Abschied von Tilo Kempe – Worte am Grab

Tilo, mein lieber Freund,

jetzt teilen sich die Reihen, Du schreitest hindurch, TShirt, schnell das flatternde Hemd noch zurechtgezogen – „Ach, es geht schon los, dann will ich nicht stören, macht ruhig weiter“. Und schon sitzt Du mitten unter uns.

Tilo Kempe und Jens Baumann beim Neujahrsempfang des Vereins 2013 Foto: F. Kratz

Tilo Kempe und Jens Baumann beim Neujahrsempfang des Vereins 2013
Foto: F. Kratz


Nach ein paar Sekunden schaust Du in die fragende Runde und meinst: „Also wenn niemand was sagt, dann fange ich eben an.“ Und kommst nach vorn, um uns beizustehen. … So ungefähr muss es 1986/1987 noch während des Studiums gewesen sein, als sich Architekturstudenten, unter ihnen Du, an der TU Dresden Gedanken darum machten, ob Altkötzschenbroda wirklich abgerissen werden sollte. Der Erhalt und die Instandsetzungen tragen Deine Handschrift mit. Und so war es beim Denkmalaktiv und später beim Verein. Und so war es auch bei der großen Flut. Eigentlich war es immer so: Du hast eine Idee skizziert und mit ihr aufgefordert zum unmittelbaren Handeln.

Und bestimmt hatte damals jemand gesagt: Das geht doch so nicht, Herr Kempe. Ein für Dich, Tilo, unerträglicher Satz, ein Satz, den Du nie akzeptieren wolltest. Dein Standpunkt war immer klar und fest: „Alle sagten: das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht, und hat‘s einfach gemacht.“

Tilo, das war nicht nur ein Spruch von Dir, sondern das warst Du. Du selbst. Machen, das unmöglich Scheinende möglich machen, viele Bauherren haben dies von Dir erhofft; und auch ganz oft bekommen. Dabei warst Du nie ohne Plan, aber Du warst eben auch nie nur Plan. Denken und Handeln gehörten für Dich untrennbar zusammen. Du wurdest nicht Deichgraf, weil einer vorn stehen musste, sondern der Respekt vor Deiner Rettungsleistung, z. B. der Verzinkerei, machte Dich dazu. Da war einer, der es eben konnte.

Und nur so konnte man auch Dein Freund werden: durch Mitmachen. Mitmachen war dann alles: auch beim Joggen musste ich mitmachen, dafür hast Du wundervolle Karpfen gezaubert. Wir hatten uns um die Zeit der friedlichen Revolution herum kennengelernt, Du hattest beim Büro Dr. Jäger gearbeitet, warst dann mit dem Flächennutzungsplan befasst. Und hast mich mit hinzugezogen. Die Freundschaft kam über eine gemeinsame Sache, ich kenne keinen, der das anders sagen würde. Die gemeinsame Sache war Dir immer wichtig – und deshalb konnte ich bei Dir auch immer Menschen unterschiedlicher Ansichten finden, wenn sie nur für eine gemeinsame Sache Streiter sein wollten. Hauptsache war Dir, so habe ich es gefühlt, zuallererst Radebeul und sein Baugeschehen – ob als Bauherr, Stadtrat oder als Architekt. Zuletzt lag Dein Augenmerk auf der Meißner Straße, die Du gern als funktionierend und entlastend für die Wohngebiete gesehen hättest.

Bei Dir konnte man Menschen treffen, denn Dich hat das offene Haus ausgemacht, welches Du führtest. Zu Dir konnte jeder jederzeit kommen. Auch wenn der Hausherr einmal nicht da war oder später kam. Aber wenn er da war, kam nie das Wort „keine Zeit“, es wurde sich hingesetzt, irgendetwas gab es zu trinken und dann wurde gequatscht bis in die Nacht, diskutiert. Eine wahnsinnig schöne intensive Zeit. Manchmal sind wir dann noch in die Oase nach Altenberg gefahren, dort lässt sich Kraft tanken, ein wundervoller familiärer Anker, wo sich auch mal alle Geschwister trafen, ich denke gern an den Geburtstag letztes Jahr.

Tilo, Architekt sein war Dein innerstes Selbst. Du konntest gestalten. Schon 1992 fungierte Dein Haus nach einem Aufruf in Vorschau und Rückblick als Treffpunkt derjenigen, die Radebeul als Wein- und Gartenstadt bewahren und zugleich erneuern wollten. Im Winzersaal begegneten sich Familie und Verein, ein Ort der freien Diskussion, in ihm entstanden Ideen, die heute Radebeul mit prägen. Ich erinnere mich immer wieder gern an den Februar 1993, als ich mehr zufällig vorbeikam und von Dir hörte. „Jens, bleib gleich mal hier, wir gründen gerade einen Verein, Du hast doch Ahnung von Zahlen, Du kannst den Schatzmeister machen.“ Und so war man plötzlich in Deiner Sache mittendrin, der Du auch immer wieder mit Impulse geben konntest wie den Bauherrenpreis. Eine super Idee, nicht das Schlechte vorzuführen sondern das Schöne als beispielgebend öffentlich zu würdigen. Auch Deine Häuser tragen ja dieses Gütesiegel. Chef sein wolltest Du übrigens selbst nicht, Stellvertreter reicht ja; ein Architekt braucht ja auch Freiräume: Die kann, wer will, sich erkämpfen, aber besser: nehmen. Frag nicht so viel, mache.

So war es auch nur konsequent, dass Du Dir Deinen Traum vom Fliegen erfüllt hast. Du bist Flieger geworden. Den wunderschönen und funktionstüchtigen Modellen in Altenberg, am 11. Juli hattest Du sie mir noch einmal vorgeführt, folgten Ultraleichtflugzeuge. Da konntest Du fotografieren, Problembereiche für die nächste Flut ausmachen und weitergeben; beim Fliegen kann man sich seiner Sorgen auch mal entheben. Tja Tilo, „hoch über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, würde, was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.“ Genauso hast Du gedacht und unterschieden, was ist wirklich wichtig und was hält nur auf und ärgert. Und am 21. August im Krankenhaus hattest Du mich auch noch gefragt: „Vielleicht will er mich ja doch noch gar nicht. Und Jens, wie wird das mit der Wiedergeburt?“ Wir waren uns dann mit einem Schmunzeln schnell einig, dass es ja nicht so schön sein kann, wenn alle im Himmel so rumlaufen, wie wir uns hier täglich auf der Erde sehen. Aber, hast du gesagt, „geistig bleibt doch was.“ Besonders eure doch noch so kleine Lilly lag Dir am Herzen, alle die Dich mögen, sollten ein Auge auf sie werfen, Edeltraut helfen wenn Hilfe gebraucht wird.

Und was bleibt, mein Freund?

Das Unwiderrufliche wird mir erst jetzt immer klarer, und wie die Zeit unaufhörlich geschäftig Tribut fordert. Freiheit, Zeit nehmen, ein offenes Haus leben, Freundschaften pflegen, das können wir uns von Dir merken. Mit Deiner Geradlinigkeit bist Du immer ein politischer Mensch gewesen, aber Du bist kein Politiker geworden. Unmittelbar sein, das hat Dich ausgezeichnet. Ich denke, das haben Deine Familie, Deine drei Geschwister, Deine beiden Ehefrauen und Deine drei Kinder, Deine Freunde und Wegbegleiter an Dir geschätzt, das hat Dich zum Freund werden lassen. Die anderen haben es an Dir gefürchtet.

Gibt es ein Wiedersehen, das hat Dich noch umgetrieben. Ja, Tilo, das gibt es. Das offene Haus habe ich auch so am 23. August in Deinen letzten Stunden vorgefunden, Freundschaften sind auch über Dich entstanden. Und wenn wir durch Radebeul gehen, wird allerorts etwas von Dir zum Wiedersehen einladen, ob in Altkötzschenbroda, auf der Weinberg- oder der Winzerstraße. Deine Gabe hast Du genutzt. Und nicht zuletzt wird auch Deine Stufe im Turm Dich im Hier behalten. Du bist nur schon vorausgestiegen, viel zu eilig.

Auf Wiedersehen, mein guter Freund,

Auf Wiedersehen, Tilo

Der 37. Radebeuler Grafikmarkt zieht um von Ost nach West

Künstler präsentieren ihre Werke am 8. November von 10 bis 18 Uhr erstmals in der Elbsporthalle

Nichts bleibt wie es ist. Veränderte Situationen erfordern neue Lösungen. Die bevorstehenden Umbaumaßnahmen im Radebeuler Rathaus und der gegenüberliegenden Schule stellten die Organisatoren vor die Entscheidung: Lassen wir den Grafikmarkt künftig ausfallen oder finden sich für diese traditionsreiche Veranstaltung an anderer Stelle in der Stadt Radebeul geeignete Räumlichkeiten? Zu bedenken galt es dabei aber noch Vieles mehr. Die bisherige Logistik war eng mit den Ressourcen der Stadtverwaltung verbunden wie die kostenlose Nutzung von Räumen, Mobiliar und Technik sowie die Unterstützung durch zahlreiche städtische Mitarbeiter. Wie also weiter?

Bärbel Kuntsche

Bärbel Kuntsche


Erste Diskussionen hierzu fanden mit den Künstlern bereits während des letzten Grafikmarktes statt und stimmten durchaus zuversichtlich, diese Herausforderung gemeinsam bewältigen zu können. Ja, man war sogar der Auffassung, dass nach all den Jahren eine Veränderung nicht schaden kann. Schließlich wurde die Elbsporthalle in Altkötzschenbroda als sehr geeignet befunden. Sie ist gut erreichbar mit S-Bahn, Straßenbahn und Bus. Parkplätze befinden sich auf der angrenzenden Festwiese unmittelbar vor Ort. Das Gebäude hat auch als Mehrzweckhalle eine lange Tradition. Ursprünglich als offene Schützenhalle zum Elbgausängerfest im Jahr 1908 erbaut, fanden später immer wieder Ausstellungen, Sängertreffen, Messen und Jugendkonzerte statt. Nach dem Einbau von Seitenwänden erfolgt bis heute die Hauptnutzung als Sporthalle. Ein besonderer Blickfang ist das Hallendach mit der diagonal ausgebildeten sichtbaren Holzlamellenkonstruktion.
Das ursprüngliche Gebäude diente als Schützen-, Sänger- und Ausstellungshalle Bild: Radebeuler Stadtarchiv

Das ursprüngliche Gebäude diente als Schützen-, Sänger- und Ausstellungshalle
Bild: Radebeuler Stadtarchiv


Was die Freunde des Radebeuler Grafikmarktes allerdings vordringlich interessiert: Was wird beibehalten? Was wird sich verändern?

Neu ist in diesem Jahr, dass der Grafikmarkt nicht an zwei, sondern nur an einem Tag stattfindet, dafür aber am Sonntag zwei Stunden länger geöffnet haben wird. Ob sich die Besucherzahlen der vergangenen Jahre trotzdem erreichen lassen, wird sich zeigen. Ungebrochen ist jedoch der Enthusiasmus, mit dem Künstler, Helfer aus Bürgerschaft und Stadtverwaltung, der Förderkreis der Stadtgalerie, der Radebeuler Kunstverein sowie der Kulturverein der Stadtbibliothek dem kleinen Organisationsteam auch weiterhin zuverlässig und tatkräftig zur Seite stehen wollen. Als neue Partner konnten die Händlergemeinschaft Radebeul-West und die Kultur- und Werbegilde Altkötzschenbroda gewonnen werden.

Nicht nur Sammler, sondern vor allem auch Familien gehören seit Generationen zum festen Besucherstamm. Gekauft wird, was gefällt. 100 Künstler präsentieren auf einer Ausstellungsfläche von 900 qm Druckgrafiken, Zeichnungen, Collagen, Aquarelle, Scherenschnitte, Fotografien, Künstlerbücher, Kunstpostkarten, Plakate, Kalender und Kataloge. Über 3.000 Exponate stehen zur Auswahl. Das Spektrum an Techniken, Handschriften und Motiven ist breit gefächert und reicht von der Miniatur bis zum Großformat. Die Preise sind sehr moderat und liegen in der Spanne von 1 bis 1.000 Euro.
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Neben bekannten Künstlern gilt es vor allem immer wieder auch junge und solche, die noch nicht im Rampenlicht stehen, zu entdecken. Die Künstler sind an diesem Tag präsent und verkaufen ihre Werke selbst. Sie freuen sich auf den Kontakt zum Publikum, aber auch auf den Kontakt zu den Fachkollegen. Zu jenen Künstlern, die bereits beim ersten Grafikmarkt mit ihren Arbeiten vertreten waren, gehört die Radebeuler Malerin und Grafikerin Lieselotte Finke-Poser. Obwohl sie mit 89 Jahren die älteste Grafikmarktteilnehmerin ist, will sie – sehr zur Freude ihrer großen Verehrerschar – auch in diesem Jahr mit anwesend sein. Der Radebeuler Grafikmarkt bietet am neuen Ort reichlich Gelegenheit zum Schauen, Verweilen, Fachsimpeln, Kaufen und Plaudern. Mit Informationsständen werden der Radebeuler NOTschriften-Verlag und die Buch-, Präge- und Rahmenwerkstatt Kruschel vertreten sein. In schöner Tradition wird es wieder ein Künstlercafé geben. Neu ist das ganztägige preiswerte Imbissangebot im Sportcasino. Und wichtig ist vor allem auch, dass erstmals der gesamte Präsentationsbereich barrierefrei zugängig ist. Der 37. Radebeuler Grafikmarkt startet am neuen Ort mit einer kleinen Einweihungszeremonie. Der Stadtverwaltung Radebeul, die dem Grafikmarkt über all die Jahre ein guter Gastgeber war, sei abschließend noch einmal ganz herzlich gedankt.

Karin Baum

Editorial

Im Monat der Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit bietet sich ein Blick in unser Oktoberheft von »Vorschau & Rückblick« aus dem Jahr 1990 geradezu an. Welche Inhalte hatte es? Was bewegte die Autoren jener Tage? Beim Durchblättern erstaunt es, dass es weit weniger politisch und empathisch in Erscheinung tritt, als zu erwarten wäre. Der Jahreszeit gebührend gibt ein ausführlicher Abriss über historische Radebeuler Winzerumzüge einen gelungenen Auftakt. Heute kaum vorstellbar, dass all die Wein- und Winzerfeste wieder erst geboren werden mussten. DesWeiteren sind u.a. Beiträge über die schwierige Findung eines geeigneten Ortes für das Radebeuler Stadtarchiv, eine Spazierempfehlung durch die Lößnitz im Umfeld des Zechsteins oder ein Porträt über den Maler und Grafiker Werner Wittig zu lesen. Ein dezidiert auf den Umbruch jener Tage zielender Beitrag wurde von Dr. D. Schubert verfasst,
der in der Folgezeit viele Jahre als Kulturamtsleiter maßgebliche Weichen für die kulturelle Stadtentwicklung stellen sollte. Unter dem Titel »Neue alte Straßennamen« wird die Dringlichkeit von Rück-, Um- und Neubenennungen von Radebeuler Straßen erörtert. So sehr einige die Wichtigkeit dieser
Pläne anzweifelten, so sehr wurde hingegen auf die zahlreichen Firmengründer verwiesen, die für ihren
Geschäftssitz eine zukunftsweisende Lösung erhofften. Auch gab es Bürger die monierten, bspw. noch in einer Straße der DSF wohnen zu müssen. Schließlich beschreibt eine Glosse, wie unschön das Gerangel um die Postenverteilung im Rathaus und in der Stadtverwaltung gewesen sein muss. Ein besonderer Vorwurf richtete sich gegen die bekannten und verborgenen Stasi-Leute, die sich im neuen System nun zügig einzurichten versuchten. Ironie der Geschichte, dass jener Verfasser später selbst als ein solcher enttarnt werden sollte.

Sascha Graedtke

Leserzuschrift an „Vorschau & Rückblick“

Die Hoflößnitz betreffend:

Offener Brief an den OB der Stadt Radebeul

Sehr geehrter Herr Wendsche,
Anknüpfend an den Leserbrief von Herrn Exner im letzten Monatsheft, möchte ich mich als Anhänger der „nicht organisierten Lobby“ für die Hoflößnitz vorstellen. Diese hat wahrscheinlich keine Mehrheit, weder im Stadtrat noch bei deren Wählern. Aber Mehrheiten – so hat uns die Geschichte längst gelehrt – haben eben leider nicht immer recht.
Und: Ja Herr Exner, früher war natürlich auch nicht alles perfekt und heute ist nicht alles schlecht, was aber seit einiger Zeit mit der Hoflößnitz vorgeht, erregt erhebliches
Missfallen bei der Bürgerschaft. Das zeigen die mittlerweile vielfältigen Meinungsäußerungen von Radebeulern und sogar eines Münchners schon allein in der V&R. Was dort inzwischen alles gesagt worden ist, muss hier nicht wiederholt werden. Das kann jeder selbst nachlesen.
Besonders aufschlussreich und vom Wissen Eingeweihter und Beteiligter getragen war der offene Brief von Frau Aust im Juli-Heft. Dafür auch meinen großen Dank.

Hier ein Versuch, die Sache im Kern zusammenzufassen: Was wird angestrebt?
Ein weiteres rentables, möglichst Gewinn abwerfendes Objekt ähnlich Wackerbarth? Dieses sehr ehrgeizige, immens teure Vorhaben kommt einer Vergewaltigung des Ensembles Hoflößnitz gleich, zumal die Voraussetzungen dafür in wesentlichen Punkten nicht erfüllt sind.
Wünschenswert wäre der Erhalt der einzigartigen Kombination aus Lage, Baudenkmal, Weinbaumuseum, Weinstube etc. Ein auch im übertragenen Sinn „leiser“ Betrieb.

In der Überzeugung, der Angelegenheit förderlich zu sein, soll heißen, unser Kleinod vor weiteren Irrungen und Wirrungen zu bewahren, nun einige Fragen an Sie Herr Oberbürgermeister. Ist nach allen Bedenken zum eingeschlagenen Weg einer umfassenden aufwendigen Umgestaltung der Hoflößnitz nicht eine Kurskorrektur notwendig? Oder skeptisch gefragt: Ist diese überhaupt noch möglich? (vgl. Leserbrief Dr. Kunze, V&R Juni) Evtl. ist es gerade 5 vor 12.
Warum hat die letztendlich gegenüber dem Bürger verantwortliche Stadtverwaltung meiner Kenntnis nach seit dem Interview der SZ v. 16.7.2014 mit Ihnen und Herrn Dr. Cramer nicht mehr in den Medien (d.i. auch V&R) Stellung genommen? Diskussionen in Versammlungen zu diesem Thema wurden in Berichten stets nur als kontrovers bezeichnet, nach dem Motto, wer nicht dafür ist, ist gegen uns.
Wann kann der Radebeuler Bürger damit rechnen, seine Gäste stolz wieder in ein, dem Hause angemessenes, Weinbaumuseum führen zu können, was ja schon vorhanden war?
Ich wüsste auch sofort, wen ich z.B. für ein Kompromisse suchendes kompetentes Gremium vorschlagen würde: natürlich Sie, Herr OB, den Bürgermeister für Bauen, den Leiter des Kulturamtes, Herrn Hahn als Geschäftsführer der Weingut Betriebsgesellschaft mbH und als Geschäftsführer der Stiftung Hoflößnitz, seine beiden Museumskollegen, den Architekten und zuletzt, aber eigentlich unverzichtbar den Vorstand der Stiftung Hoflößnitz mit den Herren Dr. Cramer, Prof. Dr. Magirius und Fellisch, Elisabeth Aust und Thomas Gerlach.

Seien Sie freundlich gegrüßt

Volkmar Bretschneider,
Radebeul verbunden seit 1963, Einwohner seit 1994

Die „Gemischte Bude“ vorgestellt

Ein Besuch bei „Wein und fein“

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Enrico Friedland, Lutz Gerhardt, Stefan Bönsch, Frédéric Fourré, Andreas Kretschko, Matthias Gräfe                                                                                        Foto: U. van Stipriaan

Lokaltermin im Ladenlokal auf der Hauptstraße in Radebeul Ost. Der Feinschmeckerladen besteht seit nunmehr 13 Jahren und ist aus der Radebeuler Gastrokultur kaum mehr wegzudenken. Mit dem prägnanten Motto: „Einfach genießen. Und gut!“ hat sich das Team von Matthias Gräfe mit Andreas Tietze, Nicolle Kirsten und Udo Leichsenring vor Ort und bis ins weite Dresdner Umland einen extraordinären Namen gemacht. Ein umfangreiches wie erlesenes Weinsortiment von deutschen Gewächsen wurde hier zusammengetragen und folgt in Variationen den fortschreitenden Jahrgängen. Selbstverständlich sind die sächsischen Weinerzeuger mit einer großen Palette vertreten. Demgegenüber stehen kulinarische Raffinessen von über 90 regionalen und überregionalen Erzeugern von Käse, Schinken, Wurst und anderen Köstlichkeiten, die mit ihren Produkten von ihrer Handwerkskunst zeugen.
Einmal mit Matthias Gräfe, dem Chef „von`s Ganze“, ins Gespräch gekommen, kann man sich der Begeisterung des passionierten Gastronoms und Geschichtenerzählers kaum entziehen. In all den Jahren wurden mit immer neuen Ideen und Kreationen die Zungen und Gaumen seiner Gäste überrascht und verwöhnt. Gräfe geht es aber nicht nur um die Verköstigung seines Publikums, er sucht vielmehr das Gespräch, die Gemeinsamkeit des Moments. Neben fachgerechten Erläuterungen will er gegenüber seinen Gästen die manchmal auch respekteinflößende Weinsprache entmystifizieren.
Aus den zahlreichen Kontakten mit sächsischen Weinerzeugern ist ganz ungeplant mit der „Gemischten Bude“ eine neue Gemeinschaft erwachsen. Es begann vor zwei Jahren mit einer Jungweinprobe des französischen Winzers Frédéric Fourré bei „Wein und fein“. In Vorbereitung der Veranstaltung lud Gräfe den Weinbauberater Andreas R. Kretschko und den Winzer Enrico Friedland (Kastler Friedland) ein, die ihrerseits auch eigene Weine zur Verkostung auf den Tisch stellen konnten. Ein kritisch-freundschaftlicher Austausch von Winzern mit unterschiedlichen Handschriften begann. 2014 stießen Quereinsteiger Lutz Gerhardt vom Weingut „Haus Steinbach“ sowie Weinküfermeister und Winzer Stefan Bönsch in die Runde. In dieser Formation mit Weinen und Köstlichkeiten von „Wein und fein“ präsentierten sich die so unterschiedlichen Gleichgesinnten u.a. in einer festtypischen Bude beim Weinfest in Altkötzschenbroda, woraus schließlich der griffige Slogan „Gemischte Bude“ entstand. Das Besondere ist, dass einige Winzer sprichwörtlich Kleinstlagen bewirtschaften, die für größere Weinbaubetriebe aber als weitgehend unwirtschaftlich gelten. Die vorteilhafte Lage der Weinbergstücke an steilen Hängen haben hingegen ein hervorragendes Potential, um hochwertigste Weine zu erzeugen. Freilich ist mit wenig Fläche und Ernte zum Teil derzeit nur ein Nebenerwerb möglich. Es steht bei aller Wirtschaftlichkeit aber vor allem der Spaß und die Freude im Gestalten und Genießen im Vordergrund. Für die Weinfreunde ist immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich sich Weine vom selben Berg zeigen können, wenn sie von zwei Winzern ausgebaut wurden. Im Frühjahr 2015 fand schließlich die erste gemeinsame Fassprobe der unfiltrierten Weine der fünf Winzer bei „Wein und fein“ statt. Ein Moment des Austauschs, der kritischen Anregung und auch des Glücks!
Seit geraumer Zeit bietet das Ladenlokal zudem Raum für Ausstellungen. Derzeit sind unter dem Titel „Gräfe trifft Graf“ Werke von Karen und Peter Graf zu sehen. In einer weiteren Räumlichkeit, direkt neben dem bestehenden Weinladen, soll bis Jahresende eine Suppenbar mit einem kleinen aber feinen Angebot eröffnen.
Matthias Gräfe liebt das Beständige, aber auch den steten Wandel. So sehr ihn sein Weg in den letzten Jahren nicht selten in fernere Gefilde zog, so reift bei ihm zunehmend der Gedanke, hier angekommen zu sein.

Sascha Graedtke
Die Winzer im Kurzporträt:

Kastler-Friedland:
Rebsorten: Müller-Thurgau, Bacchus, Silvaner, Weißburgunder, Kerner und Spätburgunder
Rebfläche: 1 ha Radebeuler Johannesberg, Radebeuler Steinrücken. Radebeuler Goldener Wagen

Haus Steinbach
Rebsorten: Weißburgunder, Grauburgunder, Kerner, Traminer und Spätburgunder
Rebfläche: 1,2 ha am Fuße des Radebeuler Goldenen Wagens

Stefan Bönsch
Rebsorten : Riesling, Spätburgunder, Grauburgunder, Müller Thurgau und Scheurebe ab 2016
Rebfläche : 0,1 ha Radebeuler Lößnitz und 0,3 ha Meißen

Frédéric Fourré
Rebsorten : Morio-Muskat 4%, Scheurebe 4%, Riesling 4%, Spätburgunder 4%, Gutedel 4%, Kerner 7%, Traminer 10%, Weißburgunder 14%, Müller-Thurgau 25%, Grauburgunder 24%
Rebfläche : 2 ha

Andreas Kretschko
Rebsorten : Müller-Thurgau, Bacchus, Weißburgunder, Grauburgunder, Traminer und Riesling
Rebfläche : 0,65 ha in Radebeuler Lößnitz und Proschwitzer Katzensprung

Milena Jesenská in Friedewald-Buchholz (Teil 2)

Es lässt sich nicht auf den Tag genau bestimmen, wann Milená Jesenská mit ihrem damaligen Partner Xaver Graf Schaffgotsch (1890–1979) in Friedewald eintraf, aber vermutlich war es im Januar oder Februar 1925. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits Fuß als Journalistin gefasst, die sich vor allem aktuellen Themen aus Politik, Kultur und Lebensart widmete und für tschechische Tageszeitungen wie die „Tribuna“ und die Wochenzeitung „Kmen“ schrieb. Darüber hinaus war sie auch als Übersetzerin von Prosa tätig geworden und hatte u.a. Werke von Alfred Döblin, Franz Werfel, Leo Tolstoj und Upton Sinclair ins Tschechische übertragen. Zwar war sie de facto noch mit Ernst Polak verheiratet, aber die Ehe war erodiert, sodass es ihren Freundeskreis nicht verwunderte, dass sie mit einem anderen Mann, Xaver Graf Schaffgotsch, um den Jahreswechsel 1924/25 von Wien kommend in Prag eintraf. Nach kurzem Aufenthalt reiste sie aber nach Friedewald-Buchholz weiter, um ihre Schulfreundin Alice Gerstel zu besuchen, die inzwischen mit dem aus dem Erzgebirge stammenden Otto Rühle verheiratet und als Autorin pädagogischer Schriften in Erscheinung getreten war.1 Das Haus der Rühles ist heute noch fast im Originalzustand erhalten und eines der ältesten Gebäude der Straße. Aus nicht ganz ersichtlichen Gründen – dazu wussten auch die schon lange dort wohnenden Nachbarn nichts zu sagen – fand wahrscheinlich in der Nachkriegszeit eine Umwidmung der Hausnummern statt. Wenn man nämlich heute nach der Gommlichstraße 15b sucht – diese Adresse findet sich unter dem Eintrag „Rühle, Otto, Schriftsteller“ auch im Einwohnerverzeichnis von Dippelsdorf-Buchholz aus dem Jahr 1925 – dann wird man nicht fündig. Das fragliche Grundstück ist heute die Nummer 4, unmittelbar an der Einmündung der Prof.-von-Fink-Straße. Der langjähriger Bewohner des ehemaligen Verlagshauses, ein mittlerweile betagter pensionierter Bäcker, wusste mir zu berichten, dass in den letzten Jahren ab und an Leute nach den Rühles und dem Verlag gefragt hätten, die Anwesenheit einer Freundin Franz Kafkas habe aber bei diesen Erkundigungen keine Rolle gespielt. Bereits 1932 übrigens gaben das Ehepaar Rühle Verlag und Wohnsitz in Buchholz auf und verließen, auch veranlasst durch das rauer werdende politische Klima eines erstarkenden Nationalsozialismus, die behagliche Idylle und wandten sich nach Prag. Was aber machte Milena Jesenská in den vielen Monaten ihres Aufenthaltes? Gesichert ist, dass sie ihre publizistische Tätigkeit fortsetzte, wovon u.a. ein Brief zeugt, den sie wahrscheinlich im August 1925 an den Redakteur des „Národní listy“ schrieb. Darin kündigt sie an, einen Beitrag für das Feuilleton über den Autor Leonhard Frank fertig zu stellen, der auch von ihrer durch den Umgang mit den politisch aktiven Rühles geschärften Weltanschauung Kenntnis gibt: „Ich kann nicht beurteilen, ob der Teil über den Sozialismus in unsere Zeitung hineinpaßt, und ich möchte einerseits meine Situation nicht verschlechtern, andererseits aber auch nicht gerne etwas von dem zurücknehmen, was ich geschrieben habe; es beginnt für mich die wichtigste Sache in der Welt zu werden.“2 Schließlich ist sie auch noch mit einer Übersetzung des Romandebüts von L. Frank („Die Räuberbande“, 1914) beschäftigt, was den Feuilletonartikel erklärt, der auch tatsächlich am 29.8.1925 erschienen war. Des Weiteren gilt als bestätigt, dass sie zusammen mit der eingangs erwähnten Jirka Malá an einer tschechischen Ausgabe des englischen Kinderbuches „Peter Pan“ von James Matthew Barrie arbeitete, weil dieses zu Weihnachten 1925 erscheinen sollte. Der Besuch Jirkás war denn auch ein Arbeitsbesuch, gemeinsam wollten sie letzte Hand an die Ausgabe legen. Darüber hinaus weiß man aus den Veröffentlichungen von Alice Rühle-Gerstel, dass Milena durch ihre kultivierte Freundin mit den Schönheiten des barocken Dresdens und seiner Umgebung bekannt gemacht wurde und sie auch gemeinsam Hausmusik betrieben. Milenas Begleiter, Franz Xaver Graf Schaffgotsch, war für sie während des Aufenthaltes in Friedewald allem Anschein nach ein angenehmer (Gesprächs-) Partner, mit dem sie sich über Politik und Kultur austauschen konnte. Der zum linken Intellektuellen gewandelte vormalige Aristokrat („Der rote Graf“)3 versuchte sich selbst als Schriftsteller und übersetzte in dieser Zeit bereits russische Märchen, die 1927 im Leipziger Inselverlag erschienen. Als beide im Herbst 1925 nach Prag zurückkehrten, trennte sich Milena alsbald von ihm, weil sie ihn dafür verachtete, dass er so unselbständig war uns sich von ihr abhängig machte.

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Verlagshaus Rühle in Friedewald                                  Foto: B. Kazmirowski

Milena Jesenskás weiteres, leider viel zu kurzes Leben, sei hier kurz skizziert. Nach Heirat 1926 und Geburt der Tochter Jana 1928 hatte sie über viele Jahre mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, denen sie mit Morphiumkonsum zu begegnen suchte. Ihre journalistische Tätigkeit litt kaum darunter, aber sie wurde zunehmend politischer und in den 1930er Jahren auch Mitglied der Kommunistischen Partei, für deren Presse („Rudé Právo“) sie zu schreiben begann. Nach dem Einmarsch der Hitler-Truppen in Prag im März 1939 ging sie in den Widerstand und wurde im November 1939 verhaftet. Über die Zwischenstation Dresden, wo sie einige Zeit im Untersuchungsgefängnis saß, gelangte sie Anfang 1940 schließlich ins KZ Ravensbrück, wo sie am 17. Mai 1944 vermutlich an einer Nierenentzündung starb. So uneins sich die Forschung darüber ist, ob Milena Jesenská wirklich mehr war als eine attraktive, den Zeitläufen geschickt folgende Intellektuelle, die zufällig zur Freundin eines der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wurde, so einstimmig fällt das Urteil aller derjenigen aus, die mit Milena befreundet waren: Milena Jesenská hatte eine faszinierende Ausstrahlung, der man sich nur schwer entziehen konnte, und in ihrem bewegten Leben verdichten sich die großen Hoffnungen und Katastrophen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Bertram Kazmirowski

Literatur:
Altner, Manfred: Anwälte des Werdenden. In: Sächsische Lebensbilder. Literarische Streifzüge durch die Lößnitz, die Lausitz, Leipzig und Dresden. Edition Reintzsch, Radebeul 2001.
Buber-Neumann, Margarete: Kafkas Freundin Milena. Gotthold Müller Verlag, München 1963.
Jesenská, Milena: „Alles ist Leben.“ Feuilletons und Reportagen 1919-1939. Hrsg. von Dorothea Rein. Verlag Neue Kritik, Frankfurt 1984.
Kafka, Franz: Briefe an Milena. Erweiterte Neuausgabe. Fischer Verlag, Frankfurt 1999
Wagnerová, Alena: „Alle meine Artikel sind Liebesbriefe.“ Milena Jesenská. Bollmann Verlag, Mannheim 1994.
Wagnerová, Alena (Hrsg.): „Ich hätte zu antworten tage- und nächtelang“. Die Briefe von Milena. Bollmann Verlag, Mannheim 1996.

700 Jahre Ersterwähnung von Serkowitz

Eine Ausstellung der AG Stadtmuseum

Ein knappes Jahr lang, konkret vom 19. Juli 1838 bis 7. April 1839, als die Gesamtstrecke von Leipzig nach Dresden eröffnet wurde, war Serkowitz der einzige Ort, der von Dresden aus mit der Eisenbahn erreicht werden konnte. Nicht wenige Dresdner gönnten sich damals den Spaß, mit der Dampfbahn „aufs Land“ zu fahren, im Gasthof Goldene Weintraube ein Bier zu trinken und mit dem nächsten Zug wieder heimzureisen.
Dies und mehr zeigt eine Ausstellung der AG Stadtmuseum gegenwärtig im ehemaligen Kuhstall des Gutes Altserkowitz 1.
Anlass ist die urkundliche Ersterwähnung des Ortes im Jahre 1315. Die beiden textgleichen Fassungen der entsprechenden Urkunde sind als Fotokopie zu sehen. Dazu wurde eine Übersetzung in heutiges Deutsch angefertigt. Weitere Tafeln beschäftigen sich mit Fähre, Furth und Schiffsmühle, mit der Talmühle und den Gasthöfen, der alten Poststraße von Meißen nach Dresden und mit der Rolle, die neben dem Kurfürsten zwei Marktfrauen spielten oder eben nicht spielten. Die Anfänge der Industrie werden ebenso gestreift, wie die durch das Bevölkerungswachstum benötigten großen Schulen. Das Bauerndorf wird am Beispiel des gastgebenden Hofes vorgestellt, womit zugleich der Gastgeberin, Frau Hertha Wenzel, ein herzlicher Dank gesagt wird.
Die der Serkowitzer Flur zuzuordnenden archäologischen Fundstellen und Funde belegen, dass die deutschen Siedler des 12. Jahrhunderts zwar am Anfang einer Entwicklung standen, die heute aber noch nicht abgeschlossen ist. Sie waren aber längst nicht die Ersten, die das Leben hier am alten Elbübergang lebenswert fanden.

In einem zweiten Teil zeigen Thilo Hänsel, der für das Gesamtkonzept der Ausstellung den Hut auf hatte, und Klaus Schumann an Hand von Zeichnungen und Grafiken, was sie heute noch für sehens- und damit lebenswert halten. Beide sind oft und gern mit Block, Stift und einander unterwegs, um so intensiv zu zeichnen, wie sie als Studenten vor mehr als 50 Jahren miteinander musizierten.

Thomas Gerlach
Die Ausstellung ist bis 13. September jeweils Mittwoch und Sonntag von 14 – 18 Uhr zu besichtigen.

„Tag des Offenen Denkmals 2015“ am 13. September

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Der verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul e. v. lädt ein zum

„Tag des Offenen Denkmals 2015“ am 13. September
Der Tag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Handwerk, Technik, Industrie“. Damit beteiligt sich der deutsche Tag des Offenen Denkmals an der europaweiten Kampagne „European Industrial and Technical Heritage Year 2015“.
Im Radebeuler Programm widmen wir uns in diesem Jahr insbesondere dem Handwerk. Das Handwerk war die Voraussetzung für die Errichtung unserer Denkmale, erhält diese bis heute – zum Teil mit den traditionellen Techniken. Dabei drängt sich bei einer gelungen Sanierung das einzelne Handwerk nicht in den Vordergrund – sondern fügt sich in das Zusammenspiel der einzelnen Gewerke ein. Deshalb wollten wir das einzelne Handwerk beim diesjährigen Tages des offenen Denkmals ins Rampenlicht rücken und weniger das Denkmal als Ganzes.
Die Suche nach geeigneten Handwerksbetrieben in Radebeul war nicht sehr schwierig und die Begeisterung und Offenheit für das Vorhaben bei allen Ansprechpartnern groß. Die Handwerker werden an diesem Tag durch Ihre Werkstätten führen, an Hand von Schaustücken Techniken erläutern und historische Verfahren praktisch demonstrieren.
Zwei Baustellen laden ein den Zwischenstand einer Denkmalsanierung zu besichtigen und mit Handwerkern, Planern oder Eigentümern Erfahrungen auszutauschen. Außerdem freuen wir uns, Ihnen aus dem Bereich der Industriedenkmale eine Führung durch das ehemalige JW-Hoffmann Elektroamaturenwerk anbieten zu können.
Katja Leiteritz

Wir laden Sie herzlich zu folgenden Veranstaltungsorten am „Tag des Offenen Denkmals“ ein:

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„Baustelle – Schaustelle“ Hoflößnitz
Der Verein Kulturlandschaft Hoflößnitz e.V. und die Stiftung Hoflößnitz laden Sie zum Tag des offenen Denkmals 2015 recht herzlich in die Hoflößnitz ein.
Am Sonntag, den 13. September können Sie sich im Rahmen zweier Baustellenführungen, die um 14 Uhr und um 15 Uhr starten, einen Eindruck vom aktuellen Baugeschehen in der Hoflößnitz verschaffen. Gegenwärtig wird das denkmalgeschützte Pressenhaus, das jahrhundertelang das eigentliche Zentrum der historischen Weingutsanlage bildete, umfassend saniert. Architekt Carsten Schmidt vom Büro Seidel+Architekten Pirna wird Ihnen vor Ort die Umbaupläne erläutern, über den Baufortschritt und über die künftige Nutzung des Gebäudes informieren. In den Kellern des Pressenhauses, die letztmalig unverbaut zu besichtigen sind, gibt Ihnen Museumsleiter Frank Andert einen Überblick über die Geschichte des Hauses. Der Eintritt ist frei.
Abgerundet wird die Veranstaltung durch eine Dreier-Weinprobe mit Hoflößnitzweinen auf der Kastanienterrasse.

Vielleicht wird alles gut…

„Radebeul – Stadt der Zukunft“ – das Sommerprojekt der Stadtgalerie

„Neue Städte zeichnen sich… durch klare übersichtliche Gliederungen aus. Sie sind in der Regel deutlich unterteilt in den industriellen Bezirk und die Wohnstadt mit kulturellem Zentrum, großzügige städtische Wohnviertel (mit verkehrsschonenden Innenstraßen und zentralen Versorgungseinrichtungen) sowie vielgestaltige, stark aufgelockerte Außenbezirke.“ So stellte man sich in den 1960er Jahren eine Stadt der Zukunft vor. Konnte man den maximal siebengeschossigen Gebäuden noch etwas Freundliches abgewinnen, so war die Reißbrettstadt alles andere als bewohnerfreundlich. Da finden sich Schulen neben der Feuerwehr, der Flugplatz in unmittelbarer Nähe zum Wohngebiet und dem Freibad. Von der geschlossenen Bebauung hatte man sich verabschiedet – Brasilia ließ grüßen. Man setzte auf „schnellen, fließenden und sicheren Verkehr“, vermochte aber künftige Verkehrsaufkommen nicht annähernd zu erahnen. Weiträumigkeit bestimmte das künftige Städtebild. Der neue Stadtbürger musste gut zu Fuß sein.
Stadtvisionäre von heute haben einen modernen Turm von Babylon vor Augen, einen gigantischen Gebäudekomplex, der alle Funktionen einer Stadt in sich trägt. Ein Turm – eine Stadt. Die 30.000 oder 100.000 Bewohner werden das Bauwerk nicht mehr verlassen müssen. Unter ihnen die renaturalisierte Wildnis.
Hat Radebeul als Garten- und Villenstadt da noch eine Chance? Radebeul der Zukunft – ein Flächendenkmal, eine Museumsstadt? Können wir so extensiv weiterleben? Schon heute haben die Menschen in Europa ihre Jahresressourcen bereits nach sieben Monaten aufgebraucht. Wie also weiter? Diese Fragen nach einer sinnvollen Zukunft für die wachsende Bevölkerung der Erde wirft das Thema „Radebeul – Stadt der Zukunft“ auf, welches die Stadtgalerie Radebeul für das diesjährige Sommerprojekt erarbeitet hat. Natürlich ist klar, die Kunst wird die Zukunft nicht richten, sie wird auch keine Antworten auf die vielen brennenden Fragen der Ressourcenknappheit, der Mittelverschwendung und Bevölkerungsexplosion geben. Aber sie kann Bilder, im eigentlichen wie übertragenen Sinne, erschaffen, in denen sie ausmalt wie die Welt aussieht, wenn beispielsweise das Wasser nur noch für 20 statt 30 Tage des Monats ausreicht, wenn die Luft nicht mehr zum Atmen taugt. Aber vielleicht ist dann auch der 3-D-Drucker soweit gereift, dass er all unsere Probleme löst. Wer weiß… vielleicht wird alles gut?
Seit Jahren trägt die Stadtgalerie mit ihren Sommerprojekten dazu bei, mit künstlerischen Mitteln gesellschaftlichen Fragestellungen nachzugehen, sich mit diesen auseinanderzusetzen und den Besuchern der stark beachteten Ausstellungen sinnliches, ästhetisches wie auch nachdenkliches Vergnügen zu bereiten. Ca. 50 bis 70 Künstler, nicht nur aus Radebeul, lassen sich alljährlich darauf ein, zu einem vorgegebenen Thema zu arbeiten. Somit bietet diese Ausstellung auch immer wieder einen Einblick in das aktuelle Schaffen der ausstellenden Maler, Grafiker, Bildhauer, Konzeptkünstler, Fotografen… Erinnert sei an dieser Stelle auch an eine Künstlergruppe, die sich vor nicht ganz 100 Jahren anschickte, von Weimar und Dessau aus „eine neue Welt zu erfinden“.
Die diesjährige Ausstellung ist vom 13. September bis 25. Oktober 2015 in den Räumen der Stadtgalerie in Altkötzschenbroda zu sehen. Die Eröffnung findet am 11. September mit einem kleinen Künstlerfest statt und will mit einem abwechslungsreichen Programm überraschen.

KUB

Editorial 9-15

Der Monatswechsel vom August zum September markiert das allmähliche Verglühen des hochsommerlichen Hitzeflirrens und schenkt uns eine Vorahnung auf die Ernten des kühleren Herbstes. Eine gerade für unsere Region Heimatgefühl stiftende Gabe sind die Reben an den Hängen und auf den Terrassen, die in diesen Tagen gerade zu voller Reife gelangen und deren pralle Früchte Vorfreude auf die heimischen Köstlichkeiten wecken, die ab nächstem Frühjahr durch unsere Kehlen rinnen werden. Guter Brauch ist es, dass die linkselbischen Weinbauern zwischen Cossebaude und Niederlommatzsch und die rechtselbischen zwischen Radebeul und Diesbar-Seußlitz ihre Produkte den geneigten Genießern präsentieren und mit diesen über die Arbeit am Wein und die Geheimnisse des guten Geschmacks fachsimpeln möchten. Dazu laden insgesamt 40 Weingüter, Weinbaubetriebe und Straußwirtschaften zu den Tagen des offenen Weingutes am letzten Augustwochenende, jeweils von 10 bis 18 Uhr, ein.
Nutzen Sie, liebe Leserinnen und Leser, diese Möglichkeit doch dazu, auch einmal die von Ihnen etwas entfernter liegenden Weinberge und Wirtschaften aufzusuchen! Viele Örtlichkeiten werden durch einen Pendelbusverkehr (Schloss Wackerbarth – Cossebaude – Schloss Wackerbarth bzw. Diesbar – Seußlitz – Meißen – Radebeul) auf beiden Seiten miteinander verbunden, und das Kombiticket von 5€ berechtigt nicht nur zur Nutzung der Busse, sondern beinhaltet auch noch einen kleinen Schoppen Wein(0,1l)! Details zu den Veranstaltungen auf den Weingütern gibt es unter www.weinbauverband-sachsen.de; zu den Bus-, Zug- und Fährverbindungen unter www.vg-meissen.de. Na dann: Ein Hoch auf uns und unseren Wein!

Bertram Kazmirowski

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