Dietrich Lohse zum Geburtstag

Offener Brief an einen würdigen Adressaten

Lieber Dietz,

um es gleich vorwegzunehmen: Ja, ich weiß, dass es Dir gar nicht recht ist, diesen offenen Geburtstagsbrief an Dich hier in „Vorschau & Rückblick“ abgedruckt zu sehen, denn Du nimmst Dich gern zurück. Deine Verdienste gelten Dir wenig, weshalb Du nicht gern im Mittelpunkt stehst. Du wirst mich spätestens bei der nächsten Redaktionssitzung Anfang Januar dafür tadeln, dass ich Dir auf diese Weise zum 70. Geburtstag gratuliere und mit Bestimmtheit darauf beharren, dass Du eine solche öffentliche Würdigung gar nicht verdient hast. Mehr »

Radebeuler feiern 80. Stadtgeburtstag

auf heitere, phantasievolle, nachdenkliche und tolerante Weise

Die Idee, den Jahrestag eines umstrittenen „Verwaltungsaktes“ festlich zu begehen, reifte während der Veranstaltungsreihe „Basiskultur im Dialog“. Und so bot der 75. Stadtgeburtstag erstmals im Jahr 2010 den Anlass für Radebeuler Kulturvereine, Initiativgruppen, Kultureinrichtungen, Künstler und aktive Bürger, ein ganzjähriges Programm auf die Beine zu stellen. Was ursprünglich als einmaliges Langzeitexperiment angedacht war, hatte schließlich so gut funktioniert, dass es sehr schade wäre, wenn es keine Fortsetzungen geben würde. Mehr »

Editorial

Vor ein paar Tagen, mein Mann und ich kamen gemütlich von einem Bummel über den Coswiger Weihnachtsmarkt, hörten wir in unserer Straße heftiges Geschrei. Als wir näher kamen sahen wir, wie unser Nachbar und ein junger Mann sich um dessen Rucksack stritten. Mehr »

Zum Titelbild Dezember 2014

Zur Titelbildserie

Den Helden auf unserem Dezember-Titelbild ist die Erschöpfung anzusehen. Ein Jahr mit so viel Alkohol, dass halten weder Elefant noch Affe aus. Die schwankende Fassade lässt sich nur noch mühsam aufrecht erhalten. Trotz Frack, Zylinder und Zeremonienstock ist die Eleganz dahin. Nun müssen jüngere, noch Unverbrauchte ran. Die neue Generation steht in der Warteschleife. Schlaue Füchse, selbstverliebte Affen, aufgeblasene Frösche, bockige Böcke oder Elefanten im Porzellanladen wachsen immer wieder nach und Porzellan gilt es schließlich nicht nur in Meißen zu zerschlagen. Das neue Jahr wird wohl beginnen wie das alte endet. Das Chaos lauert überall. Ein Verdacht beschleicht mich allerdings in zunehmendem Maße. Lautet die Kernbotschaft unserer Titelbildserie etwa, dass sich das Leben nur im Suff ertragen lässt? Doch bevor meine Phantasie wieder Purzelbäume schlägt, sollte besser die Schöpferin der Titelbild-Helden selbst zu Wort kommen, die meint: Also Alkohol ist wirklich kein empfehlenswertes Mittel, um die Probleme vor der eigenen Haustür, geschweige denn der ganzen Welt zu lösen. Da helfen schon eher ein wacher Sinn, Einfühlungsvermögen, Haltung, Tatkraft und Humor.
Im Namen der Redaktion und wohl auch der Leserschaft möchte ich mich bei Lieselotte Finke-Poser ganz herzlich dafür bedanken, dass sie uns ihre Tierkarrikaturen kostenlos für die Titelbildserie zur Verfügung stellte. Die Zusammenarbeit war sehr vergnüglich und ein extra großer Blumenstrauß zum 89. Geburtstag am 29. Dezember ist ihr gewiss, was auch als ein versteckter Hinweis auf das bevorstehende Jubiläum im kommenden Jahr zu verstehen ist. Wir wünschen Lieselotte Finke-Poser (nicht ganz uneigennützig), dass sie noch recht lange künstlerisch tätig sein kann, denn das ist unbestritten ihr wichtigstes Lebenselixier.
Da sie zur Stammleserschaft von Vorschau und Rückblick gehört, wird sie sich bestimmt auch an der folgenden Titelbildserie erfreuen. Im Verlauf des Jahres 2015 geht es auf eine fotografische Erkundungstour ins „überelbsche“ Terrain.

Karin (Gerhardt) Baum

EISKELLER IN MORITZBURG

Eiskeller in Nähe von Schloss Moritzburg

Eiskeller in Nähe von Schloss Moritzburg    Foto:  D. Lohse

Einer oder mehrere? – da ist unsere Sprache offenbar variabel! Keller gehört im Deutschen wie u.a. auch Teller, Gebäude zu einer Wortgruppe, die keine unterschiedliche Schreibweise für Singular und Plural kennt. Nach meinen Recherchen vor Ort müssen wir, um auf die Überschrift zurück zu kommen, von Plural, also von mehreren Eiskellern ausgehen, die hier einmal gebaut und über eine Zeit lang betrieben wurden. Eiskeller ist ein Relikt aus einer anderen Zeit, Sinn und Nutzen für heutige Menschen kaum noch zu erkennen. Sie sind, sofern überhaupt noch erhalten, meist in Vergessenheit geraten, anders genutzt und es erscheint mir erforderlich, am Beispiel von Moritzburg einmal zu erläutern, wozu man früher solche Eiskeller brauchte.
Am Anfang meiner Beschäftigung mit diesem Thema war schon klar, dass es einen großen, dem Moritzburger Schloss zugeordneten Eiskeller gibt, aber welche anderen Eiskeller hat oder hatte Eisenberg, wie Moritzburg ursprünglich hieß, noch?
Also fragen wir erst mal nach dem Sinn von Eiskellern und wann sie wichtig waren? Sie dienten in Zeiten vor der Erfindung von elektrischem Strom, genauer gesagt, vor der Erfindung elektrisch betriebener Kühlschränke, also im 17., 18. und auch 19. Jahrhundert, als relativ sicherer Aufbewahrungsort von natürlich erzeugten Eisplatten oder Eisstangen für ein knappes Jahr. In diesen Eiskellern selbst wurden demzufolge keine leicht verderblichen Nahrungsmittel wie Fleisch oder Fisch gelagert, sondern nur Eis. In den frühen Morgenstunden, wenn die Luft von der Nacht her noch kühl war, wurde dann jeweils eine benötigte Portion Eis vom Eiskeller in die jeweilige Küche geholt und damit hier in einem Eisschrank für die Kühlung von verderblichen Waren gesorgt. In den meisten Fällen waren Eiskeller an einem anderen Standort als das Gebäude mit der Küche. Der Aufwand, einen Eiskeller zu bauen und zu betreiben, dürfte sich nur für größere Einrichtungen wie Schlösser, Klöster, Guts- oder Gasthöfe gelohnt haben, bei kleineren Bauernhöfen werden wir solche kaum finden. In den späten 40er und 50er Jahren, also in meiner Kindheit, erinnere ich mich noch gut daran, dass der „Eismann“ in regelmäßigen Abständen mit seinem Auto durch Radebeuls Straßen fuhr, an bekannten Stellen hielt und durch lautes Betätigen einer Handglocke die Hausfrauen aufmerksam machte, dass es Eis für die Eisschränke zu kaufen gab. Auch meine Großmutter besaß noch solch einen Eisschrank.
Wie müssen wir uns einen Eiskeller nun lagemäßig und baulich vorstellen? Seine Lage sollte schon mal ein kühles Umgebungsklima haben, also ein abgetrennter Keller unter einem Wohnhaus oder einer Scheune, freistehend im Schatten eines größeren Gebäudes (das ist zumeist die Nordseite) oder auch im Schatten von größeren Bäumen. Die Lage eines Eiskellers wird möglichst in der Nähe eines sauberen, stehenden Gewässers (Teiche gibt es ja in Moritzburg genug) und auch der zugehörigen Küche sein, um unnötig weite Transportwege zu vermeiden. Und der Eiskeller sollte eine geeignete Zufahrt für Pferdefuhrwerke bzw. –schlitten haben. Baulich finden wir verschiedene Möglichkeiten für einen Eiskeller: in einem bestehenden Hügel eingegraben oder bei Fels ausgehöhlt, in flachem Gelände aufgemauert und hernach mit Erdreich überdeckt (künstlicher Hügel), als gemauertes Gebäude in einen Hang zum Teil eingegraben, man könnte von Halbkeller sprechen. Der Eiskeller ist in der Regel dickwandig und fensterlos, der Eingang erfolgt von der Nordseite, meist über ein doppeltes Türsystem (Wärme- bzw. Kälteschleuse). Ist der Eiskeller ein Zubehör von Schlössern, finden wir auch gestalterisch, entsprechend der herrschenden Baustile geschmückte Eingänge, was aber im Moritzburger Fall nicht zutrifft, er ist eher schlicht und zweckmäßig. Fußböden von Eiskellern bestehen häufig aus einem Natursteinbelag, hier sind es die bekannten einelligen Sandsteinplatten, und sie haben ein Gerinne für mögliches Schmelzwasser. Manche Eiskeller sind gegenüber dem Vorraum noch mal abgesenkt oder haben einen hohen Luftraum. Nach den Gesetzen der Physik steigt bekanntlich warme Luft nach oben und kalte bleibt unten, wo das Eis liegt. Hinzu kamen innere Isolierschichten aus Stroh, Schilf oder Torf (letzteres in Moritzburg nicht vorhanden), die bei der Eiseinlagerung erneuert wurden.
Die „Eisernte“, also das Lösen von Teilen der Eisdecke eines Moritzburger Teiches, war auch schwieriger als wir uns das heute vorstellen. In den meisten Teichen wird von alters her Fischwirtschaft (Karpfen) betrieben. Mindestens seit dem 18. Jahrhundert werden im Herbst zum Fischfang die Teiche abgelassen und füllen sich durch Niederschläge (man spricht von Himmelsteichen) und geringen Zulauf. Es musste also im November und Dezember viel regnen oder schneien, damit die Teiche im Januar bzw. Februar (entsprechende Kälte vorausgesetzt) genug Wasser/ Eis hatten zum „Ernten“. Trotz dieser Unwägbarkeiten ist keine Nachricht überliefert, dass einmal die „Eisernte“ ausgefallen wäre. Die Tätigkeit des Eislösens ist schwere Arbeit – Männer brachen oder sägten das Eis in Blöcke, hoben diese auf die Eisfläche und bugsierten sie ans Ufer und ohne Verzug weiter in den Eiskeller.
In der Moritzburg-Literatur fand ich einen Hinweis, dass in historischer Zeit der Versuch gemacht wurde, in einem Teil des Hohburgtunnels – eine Investruine aus Augusts Zeiten (1729) – Eis zu lagern, was sich aber gar nicht bewährt hatte.
Der wichtigste Moritzburger Eiskeller befindet sich etwa 200m nordwestlich vom Schloss im sogenannten „Eiskellerhügel“. Für eine kühle Umgebung sorgt an dieser Stelle ein alter Baumbestand, vorwiegend Laubbäume. Es ist schade, dass er kürzlich vom Schlossensemble abgetrennt und der Forstverwaltung übergeben wurde. Wenn die Schlossküche im Sockelgeschoss für Besucher erschlossen werden wird, könnte man auf den früheren funktionellen Zusammenhang mit dem Eiskeller hinweisen und ihn in spezielle Führungen einbeziehen.
In einer baumbestandenen Böschung zwischen Fasanenschlösschen und Marcolini-Vorwerk gibt es mehrere Keller, von denen sicherlich mindestens einer ein Eiskeller war. Hier bot sich der Großteich als Eislieferant an. Klarheit könnte, wie auch in anderen Fällen, durch eine offizielle Begehung und Untersuchung geschaffen werden.
Im Grundstück des Rüdenhofs (heute Käthe-Kollwitz-Museum) befindet sich auch ein ehem. Eiskeller, dessen Eingang von der Meißner Straße aus gut zu sehen ist. Das Eis kam sicherlich aus dem Schlossteich, der nur etwa 20m entfernt ist. In jüngerer Zeit, d.h., als kein Eis mehr gelagert wurde, seien hier Kartoffeln bevorratet worden.

Eiskeller in Nähe von Schloss Moritzburg

Eiskeller in Nähe von Schloss Moritzburg Foto: D. Lohse

Noch bis in die 50er Jahre des 20. Jh. wurde ein Eiskeller unter dem Hauptgebäude von „Adams Gasthof“ betrieben, der für die Gaststättenküche nötig war. Ganz nahe im Grundstück wurde die Marche zu einem Teich angestaut, von dem das Eis geholt wurde.
An der Kötzschenbrodaer Straße finden wir ein kleines freistehendes, knapp zur Hälfte eingegrabenes Gebäude, was funktionell zur alten Försterei gegenüber gehörte und früher auch ein Eiskeller war, auch wenn der Volksmund hier wohl irrtümlich vom „Wildbretkeller“ spricht. Es steht im Schatten des bäuerlichen Wohnhauses Kötzschenbrodaer Straße 1 und an der Gebäude- und Dachform ist zu sehen, dass der Keller offensichtlich einen Vorraum hat.
Etwas weiter südlich im Ort befindet sich das alte Brauhaus, dem auch ein Eiskeller unter dem Gebäude zugeordnet war. Auch hier existiert noch ein Teich, der von der Marche gespeist wird, und der früher auch Eis lieferte.
Ich kann nicht garantieren, dass diese Aufzählung von Eiskellern in Moritzburg vollständig ist – es könnte noch eine Dunkelziffer geben. Ein Keller mitten im Wald, nein hier muss man schon von Kellerruine sprechen, ca. 200m westlich von der Wildfütterung sowie ein noch existierender Keller im Gelände der Wildfütterung waren, bzw. sind immer als Rübenkeller genutzt worden, haben also nichts mit dem Thema Eiskeller zu tun.Ob einer der von mir aufgezählten Eiskeller unter Denkmalschutz steht, weiß ich nicht, es wäre aber sinnvoll einen oder mehrere der Keller im Sinne eines technischen Denkmals zu schützen, ehe sie ganz in Vergessenheit geraten und verschwinden.
Nicht unerwähnt möchte ich die Tatsache lassen, dass während meiner Recherche die Zeitschrift „MONUMENTE“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz im Oktoberheft 2014 unter dem Titel „Ewiges Eis“ einen guten Überblick über Eiskeller in Deutschland brachte, ohne jedoch auf Moritzburg einzugehen.

Ich möchte mich bei zwei Moritzburgern, Frau Burk und Herrn Dr. Timmler sowie Herrn und Frau Roßberg aus Zitzschewig herzlich bedanken, die mich zu dem Thema anregten und mir freundlicherweise Auskünfte gaben.

Dietrich Lohse

Jugend im Weinberg

Jugend im Weinberg

Darunter könnte man sich vorstellen, dass allerlei junge Menschen durch die sächsische Weinberge stromern, hier und da von den köstlichen Trauben naschen, sich am Muschelpavillion treffen und eine Zigarette anzünden oder eine Flasche Bier öffnen und sagen: „Hey Alter, ganz cool hier!“ Vor 200 Jahren war das noch anders, wie man in der kleinen Ausstellung im Kavalierhaus des Museums Hoflößnitz anschaulich vermittelt bekommt. Die Jugend im Weinberg um 1800 ließ die Weinbergskanonen abfeuern, lieferte sich verkleidet Gefechte im selbstgebauten Rollwagen, versteckte der Liebsten ihr Schnupftuch und saß bevorzugt bei starkem Gewitter unter den Reben des väterlichen Gutes.
Es ist die letzte Ausstellung der Museumsleiterin Frau Dr. Giersberg, bevor sie im Juli das für sie ungastliche Radebeul verließ. Die Ausstellung über die Brüder Moritz und August Retzsch ist stimmungsvoll und ausgezeichnet von ihr recherchiert. Dazu wird sogar ein Kinderkatalog gereicht und es gibt eigene Bildungs- und Vermittlungsangebote zu dieser Ausstellung und zur gesamten Kulturlandschaft Hoflößnitz. Für so ein kleines Museum ist das schon außergewöhnlich. Man könnte meinen, der Stiftung ist es wichtig, Jugend im Weinberg zu haben.
Allerdings lässt die auf sich warten. Wie kann das sein? Eine hervorragende Ausstellung, wunderbare Angebote für Kinder und Jugendliche, ein eigener Kinderkatalog, das schaffen nicht mal größere Museen. Warum kommt dann keiner?
Nachdem die langjährige Museumsleiterin Frau Zeidler ihres Amtes auf sehr mysteriöse Weise enthoben wurde, holte man sich eine neue Leiterin. Diese wurde mit dem Glauben an ihr Amt herangeführt, ihre Vorgängerin, die sie nie kennen gelernt hatte, habe alles falsch gemacht und jetzt darf sie alles besser machen.
Ich habe Frau Dr. Giersberg begegnen dürfen und ich kenne auch seit vielen Jahren Frau Zeidler. Deshalb möchte ich mich auch persönlich dazu äußern. Hoflößnitz war unter der Leitung von Frau Zeidler eine Oase für stille Stunden mit wunderbaren Kulturangeboten, Museumspädagogik und interessanten Ausstellungen zum Weinbau in Radebeul, Sachsen und ganz Deutschland. Immer wieder präsentierten Künstler im Kavalierhaus ihre Arbeiten. Ich bin mit meinen Kindern und der Familie jahrelang dabei gewesen, wenn die Hoflößnitz sich in anspruchsvoller und ästhetischer Art und Weise für ihre Gäste öffnete. Die Hoflößnitz war Treffpunkt für Künstler, Historiker, Weinbauer, Kinder und Erwachsene, die sich dort nicht nur zu einem Glas Wein trafen, sondern zu einem regen Austausch.
Frau Dr. Giersberg hatte interessante und neue Konzeptionen entwickelt. Sie wollte Kontakte schaffen zu anderen Museen, hatte Ideen zur Präsentation der im Depot lagernden Ausstellungsstücke und zur historischen Neubewertung der Anlage. Eine engagierte, wissenschaftlich korrekt arbeitende, aufgeschlossene Frau. Ihre Ausstellung zu den Zwangsarbeitern in den Weinbergsanlagen stieß jedoch bereits auf Unverständnis.
Die Museumsleiterin wollte keine Bastelstraßen und Kindernachmittage, die mit dem historischen Weingut Hoflößnitz inhaltlich nichts zu tun haben. Vielmehr war ihr eine konstruktive Zusammenarbeit mit Schulen und Freizeiteinrichtungen wichtig.
Ich habe ihre Freude an der Arbeit und ihre Professionalität geschätzt. Als sie jedoch feststellen musste, dass die immer kontinuierlicher werdende kommerzielle Vermarktung der Anlage, museal anspruchsvolle Inhalte kaum noch vorsah, kündigte sie. Seitdem gibt es auch keine Museumspädagogik. Der unter Frau Zeidler arbeitenden Museumspädagogin wurde gekündigt. Die freiberuflich arbeitende Museumspädagogin, die unter Frau Dr. Giersberg  vertraglich seit 2012 für die Hoflößnitz arbeiten sollte, erhält keine Aufträge.
Die Geschäftsführung vertritt den Standpunkt mit dem Winzerumzug, sowie Malen und Basteln genug an Museumspädagogik zu tun und meint darüber hinaus, dass „jede Mutti“ so etwas kann!
Museumspädagoge/in zu sein, setzt eine Fachausbildung in einem Lehramt mit Diplom und/oder die Fachausbildung als Kunst- und Museumspädagoge an einer Fachhochschule voraus.
Warum gibt man nicht offen zu, dass Kinder und Jugendliche eigentlich gar nicht erwünscht sind, weil sie viel zu wenig Geld einbringen. Teure Vermietungen der gesamten Anlage dagegen lassen das Geld in den Kassen klingen. Vielleicht fällt das schon keinem mehr auf, wenn man bedenkt, dass außer flammenden Reden und geduldigem Papier auf dem steht, dass man Kindern und Jugendlichen eine fachlich professionelle Museumspädagogik anbieten möchte, eigentlich gar nichts geschieht.
Vielleicht braucht man in der Zukunft auch keine Menschen mehr, die sich mit ihrer Geschichte auseinandersetzen. Vielleicht reicht es aus, wenn man sich bei Wein und Gesang im historischen Ambiente über neue finanzträchtige Objekte verständigen kann und gelernt hat, wie man sich an der Börse behauptet.
Menschen, die das anders betrachten, sollten sich für die Erhaltung der Hoflößnitz als Museum und für gute Bildungs- und Vermittlungsangebote einsetzen, denn sonst gibt es bald keine Jugend mehr im Weinberg.
Der historische Winzerumzug ist sicher ein großartiges, einmaliges Event für Radebeul, aber berechtigt das dazu, ihn unter Museumspädagogik zu verbuchen, um die entsprechenden finanziellen Zuwendungen mit zu nutzen, so dass man sich keine eigene Museumspädagogin mehr leistet, sondern die schon unter Frau Zeitler arbeitende Museumspädagogin entlässt?
Die museumspädagogischen Angebote werden kaum beworben. Auch sie sind nur ein Alibi für die in der Museumssatzung vorhandene Richtlinie und wer kaum weiß, was das Berufsbild einer Museumspädagogin  (das muss man studieren!) ausmacht, der kann alle kindlichen Aktivitäten so benennen!
Seit 2012 gibt es einen Vertrag mit einer freiberuflich arbeitenden Museumspädagogin. Leider hatte die innerhalb der zwei Jahre nur 2 Veranstaltungen. Für die Bewerbung ist sie nicht zuständig und auch nicht für den Kontakt mit den Schulen und Kindergärten. Das ist Aufgabe der Stiftung. Seit dem wieder einmal in der Hoflößnitz ganz neue Leute arbeiten gibt es überhaupt keinen Kontakt mehr. Und das, obwohl es Vermittlungs- und Bildungsangebote gibt, einen Kinderkatalog, Material zur Arbeit, immerhin noch ein Museum und eine unvergleichbare Kulturlandschaft
Nur leider keine Jugend!.

Petra Maria Neumann

Winterurlaub einmal anders – Wintermalreise im Oderbruch

Winterurlaub

Winterurlaub Foto: B. Köhler

Die „Ateliergemeinschaft B. Köhler und A. Uhlig“ lädt zu kreativen Ferien im Februar 2015 ein

Sie möchten mit Familie einen malerischen Winterurlaub im schönen Oderbruch verbringen und gleichzeitig zeichnerische Kenntnisse erwerben oder vertiefen, dann sind Sie bei der erstmalig veranstalteten „Wintermalreise“ genau richtig. Die Ateliergemeinschaft Birgit Köhler und André Uhlig haben in diesem Jahr mit großem Erfolg bereits ihre dritte „Sommermalreise“ auf dem Darß durchgeführt. Es keimte die Frage auf, warum so eine Malreise eigentlich nicht auch im Winter stattfinden könne? Immerhin findet das suchende Auge in einer winterlichen Landschaft selbstredend nicht weniger reizvolle Motive. Gewiss bedarf es hier einer anderen Ausrüstung und eine Thermoskanne sollte ebenso nicht fehlen. Die entstehenden Arbeiten werden schließlich im warmen Atelier malerisch und grafisch umgesetzt.

Die Kurswoche, die für den 8.-14. Februar terminiert ist, wurde ganz bewusst auf die sächsischen Winterferien gelegt, damit insbesondere Eltern mit Kindern die Möglichkeit wahrnehmen können. Ein Hauptanliegen der Dozenten ist es, besonders Anfängern die Scheu vor dem Malen zu nehmen und sie behutsam bei ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen. Ziel der Wintermalreise soll das gemeinsame Erlebnis von Kindern und Erwachsenen sein. Als künstlerische Techniken werden Acrylmalerei, Aquarellmalerei, Zeichnen und Skizzieren sowie der Tiefdruck angeboten, sodass jeder seine „Lieblingstechnik“ entdecken kann.
Als einwöchige Herberge wurde unmittelbar neben dem „Gasthaus in Wilhelmsaue“ ein Landheim gewählt. Im gemütlichen Speisehaus werden täglich drei Mahlzeiten mit überwiegend regionalen und ökologischen Produkten angeboten, die, wie auch die Übernachtungen, in der Kursgebühr inbegriffen sind.
Die Wintermalreise richtet sich aufgrund örtlicher Gegebenheiten an Familien mit mindestens zwei Personen bzw. an Erwachsene mit Kindern ab 10 Jahren.
Sollte Ihr Interesse für einen Winterurlaub der anderen Art geweckt worden sein, so können Sie unter www.wintermalreise.de detaillierte Informationen erhalten.

Sascha Graedtke

Zwei Jahre Galerie mit Weitblick

„Kroklowafzi? Semmemmemmi!“

Galerie  mit Weitblick in der Remise

Galerie mit Weitblick in der Remise    Foto: J. Kuhbandner

Mit einigem Weitblick hat die Künstlerin Dorothee Kuhbandner im Herbst vor zwei Jahren die Remise auf der Oberen Bergstraße 13 ausfindig gemacht, mit Weitblick hat sie das Konzept für ihre Wochenend-Galerie entwickelt, wobei das Wort „Konzept“ hier nicht – wie sonst heute üblich – für „Gewinnoptimierung“, sondern für Inhalte steht. „Es gibt nichts Gutes“, hat Erich Kästner geschrieben, „außer, man tut es“. Doro hat es getan. Seit November 2012 ist die „Galerie mit Weitblick“ schöne Wirklichkeit. An guten Tagen wird der „Weitblick“ zur Fernsicht und reicht aus der „bunten Stube“ bis weit ins Böhmische hinein. Vielleicht ist es ja diese Aussicht gewesen, die Doro als Anregung für den klangvollen Namen diente. Der aufmerksame Besucher merkt aber schnell, dass hier noch ganz anderer „Weitblick“ im Spiele war.
In den zwei Jahren ihres Bestehens haben in der Galerie schon 26 Künstlerinnen und Künstler ihre Werke zeigen können, und sie alle haben diese Gelegenheit gerne an- und wahrgenommen. So viele Ausstellungsmöglichkeiten gibt es nämlich dann doch nicht in der Stadt … Wohl müht sich diese nach Kräften, sich ihrer Künstler nicht nur zu rühmen, sondern ihnen auch gerecht zu werden. Dennoch sieht sich so mancher mehr in der Rolle des Propheten, der ja bekanntlich im eigenen Lande nichts gilt. Mit „Weitblick“ also hat Doro eine weitere Möglichkeit geschaffen, Künstler zu Worte kommen zu lassen.
Es ist nun an uns, den Spaziergängerinnen und Spaziergängern, die wochenends die Lößnitzhänge bevölkern, selbst die Gelegenheit, neben Luft auch etwas Kultur einzuatmen, zu nutzen. Es hat noch niemand bereut, die schmale Treppe, die in der Dunkelheit stimmungsvoll mit Kerzen erleuchtet ist, nach oben gestiegen zu sein. Zwei kleine aber helle Räume sind den Ausstellungen vorbehalten – es kommt nicht auf die Größe der Wände und Weite der Räume an, sondern auf die Liebe, mit der die Kunst präsentiert wird. Hier sind neben den aktuell ausgestellten stets auch Arbeiten zahlreicher anderer Künstler bis hin zu Büchern aus dem NOTschriften-Verlag zu finden, die einen Liebhaber suchen.
Im dritten, „bunten“ Stübchen – dem mit der Fernsicht – hält Doro ihre eigenen Arbeiten bereit (Kinderbücher, Malerei, Grafik, Schmuck, Lampenschirme, Steckkartenspiele, Brillenhalter, Weihnachtssterne …) Dazu hat sie natürlich immer frische Blumen auf dem Tisch. Es gibt viel zu sehen in dem kleinen Raum, und die Tage, an denen sie gar niemand besucht, werden immer seltener.
Ja – und dann ist von Veranstaltungen zu berichten, die vom Bauchtanz zum „Offenen Atelier“ über Lesungen mit Musik (am Ende des Sommers war HC Schmidt mit einem Bukowski- und Tom-Waits-Programm zu Gast) bis hin zum „Weihnachtsmärktlein“ führen, das am 4. Advent zum dritten Male angeboten wird. Bei Live-Musik und Kerzenschein bieten Künstler und Kunsthandwerker ihre Arbeiten an.
Für den kommenden Winter zeigt die Galerie Doros eigene Werke. Ab Dezember wird sie sich mit Malerei und Grafik auf die Spur von Christian Morgensterns „Großem Lalula“ begeben:

„Simarowkos malzipempu
silzuzankunkrei (;)!
Marjomar dos: Qempu Lempu
Siri Suri Sei []!
Lalu lalu lalu la!
Thomas Gerlach
Galerie mit Weitblick
Obere Bergstraße 13 – Remise
Sa. & So. 14 – 18 Uhr und nach Vereinbarung

Spektakel mit Makel

Nachlese zu „Irrtümer 1 – Familien-Wahn-Sinn“ an den Landesbühnen

Normalerweise schreibe ich in der „Vorschau“ über Theaterproduktionen der Landesbühnen Sachsen mit der Absicht, den Leserinnen und Lesern vermittels meiner Eindrücke über das Erlebte, Gehörte und Gesehene eine Orientierung zu geben, vielleicht auch selbst die besprochene Aufführung anzuschauen, um sich ein eigenes Urteil zu bilden. An dieser Stelle sehe ich mich heute allerdings ausnahmsweise dazu gezwungen darauf hinzuweisen, dass mein Rückblick auf das Theaterspektakel „Irttümer 1: Familien-Wahn-Sinn“ keine Empfehlung oder Warnung enthalten kann, weil das Projekt, bestehend aus neun (!) verschiedenen Stücken, an fünf Abenden Ende Oktober/Anfang November über die inzwischen fünf verschiedenen Bühnen des Hauses (Großer Saal, Studiobühne P100, Probebühnen P25 und P2010, Theaterkneipe) ging und – wie im Vorfeld per Plakat und Handzettel werbewirksam kundgetan – „dann nie wieder“ kommt.

Seit seinem Amtsantritt vor gut zwei Jahren hat sich Intendant Manuel Schöbel mit Konsequenz und Durchsetzungsstärke daran gemacht, die Landesbühnen inhaltlich und personell neu aufzustellen. Der Aktionsradius wurde erweitert und zahlreiche neue Spielstätten aufgetan (z.B. Schloss Weesenstein, die Gymnasien „Luisenstift“ in Radebeul und jenes in Nossen) und damit gleichzeitig auch die Anzahl der Gastspiele im ländlichen Raum vergrößert (etwa im Erzgebirge und im Leipziger Land); Kooperationen mit externen Partnern wurden eingegangen (jüngst jene mit den Jazztagen Dresden und mit dem britischen York Theatre); neue Formate etabliert („Winterlounge“) und erfreulicherweise die theaterpädagogische Arbeit mit dem Jungen Studio erheblich erweitert. Ganz zu schweigen vom überarbeiteten Internetauftritt, der die vielfältigen Aktivitäten sichtbar macht. Die Landesbühnen sind im Moment so präsent wie selten zuvor, und das ist grundsätzlich auch gut so. Gerade im kulturell gemästeten Dresdner Raum braucht das an der Peripherie gelegene Haus außergewöhnliche Großereignisse und Highlights, die auch das verwöhnte Publikum aus der Landeshauptstadt nach Radebeul locken. Tatsächlich versprach das Konzept der „Irrtümer“ etwas ganz Neues, weil die Zuschauer selbst entscheiden konnten, wie sie den Abend gestalten. Denn alle fünf Sparten waren aufgeboten und präsentierten vom personell aufwändigen Operneinakter Gianni Schicchi (die Elblandphilharmonie musizierte und begleitete 16 Sängerinnen und Sänger auf der Bühne) bis zum intimen Kammerstück Weizen auf der Autobahn (nur zwei Akteure) viele verschiedene Produktionen mit ihren je eigenen Reizen. Das künstlerische Konzept wurde auf organisatorischer Ebene durch separate Eintrittskarten für die Angebote der drei unterschiedlichen Zeitschienen ergänzt und durch eine originelle Wandgestaltung mit großformatigen Fotos aller in ihren jeweiligen Inszenierungen beteiligten Künstlern im Foyer ästhetisch überformt. Auf den ersten Blick war es also ein stimmiger Ansatz mit schlüssigen Lösungen in der Umsetzung, und ich ging auch durchaus zufrieden und bereichert, wenngleich etwas erschöpft, nach Hause.
Nach viereinhalb (!) intensiven Stunden, in denen ich Adam und Eva (Peter Hacks), Ein Winter unterm Tisch (Roland Topor) und Puccinis Gianni Schicci konsumiert und damit ein Drittel des Gesamtprogramms gesehen hatte, stellte ich mir mit Blick auf den Saisonspielplan 2014/15 allerdings die Frage, ob denn der Gesamtaufwand angesichts der ohnehin vielen anderen noch immer gezeigten Stücke (Übernahmen und andere Premieren) nicht womöglich etwas zu groß sei. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele der für das „Spektakel“-Event erarbeiteten Stücke ein Weiterleben im Repertoire haben und von den zahlreichen Gastspielpartnern gebucht werden, wobei das natürlich schwer vorherzusehen ist. Mich beschlich auf der Nachhausefahrt außerdem die Sorge, ob eine solche, das ganze Hause erfassende Mammutveranstaltung die durch den Theateralltag ohnehin beanspruchten personellen Ressourcen nicht überstrapaziert? Denn zu jeder Produktion gehören nicht nur die Akteure auf der Bühne, sondern auch die vielen dahinter: die Choreographen und Dramaturgen, Ausstatter und Techniker usw. Ganz zu schweigen vom materiellen Aufwand, der überwiegend mit unseren Steuergeldern getrieben werden muss, um so ein Projekt zu stemmen. Der enorm personalintensive Ansatz des Theaterspektakels hat aber noch einen weiteren Malus. Vier der fünf angesetzten Abende lagen in den sächsischen Herbstferien. Wenn man voraussetzen kann, dass wie sonst auch die probenintensivste Phase unmittelbar vor der Premiere am 25.10. lag, dann liegt der Schluss nahe, dass nahezu die ganze Belegschaft gerade dann unter Hochdruck arbeitete, als die Kinder der Mitarbeiter Ferien hatten. Ich bin theaterbegeistert genug um zu erwarten, dass ein Haus wie die Landesbühnen auch in den Ferien Aufführungen anbietet, aber müssen darin wirklich alle Mitarbeiter in diesem Ausmaß einbezogen werden? Die Musiker der Elblandphilharmonie beispielsweise spielten nur eine Stunde – für manche von ihnen war allein der Anfahrtsweg nach Radebeul ebenso lang. Insofern bekommt der programmatische Titel „Familien-Wahn-Sinn“ einen ganz neuen Sinn, denn hinter jedem Künstler und Mitarbeiter steckt ja meistens eine Familie, müssen Menschen in den Tagen vor der Premiere und an den Aufführungsabenden selbst ganz oft auf Mutter oder Vater, Partner oder Partnerin verzichten. Fraglich bleibt überdies, ob sich tatsächlich eine nennenswerte Anzahl der Zuschauer vom Angebot locken ließ, gegen einen um die Hälfte reduzierten Eintrittspreis ein zweites oder drittes Mal wiederzukommen, um sich auch die anderen Produktionen anzuschauen. Mein Eindruck ist, dass die Mehrheit des Publikums diesen einen Abend genoss, aber auch zwei Wahlmöglichkeiten für Aufführungen als ausreichend empfunden hätte. Denn es wurde dann doch richtig spät, und auch Zuschauer können nur begrenzt aufnehmen und verarbeiten.
Dem Vernehmen nach soll es eine Fortsetzung des Theaterspektakels (in der nächsten Spielzeit?) geben. Ein reduziertes Angebot müsste nicht zwangsläufig eine Einbuße an Attraktivität haben, denn auch in der Kunst gilt, dass Masse nicht mit Klasse verwechselt werden sollte und mit Ressourcen jeder Art verantwortungsvoll umgegangen werden muss, damit die Akzeptanz aller Beteiligten für solcherart Kraftakte erhalten bleibt.
Bertram Kazmirowski

36. Radebeuler Grafikmarkt wie immer und danach wie weiter?

Bei diesem vielfältigen Angebot fällt die Auswahl nicht leicht

Bei diesem vielfältigen Angebot fällt die Auswahl nicht leicht    Foto: B. Schade

Alle Jahre wieder … kommt der Radebeuler Grafikmarkt. Das pfeifen die Spatzen seit über drei Jahrzehnten von den Dächern. Doch woher nehmen sie diese Gewissheit, wo doch nicht einmal mehr die Rente sicher ist? Liegt es vielleicht daran, dass es den Spatzen ein wenig an Realitätssinn fehlt, weil sie auch ohne Rente ein glückliches Leben führen können?Verbindlich und sicher ist jedenfalls, dass der 36. Radebeuler Grafikmarkt erfolgreich stattgefunden hat und alles schien wie immer zu sein. Die Künstler trugen wie immer ihre Arbeiten ins Rathaus, verbunden mit der Hoffnung, dass möglichst viele der kunstvollen Blätter einen Käufer finden mögen. Trotz des sonnigen Herbstwetters strömten die interessierten Besucher wie immer am ersten Novemberwochenende nach Radebeul-Ost in die historischen Gemäuer von Rathaus und Schule. Wie (fast) immer präsentierten sich die Radebeuler Bilderrahmungswerkstatt Kruschel, der Meißner Zündblättchenverlag und der Radebeuler Notschriftenverlag. Neu war, dass erstmals der Künstler André Uhlig mit Frau und Sohn im zweitägigen Einsatz druckgrafische Techniken für Kinder und Erwachsene demonstrierte und diese darüber hinaus beim Herstellen von eigenen kleinen Kunstwerken unterstützte. Wie immer waren die Damen und Herren vom Kunstverein beim Kuchenbacken kreativ und gaben großzügig ihre Rezepte preis. (Der Radebeuler Grafikmarkt hat eben etwas bodenständig Familiäres!) Wie immer waren der Förderkreis der Stadtgalerie, zahlreiche Kollegen aus der Stadtverwaltung und viele ehrenamtliche Helfer unermüdlich im Einsatz. Wie immer wieder anders war das Künstlercafé gestaltet. Der Radebeuler Maler Klaus Liebscher schuf einen magischen Kunstraum der besonderen Art. Wer sich darin niederließ, wurde selbst zu Kunst.

Der Radebeuler Maler und Grafiker Klaus Liebscher inmitten seines Künstlerkaffee-Kunstraumes

Der Radebeuler Maler und Grafiker Klaus Liebscher inmitten seines Künstlerkaffee-Kunstraumes     Foto: B. Schade

Und was natürlich die Hauptsache bei einem Grafikmarkt ist – wie immer war das Angebot riesengroß. Von 121 Künstlern aus Radebeul und Dresden sowie der näheren als auch der weiteren Umgebung wie Chemnitz, Berlin, München oder Köln wurden über 3.500 Werke präsentiert. Landschaften, Tierdarstellungen, Vegetatives, Stillleben, Akte, Liebespaare, aber auch abstrakte Arbeiten in der Preislage von 7 bis 400 Euro wechselten die Besitzer. Alles schien also wie immer zu verlaufen, hätte sich da nicht dieses leise Gefühl des Abschiednehmens eingeschlichen, welches permanent daran erinnerte, niemals mehr wird es so sein wie es bisher war. Die aktuellen Brandschutzbestimmungen für öffentliche Gebäude fordern ihren Tribut. Und so stellte sich plötzlich die Frage: Wie weiter? Die Antwort stand auf einem bunt bedruckten Blatt Papier, welches die Organisationsleitung allen Teilnehmern übergeben hatte. Darauf wurde mitgeteilt, dass der nächste Grafikmarkt – bedingt durch Bauarbeiten in Rathaus und Schule – in der Elbsporthalle Radebeul-West stattfinden wird. Die überwiegende Reaktion der Künstler war überraschend positiv. Neunhundert Quadratmeter Ausstellungsfläche auf einer Ebene und ausreichend Parklätze an der vorgelagerten Festwiese sprechen dafür. Die Ortsveränderung betrachten die Organisatoren und Künstler als Herausforderung. Erste Ideen für ein anderes Veranstaltungskonzept wurden bereits ausgetauscht. Alles hat seine Zeit und auf jedes Ende folgt ein neuer Anfang.

Die 88-jährige Radebeuler Malerin und Grafikerin Lieselotte Finke-Poser war bereits mit ihren Arbeiten beim ersten Grafikmarkt dabei

Die 88-jährige Radebeuler Malerin und Grafikerin Lieselotte Finke-Poser war bereits mit ihren Arbeiten beim ersten Grafikmarkt dabei    Foto: B. Schade

Karin (Gerhardt) Baum

Copyright © 2007-2025 Vorschau und Rückblick. Alle Rechte vorbehalten.