Editorial

Editorial zur Adventszeit

Immer wenn die Adventszeit beginnt, nehme ich mir vor: Diesmal mache ich es ganz anders als in den Jahren zuvor: viel bewusster, mit weniger Stress und mehr innerer Ruhe. Einmal so richtig adventlich leben – in Erwartung und mit etwas Sehnsucht, dass Gott in unsere Welt kommt. Und dann wird es oft ein „Alle-Jahre-Wieder“: viel zu tun, kaum Freiräume, vor allem wenig Raum zum Innehalten. Weniger Menschen besucht, als ich gern wollte, zu selten mit den Kindern gebastelt, vieles in letzter Minute erledigt. In diesem Jahr wird für uns als Familie ganz sicher eine besondere Adventszeit sein. Denn wir erleben den Advent zum ersten Mal hier in Radebeul. Zum ersten Mal den „Budenzauber“ in Altkötzschenbroda, das Weihnachtsmärchen der Landesbühnen und die Weihnachtslotterie des „Bündnisses für Dich“, zum ersten Mal … Es wird also gewiss ein „anderer Advent“ für uns werden. Und für Sie? Wie lange auch immer Sie schon in Radebeul leben – wie wäre es, diesen Advent noch einmal so zu erleben, als wären Sie das erste Mal hier? Noch einmal staunen, sich freuen, wie damals, als Sie neu hier waren – oder als Sie noch ein Kind waren. Oder mit kritischem Blick auf das schauen, was es hier gibt – feststellen, was fehlt und woran man oder frau sich schon gewöhnt hat. Die adventliche Vorbereitungszeit nutzen, um manches, was „schon immer so war“, mal wieder auf den Prüfstein zu legen oder manch schöne Tradition für sich noch einmal ganz neu zu entdecken. Wir haben eine adventliche Tradition mitgebracht: Ein gesungenes Mittagsgebet an den sieben Tagen vor Weihnachten. Vom 17.-23.12.2014 sind Sie eingeladen, um 12.00 Uhr in die Lutherkirche. Eine knappe halbe Stunde zum Innehalten und Sich-Vorbereiten auf das Weihnachtsfest. Schauen Sie gern einmal vorbei. Gesegnete Advents- und Weihnachtstage und Zeit zum Stöbern in dieser Dezemberausgabe wünscht Ihnen

Anja Funke, Pfarrerin in der Lutherkirchgemeinde

Zum Titelbild November 2014

Zur Titelbildserie

Häufig dichtet der Mensch den Tieren Eigenschaften an, mit denen er selbst nur ungern in Verbindung gebracht werden möchte. So wird zum Beispiel am Ziegenbock kein gutes Haar gelassen. Dieser sei störrig, triebhaft, aggressiv und stinkend. Positives kann man in der Literatur über ihn kaum finden. Gerade mal für die Vermehrung ist er gut genug. Lange vorbei sind die Zeiten, als aus seinen Hörnern Nektar und Ambrosia floss.
Der Bock auf unserem November-Titelbild scheint allerdings recht vergnügt in sich hinein zu lächeln. Die turbulenten Weinfeste sind überstanden. Die Straußenwirtschaften haben geschlossen. Für Herrn Bock beginnt die Zeit des Bock: Winterbock, Festbock, Eisbock… Wo sich der Ort seiner Labung befindet, ist nur zu vermuten. Es wird wohl eine Bierstube in Altkötzschenbroda sein. Schließlich haben hier viele seiner Vorfahren gelebt und der eine oder andere Verwandte lässt sich hin und wieder auf den Streuobstwiesen blicken. Wohin jedoch seine Gedanken schweifen, ist nur schwer auszumachen. Vielleicht sinnt er nach über die kontroversen Diskussionen, welche um die Zukunft von „Bismarckturm“ und „Hoflößnitz“ kreisen? Oder er träumt vom Tänzchen mit einer Ziegendame in Lindenau? Auf jeden Fall wirkt er sehr entspannt, woraus sich wohl schließen lässt, dass er sich nicht mehr zum „Gärtner“ für alle möglichen Querelen in der Lößnitzstadt machen lassen will. Da zeigt sich sein wahres Wesen: Bock bleibt Bock – mit und ohne Bock! Die Schöpferin der Titelbildillustration, Lieselotte Finke-Poser, wird sich ihren Teil dabei gedacht haben, denn Ziegenböckchen hat sie schon als Kind gemocht.

Karin (Gerhardt) Baum

Einblicke in die Fotoausstellung „Sta(d)tt Bäume in Radebeul?!“

Zugegeben, der Titel der Ausstellung ist etwas sperrig, man ahnt aber, wie’s gemeint ist und sollte sich dadurch keinesfalls von einem Besuch abschrecken lassen. Seit dem 13. September und noch bis zum 10. Dezember 2014 kann man im Vortragsraum der Stadtbibliothek Radebeul Ost die o.g. Fotoausstellung von Sylvia Preißler anschauen.
Leider hatte ich aus privaten Gründen die feierliche Eröffnung verpasst, so dass ich erst jetzt, dafür aber in aller Ruhe die Bilder von Bäumen betrachten konnte. Mein erster Eindruck: klein aber fein! Mehr »

Ein Baum für die Freiheit

Der Weichenheizungsmonteur Adolf Jeske geht an jenem November-Montag im Jahr 1989 wie gewohnt seiner Arbeit nach. Sein Weichenkontrollweg führt ihn entlang der Schienen vom alten Coswiger Bahnhof in Richtung Radebeul. Seine Gedanken schweifen jedoch dauernd wieder ab zu den unglaublichen Ereignissen des Wochenendes. Er kann immer noch nicht glauben, was er am Abend des 9. November mit eigenen Ohren hörte. Die Worte des SED-Politbüromitglieds Schabowski kreisen in seinem Kopf: „… ohne Vorliegen von Gründen … DDR-Bürger dürfen über Grenzübergangspunkte ausreisen … das gilt ab sofort, unverzüglich …“ Mehr »

Bürgerbahnhof Kötzschenbroda? – eine Wortmeldung zum Thema Stadtentwicklung

Bahnhöfe sind Zwischenstationen. Sie erzählen von Menschen, die ankommen und Abschied nehmen, die sich als Wartende oder eilig aneinander vorbei Hastende flüchtig begegnen. Aber auch die Bahnhöfe selbst haben eine eigene interessante Geschichte. Die vom Bahnhof in Radebeul-West beginnt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Gelegen an der ältesten Fernbahnstrecke Deutschlands, gehörte das Bahnhofsensemble zu den wenigen noch im Originalzustand nahezu vollständig erhaltenen historischen Anlagen in Sachsen. Zwei Weltkriege und 40 Jahre DDR hat der Bahnhof relativ unbeschadet überstanden bis zu jenem Moment, als ihn „clevere“ Strategen von der Deutschen Bahn zum Haltepunkt degradierten. Aus ihrer Sicht war das ein kluger Schachzug, der sich rechnet. Mehr »

Editorial

Seit dem 5. Oktober haben die Radebeuler ihre traditionsreiche Gaststätte „Goldne Weintraube“ wieder zurück. Vieles hat sich im zeitgemäßen Umbau freilich verändert. Nun dient der Gastraum, der im Untertitel den Namen „Die Theaterkneipe“ trägt, auch zur kulinarischen Versorgung der Mitarbeiter der Landesbühnen Sachsen. Eine Treppe für das Personal wurde ebenso geschaffen wie eine Tür vom Foyer, die den Theaterbesuchern nun einen direkten Zugang zum Restaurant ermöglicht. Dieses Mischkonzept soll nach den Vorstellungen der Theaterleitung eine lebendige Begegnungsstätte zwischen Gästen und Künstlern bilden. Mehr »

Entdeckungen und Begegnungen links der Elbe

Portal »Gnomenstieg«

Portal »Gnomenstieg«

Was für ein Name: Gnomenstieg! Was für ein Weg, nein: Stieg, denn „steigen“ muss ich, muss auf einem schmalen Pfad das Tal verlassen und Höhe gewinnen, bis ich endlich oben stehe. Ich bin auf der Herrenkuppe, mit immerhin 211m höchste Erhebung des ältesten Cossebauder Weinbergs, der mit seiner urkundlichen Ersterwähnung im Jahre 1311 auch gleichzeitig einer der ältesten Weinberge im ganzen oberelbischen Weinland ist. Verblüfft stelle ich mit einem Blick auf die Karte fest, dass genau nördlich gegenüber, auf der anderen, auf „unserer“ Seite die Weinberge oberhalb von Schloss Wackerbarth sein müssen, die hoch gewachsenen Bäume verwehren jedoch den Blick. Zugegeben: Nur entfernt erinnert es hier noch an Weinbau, weil lediglich Freizeitwinzer kleinere Lagen der historischen, ortsüblich „Vorderberg“ genannten und ehedem immerhin 8,8ha großen Fläche bewirtschaften. Die Reblaus hatte 1890/91 eben auch linkselbisch gewütet, weshalb statt praller Reben an diesem prominentem Platz ein Denkmal dominiert, das sich bei näherem Blick als Bismarckturm entpuppt. Bismarckturm? Nun ja, eher ein Türmchen ohne Spitze, dafür aber liebevoll renoviert durch den Cossebauder Heimatverein, der sich im letzten Jahr darum kümmerte, das 1913 erbaute Denkmal jubiläumsgerecht herzurichten. Also ein Pendant zur Radebeuler Seite, zwar kleiner, aber feiner. Der nach Nordosten hin unbewachsene Berg gibt ungeahnte Perspektiven auf die Landeshauptstadt frei, die sich Cossebaude übrigens erst 1997 einverleibt hat. Apropos „einverleiben“: Zu Urgroßmutters Zeiten pendelten die Städter mit der ab 1906 fahrenden Straßenbahn nach Cossebaude, um besonders zur legendären Obstbaumblüte (Obstbäume waren schließlich vor der Reblaus sicher!) in Restaurationen wie der „Parkschänke“, der „Liebenecke“ oder im gewaltigen, neugotisch anmutenden „Osterberg“ des Sonntags Köstlichkeiten zu genießen. Leider gibt es diese Lokale heute nicht mehr, denn eine Stärkung käme mir jetzt ganz gelegen. Ich beginne zu ahnen, dass Cossebaude viele bezaubernde Ecken hatte und noch immer hat. Weshalb ich weiter gehe und bereits nach wenigen Metern eine eindrucksvolle Toranlage passiere, die allein schon den Aufstieg gelohnt hätte (siehe Bild). Bald schon erreiche ich die Weinbergstraße und schaue mich um, ob sie ihrem Namen noch so gerecht wird wie ihre Schwester in Oberlößnitz. Und tatsächlich, am oberen Ende dehnen sich Zeilen südlich aus, eine kleine Terrassenlage, was ja an sich schon eine Besonderheit ist.
„Entschuldigung, darf ich hier durchgehen?“, frage ich einen Mann mit Weste und Hut, dem man ansieht, dass er wind- und wetterfest, sich für Arbeit im Freien nicht zu schade ist. Wie es der Zufall will, begegne ich Rolf Fehrmann, dem einzigen hauptberuflichen Winzer in Cossebaude, der hier seit 1998 eine bis dahin zum Staatsweingut Wackerbarth gehörige Fläche bewirtschaftet. Ob er ein paar Minuten Zeit für mich hat? Er nimmt mich mit auf einen Gang durch seinen Weinberg, was für ein Glück! „Auf knapp 4 Hektar, davon überwiegend in Steillage, wird vor allem Weißburgunder und Blauer Spätburgunder angebaut, aber auch Dornfelder, Traminer und Pinotin.“ Nun würde ich mich zwar nicht als Fachmann bezeichnen, aber die gängigen Rebsorten kenne ich dem Namen nach. Doch „Pinotin“ sagt mir gar nichts. „Pinotin ist eine recht neue, auf dem Blauen Spätburgunder basierende Rebsorte, die sehr resistent gegen Mehltau und auch widerstandsfähig gegen Spätfröste ist“, erklärt mir der Winzer. Während wir durch den Weinberg gehen, erfahre ich, dass Rolf Fehrmann das Gut überwiegend allein bewirtschaftet, nur im Sommerhalbjahr unterstützt durch einen Angestellten. Kein Wunder, dass zur Lese dann Familie und Freunde mithelfen müssen, um die Reben einzubringen. Von oben schweift mein Blick talwärts und bleibt am Winzerhof hängen. „Den haben wir völlig marode übernommen und mussten 2 Jahre bauen, ehe wir ihn 2002 als Wohnhaus beziehen konnten.“ Und darin wird auch der Wein gekeltert, nehme ich an? „Nein, wir sind klassischer Traubenerzeuger. Ausgebaut wird unser Wein bisher fast ausschließlich im Meißner Weinhaus von Georg Prinz zur Lippe, dessen Etikett die Flaschen dann auch tragen.“ Schade, ich hätte doch gern mal etwas von dem probiert, was hier sonnenverwöhnt reifte. „Kommen Sie mal, ich hätte da etwas für Sie.“ Neugierig folge ich dem Winzer die steilen Treppen hinunter, bis er mir im kleinen Gastraum eine Auswahl an Flaschen zeigt, die alle das Etikett „Weinbau Fehrmann“ tragen. „Das sind meine Hausweine, die Sie nirgendwo kaufen oder bestellen können, die gibt es nur bei mir! Denn eine kleine Menge lasse ich in der Nachbarschaft so keltern, wie ich es mir vorstelle!“ Dem ersten Schluck folgt ein zweiter, diesem ein dritter, bis ich mich danach erkundige, wann man denn offiziell und in größerer Runde einkehren könnte, denn eine Straußenwirtschaft wird ja offensichtlich nicht betrieben. „Kommen Sie zu den Adventssonntagen, oder nächstes Jahr zu Ostern oder Pfingsten. Oder Sie mieten sich einmal für eine Feier bei mir ein, das geht auch.“

Weingut Fehrmann

Weingut Fehrmann

Nun wird es aber Zeit, dass ich mich wieder auf den Weg mache. Beschwingten Schrittes geht es die Talstraße hinab, immer entlang des Lotzebachs, bis ich wieder am Ausgangspunkt in der Nähe der Bahngleise lande. Gnomenstieg. Was für ein Nachmittag!
Bertram Kazmirowski

Kontakt: Weinbau Fehrmann, Talstraße 62, 01156 Dresden, info@weinbau-fehrmann.de oder
http://www.weinbau-fehrmann.de

„Herzlich willkommen zur Kleinbürger Hochzeit!“

Die Landesbühnen punkten in der neuen Spielzeit mit dem Thema Familie

Puppenspieler Jonathan Strotbeck lässt seine Geschöpfe agieren

Puppenspieler Jonathan Strotbeck lässt seine Geschöpfe agieren

Es ist die enorme Fülle innerhalb des Spielplans der Landesbühnen Sachsen 2014/2015, die den Beobachter verblüfft und zugleich etwas erschreckt. Und die ihn fragen lässt „Wie will man das alles denn überhaupt schaffen?“ Zudem gesellt sich zu den vier traditionellen Sparten des Hauses (Ballett, Musiktheater, Schauspiel und Konzert) als fünfte und jüngste nun noch das Puppentheater als Teil des von Steffen Pietsch geleiteten „Jungen Studios“. Dieser Puppenspielbereich wird vor allem durch Jonathan Strotbeck verkörpert, der am Vormittag des 4. Septembers auch gleich zwei seiner Geschöpfe bemühte, um die herbeigeeilte Journaille im Glaskasten des Radebeuler Theaters standesgemäß zu begrüßen. Die beiden lassen sich auch nicht lange lumpen und produzieren sofort einen echten Fauxpas, indem sie ein „Herzlich willkommen zur Kleinbürger Hochzeit!“ in den Raum schmettern. Es sei ihnen an dieser Stelle noch einmal verziehen, denn sie sind neu auf dem Radebeuler Theaterparkett. Und schließlich lässt sich ja sowieso nicht alles mit einem ersten Blick überschauen. Vor allem der prall gefüllte Spielplan der neuen Spielzeit nicht. Der wartet dieses Mal mit einem ganz besonderen Highlight auf. Mit der Neueröffnung der einstigen Traditionsgaststätte „Goldene Weintraube“ nämlich. Die wird derzeit zu einer zünftigen Theaterkneipe umgestaltet. Zum Zeitpunkt der Pressekonferenz werkelten dort noch die Handwerker, im Oktober wird es dann einen direkten Zugang vom Foyer zur Gaststätte geben. So ensteht ein Ort zur Vor- und Nachbereitung für das jeweilige Theatererlebnis, aber auch ein Ort für Kontakte bzw. der Begegnung zwischen Künstlern und Publikum. Auch für eine theatergemäße Nutzung dieser Räume hält Intendant Manuel Schöbel schon einige Ideen bereit. Die Tragendste darunter ist wohl die Kombination von Gaststätte, Kantine und Theaterpodium. Man darf darauf genauso gespannt sein wie auf die dort stattfindende Puppenspielpremiere von Jonathan Strotbeck, der sich immerhin an dem anspruchsvollen Brechtschen Theaterstück „Die Kleinbürgerhochzeit“ versucht. Premiere ist am 25. Oktober 2014.
Schauspieldirektor Peter Kube, Musiktheaterchef Jan Michael Horstmann, Ballettchef Carlos Matos, Steffen Pietsch als Chef der Sparte Kinder- und Jugendtheater sowie Chefdramaturgin Gisela Kahl verwoben innerhalb der Pressekonferenz die verschiedenen einzelnen Bänder der Kunstsparten zu einem überschaubaren Ganzen. Das aber endet natürlich nicht mit dem Jahreswechsel 2014/15 sondern gestattet schon heute einen weiten Blick voraus; in die Freiluftsaison 2015 nämlich und damit vor allem auf die Felsenbühne Rathen. Die wartet mit einem sehr besonderen Highlight auf. Mit der Premiere des „Glöckner von Notre Dame“ im romantischen Felskessel. Verlockend ist aber nicht nur der Stücktitel selbst, sondern vor allem die Tatsache, dass Tom Pauls in die Rolle des Quasimodo schlüpfen wird. Winnetou reitet ebenfalls wieder im Wehlgrund. Es ist eine neu bearbeitete Inszenierung, die Olaf Hörbe einst für die Felsenbühne inszenierte. Die Regie für 2015 wird Manuel Schöbel selbst übernehmen.
Und natürlich hält auch das Musiktheater im Stammhaus wie immer allerhand Neues bereit. Insgesamt acht Premieren bietet die Sparte an, darunter Giuseppe Verdis „Ein Maskenball“ (17.1.2015) und Paul Burkhards „Feuerwerk“ (4.4.2015).
Die Sparte Schauspiel hat insgesamt 12 neue Produktioen auf ihrer Agenda, darunter Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“ (13.03.2015) und „Wie im Himmel“, die erfolgreich verfilmte Geschichte eines schwedischen Chores (am 1.5.2015). Carlos Matos bringt mit seiner Compagnie u.a. mit „Dido und Aeneas“, eine Tanztheaterversion der Oper Henry Purcells auf die Bühne (18.04.2015).
Garantiert aber ist für nahezu jeden Geschmack etwas dabei.

Wolfgang Zimmermann

„Willkommen all ihr Gäste…!“

Der Radebeuler Männerchor „Liederkranz 1844“ lud zum 170jährigen Jubiläum

„Was gleicht wohl auf Erden der Jäger Vergnügen…?“ lautet eine Frage, die der Komponist Carl Maria von Weber in seiner Oper „Der Freischütz“ den deutschen Jägern in den Mund legt. 1821 feierte diese deutscheste aller Opern in Berlin ihre Uraufführung. Und seither gehört der „Jägerchor“ zum festen Liedrepertoire deutscher Männerchöre. Als sich 23 Jahre nach der Uraufführung des „Freischütz“ in Radebeul ein Männerchor gründete, nahm er natürlich jenen Jägerchor in sein Repertoire auf. Und darin ist das Lied bis heute geblieben.
Dieser Tage nun feierte der Chor sein 170-jähriges Bestehen. Dazu lud er am Nachmittag des 6.9. in den Luthersaal der Friedenskirche. Und wie das so ist, selbstverständlich gehörten zum Kreis der Gratulanten auch die befreundeten Radebeuler Chöre. Wie die „Chorgemeinschaft Radebeul-Lindenau 1895 e.V. – mehr als fünzig Jahre jünger als der Jubilar – und der erst 1987 entstandene „Lößnitzchor“. Beide Chöre aber ließen es sich nicht nehmen und gratulierten dem Jubilar auf musikalische Art.
Hans Jürgen Wächtler – dem langjährigen verdienten musikalischen Leiter des Männerchores – war es krankheitsbedingt leider nicht vergönnt, zu diesem großen Ereignis seinen Chor dirigieren zu können. Diese Aufgabe hatte kurzfristig Monika Lorenz übernommen. Zahlreiche gute Wünsche für Hans Jürgen Wächtlers baldige Genesung wurden aber an diesem Abend formuliert und werden ihn sicher auch erreichen. Mit „Willkommen all ihr Gäste“ eröffnete der Jubilar seinen Teil des Konzerts, Robert Schumanns Komposition zum „Minnesänger“, Franz Schuberts „Lebenslust“ und Felix Mendelsohn – Bartholdys „Der frohe Wandersamann“ schlossen sich an. Und es fehlte im Programm auch nicht die Sicht über die Ländergrenzen hinaus. Unter anderem mit dem besinnlich schönen schottischen Volkslied „Mull Of Kintyre“, dass der Beatle Paul McCartney 1977 aus der Versenkung holte und zu einem Welthit machte.8_chorjubilaeum
„Liederkranz 1844 e.V.“ startet nun in das 18. Jahrzehnt seiner Existenz. Und will auch künftig lautstark in der Gemeinschaft der Radebeuler Volkskunstgruppen mitmischen. Die Chormitglieder haben für die Zukunft eigentlich nur einen einzigen Wunsch: zahlreiche neue und vor allem jüngere Mitglieder zu gewinnen.

Wolfgang Zimmermann

Zum Thema “Kunst im öffentlichen Raum“

verein für denkmalpflege und neues bauen

Die Geschichte einer jungen Bronzedame  (1. Teil)

»Kniende«, Bronze

»Kniende«, Bronze

Schon vor fünf  Jahren war sie im Gespräch, die 80cm hohe kniende Bronzefigur, die über 30 Jahre den Park zwischen „Weißem Ross“ und Landesbühnen zierte, die danach aus Sicherheitsgründen in die Versenkung geriet und für die noch immer ein  passender Aufstellungsort gesucht wird.
In der SZ vom 16. August 2014 wurde dieses Vorhaben wieder einmal in die Öffentlichkeit getragen und ich möchte hier erläutern, warum die Aufstellung immer noch nicht möglich war. Dazu muss ich ein paar Jahre zurückgehen.
Anlässlich des 75. Jahrestages der Gründung Radebeuls im Jahre 2010 nahmen sich der „verein für denkmalpflege und neues bauen“ und der „Radebeuler Kunstverein“ vor, sich für die Wiederaufstellung des Wackerbarthsteins und einer schönen kleinen Bronzefigur einzusetzen. Beide Vereine hatten für jedes Projekt etwa 800 Euro zurückgelegt.
Die Wiederaufstellung des Grabsteines für den Raugrafen August Joseph Ludwig Wackerbarth erfolgte am 20. Mai 2010 in feierlicher Form und unter Beteiligung vieler Interessenten auf dem alten Friedhof in Radebeul West. Das zweite Projekt wartet noch immer auf seine Verwirklichung.
Dazu möchte ich verschiedene Gründe anführen.
Am Anfang suchten wir nicht nur einen passenden und sicheren Ort für  eine „Bronze“ im öffentlichen Raum, sondern wir merkten, dass es keinerlei Angaben zur Herkunft, zur Entstehungszeit und zum Künstler gab. Also musste man erst einmal nach Fakten suchen.
Auch die Anfrage des Bürgermeisters, ob die Figur aus jüdischem Besitz stamme, war nicht geklärt.
Aus der Art der Formung und der Gestaltung der Oberfläche unserer Bronzedame konnten wir auf  Künstler in Richtung Kolbe, Albiker oder Wrba schließen, aber Belege dafür gab es nicht. Wir, das waren vor allem Frau Karnatz, die Leiterin des Stadtarchivs, der Kulturamtsleiter Herr Lange und ich. Und wir fragten fast alle in unserer Stadt, von denen wir meinten, dass sie so etwas wissen könnten. Schließlich wandten wir uns im  Dezemberheft von „Vorschau & Rückblick“ 2009 an die Öffentlichkeit. Vielleicht können sich einige Leser noch daran erinnern?
Aber es gab sehr wenige Reaktionen. Herr Tarnowski, der die jüdische Geschichte in Radebeul gut kennt, konnte mir versichern, dass die Figur nicht aus jüdischem Besitz stammt. Frau Inge Bielmeier, die Vorsitzende des Kunstvereins, fand in einer Broschüre vom 17. 2.1959 eine Abbildung der Figur, fotografiert von Herrn Malschewski unter dem Titel „Grünanlagen am Weißen Ross“. Bei der Gestaltung des Parks hatte die kleine Figur also hier bis 1991 einen Aufstellungsort gefunden.
Das konnte mir auch Frau Karnatz bestätigen. Gemeinsam durchforsteten wir alle Ankaufspläne der Stadt, aber ohne Ergebnis. Das war ärgerlich, auch für mich selbst. War ich doch jahrelang fast täglich an der Figur vorbeigelaufen und hatte nie nach dem Künstler gefragt.
Also musste ich mit meinen Erkundungen und mit meinen Gedanken weg von Radebeul gehen.
Kurz vor Weihnachten fiel mir blitzartig ein, nur Hermann Naumann könnte etwas über unsere Figur wissen. Hermann Naumann, der Maler, Grafiker und Plastiker aus Dittersbach; Hermann Naumann, der Kunstsammler, der sich für Land und Leute interessierte, der viele Künstlergeschichten und Schicksale kannte, und der mir schon mehrfach geholfen hatte, auch als es um das Werk des Bildhauers Burkhart Ebe ging.
Ich  schrieb ihm sofort und bekam auf Brief und Bild umgehend eine telefonische Antwort.
OTTO ROST müsste der Verfasser sein. Die Art der Gestaltung und die Bearbeitung der Oberfläche schließen nur auf ihn. Er selbst besäße zwei Plastiken von Otto Rost und er wäre sich bei dieser Ferndiagnose ziemlich sicher. Im übrigen hätte seine Frau noch schneller auf den Bildhauer Otto Rost getippt. Hermann Naumann wusste auch, dass Otto Rost ein Schüler Georg Wrbas war, an der Kunsthochschule in Dresden studiert und ein reiches Werk hinterlassen hatte. Jetzt war der Weg für weitere Informationen frei und die bekamen wir auch ganz schnell und umfassend. Aber dazu schreibe ich im nächsten Heft unter dem Titel „Der kleine große Bildhauer Otto Rost“.

Gudrun Täubert

Copyright © 2007-2025 Vorschau und Rückblick. Alle Rechte vorbehalten.