Radebeuler Musik-Salon lädt nun auch mit „Café inTakt“ ein

Foto: E.M. Breuer

Welch ein Lichtblick in der Bahnhofstrasse von Radebeul-West! Wo man andernorts in leere Schaufenster schaut, gibt es etwas versteckt in der Bahnhofstrasse 19d fortan ein kleines Café in den Räumen des bereits etablierten Musik-Salons der Sängerin und Stimmbildnerin Edith Maria Breuer.
„Mein Traum ist es schon länger, einen Wohlfühl-Ort zu schaffen, in dem Menschen Kunst und Kultur mit einem Glas Wein erleben und sich dabei begegnen und austauschen können, aber nicht müssen. Der Musik-Salon ist kein großer Saal, aber auch kein kleines Wohnzimmer. Er ist von seiner Größe her „irgendwo dazwischen“. Das ergibt eine Atmosphäre, die gleichzeitig Nähe und Ruhe erlaubt. Jede(r) so, wie er oder sie möchte. Mir scheint, dieser Traum wird jetzt wahr!“
Am 1. Februar fand in nun beiden Etagen die feierliche Eröffnung statt. Auch der Name „Café inTakt“ ist im Umfeld von Musikalität natürlich nicht zufällig gewählt.
Der kleine geschmackvolle Raum bietet von nun an die Möglichkeit, verschiedenste Veranstaltungen mit diversen Getränken und Speisen in „Musik-Salon-Atmosphäre“ erleben zu können. Sekt, Wein, Kaffee und Anderes lassen sich ab jetzt mit einer künstlerischen Veranstaltung im Café selbst oder im Galerie-Raum in der oberen Etage verbinden.

In der Mitte Inhaberin E. M. Breuer Foto: M. Reichel

Als Auftakt war am 1.2. die Band „Hiper-Piper“ (https://hiper-piper.de) bei E. M. Breuer zu Gast, die mit handgemachter irischer Musik auf hohem Niveau für wunderbar leichte Stimmung gesorgt haben: Geige, Dudelsack, Gitarre, Cajon und Gesang füllten den Raum mit Leben. 60 Gäste fanden zum Teil sitzend, zum Teil stehend Platz.
Zur Zugabe wurden schließlich alle Stühle zur Seite geschoben, um das Tanzbein zu schwingen.
Zu den irischen Getränken gab es auch etwas für den kleinen Hunger: einen leckeren Brotteller der „Herzensbäckerei“ Pegenau. Die Inhaber der Bäckerei waren selbst vor Ort und wollen auch zukünftig das Café unterstützen. Bäcker Martin Reichel hat als angehender Photograph zudem die Stimmung des Abends wunderbar eingefangen wie textbegleitend zu sehen ist.
Breuer möchte die vor zwei Jahren schon mal angedachte Freitagsmusik im neuen Format wieder anbieten: Solo-Künstler oder Bands, egal ob aus der Klassik oder der E-Musik kommend, finden hier eine Bühne.

Foto: M. Reichel

„Ich würde mich sehr freuen, wenn sich die vielen Musiker und Künstler (auch Schauspieler!), die es in Radebeuls und der Umgebung gibt, bei mir melden, damit wir planen können und diesen Wohlfühl-Ort mit schönen Veranstaltungen beleben können!“
Auf ihrer Webseite www.impulssein.com sind die kommenden Veranstaltungen zu finden.
Geplant ist vorerst eine Freitagsmusik im Monat.

Foto: M. Reichel

Neben ihren beiden Chören „chorus resonia“ und „vocalis-Seele und Klang“ arbeitet Breuer in ihren Räumen auch als Stimmbildnerin.
Als Sängerin wird sie in diesem Jahr z.B. wieder in der Lutherkirche Radebeul am Karfreitag (18.4. 2025) mit der Johannes-Passion von J.S.Bach zu hören sein.
Ihre wachsende Seminartätigkeit liegt E.M. Breuer auch besonders am Herzen: für sprechende Berufe (wie Lehrer) und Heilberufe (wie Psychologen und Ärzte) bietet sie Tagesseminare an, die eine Stärkung der Wahrnehmung von Körper, Atem und Stimme zum Ziel haben. Sie ist bei der OPK (Ostdeutsche Psychologenkammer) für Fortbildungen akkreditiert.

Sascha Graedtke

 

Edith Maria Breuer – Sängerin und Stimmbildnerin
Bahnhofstrasse 19d
01445 Radebeul
0152-23 25 04 02
www.impulssein.com

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Editorial

Da war doch noch etwas im letzten Februar?
Ach so, die vorgezogenen Bundestagwahlen. Bei Drucklegung längst wieder Schnee von gestern. Was wird also wieder rausgekommen sein? Mehr Raum für Kultur? Oder doch nur wieder Platz für Streit-Kultur?
Mit dem Monat März und dem keimenden Frühling nimmt auch das Radebeuler Kulturleben endlich wieder spürbar Fahrt auf. Das Angebot für alle Kulturliebhaber ist groß.
Während Meißen bereits seit Jahren mit einem großen Literaturfest aufwartet, stimmt nun auch unserer Heimatstadt wiederholt mit „Radebeul liest“ mit einem stattlichen Monatsprogramm in den Reigen ein. Ganze vier Wochen sind Lesungen an altbewährten Orten sowie an ganz ungewohnten Stellen, wie bspw. In Flack’s Getränkehandel zu finden.
Auch der altbewährte und doch unverwüstliche Frauentag wartet diesmal mit unterschiedlichsten Veranstaltungen auf. So in Altkö im „Café 25“ mit Geschichten unbekannter und bekannter DDR-Bürgerinnen. Und letztlich, unser altbewährtes Familienzentrum, liebevoll „Fami“ genannt, begeht ihr nunmehr 35. Jubiläum.
Und schließlich sei noch auf eine Frauentagsfeier im Radebeuler Kulturbahnhof verwiesen.

Sascha Graedtke

 

Ein Nachtrag zur Ingo-Kuczera-Gedenkausstellung in der Stadtgalerie Radebeul

Was in Ausstellungsrezensionen häufig keine Erwähnung findet, sind die Umstände, unter denen Kunst entsteht, gesammelt, erworben, erforscht, präsentiert und aufbewahrt wird. Recht interessant ist auch, was mit den Nachlässen verstorbener Künstler geschieht. Ob das künstlerische Werk im öffentlichen Gedächtnis bleiben wird, hängt mitunter von vielen Zufällen ab.

Durch das Zusammenwirken zahlreicher engagierter Personen und Institutionen, die in uneigennütziger Weise zur Erhaltung, Sichtbarmachung und Einordnung des künstlerischen Werkes von Ingo Kuczera nach dessen plötzlichem Ableben im Jahr 2004 beigetragen haben, war es möglich, immer wieder neue Ausstellungen u. a. in Radebeul, Dresden, Medingen, Radeburg, Erfurt und Weimar mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen zu konzipieren.

Für die Ausstellung „Wandlungen“, welche aus Anlass des 60. Geburtstages und 20.Todestages von Ingo Kuczera bis zum 19. Januar 2025 in den Räumen der Radebeuler Stadtgalerie zu sehen war, wurden zum Großteil Exponate aus dem Bestand der Städtischen Kunstsammlung zusammengestellt, ergänzt durch Leihgaben aus vier Privatsammlungen. Nachvollziehbar wurden Ingo Kuczeras künstlerische Entwicklungsetappen veranschaulicht. Zahlreiche Bild- und Textdokumente sowie Alltagsgegenstände und eine Filmaufnahme, trugen dazu bei, einen authentischen Eindruck von der Persönlichkeit des Künstlers zu vermitteln.

Die Frage, ob es nötig sei, dass sich Radebeul eine Stadtgalerie oder eine städtische Kunstsammlung leistet, beantwortet sich durch die Besucherresonanz von selbst. Über neunzig Kunstfreunde kamen allein am letzten Ausstellungstag, darunter über vierzig, die an der Doppel-Kuratoren-Führung teilgenommen haben und im Anschluss noch viele Fragen stellten, aber auch von ihren persönlichen Begegnungen mit dem Künstler berichteten.

Sehr schön war es, zu erleben, wie junge Menschen, die zum ersten Mal Ingo Kuczeras Werke gesehen haben, von seiner Kunst beeindruckt waren und sich inspiriert fühlten.

Eine Abordnung der Galerie Hebecker, welche den Hauptteil des künstlerischen Nachlasses im Auftrag der Erbengemeinschaft betreut, hatte sich von Weimar aus nach Radebeul auf den Weg begeben, um sich die Ingo-Kuczera-Gedenkausstellung in der Stadtgalerie anzuschauen. Die anerkennenden Worte dieser etablierten Privatgalerie, schriftlich festgehalten im Besucherbuch, waren eine erfreuliche Bestätigung für die Radebeuler Ausstellungsgestalter.

Eine Personalausstellung mit Werken von Ingo Kuczera wird bis zum 15. Februar 2025 in der Galerie Hebecker gezeigt, die sich in Weimar auf der Schillerstraße 18 befindet und von Dienstag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr und am Samstag von 11 bis 16 Uhr geöffnet ist.

Karin (Gerhardt) Baum

Eine Glosse?

Die schwäbische Hausfrau

Ob nun der 2021 ins Häusliche zurückgetretenen Angela die alleinige Schuld an der Reanimierung der „Schwäbischen Hausfrau“ seit 2023 in die Schuhe geschoben werden kann, soll hier nicht diskutiert werden. Offensichtlich aber wollte sie die Dame nicht mit nach Hause nehmen. Sie ist vermutlich in der Besenkammer des Kanzleramtes steckengeblieben und einer hat sie da unlängst wieder rausgelassen. Ob versehentlich oder absichtsvoll wird gegenwärtig noch geprüft. Fakt aber ist, dass nun schon wieder alle vom Sparen schwadronieren, auch weil Staat, Europäische Union und damit letztlich die Wirtschaft vor zehn, fünfzehn Jahren die Kurve nicht bekommen haben und auch nichts dazulernen wollten. Wer über seine Verhältnisse lebt, so der Slogan, der muss halt sparen. Und seit der Eurokrise wurde besonders an den Löhnen und den Investitionen gespart.

Nicht genug, dass die Europäische Union 2013 den Europäischen Fiskalpakt eingeführt hat, setzte das Kabinett-Merkel III mit Sparfuchs Schäuble als Finanzminister noch eins obendrauf, in dem die Schuldenbremse 2016 ins Grundgesetz geschrieben wurde. Nun klemmt die Säge vollends und es geht nichts mehr vor und zurück. Selbst der CDU dämmert es langsam, dass hier irgendetwas nicht stimmen kann.

Will aber jetzt keinen Vortrag über verfehlte Bundesfinanzpolitik halten. Die Spatzen pfeifen es eh schon längst von den Dächern. Zur Ehrenrettung der schwäbischen Hausfrauen sei aber angemerkt, dass diese sehr wohl den Unterschied zwischen mikro- und makroökonomischem Denken begriffen haben. Für die Instandhaltung des eigenen Hauses wurde da schon mal ein Kredit aufgenommen.

Selbst Mitarbeiter des Bundesministeriums für Wissenschaft und Klimaschutz haben bereits 2016 festgestellt, das „Investitionen und stabile Staatsfinanzen“ kein Widerspruch sein müssen und beispielsweise Investitionen in die Bildung Rendite abwerfen.

Dass aber der neue Schulcampus in Kötzschenbroda nur entstehen kann, wenn andere intakte Gebäude abgerissen werden, will mir einfach nicht in den Kopf. Muss man jetzt bauen, weil vorher auch zwei Schulgebäude plattgemacht wurden? Interessieren würde mich auch, woher dann eigentlich die Schüler kommen sollen, da die Geburtendelle in absehbarer Zeit wohl nicht überwunden wird und die Erwerbsbevölkerung in Sachsen bis 2040 um 36,5 Prozent schrumpfen soll? An der „Schwäbische Hausfrau“ kann es nicht liegen.

Die Investitionen der Stadt Radebeul für 2024 beliefen sich laut Plan immerhin auf über 19 Millionen Euro, die höchste Summe seit 2013. Dennoch dirigiert auch in Radebeul die „Schwäbische Hausfrau“, wenn sich CDU-Fraktion in der Haushaltsdebatte im April 2024 gegen jedwede Kreditaufnahme wandte. Realisiert wird also nur, wofür es Fördermittel gibt und da wird es wohl in den nächsten Jahren schlecht aussehen. Bereits Anfang 2024 ahnte der Oberbürgermeister, dass es künftig weniger geben wird. Dennoch wurde die Kolbe-Villa erworben, als ob die Stadt nicht schon genug Vorhaben an der Backe hätte. Gegenwärtig laufen dort die ersten Sicherungsmaßnahmen. Bei allen zweifelsfreien Erfolgen vermisst der Bürger eine Strategie, eine Prioritätenliste. Was man im April 2024 auf der Haushaltsberatung im Stadtrat noch als Standort für das neue Stadtarchiv „feierte“, verkaufte man sieben Monate später in einer Bürgerversammlung Anfang Dezember – welch wundersame Wandlung – als „Haus der Kultur und Geschichte“ in einem neuen städtischen Zentrumsbereich in Radebeul-Mitte. Die Jugendherberge soll da auch gleich einen Neubau erhalten. Baubeginn, so war nun in der Zeitung an 6. Januar zu lesen, frühestens 2031! Alles natürlich fördermittelabhängig. Ohne Fördermittel scheint in Radebeul nichts mehr zu gehen. Seltsamerweise war von diesem bedeutenden Projekt im Interview des Oberbürgermeistes Bert Wendsche in der Sächsischen Zeitung vom 27. Dezember über die Frage „Was kann sich Radebeul nächstes Jahr leisten?“ noch keine Rede. Die Bürger, die bei der Vorstellung des Vorhabens durch die Stadtverwaltung dabei waren, werden sich wohl verdutzt die Augen gerieben oder vermutlich beim Ohrendoktor angemeldet haben.

Aber was soll’s, auch vieles Andere kam in dem Interview nicht zur Sprache, etwa der soziale Wohnungsbau, wie die Klimabilanz der Stadt, die perspektivische Stadtentwicklung, von der Kultur ganz zu schweigen. Da wird wohl wieder die „Schwäbische Hausfrau“ zugeschlagen haben.

Euer Motzi

Keine Leistung?

Kulturgut Lügenmuseum

HundertzweiundfünfzigTage ist das Lügenmuseum nun offiziell geschlossen! Anfang Dezember, so der Betreiber, kam dort angeblich der Nikolaus vorbei und hat für kurze Zeit ein Weihnachtsmuseum und gar am 27. Dezember die Ausstellung „Zack-Zack“ eröffnet.

Auf oder zu? – Das ist hier die Frage!


Wer Eins und Eins zusammenzählen kann und im Sinne des Besitzers des Gebäudes denkt und fühlt, wird diese Aktion als eine reine Provokation interpretieren. Juristisch gesehen ist das so. Aber handelt es sich hier eigentlich nur um einen Streitfall zwischen dem Vermieter, der Stadtverwaltung in Gestalt des Oberbürgermeisters Bert Wendsche und dem Mieter der Familie Zabka als Betreiber des Museums? Gab es denn eigentlich eine Alternative für die Betreiber des Museums?

Bekannt ist, dass die Stadtverwaltung den ehemaligen Serkowitzer Gasthof bereits kurz nach dessen Erwerb 2007 wieder verkaufen wollte und bis heute an diesem Beschluss festhält. Die Nutzung durch die Betreiber des Lügenmuseums war also von vornherein nur als eine Interimslösung gedacht. Die bisherigen diesbezüglichen Versuche, das Objekt zu verkaufen, sind allesamt gescheitert, zumeist wegen zweifelhafter Wirtschaftlichkeit. Auch die Vermittlung an einen nichtwirtschaftlich interessierten Käufer schlug fehl. Mittlerweile ist das Verhältnis zwischen Vermieter und Mieter derart zerrüttet, dass an eine einvernehmliche Lösung des Problems nicht zu denken ist. Der Mietvertrag wurde gekündigt, dennoch „sitzt“ der Mieter noch im ehemaligen Gasthof. Aber seit geraumer Zeit hat sich die gesamte Lage um den Casus „Lügenmuseum“ gravierend geändert, so dass es höchste Zeit ist, die Diskussion vom Kopf auf die Füße zu stellen.

Seit Einzug des Lügenmuseums in das Gebäude des Serkowitzer Gasthofes hat sich dieser zu einem wahren „Pilgerort“ für Radebeul-Besucher entwickelt und die Stadt über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus zu mehr Ansehen und Anerkennung verholfen. Wer so eine Einrichtung in seinen Mauern hat, der, so die weit verbreitete Annahme von Besuchern, muss etwas für Kultur übrig haben. Den starken Besucherstrom bekommen auch die Beherbergungs- und Gaststättenbetreiber zu spüren, was wiederrum hilft, das Steuersäckel der Stadt zu füllen. Und so hat auch dieses Gewerbe seinen Anteil am 2022 erwirtschafteten Überschuss von 9,5 Millionen geleistet. Die Kultur- und Kreativitätswirtschaft steht in der Bruttowertschöpfung der Bundesrepublik nach dem Fahrzeugbau an zweiter Stelle.

Warum also ist es so, dass Stadtrat und Verwaltung von Radebeul diese Binsenweisheit nicht zur Kenntnis nehmen wollen? Liegt es an dem vermeintlichen ungebührlichen Verhalten der Familie Zabka oder passt hier die ganze Einrichtung nicht ins Konzept? Rührt eventuell die Haltung beider Gremien von der bestellten negativen Einschätzung des einstigen Stiftungsdirektors der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen her, der am liebsten alle Museumsstücke auf einen Abfallcontainer gesehen hätte? Warum haben die 93 Briefe (s. Homepage Lügenmuseum), die seit Juni 2024 für den Erhalt des Museums sprechen und an den Oberbürgermeister Bert Wendsche und das Museum gegangen sind, nicht zu einem Umdenken oder doch wenigstens zu einem Innehalten und Überdenken des eignen Standpunktes geführt? Warum wurden all die Fragen, Probleme und Schwierigkeiten hinter verschlossenen Türen besprochen, verhandelt und kein öffentlicher Diskurs geführt? Spüren die Mandatsträger der Stadt keine Verantwortung gegenüber den Bürgern Europas, wenn sie dieser einmaligen Einrichtung in der Bundesrepublik den Stuhl vor die Tür setzen? Ein Museum oder eben eine Einrichtung dieser Art klemmt man nicht einfach unter den Arm und zieht weiter wie die bettelnden Gaukler vergangener Jahrhunderte. Dabei sei hier noch nicht auf die Leistungen verwiesen, die das Museum seit 12 Jahren bis zur seiner unfreiwilligen Schließung erbracht hat: Geöffnet an Feiertagen und Wochenenden, Betreuungen in den Schulferien, Kurse und Werkstätten, Sonderausstellungen, Konferenzen sowie Projekte im In- und Ausland. All diese Angebote haben die Stadt so gut wie nichts gekostet.

Natürlich hat die Stadt Mittel aufgewendet, um den ehemaligen Gasthof in einen Zustand zu versetzen, der eine Nutzung überhaupt erst ermöglicht. Diese Instandsetzungsarbeiten haben aber primär nichts mit dem Lügenmuseum zu tun. Sie wären auch so angefallen. Wie aber die Denkmalpflege in einer Stellungnahme bescheinigt, haben die Betreiber des Museums wesentlich zum Erhalt des Gebäudes beigetragen. Keine Leistung? Oder wird hier einfach fallengelassen, was nicht in den Kram passt? Es wäre höchste Zeit nochmals darüber nachzudenken, um eine sinnvolle Lösung anzustreben, ehe man als Kulturverhinderer am Pranger steht. Denn Kunst ist es zweifelsfrei, aber vermutlich nicht für alle, muss es aber auch nicht sein.

Karl Uwe Baum

15. Thematischer Filmclubabend


Es ist nun schon eine schöne Tradition, dass wir unsere Veranstaltungsreihe Film Club Mobil zum Jahresauftakt in der Heimatstube Naundorf eröffnen. Das lodernde Kaminfeuer, Harmoniumklänge, Gänsefettschnittchen und ein sich immer wieder aufs Neue, mit köstlichem Wein füllender Zauberbecher in urgemütlichem Ambiente nostalgisch anmutender Ausstellungsstücke stimmen auf den Filmclubabend ein. Gezeigt wird der Märchenfilm „Die Geschichte von der Gänseprinzessin und ihrem treuen Pferd Falada“. Die Vorlage für den Film bildete das Märchen „Die Gänsemagd“ der Gebrüder Grimm, welches recht grausame Passagen enthält. Der Film hingegen bietet eine menschenfreundlichere Interpretation. Themen wie Krieg und Frieden, Recht und Unrecht, Vertrauen und Missgunst werden nicht ausgespart und erfahren eine feine Nuancierung.

Bei unseren Recherchen stießen wir auch wieder auf einige überraschende Zusammenhänge. So ist der Regisseur Konrad Petzold (1930–1999) ein gebürtiger Radebeuler. Im Radebeuler Stadtlexikon steht, dass er (um 1948) Organisator der Jugendbühne Radebeul gewesen ist. 1952 wurde er zum Regiestudium an die Filmhochschule Prag delegiert. Regie führte er u.a. in Filmen wie „Das Kleid“ (1961) und „Alfons Zitterbacke“ (1965). Auch war er als Drehbuchautor und Schauspieler tätig. Nach dem gesellschaftlichen Umbruch kam seine Regiearbeit gänzlich zum Erliegen. In diesem Jahr würde Konrad Petzold seinen 95. Geburtstag begehen.

Die Geschichte von der Gänseprinzessin…“ hatte am 29. Januar 1989 im Berliner Colosseum Premiere. Es war der letzte Spielfilm des Regisseurs Konrad Petzold. Für den Schauspieler Alexander Höchst, in der Rolle des Prinzen, war es das Filmdebüt.

Während die zwei tschechischen Hauptdarstellerinnen Dana Moravková (Aurinia) und Michaela Kuklová (Liesa) sowie Alexander Höchst (Ivo) noch am Anfang ihrer filmischen Karriere standen, gehörten Gerry Wolff (1920 –2005) und Eberhard Mellis (1929–2019) in der DDR zu den bekannten künstlerischen Schwergewichten. Beide waren sehr vielseitig und mit ihren markanten Stimmen als Synchronsprecher gefragt.

Die Geschichte von der Gänseprinzessin
und ihrem treuen Pferd Falada

1988, DDR, DEFA-Studio für Spielfilme, 80 Minuten, FSK 6

Regie: Konrad Petzold; Drehbuch: Angelika Mihan; Kamera: Hans Heinrich
Musik: Zdének John; Besetzung: Dana Moravková (Aurinia), Michaela Kuklová (Liesa), Eberhard Mellis (König), Regina Beyer (Königin), Gerry Wolff (Soldat), Alexander Höchst (Ivo)

Auf dem Berg überm Tal lebte ein junges Königspaar mit seinem neugeborenen Töchterlein Aurinia. „… Frieden war und Sommerzeit. Das Korn auf den Feldern stand in goldener Reife und versprach eine reiche Ernte…“ Bis ein wildes Reitervolk das Land überfiel. Die Menschen folgten dem Ruf des Königs und verteidigten ihr Land. Auch König Ewald aus dem Nachbarreich eilte zur Hilfe. Gemeinsam besiegten sie das Reitervolk. Der Reiterkönig aber erschlug in blinder Wut seine Frau. Auch seine neugeborene Tochter Liesa wollte er töten, doch Aurinias Vater rettet den Säugling und wird dabei von einem Pfeil getroffen. Im Sterben verspricht er seine Tochter König Ewalds Sohn Ivo. Liesa wiederum, die zusammen mit Aurinia aufwächst ist von Missgunst geplagt.

Als Aurinia im heiratsfähigen Alter ist, schickt sie die Mutter auf die Reise zu Prinz Ivo, um das Versprechen des Vaters einzulösen. Begleitet wird sie von ihrer Ziehschwester Liesa, die sich als Magd angeboten hat, einem alten Soldaten und dem treuen Pferd Falada. Mit auf den Weg gibt ihr die Mutter ein Tuch mit 3 Tropfen Mutter-Blut und einen Zauberpokal, der sich von selbst mit Wein füllt.
Doch Liesa ist hinterlistig und es gelingt ihr, das Tuch, den Kelch und das Pferd an sich zu bringen. Dem Kleidertausch folgt der Rollentausch. Fortan gibt sich Liesa als Prinzessin aus. Die gutgläubige Aurelia wiederum wird gezwungen, sich als Magd auszugeben und hütet fortan mit dem Hütejungen Kurdchen die Gänse. Dem treuen Pferd Fallada wird der Kopf abgeschlagen und über ein Tor genagelt. Immer wenn Aurelia hindurchgeht, vertraut sie dem sprechenden Pferdekopf ihren Kummer an. König Ewald und Prinz Iwo werden allmählig misstrauisch, denn Liesa ist kalt und hartherzig. Zu Aurelia hingegen fühlt sich der junge Prinz seit der ersten Begegnung hingezogen.

Vorm Happy End gilt es jedoch noch einige Proben zu bestehen. Durch die Kraft des Zaubertuches, welches König Ewald der falschen Prinzessin entrissen hat, erscheint Aurinias Mutter und überführt Liesa der Lüge. Schließlich wird auch das Pferd Falada wieder lebendig. Liesa lässt man großmütig vom Hofe reiten und der König meint dazu, “Lasst sie, sie straft sich selbst mit Einsamkeit“

Karin Baum und Michael Heuser
Sprecher der Cineastengruppe „Film Club Mobil“ im Radebeuler Kultur e.V.
Anmerkung: unter Verwendung von verschiedenen Filmbegleitmaterialien und Wikipedia-Eintragungen
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Termin: 6.2.2025, Einlass: 19 Uhr, Reservierungen unter: 0160-1038663, Veranstaltungsort: Heimatstube Naundorf, Fabrikstraße 60, 01445 Radebeul

Editorial

Unser Heft schickt sich von jeher an, neben den kulturellen Ereignissen in Radebeul auch Orte in der näheren Umgebung im Blick zu haben.

Diesmal richtet sich unser Interesse auf Schloss Burgk, ein Kleinod am Fuße des Windberges der Stadt Freital. Der aus dem 14. Jh. stammende Herrensitz ist regionaltypisch mit dem dortig ansäßigen Montanwesen verwoben, was in mehreren Ausstellungen anschaulich repräsentiert wird.

Ein zweiter, überaus bedeutender Schwerpunkt gilt, hier fast unvermutet, zwei hochkarätigen Sammlungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Neben der Städtischen Sammlung, die 2024 ihren 100. Geburtstag feierte, kam 1993 mit der Übernahme der privaten Sammlung des Dresdners Friedrich Pappermann der überaus glückliche Umstand hinzu, die Entwicklung der Dresdner Kunst von der Gründung der Königlichen Kunstakademie im Jahre 1764 bis zur unmittelbaren Gegenwart zeigen zu können. Besondere Höhepunkte der Stiftung bilden Werke von Meistern der ersten und zweiten Romantikergeneration, wie Johan Christian Clausen Dahl, Carl Gustav Carus, Johann Anton Castell, Victor Paul Mohn oder Karl Robert Kummer.

Die Konzentration von Künstlern der „Dresdner Schule“ über Generationen in beiden Expositionen ist bemerkenswert. Als Glanzpunkte gelten Werke von Otto Dix sowie sein gesamter Umkreis u.a. Wilhelm Lachnit, Pol Cassel, Conrad Felixmüller, Otto Lange oder Curt Querner.

Und schließlich, um den Bogen in die Heimatstadt zu schlagen, sind mit Bildern von Paul Wilhelm mit einer Lößnitzlandschaft, Claus Weidensdorfer und Günter Schmitz auch Radebeuler Künstler in der Sammlung vertreten.

Sascha Graedtke

Zur Titelbildserie




Historische Winzerhäuser in Radebeul
Den Reigen von Winzerhäusern will ich mit dem sogenannten „Bennoschlösschen“, Bennostraße 35, eröffnen. Ich habe den im Volksmund verhafteten Namen gewählt, obwohl ich die Umschreibung als „Steinernes Haus“ besser fände – den Volksmund verbessern zu wollen, ist nahezu ein Unding. Das wohl älteste Radebeuler Winzerhaus ist um 1580 gebaut worden, Bischof Benno (gest. 1107) kann also das Haus nicht erbaut, besessen oder bewohnt haben. Anders als andere Winzerhäuser finden wir hier kein Fachwerk in den Außenwänden, so trifft es mit „Steinernes Haus“ besser. Markant sind seine Renaissance-Giebel nach vier Seiten. Zu der Zeit soll es weitere, ähnlich gestaltete Häuser in der Lößnitz gegeben haben, so z.B. einen Vorgängerbau des Hauses Albertsberg in der Eduard-Bilz-Straße. Das Bennoschlößchen ist das letzte seiner Art in Radebeul. Auffallend sind bei diesem Winzerhaus die kleinen Fensteröffnungen, bzw. das Verhältnis der Summe der Fensterflächen zu den gemauerten und verputzten Fassaden. Typisch ist die freie Lage des „Bennoschlößchens“ in der Landschaft, umgeben von Wein auf drei Seiten.

Dietrich Lohse

Lyrikseite 2025

Im Dezemberheft 2024 hatte sich der Kreis mit 12 Texten von Stephan Krawczyk geschlossen. Als Höhepunkt durften wir im letzten Sommer den Künstler in einem wunderbaren Konzert am Fuße der Weinberge im Weingut Aust erleben.
Für 2025 konnten wir den Dresdner Schriftsteller und Lyriker Michael Wüstefeld für unsere Lyrikseite gewinnen und freuen uns, dass er mit seinen Gedichten unser Heft bereichert.

Sascha Graedtke


MICHAEL WÜSTEFELD, geboren 1951 in Dresden, absolvierte ein technisches Studium an der TU Dresden, arbeitete bis 1991 in einem Dresdner Ingenieurbu?ro, seither als freiberuflicher Autor und Kritiker. Seit 1996 Mitglied im P.E.N.-Zentrum Deutschland. Zahlreiche Stipendienaufenthalte, u.a. Paris, Künstlerdorf Schöppingen, Amsterdam, Künstlerhaus Edenkoben, Villa Waldberta, Calwer Hesse-Stipendium, Pécs im „Auswärtsspiel“ der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Stadtschreiber zu Rheinsberg.
Jüngste Veröffentlichungen: „Paris, geschenkt“ (2008), „Fünfkirchen fünf vor zwölf. Ein Pécs-Tagebuch“ (2016), „Kinogeschichten“ (2016), „Gegenwärtige Vergangenheit. Gedichte aus 40 Jahren“ (2020), „NachSchlag“ (2021).


 

Eine Glosse

Die Kronjuwelen…?

Die Kronenjuwelen des britischen Königshauses sollen ja das Kostbarste sein, was man auf dieser Welt besitzen kann. Ihren Wert schätzt man auf über 20 Billionen Pfund! Gewissermaßen ein Schatz der Superlative. Um die Klunkern zu schützen, bewahrt man sie seit einer kleinen Ewigkeit in einer beeindruckenden Festung auf, dem Tower of London. Der war nicht nur Schatzkammer des Königreiches, sondern zeitweise auch Waffenkammer, Hinrichtungsstätte, Zoo und Königspalast. Verständlich, dass die Herrscherfamilie ihr Wertvollstes und Liebstes natürlich ständig um sich haben wollte. Allein die St.-Edward-Krone beziffert man heute auf 39 Millionen Dollar. Das lässt man nicht gern allein. Auch will man natürlich die Edelsteine hin und wieder mal in der Hand fühlen. Wozu hat man sie denn sonst?
Natürlich verlief die Geschichte des Kronenschatzes nicht so glatt, wie man meint. Nicht immer ist man am Laufband an diesem „vorbeigeschwebt“. Erst seit 1967 ist dieser im Waterloo Barracks im Tower of London untergebracht. Ganz am Anfang wurden er in der Westminster Abbey, dem Krönungsort des Oberhauptes, aufbewahrt. Sicher war es da allerdings auch nicht, meldete doch die Chronik 1303 einen Diebstahl. Überhaupt sind die Herrscher lange Zeit ziemlich nachlässig mit ihrem Schatz umgegangen. Eduard III. hatte die Kronjuwelen sogar mal verborgt, um den Hundertjährigen Krieg (1337–1453) zu finanzieren.
Andere bewahren ihre „Kronjuwelen“ in Strumpf oder in der Matratze auf, wie neulich in Italien. Die böhmischen Kronjuwelen beispielsweise werden an drei verschiedenen Orten gelagert. Die Preußischen wurden gar im Zweiten Weltkrieg vor der heranrückenden Roten Armee im Thüringer Bergwerk Bernterode versteckt, um sie später den Nachfahren zu übergeben. Einiges ist aber auch abhanden gekommen. Das alte Sprichwort „Dreimal umgezogen, ist wie einmal abgebrannt.“, bewahrheitet sich halt immer wieder.
Die „Kronjuwelen“ von Radebeul werden in Bälde zum dritten Mal umziehen. Wohin weiß nur der Kuckuck allein. Da kann man nur hoffen, dass sie nicht auch nach Trier kommen, wie seinerzeit 1339, als Eduard III die englischen Kronjuwelen dem Kurfürst Balduin von Luxemburg geliehen hatte, weil der mal wieder knapp bei Kasse war.
Das freilich könnte der Großen Kreisstadt in den nächsten Jahren auch passieren. Die neusten Prognosen des Arbeitskreises „Steuerschätzungen“ sagen einen Rückgang von 10,2 Prozent voraus. Die Baukosten für geplante Vorhaben wie die Erweiterung des Karl-May-Museums, des Schul-Campus, des Objektes für Kunstsammlung und Stadtarchiv, der Sicherung der Kolbe-Villa und des Straßenbaus werden steigen. In die Hoflößnitz sollen auch demnächst die Handwerker einziehen. Die Inflationsrate hat mit +2 Prozent wieder angezogen. Welches Tafelsilber kann hier die Stadt eigentlich auf die Waagschale legen, wenn die Nummern schief gehen? Ob das Karl-May-Fest und das Herbst- und Weinfest das eingespielt haben, was man sich erhoffte, ist ohnehin fraglich. Und wie man hört, wird auch mit dem Vereinshaus jongliert und am Rosenhof sei man ebenfalls interessiert. Klingt alles verdächtig nach Monopoly.
Freilich hat Eduard III. sich Zeit gelassen mit dem Rückholen der Juwelen, aber 1343 konnte er dann die 50.000 Gulden auf den Tisch legen – nebst Zinsen versteht sich. Später beschloss man, dass der Schatz England nie mehr verlassen darf. Vermutlich hat man, als die Lage während des Zweiten Weltkrieges besonders brenzlig wurde, veranlasst, zwei Kopien der Kronjuwelen anzufertigen. Die durften dann auch mal auf Reisen gehen.
Für den Radebeuler Schatz kommt diese Lösung natürlich nicht in Frage. Hier ist die Lage eine ganz andere – den will niemand stehlen und ein Angriffskrieg ist auch nicht zu erwarten. Die Situation ist entstanden, weil einfach der Mietvertrag planmäßig ausgelaufen ist. Das konnte man ja nicht wissen. Der englischen Krone kann das nicht passieren. Da hatte sie schon 1086 vorgesorgt. Will aber gegenwärtig ein Radebeuler etwas aus dem Archiv ausleihen oder sich nur ansehen, muss man das bei einer Interimsstelle anmelden. Verständlich, dass man nicht wegen jedem Blatt einen Transport bestellt. Es muss sich ja lohnen, sich nach dem 14 Kilometer entferntem Ort aufzumachen. Wie es mit der Kunstsammlung überhaupt weiter geht, steht gegenwärtig noch in den Sternen.
Na gut, man kann halt nicht alles haben. Vielleicht ist der eine oder andere Bürger interessiert. Vielleicht sollten wir den Vorschlag des einstigen Oberbürgermeisters von Löbau aufgreifen und den Mitarbeitern und Bürgern einige Blätter und Kunstwerke einfach in die Hand drücken. Die würden sich freuen, und die teuren Unterbringungskosten könnten auch gespart werden, meint

Euer Motzi

 

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