hinterher beim Plausch, dass das Wasser nicht zugefroren war und so mitnichten von Eisbaden gesprochen werden kann! (Stattdessen  schwärmten sie von 2006…) Ich erfuhr nebenher, dass sich die Radebeuler Winterschwimmer das ganze „kalte Halbjahr“ über jeweils samstags und sonntags sowie an allen Feiertagen um 10 Uhr hier treffen.
Auf dem Rückweg zum Bahnhof Kötzschenbroda hatte ich nur ein Gefühl: Ich bin verdammt gut drauf. Winterschwimmen härtet eben ab und reguliert Körper und Geist. Ich sollte es wieder tun…!
Tobias Märksch

Verdis Maskenball in Radebeul

Ein Maskenball, Szene mit Kay Frenzel und Anna Erxleben

Ein Maskenball, Szene mit Kay Frenzel und Anna Erxleben       Foto: M. Kross

1859 gelangte Verdis „Un ballo in maschera“ in Rom zur Premiere. Dramatischer Höhepunkt war ursprünglich die Ermordung des reformfreudigen schwedischen Königs Gustav III. durch eine Adelsverschwörung während eines Maskenballs in der Stockholmer Oper im Jahr 1792. Ein Königsmord auf der Opernbühne war zur Zeit der Uraufführung eine äußerst heikle Angelegenheit. Revolutionen und Unabhängigkeitsbestrebungen brodelten überall in Europa. Verdi hat einen Rechtsstreit mit dem Auftrag gebenden Theater in Neapel gewonnen. Dort kommt aber schließlich stattdessen mit „Simon Boccanegra“ ein kaum minder politisch deutbares Stück auf die Bühne. Für die römische Uraufführung wird die Handlung des Maskenballs nach Boston entrückt und aus dem König wird somit ein Graf. In der deutschen Fassung „Ein Maskenball“ wurden im Stammhaus der Landesbühnen Sachsen die schwedischen Verhältnisse zur Darstellung gebracht. Die wurden von Verdi und seinem Librettisten Antonio Somma natürlich opernhaft angereichert durch Liebe, Eifersucht, Sinnliches und Übersinnliches.
Es war zu befürchten, dass dieses große, zweieinhalbstündige Werk das Radebeuler Haus an die Grenzen seiner Möglichkeiten führen wird. Kay Frenzel als König näselte sich eingangs ziemlich in seine majestätische Rolle hinein. Doch mit der Zunahme der Verstrickungen gewann er stimmlich an Überzeugungskraft und hielt sich zum Schluss sehr wacker dem Grafen René von Ankarström gegenüber, der mit überzeugender Individualität vom Gast Hans Christoph Begemann gestaltet wurde. Die Elbland Philharmonie unter Christian Voß schließt das erste Bild noch etwas poltrig. Ebenso ruppig setzt auch noch das Folgende ein. Doch dann gewinnt das Ganze immer mehr an Fahrt. Silke Richter ist eine temperamentvolle und sichere Wahrsagerin Ulrika. Im Hintergrund rotiert als Zeichen zauberischer und höllischer Gewalt ein großes Turbinenrad, wie es in Radebeul ganz ähnlich vor fünf Jahren schon im „Faust“ von Louis Spohr das Mephistophelische Element symbolisierte. Das Bühnenbild ist insgesamt nicht besonders einfallsreich. Die Räume werden leicht aus der Waagerechten gekippt um der Langeweile ihres Anblicks zu entgehen. Der Galgenberg ist ein Klettergerüst auf dem die Raben sitzen. Der liebestrunkene König Gustav hangelt sich dort wie ein Knabe durch die Sprossen.
Regisseur Sebastian Ritschel hat im vergangenen Jahr mit dem „Rosenkavalier“ von Richard Strauss ein ähnlich ambitioniertes Unternehmen am kleineren Theater in Freiberg in Szene gesetzt. Dabei greift er gern auf die aktuellen kurzlebigen Inszenierungsmaschen zurück. In Freiberg war es die Projektion auf den transparenten Vorhang. Hier in Radebeul sind es die pantomimischen Nachstellungen hinter einem Fenster. Doch die Drastik dieser Nebenszenen nimmt der Handlung mehr Kraft, als sie ihr gibt. Das seelische Drama zwischen René und Amelia berührt eben durch die gebändigte Innerlichkeit, die in den gequälten Menschen tobt. Da ist das Überdeutliche dieser Inszenierung deutlich überflüssig. Vor einem großen dunklen Fenster steht René und sieht wie Amelia ihren gemeinsamen Sohn liebkost oder die Attentäter hacken mit Rabenschnäbeln nach dem blutüberströmten König Gustav. Auch sonst neigen die Figurenbewegungen zu heftigem Forcieren. Da springt Miriam Sabba als Page Oskar auf den Tisch. Die Aktenmappen der Staatsbeamten klappen laut auf den Boden. Jede musikalische Wendung wird mit einer körperlichen Drehung begleitet. Wenn aber Musik und die Darsteller zugleich hüpfen, dann droht sich in dieser synästhetischen Tautologie der Verdi´sche musikalische Dynamismus zur Wirkungslosigkeit zu verdampfen. Bei einer so wilden, leidenschaftlichen Musik und Handlung bedürfte es eher eines ruhigen Resonanzbodens von dem das Drama widerklingen kann. In der besuchten Aufführung war eine krankheitsbedingte Störung dazu geeignet, die übertriebene Mimesis der Gefühle wohltuend zu brechen und der Hektik einen beruhigenden Brecher entgegenzustellen. Durch eine Erkältung war Anna Erxleben daran gehindert die Rolle der Amelia selbst zu singen. Sie markierte auf der Bühne nur die Rolle, während vom Proszenium Camila Ribero-Souza die Partie vom Pult sang. Die brasilianische Sängerin vom südthüringischen Theater Meiningen entrückte mit ihrer prachtvollen Stimme und der sicheren Artikulation das Geschehen wieder auf eine unangreifbare Kunstebene. Dass sie die Partie im Gegensatz zu ihren Partnern und allen übrigen auf der Bühne Handelnden auf Italienisch sang, war nur ein weiterer Gewinn für diesen einmaligen Abend.

Sebastian Hennig

Nächste Vorstellungen: 6. März im Theater Meißen, am 7. und 20. März wieder in Radebeul

Der erste Weltkrieg am Luisenstift

In vielen Publikationen wird an die europäischen Ereignisse vor 100 Jahren gedacht. In allen Bereichen hat diese „ Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, wie es manche Historiker bezeichnen, ihre Spuren hinterlassen, so selbstverständlich auch am Luisenstift.
„Der Gedanke an den Krieg erwacht mit uns am frühen Morgen, er begleitet uns am Tage auf Schritt und Tritt, und er liegt noch auf unserer Seele, wenn wir uns am Abend zur Ruhe begeben.“1 So schreibt Elisabeth von Prittwitz, die Oberin des Luisenstifts, im Oktober 1914.

Im Haus selbst war man bemüht, die langen großen Ferien, sie waren mit 7 Wochen länger als je zuvor, zu nützen, Klassenräume und den langen Gang mit hellen Farben zu schmücken und dann diese Katastrophe. Acht Schülerinnen hatten sich abgemeldet. Pastor Professor Amelung, seit 1887 Religionslehrer im Stift, bekam Anfang August seine Einberufung als Sanitätsunteroffizier im Feldlazarett in Dresden. Ein halbes Jahr später schickte man ihn als Feldprediger nach Givet, Gouvernement Namur. Es war sein Wunsch, im Krieg seelsorgerisch tätig sein zu dürfen.
Es war schon schwierig, die Konfirmationsfeier am 26. März 1915 gut vorzubereiten. Die Eltern waren wie immer eingeladen. Man bemerkte mit Freude, dass auch viele Väter gekommen waren. Pfarrer Wagner wollte die Feier eigentlich gestalten, als stünden wir im Frieden. Aber der Tenor änderte sich schnell: Kampf, Krieg, das Wort hat heute einen furchtbaren Klang, der nur gemildert wird, wenn wir innerlich rasch hinzufügen: Verteidigungskrieg für König und Vaterland, daher wie Recht so Pflicht.
Wo waren die Gedanken der 14-jährigen Mädchen? Hörten sie überhaupt noch zu? War man in Gedanken in Zeithain, wo das Mutterhaus, die Diakonissenanstalt Dresden, ein Lazarett eingerichtet hatte? Die Schülerinnen halfen, der Bedarf an Wollsachen, Strümpfen und Wäsche war groß. Auch Feldpostbriefe übergab man der Post in Kötzschenbroda.
Inzwischen gehörte es zum Pflichtprogramm, sich täglich eine Presseschau anzuhören. Die Oberin selbst informierte. Welche Nachrichten bekam man von zu Hause?
Im Januar 1915 wurde Herr Brand, Lehrer der Naturwissenschaften, eingezogen. Er übernahm die Bewachung eines russischen Gefangenlagers in Westpreußen. Auch der Mathematiklehrer, Herr Tischendorf, musste die Schule verlassen.
Unruhe machte sich im Luisenstift breit. Die Hausordnung wurde nicht wie sonst befolgt. Wie konnte man dem begegnen?
So musste das Direktorium nach eingehenden Beratungen den tieftraurigen Beschluss fassen, mehrere Eltern zu bitten, ihre Kinder aus dem Stift abzuholen.
Die anhaltende Kälte im Winter 1916/17 zwang in vielen Schulen, so auch im Luisenstift, zu besonderer Vorsorge. Die Kohlen wurden knapp. Man rückte zusammen, heizte nur wenige Zimmer. Das sollte sich im kommenden Winter wiederholen. Gerüchte, die sich immer mehr verdichteten, tauchten auf, es käme zu großen Reiseschwierigkeiten. So schickte man die Kinder aus Norddeutschland, Schlesien und Österreich bereits Mitte Dezember in die Weihnachtsferien.
Im Februar 1916 gab es großen Jubel unter den Mädchen. „ Heute noch, spätestens morgen, reisen die Kinder ab. Das kleine Haus wird geschlossen. Margarethe geht für die Zeit der Kohlenferien ins Mutterhaus.“, verkündete die Oberin.

Am 26. August 1915 vermeldete die Oberste Heeresleitung, die Festung Brest- Litowsk sei gefallen. Im Luisenstift nahm Pastor Wagner diese Nachricht zum Anlass, in einer Dankesrede der tapferen Soldaten zu gedenken. Und es gab schulfrei. Weitere Lehrer wurden in den Kriegsdienst eingezogen.
Einerseits sollte das Leben im Stift in gewohnter Weise weitergehen, aber die Kriegsereignisse waren nicht auszublenden. So trafen sich die Schülerinnen mittwochs am Abend zur Kriegsgebetsstunde in der Kapelle in Bethesda2. Neben den gewohnten Liedern stimmte man auch alte Vaterlandslieder an.
Sollte man sich nicht von den goldenen Stiftsringen trennen, die die ehemaligen Luisenkinder zum Abschluss ihrer Schulzeit bekamen und sie als Kriegsopfer spenden? Ersatz zu beschaffen, war nicht möglich. Also verwarf man diesen Gedanken. Vorerst, wie sich herausstellen sollte.
Später aber musste man die goldenen Ringe durch silberne ersetzen.
Das Stiftungsfest aus Anlass des 60. Jubiläums des Hauses fiel aus, des Krieges wegen.
Marianne Freiin von Welck, inzwischen neue Oberin im Stift, wandte sich zu Kriegsende an ihre Schülerinnen:
Ihr könnt Euch denken, daß in den schrecklichen Revolutionstagen unser liebes Stift wie ein Friedensasyl war, das von allen traurigen Geschehnissen wenigstens äußerlich völlig unberührt blieb. Aber durch die Zeitung erfuhr doch ein jeder mit blutendem Herzen von der Absetzung bzw. Abdankung seines geliebten Landesherren.
Daneben gab es andere Sorgen. Viele Mädchen erkrankten an Grippe. Sie führte zu Unterrichtsausfall, zumal besondere Quarantänebestimmungen einzuhalten waren. In Bethesda waren die Pocken ausgebrochen.

Der Fortbestand des Hauses stand nie Infrage, 37 Schülerinnen gingen ab, 73 traten ein.
Frank Thomas
Zeugnisse der Schulgeschichte des Luisenstiftes werden gern angenommen.

Von der Faszination der Märchen…!

Im Coswiger Museum Karrasburg ist die Ausstellung „Großmutter erzählt…“ zu erleben

Pinocchio begegnet dem Wolf

Pinocchio begegnet dem Wolf Foto: W. Zimmermann

Die Bremer Stadtmusikanten

Das Märchenutensil Spinnrad Foto: W. Zimmermann

Es ist das altbekannte und dennoch immer wieder neue Bild, das sich bei einem Rundgang durch die aktuelle Ausstellung im Coswiger Museum Karrasburg dem Besucher eröffnet. Dabei ist es völlig gleich zu welcher Altersgruppe dieser Besucher gehört. Denn die Verbindung zwischen den Generationen knüpfen all jene Märchen, die über die Jahrhunderte hinweg von Generation zu Generation immer wieder weitererzählt wurden. Ein wahrhaft dankbares Thema für eine entsprechende Ausstellung über die Weihnachtsfeiertage hinweg und ins neue Jahr 2015 hinein.
„Großmutter erzählt…“ – so der Titel der Ausstellung – wird zum Mittler zwischen den Generationen. Und weil die Welt der Märchen geradezu unerschöpflich scheint und es auch immer wieder neue erzählende Großmütter (und Großväter) geben wird; deshalb sind Märchen nicht nur ein dankbares, sondern auch ein geradezu unerschöpfliches Thema.
Die Ausstellung bietet darüber hinaus auch einen virtuellen Spaziergang in die Märchenwelt. Das heißt, der kleine ( und große) Besucher begegnet auch jeder Menge hinlänglich bekannter Figuren. Als da sind: der böse Wolf; die Bremer Stadtmusikanten Esel, Hund, Katze und Gockelhahn; der Froschkönig, der Pinocchio bzw. Burratino und viele andere mehr. Zuzüglich bestimmter Utensilien aus der Märchenwelt wie es bspw. das Spinnrad ist. Oder der tiefe Brunnen, die tickende Standuhr und der geheimnisvolle dunkle Wald. Und natürlich Großmutter oder Großvater oder auch beide zusammen.

Die Bremer Stadtmusikanten

Die Bremer Stadtmusikanten Foto: W. Zimmermann

Die Ausstellung ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden. Und sie be- und verzaubert nicht nur kleine Besucher, sondern zaubert sichtbar auch Glanz in die Augen der Erwachsenen.
Es fehlen nicht die Kunstmärchen Ludwig Bechsteins, nicht die ausgesprochen populären der Brüder Grimm und auch nicht die des Russen Alexej Tolstoi. Ja selbst dem Amerikaner Walt Disney und seinen zahlosen Figuren huldigt die Schau in der Karrasburg.
Zahlreiche Veranstaltungen bot und bietet das Begleitprogramm; so lasen im Weihnachtsmonat Dezember echte Großmütter und Großväter den Kindern Märchen vor. So führte die Keramikerin Ines Hoferick im Freien die Technik des RAKU-Brandes vor. Und so wurden russische Märchen im Orginal am Samowar gelesen.
„Zwerg Nase“ – ein Puppenspiel mit Volkmar Funke steht noch für den 12. Februar bevor. Und ein Konzert mit dem Dresdner Gitarristen Frank Fröhlich widmet sich am 19. Februar dem „Bücherwurm Fridolin“. Bis zum 22. Februar 2015 ist die Ausstellung noch zu besichtigen.

Der Brunnen des Frosckkönigs

Der Brunnen des Frosckkönigs Foto: W. Zimmermann

Wolfgang Zimmermann

125. Geburtstag von Gerhard Madaus – sein Wirken und bauliche Zeugnisse in Radebeul – eine Einladung

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G. Madaus, Mitte der 1930er Jahre

G. Madaus, Mitte der 1930er Jahre Foto: Radebeuler Stadtarchiv

Bei der Ideenfindung zu geeigneten Themen für das Vereins-Vortragsprogramm 2015 wurde das Jubiläum „125. Geburtstag – Gerhard Madaus (1890 -1942)“ vorgeschlagen.
Ja, da war doch einmal eine Firma Madaus in Radebeul, irgendetwas mit Pflanzenmedizin, konnten wir uns erinnern. In den 90er Jahren hatte jemand auch mal in der Zeitung gelesen, dass die Nachkommen der Familie Madaus Pläne mit dem zurückerworbenen ehemaligen Firmengelände hatten. Und natürlich, da sind doch unlängst Firmengebäude des ehemaligen AWD an der Gartenstraße – ich glaube, das gehörte ehemals zu Madaus – zu einer Wohnanlage umgebaut worden.
Gedankensplitter, noch ungeordnet im Kopf, aber wir ahnten Potential im Thema für einen Vortrag, der Radebeuler über den Verein hinaus interessieren könnte.
Der Verein für Denkmalpflege und neues Bauen stellt sich in seiner Satzung u.a. die Aufgabe, durch Öffentlichkeitsarbeit zur „Stärkung der lokalen Identität“ beizutragen und auf dieser Basis die bürgerschaftliche Diskussion zur „Erhaltung des besonderen Charakters von Radebeul“, gerade im Spannungsfeld von Denkmalpflege und neuem Bauen, zu fördern. Und im Thema Madaus scheint die Breite dieses Anliegens gut vereint. Ein Stück Geschichte von Personen einer zeitweise in Radebeul ansässigen Unternehmerfamilie, ein Stück Industriegeschichte und pharmazeutischer Innovation, die hier stattgefunden hat, könnte beleuchtet werden. Viele Radebeuler haben im AWD gearbeitet und fühlen sich dadurch eng mit Radebeul verbunden. Ein Teil der Produktion und Entwicklungen der Firma Madaus wurden im AWD und seinen Vorläuferfirmen nach dem 2. Weltkrieg weiterentwickelt, obwohl die Firma Madaus Radebeul verlassen hatte. Sicher haben viele in der letzten Zeit die baulichen Veränderungen der ehemaligen Madaus-Gebäude zur Wohnanlage im Vorbeigehen oder auf dem Bahnsteig stehend verfolgt?

Das Thema „Madaus“ wurde im Beirat des Vereins für das Programm 2015 für gut befunden und ich konnte weitere Schritte zur Vorbereitung angehen. Wer hat Kenntnis zu diesem Komplex? Erste Idee war – im Stadtlexikon steht doch etwas zu Madaus – und mit Frank Andert, den ich dazu anrief, traf ich auch gleich auf den Richtigen, der die historischen Details des Themas beleuchten kann. Wie ich las, wurde die Firma nicht in Radebeul gegründet und erst 1929 aus Platzgründen nach Radebeul verlegt. Man griff auf vorhandene Gebäude zurück und erweiterte diese für seine Belange. Auch gab es mehrere Standorte, an denen die Firma in Radebeul wirkte.

Radebeul-Ost, Gartenstraße 22

Radebeul-Ost, Gartenstraße 22 Foto: M. Mitzschke

Für den inhaltlichen Schwerpunkt der Naturheilmittel und diesbezüglicher homöopathischer und biochemischer Entwicklungen, eingebunden in den Geist der damaligen Zeit und bezogen auf die Verdienste der Firma Madaus, brauchte ich aber einen sehr speziellen Referenten. Das Glück war mir hold und ich fand mit Frau Dr. Marina Lienert sogar eine Radebeuler Wissenschaftlerin, die profunde Kennerin der Medizingeschichte ist. Im Gespräch mit ihr erfuhr ich viele für mich neue zeitgeschichtliche Facetten, in die das Wirken von Gerhard Madaus und der Firma Madaus in Radebeul eingebettet ist.
Und auch zum dritten Themenkomplex – Umbau des Firmengebäudes zur Wohnanlage – gelang es,  einen Referenten mit Kenntnissen aus erster Hand zu gewinnen. Über Vermittlung der Ventar Immobilein AG Böblingen, die das Projekt Gartenstraße 22 als Projektentwickler betreute, wurde ich mit Herrn Thomas Hanselmann, dem Gründer des Architekturbüros a³ Architekten Dresden, bekannt. Dieses Büro leistete Planung und Bauleitung für dieses Projekt. Sowohl das ehemalige Produktionsgebäude von 1910/12 als auch das Hauptverwaltungsgebäude von 1932/33 stehen unter Denkmalschutz. Er wird beleuchten, was an Bausubstanz vorgefunden wurde, welche Ansprüchen man in der Veränderung der Gebäude umsetzen wollte und wie sich Denkmalpflege und neues Bauen, hier mit moderner Wohnkultur, vereinen ließen.

Putte mit Kolben, Burhart Ebe, 1933

Putte mit Kolben, Burhart Ebe, 1933 Foto: M. Mitzschke

Vom Bahnsteig aus sehe ich jedenfalls beleuchtete Fenster, es herrscht wieder Leben in den Gebäuden.
Vielleicht ist es auch für die neuen Bewohner der Madaus-Gebäude interessant, wie viele Themen sich um ihr neues Zuhause ranken. Hier besteht das Angebot etwas zu hören, was Identität vermitteln kann. Und es ist auch gar nicht weit.

Der Verein für Denkmalpflege und neues Bauen lädt herzlich  ein zum Vortrag:
„125. Geburtstag von Gerhard Madaus – sein Wirken und bauliche Zeugnisse in Radebeul“
am Freitag den 27. Februar 2015, 19.30 Uhr im Vortragsraum der Stadtbibliothek Radebeul Ost im Kulturbahnhof.

Wir würden uns freuen, wenn wir mit unserer Prognose richtig lägen, dass viele dieses Thema interessieren könnte und wir Sie im Kulturbahnhof begrüßen dürften. Vielleicht gelingt es für die, die nicht kommen können, im Mai Heft einen Artikel mit dem Rückblick auf die Veranstaltung in V&R zu veröffentlichen.

Michael Mitzschke

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