Der Elbestrom und seine Geschichte

Im Coswiger Museum Karrasburg ist eine sehr informative Ausstellung zu sehen

Es waren doch recht bedeutende Künstler, die über die Zeiten hinweg den Elbestrom in der Malerei verewigten. Johann Alexander Thiele hat den Fluss bspw. 1720 gemalt. Er gab seinem Bild den Titel „Die Elbe bei Sörnewitz in Reif und Nebel“. Viele Jahrzehnte später – im Jahre 1953 – malte Walter Meinig den Fluss an einer seiner romantischsten Stellen; nämlich an dem hochaufragenden Boselfelsen vorbeifließend. Und Herbert Aschmann suchte sich 1960 als Motiv für sein Bild die „Fähre Scharfenberg Brockwitz“ aus. Hin und wieder gab es auch harte Winter in denen die Elbe schon mal zugefroren war. Wie im Jahre 1929, da konnte man den Fluss zwischen Gauernitz und Kötitz zu Fuß überqueren. Was durchaus seinen Reiz hatte.

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»Fährstelle Kötitz« (Franz Thiele/1858)                    Repro: W. Zimmermann

„Kilometer 73 – Die Elbe in Coswig“ ist die aktuelle Ausstellung im Coswiger Museum Karrasburg überschrieben, die am 4. April 2015 eröffnet wurde.
Wie immer im Ausstellungsgeschehen des Coswiger Museums bedient auch diese Ausstellung ausgesprochen übersichtlich ihr Thema. Aufgeteilt in viele Bereiche führt sie an jenem Stück Fluss entlang, an dem sich Coswig mit seinen Ortsteilen Brockwitz und Sörnewitz ausbreiten. Schon immer dominierte der Fluss das Leben und die Arbeit der Menschen, die entlang des Stroms siedelten.

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Die zugefrorene Elbe zwischen Kötitz und Gauernitz (1929)         Repro: W. Zimmermann

In einer „Uferordnung“ aus dem Jahre 1896 kann man bspw. (rot unterstrichen) nachlesen, dass „…die Aus- und Einladung ohne Unterbrechung stattzufinden hat“. Fähren gab es hier schon seit dem 11. Jahrhundert. Und ebenso lange verkehren auch schon Schiffe auf dem Fluss.

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Baden in der Elbe Repro W. Zimmermann

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Tier und Vogelwelt an der Elbe Repro W. Zimmermann

Ein anderes Kapitel widmet sich dem Fischfang in der Elbe. Und alle hier vorkommenden Fischarten – vom winzigen Ukelei bis hin zum Zander und der Barbe (letztere bringt es immerhin auf eine Länge von 50 bis 75 cm) – sind aufgelistet. Letztendlich informiert auch ein Teil über die Elbe als Naherholungsgebiet; nebst einer Badeordnung aus dem Jahre 1818.

 

 

 

Wolfgang Zimmermann
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Noch bis zum 19. Juli 2015 ist die sehenswerte Ausstellung zu besichtigen.

Die Liebe und die Jugend

Den zukünftigen Hochzeitsgarten des Radebeuler Rathausareals prägt seit kurzem ein passendes Skulpturenpaar

Beide lächeln sie und ihre Hände greifen hinein ins sprudelnde Wasser. Es ist ein jungverliebtes Paar, dass sich wohl gerade anschickt, baldigst die Eheringe tauschen zu wollen.

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Skulpturenpaar im Hochzeitsgarten Foto: W. Zimmermann

Nichts Besseres könnte den künftigen Radebeuler Hochzeitsgarten auf dem Rathausareal besser charakterisieren als eben jene zwei jungen Menschen, die voller Glückseligkeit sich das sprudelnde Wasser über die Hände laufen lässt. Und die sich gerade eben wohl auch entschieden haben, das künftige Leben miteinander teilen zu wollen. Als Mann und Frau sozusagen. Der Ort, an dem dies dann besiegelt werden wird, ist das einstige Postgebäude, dass nunmehr zur Radebeuler Stadtverwaltung gehört und in seinem Inneren u.a. das Standesamt beherbergt.
Die im polnischen Lodž gebürtige und seit langem schon in Dresden wohnhafte polnische Bildhauerin Malgorzata Chodakowska hat das Liebespaar erschaffen, dass nun für immer – auch als Maskottchen für alle jungeverliebten Pärchen – diesen Ort prägen wird. Mit Sicherheit wird es sehr bald schon zum begehrten Fotomotiv mutieren.
An der Einweihung dieser Skulptur am Nachmittag des 28. Mai 2015 nahmen nicht

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Malgorzata Chodakowska bei der Einweihung Foto W. Zimmermann

nur Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) und seine Mitarbeiter der Stadtverwaltung teil, auch zahlreiche Stadträte waren dazu erschienen.Mit der Vollendung bzw. Einweihung des künftigen Hochzeitsgartens nähert sich die Neugestaltung des Rathausareals seinem Ende. Ein Ort, der früher durch Zäune gesichert war, ist nun für jeden Bürger der Stadt frei zugänglich.

Wolfgang Zimmermann

Mehr als drei Wünsche für Radebeul-West

…und viele, viele Fragen

Radebeul-West im Aufbruch? Das klingt ja toll! Doch wer bricht auf, warum und wohin? Kein Plan, nirgends? Das Bahnhofsgebäude eine Black Box. Der neue Eigentümer vorerst inkognito. Die leer stehenden Geschäfte (Aktueller Stand: 9 im Bereich von 500 Metern) vermehren sich inflationär. Höchste Zeit, dass sich etwas verändert. Also, ran an die Basis! Denn, grau ist alle Theorie und bunt ist das Leben.

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Foto: Karin (Gerhardt) Baum

 Mit einem neuen Konzept startete das traditionelle Frühlingsspektakel am 11. April unter dem Motto „Radebeul-West macht mobil“. Die Händler formierten sich zur kooperativen Gemeinschaft, erstmals in Zusammenarbeit mit dem Bürgeraktiv von Radebeul-West, der Oberschule Kötzschenbroda, dem Radebeuler Kulturamt und der Stadtgalerie. Zarte Bande wurden auch zur Kultur- und Werbegilde Altkötzschenbroda geknüpft. Kleinster gemeinsamer Nenner: Das Frühlingsspektakel fand am gleichen Wochenende wie die Langen Kultur- und Kneipennächte statt, und man bewarb und besuchte sich gegenseitig.

Was war nun so hervorhebenswert, neu oder anders in diesem Jahr? Wimpelketten in Frühlingsfarben flatterten fröhlich an Straßengeländern, Hausfassaden und zwischen Bäumen. Tische und Stühle vor den Geschäften verbreiteten südländisches Flair. Voller Spannung und mit vielen Sonderaktionen erwarteten die Händler ihre Kundschaft. Den unüberhörbaren Auftakt bildete Punkt 10 Uhr auf dem kleinen Platz vorm Bettenhaus Hennl der „Spielmannszug Weinböhla“. Eine Stunde lang zogen die 23 Musiker übers ganze Terrain und gaben 15 Mini-Platzkonzerte. Als Rettungsengel war der Performer Tim Schreiber 6 Stunden im pantomimischen Einsatz und bezog sowohl Händler als auch Kunden in das improvisierte Spiel ein. Auf großes Interesse stießen auch die zwei Stadtteilführungen mit Hans-Georg Staudte, so dass es wohl eine Fortsetzung geben wird. Geschäftsbetreiber stellten sich und ihre Einrichtung vor. Alteingesessene Händler präsentierten kleine Ausstellungen zur Firmengeschichte. Das „Schau ins Schau-Fenster-Gewinnspiel“ wurde so gut angenommen, dass es für die vielen Preisträger schließlich 32 (!) „West-Pakete“ zu packen galt. Die ursprünglich geplante Aktion, ein leer stehendes Geschäft mit Schülerkunst temporär zu beleben, scheiterte im letzten Moment am Vermieter. Die Kunstwerke fanden schließlich „Asyl“ beim Raumausstatter Rau und ergänzten sich sehr ästhetisch mit den Warenauslagen. Auch die farbintensiven Bilder des Radebeuler Künstlers Klaus Liebscher machten sich gut im Geschäft von Farben Oehme. Der Verein „Bündnis Buntes Radebeul“ stellte sein Kochbuch einschließlich schmackhafter Kostproben vor, der Volksschauspieler Herbert Graedtke lud zum Mitmachtheater ein und der SZ-Treffpunkt entschloss sich nahezu in letzter Minute ebenfalls aktiv dabei zu sein.

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Foto: Karin (Gerhardt) Baum

Das Fazit der Händler: Der Gemeinschaftssinn wurde gestärkt, die Veranstaltung machte den Mitwirkenden viel Spaß und die Stimmung war durchweg positiv. Wichtiger als der Umsatz war an diesem Tag die Werbung für den Standort Radebeul-West. Und so soll das Frühlingsspektakel mit dem neuen Konzeptansatz keine Eintagsfliege bleiben. Geplant ist vom 1. bis 3. Advent ein „Weihnachtsspektakel“ wiederum mit einem „Schau ins Schau-Fenster-Gewinnspiel“, vorweihnachtlichen Händler-Sonderaktionen und abwechslungsreicher Alternativkultur an ungewöhnlichen Orten. Bis dahin will man einen humorvollen kleinen Stadtteilführer erarbeiten, um vor allem auch die Radebeuler Neubürger auf vorhandene Potentiale aufmerksam zu machen.

Von der im Rahmen des Frühlingsspektakels gestarteten Wunschbriefkastenaktion versprechen sich nicht nur die Händler anregende Impulse. Die Kästen, welche Schüler der Oberschule Kötzschenbroda sehr originell gestaltet hatten, wurden in verschiedenen Geschäften von Radebeul-West für 7 Wochen stationiert.
Das verblüffende Ergebnis: 25 Kästen waren gut bis sehr gut gefüllt, 14 Kästen blieben leer und ein Kasten wurde sogar weggeworfen. 172 Wunschzettel hatten sich angesammelt, darunter einige von vorn bis hinten eng beschrieben. Die Auswertung erfordert allerdings Zeit. Vorschau und Rückblick wird darüber berichten.

Vorab seien hier schon immer einige der zahlreichen Wünsche bzw. Hinweise genannt: Ordnung, Sauberkeit, Sicherheit, Behinderten-, Senioren- und Familienfreundlichkeit, öffentliche Toiletten, Stellplätze für Fahrräder sowie PKWs mit Parkleitsystem und gestaffelter Parkdauer, Sitzmöglichkeiten mit Lehne und im Schatten, gepflegte Grünbereiche, Barrierefreiheit, Gastronomie mit Außensitzplätzen vom gemütlichen Café bis zum Schnellimbiss für Ernährungsbewusste, Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder, eine kleine Bar für Jugendliche, öffentliche Gemeinschaftsräume, eine zentral gelegene Bibliothek mit Lesecafé, ein Programmkino, die Wiederbelebung verfallender Gebäude und Brachflächen, eine durchgängige Geschwindigkeitsbegrenzung 30 km/h auf der Moritzburger Straße und der Bahnhofstraße vom Mohrenhaus bis nach Altkötzschenbroda, die Umleitung des Schwerlastverkehrs, ein zentraler Infopunkt (Kultureinrichtungen, Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen, Rad-, Spazier- und Wanderwege), ein Frischemarkt am Samstag auf dem Bahnhofsvorplatz, die Ergänzung des Warensortimentes mit Fisch, Spielwaren, Fahrkarten, Sportartikeln, Feinkost, Bekleidung, Tierzubehör, Lebensmitteln, Geschenkartikeln, preiswerten Schuhen…
Einheitliche bzw. verlängerte Öffnungszeiten waren ebenfalls Thema der Wunschzettelaktion. Allerdings haben sich gelegentliche Tests, einzelne Geschäfte bis 19 Uhr offen zu lassen, nicht bewährt. Vielleicht wäre die Konzentration auf einen familienfreundlichen stressfreien „Einkaufs-Samstag“ (auch mal ohne Auto) mit Frischemarkt und einer Kernöffnungszeit von 10 bis 14 Uhr effektiver? Das alles lohnt sich aber nur, wenn möglichst viele Geschäfte mitmachen.

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Im Frauen-Fitness-Studio kommt selbst ein Engel ins Schwitzen Foto: Karin (Gerhardt) Baum

Als positiv wurden u.a. in Radebeul-West die schönen Gründerzeitgebäude, die Nähe zur Flaniermeile Altkötzschenbroda und zum Elbradweg, die optimale Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr, die vielen kleinen Läden, die fachliche Kompetenz der Einzelhändler und ihre guten Serviceleistungen hervorgehoben.

Zu einem abschließenden Gespräch über den Verlauf der Aktion wurde im Kreise der Händler lebhaft diskutiert. Einigkeit bestand darin, dass der kleinteilige Einzelhandelsstandort Radebeul-West akut gefährdet ist, wenn nicht bald etwas Grundlegendes passiert. Einen interessanten Aspekt berührte die Frage: Welche Spielräume sind überhaupt noch vorhanden, um einen lebendigen Innenstadtbereich zu entwickeln, wo sich Menschen wohl fühlen und gern verweilen? Öffentliche Räume im städtischen Besitz sind rar und privat ist privat. Deshalb dürfte es für die Zukunft des Stadtteilzentrums nicht unerheblich sein, was der neue Besitzer des ehemaligen Bahnhofsgebäudes plant. Diskussionsrunden zum Thema Radebeul-West gab es in der Vergangenheit mehr als genug. Doch wer hat die Wortmeldungen fixiert, gebündelt, bearbeitet? Wo laufen die Fäden zusammen? Gibt es einen Maßnahmeplan? Wie sieht die Zeitschiene aus? Wie spiegelt sich Radebeul-West im Stadtentwicklungskonzept INSEK, dessen Entwurf noch bis zum 31. Juli 2015 zur Kenntnis und Diskussion im Technischen Rathaus, in beiden Bibliotheken und im Kulturamt ausliegt? Was bedeutet es, wenn Radebeul-West zum Sanierungsgebiet erklärt wird?

Mit dem Frühlingsspektakel und der Wunschbriefkastenaktion wurde ein viel versprechender Anfang gemacht. Wie aber nun weiter? Das Kulturamt und die Stadtgalerie werden noch einige der genannten Vorhaben bis zum Jahresende fachlich begleiten. Eine aufgeschlossene Gruppe junger Händler will projektbezogen auch künftig zusammenarbeiten. Dabei ist man sich durchaus bewusst, dass Radebeul-West nicht losgelöst von Gesamt-Radebeul betrachtet werden kann. Ein kontinuierlicher Informationsaustausch mit den Fachämtern der Stadtverwaltung, den Radebeuler Stadträten, der Kultur- und Werbegilde Altkötzschenbroda, den Händlern von Radebeul-Ost, dem Fremdenverkehrsverein sowie dem „verein für denkmalpflege und neues bauen“ wird angestrebt.

Manches lässt sich schnell und unkompliziert regeln. Anderes wiederum erfordert sehr viel Geduld. Auch ein Stadtteilkonzept kann man nicht aus dem Boden stampfen. Es muss von innen heraus wachsen, denn es leitet sich aus den Bedürfnissen der Menschen ab, die vor Ort ansässig und wirksam sind. Das Mit-Denken und Mit-Handeln wird man sich dabei allerdings nicht ersparen können, selbst wenn das manchmal auch ganz schön anstrengend ist.

Karin (Gerhardt) Baum

Jetzt nickt er wieder

Zur Mandaringruppe auf dem Fasanenschlösschen

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Fasanenschlösschen in der Blickachse von Schloss Moritzburg Foto: D. Kunze

Am 05. Mai 2015, pünktlich um 14 Uhr, trug ein Kran die reparierte Figurengruppe mit Mandarin und einem, einen Sonnenschirm haltenden Knaben auf seinen seit spätestens 1782 angestammten Platz, auf die Spitze des nahe bei Moritzburg gelegenen Fasanenschlösschens zurück.
Jetzt nickt er wieder bedächtig und würdevoll dem Publikum entgegen.
Anwesend waren, wie es sich einem solchen Anlass gebührt, Vertreter des Freistaates, vertreten durch das SIB Dresden I, des Landesamtes für Denkmalpflege, der Landesdirektion Sachsen, der unteren Denkmalbehörde beim Landkreis Meißen, an der Ausführung beteiligte Planer und Handwerker, natürlich die Hausherren sowie eine, wohl zufällig anwesende Anzahl von Touristen, die sich das Schauspiel nicht entgehen lassen wollten.
Aber der Reihe nach.
Auf den Grundmauern des ehemaligen Knöffelschen Fasanenhauses wurde unter der Regentschaft Kurfürst Friedrich August des III. (1750-1827, ab 1806 König von Sachsen) durch J. D. Schade das heute stehende Fasanenschlösschen im Jahr 1782 fertiggestellt. Die Spitze des quadratischen Baus wurde von einer hölzernen Figurengruppe, Mandarin mit Knabe und Sonnenschirm, mit stark farbiger Fassung bekrönt.
Die Pracht währte jedoch nicht lange, schon ein paar Jahre später musste die Plastik gegen eine Neuanfertigung, wieder in Eichenholz, ausgetauscht werden. Diese Replik hielt dann allerdings doch ca. 150 Jahre, wurde mehrfach mit Blechplatten repariert und sicherlich auch farblich neu gefasst.
Ende der 80-iger Jahre des vergangenen Jahrtausends war jedoch der Zustand dieses Bildwerkes derart desolat, dass durch das damalige Institut für Denkmalpflege und den ehemaligen VEB Denkmalpflege über die Herstellung einer Kopie nachgedacht wurde.
Damals standen zwei Alternativen zur Diskussion. Zum einen war es die Anfertigung einer Holzkopie in Rüster-Holz statt des vorhandenen Eichenholzes, zum anderen die Herstellung einer Kopie in Kunststoff.
Die Entscheidung fiel damals auf die Verwendung von PVC, sicherlich aus dem Bestreben heraus, auch moderne Baustoffe auf dem Gebiet der Denkmalpflege auszutesten. Das Original sollte konserviert werden und eine Aufstellung an einem geschützten Ort finden. Diese Holzplastik wurde jedoch als bewegliche Masse dem Haus Wettin übergeben, durch eine mehr oder weniger fachlich gut ausgeführte Überarbeitung zum Verkauf angeboten und konnte durch Bereitstellung von Spendenmitteln aus dem Kunsthandel zurück erworben werden. Heute steht diese Gruppe im Hofküchengebäude neben dem Fasanenschlösschen.
Die Aufstellung dieser Kopie sollte Ende der 80-iger Jahre erfolgen, tatsächlich wurde diese aber erst 1995 aufgesetzt, da zwischenzeitlich Störche auf dem freigewordenen Platz ihr Sommerquartier bezogen hatten und jahrelang nicht bereit waren, ihren „Hochsitz“ zu verlassen. Mittlerweile fühlen sie sich auf dem Wagenrad, dicht neben ihrer alten Brutstätte sehr wohl und kommen, Gott sei Dank, Jahr für Jahr an diesen Ort zurück.
Die PVC-Kopie wurde im August 2012 durch einen Sturm beschädigt und musste daraufhin demontiert werden.
In der Folge wurden wiederum verschiedene Varianten für Neuherstellung bzw. Reparatur erwogen. Geprüft wurden die Anwendung von Textilbeton im Sinne einer Reparatur sowie Herstellung einer Eichenholzkopie oder Abformung in Polymerbeton. Schließlich fiel die Entscheidung wieder auf eine Reparatur der vorhandenen Gruppe. Die Gründe hierfür lagen zum einen in der Dauer der Herstellung zum anderen waren ebenfalls Kostengründe ausschlaggebend.
Nach nunmehr fast 2 Jahren Entscheidungs- und Vorbereitungszeit wurden Mandarin und Knabe in den Theaterwerkstätten der Sächsischen Staatstheater für die Wiederaufstellung vorbereitet.
In Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurden auf der Grundlage der farbrestauratorischen Untersuchungen am damaligen Original in den 70-iger Jahren die Neuanstriche festgelegt und ausgeführt.

Parallel zu diesen Gesamtleistungen war noch eine wichtige Frage zu klären. Mohr oder Nicht-Mohr?

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Restaurierter Mandarin         Foto: D. Kunze

Nach gründlichem Studium der Farbbefunderfassung von damals musste die Auffassung, dass es sich um ein farbiges Kind handelt, revidiert werden. Die seinerzeit untersuchten 7 (!) Farbschichten am Kopf des Buben zeigten alle eine helle Farbigkeit – daher ist der Knabe ein weißes Kind, demzufolge müssten heute einige Literaturhinweise in Reise- und Architekturführern und sicher zum Teil auch in Fachliteraturen eigentlich umgeschrieben werden.
Wie dem auch sei, die Inszenierung „Fasanenschlösschen“ ist nun wieder komplett zu erleben und wenn man genau hinschaut, nickt uns der Mandarin gnädig zu – wir hoffen, dass er mit unserem Tun einverstanden ist.

Dr. Dietmar Kunze

Editorial 7-15

Editorial

Längere Zeit war es ruhig geworden um das Museum in Schloss Hoflößnitz.
Nach dem Weggang der vormaligen Museumsleiterin Frau Dr. Giersberg vor nunmehr anderthalb Jahren, galt es nach ausgedehnter Pause einen Neuanfang zu schaffen. Mit Hendrikje Loof und Frank Andert wurden zwei wissenschaftliche Mitarbeiter gefunden, die seit Februar dieses Jahres gemeinschaftlich ein neues Museumskonzept erarbeiten.
Als Auftakt wurde nun am 18. Juni im Festsaal die Sonderausstellung „Denkmal, Weinbau & Museum – 100 Jahre Hoflößnitz in kommunaler Trägerschaft“ eröffnet. Manfred Artur Fellisch, Mitglied des Vorstands der Stiftung Hoflößnitz und Frank Andert, der als Kurator der Ausstellung fungiert, umrissen in ihren Redebeiträgen die Bedeutung und Hintergründe dieser neuen Schau. Wie gewohnt befindet sich die Sonderausstellung im Kavaliershaus gegenüber des Weinladens. In dem mittelgroßen Raum werden nicht zuletzt aus Platzgründen die zahlreichen Bild- und Schriftzeugnisse dichtgedrängt in Manier der „Petersburger Hängung“ anschaulich präsentiert. Sie geben Aufschluss über die in wechselnden Zeiten oft so schwierige konzeptionelle Kontinuität, die für die Bewahrung und Pflege eines solches Kulturerbes nicht unentbehrlich ist.
In den Erdgeschossräumen des Schlösschens ist wie gewohnt die Dauerausstellung über die Geschichte des Weinbaus in der Region untergebracht. Darüber hinaus zeigt die Tafelstube neben dem raumfordernden Diorama nun auch einen geschichtlichen Abriss über die Tradition der Radebeuler Winzerzüge. Als Bonbon ist hierfür gar ein kurzer Farbfilm von 1924 zu sehen.
Dem neuen Museumsteam ist für die kommenden Projekte Kraft und Unterstützung zu wünschen.

Liebe Leserinnen und Leser, es lohnt sich also mal wieder zur Hoflößnitz zu wandeln und neben dem Genuss eines Weines Einblicke in die jüngere Geschichte dieses Kleinods zu erhalten.

Sascha Graedtke

Titelbild Juni 2015

Das Titelbild für Januar war eine Windmühle, man muss aber generell für das Gebiet der linkselbischen Täler zur Kenntnis nehmen, dass es hier mehr Wassermühlen gibt, bzw. gab. Deshalb möchte ich jetzt die zu Klipphausen gehörende „Lehmannmühle“ vorstellen. Das technische Denkmal war immer eine Mahlmühle – dazu gehören heute noch der Mühlgraben, die drei Gebäude mit Technik einschließlich oberschlächtigem Wasserrad, Brücke über die „Wilde Sau“ sowie ein zugehöriger Garten. Der Gebäudebestand bekam seine Grundzüge um 1650, also nach dem 30-jährigen Krieg. Es gab schon vorher an der Stelle eine Mühle, die jedoch offenbar in diesem Krieg zerstört worden war. Die nächsten Jahrhunderte brachten noch ein paar bauliche Veränderungen. Max Lehmann war der letzte Müller, dessen Familie die Mühle seit 1781 bis weit ins 20. Jahrhundert mit Schroten und Mahlen am Laufen hielt. Aus dieser Tradition heraus heißt sie immer noch „Lehmannmühle“, obwohl heute Familie Kunz diese Mühle besitzt. 1993 erneuerte die Firma Schumann aus Mulda das hölzerne Wasserrad mit einem Durchmesser von 3,20m. Die Sanierungen an den Gebäuden (Dächer, Fachwerk, Putz und Farbe) wurden, soweit ich das sehen konnte, denkmalgerecht ausgeführt – eine gewisse Patina vermittelt heute einen guten, sehr authentischen Eindruck einer sächsischen Wassermühle. Freilich Korn wird nicht mehr gemahlen, dafür erzeugt ein Generator Strom (max. 2,5kW, besser als gar nichts). Dass die Mühle jetzt zugleich Sitz des Sächsischen Mühlenvereins ist, war eine recht passende Entscheidung. Eine Einkehrmöglichkeit besteht ein Stück flussabwärts in der „Neudeckmühle“.

Dietrich Lohse

Leserzuschrift zum Beitrag V+R / Mai 2015

„100 Jahre Erwerb der Hoflößnitz … „ das Pressenhaus betreffend

Nach meiner Auffassung ist es eben nicht denkmalgerecht oder behutsam, einem Denkmal eine Funktion bzw. ein Raumprogramm aufzuzwingen, welches der Bau einfach nicht verträgt. Man muss ihn verbiegen, um aktuell geltende Vorschriften erfüllen zu können.

Das Thema heißt wohl: Gewollte Konzepte versus Gesamtanlage Hoflößnitz.
Was braucht man, was will man, was kann man? Wie ist der Konflikt, nur eine begrenzte Kubatur zur Verfügung zu haben, zu lösen? Eine Analyse kann man sich vermeintlich sparen.

Gegeben sind:
– eine herrschaftliche Logis (mit allem Drum und Dran)
– eine Gastronomie (welche allerdings nur temporär geöffnet ist)
– eine Verwaltung (mit einem angekoppelten Verkauf über die Straße)
– die Zurschaustellung der Produktion von Wein
Herz, was willst du mehr?
– ach so, außerdem kann man auch noch seinen Urlaub verbringen.

Ist es wirklich notwendig, einen „zentralen Eingangsbereich mit anschließender Vinothek sowie einen multifunktionalen Veranstaltungsraum“ mit allen notwendigen Nebenfunktionen zu haben?

Man stelle sich die ehemals ruhige, auch von oben wahrzunehmende Dachlandschaft einschließlich eines offensichtlich notwendigen zweiten Rettungsweges vor!
Ich denke, hier sind Bauherr und Architekt gleichermaßen gefragt.

Dr. Dietmar Kunze

Gedanken zu einem Radebeuler Kleinod, welches mir seit mehr als 40 Jahren sehr am Herzen liegt.

Liebe Frau (Gerhardt) Baum,

ich möchte anknüpfen an Ihren Artikel in Vorschau & Rückblick vom Mai 2015. Im gleichen Heft gibt es eine Einladung für den 4.6.2015 anlässlich des 100 -jährigen Jubiläums zum Erwerb der Hoflößnitz durch die Gemeinde Oberlößnitz. Mehr »

Beitrag zum Naundorfer Dorf- und Schulfest am 19.-21. Juni 2015

Die Geschichte der Naundorfer Schulturnhalle und die Geschichte des Naundorfer Lehrers Kurt Max Stopp

Beide Geschichten, die Geschichte eines Hauses und die Geschichte eines Lehrers, berühren sich eng. Sie kreuzen sich nicht nur in der gleichen Zeit, am gleichen Ort und in der gleichen Straße, sie sind auch inhaltlich miteinander verwoben. Ich will Sie Ihnen, verehrte Leser, versuchen, sichtbar zu machen. Mehr »

…SO auf Erden!

Zur Premiere von „Wie im Himmel“ am 1. Mai 2015 in den Landesbühnen

Zugegeben, ich war etwas skeptisch gewesen. Die Dramatisierung eines erfolgreichen Filmes birgt stets die Gefahr, dass die Macht der abgespeicherten Bilder eine vorurteilsfreie Aufnahme des Spiels behindert. Aber wie sich erwies, war meine Sorge unbegründet. Die letzte große Schauspielproduktion Wie im Himmel, mit der die Landesbühnen Sachsen das erste Maiwochenende einläuteten, wurde zu einem beachtlichen Erfolg. Mehr »

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