Leserzuschrift an „Vorschau & Rückblick“

Die Hoflößnitz betreffend:

Offener Brief an den OB der Stadt Radebeul

Sehr geehrter Herr Wendsche,
Anknüpfend an den Leserbrief von Herrn Exner im letzten Monatsheft, möchte ich mich als Anhänger der „nicht organisierten Lobby“ für die Hoflößnitz vorstellen. Diese hat wahrscheinlich keine Mehrheit, weder im Stadtrat noch bei deren Wählern. Aber Mehrheiten – so hat uns die Geschichte längst gelehrt – haben eben leider nicht immer recht.
Und: Ja Herr Exner, früher war natürlich auch nicht alles perfekt und heute ist nicht alles schlecht, was aber seit einiger Zeit mit der Hoflößnitz vorgeht, erregt erhebliches
Missfallen bei der Bürgerschaft. Das zeigen die mittlerweile vielfältigen Meinungsäußerungen von Radebeulern und sogar eines Münchners schon allein in der V&R. Was dort inzwischen alles gesagt worden ist, muss hier nicht wiederholt werden. Das kann jeder selbst nachlesen.
Besonders aufschlussreich und vom Wissen Eingeweihter und Beteiligter getragen war der offene Brief von Frau Aust im Juli-Heft. Dafür auch meinen großen Dank.

Hier ein Versuch, die Sache im Kern zusammenzufassen: Was wird angestrebt?
Ein weiteres rentables, möglichst Gewinn abwerfendes Objekt ähnlich Wackerbarth? Dieses sehr ehrgeizige, immens teure Vorhaben kommt einer Vergewaltigung des Ensembles Hoflößnitz gleich, zumal die Voraussetzungen dafür in wesentlichen Punkten nicht erfüllt sind.
Wünschenswert wäre der Erhalt der einzigartigen Kombination aus Lage, Baudenkmal, Weinbaumuseum, Weinstube etc. Ein auch im übertragenen Sinn „leiser“ Betrieb.

In der Überzeugung, der Angelegenheit förderlich zu sein, soll heißen, unser Kleinod vor weiteren Irrungen und Wirrungen zu bewahren, nun einige Fragen an Sie Herr Oberbürgermeister. Ist nach allen Bedenken zum eingeschlagenen Weg einer umfassenden aufwendigen Umgestaltung der Hoflößnitz nicht eine Kurskorrektur notwendig? Oder skeptisch gefragt: Ist diese überhaupt noch möglich? (vgl. Leserbrief Dr. Kunze, V&R Juni) Evtl. ist es gerade 5 vor 12.
Warum hat die letztendlich gegenüber dem Bürger verantwortliche Stadtverwaltung meiner Kenntnis nach seit dem Interview der SZ v. 16.7.2014 mit Ihnen und Herrn Dr. Cramer nicht mehr in den Medien (d.i. auch V&R) Stellung genommen? Diskussionen in Versammlungen zu diesem Thema wurden in Berichten stets nur als kontrovers bezeichnet, nach dem Motto, wer nicht dafür ist, ist gegen uns.
Wann kann der Radebeuler Bürger damit rechnen, seine Gäste stolz wieder in ein, dem Hause angemessenes, Weinbaumuseum führen zu können, was ja schon vorhanden war?
Ich wüsste auch sofort, wen ich z.B. für ein Kompromisse suchendes kompetentes Gremium vorschlagen würde: natürlich Sie, Herr OB, den Bürgermeister für Bauen, den Leiter des Kulturamtes, Herrn Hahn als Geschäftsführer der Weingut Betriebsgesellschaft mbH und als Geschäftsführer der Stiftung Hoflößnitz, seine beiden Museumskollegen, den Architekten und zuletzt, aber eigentlich unverzichtbar den Vorstand der Stiftung Hoflößnitz mit den Herren Dr. Cramer, Prof. Dr. Magirius und Fellisch, Elisabeth Aust und Thomas Gerlach.

Seien Sie freundlich gegrüßt

Volkmar Bretschneider,
Radebeul verbunden seit 1963, Einwohner seit 1994

Die „Gemischte Bude“ vorgestellt

Ein Besuch bei „Wein und fein“

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Enrico Friedland, Lutz Gerhardt, Stefan Bönsch, Frédéric Fourré, Andreas Kretschko, Matthias Gräfe                                                                                        Foto: U. van Stipriaan

Lokaltermin im Ladenlokal auf der Hauptstraße in Radebeul Ost. Der Feinschmeckerladen besteht seit nunmehr 13 Jahren und ist aus der Radebeuler Gastrokultur kaum mehr wegzudenken. Mit dem prägnanten Motto: „Einfach genießen. Und gut!“ hat sich das Team von Matthias Gräfe mit Andreas Tietze, Nicolle Kirsten und Udo Leichsenring vor Ort und bis ins weite Dresdner Umland einen extraordinären Namen gemacht. Ein umfangreiches wie erlesenes Weinsortiment von deutschen Gewächsen wurde hier zusammengetragen und folgt in Variationen den fortschreitenden Jahrgängen. Selbstverständlich sind die sächsischen Weinerzeuger mit einer großen Palette vertreten. Demgegenüber stehen kulinarische Raffinessen von über 90 regionalen und überregionalen Erzeugern von Käse, Schinken, Wurst und anderen Köstlichkeiten, die mit ihren Produkten von ihrer Handwerkskunst zeugen.
Einmal mit Matthias Gräfe, dem Chef „von`s Ganze“, ins Gespräch gekommen, kann man sich der Begeisterung des passionierten Gastronoms und Geschichtenerzählers kaum entziehen. In all den Jahren wurden mit immer neuen Ideen und Kreationen die Zungen und Gaumen seiner Gäste überrascht und verwöhnt. Gräfe geht es aber nicht nur um die Verköstigung seines Publikums, er sucht vielmehr das Gespräch, die Gemeinsamkeit des Moments. Neben fachgerechten Erläuterungen will er gegenüber seinen Gästen die manchmal auch respekteinflößende Weinsprache entmystifizieren.
Aus den zahlreichen Kontakten mit sächsischen Weinerzeugern ist ganz ungeplant mit der „Gemischten Bude“ eine neue Gemeinschaft erwachsen. Es begann vor zwei Jahren mit einer Jungweinprobe des französischen Winzers Frédéric Fourré bei „Wein und fein“. In Vorbereitung der Veranstaltung lud Gräfe den Weinbauberater Andreas R. Kretschko und den Winzer Enrico Friedland (Kastler Friedland) ein, die ihrerseits auch eigene Weine zur Verkostung auf den Tisch stellen konnten. Ein kritisch-freundschaftlicher Austausch von Winzern mit unterschiedlichen Handschriften begann. 2014 stießen Quereinsteiger Lutz Gerhardt vom Weingut „Haus Steinbach“ sowie Weinküfermeister und Winzer Stefan Bönsch in die Runde. In dieser Formation mit Weinen und Köstlichkeiten von „Wein und fein“ präsentierten sich die so unterschiedlichen Gleichgesinnten u.a. in einer festtypischen Bude beim Weinfest in Altkötzschenbroda, woraus schließlich der griffige Slogan „Gemischte Bude“ entstand. Das Besondere ist, dass einige Winzer sprichwörtlich Kleinstlagen bewirtschaften, die für größere Weinbaubetriebe aber als weitgehend unwirtschaftlich gelten. Die vorteilhafte Lage der Weinbergstücke an steilen Hängen haben hingegen ein hervorragendes Potential, um hochwertigste Weine zu erzeugen. Freilich ist mit wenig Fläche und Ernte zum Teil derzeit nur ein Nebenerwerb möglich. Es steht bei aller Wirtschaftlichkeit aber vor allem der Spaß und die Freude im Gestalten und Genießen im Vordergrund. Für die Weinfreunde ist immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich sich Weine vom selben Berg zeigen können, wenn sie von zwei Winzern ausgebaut wurden. Im Frühjahr 2015 fand schließlich die erste gemeinsame Fassprobe der unfiltrierten Weine der fünf Winzer bei „Wein und fein“ statt. Ein Moment des Austauschs, der kritischen Anregung und auch des Glücks!
Seit geraumer Zeit bietet das Ladenlokal zudem Raum für Ausstellungen. Derzeit sind unter dem Titel „Gräfe trifft Graf“ Werke von Karen und Peter Graf zu sehen. In einer weiteren Räumlichkeit, direkt neben dem bestehenden Weinladen, soll bis Jahresende eine Suppenbar mit einem kleinen aber feinen Angebot eröffnen.
Matthias Gräfe liebt das Beständige, aber auch den steten Wandel. So sehr ihn sein Weg in den letzten Jahren nicht selten in fernere Gefilde zog, so reift bei ihm zunehmend der Gedanke, hier angekommen zu sein.

Sascha Graedtke
Die Winzer im Kurzporträt:

Kastler-Friedland:
Rebsorten: Müller-Thurgau, Bacchus, Silvaner, Weißburgunder, Kerner und Spätburgunder
Rebfläche: 1 ha Radebeuler Johannesberg, Radebeuler Steinrücken. Radebeuler Goldener Wagen

Haus Steinbach
Rebsorten: Weißburgunder, Grauburgunder, Kerner, Traminer und Spätburgunder
Rebfläche: 1,2 ha am Fuße des Radebeuler Goldenen Wagens

Stefan Bönsch
Rebsorten : Riesling, Spätburgunder, Grauburgunder, Müller Thurgau und Scheurebe ab 2016
Rebfläche : 0,1 ha Radebeuler Lößnitz und 0,3 ha Meißen

Frédéric Fourré
Rebsorten : Morio-Muskat 4%, Scheurebe 4%, Riesling 4%, Spätburgunder 4%, Gutedel 4%, Kerner 7%, Traminer 10%, Weißburgunder 14%, Müller-Thurgau 25%, Grauburgunder 24%
Rebfläche : 2 ha

Andreas Kretschko
Rebsorten : Müller-Thurgau, Bacchus, Weißburgunder, Grauburgunder, Traminer und Riesling
Rebfläche : 0,65 ha in Radebeuler Lößnitz und Proschwitzer Katzensprung

Milena Jesenská in Friedewald-Buchholz (Teil 2)

Es lässt sich nicht auf den Tag genau bestimmen, wann Milená Jesenská mit ihrem damaligen Partner Xaver Graf Schaffgotsch (1890–1979) in Friedewald eintraf, aber vermutlich war es im Januar oder Februar 1925. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits Fuß als Journalistin gefasst, die sich vor allem aktuellen Themen aus Politik, Kultur und Lebensart widmete und für tschechische Tageszeitungen wie die „Tribuna“ und die Wochenzeitung „Kmen“ schrieb. Darüber hinaus war sie auch als Übersetzerin von Prosa tätig geworden und hatte u.a. Werke von Alfred Döblin, Franz Werfel, Leo Tolstoj und Upton Sinclair ins Tschechische übertragen. Zwar war sie de facto noch mit Ernst Polak verheiratet, aber die Ehe war erodiert, sodass es ihren Freundeskreis nicht verwunderte, dass sie mit einem anderen Mann, Xaver Graf Schaffgotsch, um den Jahreswechsel 1924/25 von Wien kommend in Prag eintraf. Nach kurzem Aufenthalt reiste sie aber nach Friedewald-Buchholz weiter, um ihre Schulfreundin Alice Gerstel zu besuchen, die inzwischen mit dem aus dem Erzgebirge stammenden Otto Rühle verheiratet und als Autorin pädagogischer Schriften in Erscheinung getreten war.1 Das Haus der Rühles ist heute noch fast im Originalzustand erhalten und eines der ältesten Gebäude der Straße. Aus nicht ganz ersichtlichen Gründen – dazu wussten auch die schon lange dort wohnenden Nachbarn nichts zu sagen – fand wahrscheinlich in der Nachkriegszeit eine Umwidmung der Hausnummern statt. Wenn man nämlich heute nach der Gommlichstraße 15b sucht – diese Adresse findet sich unter dem Eintrag „Rühle, Otto, Schriftsteller“ auch im Einwohnerverzeichnis von Dippelsdorf-Buchholz aus dem Jahr 1925 – dann wird man nicht fündig. Das fragliche Grundstück ist heute die Nummer 4, unmittelbar an der Einmündung der Prof.-von-Fink-Straße. Der langjähriger Bewohner des ehemaligen Verlagshauses, ein mittlerweile betagter pensionierter Bäcker, wusste mir zu berichten, dass in den letzten Jahren ab und an Leute nach den Rühles und dem Verlag gefragt hätten, die Anwesenheit einer Freundin Franz Kafkas habe aber bei diesen Erkundigungen keine Rolle gespielt. Bereits 1932 übrigens gaben das Ehepaar Rühle Verlag und Wohnsitz in Buchholz auf und verließen, auch veranlasst durch das rauer werdende politische Klima eines erstarkenden Nationalsozialismus, die behagliche Idylle und wandten sich nach Prag. Was aber machte Milena Jesenská in den vielen Monaten ihres Aufenthaltes? Gesichert ist, dass sie ihre publizistische Tätigkeit fortsetzte, wovon u.a. ein Brief zeugt, den sie wahrscheinlich im August 1925 an den Redakteur des „Národní listy“ schrieb. Darin kündigt sie an, einen Beitrag für das Feuilleton über den Autor Leonhard Frank fertig zu stellen, der auch von ihrer durch den Umgang mit den politisch aktiven Rühles geschärften Weltanschauung Kenntnis gibt: „Ich kann nicht beurteilen, ob der Teil über den Sozialismus in unsere Zeitung hineinpaßt, und ich möchte einerseits meine Situation nicht verschlechtern, andererseits aber auch nicht gerne etwas von dem zurücknehmen, was ich geschrieben habe; es beginnt für mich die wichtigste Sache in der Welt zu werden.“2 Schließlich ist sie auch noch mit einer Übersetzung des Romandebüts von L. Frank („Die Räuberbande“, 1914) beschäftigt, was den Feuilletonartikel erklärt, der auch tatsächlich am 29.8.1925 erschienen war. Des Weiteren gilt als bestätigt, dass sie zusammen mit der eingangs erwähnten Jirka Malá an einer tschechischen Ausgabe des englischen Kinderbuches „Peter Pan“ von James Matthew Barrie arbeitete, weil dieses zu Weihnachten 1925 erscheinen sollte. Der Besuch Jirkás war denn auch ein Arbeitsbesuch, gemeinsam wollten sie letzte Hand an die Ausgabe legen. Darüber hinaus weiß man aus den Veröffentlichungen von Alice Rühle-Gerstel, dass Milena durch ihre kultivierte Freundin mit den Schönheiten des barocken Dresdens und seiner Umgebung bekannt gemacht wurde und sie auch gemeinsam Hausmusik betrieben. Milenas Begleiter, Franz Xaver Graf Schaffgotsch, war für sie während des Aufenthaltes in Friedewald allem Anschein nach ein angenehmer (Gesprächs-) Partner, mit dem sie sich über Politik und Kultur austauschen konnte. Der zum linken Intellektuellen gewandelte vormalige Aristokrat („Der rote Graf“)3 versuchte sich selbst als Schriftsteller und übersetzte in dieser Zeit bereits russische Märchen, die 1927 im Leipziger Inselverlag erschienen. Als beide im Herbst 1925 nach Prag zurückkehrten, trennte sich Milena alsbald von ihm, weil sie ihn dafür verachtete, dass er so unselbständig war uns sich von ihr abhängig machte.

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Verlagshaus Rühle in Friedewald                                  Foto: B. Kazmirowski

Milena Jesenskás weiteres, leider viel zu kurzes Leben, sei hier kurz skizziert. Nach Heirat 1926 und Geburt der Tochter Jana 1928 hatte sie über viele Jahre mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, denen sie mit Morphiumkonsum zu begegnen suchte. Ihre journalistische Tätigkeit litt kaum darunter, aber sie wurde zunehmend politischer und in den 1930er Jahren auch Mitglied der Kommunistischen Partei, für deren Presse („Rudé Právo“) sie zu schreiben begann. Nach dem Einmarsch der Hitler-Truppen in Prag im März 1939 ging sie in den Widerstand und wurde im November 1939 verhaftet. Über die Zwischenstation Dresden, wo sie einige Zeit im Untersuchungsgefängnis saß, gelangte sie Anfang 1940 schließlich ins KZ Ravensbrück, wo sie am 17. Mai 1944 vermutlich an einer Nierenentzündung starb. So uneins sich die Forschung darüber ist, ob Milena Jesenská wirklich mehr war als eine attraktive, den Zeitläufen geschickt folgende Intellektuelle, die zufällig zur Freundin eines der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wurde, so einstimmig fällt das Urteil aller derjenigen aus, die mit Milena befreundet waren: Milena Jesenská hatte eine faszinierende Ausstrahlung, der man sich nur schwer entziehen konnte, und in ihrem bewegten Leben verdichten sich die großen Hoffnungen und Katastrophen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Bertram Kazmirowski

Literatur:
Altner, Manfred: Anwälte des Werdenden. In: Sächsische Lebensbilder. Literarische Streifzüge durch die Lößnitz, die Lausitz, Leipzig und Dresden. Edition Reintzsch, Radebeul 2001.
Buber-Neumann, Margarete: Kafkas Freundin Milena. Gotthold Müller Verlag, München 1963.
Jesenská, Milena: „Alles ist Leben.“ Feuilletons und Reportagen 1919-1939. Hrsg. von Dorothea Rein. Verlag Neue Kritik, Frankfurt 1984.
Kafka, Franz: Briefe an Milena. Erweiterte Neuausgabe. Fischer Verlag, Frankfurt 1999
Wagnerová, Alena: „Alle meine Artikel sind Liebesbriefe.“ Milena Jesenská. Bollmann Verlag, Mannheim 1994.
Wagnerová, Alena (Hrsg.): „Ich hätte zu antworten tage- und nächtelang“. Die Briefe von Milena. Bollmann Verlag, Mannheim 1996.

700 Jahre Ersterwähnung von Serkowitz

Eine Ausstellung der AG Stadtmuseum

Ein knappes Jahr lang, konkret vom 19. Juli 1838 bis 7. April 1839, als die Gesamtstrecke von Leipzig nach Dresden eröffnet wurde, war Serkowitz der einzige Ort, der von Dresden aus mit der Eisenbahn erreicht werden konnte. Nicht wenige Dresdner gönnten sich damals den Spaß, mit der Dampfbahn „aufs Land“ zu fahren, im Gasthof Goldene Weintraube ein Bier zu trinken und mit dem nächsten Zug wieder heimzureisen.
Dies und mehr zeigt eine Ausstellung der AG Stadtmuseum gegenwärtig im ehemaligen Kuhstall des Gutes Altserkowitz 1.
Anlass ist die urkundliche Ersterwähnung des Ortes im Jahre 1315. Die beiden textgleichen Fassungen der entsprechenden Urkunde sind als Fotokopie zu sehen. Dazu wurde eine Übersetzung in heutiges Deutsch angefertigt. Weitere Tafeln beschäftigen sich mit Fähre, Furth und Schiffsmühle, mit der Talmühle und den Gasthöfen, der alten Poststraße von Meißen nach Dresden und mit der Rolle, die neben dem Kurfürsten zwei Marktfrauen spielten oder eben nicht spielten. Die Anfänge der Industrie werden ebenso gestreift, wie die durch das Bevölkerungswachstum benötigten großen Schulen. Das Bauerndorf wird am Beispiel des gastgebenden Hofes vorgestellt, womit zugleich der Gastgeberin, Frau Hertha Wenzel, ein herzlicher Dank gesagt wird.
Die der Serkowitzer Flur zuzuordnenden archäologischen Fundstellen und Funde belegen, dass die deutschen Siedler des 12. Jahrhunderts zwar am Anfang einer Entwicklung standen, die heute aber noch nicht abgeschlossen ist. Sie waren aber längst nicht die Ersten, die das Leben hier am alten Elbübergang lebenswert fanden.

In einem zweiten Teil zeigen Thilo Hänsel, der für das Gesamtkonzept der Ausstellung den Hut auf hatte, und Klaus Schumann an Hand von Zeichnungen und Grafiken, was sie heute noch für sehens- und damit lebenswert halten. Beide sind oft und gern mit Block, Stift und einander unterwegs, um so intensiv zu zeichnen, wie sie als Studenten vor mehr als 50 Jahren miteinander musizierten.

Thomas Gerlach
Die Ausstellung ist bis 13. September jeweils Mittwoch und Sonntag von 14 – 18 Uhr zu besichtigen.

„Tag des Offenen Denkmals 2015“ am 13. September

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Der verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul e. v. lädt ein zum

„Tag des Offenen Denkmals 2015“ am 13. September
Der Tag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Handwerk, Technik, Industrie“. Damit beteiligt sich der deutsche Tag des Offenen Denkmals an der europaweiten Kampagne „European Industrial and Technical Heritage Year 2015“.
Im Radebeuler Programm widmen wir uns in diesem Jahr insbesondere dem Handwerk. Das Handwerk war die Voraussetzung für die Errichtung unserer Denkmale, erhält diese bis heute – zum Teil mit den traditionellen Techniken. Dabei drängt sich bei einer gelungen Sanierung das einzelne Handwerk nicht in den Vordergrund – sondern fügt sich in das Zusammenspiel der einzelnen Gewerke ein. Deshalb wollten wir das einzelne Handwerk beim diesjährigen Tages des offenen Denkmals ins Rampenlicht rücken und weniger das Denkmal als Ganzes.
Die Suche nach geeigneten Handwerksbetrieben in Radebeul war nicht sehr schwierig und die Begeisterung und Offenheit für das Vorhaben bei allen Ansprechpartnern groß. Die Handwerker werden an diesem Tag durch Ihre Werkstätten führen, an Hand von Schaustücken Techniken erläutern und historische Verfahren praktisch demonstrieren.
Zwei Baustellen laden ein den Zwischenstand einer Denkmalsanierung zu besichtigen und mit Handwerkern, Planern oder Eigentümern Erfahrungen auszutauschen. Außerdem freuen wir uns, Ihnen aus dem Bereich der Industriedenkmale eine Führung durch das ehemalige JW-Hoffmann Elektroamaturenwerk anbieten zu können.
Katja Leiteritz

Wir laden Sie herzlich zu folgenden Veranstaltungsorten am „Tag des Offenen Denkmals“ ein:

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„Baustelle – Schaustelle“ Hoflößnitz
Der Verein Kulturlandschaft Hoflößnitz e.V. und die Stiftung Hoflößnitz laden Sie zum Tag des offenen Denkmals 2015 recht herzlich in die Hoflößnitz ein.
Am Sonntag, den 13. September können Sie sich im Rahmen zweier Baustellenführungen, die um 14 Uhr und um 15 Uhr starten, einen Eindruck vom aktuellen Baugeschehen in der Hoflößnitz verschaffen. Gegenwärtig wird das denkmalgeschützte Pressenhaus, das jahrhundertelang das eigentliche Zentrum der historischen Weingutsanlage bildete, umfassend saniert. Architekt Carsten Schmidt vom Büro Seidel+Architekten Pirna wird Ihnen vor Ort die Umbaupläne erläutern, über den Baufortschritt und über die künftige Nutzung des Gebäudes informieren. In den Kellern des Pressenhauses, die letztmalig unverbaut zu besichtigen sind, gibt Ihnen Museumsleiter Frank Andert einen Überblick über die Geschichte des Hauses. Der Eintritt ist frei.
Abgerundet wird die Veranstaltung durch eine Dreier-Weinprobe mit Hoflößnitzweinen auf der Kastanienterrasse.

Vielleicht wird alles gut…

„Radebeul – Stadt der Zukunft“ – das Sommerprojekt der Stadtgalerie

„Neue Städte zeichnen sich… durch klare übersichtliche Gliederungen aus. Sie sind in der Regel deutlich unterteilt in den industriellen Bezirk und die Wohnstadt mit kulturellem Zentrum, großzügige städtische Wohnviertel (mit verkehrsschonenden Innenstraßen und zentralen Versorgungseinrichtungen) sowie vielgestaltige, stark aufgelockerte Außenbezirke.“ So stellte man sich in den 1960er Jahren eine Stadt der Zukunft vor. Konnte man den maximal siebengeschossigen Gebäuden noch etwas Freundliches abgewinnen, so war die Reißbrettstadt alles andere als bewohnerfreundlich. Da finden sich Schulen neben der Feuerwehr, der Flugplatz in unmittelbarer Nähe zum Wohngebiet und dem Freibad. Von der geschlossenen Bebauung hatte man sich verabschiedet – Brasilia ließ grüßen. Man setzte auf „schnellen, fließenden und sicheren Verkehr“, vermochte aber künftige Verkehrsaufkommen nicht annähernd zu erahnen. Weiträumigkeit bestimmte das künftige Städtebild. Der neue Stadtbürger musste gut zu Fuß sein.
Stadtvisionäre von heute haben einen modernen Turm von Babylon vor Augen, einen gigantischen Gebäudekomplex, der alle Funktionen einer Stadt in sich trägt. Ein Turm – eine Stadt. Die 30.000 oder 100.000 Bewohner werden das Bauwerk nicht mehr verlassen müssen. Unter ihnen die renaturalisierte Wildnis.
Hat Radebeul als Garten- und Villenstadt da noch eine Chance? Radebeul der Zukunft – ein Flächendenkmal, eine Museumsstadt? Können wir so extensiv weiterleben? Schon heute haben die Menschen in Europa ihre Jahresressourcen bereits nach sieben Monaten aufgebraucht. Wie also weiter? Diese Fragen nach einer sinnvollen Zukunft für die wachsende Bevölkerung der Erde wirft das Thema „Radebeul – Stadt der Zukunft“ auf, welches die Stadtgalerie Radebeul für das diesjährige Sommerprojekt erarbeitet hat. Natürlich ist klar, die Kunst wird die Zukunft nicht richten, sie wird auch keine Antworten auf die vielen brennenden Fragen der Ressourcenknappheit, der Mittelverschwendung und Bevölkerungsexplosion geben. Aber sie kann Bilder, im eigentlichen wie übertragenen Sinne, erschaffen, in denen sie ausmalt wie die Welt aussieht, wenn beispielsweise das Wasser nur noch für 20 statt 30 Tage des Monats ausreicht, wenn die Luft nicht mehr zum Atmen taugt. Aber vielleicht ist dann auch der 3-D-Drucker soweit gereift, dass er all unsere Probleme löst. Wer weiß… vielleicht wird alles gut?
Seit Jahren trägt die Stadtgalerie mit ihren Sommerprojekten dazu bei, mit künstlerischen Mitteln gesellschaftlichen Fragestellungen nachzugehen, sich mit diesen auseinanderzusetzen und den Besuchern der stark beachteten Ausstellungen sinnliches, ästhetisches wie auch nachdenkliches Vergnügen zu bereiten. Ca. 50 bis 70 Künstler, nicht nur aus Radebeul, lassen sich alljährlich darauf ein, zu einem vorgegebenen Thema zu arbeiten. Somit bietet diese Ausstellung auch immer wieder einen Einblick in das aktuelle Schaffen der ausstellenden Maler, Grafiker, Bildhauer, Konzeptkünstler, Fotografen… Erinnert sei an dieser Stelle auch an eine Künstlergruppe, die sich vor nicht ganz 100 Jahren anschickte, von Weimar und Dessau aus „eine neue Welt zu erfinden“.
Die diesjährige Ausstellung ist vom 13. September bis 25. Oktober 2015 in den Räumen der Stadtgalerie in Altkötzschenbroda zu sehen. Die Eröffnung findet am 11. September mit einem kleinen Künstlerfest statt und will mit einem abwechslungsreichen Programm überraschen.

KUB

Editorial 9-15

Der Monatswechsel vom August zum September markiert das allmähliche Verglühen des hochsommerlichen Hitzeflirrens und schenkt uns eine Vorahnung auf die Ernten des kühleren Herbstes. Eine gerade für unsere Region Heimatgefühl stiftende Gabe sind die Reben an den Hängen und auf den Terrassen, die in diesen Tagen gerade zu voller Reife gelangen und deren pralle Früchte Vorfreude auf die heimischen Köstlichkeiten wecken, die ab nächstem Frühjahr durch unsere Kehlen rinnen werden. Guter Brauch ist es, dass die linkselbischen Weinbauern zwischen Cossebaude und Niederlommatzsch und die rechtselbischen zwischen Radebeul und Diesbar-Seußlitz ihre Produkte den geneigten Genießern präsentieren und mit diesen über die Arbeit am Wein und die Geheimnisse des guten Geschmacks fachsimpeln möchten. Dazu laden insgesamt 40 Weingüter, Weinbaubetriebe und Straußwirtschaften zu den Tagen des offenen Weingutes am letzten Augustwochenende, jeweils von 10 bis 18 Uhr, ein.
Nutzen Sie, liebe Leserinnen und Leser, diese Möglichkeit doch dazu, auch einmal die von Ihnen etwas entfernter liegenden Weinberge und Wirtschaften aufzusuchen! Viele Örtlichkeiten werden durch einen Pendelbusverkehr (Schloss Wackerbarth – Cossebaude – Schloss Wackerbarth bzw. Diesbar – Seußlitz – Meißen – Radebeul) auf beiden Seiten miteinander verbunden, und das Kombiticket von 5€ berechtigt nicht nur zur Nutzung der Busse, sondern beinhaltet auch noch einen kleinen Schoppen Wein(0,1l)! Details zu den Veranstaltungen auf den Weingütern gibt es unter www.weinbauverband-sachsen.de; zu den Bus-, Zug- und Fährverbindungen unter www.vg-meissen.de. Na dann: Ein Hoch auf uns und unseren Wein!

Bertram Kazmirowski

Titelbild August 2015

Scharfenberg – Burg oder Schloss ist die Frage? Beides trifft zu, über die Jahrhunderte zum Schloss gewordene Burg läuft es heute unter »Schloss Scharfenberg«. Als erste Erwähnung der Burg gilt das Jahr 1227, doch bereits vorher dürfte hier eine Grenzfeste deutscher Siedler gegenüber dem Land der Slawen bestanden haben. Der Palas auf dem Bergsporn, später mit oberem Renaissanceabschluss, war vom Elbtal deutlich zu sehen – davon existieren nach Blitzeinschlag von 1783 heute nur noch Reste. Lange besaß die in Sachsen weit verzweigte Familie von Miltitz das Schloss. Zu Zeiten Karl von Miltitz (1780 – 1845) trafen sich hier wie auch im benachbarten Schloss Siebeneichen ein Teil der deutschen Romantiker, darunter auch der in Radebeul bekannte Moritz Retzsch. Dieser Aspekt wäre vielleicht mal in einem gesonderten Artikel zu beleuchten. In den 60er Jahren des 20. Jh. hatte der Meißner Maler Otto Walcha hier sein Atelier neben einem kleinen Heimatmuseum. Aber alle gut gemeinten Bemühungen der 70er und 80er Jahre u.a. von Günter Donath, Albrecht Höfer, TU-Studenten und dem VEB Denkmalpflege konnten den Verfall kaum stoppen. Erst der heutige (seit 1997) Eigentümer Gert Leo Lippold scheint das alte Gemäuer schrittweise mit neuem Nutzungskonzept in den Griff zu bekommen. Man kann nun stimmungsvolle Räume für private Feiern, darunter auch Hochzeiten, mieten und auch da eine Zeit lang wohnen. Schrittweise bedeutet, es ist noch nicht alles geschafft – wir wünschen Herrn Lippold weiterhin gutes Gelingen bei der Realisierung seiner Pläne!

Dietrich Lohse

Titelbild September 2015

Das kleine Dorf Mobschatz, auf dem Hochland über Cossebaude gelegen, gehört zur letzten Gebietserweiterung der Stadt Dresden und war durch seinen Obstanbau bekannt. Der alte Vierseithof Altmobschatz 1, seit 1979 Kulturdenkmal, liegt am Eingang zum Dorfanger und hat außer der Größe noch etwas Besonderes: es ist die Torgestaltung, die beiden Torsäulen der Einfahrt werden von zwei Rokoko-Sandsteinvasen bekrönt, während die Pforte, wie üblich, im Rundbogen geschlossen ist. Für eine Umsetzung der Vasen im Sinne von Spolien gibt es keine Belege. Wir dürfen also von einem wohlhabenden und kunstsinnigen Bauern ausgehen, der um 1750 sein Tor im Stile der Zeit schmücken konnte. Am Tor selbst ist keine Jahreszahl, aber an vier Stellen des Gehöfts finden wir solche, die die Geschichte des Bauernhofs widerspiegeln. Auf einer Metalltafel (wohl 20. Jh.) am großen Wohnhaus wird daran erinnert, dass der Hof bereits 1550 einer Familie Kürbis gehörte, 1816 steht für einen Wiederaufbau nach Brand im Dorf. Eine Schrift auf Putz am Auszugshaus belegt, dass Carl Traugott Kürbiß 1855 dasselbe baute bzw. umbaute und am östlichen Langhaus erkennen wir das Jahr 1896 in Sandstein gemeißelt, vielleicht eine Erweiterung. Interessant ist, dass die Familie Kürbis, wie an der Klingel zu lesen, das Anwesen wohl von 1550 bis heute besitzt, auch wenn sich die Schreibweise des Namens mal geändert hatte. Lobenswert, dass die historischen Vasen bis heute erhalten wurden. Sollte die Sanierung des Bauernhofs weitergehen, darf man auf weitere denkmalpflegerische Akzente hoffen.

Dietrich Lohse

Leserbriefe

Liebe Frau Rau,

gerade habe ich „Vorschau & Rückblick“ Juni 2015 gelesen. Es ist diesmal eine ganz besonders gelungene Ausgabe, zu der ich gratuliere und für die ich mich beim gesamten Kollektiv (kennen Sie das Wort noch?) doch sehr bedanken möchte. Es ist keine leichte Aufgabe, jeden Monat dem interessierten Leser etwas Neues und Interessantes zu bieten. Mehr »

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