Huch – wer war denn das?

Dies sollte ein deutscher Frauentag sein, und mehr als ein deutscher. Denn nicht nur die erste Frau Deutschlands ist es, die man zu feiern hat, es ist wahrscheinlich die erste Europas.
Mit diesen Sätzen begann Thomas Mann 1924 seine Würdigung der Dichterin und Philosophin Ricarda Huch aus Anlaß ihres sechzigsten Geburtstages.
Eine Dichterin also war es, eine Philosophin und keine Sprinterin oder Fußballerin, die Mann seinerzeit zur ersten Frau Europas kürte und diesen Rang ausdrücklich auch auf ihre Weiblichkeit bezog. Es ist nämlich – und das mag es gewesen sein, was den Hochgeistigen so hoch begeisterte – kein Widerspruch zwischen Geist und Weiblichkeit, im Gegenteil.

Die am 18. Juli 1864 in Braunschweig geborene Ricarda Octavia Huch hatte es nach dem Abitur 1888 zum Studium der Geschichte, Philosophie und Philologie nach Zürich gezogen, denn Deutschland war noch weit davon entfernt, Frauen an Hochschulen auch nur zu dulden. Als eine der ersten Frauen promovierte Ricarda Huch 1891 über ein historisches Thema.
Erste Gedichte erschienen noch unter Pseudonym, doch bald schon veröffentlichte sie Dramen und Erzählungen unter ihrem eigenen Namen. Sie arbeitete als Bibliothekarin und Lehrerin und ließ sich 1897 als Schriftstellerin in Wien nieder.

Aus ihrer ersten Ehe mit einem italienischen Zahnarzt ging eine Tochter hervor, die in späteren Jahren eine wichtige Bezugsperson für sie wurde. Nach ihrer Scheidung heiratete sie mit Richard Huch ihren Schwager und Cousin und die große Liebe ihrer Jugend. Doch auch diese Ehe endete nach großer Enttäuschung mit einer Scheidung.
Seit dem ersten Weltkrieg, den zu feiern sie nie in Versuchung geriet, arbeitete sie kaum noch belletristisch, sondern widmete sich ganz historischen und religionsphilosophischen Themen. Doch auch ihre wissenschaftlichen Arbeiten gerieten zu literarischen Kunstwerken großer Schönheit. In der Charakterstudie Wallenstein etwa stellte sie 1915 dessen Persönlichkeit als exemplarisch für den Geist der Epoche dar.

Ricarda Huch wurde 1924 Ehrensenatorin der Universität München. Im Frühjahr 1933 verließ sie aus Protest gegen die Ausgrenzung jüdischer Kollegen die Berliner Akademie der Künste.
In ihrem Jenaer Wohnhaus entstand sehr bald ein philosophischer Stammtisch, der mit dem Widerstand gegen das Regime sympathisierte. Nur durch Zufall entging ihr Schwiegersohn der nach dem 20. Juli 1944 einsetzenden Verfolgungs- und Ermordungswelle.
Nach Kriegsende nahm sie noch einmal hoffnungsvoll an den Bemühungen zur demokratischen Erneuerung Deutschlands teil. Doch bald schon spürte sie das erneute Erstarken totalitärer Tendenzen. Sie verließ Jena. Doch die Strapazen der Reise zu ihrer Tochter nach Frankfurt/M. kosteten sie ihre Lebenskraft. Ricarda Huch starb am 17. November 1947 in Schönberg im Taunus.

Ein paar Daten können das Wesen einer Persönlichkeit nicht erhellen. Ebenso wenig vermag dies die lange Liste der Publikationen, für die hier der Raum nicht ist. Mit ihrem zweibändigen Werk zur Romantik hat sie ein Bekenntnis und einen Weg zur Erneuerung ihrer Epoche gegeben. Denn der Anspruch der Romantik besteht nicht in der verklärten und verklärenden Betrachtung des Mondes, sondern in stetiger geistiger Erneuerung – ein Anspruch mithin, der, wie die Gegenwart beweist, die das schon gar nicht mehr versucht, wiederkehrendes Scheitern in sich birgt.
In einer gleichfalls 1899 erschienenen Erzählung hat sich Ricarda Huch mit dem mittelalterlichen Gedicht Der Arme Heinrich beschäftig. Ihre Neuinterpretation zählt neben Gerhart Hauptmann gleichnamigem Drama von 1902 zu den literarisch bedeutendsten Bearbeitungen dieses Themas.

Dass die einst gefeierte Dichterin heute weitgehend vergessen ist, zeugt nach Reich-Ranicki …von dem gebrochenen Verhältnis der Deutschen zur besten deutschen Literaturtradition.
Unser Versuch, ihre Erzählung vom armen Heinrich mittels einer Lesung im Hohenhaus vor dem völligen Vergessen zu bewahren, hat sich im ersten Anlauf als zu romantisch erwiesen. Einen zweiten Versuch werden wir vielleicht im Herbst unternehmen – dann haben wenigstens die Vorschau-Leser den Namen Ricarda Huch wieder verinnerlicht – den Namen einer Frau, die für Thomas Mann als erste Frau Europas einen Superlativ wert war.

Thomas Gerlach

„Kommt, wir spielen Bundesrepublik!“

Premiere für ein Generationenprojekt an den Landesbühnen Sachsen

Es gibt Forderungen, die – sind sie einmal ausgesprochen – sehr schnell beginnen, eine ganz eigene Dynamik zu entwickeln. Eine dieser Forderungen liest sich so „Krankenhäuser sollten niemals wirtschaftlichen Zwängen unterliegen, sondern immer das Wohl des Patienten im Fokus haben!“ Das liest sich gut, spricht sich gut und bleibt am Ende dennoch nur eine Fiktion. Sprich; die Forderung geht in der Regel an den konkreten Verhältnissen vorbei. Dennoch; dieser Satz beinhaltet eine kleine Kostbarkeit. Nämlich einen – wenn auch noch sehr, sehr leisen – Aufruf zum zivilen Ungehorsam. Dagegen ist der französische Autor und Übersetzer Stéphane Hessel geradezu ein Titan. Mit 93 Jahren verfasste er den leidenschaftlichen Appell „Empört Euch!“ Hessels Ausgangspunkt bildet dabei das künstlerische Werk des Malers Paul Klee in Einheit mit einem, sich daruf beziehenden Kommentar des deutschen Schriftstellers und Philosophen Walter Benjamin.
Stéphane Hessels Essay müsste – sollte – der gegenwärtigen jungen Generation aus dem Herzen sprechen. Und sollte sie zugleich zum Handeln animieren. Das Theater nimmt sich selbst als das geeignete Podium für den Transport solcherart Botschaften ins Volk noch zu wenig wichtig. Allein deshalb richtet sich die aktuelle Inszenierung der Landesbühnen Sachsen vor allem an jene, die am Beginn eines aktiven Lebens stehen. Die aus Trier stammende Autorin und Regisseurin Judith Kriebel führt seit 2006 Regie; begann mit einem Stück von Tschechov, widmete sich dann einem Stück von Elfriede Jelinek und einem von Yasmine Reza. Und immer wieder hatten es ihr dabei die brennend aktuellen Themen angetan. „Empört Euch“ ist nach einem „Anne Frank Projekt“ (2011) bereits ihre zweite Regiearbeit an den Landesbühnen Sachsen. Das besondere daran ist, dass sie professionelle Schauspieler mit Mitgliedern eines Amateurtheaters („Seniorenclub Q 10“) und Studenten der Theaterakademie Sachsen zusammenbringt und sie gemeinsam spielen lässt. Zwischen den verschiedenen Biografien liegen da mitunter Welten. Doch gerade deshalb kratzen die Texte – bzw. kratzt das Spiel der Akteure – nicht nur an der Oberfläche, sondern geht auf geradem Wege direkt unter die Haut.
Das ist das ein Phänomen; das andere liegt in den so extrem unterschiedlichen Biografien der Akteure versteckt. Natürlich hatte der im Westen Deutschlands aufgewachsene junge Mensch kaum Ahnung von dem, was sich im damals anderen Teil Deutschlands abspielte. Die Geschichtsbücher beiderseits verschwiegen tunlichst alles, was nicht in das jeweilige Weltbild passte. Und die STASI war für den westdeutschen Jugendlichen eher so etwas wie ein Witz, während der Ostdeutsche sich aus gutem Grund mit diesem Phänomen äußerst schwer tat. So ist jene Aufforderung einer Hiesigen an einen von Drüben „Komm wir spielen Bundesrepublik!“ auch eher wie ein Hilferuf als eine tatsächliche Aufforderung zum Spiel zu betrachten. Die Gelegenheit bzw. das Bedürfnis, wirkliche und wahrhaftige Wahrheiten auszutauschen, war wohl noch nie so groß wie gerade jetzt.

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»Empört Euch!«,ein Generationsprojekt

Und aus diesem Austausch erwächst letztendlich die Formulierung „Widerstand leisten heißt Neues schaffen!“ Trotz der gefährlich eskalierenden Situation in der Ukraine, trotz der NSA Affäre, trotz des scheinbar unaufhaltsamen Vormarschs der ISIS-Krieger im Irak. All das suggeriert dem Zuschauer; „Empört Euch!“ ist nur eine Bestandsaufnahme mit dem Charakter eines Zwischenberichtes. Und dennoch ist „Empört Euch!“ eine Notwendigkeit.

Wolfgang Zimmermann

Zum Titelbild August 2014

Der Anblick von verliebten Paaren, die in aller Öffentlichkeit Zärtlichkeiten austauschen, ist heutzutage eher selten geworden. Kein Wunder, dass die Titelbildzeichnung bereits vor über sechs Jahrzehnten entstand. Die Anregung hierfür empfing Lieselotte Finke-Poser als sie während ihres Studiums auf dem Weg zur Kunsthochschule mehrmals am Tag den Leipziger König-Albert-Park durchquerte. Die  Liebespaare auf den Parkbänken ließen sich nicht übersehen, denn Wohnraum war Ende der 1940er Jahre knapp. Doch was mag sich die Künstlerin dabei gedacht haben, eine so völlig absurde Situation darzustellen: Ein vermutlich staatenloses Walross und ein deutsches Hausschwein sitzen eng umschlungen auf einer Bank und fühlen sich dabei „sauwohl“. Um die öffentliche Meinung scheint sich das ungleiche Paar nicht zu scheren. Was ficht einen schon an, im Rausch der Gefühle! Ob der Liebhaber mit gültigen Papieren in die von den  Alliierten besetzte  Zone eingereist ist, soll hier nicht weiter erörtert werden. Auch lässt sich nicht mehr feststellen, ob er sich seine Stoßzähne bereits abgestoßen hat oder ob er sich diese aus Liebe hat ziehen lassen. Eindeutig scheint nur, dass die Multi-Kulti-Beziehung „weder Fisch noch Fleisch“ ist. Solange die Beiden auf einer Bank im Park sitzen, mag das ja noch funktionieren.  Doch spätestens, wenn Herr Walross nach Wasser verlangt im Schlafzimmer der ehelichen Wohnung, dürfte sich die Beziehung zu Frau Schwein merklich abkühlen. Liebe kann zwar Berge versetzen aber alle Unterschiede hebt sie doch nicht auf.

Karin (Gerhardt) Baum

Ein „Ja“ zu mehr Fahrrad

In Radebeul entsteht ADFC-Ortsgruppe

Am 17.7. wurde im Sonnenhof Altkötzschenbroda 26 die Radebeuler Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) gegründet. Eingeladen waren ausdrücklich alle Radfahrerinnen und Radfahrer aus Radebeul und Umgebung, die bessere und vor allem sichere Bedingungen für den Radverkehr durchsetzen wollen.
„Ein Ja zu mehr Fahrrad gibt es häufig nur, wenn es kein Geld und den Autoverkehr keinen Platz kostet! Das soll sich in Radebeul ändern!“, sagt das Radebeuler ADFC-Mitglied und Stadträtin Eva Oehmichen. Sie ruft deshalb Interessierte vom Alltagsradfahrer bis zum Radsport-Fan auf, sich an der Gründung zu beteiligen.
Die Ortsgruppe wird sich zukünftig in die Stadtplanung einbringen, damit das Radfahren in Radebeul attraktiver wird. Auch weitere Arbeitsfelder sind möglich. Denn die ehrenamtliche Arbeit in einer ADFC-Ortsgruppe wird von den einzelnen Interessen der Mitstreiter bestimmt. So könnten die Verknüpfung von Bahn und Rad, das touristische Potential des Elberadwegs und regionaler Radwege oder organisierte Touren und Serviceangebote für Radfahrer weitere Schwerpunkte sein.
Radebeul  hat  das  „Rad“  schon im Namen.  Und  tatsächlich  werden  in  der  Stadt 21 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt. Aufgrund von Größe, Lage und Struktur ist hier das Fahrrad ein ideales, umweltfreundliches Verkehrsmittel. Doch beim bundesweiten ADFC-Fahrradklima-Test landete Radebeul mit einem Notendurchschnitt von 3,99 nur auf dem 190. Platz. Das Engagement der Stadt Radebeul für den Radverkehr bewertetet der Fahrradklima-Test mit der Note 4,6 als mangelhaft. Kritisiert wurden fehlende sowie die unzureichende Breite vorhandener Radwege und das damit verbundene unzureichende Sicherheitsgefühl. Der geringe Stellenwert des Radverkehrs werde außerdem dadurch deutlich, dass nicht gegen Falschparker und weitere Hindernisse auf Radwegen vorgegangen wird. Hindernisse bergen für Radfahrer ein hohes Gefahrenpotential.
Dazu meint Eva Oehmichen: „Radebeul, die jüngste Stadt im Landkreis, sollte besonders Kindern und Jugendlichen ein sicheres Fahrradfahren ermöglichen.  Gerade für sie ist das Rad ein ideales Verkehrsmittel, um selbständig und flexibel tägliche Wege zu bewältigen.“ Derzeit würden auch die touristischen Potentiale, die der Elberadweg eigentlich bietet, leichtsinnig verschenkt, sagt Oehmichen. Größtenteils werde der Elberadweg nur als Stadtumgehungsroute und aufgrund mangelnder Querverbindungen nicht als Touristenmagnet für die Stadtteile genutzt.
Das Ziel der Gründung einer ADFC Ortsgruppe ist es, die Interessen der Radfahrer zu bündeln und sich konstruktiv und kreativ für ein sicheres Radwegenetz einzusetzen, so Eva Oehmichen. Denn nicht die autogerechte Stadt sollte die Köpfe weiterhin dominieren, sondern eine Verkehrsplanung, in der der Radverkehr endlich den Stellenwert erhält, den er im Alltag der Radebeuler schon längst innehat.
Zur Gründungsveranstaltung waren Olaf Matthies, Vorsitzender des ADFC Sachsen, Sascha Böhme, Landesvorstand Sachsen und Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen zugegen.

Martin Schaarschmidt

Die Meißner Straße – was tun?

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Der Verein veranstaltete am 16. Mai das 2. Forum Was macht Radebeul aus; diesmal unter dem Leitgedanken „Wohin führt uns die Meißner Straße“. Dass wir damit am „Nerv der Zeit“ liegen, beweisen die vielen Wortmeldungen in der Presse. Was bewegte die Besucher unserer Veranstaltung? Die Ergebnisse lassen sich in vier Gruppen zusammenfassen:

Erstens gilt für die Bepflanzung und allgemeine Ordnung: Notwendig erscheinen mehr kommunale Bäume und Großgrün als durchgehende Gestaltung und wohltuende Abgrenzung des Straßenraumes. Ebenfalls große Wirkung bei verhältnismäßig geringem Mitteleinsatz dürfte das Umrahmen bzw. Wegrücken der Abfallsammelbehälter erzielen. Gerade die Stadtein- bzw. ausgänge sind am schlechtesten gestaltet (Ruinen, kein Fuß/Radweg in Zitzschewig, Müllbehälter). Einzudämmen sind Werbetafeln.

Zweitens sind zu regeln Radverkehr, Fußwege und das Parken. Wichtig erschien ein durchgängiger Fahrradweg (Schulverkehr – es sind unsere Kinder); der Radfahrer braucht, weil er selbst „treten“ muss, den kürzesten Weg. Beparkte Fuß- und Radwege und Parksuchverkehr mangels Ausschilderung des neuen Zentrums Radebeul Ost aus Richtung Coswig wirken verkehrsbehindernd.

Drittens gilt es für die Verkehrsprobleme, vor allem den Ausweichverkehr auf Nebenstraßen eindämmen (wenig oder keine Einbahnstraßen – siehe positive Entwicklung auf der Winzerstraße, Tonnagebegrenzung). Bewusst sollte man sich sein, dass der Autofahrer Radebeul in der Berufsverkehrszeit im gleichen Zeittempo wie die (schnellen) Straßenbahnen durchfährt, ca. 21 Minuten. Für den Autofahrer scheint weniger die Zeit als der psychologische Moment, das Überholen der Straßenbahn, problematisch; der Autofahrer will „rollen“. Hier gilt es anzusetzen und dem Autofahrer neben der guten Überhollösung Weintraube (Straßenbahninsel, durch die Ampelschaltungen vorher aus beiden Richtungen ist ein Überholen der Bahn während des Ein- und Aussteigens gut gesichert, in dieser Zeit betätigt der Fußgänger gerade nicht die Fußgängerampel) weitere solche Möglichkeiten in Ost und West anzubieten. Eine Vierspurigkeit wurde weitgehend abgelehnt, dies lohnt auch nicht wegen zu bedenkender langer Überholwege. Wichtig wären zudem eine einheitliche Straßenbreite und -belag (Flüsterasphalt).

Viertens sollte immer beachtet werden, dass die Meißner Straße mehr ist als die Verkehrsachse. So soll weiterhin auf eine Aufwertung von Radebeul-Mitte als Geschäftszentrum wie auch im Bereich für Sport, Bildung, Kultur und Tourismus orientiert werden. Oftmals fehlt der Bebauung/Gestaltung auf der einen Straßenseite das Gegenüber auf der anderen, was das Bild verzerrt (z. B. in Mitte – Parkplatz nur suboptimal, da er direkt an der Hauptstraße gerade keine Zentrenfunktion erfüllt und den Hauptstraßencharakter auflöst – „Verlöcherung“). Da die Meißner Straße auch Geschäfts- und Wohnstraße ist gilt, dass die (neuen) Häuser sich in die Bebauungslinie und Höhen einordnen müssen (in diesem Falle mal nicht zu klein).

Für unseren Einsatz als Verein zeichnen sich damit als erste Maßnahmen das Drängen nach einer Gestaltung des Bereiches der Villa Kolbe, die Beseitigung des Zustandes der abgebrannten Maschinenfabrik bei der Autobahn und die Gestaltung der Stadteingänge ab. Wir haben alle Bürgermeinungen an die Verwaltung übermittelt und werden dazu regelmäßig nachfragen. Insbesondere sollte eine „To-Do“ -Liste aufgestellt, ein Vorschlag zum straßenbildgestaltendem Stadtgrün erarbeitet, sich in einer AG mit den Stadteingängen auseinandergesetzt und die Lösungsmöglichkeit zweier Haltestelleninseln (zum Überholen der Bahn) diskutiert werden.

Als Vision entschieden sich fast alle für folgenden Text, den ein Besucher unserer Stadt in naher (?) Zukunft einmal schreiben könnte: Im Reiseführer stand: „dass der Radweg an der Meißner Straße genauso schön und entspannend sein soll wie der parallel verlaufende an der Elbe.“ Na mal sehen, was die Sächsische Weinstraße zu bieten hat.
Gleich am Ortseingang ein großes Schild: „Tempo 30 für alle Verkehrsteilnehmer – genießen Sie das sächsische Nizza!“ Mit Rad wirds sogar etwas weniger als 30. Gleich rechts in gepflegten Grünanlagen ein Autohaus für Elektrowagen der gehobenen Klasse. Die kommen hier allerdings nur wenig schneller als Fahrrad und Straßenbahn voran. Kurz danach ein Platz mit Kreisverkehr, in dem es links an der Zinzendorfstraße in die Touristinformation geht, die ihr Domizil gemeinsam mit einer Jugendherberge in einer alten Villa in einem großen Park hat. In Radebeul Ost quert die gepflasterte Hauptstraße und verbindet Geschäfte unterhalb und eine Seniorenwohnanlage oberhalb der Meißner Straße. Dann Radebeul Mitte. Neben einem Theater leistet man sich auch ein Kino hier! Bis zur Bahnhofstraße – eine gepflasterte Querung wie die Hauptstraße in Ost, in Radebeul West dann auf beiden Seiten gepflegte Gärten vor alten Villen und einer neuen Wohnanlage linksseits, dem „Sängerviertel“, wie ich gelesen habe. Gleich bin ich beim Schloss Wackerbarth. Jetzt wird eine Pause eingelegt.

Dr. Jens Baumann

„Unakademische Perspektive“ in einer „Habitablen Zone“

Die Sommeraustellung des Radebeuler Kunstvereins präsentiert Malerei von Hans-Ulrich Wutzler

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»Kreisel«, MT/2010

Einmal im Jahr präsentiert der Kunstverein Radebeul eine Ausstellung in den Räumen der hiesigen Stadtgalerie. Und man konnte über die Jahre hinweg mit ziemlicher Gewissheit behaupten, dass diese Ausstellungen immer etwas Besonderes waren.

Abseits des Mainstreams erhielten und erhalten dadurch stets solche Künstler ein Podium, die sich durch ganz besondere bzw. unverwechselbare Handschriften auszeichneten. In diesem Sommer nun fiel die Auswahl auf den im Jahre 1964 im erzgebirgischen Lichtenstein gebürtigen Maler Hans-Ulrich Wutzler, der von 1989 bis 1994 an der Dresdner HfBK studierte. Wutzlers künstlerische Arbeit nach dem Studium orientierte sich vorwiegend an und in der freien Kunstszene. Sein Credo ordnete sich aber wohl auch in mancherlei Hinsicht am Werk des bekanntesten Dresdner Konstruktivisten Hermann Glöckner.
Dennoch hat Hans-Ulrich Wutzler sehr bald zu seiner ganz eigenen Bildsprache gefunden, wovon auch diese aktuelle Ausstellung kündet. Doch nicht nur die Bildinhalte verweisen auf sie, auch die jeweiligen Bildtitel speisen sich aus einer Art Einheit von Technik und Natur.

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»Sterndemontage«, MT/2010

So entstanden bspw. „Habitable Zonen“ – 2013 in Acrylfarben auf Papier gemalt. 2010 schuf er das Bild „Sterndemontage“ in Mischtechnik, dem es mühelos gelingt, eine verwirrende Bildsprache mit einer angenehmen Ästhetik zu vereinen. Wutzlers ständige Lust am Experiment trieb jede Menge Blüten, mit denen er bspw. immer eine virtuelle Welt erstehen ließ. Nicht die Logik trieb ihn um, sondern die unzähligen Möglichkeiten, mit dem von ihm erwählten Material so vielseitig wie möglich umgehen zu können bzw. zu wollen. So hat er „totes Material“ zu „geistigem Leben“ erweckt. Und begibt sich damit in „habitable Zonen“. Hans-Ulrich Wutzlers Bilder sind nicht nur eine Entdeckung an sich. Sie sind über ihre ganz besonderen und sehr nachdrücklich bildhaft formulierten Botschaften einmalig und unverwechselbar.

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»Gebirge«, MT/2007

Noch bis zum 17.8. ist die Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Stadtgalerie zu besichtigen. Ein Galeriegespräch mit Hans-Ulrich Wutzler findet am 30.7., um 10.30 Uhr statt.

Wolfgang Zimmermann

Editorial – August 2014

Redaktionelle Gedanken im Radebeuler Sommerloch

Geschätzte Leserinnen und Leser von „Vorschau & Rückblick“!
Als Redakteur frage ich mich zuweilen, welche Menschen an unseren Auslagestellen Monat für Monat nach der „Vorschau“ greifen. Immerhin können wir uns nicht beklagen, dass ein zu geringes Interesse bestünde. Im Gegenteil, nicht selten stehen bereits vor Monatsmitte lesehungrige Kulturfreunde trübsinnig vor leeren Regalen. Mein eingangs formuliertes rethorisches Fragezeichen ist nach unseren langjährigen Beobachtungen und Erfahrungen natürlich leicht beantwortet: Im Gros rekrutiert sich unsere Leserschaft aus einer Generation, die ihre Lebensmitte meist deutlich überschritten hat. Damit gehen nicht selten gut situierte Verhältnisse einher, die fürderhin auch gegenüber kulturellen Angeboten nicht abhold sind. (Der Griff in die „Kiste absterbender deutscher Worte“ sei mir an dieser Stelle erlaubt.)
Wie Sie unserem Inhaltsverzeichnis entnehmen können, ist das allmonatliche „Füllen“ des Heftes nur durch die Zuarbeit einiger treuer Mitglieder des Redaktionskollegiums, teils mehrfach, gesichert. Kaum denkbar, dass hier eine Lücke reißt! Ganze Rubriken, wie Denkmalpflege, Theaterkritik, Ausstellungsbesprechungen wären akut gefährdet! Daher ist mittel- und langfristig ein behutsamer Generationenwechsel angezeigt.
Daher meine Bitte an unsere langjährigen Begleiter: Machen sie ihren Kindern, Enkeln Mut sich mit eigenen Texten und Gedanken bei uns zu Wort zu melden. Unsere bisherigen Themen mögen für sie bisher vielleicht uncool sein. Dann sollen sie doch mal einen coolen, geilen Beitrag senden. Wieso virtuell bei Facebook und nicht hier in ehernen Lettern? Diese halten länger, wetten?
Wie sagte der englische Staatsmann Thomas Morus einst so schön: „Tradition ist das Weiterreichen der Flamme, und nicht die Anbetung der Asche.“

Sascha Graedtke

Das wechselnde Niveau einer Straße im Laufe der Zeit

Die Weinbergstraße in Oberlößnitz

Wer auf engstem Raum etwas vom Charakter der Lößnitz spüren möchte, sollte bitte die Weinbergstraße in ihrer vollen Länge abschreiten, gleichgültig, ob von oben nach unten oder umgekehrt. Ich sage bewusst Schreiten, nicht Fahren (obwohl das bei vorgeschriebenen 30 km/h auch möglich ist), man nimmt nach allen Seiten viel mehr wahr.
Bis 1904 hieß die heutige Weinbergstraße Obergasse und war ein Verbindungsweg am Fuß des Steilhanges zwischen einzelnen, verstreut liegenden Winzerhäusern und Weingütern.

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Aufmauerung am oberen Ende der Weinbergstraße

Danach hieß sie Obere Bergstraße (von Oberlößnitz, Niederlößnitz hatte auch eine) und erst ab 1935 trägt sie den heute üblichen Namen Weinbergstraße. Dieser vom Lößnitzbach an nach Osten leicht ansteigende Weg, wie ihn der Maler Moritz Retzsch gesehen und gemalt hat, war schmal und entsprach eher einem Feldweg als einer Straße, machte daher auch keinen Unterschied zwischen Fahrbahn und Fußweg. In historischer Zeit genügte das offenbar den Ansprüchen. Die Gründe dafür, dass man ab 1900 nachdachte, wie man aus dem Sandweg eine Straße machen könne, dürften sowohl mit dem Niedergang des Weinbaus nach der Reblauskatastrophe, einer beginnenden städtebaulichen Verdichtung mit neu entstandenen Wohnhäusern (Villa Jordan u.a.), dem Umbau von ehemaligen Winzerhäusern (Haus Hofmannsberg), dem Neubau gewerblich genutzter Gebäude (wie dem Bilzsanatorium) und auch der beginnenden Entwicklung des Automobilbaus zusammen hängen.
Wir können verallgemeinernd feststellen, dass bei Straßeninstandhaltung und Rekonstruktion selten das Niveau, also die messbare Höhe der Straßenoberfläche vorher und hinterher, gleich bleiben wird, meist sind es Erhöhungen im Zentimeterbereich. Aber das Niveau ändert sich über Jahrzehnte und Jahrhunderte auch durch natürliche Einflüsse wie Ausschwemmungen oder Ablagerungen nach Regengüssen oder auch Ablagerungen von Humus und Schmutz, von willkürlichen Veränderungen seitens der Anlieger ganz abgesehen.
Ich weiß nicht, wie der Straßenbau der Oberen Bergstraße von 1904 endete, ob es damals schon eine Asphaltdecke gab oder erst später. Auf jeden Fall wurde an mindestens zwei Stellen der Straße der Weg deutlich aufgefüllt, also die Straße höher gelegt. Das erkennt man noch heute, wenn man genau hinschaut jeweils am Anfang und am Ende der Weinbergstraße. Es könnte sicherlich zum einen an dem Wunsch nach einem kontinuierlichen Straßengefälle und zum anderen an besseren Anbindungen einmündender Straßen gelegen haben. Am Lößnitzbach, von dem wir annehmen dürfen, dass er nach Verlassen des Lößnitzgrundes hier über die Jahre Schwemmland abgelagert hat, also im Spiegel angestiegen ist, könnte der alte Weg im Bereich der Kreuzung mit der Lößnitzgrundstraße inzwischen um etwa einen Meter tiefer gelegen haben. Dieses Problem dürfte sich mit dem Bau des Bahndammes der Schmalspurbahn 1884 noch deutlicher abgezeichnet haben.
Meine Annahme, dass der Kreuzungsbereich dieser zwei Wege im 19. Jh., bzw. noch früher, tiefer lag, möchte ich an zwei Punkten festmachen. Vor den beiden Neubauten von Weinbergstraße 1a stand hier ein bäuerliches Wohnhaus, das gegenüber dem Niveau der neuzeitlichen Straßen in einer knapp 1m tiefen Senke lag. Ich erinnere mich an dieses Haus, weil hier mein täglicher Schulweg vorbeiführte. Auch das Haus Lößnitzgrundstraße 23 liegt, was am meisten bei den EG-Fenstern auffällt, ca. 0,5m tiefer als die Straße. Der andere Punkt ist das untere Tor zur Hoflößnitz, bzw. zur Lößnitzgrundstraße 19, von dem noch die beiden Sandsteintorpfeiler mit oberem Abschluss von Platte und Kugel vorhanden sind – an Torflügel der Toranlage habe ich keine Erinnerung. Hier wunderte ich mich im Vorbeigehen schon ein paar Mal über die unausgewogenen Proportionen: für die Massigkeit der Pfeiler einschließlich Aufbau erscheint die Höhe der Pfeiler deutlich zu kurz. Das kann man mit ähnlichen Torsituationen aus dem 17. oder 18. Jh. In Radebeul vergleichen, wo die Proportionen noch stimmen, so auch das obere Tor zur Hoflößnitz, wenngleich das jünger ist. Beim unteren Tor stimmten die Proportionen so lange, wie die Straßen tiefer (ca. 1m) lagen. Die Proportionen wurden erst mit der Auffüllung von 1904, die etwa 1m betragen haben muss, verändert. Ein Beweis könnte durch eine lokale Grabung an einem der Pfeiler gefunden werden, wenn dies beantragt und genehmigt würde. Und wenn wir schon so kühn sind, man könnte doch auch über die Freilegung, Hebung und Aufstellung der Pfeiler in der richtigen Höhe nachdenken. Aber nein, in Altzella bei dem romanischen Tor in der Einfriedung hat man bisher auch darauf verzichtet, die richtige Torhöhe wieder herzustellen! Vielleicht ließen sich im Archiv tatsächlich noch Planunterlagen zur Straße von 1904 finden, die ggf. meine Theorie bestätigen würden?
Längs der Weinbergstraße erkennen wir mehrere überdachte Weinbergspforten. Die lichte Höhe dieser Pforten ist unterschiedlich, einige sind so knapp bemessen, dass man beim Durchschreiten den Kopf einziehen muss. Auch das könnte mit älteren Niveauerhöhungen der Straße bis zu einem halben Meter zusammenhängen. Gut, es heißt ja auch, dass unsere Altvorderen im Durchschnitt kleiner waren als heutige Menschen, also kann beides eine Rolle gespielt haben.
Beim ganz nahe an der Straße gelegenen Haus Barth habe ich auch den Eindruck, dass die EG-Fenster gegenüber der Straßenoberfläche ungewöhnlich tief sitzen – hier könnte die Straße einen Viertel Meter angewachsen sein. Müssen wir uns das alte Wegeniveau als eine Art „Berg- und Talbahn“ vorstellen?
Am oberen Ende der Weinbergstraße, da, wo sie in die heutige Eduard-Bilz-Straße (früher Strakenweg) einmündet, muss es auch 1904 eine Korrektur des Straßenniveaus durch Auffüllung gegeben haben. Spuren dieser Auffüllung können wir, wenn wir genau hinschauen, an der oberen Stütz- und Einfriedungsmauer des Weinbergs zur Bennostraße 41, Haus Steinbach, erkennen. Als die Obergasse noch tiefer lag, genügte hier die Höhe der alten Syenitmauer. Nach erfolgter Auffüllung war dann ein Aufmauern mit Normziegeln erforderlich, um den Weinberg, bzw. die Ernte, abzusichern und um eine Absturzsicherung für Fußgänger zu garantieren. Die Aufmauerung steigt von West nach Ost auf ca. 50m an und beträgt zwischen 0,20 bis 1,40m. Die Notwendigkeit dieser Auffüllung hängt sicherlich auch mit der besseren Anfahrt zum Bilzsanatorium zusammen – vor der Auffüllung muss der Stich zum Eingang des Sanatoriums noch wesentlich steiler gewesen sein.
Welche Niveauänderungen die Straße zwischen den Kriegen, also in den 20er oder 30er Jahren des 20. Jh., erfahren hat, ist mir nicht bekannt, wohl eher keine. Eine möglicherweise in dieser Zeit ausgeführte Schwarzdecke, war nicht sehr dauerhaft. In meiner Kindheit kann ich mich nur an Reste von Asphalt erinnern. Im Elan der ersten Jahre nach der Wende, es könnte 1994 gewesen sein, ging man daran, die Weinbergstraße mit neuem Granit-Kleinpflaster auszustatten, obwohl hier vorher kein Pflaster gelegen hatte. Das sollte den historischen Charakter der Straße unterstreichen und zu der Vielzahl von Kulturdenkmalen, beim Meinholdschen Turmhaus beginnend und aufwärts, passen. Das Geld, auch Fördermittel, endete in Höhe von Haus Lorenz; über eine Weiterführung des Granitbelags wurde zwar im Rathaus immer mal gesprochen, aber es kam bisher nicht dazu. Bei der vorläufig letzten Sanierung versuchte man sich an das vorgefundene Niveau zu halten. Der Verzicht auf einen gesonderten Fußweg war wegen der geringen Straßenbreite beabsichtigt. Ich erinnere mich, dass ich damals mit den Steinesetzern, die traditionell und gut arbeiteten, etwas fachsimpeln wollte, allein es scheiterte an der Sprache, denn sie kamen aus Tschechien oder der Slowakei. Sie haben sicherlich an meiner Gestik erkannt, dass ich ihre Arbeit zu schätzen wusste. Vielleicht erlebe ich ja noch die Fertigstellung der Pflasterung der Weinbergstraße, das wäre schön.

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Unteres Tor zur Hoflößnitz

Ja, ich spreche die ganze Zeit von Straße, aber es ist ja eigentlich gar keine. Als sehr alte Straße erfüllt sie wohl in mehreren Punkten, darunter die Breite, nicht die Norm einer heutigen Straße. Irgendwie passt die Weinbergstraße eher zu einem Trabbi als zu einem Porsche Panamera! Dass diese Straße in mancher Hinsicht anders ist als andere Straßen, macht sie zusammen mit vielen optischen Wahrnehmungen – vorwiegend schöne Häuser, Mauern und Weinberge, große Bäume und Durchblicke in die Landschaft des Elbtals – so anziehend. Ich erinnere mich gern, dass eine Delegation aus unserer saarländischen Partnerstadt, der ich hier Erläuterungen zur Weinbergstraße geben konnte, begeistert war von unserer Stadt und dieser Straße, ich möchte sie noch vielen Freunden zeigen können!

Dietrich Lohse

Zum Titelbild Juli 2014

Ohne die diesjährige Titelbildserie wäre es mir wohl nie in den Sinn gekommen, mit der Malerin und Grafikerin Lieselotte Finke-Poser darüber zu plaudern, wie sie einst das Schwimmen erlernte. Als Kind wurde sie zunächst an die »Angel« gehängt. Doch als der Bademeister schließlich stöhnte: »Die Kleine säuft uns das ganze Becken aus!«, musste der Versuch abgebrochen werden. Später fuhr sie dann immer in den Schulferien zur Großmutter und lernte dort in einer nahe gelegenen Badeanstalt das Schwimmen fast nebenbei, völlig ohne Druck. Heute mit 89 Jahren geht Lieselotte Finke-Poser nun nicht mehr ins Freibad, aber die Erinnerungen an einstige Badefreuden lassen ihre wasser- blauen Augen noch etwas intensiver leuchten. Unsere schwergewichtige Titelbild-Nilpferd-Madam hingegen schaut recht griesgrämig drein. Was des einen Freud, ist des anderen Leid. Sommer, Sonne, Badestrand – aber wohin mit den überflüssigen Pfunden? Ein antiquiertes Badekleid im Zille-Design kann nicht alles verbergen und scheint wohl ein wenig aus der Zeit zu fallen, so wie dessen Trägerin, denn Barock ist out. Wie man es allerdings als Vegetarier auf ein Lebendgewicht bis zu 90 Zentnern bringen kann, wird wohl ein ewiges Nilpferd-Geheimnis bleiben.
Karin (Gerhardt) Baum

Durst

Mit Durst ist hier im Fall so ein richtiger, ehrlicher Durst gemeint, so mit pelziger Zunge und Trockenheit bis in den Hals hinunter. Selbst der Schweiß auf der Haut wird weniger, er perlt und läuft schon nicht mehr. Gibts hier nicht, sagt Ihr? Gibt es doch. Wenn der Winzer so in strahlender Sonne auf seinem Rebhang steht und sein hart´ Werk hat, dann kommts schon vor. Mehr »

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